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Geheimalarm für die Solare Flotte - die Männer der MARCO POLO werden gesucht Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende November des Jahres 3456. Perry Rhodan hat nach den gefahrvollen Abenteuern, die er zusammen mit 8500 Gefährten der MARCO POLO mit viel Glück und Geschick bestand, aus der Parallelgalaxis wieder in die Heimat zurückgefunden. Der böse Spuk mit den Doppelgängern war seit dem Augenblick vorbei, da Perry Rhodan sein negatives Ebenbild tötete. Jetzt halten sich der Großadministrator, Lordadmiral Atlan, die Mutanten und die anderen Teilnehmer der gefährlichen Reise der MARCO POLO seit drei Wochen wieder im Solsystem auf. Die meisten Männer und Frauen der Expedition haben nach den vorangegangenen Strapazen inzwischen einen wohlverdienten Urlaub angetreten und widmen sich dem Nichtstun oder ihren persönlichen Hobbys. Alles scheint in bester Ordnung zu sein - und niemand ahnt, dass ES und Anti-ES, die beiden kosmischen Mächte, ihr Spiel mit der Menschheit noch nicht beendet haben. Immerhin fällt drei Teilnehmern der MARCO-POLO-Expedition am Benehmen einiger ihrer Kollegen etwas auf. Die drei stellen Nachforschungen an und folgenden SPUREN DER PAD ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 608
Auf den Spuren der PAD
Geheimalarm für die Solare Flotte – die Männer der MARCO POLO werden gesucht
von CLARK DARLTON
Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende November des Jahres 3456. Perry Rhodan hat nach den gefahrvollen Abenteuern, die er zusammen mit 8500 Gefährten der MARCO POLO mit viel Glück und Geschick bestand, aus der Parallelgalaxis wieder in die Heimat zurückgefunden.
Der böse Spuk mit den Doppelgängern war seit dem Augenblick vorbei, da Perry Rhodan sein negatives Ebenbild tötete.
Jetzt halten sich der Großadministrator, Lordadmiral Atlan, die Mutanten und die anderen Teilnehmer der gefährlichen Reise der MARCO POLO seit drei Wochen wieder im Solsystem auf. Die meisten Männer und Frauen der Expedition haben nach den vorangegangenen Strapazen inzwischen einen wohlverdienten Urlaub angetreten und widmen sich dem Nichtstun oder ihren persönlichen Hobbys.
Alles scheint in bester Ordnung zu sein – und niemand ahnt, dass ES und Anti-ES, die beiden kosmischen Mächte, ihr Spiel mit der Menschheit noch nicht beendet haben.
Die Hauptpersonen des Romans
Dr. Thunar Eysbert, Gucky und Icho Tolot – Der Kosmopsychologe, der Mausbiber und der Haluter machen eine bestürzende Entdeckung.
Perry Rhodan – Der Großadministrator will nichts von seinen Pflichten wissen.
Mart Hung-Chuin, Major Byerlin und Fellmer Lloyd – Ein Hyperphysiker, ein Kreuzerkommandant und ein Mutant benehmen sich äußerst seltsam.
Chris Barring – Ein Mann spielt Gott.
Die beiden unhörbaren Stimmen durchflüsterten das gesamte Universum. Sie kamen aus dem Nichts und gingen ins Nichts zurück, sie reichten von Ewigkeit zu Ewigkeit und waren doch an das Vergehen der Zeit gebunden. Kein Mensch hatte je diese beiden Stimmen gehört, zumindest nicht bewusst und in dieser lautlosen Art.
Es war so, als unterhielten sich die Götter.
Aber sie sprachen nicht über die Schöpfung neuer Welten oder über den Tod einer Sonne, sie unterhielten sich auch nicht über das Entstehen oder Vergehen einer neuen oder alten Zivilisation. Sie redeten nicht über Leben und Tod, sie ignorierten das Problem der bloßen Existenz.
Ihr Problem war ein anderes.
Das Spiel.
Ihr kosmisches Schachspiel ...
*
»Dieser Zug ging an mich.«
»Das mag so aussehen, mehr nicht.«
»Man kann einen Erfolg nicht ungeschehen machen, indem man ihn ignoriert. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass dieser Zug zu meinen Gunsten ausging.«
»Man kann auch keinen Erfolg heraufbeschwören, indem man den Misserfolg ignoriert.«
»Warum streiten wir? Wollen wir nicht weiterspielen?«
»Selbstverständlich, und dies Mal wird die Entscheidung zu meinen Gunsten ausfallen.«
»Wir sind nicht allwissend.«
»Aber wissend, und das ist sehr viel. Wer ist schon wissend?«
»Wie ist der Plan?«
»Er ist gut, mehr verrate ich noch nicht.«
»Das ist gegen die Spielregeln.«
»Oh nein, das ist es nicht. Wir haben vereinbart, dass jeder die Absichten des anderen kennenlernt, sobald der Zug beginnt. Aber noch habe ich nicht gezogen. Ich muss darüber nachdenken.«
»Nachdenken? Das klingt wenig zuversichtlich.«
»Das soll es auch.«
»Dann gehört es auch bereits zum nächsten Zug. Die Spielregeln!«
»Seit wann sind die Unsterblichen so kleinlich?«
»Seit wann haben Unsterbliche Angst vor dem Tod?«, lautete die Gegenfrage von ES.
»Niemand hat mehr Angst vor dem Tod als gerade der Unsterbliche«, erwiderte Anti-ES.
Es entstand eine kurze Pause, in der die Tropfen der Zeit unerbittlich in das Meer der Ewigkeit fielen. Für die Unsterblichen waren es nur Sekunden, aber für das Universum Stunden und Tage. Für manche Welten mochten es Jahrtausende sein.
ES sagte: »Wir sollten endlich beginnen. Ich warte.«
Am anderen Ende der Unendlichkeit war das lautlose Gelächter des Triumphes. Niemand vernahm es, außer ES.
»Warten ...?«
»Ja, ich warte!«
»Nun gut, dann beginnen wir. Ich bin am Zuge ...«
1.
Am 10. November des Jahres 3456 wurde Dr. Thunar Eysbert zum ersten Mal bewusst, dass irgend etwas nicht mit ihm stimmte.
An diesem Tag war er wie üblich mit seinem Gleiter in das Kosmopsychologische Institut in Terrania City geflogen, um seiner täglichen Forschungsarbeit nachzugehen. Seit der Rückkehr der MARCO POLO vor knapp vierzehn Tagen war er nicht mehr in dem Schiff gewesen und hatte weder Perry Rhodan noch die anderen Teilnehmer an der unfreiwilligen Expedition in das Spiegeluniversum gesehen. Er hätte jetzt auch keine Zeit gehabt, sich um sie zu kümmern, denn die wissenschaftliche Ausbeute des letzten Fluges war so gewaltig, dass er Tag und Nacht damit zu tun gehabt hätte, sie nur zu sichten.
Eysbert war das, was man ein »Arbeitstier« nannte, ohne dass er sich übermäßig dabei angestrengt hätte. Aber er kannte keine Langeweile, obwohl er sich noch gut daran erinnern konnte, dass er in seiner Jugend nichts lieber getan hatte, als faul in der Sonne zu liegen und sich braten zu lassen. Doch das war schon lange her. Eysbert war heute 110 Jahre alt und kannte nur noch seine Arbeit, die für ihn zur Lebensaufgabe geworden war.
Als er an diesem Tag seinen Gleiter auf dem flachen Dach des Instituts parkte und elastisch auf die Plattform sprang, verspürte er ein plötzliches Unbehagen, das er sich nicht erklären konnte. Gerade heute sollte eine interessante Versuchsreihe beginnen, von deren Ergebnis er sich eine Menge neuer Erkenntnisse versprach. Seit Tagen hatte er sie vorbereitet, und am liebsten hätte er im Labor geschlafen, statt seine eigene Wohnung am Rand der Stadt aufzusuchen. Hin- und Rückflug waren stets mit einem Zeitverlust verbunden.
Unlustig sicherte er den Gleiter und ging zum Lift. Kurz davor blieb er stehen und sah zur Sonne empor, die über dem östlichen Horizont stand. Laut Wetterkontrolle war heute ein schöner Tag, erst in der kommenden Nacht würde es regnen. So ein richtiger Tag zum Faulenzen, in der Sonne liegen und nichts tun ...
Er erschrak.
Zum Teufel, was war denn bloß mit ihm los? Als ob er gerade jetzt Zeit hätte, sich auch nur dem Gedanken an Urlaub hinzugeben! Sicher, er hätte ihn wahrlich verdient, so wie alle, die an dem letzten Flug der MARCO POLO teilgenommen hatten. Eysbert wusste, dass die medizinischen Untersuchungen abgeschlossen waren, die nach einem solchen Flug unerlässlich schienen, und dass die Besatzung ab 13. November in den Urlaub entlassen wurde. Das galt auch für ihn. Aber bisher hatte er noch keinen Gedanken daran verschwendet.
Bis auf heute morgen.
Unwillig schüttelte er sich und bestieg den Lift, der ihn in die Tiefe brachte. Seine Assistenten würden schon auf ihn warten.
Zu seinem Erstaunen fand er jedoch nur Dr. Marc Verrani, den Biologen, und Dr. Julia Bergmann, die Psychologin, in den Arbeitsräumen vor.
Er warf einen Blick auf die Uhr.
»Zugegeben, ich habe mich verspätet, aber wo stecken denn die anderen?«
Julia Bergmann schob einige Papierbündel zur Seite.
»Smitt ließ mitteilen, dass er sich nicht wohl fühlt. Wie ich ihn kenne, ist das eine faule Ausrede. Er war gestern noch kerngesund.«
»So so, und was ist mit Bogolwski?«
»Lässt sich ebenfalls entschuldigen, Doc. Finden Sie das nicht auch seltsam? Ausgerechnet die beiden? Ich fürchte, sie haben eine zu große Dosis Alkohol erwischt.«
»Keine voreiligen Schlüsse«, bat Eysbert und dachte daran, dass er heute am liebsten auch nicht aufgestanden wäre. »Ich denke, wir beide und Dr. Verrani schaffen es schon allein. Es ist ja alles vorbereitet.«
Julia Bergmann nickte zustimmend, aber ohne die übliche Begeisterung. Verrani hingegen zeigte mehr Aktivität, was ziemlich ungewöhnlich an ihm war. Er war der »ruhige und überlegte Arbeiter«, wie Eysbert es genannt hatte, auf den man sich jederzeit verlassen konnte. Heute warf er gleich zu Beginn einen Behälter mit Nährlösung um.
»Nervös?«, erkundigte sich Eysbert gelassen, fast gleichgültig.
Verrani rief per Funk einen Reinigungsroboter herbei.
»Ach wo, Doc, ich bin nur ein wenig ausgerutscht – das kann doch passieren.«
»Ja, sicherlich. Das kann passieren.«
Nebenan fütterte Julia Bergmann den Computer mit Informationen. Sie waren während des letzten Fluges der MARCO POLO von der Wissenschaftlichen Sektion gespeichert und geordnet worden. Während der vergangenen vierzehn Tage hatte man neue Erkenntnisse hinzugefügt und mit bereits bekannten kombiniert.
Eysbert setzte sich.
Er redete sich ein, in diesen Augenblicken nichts zu tun zu haben. Seine beiden Mitarbeiter und der Computer genügten vollauf, um das Ergebnis auszuwerten. Wenn sie es ihm mitteilten, war noch immer Zeit, darüber nachzudenken.
Die Südsee, das wäre jetzt genau der richtige Ort, über die Probleme seiner Forschung nachzugrübeln. Eine Insel vielleicht, ein feiner Sandstrand mit einer kleinen Bucht, in deren glasklarem Wasser man auch ohne Tauchermaske zehn oder zwanzig Meter weit sehen konnte. Und darüber die Sonne, die helle, warme Sonne ...
Er schreckte auf, als Julia ihn ansprach: »Doc, der Computer bestätigt unsere ersten Vermutungen. Damit sind wir einen Schritt weitergekommen.«
Eysbert nickte mühsam.
»Schön, das freut mich. Machen Sie weiter, Dr. Bergmann.«
Die Psychologin vergaß für eine Sekunde ihre Lethargie und blickte ihren Chef verwundert an, aber dann drehte sie sich um und ging in den Rechnerraum zurück.
Verrani arbeitete an diesem Tag für drei. Er rannte von einem Instrument zum anderen und sorgte dafür, dass der Computer keine Sekunde zur Ruhe kam. Wäre die Maschine dazu in der Lage gewesen, sie hätte sich bestimmt über die ungerechte Behandlung beschwert.
»Sie sind verrückt, Marc«, stellte Julia sachlich fest.
Der sonst so ruhige und gelassene Verrani wandte sich um und sah Julia zornig an. In seinen Augen funkelte die Wut.
»Halten Sie den Mund, Sie Schlampe! Stehen da herum und lassen mich arbeiten – das könnte Ihnen so passen. Der Chef ist auch nicht besser. Ihr meint wohl, mit mir könnt ihr das machen, was ...?«
Julia Bergmann setzte sich in den nächstbesten Sessel.
»Schlampe? Woher wissen Sie das?«
Verrani schien verwirrt. Wahrscheinlich hatte er mit einer anderen Reaktion gerechnet. Aber seine Unschlüssigkeit dauerte nur ein paar Sekunden.
»Drüben kommt die Auswertung, würden Sie die Freundlichkeit besitzen, sich darum zu kümmern?«
Julia nickte, erhob sich und ging davon. Verrani sah ihr ein wenig fassungslos nach, dann jagte er den Computer erneut auf Touren.
Als Julia Bergmann Dr. Eysbert die ersten positiven Ergebnisse brachte, musste sie ihn wecken. Der Chefwissenschaftler war in seinem Sessel eingeschlafen.
»Fühlen Sie sich nicht wohl, Doc?«
Eysbert schüttelte die Müdigkeit ab.
»Verdammt, ich weiß auch nicht, was heute mit mir los ist. Eigentlich«, gab er zu, »wollte ich heute überhaupt nicht aufstehen. Ich glaube, ich bin urlaubsreif.«
»Das sind wir alle, Chef.«
»Na schön, aber ich würde sagen, es kommt ein wenig plötzlich. Wir haben noch eine Menge Arbeit, ehe wir an Urlaub denken dürfen.«
»Verrani scheint ausgeruht zu sein, er würde sie für uns erledigen.«
Eysbert sah sie aufmerksam an.
»Ich beginne mich über Sie zu wundern, Julia. Sonst waren Sie es doch immer, die Verrani anspornen musste, wenn er Ihnen zu langsam arbeitete. Nun ist es umgekehrt. Was ist denn bloß in uns gefahren?«
»Vielleicht liegt es am Wetter.«
»Hm.«
Nachdem Julia Bergmann wieder in den Computerraum zurückgekehrt war, gab sich Eysbert alle Mühe, nicht wieder erneut einzuschlafen. Das Problem begann ihn zu interessieren. Seine Assistenten schienen wie verwandelt zu sein, und er selbst machte auch keine Ausnahme. Aber es war noch zu früh, irgendwelche Vermutungen anzustellen. Wenn er einen falschen Alarm auslöste, konnte das schlimme Folgen für ihn haben.
Nein, wenn er schon Nachforschungen anstellen wollte, so musste das unauffällig und rein privat geschehen. Außerdem hatte Eysbert keine Lust, sich zu blamieren.
Noch während er darüber nachdachte, schlief er wieder ein.
*
Am 14. November erst begann Eysbert ernstlich, sich Sorgen zu machen. Drei Tage hatte er recht und schlecht mit Verrani und Julia Bergmann zusammengearbeitet. Er hatte auch in Erfahrung bringen können, dass Smitt und Bogolwski tatsächlich krank waren; zumindest hatte der Hausarzt eine entsprechende Bestätigung ausgestellt.
Gestern jedoch war auch Julia Bergmann nicht zum Dienst erschienen.
Er versuchte, eine Verbindung über Visiphon mit ihr herzustellen, aber der Bildschirm blieb dunkel. Die Bergmann meldete sich nicht.
Dr. Marc Verrani tobte vor Wut.
»Ich finde das mehr als unverschämt!«, brüllte er Eysbert an, der müde ins Labor kam. »Das Luder kommt einfach nicht! Hat wohl wieder die Nacht durchgemacht ...«
»Julia macht keine Nächte durch, Marc«, sagte Eysbert ruhig, »ich würde mich an Ihrer Stelle nicht so aufregen.«
»Die Resultate unserer Arbeit müssen heute fertig sein, Doc! Wir können uns keine Verzögerung erlauben. Smitt, Bogolwski und die Bergmann fallen aus. Sie sehen auch nicht gerade besonders frisch aus. Also bin ich allein. Wie sollen wir das schaffen?«
Eysbert betrachtete ihn aufmerksam.
»Mit Ihnen ist aber auch einiges los, Marc. So kenne ich Sie ja überhaupt nicht. Früher war es Ihnen absolut egal, ob wir einen Tag früher oder später mit einer Arbeit fertig wurden. Das alles erinnert mich ein wenig an die umgekehrten Werte im Spiegeluniversum.« Er zögerte einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Ich muss zugeben, auch ich spüre eine gewisse Veränderung in meiner Mentalität. Ich bin ruhiger geworden.«
»Fauler, Doc«, sagte Verrani respektlos.
Eysbert nickte ungerührt.
»Von mir aus auch das, Marc. Wahrscheinlich sind wir lediglich urlaubsreif, und bei jedem von uns äußert sich das eben anders. Sobald wir hier fertig sind, machen wir Ferien. Meer, Strand, Sonne ...«
»Ich will arbeiten!«, brüllte Verrani erbost. »Sie können ja machen, was Sie wollen, ich jedenfalls werde hierbleiben und die Arbeit fortsetzen. Niemand kann mich von meinem Entschluss abbringen.«
Eysbert schien plötzlich wach zu werden. Er sah seinen Mitarbeiter verblüfft an.
»Ach nein!«, wunderte er sich. »Sie und keinen Urlaub? Das ist aber etwas ganz Neues!«
Das war es in der Tat. Im ganzen Labor gab es niemand, der mehr von Urlaub und Nichtstun schwärmte als gerade Marc Verrani, und nun wollte er auf einmal nichts mehr davon wissen. Wenn das nicht ungewöhnlich und sogar verdächtig war, dachte Eysbert bei sich, wollte er seinen Küchenroboter fressen.
»Das ist der gute Kern in mir«, behauptete Verrani trocken.
Eysbert nahm sich zusammen und ging mit ihm in den Auswertungsraum. Während die Ergebnisse aus dem Computer kamen und sich allmählich zu einem Gesamtbild formten, musste er immerzu an Blue VII denken, an den siebten Planeten der Riesensonne Paradise. Vor zwei Jahren hatte er dort einen Urlaub verbracht, zusammen mit seiner damaligen Frau, die nun längst die Lebensgefährtin eines anderen geworden war, weil der Vertrag gerade nach diesem Urlaub ablief.
Es war ein herrlicher Planet gewesen, und er hatte ihn rein zufällig durch die Prospekte eines Reisebüros entdeckt. Da er als Angehöriger der Flotte keinen Fahrpreis zu bezahlen hatte und Gelegenheit erhielt, mit einem Kurierschiff dorthin zu gelangen, konnte er sich den Aufenthalt auf Blue VII leisten, und zwar im besten Hotel.
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hatte er so wieder Gelegenheit erhalten, richtig auszuspannen. Von morgens bis abends hatte er in der Sonne gelegen, hatte getaucht und gefaulenzt. Terra war tief im Unterbewusstsein versunken, und noch weiter weg war die Arbeit. Aber gerade in dieser Zeit war es ihm gelungen, neue Gedanken zu entwickeln und noch ausstehende Probleme zu lösen. Vielleicht klang das ein wenig paradox, aber jemand, der in jedem Jahr regelmäßig seinen Urlaub nehmen kann, würde es auch nicht verstehen. Eysbert jedoch konnte die Urlaube seines Lebens an beiden Händen abzählen.
Ja, das war eine gute Sache gewesen, Blue VII ...
»Hier, die Zwischenergebnisse«, sagte Verrani und schreckte ihn aus seinen Erinnerungen hoch. »Ganz wie erwartet.«
»Natürlich«, gab Eysbert müde zurück. »Sind Sie vielleicht erstaunt, dass wir recht hatten?«
»Blödsinn!«, knurrte Verrani aufgebracht. »Aber wir brauchen die Bestätigung.«
»Schön, dann machen Sie weiter und sammeln die Resultate. Werten Sie alles aus und geben Sie das Endergebnis an die Zentrale weiter. Ich habe keine Lust mehr. Bis morgen. Vielleicht.«
»Was soll das heißen – vielleicht?«
Eysbert winkte ab.
»Weiß ich doch nicht – ich kann doch nicht alles wissen. Aber bald werde ich Ihnen mehr mitteilen können, wenn ich es schaffe. Marc, stellen Sie jetzt keine Fragen, bitte, aber tun Sie mir den Gefallen, den Bericht weiterzuleiten, ob ich morgen hier bin oder nicht. Ich ermächtige Sie ausdrücklich dazu.«
Nun schien Verrani doch ein wenig verwirrt zu sein.
»Ja, schon gut, Chef. Aber darf ich wissen ...«
»Ich weiß es selbst nicht, aber etwas stimmt nicht.«
»Was soll nicht stimmen?«
Eysbert zog den Schlüssel zu seinem Gleiter aus der Tasche, betrachtete ihn und schob ihn wieder zurück.
»Sie waren immer sehr ruhig und gelassen, jetzt sind Sie die Arbeit selbst, Marc. Smitt und Bogolwski sind krank, und das sind wir nicht von ihnen gewohnt. Auch unsere gute Julia verhält sich absolut unnormal. Und was mich angeht – nun, auch ich bilde keine Ausnahme. Ich beginne mich zu fragen, was passiert ist. Verstehen Sie das?«
Verrani strich sich die Haare aus der Stirn.
»Ja, ich versuche, es zu verstehen. Glauben Sie, dass es etwas mit unserem Abenteuer im anderen Universum zu tun hat?«
»Ich weiß es nicht«, wiederholte Eysbert. »Aber ich werde es herausfinden. Bitte, entschuldigen Sie mich jetzt. Ich muss nach Hause.«
*
Nach weiteren fünf Tagen war Eysbert sicher, dass nicht nur eine Kleinigkeit, sondern sogar eine ganze Menge faul war.
Unauffällig verschaffte er sich die medizinischen Unterlagen der routinemäßigen Untersuchung, die unmittelbar nach der Landung der MARCO POLO stattgefunden hatte. Seine Vermutung bestätigte sich. Keiner der Rückkehrer war für krank befunden worden, auch er selbst nicht. Sie alle hatten sich im Zustand bester Gesundheit und Leistungsfähigkeit am nächsten Tag zum Dienst melden können, aber dann kam Rhodans Befehl, den verdienten Urlaub einzuschieben.
Das war, wie bereits erwähnt, am 13. November gewesen.
Mehr als zweitausend Männer und Frauen der MARCO POLO zogen es vor, das Sonnensystem zu verlassen, um ihre Ferien auf fremden Welten zu verbringen.