Perry Rhodan 7: Invasion aus dem All - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 7: Invasion aus dem All E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Sie werden "Individual-Verformer" genannt - doch hinter diesem harmlosen Namen steht das Grauen... Menschlicher Tatendrang und die Supertechnik der alten Arkoniden haben sich zu einer Kraft vereinigt, die die Dritte Macht genannt wird. Und das mit Recht! Denn diese Dritte Macht hat unter Führung Perry Rhodans schon mehr als einmal die Erde vor dem Schlimmsten bewahren können. Nun aber dringen die Individual-Verformer, die alten Feinde der Arkoniden, in das Sonnensystem ein, und die Dritte Macht sieht sich einer Bedrohung gegenüber, gegen die selbst die Wissenschaftler Arkons keine Verteidigung kennen...

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Nr. 7

Invasion aus dem All

Sie werden »Individualverformer« genannt – doch hinter diesem harmlosen Namen steht das Grauen ...

von CLARK DARLTON

Menschlicher Tatendrang und die Supertechnik der alten Arkoniden haben sich zu einer Kraft vereinigt, die die Dritte Macht genannt wird.

Und das mit Recht! Denn diese Dritte Macht hat unter Führung Perry Rhodans schon mehr als einmal die Erde vor dem Schlimmsten bewahren können.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – der Chef der Dritten Macht.

Reginald Bull – Perrys Freund und rechte Hand.

Crest und Thora – die beiden einzigen Überlebenden einer arkonidischen Raumexpedition.

Tako Kakuta – Mitglied des Mutanten-Korps. Er beherrscht die Teleportation.

Homer G. Adams – »Finanzminister« der Dritten Macht. Sein Arbeitsfeld ist die ganze Welt, und die Summen, mit denen er manipuliert, gehen in die Milliarden.

Ernst Ellert – ein Mensch, dessen Geist sich in der Zeit zu bewegen vermag. Perry nennt ihn Teletemporarier.

Allan D. Mercant – Chef der internationalen Abwehr. Er sympathisiert mit Rhodans Zielen.

Sammy Derring

1.

Die Augen des Mannes weiteten sich plötzlich entsetzt, als hätten sie etwas Unfassbares gesehen. Aber sie blickten ins Leere, hinein in die Unendlichkeit des blauen Himmels, der sich über der Fläche des kleinen Waldsees wölbte. Dann wurden sie starr und ausdruckslos.

Die Hand, welche die Angel hielt, zitterte nicht. Als habe sie sich plötzlich in Stein verwandelt, reagierte sie auch nicht, als der Schwimmer abrupt in die Tiefe gezogen wurde. Nur die Angelrute bog sich unter der Beanspruchung, auf die Sammy Derring den ganzen Vormittag vergeblich gewartet hatte. Und nun reagierte er nicht.

Hätte jetzt jemand in seine Augen blicken können, wäre er erschrocken zurückgewichen. Das grauenvolle Entsetzen darin mischte sich mit unfassbarem Erstaunen – fünf Sekunden lang.

In diesen fünf Sekunden hätte niemand in dem Mann den statistischen Angestellten Sammy Derring wiedererkannt, der seit einigen Jahren im Verteidigungsministerium des Westblocks zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten seine Pflicht erfüllte. Er war Junggeselle und fuhr regelmäßig zum Wochenende hinaus an den kleinen Waldsee, um für seine Zimmerwirtin Forellen zu fangen. Er selbst machte sich nichts aus Fisch, aber er vertrat die Auffassung, dass Angeln ungemein die Nerven beruhige und auch sonst gesund sei. Drüben am Waldweg parkte sein kleiner Sportwagen, das zweite Hobby Sammys. Sonst hatte er keine Leidenschaften.

Sammy Derring war für diese fünf Sekunden so gut wie tot.

Sein Geist, sein Verstand oder seine Seele – wie immer man es nennen mochte – hatte den Körper verlassen. Nicht freiwillig. Sie war dazu gezwungen worden. Etwas Stärkeres, Unbegreifliches hatte von seinem Gehirn Besitz ergriffen, war einfach eingedrungen und hatte das, was vorher da gewesen war, einfach herausgedrückt.

Für diese fünf unbegreiflichen Sekunden konnte Sammy Derring sich selbst am Seeufer sitzen sehen. Unsichtbar schwebte er in einigen Metern Höhe und schaute auf sich herab. Er begriff es nicht, aber er sah. Und er sah auch, dass er tot war, aber still sitzen blieb. Eigentlich hätte er – oder besser sein Körper – doch umfallen müssen. Aber er blieb sitzen und kümmerte sich nicht einmal um den Fisch, der angebissen hatte.

In Sammys Geist regte sich das Verlangen, die Angel einzuziehen, aber der unter ihm verharrende Körper gehorchte seinen Befehlen nicht mehr. Außerdem blieb ihm keine Zeit. Die fünf Sekunden waren vorbei. Das Bild des friedlichen Waldsees verschwamm vor Sammys Augen – hatte er denn noch Augen? – und verschwand. Eine unsichtbare Macht riss ihn mit sich fort. Farben flimmerten. Für einen Augenblick glaubte er, eine riesige, gewölbte Kugel unter sich zu sehen, dann wurde es völlig dunkel. Er spürte, wie er in etwas hineingezogen wurde; dann waren auf einmal wieder Bewegungsreflexe vorhanden. Er fühlte die Glieder, konnte sie rühren.

Trotz der Dunkelheit vermochte er wieder zu sehen. Dann aber wusste er, dass es nicht völlig finster war, sondern ein schwaches Leuchten den Raum erfüllte, in dem er sich nun befand. Matt nur drängte sich ihm die Frage auf, wie er hierhergekommen war, aber dann war ihm die Antwort plötzlich gleichgültig. Er hatte einen Schwächeanfall erlitten und lag nun im Krankenhaus. Eine andere Erklärung gab es nicht.

Er war krank. Die Müdigkeit schlich auf ihn zu und nahm ihn gefangen. Aber warum kümmerte sich denn niemand um ihn? Er ahnte, dass jemand ganz in der Nähe war. Mühsam versuchte er, sich aufzurichten, aber es gelang ihm nicht. Ob sie ihm am See gefunden und hierhergebracht hatten? Wie lange war er bewusstlos gewesen? Und wie war das noch gewesen? Hatte er sich nicht selbst dort am See sitzen sehen? Seine Augen hatten sich an die Dämmerung gewöhnt, und nun konnte er wieder sehen. Aber die Mattigkeit wurde größer. Er spürte, wie er einschlief. Aber da war etwas, das in seinem Gehirn rumorte und ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Eine Feststellung, die er gemacht hatte. Es dauerte lange, kostbare Sekunden, ehe sie sein Bewusstsein erreichte und sich in Realität verwandelte.

Seine Finger ... seine Beine!

Mit letzter Kraft riss er die Augen ein letztes Mal auf und starrte voller Entsetzen auf die Enden seiner vier Arme. Scharfe Krallen waren es, mit Saugnäpfen versehen.

Und dann erblickte er seinen Leib – einen in der Mitte stark verengten Wespenleib mit feinen Haaren bedeckt. Die grauenerregende Form des Monsters, in das er sich so urplötzlich verwandelt hatte, war so unwirklich, dass er mit einem Seufzer der Erleichterung seine schwarzen Facettenaugen schloss und die beiden Beine streckte.

Natürlich war alles nur ein Traum. Dass er nicht eher daran gedacht hatte!

Als ihn dann aber die Erkenntnis durchzuckte, dass niemals ein Mensch während eines Traumes die Tatsache, dass er nur träumt, feststellen konnte, war es bereits zu spät.

Sein Geist, der in einem unirdischen Körper gefangen gehalten wurde, sank in einen todähnlichen Schlaf ...

*

Als die fünf Sekunden vorbei waren, zog Sammy Derring die Angel ein. Er betrachtete die anderthalbpfündige Forelle ohne besonderes Interesse, nahm sie nach einigem Zögern vom Haken und warf sie ins Wasser zurück. Die Angelrute legte er achtlos in das Gras neben dem Holzsteg, dann schritt er ein wenig unsicher, so, als habe er wochenlang im Bett gelegen, auf seinen parkenden Wagen zu. Auch hier das kurze Zögern. Aber in Sekundenschnelle erhielt er alle gewünschten Informationen aus dem Gedächtnisspeicher des Intellekts, der vor ihm in diesem Körper hauste.

Sammy Derring, der nicht mehr Sammy Derring war, startete den Motor seines Wagens und fuhr langsam über die holperigen Waldwege bis zur Hauptstraße vor. Ein kurzer Blick auf die Wegweiser genügte. Minuten später raste der Sportwagen in Richtung der Stadt davon.

Mrs. Sarah Wabble wunderte sich gebührend, ihren Untermieter so rechtzeitig zurückkehren zu sehen. Ihre Verwunderung stieg jedoch beträchtlich, als Sammy ihr nur kurz zunickte und sich dann in seinem Zimmer einschloss. Keine Begrüßung, keine Forellen, gar nichts.

Das, was Sammy Derring war, fühlte sich erleichtert, als es die verschlossene Tür zwischen sich und den Menschen wusste. Seine Erfahrungen auf dem Gebiet der Übernahme anderer Organismen ließen noch zu wünschen übrig. Hinzu kam, dass die Bewohner dieser Welt über eine beachtliche Portion an Intelligenz verfügten, die nicht leicht auszuschalten und zu konservieren war. Völlig unschädlich machen wäre einfacher gewesen, aber die Befehle des Kommandanten mussten befolgt werden.

Dieser Kommandant weilte nicht auf der Erde. Weit draußen im Weltraum stand ein ovaler, metallisch schimmernder Flugkörper und fiel – ohne dass man seine Bewegung hätte bemerken können – mit der entsprechenden Geschwindigkeit um den dritten Planeten des Sonnensystems. Nicht Menschenhände hatten dieses Raumschiff erdacht und konstruiert, sondern unmenschliche aber deswegen nicht ungeschicktere Insektenkrallen und Ballenpfoten. Die Intelligenz, die die sechsgelenkigen Glieder der fast zwei Meter großen Insekten, die entfernt an Wespen erinnerten, bewegten, konnte sich mit der des Menschen durchaus messen. Wenn man gewisse geistige Fähigkeiten der Insekten jedoch berücksichtigte, konnte man mit ruhigem Gewissen behaupten, dass die »Wespen« dem Menschen weit überlegen waren.

Eine dieser Fähigkeiten war die erstaunliche Eigenschaft, dass der Geist dieser außerirdischen Wesen den eigenen Körper verlassen und einen fremden übernehmen konnte. Es fand somit ein regelrechter Austausch statt. Allerdings hatte auch hier die weise Natur dafür gesorgt, dass ein schwacher Punkt blieb. Der Geist des übernommenen Gastkörpers konnte nur dann gebändigt und gefangen gehalten werden, wenn man ihn für die Dauer des Aufenthaltes in den eigenen Körper verbannte. Dann erst hatte man freie Hand und konnte in der Gestalt des Übernommenen jede gewünschte Handlung vornehmen. Starb der Wirt allerdings, bevor man seinen Körper verließ, starb man mit ihm. Ebenso fatal war es, wenn der eigene Insektenkörper mit dem eingeschlossenen Geist des Übernommenen gewaltsam zerstört wurde.

Trotz dieser Einschränkungen jedoch gehörten die unheimlichen Insekten zu einer der gefährlichsten Rassen des Universums, aber davon konnte der Mensch nichts ahnen, dem erst vor einem knappen halben Jahr die erste Mondlandung gelungen war. Die Erde war wie eine einsame Insel im Pazifik, isoliert von den Geschehnissen der Welt und sich allein wähnend. Sie wusste nichts von den vielen intelligenten Rassen der Milchstraße, von den galaktischen Reichen, die gegründet und wieder zerstört wurden.

Jene aber, die die Insekten kannten, nannten sie ihrer unheimlichen Eigenschaften wegen ›Individualverformer‹, oder auch kurz: IVs.

Und nun hatten die IVs die Erde gefunden. Dieser völlig unbekannte Planet am Rande der Milchstraße war plötzlich zum Mittelpunkt eines Geschehens geworden, dessen Ausmaße noch nicht abzusehen waren. Notrufsignale eines Arkonidenkreuzers hatten die IVs angelockt. Die Arkoniden, Herren eines unermesslich großen Sternenreiches, gehörten zu den Erbfeinden der Wespen. Der Kampf gegen sie blieb aussichtslos, wenn es nicht gelang, ihre Schiffe einzeln aufzuspüren und anzugreifen. Eine solche Gelegenheit hatte sich hier geboten. Einer ihrer Forschungskreuzer musste in diesem System notgelandet sein. Zur Überraschung der IVs jedoch war der dritte Planet des Systems von einer ziemlich intelligenten Rasse bewohnt, die sogar über das Anfangsstadium der Raumfahrt hinaus gekommen war. Es wurde somit Zeit, sich um sie zu kümmern, ehe die Arkoniden es taten.

Allein aus diesem Grund hatte der IV-Kommandant die Infiltration von Terra befohlen. Er war sich völlig sicher, in kurzer Zeit die wichtigsten Positionen und Schlüsselstellungen der irdischen Politik und Wissenschaft zu besitzen.

Er hatte die Invasion angeordnet.

Die Menschen aber ahnten von alledem nichts. Sie wussten zwar, dass in der Nähe der Mondbahn ein fremdartiges Raumschiff aufgetaucht und vernichtet worden war, aber sie wussten nicht, dass die IVs mehr als nur ein Schiff besaßen. Und vor allen Dingen wussten sie – bis auf wenige Ausnahmen – nicht, wer die IVs waren und was sie beabsichtigten.

Als Sammy Derring am Montagmorgen das Ministerium betrat und seine Mitarbeiter begrüßte, hätte ihm niemand seine Wandlung ansehen können. Er wühlte in verschiedenen Akten und klingelte plötzlich seiner Sekretärin.

Die junge Dame trat ein und zückte den Block. Sammy schüttelte den Kopf und sagte todernst: »Bringen Sie mir sämtliche Unterlagen über die Landesverteidigung. Auch wünsche ich die Akten über die bisherigen Fortschritte auf dem Gebiet der Weltraumforschung und der Raketenwissenschaft. Insbesondere interessiert mich die Leistungsfähigkeit unserer Abwehr. – Was starren Sie mich denn so an? Los, beeilen Sie sich!«

Die Sekretärin schluckte und wurde rot.

»Aber, Mr. Derring ...«

»Haben Sie mich nicht verstanden?«

Sie wollte noch etwas sagen, aber dann sah sie den Ausdruck in Sammys Augen. Dieser Ausdruck war so fremd und ›weit weg‹, dass sie zusammenzuckte. Ratlos nickte sie und verließ den Raum. Zurück blieb ein zufriedener Sammy Derring – oder das, was äußerlich Sammy Derring war.

Die Sekretärin zog die Tür hinter sich zu und blieb einen Augenblick unbeweglich stehen. Dann schüttelte sie den Kopf und begab sich kurz entschlossen zu ihrem Abteilungsleiter, einem gewissen John Mantell.

Mantell hörte sich schweigend an, was die junge und sehr hübsche Dame ihm berichtete. Auf seiner Stirn zeigten sich einige nachdenkliche Falten. Dann schüttelte er den Kopf.

»Sie sind sicher, dass Mr. Derring sich keinen Scherz erlaubt hat?«

»Völlig sicher. Er meinte es ernst. Und dann – dieser Ausdruck in seinen Augen. Ich habe noch nie in meinem Leben einen solchen Gesichtsausdruck gesehen.«

Mantell betrachtete sie forschend.

»Seltsam, sehr seltsam. Die Unterlagen der Landesverteidigung möchte er. Er weiß doch genau, dass diese nur dem Verteidigungsminister zugänglich sind, aber nicht einem kleinen Angestellten. Sollte er größenwahnsinnig geworden sein?«

Die Sekretärin lächelte zum ersten Mal.

»Ich kann mich entsinnen, dass Mr. Derring einmal einen Scherz darüber machte, dass er so ähnlich hieße wie der Verteidigungsminister. Er meinte, vielleicht könne man ihn einmal dafür halten ...«

»Das würde sich Samuel Daring wohl energisch verbeten haben«, vermutete Mantell. »Eine bloße Namensgleichheit ist noch lange kein Grund, sich derartige Späße zu erlauben. Ich werde mit Derring sprechen. Sagen Sie ihm, er solle sich gegen elf Uhr bei mir melden.«

Sie zögerte.

»Was soll ich ihm jetzt sagen?«

»Was Sie wollen. Und lassen Sie mich jetzt in Ruhe, ich habe zu arbeiten.«

Nur langsam verließ die Sekretärin das Zimmer, aber sie kehrte nicht in ihr Büro zurück. Einige Minuten kämpfte sie einen Kampf, mit sich selbst, dann ließ sie sich kurz entschlossen beim Beauftragten der Abwehr melden.

Mr. Smith war sehr erstaunt, als er von dem Vorkommnis erfuhr. Er nahm die Sache wesentlich ernster als Mr. Mantell, der sie aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vergessen hatte. Er bat die Sekretärin, im Vorzimmer zu warten. Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, entfaltete er eine rege Tätigkeit. Aus einem Wandsafe nahm er ein Telefon, wählte eine Nummer und wartete dann ungeduldig. Zweimal musste er eine Nummer sagen, dann endlich meldete sich der gewünschte Teilnehmer.

»Hier Smith, Verteidigungsministerium. Da ist etwas Merkwürdiges passiert, Sir. Völlig unbegreiflich, falls es kein Scherz sein soll. Aber ich habe vor drei Tagen Ihre Anweisungen erhalten, nach denen jedermann zu beobachten ist, der sich ungewöhnlich beträgt und ...«

Er wurde von dem Unbekannten unterbrochen. Eine präzise Frage wurde gestellt. Smith zuckte unwillkürlich zusammen und setzte sich straffer hin. Er musste einen ungewöhnlichen Respekt vor seinem Gesprächspartner haben.

»Sehr wohl, Sir. Der Angestellte Sammy Derring verlangt die geheimen Pläne der Landesverteidigung. Außerdem wünscht er Einblick in das Raumfahrtprogramm zu erhalten. Seine Wünsche brachte er in allem Ernst vor. Seine Sekretärin behauptet, eine derartige Bestimmtheit noch niemals bei ihm bemerkt zu haben. Außerdem sagt sie aus, der Ausdruck in den Augen Derrings sei so fremd gewesen ...«

Wieder eine kurze Frage, diesmal so laut, dass man sie verstehen konnte: »Wie heißt der Mann?«

»Sammy Derring, Sir.«

»Und wie heißt der Verteidigungsminister?«

»Sir?«

»Wie der Minister heißt, will ich wissen!«

»Eh – Samuel Daring, Sir. Aber – das wissen Sie doch selbst ...«

»Danke, Smith. Hier meine Anordnungen: Sie lassen sich nichts merken. Die Sekretärin wird Derring die gewünschten Unterlagen bringen – alte und längst überholte, selbstverständlich. Derring darf keinen Verdacht schöpfen. Haben Sie kapiert?«

»Jawohl, Sir. Noch etwas?«

»Kein Wort zu irgendeinem Menschen, verstanden? Ich bin in zwei Stunden bei Ihnen.«

»Sie wollen selbst ...?«

Smith versagte die Stimme. Das war noch nie dagewesen. Allan D. Mercant, der allgewaltige Chef der westlichen Abwehr, bemühte sich selbst. Dazu noch wegen einer lächerlichen Kleinigkeit. Bestimmt kam dabei heraus, dass dieser Sammy Derring sich einen Scherz erlaubt hatte, weil er so ähnlich hieß wie der Verteidigungsminister.

»Ja, ich komme selbst. Und noch einmal: strengstes Stillschweigen! Sagen Sie das auch der Sekretärin. Ende!«

Smith stellte den Apparat in den Schrank zurück. Ein nachdenklicher Zug lag auf seinem Gesicht, als er die junge Dame ins Zimmer rief. Er bat sie, sich zu setzen. Dann meinte er sachlich: »Sie dürfen zu keinem Menschen über den Vorfall sprechen. Es scheint, dass Mr. Derring – eh – krank ist. Vielleicht eine Art von Wahnvorstellung. Ich werde Ihnen in zehn Minuten ein Aktenbündel zuschicken lassen. Sie geben es dann Ihrem Chef. Haben Sie verstanden?«

»Ja, aber ...«

»Kein Aber! Sagen Sie Mr. Derring, die Akten seien angefordert und unterwegs. Und: zu keinem Menschen ein Wort über die Angelegenheit.«

Heimlich dachte die Sekretärin an den Abteilungschef. Zu dem hatte sie ja bereits einiges gesagt. Aber auf der anderen Seite schien Mantell sich ohnehin nicht darum kümmern zu wollen. Vielleicht vergaß er es sogar. Sie nickte.

»Gut, Mr. Smith. Ich werde es Mr. Derring sagen. Wenn er mich nur nicht wieder so merkwürdig dabei ansieht. Ich habe richtig Angst vor ihm.«

»Unsinn, Miss ...?«

»Thompson. Clara Thompson.«

»Befürchten Sie nichts, Miss Clara. Ich nehme an, Mr. Derring leidet unter einer vorübergehenden Geistesstörung. Gestern war es ziemlich warm, und vielleicht hat er sich zuviel in der Sonne aufgehalten.«

Clara Thompson hielt das zwar für keine ausreichende Entschuldigung, sich plötzlich für den Verteidigungsminister höchstpersönlich zu halten, gab aber keine Antwort. Mit einem Kopfnicken verabschiedete sie sich und kehrte in ihr Büro zurück. Den Abteilungsleiter Mantell vergaß sie dabei völlig.

Sammy sah auf, als sie an der Tür klopfte.

»Ah – Sie bringen die Unterlagen?«

»Noch nicht, Sir. Sie treffen in zehn Minuten ein.«

»Danke. Lassen Sie mich dann nicht warten.«

»In Ordnung, Sir.«

Clara war froh, die Tür schließen zu können. Immerhin, Sammy Derring hatte ganz vernünftig ausgesehen. Der seltsame Glanz in den Augen fehlte. Aber der idiotische Befehl, die geheimen Unterlagen haben zu wollen, blieb.

Genau zehn Minuten später brachte ein Bote die Akten. Sie waren in einer roten Mappe verpackt, die die Aufschrift trug: streng geheim.