Perry Rhodan 802: Planet der toten Kinder - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 802: Planet der toten Kinder E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Expedition nach Lugh-Pure - Mausbiber Gucky auf den Spuren des schwarzen COMPs Anfang April des Jahres 3583 ist es soweit! Perry Rhodans SOL, das bisher größte Fernraumschiff der Menschheit, hat eine markante Wegstation seiner langen kosmischen Odyssee erreicht. Die SOL ist in Nypasor-Xon angelangt. Es ist die Galaxis, in der sich das Zentralsystem der Kaiserin von Therm befindet - jener Superintelligenz, deren Entstehung auf ein wahrhaftes "Jahrmillionenereignis" zurückzuführen war. Von Schiffen der Leibwächter eskortiert, nähert sich die SOL dem dritten Planeten der blauen Sonne Yoxa-Sant. Dieser Planet heißt Drackrioch - und auf ihm, so hofft Rhodan, wird er endlich die genauen Positionsdaten der verschwundenen Erde erfahren, die ihm die Kaiserin so lange vorenthalten hat. Dies geschieht auch. Doch bevor die Superintelligenz, die sich den Menschen in Form eines planetenumhüllenden Kristallgespinsts von bizarrer, furchterregender Schönheit präsentiert, die SOL endgültig aus ihrem Bannkreis entlässt, erwartet sie noch Gegenleistungen der Terraner. Eine davon ist die Expedition nach Lugh-Pure, der Nachbarwelt von Drackrioch. Lugh-Pure ist der PLANET DER TOTEN KINDER ...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 802

Planet der toten Kinder

Expedition nach Lugh-Pure – Mausbiber Gucky auf den Spuren des schwarzen COMPS

von CLARK DARLTON

Anfang April des Jahres 3583 ist es soweit! Perry Rhodans SOL, das bisher größte Fernraumschiff der Menschheit, hat eine markante Wegstation seiner langen kosmischen Odyssee erreicht.

Die SOL ist in Nypasor-Xon angelangt. Es ist die Galaxis, in der sich das Zentralsystem der Kaiserin von Therm befindet – jener Superintelligenz, deren Entstehung auf ein wahrhaftes »Jahrmillionenereignis« zurückzuführen war.

Von Schiffen der Leibwächter eskortiert, nähert sich die SOL dem dritten Planeten der blauen Sonne Yoxa-Sant. Dieser Planet heißt Drackrioch – und auf ihm, so hofft Rhodan, wird er endlich die genauen Positionsdaten der verschwundenen Erde erfahren, die ihm die Kaiserin so lange vorenthalten hat.

Dies geschieht auch. Doch bevor die Superintelligenz, die sich den Menschen in Form eines planetenumhüllenden Kristallgespinsts von bizarrer, furchterregender Schönheit präsentiert, die SOL endgültig aus ihrem Bannkreis entlässt, erwartet sie noch Gegenleistungen der Terraner.

Eine davon ist die Expedition nach Lugh-Pure, der Nachbarwelt von Drackrioch.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner schickt eine Expedition zum Planeten Lugh-Pure.

Gucky und Icho Tolot – Ein Zwerg und ein Riese leisten sich Extratouren.

Avery Talcot und Caral Pent – Zwei Solgeborene auf einer fremden Welt.

Zamya-Lo

1.

Der dritte Planet der blauen Sonne Yoxa-Sant fiel schnell zurück, als die Space-Jet stark beschleunigte. Die riesigen Urwaldgebiete und weiten Meere schmolzen zusammen, als Drackrioch allmählich eine Kugel wurde, die im All schwebte. Die Wolkenschichten reflektierten grell das Licht, das sie von Yoxa-Sant aus erreichte.

Avery Talcot, der hinter den Kontrollen der S-SJ-12 saß, sah nur kurz auf, als Gucky eine andere Einstellung des Panoramaschirms vornahm, um mit der Vergrößerung weiter entfernte Objekte zu erfassen. In diesem Fall handelte es sich um ein früher gestartetes Schiff der Choolks, das auf dem Weg zum vierten Planeten des YS-Systems war. Seine Umrisse verschwanden allmählich, als es auf Überlichtgeschwindigkeit ging.

»Es fliegt nach Lugh-Pure, davon bin ich überzeugt«, murmelte Gucky etwas unsicher. »Perry Rhodan meint das auch.«

»Wir haben dasselbe Ziel«, erinnerte ihn Talcot trocken.

Der Physiker war etwas über vierzig. Er hatte sich freiwillig zur Teilnahme an der gefährlichen Expedition gemeldet, ebenso wie die junge Kosmobiologin Caral Pent, die auch noch nie in ihrem Leben den Heimatplaneten der Menschen, Terra, gesehen hatte.

»Sie bringen die alten Kelsirenweibchen dorthin – so vermutet man.« Gucky warf einen prüfenden Blick auf die Kontrollanzeigen. »Es wird Zeit, dass wir in den Linearraum eintauchen.«

»Noch zehn Minuten«, belehrte ihn Avery Talcot gelassen.

Zehn Minuten. Zeit genug, die Geschehnisse kurz zu rekapitulieren.

Die Kaiserin von Therm, ein riesiges Kristallgeflecht mit weitverzweigter Machtfülle, hatte Rhodan die Koordinaten der verlorenen Erde übergeben, aber die Bedingung um Hilfe daran geknüpft. Die Verhältnisse auf dem vierten Planeten Lugh-Pure sollten zuerst geklärt werden, dann jene auf Troltungh.

Niemand hatte auch nur die geringste Ahnung, worum es dabei ging. Man wusste lediglich –, und auch das waren nur Gerüchte –, dass Transportschiffe der Choolks die älteren weiblichen Kelsiren fortbrachten, wahrscheinlich nach Lugh-Pure. Das war alles.

Kurz entschlossen ordnete Rhodan den Inspektionsflug einer Space-Jet nach Lugh-Pure an. Die Besatzung bestand aus dem Mausbiber Gucky, dem Haluter Icho Tolot und den beiden Solgeborenen Avery Talcot und Caral Pent.

Niemand verhinderte den Start, als sich die Space-Jet von der Hülle der SOL löste und in den Raum vorstieß. Man durfte also annehmen, ganz im Sinne der Kaiserin von Therm zu handeln.

Der Kontursessel seufzte gequält auf, als Icho Tolot sich bequemer setzte. Gucky, der in dem seinen fast verschwand, blickte den Haluter strafend an.

»Bewege dich lieber nicht, sonst geraten wir vom Kurs ab«, riet er. »Wir hätten dich anschnallen sollen.«

Der Haluter verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, von der man mit einigem Wohlwollen annehmen konnte, dass es sich um ein Grinsen handelte. Er und der Mausbiber waren alte Freunde. Vielleicht gerade deshalb, weil sie so grundverschieden waren, nicht nur im Aussehen.

»Keine Sorge, ein kleiner Ruck nach der anderen Seite, und wir liegen wieder richtig«, beruhigte er den »Kommandanten des Unternehmens«, wie Gucky sich seit einer halben Stunde bezeichnete.

Die beiden Solaner, die den Haluter und den Mausbiber erst seit einigen Stunden persönlich kannten, hatten sich an die Sticheleien schon gewöhnt und verfolgten sie mit amüsiertem Interesse.

»In einer Minute«, sagte Avery Talcot nüchtern.

Der Kurs war so programmiert worden, dass die S-SJ-12 nur wenige Lichtminuten vor Lugh-Pure in den Normalraum zurückkehren und sofort abbremsen würde, um eine Beobachtung des Planeten aus sicherer Entfernung zu ermöglichen.

Gucky kaute auf einer der getrockneten Früchte herum, deren Genuss den mentalen Einfluss der Sirenen nahezu neutralisierte.

»Dann man los!«, befahl er ungewöhnlich ernst.

Im Augenblick war er mit dem Verlauf der Dinge recht zufrieden. Rhodan hatte zuerst geplant, dass sie an Bord eines der Choolkschiffe mit nach Lugh-Pure fliegen sollten, aber das Ansinnen war strikt abgelehnt worden. Nun waren sie auf sich selbst und ihre Space-Jet angewiesen, was dem Mausbiber wesentlich lieber war, weil es ihre Bewegungsfreiheit weniger einschränkte.

»Linearetappe!«, gab Talcot bekannt und versank in den Polstern seines Kontrollsessels.

Sie spürten nichts von dem Übergang in den überdimensional gelagerten Raum, wenn sich auch das Bild ihrer Umgebung stark veränderte. Die Sterne verschwanden, dafür wurde ein rötliches Schimmern sichtbar, das die Grenze zwischen den Dimensionen darstellte. Aber dieser Zustand dauerte nicht lange. In dieser kurzen Zeit legte das kleine Schiff mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit eine enorme Entfernung zurück und tauchte dann wieder in den Normalraum ein.

Erwartungsgemäß schwebte der vierte Planet, 752 Millionen Kilometer von seiner blauen Sonne entfernt, vor ihnen als strahlender Punkt im All.

Die Kontrolllampen leuchten sofort auf.

»Die Asteroiden!« Talcot intensivierte die Meteoritenabwehr und schaltete den Energieschirm ein. »Ziemlich viel davon. Einige sind noch von Kristallgespinsten umgeben oder durch sie miteinander verbunden. Keine Gefahr.«

Icho Tolot seufzte: »Ich kann noch immer den mentalen Gesang der alten Sirenen empfangen«, knurrte er unmutig. »Da hilft auch die Droge aus den Pflanzen nichts.«

»Sie mindert seinen Einfluss erheblich«, widersprach Gucky. »Ich meine, der Singsang ist schwächer geworden.«

»Wir nähern uns dem neutralen Punkt, an dem sich die Gravitation der beiden Planeten aufhebt.«

»Willst du damit einen Zusammenhang andeuten?«, erkundigte sich Gucky, der an Bord von der ersten Sekunde an das »du« eingeführt hatte.

»Es sieht so aus«, meinte Talcot zögernd.

Und so war es in der Tat. Die Instrumente zeigten genau die neutrale Zone an, als der Gesang der Sirenen endgültig verstummte. Im Raum trieben abgetrennte Kristallgespinste auf gleicher Bahn wie die zahllosen Asteroiden. Es sah so aus, als hätten die Trümmer des einstigen Planeten die Brücke zwischen Lugh-Pure und der Kaiserin von Therm gesprengt.

Lag das Geheimnis des vierten Planeten hier verborgen?

Lugh-Pure erschien groß und deutlich auf dem Bildschirm, während die Space-Jet weiter verlangsamte. Die Massetaster und Fernorter begannen mit ihrer Arbeit. Nun bekam auch Caral Pent Arbeit. Sie übernahm die. Auswertung der eintreffenden Daten.

Als sie die fragenden Blicke der anderen bemerkte, sagte sie: »Ein kleiner Planet, etwa 6000 Kilometer Durchmesser. Zu wenig Gravitation, um eine dichte Atmosphäre zu halten, aber sie dürfte für uns noch gerade atembar sein. Gut 0,58 Gravos sind messbar. Rotation exakt 14,7 Stunden. Wenig Luftfeuchtigkeit, aber Wasser in flüssiger und fester Form vorhanden, vor allem in Tälern und an den vereisten Polen. Organisches Leben ist vorerst nicht festzustellen.«

»Erinnert mich an den Mars«, konstatierte Gucky, ohne daran zu denken, dass die beiden Terraner den Planeten des alten Sonnensystems gar nicht kannten. »Möchte wissen, was wir hier sollen ...«

»Beobachten, was mit den zwölf alten Kelsirenweibchen passiert, die in dem Schiff der Choolks sind«, erinnerte ihn Icho Tolot gutmütig. »Wie kann man nur so vergesslich sein.«

»Die Fernorter registrieren zwei Choolkschiffe«, verhinderte Talcot eine bissige Entgegnung des Mausbibers. »Beide scheinen auf Lugh-Pure landen zu wollen.«

»Orbit!«, befahl er statt dessen.

Inzwischen hatte sich die Space-Jet ihrem Ziel soweit genähert, dass der Planet mit bloßem Auge deutlich beobachtet werden konnte. Seine wüste und vegetationslose Oberfläche sah alles andere als einladend aus. Selbst der vergrößernde Panoramaschirm zeigte keine Anzeichen einer Besiedlung. Langgestreckte und flache Hügel von dunkler Färbung brachten ein wenig Abwechslung in die eintönige Landschaft. Eine Analyse blieb erfolglos.

»Überreste einstiger vulkanischer Tätigkeit«, vermutete Talcot, als Caral Pent eine diesbezügliche Frage stellte. »Unbekannte Elemente vielleicht, deshalb sprechen die Taster nicht an.«

»Sollten sie aber trotzdem«, meinte die Biologin.

Zweihundert Kilometer über dem Planeten ging die Space-Jet in die Umlaufbahn. Es spielte keine Rolle, ob sie von den beiden Schiffen der Choolks geortet wurden oder nicht. Sie waren hier im Auftrag der Kaiserin – oder zumindest duldete sie den Einsatz.

Da von einer echten Wolkendecke nicht die Rede sein konnte, war der Blick auf die Oberfläche von Lugh-Pure frei und unbehindert. Größere Seen konnten an einer Hand abgezählt werden, sonst gab es nur spärlich mit Wasser halb angefüllte Senken und Täler und die beiden Polkappen. Messungen ergaben, dass ihre Eisdecke nur einige Meter dick war.

»Möchte wissen, wo da die alten Gralsmütter und Kelsiren hausen sollen. Vielleicht in unterirdischen Siedlungen?« Talcot schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber wozu das Ganze überhaupt? Sie haben doch auf Drackrioch Platz genug!«

»Wo sind die beiden beobachteten Schiffe jetzt?«, fragte Gucky.

»Das eine muss gleich in Sichtweite kommen«, gab Talcot Auskunft.

Sie erblickten es wenig später. In geringer Höhe schwebte es über einem der dunklen, flachen Gebirge, ruhig und ohne Fahrt. Es schien allein von seinen Antigravfeldern gehalten zu werden.

»Ist es das mit den alten Weibchen an Bord?«

»Nein, Icho Tolot«, erwiderte Talcot. »Es muss sich um das zweite Schiff handeln, das vorher hier eintraf. Vielleicht will es landen.«

»Sieht aber nicht so aus. Schalte mal die Vergrößerung ein. Wenn ich mich nicht irre, werfen die Choolks da etwas ab ...«

»Doch wohl nicht die armen Kelsiren?«, empörte sich Gucky.

Seine Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Die Vergrößerung zeigte, dass sich die unteren Ladeluken des Schiffes geöffnet hatten. Aber keine Kelsirenweibchen kamen daraus hervor, sondern ein Strom dunkelfarbiger Materie, der auf das ebenfalls dunkle Gebirge hinabrieselte und sich dort ablagerte. Teilweise erinnerte das Material an feinen Staub, aber es waren auch größere Brocken darunter.

»Sollten das Schutthalden sein?«, flüsterte Caral Pent verblüfft.

Niemand gab ihr Antwort, denn alle verfolgten das rätselhafte Vorgehen der Choolks mit äußerster Spannung. Die Geräte weigerten sich noch immer, eine Analyse des dunklen Stoffes vorzunehmen. Das abgeregnete Material musste mit jenem der flachen Gebirge identisch sein, denn beide zeigten die gleichen Nicht-Eigenschaften.

Die Space-Jet zog mit gleicher Geschwindigkeit auf ihrer Kreisbahn weiter, bis das Schiff der Choolks unter dem Horizont verschwand und nicht mehr beobachtet werden konnte. Dafür kam wenig später das zweite Schiff in Sicht. Es war gelandet.

*

Um den Transporter nicht zu schnell aus den Augen zu verlieren, verließ die Space-Jet die Umlaufbahn, verringerte die Geschwindigkeit und ging ein wenig tiefer. Die Antigravfelder wurden eingeschaltet, aber der geringen Schwerkraft wegen nur halb beansprucht.

Unten öffneten sich zwei Ausstiegluken, aber keine Choolks wurden sichtbar. Allem Anschein nach verließen die zwölf weiblichen Kelsiren freiwillig das Schiff und wanderten langsam von ihm weg.

»Man gibt ihnen nicht einmal Vorräte mit!«, stellte Caral Pent fest. »Wovon sollen sie denn hier auf dem toten Planeten leben?«

»Vielleicht ist er gar nicht so tot, wie es von hier oben aus den Anschein hat«, beruhigte sie Gucky, der das Geschehen selbst nicht begriff. »Diese dunkle Materie, sie muss die Antwort auf alle unsere Fragen sein. Wir werden Rhodan informieren müssen ...«

Icho Tolot verstand den Wink sofort. Obwohl sein Kontursessel abermals protestierte, beugte er sich seitwärts und nahm das Hyperfunkgerät in Betrieb. Als die Lautsprecher stumm blieben, begann er an dem Gerät zu manipulieren, ohne ein besseres Ergebnis zu erzielen.

»Senden!«, befahl Gucky.

Der Haluter tat ihm den Gefallen, aber sein Gesichtsausdruck verriet nicht viel Zuversicht.

»Es geht nichts heraus, und es kommt nichts herein«, sagte er nach einer Weile. »Blockiert!«

»Vielleicht ist etwas kaputt«, meinte der Mausbiber.

»Das Gerät ist in Ordnung, mein winziger Freund«, widersprach der Haluter. »Es wird blockiert, Eingang und Ausgang. Die Kaiserin will also nicht, dass wir Kontakt zu unseren Leuten bekommen. Wir sind auf uns selbst angewiesen.«

Gucky zwirbelte sein rechtes Ohr, was er immer tat, wenn er angestrengt nachdachte.

»Na schön, dann eben das! Damit werden wir aber auch in die beneidenswerte Lage versetzt, Entscheidungen selbst zu treffen. Und ich habe entschieden, auf diesem verrückten Planeten zu landen.«

»Was sollen wir denn dort?«

»Nachsehen, was los ist, mein riesiger und dicker Freund!«

»Dazu verspüre ich aber nicht die geringste Lust, Gucky.«

»Ich auch nicht, aber wir tun es trotzdem! Glaubst du denn, die Choolks wären so freundlich, unsere Fragen zu beantworten? Nein, das sind sie eben nicht! Also holen wir uns die Antworten selbst.« Er wandte sich an Talcot: »Also, Avery, dann such mal einen günstigen Landeplatz.«

»Das Schiff der Choolks startet gerade«, sagte Caral Pent hastig. »Und die zwölf Kelsirenweibchen sind verschwunden.«

Gucky vergaß die Landung für einen Augenblick.

»Verschwunden? Wohin denn? Sie waren doch eben noch auf der Halde zu sehen.«

»Sie sind aber nicht mehr da. Einfach fort, wie weggezaubert.«

So war es in der Tat. Selbst die Vergrößerung zeigte keine Deckung bietenden Formationen, Täler oder Felsüberhänge – falls es da unten überhaupt Felsen gab. Nur die dunkle und brüchig erscheinende Oberfläche des Gebirges war zu sehen, und sonst nichts mehr. Das Schiff der Choolks hatte längst Fluggeschwindigkeit aufgenommen und stieß fast senkrecht in den blassblauen Himmel hinein. Es kümmerte sich nicht um die Space-Jet und ihre Insassen.

»Dann gibt es da unten einen Stollen, und den müssen wir finden«, stellte Gucky eine neue Theorie auf. »Er wird uns zu den gesuchten Antworten führen. Wir landen, und zwar sofort!«

»Auf dem Gebirge?«, fragte Talcot, um sich zu vergewissern, dass der Mausbiber es ernst meinte.

»Nein, in einem Tal daneben. Das schwarze Zeug ist mir zu unheimlich.«

»Weil die Kelsiren da verschwunden sind?«

»Deshalb auch!«

Avery Talcot ließ die Space-Jet langsam der Planetenoberfläche entgegensinken ...

*

Das Wasser des kleinen Sees, an dessen Ufer die S-SJ-12 gelandet war, wirkte schwarz und dunkel, so wie die ganze Landschaft düster und unheimlich wirkte. Der flach abfallende Strand war mit Geröll bedeckt. Spuren zeigten deutlich, dass es von den Hängen der Halde kam, die man irrtümlich zuerst für ein natürliches Gebirge gehalten hatte.

Nach einer ersten Analyse bestätigte Caral Pent noch einmal, dass die Atmosphäre atembar war, körperliche Anstrengungen jedoch Schwierigkeiten bereiten würden. Gefährliche Mikroorganismen existierten nicht.

Icho Tolot, der einige Zeit nach der Landung vor dem Bildschirm zugebracht hatte, schaltete diesen ab und sagte: »Wenn ihr nichts dagegen habt, sehe ich mir die Gegend als erster an, denn mir kann jemand oder etwas am wenigsten anhaben. Ich muss wissen, woraus das Material der Halde besteht. Sie sind künstlich entstanden. Die Choolks haben sie geschaffen. Ich habe da so eine dunkle Ahnung.«

»Raus mit der Sprache!«, forderte Gucky ihn auf, esperte aber gleichzeitig in den Gedanken des Haluters und fuhr fort: »Ja, das könnte möglich sein! Aber nehmen wir eine Direktanalyse vor, dann wissen wir es genau. Caral-Mädchen, du wirst bald beweisen können, ob du eine gute Biologin bist.«

»Worum geht es überhaupt?«, wollte Talcot wissen, der natürlich keine Gedanken lesen konnte.

»Du wirst es früh genug erfahren«, vertröstete ihn Gucky. »Unwissenheit ermöglicht manchmal ein objektives Urteilsvermögen.«

Icho Tolot hatte die Kommandozentrale inzwischen verlassen. Wenig später sahen sie ihn die Oberfläche des fremden und unheimlichen Planeten betreten. Er trug die einfache Bordkombination und hatte keine Waffe mitgenommen.

Die drei im Schiff Gebliebenen beobachteten, wie er zum Ufer ging, sich hinabbeugte und das Wasser prüfte. Dann stieg er den Strand hinauf, bis er den steileren Hang der Halde erreichte. Wieder untersuchte er mit den bloßen Händen das rätselhafte Material. Über den Telekom sagte er: »Ich glaube, unsere Vermutung ist richtig, Gucky. Es muss übrigens dasselbe Zeug sein, das von den Choolks aus ihrem Schiff geworfen wurde. Caral soll es untersuchen, ich bringe eine Probe mit.«

»Sonst nichts zu sehen?«, erkundigte sich der Mausbiber.

»Ich lebe schon verdammt lange, aber ich kann mich nicht entsinnen, schon einmal so etwas Trostloses und Uninteressantes gesehen zu haben. Weiter oben auf der Halde wurden die zwölf Kelsirendamen abgesetzt und verschwanden. Ich fürchte, wir haben eine kleine Klettertour vor uns, es sei denn, lieber Gucky, du teleportierst.«

»Warum sollte ich nicht?«

»Weil du vielleicht nicht kannst.«