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Expedition in die Energiehölle - eine Flotte geht unter Mitte des Jahres 3460 terranischer Zeitrechnung existiert das Solare Imperium längst nicht mehr als politische Konstellation - und zwar seit dem Tag, da Terra und Luna, mit dem größten Teil der Solarier "an Bord", die Flucht durch den Sol-Transmitter antraten. Der Planet und sein Trabant rematerialisierten nicht, wie vorgesehen, in einer abgelegenen Region der Galaxis, sondern sie landeten in einem völlig fremden Kosmos, dessen erste Erkundung sich für die Terraner als sehr gefahrvoll erwies, wie die Erlebnisse mit den Feuerfliegern, Zeus, dem Rieseninsekt, und den Ploohns klar aufzeigten. Doch mit der gleichen Hartnäckigkeit und Verbissenheit, mit der die unter der Führung des Lordadmirals Atlan und des Solarmarschalls Tifflor in der Galaxis zurückgebliebenen Terraner und USO-Leute versuchen, zu retten, was zu retten ist und dabei den Laren und den Überschweren unter Leticron, den neuen Herrschern der Milchstraße, schwer zu schaffen machen, verfahren die Terraner im fremden Kosmos. Und so schickt Perry Rhodan - nach mehreren misslungenen Unternehmungen zur Positionsbestimmung Terras im unbekannten Teil des Universums - schließlich eine große Flotte zur Erforschung aus. Es ist eine Expedition in die Energiehölle - in das SARGASSO DES ALLS ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 691
Sargasso des Alls
Expedition in die Energiehölle – eine Flotte geht unter
von CLARK DARLTON
Mitte des Jahres 3460 terranischer Zeitrechnung existiert das Solare Imperium längst nicht mehr als politische Konstellation – und zwar seit dem Tag, da Terra und Luna, mit dem größten Teil der Solarier »an Bord«, die Flucht durch den Sol-Transmitter antraten.
Der Planet und sein Trabant rematerialisierten nicht, wie vorgesehen, in einer abgelegenen Region der Galaxis, sondern sie landeten in einem völlig fremden Kosmos, dessen erste Erkundung sich für die Terraner als sehr gefahrvoll erwies, wie die Erlebnisse mit den Feuerfliegern, Zeus, dem Rieseninsekt, und den Ploohns klar aufzeigten.
Doch mit der gleichen Hartnäckigkeit und Verbissenheit, mit der die unter der Führung des Lordadmirals Atlan und des Solarmarschalls Tifflor in der Galaxis zurückgebliebenen Terraner und USO-Leute versuchen, zu retten, was zu retten ist und dabei den Laren und den Überschweren unter Leticron, den neuen Herrschern der Milchstraße, schwer zu schaffen machen, verfahren die Terraner im fremden Kosmos.
Und so schickt Perry Rhodan – nach mehreren misslungenen Unternehmungen zur Positionsbestimmung Terras im unbekannten Teil des Universums – schließlich eine große Flotte zur Erforschung aus.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator ordnet einen massierten Erkundungsvorstoß an.
Toronar Kasom – Kommandant einer Flotte, die ins Verderben fliegt.
Metron Kaschart – 1. Offizier der KERON.
Gucky – Der Mausbiber auf telepathischer Wache.
Major Bender – Kommandant der SAN ANTONIO.
Der Oberste Psalta
1.
Auch der an diesem 22. Mai des Jahres 3460 Erdzeit über Terrania einsetzende Regen und die dunklen Gewitterwolken, die alle künstlichen Atomsonnen verdeckten, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Perry Rhodan und mit ihm die gesamte Menschheit in einer Sackgasse befanden.
Eine Fehltransition hatte den Planeten mit seinem Mond Luna in einen unbekannten Sektor des Universums versetzt, mitten hinein zwischen zwei sich wieder trennende Galaxien, die vor Jahrmillionen zusammengestoßen waren. Die beiden Sternsysteme konnten nicht identifiziert werden, ihre Position blieb weiterhin fremd, wie alles fremd blieb, dem die Terraner bisher in diesem Teil des Alls begegnet waren.
Die Erde hatte ihre Sonne verloren, die künstlichen Sonnen waren nur ein dürftiger Ersatz – aber sie machten das Leben weiterhin möglich. Ziel Rhodans war es, endlich herauszufinden, wo man sich befand, damit sich die Position der heimatlichen Milchstraße bestimmen ließ, in der Atlan und die anderen Zurückgebliebenen auf ein Lebenszeichen warteten.
Wenn sie noch lebten.
Die Flucht vor den Laren hatte Opfer gekostet, aber sie war – im gewissen Sinn – gelungen. Selbst sie mussten die Spur der verschwundenen Erde verloren haben, sonst wären sie schon aufgetaucht.
Der inzwischen zum Admiral beförderte Ertruser Toronar Kasom war an diesem Vormittag nicht besonders erfreut, als er die Aufforderung erhielt, sich unverzüglich im Hauptquartier der Flotte zu melden. Missmutig kämmte er seine Sichellocke zurück, legte seine Uniform an und nahm den Gleiter, der vor seinem Haus stand. Die Wachen vor dem HQ ließen ihn ungehindert passieren, was er ihnen auch geraten hätte, wäre er von ihnen angehalten worden. Er schob seinen massigen Körper in einen Antigravlift und glitt unter die Oberfläche.
»Bin gespannt, was die wieder von mir wollen«, knurrte er zu sich selber, da er sich unbeobachtet fühlte. »Werden doch nicht wieder diese Ploohns sein, die sich um alles kümmern was sie nichts angeht ...«
Die Ploohns waren ins Riesenhafte vergrößerte Ameisen und wurden bis zu zwei Meter groß. Sie hatten die Raumfahrt entwickelt und schienen diesen Sektor des Universums absolut zu beherrschen. Die hierher verschlagenen Terraner waren bereits mehrmals mit ihnen zusammengestoßen.
Als Kasom den kleinen Sitzungsraum tief unter der Erde betrat, kam ihm Perry Rhodan entgegen und gab ihm die Hand zur Begrüßung.
»Guten Morgen, Toronar. Freut mich, dass Sie gekommen sind.«
»Werde satt und dick!«, erwiderte Toronar Kasom unwillkürlich den Gruß in der Art seines Volkes, aber dann fiel ihm schnell genug ein, dass er bei Rhodan wenig zutreffend war. »Ähem – guten Morgen, Chef. Was gibt es denn schon wieder?«
»Setzen Sie sich, Toronar, dann reden wir weiter. Die anderen Offiziere kennen Sie ja, wir können uns die Vorstellung ersparen. Wir wollen keine Zeit verlieren, kommen wir gleich zur Sache. Die Situation ist uns allen bekannt. Um die Position der Erde festzustellen, müssen wir zuerst einmal wissen, um welche Galaxien es sich handelt, in deren Nabelschnur wir festsitzen. Aus diesem Grund wurden bisher 14 Expeditionsschiffe ausgeschickt, mit den besten astronomischen Instrumenten bestückt – und natürlich auch bewaffnet. Keines dieser Schiffe ist zurückgekehrt.«
»Die Ploohns?«, vermutete Toronar Kasom. »Sie haben unsere Schiffe abgefangen. Das sieht ihnen ähnlich.«
»Die Ursache der Verluste ist unbekannt«, erwiderte Rhodan. »Er kann naturbedingte Ursachen haben. Das Gebiet um uns herum ist voller Geheimnisse und energetischer Erscheinungen, deren Natur wir kaum kennen. Aber ist nicht ausgeschlossen, dass Ihre Vermutung stimmt, Toronar. Mit den Ploohns ist nicht zu spaßen, und sie sind uns nicht gerade wohlgesinnt. Aus diesem Grund habe ich mich nach Rücksprache mit dem Führungsstab der Flotte entschlossen, einen größeren Verband zur Erkundung auszusenden. Es handelt sich um die 11. Offensivflotte, deren Kommando Sie übernehmen sollen.«
»Die 11. Offensivflotte?«, wunderte sich Toronar Kasom. »Das ist aber ein happiger Brocken für eine bloße Erkundung. Aber mir soll es recht sein, Chef. Mit den Ploohns habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.«
»Es geht weniger um die Ploohns, als vielmehr um die Tatsache, dass die mehr als zehntausend Schiffseinheiten die ungestörte Arbeit unserer Wissenschaftler garantieren, die selbstverständlich mitfliegen werden.«
»Wieviel Einheiten genau?«
»Elftausendsechshundertsechsundneunzig!«
»Eine stolze Zahl«, gab Kasom zu und nickte. »Da kann uns nicht viel passieren. Wann?«
Rhodan unterdrückte ein Lächeln. Er kannte die Impulsivität des Ertrusers, aber auch seine Vorsicht in gefährlichen Situationen. Das machte ihn so geeignet für dieses Unternehmen.
»Morgen, Toronar. Der Befehl geht noch heute an die Kommandanten der einzelnen Einheiten. Viele der Schiffe befinden sich bereits im Raum. Der Rest wird noch in dieser Nacht die Erde verlassen. Die Koordinaten des Treffpunkts werden rechtzeitig bekanntgegeben.«
Kasom faltete die Hände auf dem dicken Bauch.
»Ist das alles?«, fragte er Rhodan.
»Das ist alles. Weitere Einzelheiten werden noch von den Wissenschaftlern ausgearbeitet. Sie sind dafür verantwortlich, dass sie ungestört arbeiten können und vor Angriffen geschützt werden. In der Hinsicht haben Sie alle Vollmachten. Berücksichtigen Sie die Positionswünsche der Herren Gelehrten, soweit das möglich ist.«
»Ich bin ein sehr umgänglicher Typ, Chef, das wissen Sie doch.«
»Sicher, das weiß ich. Deshalb gab ich Ihnen ja auch das Oberkommando.«
Es gab noch einige Einzelheiten zu besprechen, dann kehrte Toronar Kasom zu seinem Haus zurück, um noch einige Stunden zu schlafen. Sein Flaggschiff, die KERON, wartete startbereit auf dem Raumhafen von Terrania. Metron Kaschart, Erster Offizier der Navigation, traf dort die letzten Vorbereitungen.
*
Rhodan hatte seine guten Gründe, an der geplanten Expedition nicht teilzunehmen. Die Kritik an dem misslungenen Transmitterexperiment, das die Fehlversetzung der Erde zur Folge hatte, mehrte sich. In einer solchen Situation war es besser, wenn er zurückblieb, um die politische Situation besser kontrollieren zu können.
Die Erde selbst war zur Sicherheit von einem dichten Sperrgürtel terranischer Schiffe umgeben. Weiter vorgeschoben lauerten die Erkundungseinheiten mit ihren weitreichenden Instrumenten. Sie würden das Auftauchen fremder Objekte rechtzeitig bemerken und die Flotte alarmieren.
Bei einem dieser Erkundungsschiffe handelte es sich um den 200-Meter-Kugelraumer SAN ANTONIO, an dessen Bord sich außer der Mannschaft noch Wissenschaftler und der Mausbiber Gucky befanden.
Dass Gucky in dem Schiff war, hatte seinen besonderen Grund.
Das mysteriöse Wesen »Zeus« hatte sich in letzter Zeit rar gemacht und war nicht mehr wieder aufgetaucht. Die einzige Möglichkeit, wieder Kontakt mit ihm zu erhalten, war ein Telepath. Also hatte sich Rhodan entschlossen, Gucky auf der SAN ANTONIO zu stationieren, da eventuelle Impulse des Insekts im Raum besser aufzufangen waren als auf der Erde.
Gucky war von diesem Auftrag nicht gerade erbaut. Die meiste Zeit hockte er in seiner Kabine und lauschte telepathisch in das Nichts hinaus. Seine Fähigkeit kannte keine Reichweite. Telepathische Impulse waren an keine Entfernungen gebunden, aber es gab genügend andere Faktoren, die sie abschwächten oder gar völlig verschluckten. Die energetischen Turbulenzen in der Nabelschnur zwischen den beiden Galaxien gehörten dazu.
Am 23. Mai des Jahres 3460 erfuhr der Mausbiber über die tägliche Bordinformation vom Start der 11. Offensivflotte. Als Zweck der großangelegten Operation gab der Nachrichtensprecher »astronomische Erkundung« an.
Am Auftrag Guckys änderte das absolut nichts. Zwar hätte er die Aufregungen einer so interessanten Expedition liebend gern mit seinem augenblicklichen Auftrag vertauscht, aber das war leider nicht möglich. Also blieb er auch weiterhin in seiner Kabine, konzentrierte sich auf die bis zu seinem Gehirn vordringenden Gedankenimpulse, sortierte sie aus und gab die Hoffnung nicht auf, dass auch die von Zeus einmal darunter waren.
Es fiel ihm nicht schwer, die Impulse der SAN-ANTONIO-Besatzung schon gleich zu Beginn auszuschalten. Das war unbedingt notwendig, denn sie waren ungeschwächt. Sie überlagerten alle anderen Impulse und wirkten wie gezielte Störsender.
Dann erreichten Gedankenimpulse von der Erde den Mausbiber. Sie war nicht weit entfernt, höchstens einige Lichtstunden. Aber Gedankenimpulse benötigten keine Zeit beim Zurücklegen von Entfernungen.
»Bei meinem Heimatplaneten Tramp!«, murmelte Gucky gelangweilt. »Da versucht doch dieser Funkheini schon wieder, mit dem Mädchen von der Navigation anzubändeln.« Er konnte es nicht lassen, ein wenig an Bord der SAN ANTONIO herumzuspionieren und sich so die Zeit zu vertreiben. »Wenn ich ihm verraten würde, was sie von seinem Süßholzraspeln hält, würde er sich freiwillig aus der Luftschleuse stürzen. Dabei liebt sie den Verpflegungsoffizier – ausgerechnet den! Wenn ich hier der Boss wäre, würde man ihn jeden Tag in seiner Konzentratbrühe baden lassen. Hat den ganzen Kühlraum voller Frischgemüse und rückt nichts davon 'raus, der Gauner! Bald greife ich zur Selbsthilfe ...«
Was er darunter verstand, wäre jedem Eingeweihten sofort klar gewesen. Gucky war nicht nur Telepath und Telekinet, sondern auch Teleporter. Für ihn bedeutete es keine Schwierigkeit, in den Kühlraum hineinzuspringen und sich die gewünschten Lebensmittel zu holen, aber natürlich wusste der Mausbiber genau, dass er sich damit das Wohlwollen des Kommandanten verscherzte, und gerade davor hatte Rhodan ihn gewarnt. Keine Extratouren, hatte er mit erhobenem Zeigefinger gesagt, als er Gucky den Auftrag gab. Und wenn schon, dann kündige sie mir vorher an.
Na, das war immerhin ein Kompromiss. Aber er konnte ja jetzt nicht gut in die Funkzentrale gehen und einen Spruch nach Terrania absetzen lassen, in dem er Rhodan mitteilte, dass er die Absicht habe, in den Kühlraum zu teleportieren, um dort ...
Nein, das ging wirklich nicht.
Also konzentrierte er sich weiter auf die eintreffenden Gedankenimpulse und vergaß die Mohrrüben und Spargelspitzen. Er sollte diesen rätselhaften Zeus aufspüren, von dem einige schon hoffnungsvoll annahmen, es könne sich nur um ES handeln, jenes Wesen, das immer dann auftauchte, wenn Terra in der Klemme steckte.
Gucky bezweifelte das entschieden, konnte aber das Gegenteil nicht beweisen. ES würde ganz anders handeln, war seine Auffassung, die er jedem gegenüber vertrat, der es hören wollte – oder auch nicht.
»ES oder nicht ES, das ist hier die Frage«, murmelte Gucky vor sich hin, ohne in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen.
Vielleicht war es ganz gut, dass auch Gucky in diesem Augenblick noch keine anderen Sorgen hatte als die bisher geschilderten. Das verstärkte seine Konzentration und Aufmerksamkeit. Und sonst hätte er nur wenige Stunden später vielleicht nicht jene Gedankenimpulse empfangen, die fast zweihunderttausend Menschen das Leben retteten.
*
Die KERON startete von Terrania aus und erreichte nur eine halbe Stunde später den Pulk der Expeditionsflotte, die weit draußen im Raum die Ankunft des Flaggschiffs abwartete. Jetzt erst konnte Kasom Verbindung zu den einzelnen Kommandanten über die Ringfunkleitung aufnehmen und eine kurze Besprechung abhalten. Die Wissenschaftler hatten die bestmögliche Ausgangsposition für ihre Beobachtungen berechnet.
Sie lag im Zentrum des energetischen Mahlstroms, mitten in der Nabelschnur zwischen den beiden Galaxien, genau an der gefährlichsten Stelle.
»Wieso ausgerechnet dorthin?«, fragte Kasom skeptisch.
»Das Zentrum ist der Ausgangspunkt«, wurde ihm geantwortet. »Dort begann das Auseinanderziehen der beiden Welteninseln. Dort entstand die Nabelschnur!«
»Na gut, das glaube ich ja auch, aber wie sollte es möglich sein, von dort aus die Identität der beiden Galaxien festzustellen? Ich bin kein Wissenschaftler, deshalb stelle ich diese Frage.«
»Schwierig zu erklären, Admiral«, erwiderte einer der Chefastronomen vorsichtig. »Aber nehmen Sie einmal an, Sie sehen auf einem Teich Kreise und möchten gern feststellen, woher sie stammen und wie schwer der Gegenstand war, der sie verursachte. Was tun Sie? Sie tauchen genau im Zentrum der Kreise. Und was finden Sie? Den Stein, der ins Wasser geworfen wurde. So ähnlich verhält es sich auch in unserem Fall.«
»Aha, ich verstehe«, sagte Toronar Kasom, obwohl er nicht allzuviel mit dem Beispiel anfangen konnte. »Nehmen wir also Kurs auf das Zentrum der Nabelschnur und machen wir uns auf das Schlimmste gefasst. Die Linearkoordinaten werden noch berechnet. Ich gebe sie dann bekannt. Sonst noch Fragen?«
Als die Ringsendung abgeschaltet wurde, lehnte Kasom sich ein wenig erschöpft in den Kontursessel zurück. Neben ihm hatte Major Metron Kaschart Platz genommen. Er kannte ihn von früheren Einsätzen her gut und war mit ihm befreundet.
»Nun, Major? Was ist Ihre Meinung?«
»Was wollen Sie hören, Admiral?«
»Die Wahrheit, was sonst?«
Kaschart kaute auf seiner Unterlippe herum.
»Die Wahrheit? Die kenne ich selbst nicht, aber ich habe das ziemlich unangenehme Gefühl, dass zumindest einige von uns das Schicksal jener teilen, die nicht mehr zur Erde zurückkehrten. Dort draußen lauern unbekannte Gefahren, mit denen wir nicht so schnell fertig werden.«
»Spielen Sie etwa auf die Ploohns an?«
»Eigentlich weniger, Admiral. Sie sind Lebewesen aus Fleisch und Blut. Mit denen können wir fertig werden. Nein, ich meine mehr die physikalischen Gegebenheiten in einer Energiehölle, die wir Mahlstrom nennen. Immer wieder gibt es andere Überraschungen, und ehe wir ihre Natur nicht erkannt haben, können wir ihnen nichts entgegensetzen. Wir stoßen in unbekanntes Gebiet vor. Auch wenn wir mehr als elftausend Schiffe haben, so bedeutet das für mich keine Garantie zur Rückkehr. Es kann Dinge geben, die unsere gesamte Flotte mit einem Schlag vernichten.«
Kasom warf ihm einen kurzen Blick zu.
»Sehr optimistisch klingt das gerade nicht, Major.«
»Sollte es auch nicht«, gab Kaschart trocken zurück.
Kasom betrachtete ihn etwas aufmerksamer, ehe er sagte: »Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie der Meinung, dass unser ganzer Einsatz viel zu risikoreich ist und dass man ihn lieber rechtzeitig abblasen sollte. Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, nur mit dem Abblasen gehe ich nicht mit Ihnen konform. Wir müssen herausfinden, was dort auf uns lauert und warum unsere Expeditionen niemals zurückkehrten! Tun wir das nicht, bleiben wir für alle Zeiten isoliert und treten auf der Stelle. Und wir werden niemals herausfinden, wo, zum Teufel, wir uns befinden!«
Kaschart lächelte bitter.
»Ich bin durchaus nicht dafür, das Unternehmen aufzugeben, ich wollte nur warnen. Ich wollte zur äußersten Vorsicht mahnen, Admiral, mehr nicht. Die Flotte muss zusammenbleiben, jedes einzelne Schiff muss ständig Kontakt mit den anderen halten. Niemand darf überrascht werden. Von einem Gegner nicht, aber auch nicht von unbekannten Naturgewalten. Und von denen gibt es ja hier eine ganze Menge.«
»Wir fliegen hinaus, um sie kennenzulernen, Major.« Er wandte sich an einen der Navigationsoffiziere. »Wie lange dauert es noch?«
»Exakt elf Minuten, Admiral. Wir berechnen die Koordinaten für die gesamte Flotte, damit die erste Linearetappe konform läuft. Die Schiffe müssen in der jetzt formierten Aufstellung wieder in das Einsteinuniversum zurücktauchen.«
»Klar, wir bleiben zusammen«, knurrte Kasom und warf Kaschart einen bezeichnenden Blick zu. »Wird schon schiefgehen ...«
Um keine unnötigen Risiken einzugehen, war beschlossen worden, keine überflüssigen Flugmanöver zu unternehmen. Mit einer einzigen Etappe sollte die Strecke bis zum Zentrum des Mahlstroms zurückgelegt werden. Die Position war exakt berechnet worden. Im Linearraum konnte man sich absolut sicher fühlen. Dort lauerten keine Gefahren – soweit das bekannt war.
Major Metron Kaschart erhob sich.
»Ich kümmere mich um die Berechnungen«, sagte er und nickte Kasom zu.
Toronar Kasom nickte zurück und widmete sich dann der Betrachtung der Bildschirme. Die Erde und ihr Mond standen als Doppelgestirn allein im Raum, wenn man von den weiter entfernten Sternen absah. Die künstlichen Sonnen strahlten sie so stark an, dass sie selbst wie ein Stern wirkte und auch der Mond noch genügend Licht erhielt.
Wo war Sol, die Sonne der Erde, wo die Planeten? Wo war die Milchstraße, die Heimatgalaxis?
Kasoms Blick suchte die verschwommenen Lichtpünktchen in den Weiten des Universums, die hier draußen mit bloßem Auge zu erkennen waren. Jedes von ihnen stellte eine ganze Galaxis dar, aber welche? Da der eigene Standort unbekannt war, konnte keine von ihnen identifiziert werden. Aber von der alten Position der Erde aus hatten schon frühere Astronomen den Zusammenstoß zweier Galaxien beobachtet, aber das nicht nur einmal. Ein seltenes Ereignis, doch eben nicht zu selten.