Perry Rhodan 742: Rückkehr fraglich - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 742: Rückkehr fraglich E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Die SOL in der Sackgasse - Mausbiber Gucky geht auf Spähtrupp Überall dort im Kosmos, wohin Teile der Menschheit verschlagen wurden, gibt es Gefahren und Konflikte. Da sind die Terraner und deren Nachkommen, die auf vielen Planeten der Galaxis verstreut leben. Die meisten von ihnen führen ein Sklavendasein, andere wieder müssen sich der Nachstellungen der Laren und ihrer Vollzugsorgane, der Überschweren, erwehren. Nur die unter Atlans und Julian Tifflors Führung in die Dunkelwolke Provcon-Faust evakuierten Terraner des Neuen Einsteinschen Imperiums (NEI) können sich einer einigermaßen gesicherten Existenz erfreuen. Jene Milliarden Terraner aber, die mit ihrem Heimatplaneten und seinem Trabanten durch den Soltransmitter gingen und im Mahlstrom landeten, gerieten fast zur Gänze in den Bannkreis der Aphilie, die sie und ihre Kinder in Geschöpfe ohne Nächstenliebe verwandelt hat. Sie müssen jetzt darum bangen, dass Terra in Bälde vom "Schlund" verschlungen wird. Die SOL hingegen, die, mit Perry Rhodan und Tausenden seiner Getreuen an Bord, seit Jahrzehnten auf dem Rückweg vom Mahlstrom der Sterne zur Milchstraße begriffen ist, sitzt inzwischen in der Dakkarzone der Zgmahkonen fest. Nach Abwägen aller Möglichkeiten, das Schiff weiter auf den Weg zu bringen, lautet die Diagnose: RÜCKKEHR FRAGLICH ...

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Nr. 742

Rückkehr fraglich

Die SOL in der Sackgasse – Mausbiber Gucky geht auf Spähtrupp

von CLARK DARLTON

Überall dort im Kosmos, wohin Teile der Menschheit verschlagen wurden, gibt es Gefahren und Konflikte.

Da sind die Terraner und deren Nachkommen, die auf vielen Planeten der Galaxis verstreut leben. Die meisten von ihnen führen ein Sklavendasein, andere wieder müssen sich der Nachstellungen der Laren und ihrer Vollzugsorgane, der Überschweren, erwehren.

Nur die unter Atlans und Julian Tifflors Führung in die Dunkelwolke Provcon-Faust evakuierten Terraner des Neuen Einsteinschen Imperiums (NEI) können sich einer einigermaßen gesicherten Existenz erfreuen.

Jene Milliarden Terraner aber, die mit ihrem Heimatplaneten und seinem Trabanten durch den Soltransmitter gingen und im Mahlstrom landeten, gerieten fast zur Gänze in den Bannkreis der Aphilie, die sie und ihre Kinder in Geschöpfe ohne Nächstenliebe verwandelt hat. Sie müssen jetzt darum bangen, dass Terra in Bälde vom »Schlund« verschlungen wird.

Die SOL hingegen, die, mit Perry Rhodan und Tausenden seiner Getreuen an Bord, seit Jahrzehnten auf dem Rückweg vom Mahlstrom der Sterne zur Milchstraße begriffen ist, sitzt inzwischen in der Dakkarzone der Zgmahkonen fest.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Chef der SOL lässt das Beraghskolth einbauen.

Wans, Qwogg und Yaiska – Die Spezialisten der Nacht werden abtransportiert.

Captain Lobster und Leutnant Karwanter – Offiziere einer Korvette, die auf Erkundungsflug geht.

Gucky – Der Mausbiber in Nöten.

Squen und Myral

1.

In den ersten Stunden verlief alles ohne Komplikationen.

Das von Perry Rhodan gekaperte Schiff der Zgmahkonen, von den Terranern auf den hoffnungsvollen Namen MORGEN getauft, war nach abenteuerlichem Flug durch einen der achtzehn Dimensionstunnel aus der Galaxis der Laren in die schützende Umhüllung des so genannten Dakkardim-Ballons innerhalb der Rute zurückgekehrt. Von dem Planeten Volterhagen war das einst von den Keloskern konstruierte Instrumentarium geholt worden, das »Beraghskolth« genannt wurde und in etwa an das bereits mit dem Robotgehirn der SOL integrierte Shetanmargt erinnerte.

Auch das Beraghskolth sollte in die SOL eingebaut werden, um dem riesigen Generationenschiff der Terraner das Passieren eines Dimensionstunnels zu ermöglichen, der die Dakkarzone mit dem normalen Universum verband.

Der keloskische Rechenmeister Dobrak leitete die Arbeiten, wenn Rhodan auch das Gefühl nicht los wurde, dass der geniale Wissenschaftler es nur mit größten Bedenken tat.

Ihm zur Seite standen Olw und Py, die beiden »Spezialisten der Nacht«, deren nahezu unglaubliches Schicksal die Gemüter fast aller Terraner beschäftigte. Diese drei Fremden waren neben anderen Keloskern die einzigen Verbündeten, die den Menschen in einem unbekannten Universum, unzählige Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, zur Seite standen.

Dobrak wirkte ungeschlacht und plump, etwa wie ein aufrecht gehender Elefant. Aber sein Gehirn war derart entwickelt, dass es siebendimensionale mathematische Vorgänge leichter erfasste als ein Mensch das Große Einmaleins. Im Ausgleich dazu hatte die Natur für ungeschickte Greifwerkzeuge gesorgt, mit denen nur die primitivsten Arbeiten getan werden konnten.

Fünf Stunden nach Beginn der Einbauarbeiten beendete Leutnant Shake Karwanter seinen Dienst im Observatorium der Astronomischen Sektion und kehrte in seine Kabine zurück, die in mehrere kleinere Räume unterteilt worden war, um das familiäre Zusammenleben zu erleichtern.

Er war zwanzig Jahre alt gewesen, als die SOL zu ihrer Odyssee aufbrach, und nun war er schon etwas mehr als sechzig. Kurz nach dem Start war Bilda geboren worden, die er zwanzig Jahre später heiratete. Vor zehn Jahren hatten sie einen Sohn bekommen, den sie Törn nannten.

Bilda arbeitete im Kindergarten der SOL als Erzieherin und sorgte so dafür, dass die im Schiff heranwachsende Generation auf die Bordschule vorbereitet wurde, um später die Aufgaben der älteren übernehmen zu können.

Karwanter duschte sich und zog den Freizeitanzug an. Sein Sohn war mit den Schularbeiten beschäftigt und ließ sich nicht stören, auch dann nicht, als ein Arbeitsroboter kam und das Essen brachte.

Bilda setzte sich zu ihrem Mann.

»Gibt es Neuigkeiten?«, fragte sie, als sie aßen.

Er schüttelte den Kopf.

»Was meine Arbeit anbetrifft – nein. Immer dasselbe. Sie haben aber das Beraghskolth geholt und sind dabei, es einzubauen.«

»Das ... was?«

Er kaute, ehe er antwortete: »Ihr seid alle über den Interkom informiert, nehme ich an.«

»Natürlich gab es Informationen, aber ich frage dich, wer daraus schlau werden soll. Ein Instrumentarium, hieß es, das uns die Rückkehr in die Milchstraße ermöglichen soll. Aber sonst ...«

»Ich will versuchen, es dir zu erklären, soweit ich es selbst verstanden habe. Meine Spezialität ist astronomische Beobachtung, wie du weißt, und von siebendimensionaler Mathematik verstehe ich absolut nichts. Aber das Ding hat damit zu tun. Es soll uns den Flug aus dem Schwarzen Loch in das Normaluniversum gestatten.«

Sie nickte.

»Na schön, dann versuche es mir zu erklären.«

»Das Beraghskolth ist ein Spezialgerät der Kelosker, deren siebendimensionales Denkvermögen uns immer ein Rätsel bleiben wird, so wie ein zweidimensionales Wesen unsere normale dritte Dimension niemals begreifen kann. Auch unsere positronischen Gehirne versagen vor der Mathematik der Kelosker und geben auf, nur bei einer Integration können sie mithalten, wie wir ja erfahren haben. Die Konstruktion und Arbeitsweise des Beraghskolths ist einmalig und unbegreiflich für uns, obwohl wir seine Wirkungsweise vielleicht erfasst haben – aber das Wie ist und bleibt unbekannt.«

»Und trotzdem können wir etwas damit anfangen?«

»Wir versuchen es«, schränkte er ein. »Das Beraghskolth kann den hyperdimensionalen Energiehaushalt des Dimensionstunnels beeinflussen, und das wird unbedingt notwendig sein, wenn wir dieses Universum verlassen wollen, um in den Einsteinraum zurückzukehren. Wenigstens behauptet Dobrak das, und der sollte es wohl wissen. Unsere Wissenschaftler haben das überprüft und sind zu dem Ergebnis gelangt, dass der Apparat tatsächlich die Fähigkeit besitzt, die Energieströme der hyperenergetischen Black-Hole-Entladung zu steuern.«

Bilda nickte, ohne ihr Gesicht zu verziehen.

»Dieser Effekt beruht in erster Linie auf der rechnerisch überdimensional auszulegenden Erfassung fünfdimensionaler Entladungsfronten, die von den Steuerenergiefeldern des Beraghskolths einwandfrei beherrscht werden können.«

»So, und das weiß man?«, wunderte sich Bilda.

»Sicher, und zwar von den Keloskern. Sie gingen davon aus, dass überdimensionierte Entladungen, falls man sie gezielt einsetzen kann, einen niedrigeren Energiewert nicht nur beherrschen, sondern ihn sogar absorbieren oder zur Kraftentfaltung anregen können.«

»Aha!« Sie ließ nur allzu deutlich durchblicken, dass sie absolut nichts von dem verstanden hatte, was er ihr zu erklären versuchte. »Sprich weiter, Shake, mit der Zeit komme ich schon dahinter.«

»Es wird gleich verständlicher, Bilda. Die praktische Nutzung des Beraghskolths ist natürlich nur dann möglich, wenn wir es mit einer konventionellen Anlage zur normalen Energieerzeugung, zum Beispiel Atomkraftwerken, koppeln. Das Erstaunliche ist nämlich, dass es weniger Arbeitsstrom als ein normaler Schutzschirm benötigt. Dobrak erläuterte uns, es handelte sich dabei lediglich um eine Art Anregungsimpuls, der in der Art eines Zündfunkens arbeite. Sobald dieser Funke gezündet habe, schalte das Beraghskolth auf Autarkbetrieb um.«

»Ach, dann braucht es keine Energie mehr?«

»O doch, aber so viel, dass wir es nicht mehr damit beliefern könnten. Es versorgt sich selbst, und unsere Spezialisten schätzen, dass fünftausend sehr heiße Sterne notwendig wären, diese benötigte Energie zu liefern. Das ist unvorstellbar – und unserer Meinung nach auch unmöglich zu realisieren. Infolgedessen zapft das Gerät auch keineswegs normale Sonnen oder Energien des fünfdimensionalen Überlagerungsraums an, sondern bedient sich der energetischen Reserven des sechsdimensionalen Raumes.«

»Wieviel Dimensionen gibt es denn nun überhaupt?«, wollte Bilda wissen.

»Dobrak erwähnte, dass zur Beherrschung und zum Verständnis der sechsten Dimension die rechnerische Erfassung der siebten unbedingt notwendig sei. Daraus geht klar hervor, dass unser Beraghskolth keineswegs die Energien der sechsten Dimension ausnützen könnte, wenn es nicht siebendimensional erdacht und konstruiert worden wäre. Durch den minimalen Anregungsstrom, den wir liefern müssen, beginnt das Ding zu arbeiten. Es sendet einen Zapfstrahl aus, der in die sechste Dimension vordringt. Dort holt er sich die unvorstellbaren Kräftereserven, die notwendig sind, die Dimensionstunnels und Übersättigungsenergien der Schwarzen Löcher zu beherrschen.«

Bilda wartete, bis der Roboter abgeräumt hatte, dann meinte sie: »Und das alles hat man in der kurzen Zeit schon herausgefunden?«

»Dobrak hat dabei geholfen. Ohne ihn hätte es vielleicht Jahre gedauert. Doch ich bin gleich fertig, hör nur zu! Das Beraghskolth ist keine Maschine im eigentlichen Sinn. Es besteht einfach aus halbentstofflichten Energieballungen von verschiedenartiger Form und Färbung. Diese Einzelteile – nennen wir sie mal so – wurden an Bord unserer SOL gebracht und sollen nun zu so genannten Schaltblöcken vereinigt werden. Insgesamt handelt es sich um einundzwanzig Haupteinzelteile. Sie müssen untereinander verbunden werden, und zwar mit Hilfe drahtloser Energieleiter. Die erforderlichen Projektoren besitzen wir zum Glück.«

»Ohne Glück wären wir schon längst in der Hölle«, stellte Bilda trocken fest. »Nur weiter, Shake.«

»Alle einundzwanzig Segmente müssen mit dem Anregungsstrom versorgt werden, dann erst beginnt das Beraghskolth selbständig zu arbeiten.« Er deutete vage gegen die Decke der Kabine. »Was ich dir bisher zu erklären versuchte, betrifft nur die Arbeitsweise des Geräts, doch allein optisch bedeutet es schon ein Wunder. Du musst dir vorstellen, dass die einzelnen Segmente in verschiedenen Räumen untergebracht wurden. Dort schweben sie in der Luft und glühen in unterschiedlichen Farbtönen, die von Grau bis Blutrot reichen. Wir nehmen an, die Farben kennzeichnen die einzelnen Funktionen der Segmente.«

»Hat man das Ding schon in Betrieb genommen?«

»Nein, noch nicht. Man ist dabei, die einzelnen Anschlüsse zu installieren. Es kann noch Tage dauern, bis alles perfekt ist.«

Sie lehnte sich zurück.

»Es ist merkwürdig«, sagte sie dann nachdenklich. »Ich wurde vor einer halben Ewigkeit hier auf dem Schiff geboren und habe außer einigen Planeten nichts sonst gesehen. Du hast mir die Erde geschildert, und ich kann sie mir vorstellen, aber ich müsste lügen, wenn ich sagen sollte, ich hätte Sehnsucht nach ihr. Sie bedeutet mir kaum etwas. Die SOL ist meine wahre Heimat – und auch die von Törn.« Sie seufzte. »Und darum verstehe ich auch die Anstrengungen Rhodans nicht, in die Milchstraße zurückzukehren. Warum suchen wir uns nicht einen wunderbaren Planeten im Normalraum und bleiben dort?«

Karwanter hatte das schon mehr als einmal von ihr gehört. Und nicht nur sie, sondern viele der SOL-Geborenen dachten so wie Bilda. Die SOL war in der Tat die Heimat der neuen Generation, die an Bord geboren worden war. Ein Schiff von vier Kilometern Länge war eine autarke Welt für sich und bot die besten Lebensbedingungen, die man sich vorstellen konnte. So konnte es kein Wunder sein, dass die Menschen, die darin lebten, es im Laufe der Jahrzehnte als endgültige Heimat empfanden, besonders eben jene, die die Erde nicht kannten.

»Ich kenne nur die Erde und den Mond, nicht aber den Stern, der Sol genannt wird und von dem unser Schiff seinen Namen bekam. Aber ich weiß, dass Rhodan Freunde in der Milchstraße zurückließ. Das alles ist nun schon mehr als hundert Jahre her. Ich kann verstehen, dass die Generation vor uns wissen will, was inzwischen geschah.«

»Und unsere Kinder sollen es auch verstehen – ich merke es an den Themen, die wir erhalten. Bereits im Kindergarten beginnt es, und die Kleinen müssen Lieder lernen, in denen die Erde mit ihren grünen Hügeln, blauen Meeren und schneebedeckten Gebirgen besungen wird. Dazu laufen in den Videoräumen Mikrofilme, um auch optisch die Sehnsucht nach dem zu wecken, was niemand kennt.« Sie sah an Shake vorbei. »Ich will ehrlich sein: mich haben die Bilder von der Erde sehr beeindruckt.«

»Sie muss nicht mehr das gewesen sein, was sie einst war«, sagte er. »Nach dem Sprung in den Mahlstrom hat sie sich verändert – und vor allen Dingen haben sich die Menschen geändert. Was wir jetzt tun, ist nur der Versuch, die Vergangenheit wieder heraufzubeschwören.«

»Vielleicht ist sie schöner als die Gegenwart und Zukunft ...«

»Vielleicht«, gab er zu und schloss die Augen. »Ich bin müde.«

»Dann lege dich hin und versuche zu schlafen. Ich kümmere mich um Törn und seine Aufgaben. Navigation, glaube ich. Will man Raumfahrer aus ihnen machen?«

»Ohne geeigneten Nachwuchs sind wir eines Tages verloren, Bilda, das solltest du nicht vergessen. Die Themen der Schule sind so gewählt, dass sich ganz von selbst eine Elite herausbildet, die eines Tages das Schiff übernehmen wird. Vielleicht gehört Törn auch dazu.«

Noch ehe Bilda antworten konnte, kam Törn in den Raum. Mit einer ungeduldigen Gebärde warf er seine positronische Schreibtafel auf den Tisch und sagte störrisch: »Das ist ein schöner Mist! Wozu soll ich das lernen? Die tun ganz so, als solle jeder von uns einmal der Kommandant werden und Perry Rhodan ablösen, dabei weiß doch jeder, dass er einen Zellaktivator hat und unsterblich ist.«

Es dauerte einige Sekunden, bis Karwanter sich von seiner Überraschung erholte.

»Was ist denn mit dir los? Wie kannst du so einen Unsinn daherreden? Du warst doch bis jetzt ein guter Schüler und hattest Spaß an der Materie. Natürlich müsst ihr auch Navigation lernen, sonst würdet ihr niemals eure Umwelt begreifen können. Wir leben in einer künstlichen Welt, Törn, die wir steuern müssen. Unser Leben hängt davon ab, dass wir keine Fehler begehen. Ich hoffe, du verstehst das ...«

»Ich will aber nichts davon verstehen! Warum landen wir nicht auf einem der vielen unbewohnten Planeten und bleiben dort? Wie war es denn auf ›Last Stop‹? Warum blieben wir nicht dort? Es gab Flüsse und Meere, Ebenen und Gebirge, Wälder und Täler – und es gab Tiere und Blumen! Es war viel schöner als in diesem Schiff!«

Karwanter warf seiner Frau einen unsicheren Blick zu, denn er wusste, dass sie ähnlich dachte.

»Du weißt, dass Last Stop zum Untergang verurteilt war. Der Planet wurde von einem Black Hole verschluckt, so wie auch die SOL. Wir überlebten, aber niemand weiß, ob auch der Planet überlebte. Sicher, vielleicht finden wir eines Tages eine Welt, auf der wir bleiben, und ich kann nur hoffen, dass es die Erde ist, denn sie war unsere Heimat. Aber um das zu erreichen, musst du heute lernen, und wenn es dir noch so wenig Freude bereitet.«

Törn ging zur Tür. Er drehte sich um und sagte: »Ich werde nichts mehr lernen, Vater! Und die anderen in meiner Klasse denken genauso. Wir wollen raus aus dem Schiff! Wir wollen Gras unter unseren Füßen haben, nicht immer diesen kalten Stahl.«

Bilda wich den fassungslosen Blicken ihres Mannes aus, als sie ihren Sohn das sagen hörte, was sie immer schon dachte. Sie konnte niemals seine Partei ergreifen, ohne Shake zu verlieren, das wusste sie. Aber sollte sie deshalb ihren Sohn im Stich lassen?

Es gab keinen Kompromiss, das spürte und ahnte sie. Aber sie begriff nicht, wie es möglich sein konnte, dass Törn alle Hemmungen plötzlich fallen ließ und das sagte, was er dachte und fühlte.

»Geh in dein Zimmer!«, befahl sie sanft. »Wir reden später noch darüber. Vater wird dir bei den Aufgaben helfen.«

Törn nickte wortlos und schloss die Tür hinter sich.

»Verstehst du das, Bilda?«, fragte Karwanter. »Was ist nur in den Jungen gefahren?«

Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht ganz.

»Einmal musste es ja herausbrechen aus ihm, Shake. Sicher, da ist ein Widerspruch, denn gerade das Schiff ist doch seine Heimat, wie es auch meine ist. Und trotzdem möchten wir beide, Törn und ich, dass wir es verlassen, um auf einem Planeten zu leben. Ich fürchte, diese Sehnsucht ist die Folge des Versuchs, uns die Erde schmackhaft zu machen. Wir, die wir die Erde nicht kennen, müssen ja glauben, dass auch andere Planeten so schön wie die Erde sind, und wir wehren uns instinktiv dagegen, unser ganzes Leben damit zu verbringen, jene Galaxis zu erreichen, in der die Erde einst ihre Sonne umkreiste. Wozu das? Wie sollen wir SOL-Geborenen das je verstehen?«

»Es geht um das Schicksal der Menschheit«, versuchte Karwanter eine Begründung zu finden. »Du siehst immer nur die paar tausend Menschen in der SOL. Vergiss nicht, dass sie nur ein winziger Bruchteil der gesamten Menschheit sind! Und noch viel mehr blieben in der Milchstraße zurück, hilflos dem Konzil ausgeliefert, dem wir hier nun endlich auf die Spur kamen. Wir haben die Möglichkeit, sie zu befreien. Was ist dagegen unser eigenes Schicksal, die Jahre, die wir im Schiff verbringen müssen?«

Bilda schloss die Augen, und es sah so aus, als dächte sie nach. Vielleicht tat sie das auch, aber sie kam zu keinem Ergebnis, das Karwanter hätte zufriedenstellen können.

Und sie sagte es auch: »Vielleicht fehlt uns, die wir in der SOL geboren wurden, die Beziehung zur Menschheit. Wir wollen leben,