Perry Rhodan 567: Der Mann aus dem Eis - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 567: Der Mann aus dem Eis E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sie leben seit Äonen - und sie vollziehen die Rache Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Mitte April des Jahres 3443. Der Kampf um die Lenkung und Beherrschung des Sternenschwarms strebt unaufhaltsam seinem absoluten Höhepunkt entgegen. Auf der einen Seite stehen die Götzen, die so genannten Karduuhls, mit ihren unzähligen Hilfsvölkern und ihrer riesigen Organisation, die allerdings schon schwer angeschlagen wurde; auf der anderen Seite sind die Terraner unter Perry Rhodan und die geheimnisvollen Cynos, die wohl oder übel bereits einige ihrer Geheimnisse preisgeben mussten. Jetzt geht es für beide Seiten ums Ganze! Die bei der Vernichtung von Stato I Verschollenen sind auf Stato II, der Reserve-Justierungswelt, wieder aufgetaucht, und das Tabora, das den Schlüssel zur Macht über den Schwarm darstellt, hat erwartungsgemäß reagiert. Schmitt, der mysteriöse Cyno, beginnt seine Mission zu erfüllen, und eine noch mysteriösere Persönlichkeit erscheint praktisch aus dem Nichts - DER MANN AUS DEM EIS ...

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Nr. 567

Der Mann aus dem Eis

Sie leben seit Äonen – und sie vollziehen die Rache

von WILLIAM VOLTZ

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator setzt die Solare Flotte ein.

Atlan – Der Lordadmiral begegnet einem alten Rivalen.

Michel de Note Dame – Der Mann aus dem Eis.

Schmitt – Der Cyno entschließt sich zur »Tat der letzten Möglichkeit«.

Alaska Saedelaere, Ras Tschubai, Ribald Corello und Irmina Kotschistowa – Vier Terraner auf Stato II.

1.

Das Jaulen und Gebell der Schlittenhunde hatte die ganze Nacht über angedauert, und einmal war der alte Muschelsammler aufgestanden und durch den Tunnel, der das Haus und den Stall miteinander verband, hinübergegangen, um die Tiere zu beruhigen. Doch sie hatten die Nackenhaare aufgerichtet und ihn angeknurrt. Den Schwanz eingeklemmt und die Vorderbeine fest in den Boden gestemmt, standen sie in den Boxen.

»Na, na!«, hatte der alte Muschelsammler sie zu beruhigen versucht. »Was soll denn dieser Unsinn, meine Freunde?«

Jake-O, der Meutenführer, hatte die Ohren angelegt, den Kopf zurückgeworfen und ein schreckliches Geheul angestimmt, bis dem alten Muschelsammler im Halbdunkel des Stalles ein bisschen unheimlich geworden und er ins Haus zurückgekehrt war.

Nun stand er vor dem Bett des Reiseleiters der CLTO und überlegte, ob er ihn wecken und ihn über das Verhalten der Hunde informieren sollte. Bardonsch war ein aalglatter Typ, gerade der richtige Mann, der die unsinnigen Werbeslogans der Coats-Land-Travel-Organisation wie prophetische Aussprüche von sich geben konnte.

Kommen Sie in ein Stück unberührte Natur – vergessen Sie Ihre Sorgen.

Der alte Muschelsammler biss sich auf die Unterlippe. Kein Mensch konnte seine Sorgen vergessen, wenn er sie für ein paar Stunden verdrängte, brachen sie nach dieser Pause um so stärker wieder hervor.

Das Solsystem stand im Innern des Schwarmes, gewaltige Verbände von Schwarmschiffen griffen seit Stunden den Paratronschirm an – und die CLTO empfahl ihren Kunden Vergessen auf dem letzten Gletscher des Südpolgebiets, den ein paar fanatische Umweltschützer vor dem Zugriff von energetischen Fesselfeldern und Strahlstabilisatoren bewahrt hatten.

Seit Jahr und Tag fuhr der alte Muschelsammler neugierige Menschen mit dem Hundeschlitten zu dem Gletscher hinaus; sie starrten ihn eine Zeitlang an und wurden zurückgefahren, so dass sie glaubten, für einen gewissen Zeitraum den Hauch jenes Abenteuers gespürt zu haben, das einst die Polarforscher erlebt hatten.

Nur während der Verdummungsperiode hatte die CLTO nicht gearbeitet; Bardonsch und der alte Muschelsammler hatten diese Zeit wie durch ein Wunder überlebt, denn sie hatten Jatanmansch, die nächste Stadt, nicht erreicht. Vielleicht war ihr Überleben auch kein Wunder, sondern das Verdienst des alten Muschelsammlers, der einen Instinkt besaß wie seine Hunde.

Der alte Muschelsammler versetzte dem Konturbett des Reiseleiters einen Tritt, dann sah er, dass Bardonsch die Stöpsel einer Traummaschine an die Schläfen geklebt hatte. Er löste sie und schlug dem Reiseleiter leicht auf die Wange.

Bardonsch fuhr hoch und blinzelte. Dann fiel etwas wie ein Schatten über sein Gesicht; mit einem Schlag wurde er zum nie verzagenden Reiseleiter.

Er sah erst auf Hokar, dann auf seine Uhr, dann wieder auf Hokar.

Dann hob er ein wenig den Kopf, denn er hörte das Heulen der Hunde.

»Was ist los?«, fragte er.

»Wenn ich das wüsste, hätte ich Sie bestimmt nicht geweckt!« Der alte Muschelsammler starrte Bardonsch, der jetzt auf der Kante des Bettes hockte, verdrossen an. »Denken Sie, ich kann in die Seelen der Tiere hineinsehen?«

»Diese Tiere, mein lieber Hokar, besitzen keine Seelen«, versetzte Bardonsch. »Wir könnten zwar ihre Intelligenz durch Verabreichung bestimmter biochemischer Präparate erhöhen, aber das lehnen Sie ja ab.«

Bardonsch war ein großer und schlanker Mann, er sah sehr gut aus, besaß feine Manieren und konnte reden wie kein Zweiter. Die Touristinnen waren hinter ihm her, und nicht sein Gehalt, sondern die Höhe der Trinkgelder bestimmte seinen Lebensstandard.

»Meine Tiere besitzen mehr Seele als Sie!«, behauptete Hokar, der alte Muschelsammler.

»Wenn Sie so davon überzeugt sind, dann gehen Sie endlich hinüber und beruhigen Sie diese Köter«, forderte Bardonsch. »Sie haben mich zwei Stunden zu früh geweckt.«

»Ich war bereits drüben im Stall!«

»Na und?«

»Nichts na und! Sie lassen sich nicht beruhigen. Nicht mal Jake-O, der mir normalerweise aus der Hand frisst. Irgend etwas beunruhigt sie. Etwas ist nicht in Ordnung.«

Bardonsch tippte mit allen zehn Fingern gegen seine nackte Brust.

»Und was erwarten Sie von mir? Soll ich vielleicht 'rübergehen und sie beruhigen?«

Der alte Muschelsammler musste grinsen, denn er konnte sich gut vorstellen, dass Bardonsch nicht den Mut haben würde, in den Stall zu gehen, wo sich zwölf tobende Schlittenhunde aufhielten.

Bardonsch warf die Arme hoch.

»Also lassen Sie mich schlafen! Kümmern Sie sich um die Köter.«

Er benutzte immer wieder den Ausdruck »Köter«, weil er wusste, dass er Hokar damit ärgern konnte.

Der alte Muschelsammler war untersetzt und muskulös. Er ging leicht vornübergebeugt und besaß ungewöhnlich lange Arme. Sein Gesicht wurde von den tiefliegenden Augen mit den dichten Brauen darüber beherrscht. Sein Kinn sprang ein Stück vor, die Lippen waren breit und wulstig. Hokars Haut war basaltfarben, hinter dem rechten Ohr hatte er eine große Frostbeule.

Bardonsch trat unwillkürlich bis an sein Bett zurück, als Hokar ihn von unten herauf ansah.

»Spielen Sie nicht gleich verrückt!«

Der Reiseleiter konnte nicht vergessen, dass Hokar ihn während der Verdummungsperiode zwar ernährt und damit vor dem Tode gerettet, ihn aber auch oft verprügelt hatte.

»Sie stellen jetzt eine Funkverbindung mit Jatanmansch her und fragen in der Zentrale, ob irgend etwas passiert ist«, sagte Hokar bestimmt. »Diese Unklarheit macht mich nervös. Ich kann mich auf meine Tiere verlassen. Sie merken, wenn etwas nicht in Ordnung ist.«

»Es sind nicht Ihre Tiere!«, stellte der Reiseleiter fest. »Sie werden mit dem Geld der CLTO gezüchtet und ernährt. Auch Sie werden von der CLTO bezahlt, Hokar, ob Ihnen das nun recht ist oder nicht.«

Hokar spie auf den Boden und sah Bardonsch an.

Bardonsch zuckte mit den Schultern und setzte sich in Bewegung.

»Wenn Sie denken, dass es notwendig ist! Die werden ganz schön fluchen, wenn ich sie mitten in der Nacht rausschmeiße, nur um ihnen zu erzählen, dass Ihre Köter kläffen.«

Als Bardonsch die Tür zum anschließenden Büro öffnete, verstummte das Heulen der Schlittenhunde plötzlich. Bardonsch atmete auf und warf dem alten Muschelsammler einen triumphierenden Blick zu.

Doch Hokar war alles andere als beruhigt. Die unverhoffte Stille schien ihm ein neues unerklärliches Alarmsignal zu sein. Er kannte die Hunde genau.

Normal wäre gewesen, wenn sie sich allmählich beruhigt hätten. Doch das war nicht der Fall. Ihr Bellen und Heulen war abrupt verstummt.

Ein nie gekanntes Gefühl der Furcht drohte dem alten Muschelsammler die Kehle zuzuschnüren.

Er fuhr herum.

»Ich muss nach den Tieren sehen!«, stieß er hervor.

»Warten Sie!«, rief Bardonsch, der genau spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. »Ich komme mit.«

Hokar sah zurück.

»Bleiben Sie in Ihrem verdammten Bett!«

Durch den Energiekeller gelangte Hokar zum Tunnel. Niemals zuvor war er so schnell in den Stall gerannt. Erst als er vor den Boxen stand und sah, dass die Hunde offensichtlich noch in Ordnung waren, atmete er auf und begann sich langsam zu beruhigen. Trotzdem war das Verhalten der Tiere unerklärlich.

»Es scheint alles in Ordnung zu sein!«

Bardonsch war ihm in den Stall gefolgt und stand am Tunneleingang. Er hatte eine Jacke übergezogen.

Hokar antwortete nicht. Er verzichtete darauf, dem Reiseleiter zu erklären, was er von der Sache hielt. Wahrscheinlich würde sich der Zwischenfall niemals klären lassen.

Hokar ging zu Jake-O und kraulte ihn im Nacken. Der Hund, der darauf normalerweise seinen Kopf gegen Hokars Beine zu stoßen pflegte, stand völlig still.

Hokar packte den Kopf des Hundes mit beiden Händen und hob ihn hoch.

»Du bist doch nicht krank, Alter?«

Jake-O winselte leise. Hokar griff mit beiden Händen in das dicke Fell des Tieres und tastete den Bauch ab. Alles schien in Ordnung zu sein.

Bardonsch gähnte.

»Ich gehe schlafen.«

Er verschwand im Tunnel.

Hokar blieb noch eine Zeitlang bei den Hunden, dann kehrte er ebenfalls ins Haus zurück. Doch der alte Muschelsammler schlief nicht mehr. Er holte sich ein Bier aus dem Vorratsschrank und dachte nach. Bei Hunden kannte er sich aus. Wenn sie ihr Verhaltensmuster auf so krasse Weise durchbrachen, konnte das nur schwerwiegende Gründe haben.

Aber was war geschehen?

Der Muschelsammler nahm die Flasche mit nach oben in die Aussichtskuppel. Im ungewissen Licht lag das Coats-Land vor ihm. Am Horizont glaubte Hokar die Lichter von Jatanmansch zu sehen, aber das konnte auch eine Täuschung sein. Es war eine ruhige Nacht. Die Station war nur fünf Meilen vom Gletscher entfernt und stand mitten in Eis und Schnee.

Das Coats-Land war eines der wenigen Gebiete am Südpol, die noch ihre Ursprünglichkeit erhalten hatten.

Hokar ließ sich in einem Sessel nieder. Bei Tagesanbruch würden die Touristen mit einem Spezialbus der CLTO eintreffen, einem Gefährt, das von der Gesellschaft zu einem monströsen Schlitten umfunktioniert worden war – schließlich hatte man den zahlungswilligen Narren viel Echtheit versprochen.

Früher waren Menschen von allen Welten des Solsystems und von den Kolonien hierhergekommen, doch das war im Augenblick nicht möglich.

Trotzdem hatte der Touristenstrom nicht nachgelassen. Gerade im Augenblick höchster Gefahr schien es Menschen zu geben, die auf irgendeine Weise die Flucht zu ergreifen suchten.

Als wenn das möglich gewesen wäre!

Hokar schüttelte unwillig den Kopf.

Für ihn war es schon immer schwierig gewesen, andere Menschen zu verstehen. Viel besser verstand er sich mit Tieren, vor allem mit Hunden.

In der Dämmerung erschienen die Positionslampen des Spezialbusses. Hokar stand auf und stieß eine Verwünschung aus. Er hatte vor sich hingedöst. Jetzt war der Bus fast vor der Station. Der alte Muschelsammler richtete sich auf. Unten tauchte jetzt Bardonsch auf, eine in Pelz gehüllte Gestalt, die mit langsamen Schritten auf den Bus zuging. Eine Tür öffnete sich, der Fahrer sprang heraus. Danach die Touristen, Männer und Frauen (warum, zum Teufel, kamen nie Kinder hierher?), die unschlüssig vor dem Bus verharrten. Hokar ging nach unten und begab sich in seinen Wohnraum. Dort legte er die Kleidung an, von der die Gesellschaft annahm, dass er in ihr besonders imposant wirkte und Eindruck auf die Touristen machen würde.

Inzwischen hatten sich die Touristen im Vorraum der Station versammelt, wo sie ein gemeinsames Frühstück einnehmen würden. Bardonsch bewegte sich geschäftig zwischen den Tischen hin und her, sammelte Bons ein und verteilte Prospekte.

Hokar warf nur einen kurzen Blick in den Vorraum.

»Das ist unser Schlittenführer!«, rief Bardonsch.

Wahrscheinlich hatten ihn überhaupt nicht alle Touristen gesehen, so schnell war Hokar wieder verschwunden. Er ging in den Stall zu den Hunden. Obwohl er sie aufmerksam beobachtete, konnte er nichts Ungewöhnliches in ihrem Verhalten feststellen. Sie schienen sich vollständig beruhigt zu haben.

Der alte Muschelsammler ging in den Nebenraum, wo der Schlitten stand. Er schob ihn bis vor das Tor, dann presste er die Atemmaske vor das Gesicht. Als er den Schlitten ins Freie zog, hatte er seinen Zorn auf Bardonsch fast wieder vergessen. Er bereitete alles vor und holte dann die Hunde. Viel brauchte er nicht mehr zu tun. Die Tiere wussten genau, worauf es ankam, außerdem war Jake-O ein Meutenführer, der sehr diszipliniert war und von den anderen anerkannt wurde. Nur der alte Otter versuchte, einen der jüngeren Hunde zu beißen.

Bardonsch kam heraus. Er trug einen weißen Pelz und eine dunkelbraune Kappe. Mit schwerfälligen Bewegungen kam er auf Hokar zu. Der alte Muschelsammler hatte schon festgestellt, dass Bardonsch im Freien viel von seiner Eleganz verlor.

»Sind Sie fertig?«, fragte der Reiseleiter.

»Das sehen Sie doch!«, gab Hokar zurück. Er konnte zu Bardonsch einfach nicht freundlich sein – und umgekehrt war es offenbar genauso.

Bardonsch rief die ersten acht Passagiere heraus.

»Das ist Hokar«, stellte er den alten Muschelsammler vor. »Er lebt mit seinen Hunden zusammen. Er kennt dieses Gebiet wie kein anderer Mann. Sie können ihm völlig vertrauen.«

Hokar nickte nur.

Keiner der Passagiere wusste, dass unter dem Schlitten ein Mikrogravitator befestigt war, der das Gewicht der Touristen neutralisierte.

Hokar lächelte.

Die meisten Besucher glaubten tatsächlich, dass die Hunde kräftig genug waren, einen vollbesetzten Schlitten mit dieser Geschwindigkeit über das Eis zu ziehen.

Der alte Muschelsammler brauchte die Tiere nicht zu dirigieren. Sie wussten genau, wie sie sich verhalten mussten und wo das Ziel lag. Ab und zu knallte Hokar mit der Peitsche oder rief den Tieren Befehle zu. Das tat er nur, weil die CLTO es verlangte. Den Touristen musste etwas geboten werden. Die Spuren der letzten Fahrten waren noch deutlich im Schnee zu erkennen.

Hokar stand vorn auf dem Schlitten und überlegte, ob er auch in Zukunft solche Fahrten unternehmen würde. Das weitere Schicksal der Menschheit und des Solsystems war ungewiss.

Der alte Muschelsammler plagte sich nicht oft mit solchen Problemen, aber an diesem Morgen wurde er die Gedanken an die Schwierigkeiten des Solaren Imperiums nicht los. Die letzten Nachrichten waren alles andere als erfreulich.

Endlich kamen sie in das Gletschergebiet. Schräg vor Hokar fiel das Land steil nach unten ab, der Gletscher ragte wie eine überdimensionale Zunge ins Meer. Hokar steuerte den Schlitten zum Beobachtungspunkt und hielt an.

»Sie können aussteigen!«, rief er den Touristen zu. »Sie haben eine halbe Stunde Zeit, sich alles anzusehen und Aufnahmen zu machen.«

Hokar blieb auf dem Schlitten sitzen, während sich die Passagiere verteilten.

Jake-O setzte sich plötzlich auf die Hinterbeine und stieß ein langgezogenes Heulen aus. Das schien ein Signal für die anderen Hunde zu sein. Auch sie begannen zu heulen und zu winseln.

Hokar sprang vom Schlitten und rannte nach vorn. Niemals zuvor hatten die Hunde sich so benommen.

»Jake-O!«, rief der alte Muschelsammler und kniete vor ihm nieder. Er wollte den Kopf des Hundes zwischen die Arme stecken, um ihn auf diese Weise zu beruhigen. Doch das Tier befreite sich mit einem Ruck und heulte weiter.

»Aufhören!«, rief Hokar nervös.

Die Passagiere waren aufmerksam geworden und kamen zum Schlitten zurück. Sie umringten Hokar und die Tiere und sahen ratlos zu.

Es gelang dem alten Muschelsammler nicht, die Hunde zu beruhigen. Sie reagierten auch nicht auf scharfe Befehle. Dabei waren sie nicht bösartig. Sie ignorierten Hokar und heulten und winselten.

Ein anderes Geräusch, das den Lärm der Hunde übertönte, ließ Hokar aufhorchen.

Es hörte sich an, als würde ein gewaltiger Baumstamm seiner Länge nach bersten. Das Krachen ging in ein langanhaltendes Donnern über.

Mit einem Schlag verstummten die Hunde. Sie legten sich flach auf den Boden und rührten sich nicht mehr.

Die Touristen kamen auf Hokar zu. Er konnte nur ihre Augen in den verhüllten Gesichtern sehen.

»Es passiert nichts!«, schrie er. »Der Gletscher kalbt!«

Die Angst in den Augen seiner Begleiter erlosch nicht. Das Donnern nahm an Intensität zu.

Hokar starrte zur Gletscherspitze hinüber, wo sich gewaltige Eismassen aufgetürmt hatten. Es war nicht zum ersten Mal, dass Hokar erlebte, wie der Coats-Land-Gletscher kalbte, aber niemals zuvor war der Lärm so intensiv gewesen. Ein gewaltiges Eisstück schien loszubrechen, um wenig später als Eisberg im Meer zu treiben.

Etwa hundert Meter von Hokar entfernt öffnete sich plötzlich der Boden.

Der alte Muschelsammler traute seinen Augen nicht.

Das war doch unmöglich!

Es widersprach allen Naturgesetzen, dass der Gletscher ein so riesiges Stück abspaltete. Hokar schätzte, dass die Entfernung vom Meer bis zur Trennstelle eintausendfünfhundert Meter betrug.