Perry Rhodan-Paket 6: Die Meister der Insel (Teil 2) -  - E-Book

Perry Rhodan-Paket 6: Die Meister der Insel (Teil 2) E-Book

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Beschreibung

Im Jahr 2404 terranischer Zeitrechnung ist es soweit: Die sogenannte sechste Epoche der neueren Menschheitsgeschichte bricht an. Perry Rhodan wagt mit seinem neuen Flaggschiff CREST III den direkten Vorstoß über den Leerraum zwischen den Sterneninseln. Die Terraner erreichen das Herz der Galaxis Andromeda - und damit den unmittelbaren Herrschaftsbereich der mysteriösen Meister der Insel. Die Meister der Insel regieren die Sterneninsel seit Zehntausenden von Jahren. Perry Rhodan und seine Gefährten finden rasch heraus, dass es sehr enge Beziehungen zwischen der Erde und Andromeda gibt: Die Wächter über das Zentrum der Galaxis sehen nicht nur aus wie Menschen, sie kämpfen auch genauso verbissen und klug. Dann wird die CREST III von einer Zeitmaschine erfasst und in die Vergangenheit geschleudert. Dort erkennt Rhodan, welches unglaublich Geheimnis sich hinter den Meistern der Insel und ihrer Macht verbirgt ...

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Seitenzahl: 6966

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Cover

Nr. 250 – Die 6. Epoche

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

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7.

8.

9.

10.

Nr. 251 – Die Armee der Biospalter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Nr. 252 – Die Welt der Regenerierten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Nr. 253 – Vorstoß in die Dunkelwelt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

5.

6.

Nr. 254 – Die Geistersonne

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

4.

5.

Nr. 255 – Sperrzone in Andromeda

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

5.

6.

7.

Nr. 256 – Im Reich der Zentrumswächter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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5.

6.

7.

Nr. 257 – Der Dreitöter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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9.

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Nr. 258 – Die Micro-Henker

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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7.

Nr. 259 – Der unheimliche Roboter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

Nr. 260 – Gespenster der Vergangenheit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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5.

6.

7.

Nr. 261 – Die Fabrik des Teufels

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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5.

6.

Epilog

Nr. 262 – Der Meisterplan

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Die tefrodische Seite

Die terranische Seite

Die tefrodische Seite

Die terranische Seite

Die tefrodische Seite

Die terranische Seite

Die tefrodische Seite

Die terranische Seite

Nr. 263 – Sieben Stunden Angst

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Die tefrodische Seite

Die terranische Seite

Die tefrodische Seite

Die terranische Seite

Die tefrodische Seite

Die terranische Seite

Nr. 264 – Die Invasion der Toten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog Atlan

1.

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Nr. 265 – Das Zeitauge

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 266 – Die Tempel von Darak

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 267 – Rückkehr in die Gegenwart

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 268 – Stoßtrupp in Zeit und Raum

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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6.

Nr. 269 – Jagd auf den Zeitagenten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 270 – Ultimatum an Unbekannt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 271 – Die Welt der Körperlosen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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Nr. 272 – Flaggschiff in Not

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 273 – Unter den Gletschern von Nevada

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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Nr. 274 – Zwischen Feuer und Eis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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Nr. 275 – Der Flug nach Barkon

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 276 – Irrweg durch die Zeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 277 – Befehle aus der 5. Dimension

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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Nr. 278 – In geheimer Mission auf Lemuria

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 279 – Die Bezwinger der Zeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 280 – Die Weltraumdetektive greifen ein

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 281 – Kampf in der Tiefsee

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 282 – Die Spur führt zu Jagos Stern

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 283 – Flucht vom Giftplaneten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 284 – Anschlag gegen die Erde

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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Nr. 285 – Die dritte Waffe

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 286 – Jagd auf die Teleporterkugel

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 287 – Die Halle der Unbesiegbaren

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 288 – Das Sonneninferno

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Vorspiel

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10.

Nr. 289 – Das System der blauen Riesen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

Nr. 290 – Koordinaten ins Jenseits

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 291 – Brücke zwischen den Sternen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 292 – Der Bahnhof im Weltraum

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 293 – Unternehmen Central-Station

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 294 – Die Eroberer

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 295 – Der verlorene Planet

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

Nr. 296 – Die Herrin der Sterne

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

7.

Epilog

Nr. 297 – Superfestung Tamanium

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 298 – Amoklauf der Schläfer

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 299 – Am Ende der Macht

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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10.

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

Nr. 250

Die 6. Epoche

Sein Name war Kalak. Er kam aus der Vergangenheit, um die Lebenden zu knechten

von K. H. SCHEER

Die Oberbefehlshaber Perry Rhodan (Großadministrator des Solaren Imperiums, Aktivatorträger) und der Arkonide Atlan (Regierender Lordadmiral der United Stars Organisation, Aktivatorträger) hielten den Zeitpunkt für den ersten Vorstoß zur so genannten Zweiten Galaxis für gekommen.

Die Rückendeckung wurde als militärisch ausreichend berechnet. Mit dem 5. Januar des Jahres 2404 n. Chr. begann die 6. Epoche in der Geschichte der Neuen Menschheit seit 1971.

Terraner und die von terranischen Kolonisten abstammenden Menschen flogen den Andromedanebel an ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator bekommt einen »großen Bahnhof«.

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Oberst Melbar Kasom – Der USO-Spezialist testet ein neues Waffensystem.

Oberst Cart Rudo – Kommandant der neuen CREST III.

Major Don Redhorse – Chef der 1. Korvettenflottille.

Leutnant Ishe Moghu – Ein »Frischling«.

Kalak – Der letzte kosmische Ingenieur.

Batschadu

Prolog

Die Eroberung des Schrotschusstransmitters als Verbindungsglied zwischen dem galaktischen Sonnensechseck und dem äußeren Abwehrring der Meister der Insel stellte den Schlüssel zum Andromedanebel dar.

Der Wettstreit der Chronisten bei der Suche nach zufälligen oder geplanten Ereignissen in den Expansionsjahren zwischen 2401 und 2404 lässt den Schluss zu, dass die Menschheit unter der Führung des Großadministrators Perry Rhodan nur infolge exakter Wahrscheinlichkeitsberechnungen den Sprung zum Andromedanebel wagte.

Die Invasionsgefahr, die mit dem Auftauchen der Maahks akut geworden war, zwang zu einem Einsatz massierter Flottenstreitkräfte, die anfangs mit ungenügenden Nachschubbasen operieren mussten.

Der Schrotschusstransmitter, im Jahre 2401 noch ein umstrittener Stützpunkt, diente schließlich als vollwertiger Außenposten der Menschheit in Andromeda-Nähe.

Die anschließende Eroberung des Andro-Betanebels, einer dem interkosmischen Andromedanebel vorgelagerten Kleingalaxis, zählt zu den Großtaten der Terraner und eines USO-Kommandos unter der persönlichen Führung Atlans, des Lordadmirals.

Bei der Aufgliederung der Geschehnisse stößt der Chronist auf unüberwindlich erscheinende Schwierigkeiten. Viele Detailaufzeichnungen sind bei den Absetzmanövern der Solaren Flotteneinheiten und den guerillamäßigen Blitzeinsätzen verlorengegangen oder als geheime Verschlusssachen nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden.

Feststeht, dass es den Besatzungen von nur fünf Superschlachtschiffen der Imperiumsklasse gelang, eine 7200 Lichtjahre durchmessende Zwerggalaxis mit so unzureichenden Hilfsmitteln zu erobern, dass spätere Berichterstatter am Wahrheitsgehalt der Daten zweifelten.

Geschickte politische Schachzüge und militärische Einsätze führten zum Abzug der Betawachtruppen. Die Mobys, halbenergetische Lebewesen, wurden durch die Zerstörung ihrer Fernlenkstation unschädlich gemacht.

Der wesentlichste Bestandteil der terranischen Kriegführung im Machtbereich der Meister der Inselwar jedoch die völlige Ablenkung gegnerischer Streitkräfte vom eigentlichen Unruheherd. Die in der benachbarten Kleingalaxis – dem Andro-Alphanebel – ansässigen Maahks, wurden von den Meistern der Inselfür die rätselhaften Geschehnisse verantwortlich gemacht.

In den letzten Monaten des Jahres 2402 begann die große Revolte der Wasserstoff-Methan-Atmer. Sie war von den Wissenschaftlern der Solaren Abwehr unter der Leitung des Solarmarschalls Allan D. Mercant (Aktivatorträger, biologisch unsterblich, siehe Erfahrungsstudien Dr. Agrakat, Leiter d. Arahochschule für prakt. Biophysik, Band 1123, Art. 254) erwartet worden. Die kosmopsychologischen Berechnungen über den Widerstandswillen der Maahks waren zutreffend.

Zugleich mit dem forcierten Ausbau des Stützpunktplaneten Gleam im Tri-System, Andro-Beta, erfolgten die ersten Vorbereitungsoffensiven der Maahks wider die Willkür der unbekannten Mächte aus der nahen Andromedagalaxis.

Es ist als sicher anzunehmen, dass der Vorstoß der Menschheit in den Beta-Zwergnebel gescheitert wäre, wenn die Revolte der Methans nicht zum annähernd gleichen Zeitpunkt begonnen hätte.

Ende 2402 gelang die Stabilisierung der Nachschubverbindungen zwischen dem Schrotschusstransmitter und dem Tri-System. Die Entfernung von 400.000 Lichtjahren konnte mit Hilfe neuentwickelter Zusatztriebwerke ohne Benutzung eines Sonnentransmitters überwunden werden.

Eine Großoffensive leibeigener Maahktruppen auf den Schrotschusstransmitter wurde von der terranischen Leerraumflotte unter Führung des Staatsmarschalls Reginald Bull (Aktivatorträger, siehe Anm. I) abgewehrt. Die Vernichtung der Angreifer und die Transportsperre verhinderten sowohl eine unerwünschte Berichterstattung an die Befehlshaber der Maahks als auch weitere Angriffe. Das Schrotschusssystem wurde offensivsicher. (Entfernung von den Grenzen der Milchstraße nach BP-Wert 950.000 Lichtjahre.)

Einsätze des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR und des terranischen Flottenflaggschiffs CREST II im Alphanebel erbrachten den Beweis, dass die Völker der Wasserstoff-Methan-Atmer zu einer ernsten Bedrohung des Andromedanebels geworden waren. Dies führte nach der Vernichtung des Betatransmitters zur Isolierung der Beta-Kleingalaxis und zur Abschirmung der terranischen Basis im Tri-System.

Ein Jahr später, im Januar des Jahres 2404, wurde der Ausbau des Flottenstützpunktes Gleam in der ersten Phase vollendet. Verbesserte dreistufige Zusatztriebwerke für alle Raumschiffe des terranischen Typenprogramms erwiesen sich als ausreichend funktionssicher zur Überbrückung des Abgrunds zwischen dem Schrotschusstransmitter und dem Andro-Betanebel.

Die Menschheit fasste im Betanebel endgültig Fuß. Eine starke Flotte wurde über dem Tri-System und den benachbarten strategisch wichtigen Sternballungen stationiert.

Die Oberbefehlshaber Perry Rhodan (Großadministrator des Solaren Imperiums, Aktivatorträger) und der Arkonide Atlan (Regierender Lordadmiral der United Stars Organisation – Aktivatorträger) hielten den Zeitpunkt für den ersten Vorstoß zur so genannten Zweiten Galaxis für gekommen.

Die Rückendeckung wurde als militärisch ausreichend berechnet. Mit dem 5. Januar des Jahres 2404 n. Chr. begann die 6. Epoche in der Geschichte der Neuen Menschheit seit 1971.

Terraner und die von terranischen Kolonisten abstammenden Menschen flogen den Andromedanebel an ...

1.

Ein Generalstäbler des USO-Hauptquartiers auf Gleam, dem einzigen Planeten des künstlich aufgebauten Tri-Systems, war, vier Wochen nach der Ankunft des Flotten-Großraumtransporters ANBE-205 der Meinung gewesen, die Ladung dieses fünfzehnhundert Meter durchmessenden Kugelschiffes sei mehr wert, als alles, was bisher vom Versorgungshafen Schrotschuss auf die Reise geschickt worden wäre.

Der Name dieses Offiziers war Melbar Kasom, Oberst und Spezialist der USO. Es war fast selbstverständlich gewesen, dass die Auffassung des umweltangepassten Ertrusers von den Fachleuten des terranischen Generalstabes bestritten worden war. Die freundschaftliche Rivalität zwischen den erdgeborenen Besatzungen der solaren Flotteneinheiten und den Männern der USO-Schiffe, die aus Nachkommen ehemaliger Terrakolonisten bestanden, ließ eine sofortige Übereinstimmung nur dann zu, wenn man keine Zeit für Sticheleien hatte.

Melbar Kasom hatte nach einem stundenlangen Für und Wider keinen anderen Weg mehr gesehen, als seine Schlussfolgerung durch die Tat zu beweisen.

Der derzeitige Chef des Einsatzkommandos Andro-Beta, Lordadmiral Atlan, hatte es ebenfalls für richtig gehalten, den Wert dieser Nachschubladung testen zu lassen.

Schon zehn Minuten später hatte er es bitter bereut, seinen Männern die Erlaubnis erteilt zu haben, das Transportgut der ANBE-205 zu erproben.

Die Ladung des Schiffes hatte aus eintausend zweisitzigen Raumjägern vom Typ MOSKITO-Jet und zweihunderttausend Tonnen Ersatzteilen bestanden. Die Maschinen waren sechsundzwanzig Meter lang, am Bug vier Meter und am Heck drei Meter durchmessend. Scharfgepfeilte Deltatragflächen und hochragende Seitenleitwerke wiesen darauf hin, dass die terranischen Konstrukteure auch an Flüge innerhalb einer planetarischen Atmosphäre gedacht hatten. Im freien Raum waren die aerodynamischen Hilfsmittel nutzlos. Dies war es aber nicht, was Melbar Kasom zu seinem begeisterten Ausruf verleitet hatte.

Mit den neuen Moskito-Jets war es erstmalig in der Geschichte des terranischen Flottenbauprogramms gelungen, Kleinstraumschiffe mit einem Überlichttriebwerk auszurüsten.

Die Idee zu einer derartigen Konstruktion war schon alt, nur war es bisher unmöglich gewesen, die Kalupschen Kompensationskonverter in Kompaktbauweise herzustellen. Nun standen die Kompaktgeräte zur Verfügung. Damit war es gelungen, die schlanke Zelle eines Moskitos zusätzlich zu dem Normaltriebwerk mit einem Kalup auszustatten und überdies das Energieversorgungsproblem auf engstem Raum zu lösen.

Terranische Jägerpiloten hatten beim Anblick der Moskitos gemeint, sie würden keinen einzigen Fehler verzeihen! Mit einem anderen Nachschubraumer war gleichzeitig ein Spezialistenteam zur Wartung der neuen Jäger angekommen – und zweiunddreißig Ingenieurroboter pro Maschine. Als die Techniker der über Gleam stationierten Flotteneinheiten die breiten Wartungsklappen in den Rümpfen geöffnet hatten, waren sie erst einmal blass geworden. Anschließend hatten sie sich bedeutungsvoll angesehen, die Klappen wieder geschlossen und dem Fachpersonal ein »herzliches Beileid« zugerufen.

Moskitos waren fliegende Triebwerke und Kraftstationen mit sinnverwirrenden Schaltungselementen. Bei oberflächlicher Betrachtung gewann man den Eindruck, als hätten die Konstrukteure erst in letzter Sekunde daran gedacht, dass Maschinen dieses Typs schließlich auch zwei Besatzungsmitglieder aufnehmen sollten.

Die Umschulung von eintausend Raumjagdpiloten und eintausend Navigatorortern hatte trotz der vorbereiteten Hypnoprogramme vier Wochen gedauert. Nach dieser Zeit war es Atlan nicht mehr möglich gewesen, die Raumflugerprobung noch länger hinauszuschieben. Terraner und USO-Besatzungen hatten sich berufen gefühlt, den Gefechtswert der Moskitos zu beweisen – in erster Linie natürlich die kampferfahrenen Jagdpiloten des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR.

Ihre nicht weniger geschickten Kollegen vom solaren Flottenaufgebot hatten sich vorgenommen, die Meinung ihrer Stabsoffiziere zu unterstützen und zu zeigen, dass Kasoms Enthusiasmus fehl am Plätze sei. Ihnen ging es darum, die Moskitos durch härteste Flugerprobungen im Normaluniversum, im linearen Zwischenraum und schließlich innerhalb einer Atmosphäre ungeachtet der damit verbundenen Gefahren »in ihre Bestandteile« zu zerlegen.

Die USO-Piloten unter Kasoms Führung wollten die Maschinen nicht weniger hart testen; aber sie sollten unbedingt zeigen, dass Moskitos allen Beanspruchungen gewachsen waren.

Vor etwa zwei Stunden waren vierundzwanzig Silberpfeile in Gleams Himmel gerast. Schon der Gewaltstart hatte erkennen lassen, wie ernst es die achtundvierzig Männer meinten.

Sie waren mit, hochgespannten Prallschirmen zur Abwehr der Gasmoleküle angeruckt und hatten in einer Höhe von nur zehntausend Metern die Triebwerke auf volle Schubleistung hochgefahren.

Die Lufthülle des großen Planeten war mit solcher Wucht aufgerissen worden, dass man auf dem neuerbauten Raumhafen von Power Center schleunigst in Deckung gegangen war.

Nachdem das Inferno aus Druckwellen und Donnerschlägen abgeklungen war, hatte man die vierundzwanzig Moskitos nur noch als grüne Leuchtpunkte auf den Schirmen der Energietaster ausmachen können.

Nunmehr, zwei Stunden nach dem Start, kehrten die beiden Jagdverbände aus dem Linearraum zurück. Es waren immer noch vierundzwanzig Maschinen! Die Navigatororter, gleichzeitig Funker, Bordingenieure und Mädchen für alles, hatten über Richtstrahlhyperfunk vierundzwanzig Kurzimpulse abgestrahlt. An Bord der Maschinen war alles in Ordnung, doch nun begannen die gefechtsmäßigen Scheinangriffe und damit die eigentlichen Belastungsproben. Der überlichtschnelle Linearflug konnte entweder nur gelingen, oder misslingen. Materialzerreißende Manöver waren im Halbraum ausgeschlossen.

Kasom war mit seinem Verband zwanzig Lichtjahre weit in den Leerraum zwischen dem Zwergnebel Andro-Beta und der hunderttausend Lichtjahre entfernten Andromedagalaxis vorgestoßen.

Dort war er in das Einsteinuniversum eingetaucht, hatte seine Maschinen gesammelt, die einfach lichtschnelle Fahrt aufgehoben, erneut Geschwindigkeit aufgenommen, um unverzüglich den Rückweg anzutreten.

Die terranischen Besatzungen waren fast gleichzeitig mit ihm über Gleam angekommen. Man war fair genug gewesen, die abgesprochenen Flugdaten genau einzuhalten.

»Hmm ...!«, hatte der Ertruser gesagt. Niemand wusste genau, ob dieser Laut ein Zeichen der Anerkennung oder der Rüge gewesen war.

Jetzt raste Melbar Kasom mit seinem kleinen Verband auf ein ferngesteuertes Zielschiff zu. Es stand vierzigtausend Kilometer jenseits der Kreisbahn, die von den schnellen Kreuzern des äußeren Abwehrringes symbolisiert wurde.

Für Lordadmiral Atlan wurde es Zeit, nochmals an den Fehler zu denken, den er mit der Erlaubnis für eine solche Raumflugerprobung gegeben hatte.

*

»Die sind wahnsinnig – die sind tatsächlich wahnsinnig«, behauptete Oberst Heske Alurin, Kommandant des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR. »Was soll ich machen?«

Atlans Gesicht schaute von den Bildschirmen auf ihn herab.

»Unsere Helden haben soeben das einzige Zielschiff im Betanebel in eine Gaswolke verwandelt. Die Terraner haben aus der Rotposition heraus angegriffen. Dabei geschah es, dass zwei USO-Jäger ins Kreuzfeuer gerieten. Nein, werden Sie nicht schon wieder blass. Es ist nichts passiert. Es genügt, wenn ich dem Weinen nahe bin. Verlassen Sie mit der IMPERATOR die Auffanglinie. Bauen Sie Ihre Schutzschirme auf und versuchen Sie, die Thermoschüsse der angreifenden Jäger zu absorbieren. Jetzt will ich genau wissen, was die kleinen Kanonen taugen. Ist Ihnen übel?«

Heske Alurin starrte aus glasigen Augen zu den Bildschirmen hinauf. Der Arkonide lächelte maliziös.

»Beinahe, Sir«, entgegnete der Epsalgeborene.

»Nur beinahe! Mir ist tatsächlich übel. Unsere vierundzwanzig Amokläufer sind außer Rand und Band. Die hinter ihnen sitzenden Orter sehen ihre Aufgabe darin, ihre Piloten obendrein noch anzufeuern. Wenn die Maschinen das aushalten, werde ich sie sofort zum Fronteinsatz freigeben. Lassen Sie Klarschiff anschlagen, Heske, und passen Sie auf, dass Sie nicht aus purem Übermut mit den Transformkanonen angegriffen werden.«

»Wenn Sie mir verraten könnten, Sir, wie ich das machen soll, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«

Atlan stieß einen Seufzer aus.

»Es tut mir leid. Sie sind ein Mensch, nicht wahr? Also lassen Sie Ihren typisch menschlichen Scharfsinn spielen. Ein alter Arkonidenadmiral ist da überfragt.«

Atlan schaltete ab. Heske Alurin sah noch einen Augenblick auf den leeren Schirm, ehe er seinen klobigen Körper in den Kommandosessel zurücksinken ließ. Niemals zuvor hatten die Männer der IMPERATOR ihren Kommandanten so schauerlich fluchen hören.

Oberst Baptiste Rigard, Kommandant des terranischen Superschlachtschiffes NAPOLEON, hatte ähnliche Befehle erhalten. Er zog sein Schiff ebenfalls aus der Umlaufbahn und folgte dem USO-Schiff mit hoher Fahrt.

Vierundzwanzig Terraner und vierundzwanzig Kolonistennachkommen hatten die beiden Kugelriesen im gleichen Augenblick ausgemacht.

Melbar Kasom stand mit seinem Verband im Grünsektor der Gleam-Flotte. Oberstleutnant Faser, der Chef des terranischen Testkommandos, hob soeben die Restfahrt auf. Er hatte erleichtert festgestellt, dass die beiden USO-Jäger, die in das Kreuzfeuer seiner Maschinen geraten waren, den Beschuss unbeschadet überstanden hatten.

Faser blickte sich um. Von den anderen elf Moskitos sah er nur hier und da einen Umriss. Es geschah immer dann, wenn die Düsenflamme der synchron geschalteten Korrekturtriebwerke an den Rümpfen entlangwaberten.

Drei Minuten später hatte Faser seinen weiten Schwenk beendet. In den Lautsprechern der einfach lichtschnellen Funksprechverbindung krachte es. Atlan meldete sich.

»Befehl an alle Jägerpiloten des Testkommandos: Sie dürfen die beiden Superraumer mit Ihren Impulskanonen angreifen. Ich wiederhole – mit Ihren Impulskanonen! Kommen Sie jedoch nicht auf die Idee, die neuen Transformgeschütze ebenfalls zu erproben. Ab sofort herrscht Funkverbot auf Hyperwelle. Die Herren scheinen in ihrer Begeisterung zu übersehen, dass wir uns nicht in der Heimatgalaxis befinden. Die Fahrt darf nicht mehr über dreißig Prozent einfache LG erhöht werden. Schalten Sie Ihre neuen Schutzschirme ein. Ihre Maschinen glänzen bereits in voller Pracht auf den Feuerleit-Zieltastern der Superschlachtschiffe. Sie werden ihr Feuer erwidern. Wie gefällt Ihnen das?«

»Klasse, Sir, Klasse«, sagte jemand. Faser grinste. Er kannte die kühle Stimme.

»Wer war das?«, fragte Atlan zurück. »Nein, schweigen Sie. Ich erinnere mich. Sie sind Captain Arl Tratlo, der Dreitöter, nicht wahr?«

»Jawohl, Sir. Die Männer der NAPOLEON versuchen, dem terranischen Kommando im günstigen Winkel vor die Bugkanonen zu laufen. Das ist nicht korrekt, Sir. Wir sind viel weiter entfernt.«

Atlan holte tief Luft. Man hörte seinen Atemzug.

»Sie sollen auch nicht die NAPOLEON, sondern die IMPERATOR als Zielschiff nehmen. Wenn mich nicht alles täuscht, versuchen diese Herren den gleichen Trick. Terraner bleibt Terraner. Greifen Sie an. Sie werden ebenfalls unter Feuer genommen. Wenn Ihre Warnautomatik eine achtzigprozentige Schirmbelastung anzeigt, drehen Sie ab, verstanden? Das gilt für alle Piloten.«

Fünf Minuten später brach im Raum über Gleam die Hölle los. Je zwölf winzige Raumschiffe griffen einen Superriesen der Imperiumsklasse an. Die Energiefinger der Impulsgeschütze wurden von den Schutzschirmen der Fünfzehnhundertmeter-Raumer mühelos aufgefangen.

Oberst Heske Alurin stand in der Funkzentrale seines Schiffes. Er hörte sich gelassen die Verwünschungen an, die ständig auf der Jägerfrequenz aus den Lautsprechern kamen.

»Mit den kleinen Thermogeschützen kommen sie nicht durch, Sir«, meinte ein Funkoffizier. »Hoffentlich verfällt man nicht auf die Idee, es doch einmal mit Transformbomben zu versuchen. Die Moskitos können Geschosse von zwanzig Gigatonnen verfeuern. Das dürfte gefährlich werden, Sir.«

»Es bedeutete unsere Vernichtung«, sagte Alurin in aller Ruhe. »Feuerleitzentrale, eröffnen Sie das Wirkungsfeuer mit den leichten Thermogeschützen. Ich möchte sehen, wie gut die sagenhaften grünen Schutzschirme sind.«

Die IMPERATOR erbebte unter der Salve. Fünftausend Kilometer entfernt wurden die zwölf USO-Jäger aus dem Anflugkurs gewirbelt. Alurin hielt die Luft an, bis die Maschinen wieder klar erkennbar waren.

»Volltreffer, keine Beschusswirkung«, gab die Robotautomatik bekannt.

Die Offiziere der NAPOLEON machten mit dem terranischen Verband die gleichen Erfahrungen. Die vierundzwanzig Piloten ließen – abgesehen von wilden Verwünschungen – nichts von sich hören. Dann klang Kasoms Stimme auf.

»Verbandsführer USO an IMPERATOR – lasst den Unfug mit den Knallbüchsen. Meine Automatik zeigt knapp sechs Prozent Schirmbelastung an. An Kommandant: Wir haben nagelneue Abwehrwaffen; so genannte Hochenergie-Überladungsschirme, in Kurzform HÜ-Schirme genannt. Es sind wesentlich verbesserte Ausgaben jener grünen Energiefelder, die wir bei den Maahk-Schiffen angetroffen haben. Feuern Sie mit Ihren schweren Impulsgeschützen und Desintegratoren.«

Atlan gab die Erlaubnis. Er war fassungslos. Während des entbrennenden Testgefechtes, das an Gefährlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ, konnte eindeutig festgestellt werden, dass die neue Defensivbewaffnung der Moskito-Jets von den Normalgeschützen der Superschlachtschiffe nicht durchschlagen werden konnte. Allerdings wurden die Maschinen wie welke Blätter im Orkan herumgewirbelt. Die Andruckneutralisatoren liefen ständig mit Höchstbelastung.

Ehe die Angriffe der Jäger noch wilder und heftiger wurden, ließ Atlan die Erprobung abbrechen. Es dauerte jedoch zehn Minuten, bis er überall gehört wurde.

Terraner und USO-Piloten zogen anschließend glühende Gasbahnen durch die Atmosphäre des Planeten Gleam. Sie riskierten Flugmanöver, die jede andere Maschine mit einer sofortigen Explosion quittiert hätte.

Erst als der Arkonide zu toben begann und harte Strafen androhte, setzten die Moskitos zur Landung an.

Als sie auf dem weiten Hafen zwischen den südpolaren Bergen standen und die Besatzungen der beiden Superschlachtschiffe noch über die unglaubliche Widerstandskraft der neuen Schutzschirme diskutierte, meldete sich der mit dem Wartungsteam angekommene Chefingenieur. Sein Name war Marco Sagener.

Er nickte Atlan zu, suchte sich einen Klappschemel und deutete zu den Bildschirmen der Bodenfunkstation hinauf.

»Das hätten Sie sich ersparen können, Sir. Wir haben die Moskitos noch viel eingehender getestet.«

Atlan schwenkte den Drehsessel herum und erhob sich.

»Damit erzählen Sie mir keine Neuigkeiten, Doktor. Wenn ich die terranische Typenerprobung nicht kennen würde, hätte ich niemals die Genehmigung zu diesem Testflug gegeben. Mir ist trotzdem bange geworden.«

Sagener nickte verständnisvoll.

»Ich bin sehr froh. Sir, Ihnen die schlagkräftigste Kleinwaffe übergeben zu können, die auf Terra jemals gebaut worden ist. Moskitos sind naturgemäß hochkomplizierte Geräte, die ohne eine erstklassige Vollautomatik nicht einmal von zehn qualifizierten Männern geflogen werden könnten. Die Reichweite beträgt mit den neuen Kalups etwa hunderttausend Lichtjahre. Das ist etwa zehnmal mehr, als eine Sechzigmeter-Kaulquappe älterer Bauart bieten konnte. Die Bewaffnung besteht aus je einer starr eingebauten Transformkanone leichteren Kalibers, die aber immerhin Geschosse von zwanzig Gigatonnen verfeuern kann. Das genügt, um selbst ein Superschlachtschiff ernsthaft zu gefährden. Bei einem massierten Moskitoangriff wäre jeder Imperiumsraumer verloren. Auf Luna, den anderen Industriewelten und im Schrotschusssystem ist die Umrüstung aller Einheiten bereits angelaufen. In den nächsten Tagen werden Spezialtransporter mit neuen Schirmfeldprojektoren ankommen. Unser Problem lag darin, sie auf die bereits vorhandenen Kraftstationen abzustimmen. Die Hochenergie-Überladungsschirme sind Halbraumfelder nach maahkschem Vorbild, nur wesentlich besser und stabiler. Grek 1 hat uns mit seinen detaillierten Angaben unschätzbare Dienste erwiesen.«

»Er ist auf Alpha-Zentra gefallen.«

»Ja, ich bin informiert. Ich möchte Ihnen vorschlagen, zum Schutze dieser Ausgangsstellung vier bis fünf Raumjagdgeschwader zu bilden, Kommandeure und technische Leiter zu ernennen und die tausend Jäger umgehend für den Alarmstart klarzumachen. Der Großadministrator wird im Laufe der kommenden Woche hier eintreffen. Dann dürfte allerlei geschehen, Sir.«

Die Augen des hochgewachsenen Arkoniden verengten sich. Draußen, vor der Bodenfunkstation, kamen die Wagen mit den Piloten an. Sie stellten sich vor dem Panzerschott des Bunkers auf.

Weit hinter ihnen ragten die Giganten der Imperiumsklasse in den Himmel empor. Über Gleam zogen dreitausend Schiffe der Solaren Flotte und tausend Einheiten der USO ihre weiten Kreise. Die Menschheit war für den letzten Sprung bereit – für den Sprung zur nächsten Galaxis, dem Andromedanebel.

Atlan stützte beide Hände auf die Lehne des Sessels und musterte den Chefingenieur durchdringend.

»Doc – Ihre Ausführungen sind hochinteressant, aber Sie verschweigen mir etwas. Die CREST II, das bisherige Flottenflaggschiff, ist beim letzten Einsatz im Alphanebel so schwer beschädigt worden, dass es von Rhodan persönlich zum Schrotschusstransmitter zurückgeflogen wurde. Er nahm seine bewährte Besatzung mit. Wozu, wenn ich fragen darf? Womit will er zu diesem gottverlassenen Kleinnebel zurückkehren? Vielleicht mit der CREST III?«

Sagener schwieg. Anscheinend gedankenlos fuhr er mit den Fingerkuppen über die Abstimmtastatur eines Hypersenders.

»Ihre Reaktion ist bemerkenswert. Die CREST II war ein Trümmerhaufen, den ein Mann wie Perry Rhodan nicht mehr als Flaggschiff benutzen wird. Die CREST gehört zur Generalüberholung in eine Heimatwerft. Womit wird Perry über Gleam ankommen? Etwa mit einem werftneuen Superschlachtschiff, das bereits die neuen HÜ-Schirme besitzt und dadurch so gut wie unschlagbar wird?«

»Nur solange, bis der Gegner den richtigen Nussknacker gefunden hat, Sir«, entgegnete der Chefingenieur. »Sir, ich möchte Sie nicht belügen. Dringen Sie bitte nicht weiter in mich. Ich bin zum Schweigen verpflichtet.«

Atlan griff an seinen Diensthelm. Die Piloten warteten. Sie waren sich darüber einig geworden, dass Kasoms Meinung über den Wert der Moskitos richtig gewesen war. Man verstand sich wieder.

Atlan schritt auf die Panzertüren zu. Der Funkbunker war zum größten Teil in einer Wand der nördlichen Steilhänge eingebettet worden. Vor dem Eingang erstreckten sich die weiten Landefelder, die von modernsten Robotmaschinen im Zeitraum von nur zwölf Monaten angelegt worden waren.

Der südpolare Talkessel, den man zum erdfernsten Stützpunkt der Menschheit gemacht hatte, durchmaß zirka hundertzweiundvierzig Kilometer. Die urweltlichen Pilzwälder waren längst verschwunden.

Alle wichtigen Anlagen wie Werften, Verpflegungs-, Waffen- und Ersatzteildepots waren unter den Felsmassen des bis zu sechs Kilometer hohen Ringgebirges verschwunden.

Die beiden Posten salutierten. Atlan legte nach terranischer Sitte die Hand an den Helm. Ehe er ging, blieb der Arkonide nochmals stehen. Ein ironischer Blick traf den Techniker.

»Warten wir also, Doktor. Ich danke für Ihre Hinweise. Übermorgen wird es hier fünf Raumjagdverbände à zweihundert Maschinen geben. Ich übertrage Ihnen die Wartungsleitung. Sehen Sie zu, wie Sie mit diesem komplizierten Waffensystem ohne schwerwiegende Unfälle fertigwerden. Wann, sagten Sie, wird Perry Rhodan wieder auf Gleam eintreffen?«

»Im Laufe der kommenden Woche.«

Atlan ging. Draußen hörte er sich Kasoms Meldung an. Er nickte nur und deutete auf Captain Arl Tratlo, den man den Dreitöter nannte. Der rothäutige Spezialist von Meredi IV nahm Haltung an. Seine smaragdgrünen Augen schienen von innen heraus zu leuchten.

»Sie waren auf Ihrer Heimatwelt ein großer Jäger, nicht wahr? Schön, dann werden Sie mich jetzt zur Jagd begleiten. Ist Ihre Maschine nach diesen verrückten Manövern noch raumflugklar, oder sind die Zellverbände schon so strapaziert, dass man es nicht mehr wagen kann, einen Stromreaktor einzuschalten?«

»Raumflugklar, Sir.«

»Dann sind Sie mein Orter.«

»Orter, Sir?«

Atlan räusperte sich. Sein schmales, kantig gewordenes Gesicht war unbewegt. Wer den zehntausendjährigen Admiral und ehemaligen Imperator einer galaktischen Großmacht kannte, wusste, dass ein bestimmtes Ereignis bevorstand.

Melbar Kasom, der ertrusische Gigant, runzelte die Stirn. Er gehörte zu den USO-Spezialisten, die ihren höchsten Chef sogar sehr genau kannten.

»Allerdings als Orter, Captain. Sie werden diesmal auf die direkte Jagd verzichten müssen. Ich habe mir, Ihre gütige Zustimmung vorausgesetzt, ebenfalls erlaubt, eine Hypnoschulung für das Moskito-Waffensystem zu absolvieren. Steigen Sie ein, übernehmen Sie die Startkontrollen und melden Sie mir die Jet ordnungsgemäß raumflugklar.«

Atlan tippte einige Kodezeichen in sein Armband-Kommandogerät. Zwei Roboter erschienen mit seiner Flugkombination.

Terraner und USO-Piloten sahen sich beunruhigt an. Hier und da hüstelte jemand. Atlan ließ sich nicht stören. Er ließ sich in die Kombination helfen und überprüfte die Energiezufuhr aus dem Rückentornister.

»Sir ...!«

Melbar Kasom schloss den Mund, als ihn der Blick des Arkoniden traf.

»Ist etwas?«

Kasom holte tief Luft. Es klang wie das Ansauggerät einer kleineren Gasturbine. Kasom war 2,51 Meter groß, in den Schultern 2,13 Meter breit und wog unter normalen Schwereverhältnissen von einem Gravon 16,3 Zentner.

»Sir, verzichten Sie bitte auf den Flug. Ich bin plötzlich doch nicht mehr so sicher, ob die Moskitos wirklich noch in Ordnung sind. Ich meine ...!«

Atlan winkte ab.

»Das hätten Sie sich früher überlegen sollen. Ich werde nun persönlich feststellen, was das Waffensystem taugt – nachdem Sie es unverantwortlich strapaziert haben, verstehen Sie! Jetzt ist der Moment für eine echte Belastungsprobe gekommen. Captain Tratlo, worauf warten Sie noch?«

Der Dreitöter, seit einigen Jahren USO-Spezialist, zwängte sich durch die Luftschleuse. Sie lag hinter dem Ortersitz. Atlan ging um das zerbrechlich wirkende Dreibeinfahrwerk herum und stieg ebenfalls ein. Die Männer erblickten seinen Oberkörper hinter den Panzerplastscheiben der langgestreckten Kanzel.

»Wenn ihm etwas passiert, haben wir ihn auf dem Gewissen«, sagte Kasom sorgenschwer. »Zum Teufel, ich hätte daran denken sollen. Er hat immer den letzten Trumpf in der Hand.«

Kasom zog das Funksprechgerät an die Lippen und rief Atlan an. Der Lordadmiral saß bereits im hydropneumatischen Pilotensitz und kontrollierte das Leerspiel des so genannten Impulsknüppels, mit dem alle Funktionen der Steuerdüsen und des Haupttriebwerks ohne umständliche und zeitraubende Sonderschaltungen ausgeübt werden konnten. Bei einem Atmosphärenflug konnte die Hydraulik der Aeroruder zusätzlich eingeschaltet werden. Allein dieses System war ein Wunder der Technik.

»Sir, ich werde zusammen mit Oberstleutnant Faser hinter Ihnen herfliegen. Wenn es möglich ist, dann bauen Sie Ihren Unfall nicht im Linearraum.«

Sie hörten Atlans Gelächter. Arl Tratlos grinsendes Gesicht erschien hinter den Kanzelscheiben.

»Genehmigt. Sie sollten sich aber beeilen, Ertruser.«

Ehe Melbar Kasom und Faser ihre Maschinen besteigen konnten, hob Atlan seinen Moskito mit den Antigravfeldern ab. Er zog die spitze Nase mit dem herausragenden Schirmfeldrohr der normalen Impulskanone in den Himmel und nahm mit Anlaufwerten Fahrt auf.

Zehn Kilometer über dem Platz entstand hinter der Heckdüse ein violetter Feuerball. Im gleichen Augenblick war die Maschine verschwunden. Kasom hörte nur noch das Donnern und Pfeifen der Druckwellen.

»Geben Sie es auf, Melbar. Wir haben wieder einmal eine Lehre erhalten. Haben Sie keinen Hunger?«

Der Ertruser nickte und schritt auf den Wagen zu. Die Testpiloten folgten ihm.

Dr.-Ing. Mario Sagener schaute mit einem feinen Lächeln in den wolkenlosen Himmel des Sauerstoffplaneten Gleam. Sagener dachte weniger an Atlans Experiment, als an Perry Rhodan, der wahrscheinlich schon in zwei Tagen über dem Tri-System eintreffen würde.

Als der Lordadmiral vier Stunden später landete, stand es auf Grund der Energieortungen fest, dass er in einer Entfernung von zweiundsechzig Lichtjahren einen unbewohnten Meteoriten mit einer Transformbombe angegriffen und vernichtet hatte. Die Hauptwaffe der Moskitos war somit ebenfalls erprobt worden.

Von da an zögerte der Arkonide keine Sekunde länger, das Waffensystem für den Fronteinsatz freizugeben.

Nachdenklich bestieg er seinen Wagen. Er dachte an die Menschheit und an die Dinge, die diese Menschheit in den vergangenen vierhundertdreißig Jahren vollbracht hatte.

Niemand wusste besser als der ehemalige arkonidische Flottenchef, dass mit den Moskitos, den Transformkanonen, den Kompaktkalups und den grünen Hochenergie-Überladungsschirmen ein neues Zeitalter in der Geschichte der Menschheit angebrochen war.

»Die sechste Epoche beginnt«, sagte Atlan gedankenschwer vor sich hin. »Ich frage mich, wer das außer mir begriffen hat. Sie etwa?«

Er schaute sich um und lachte. Der Robotfahrer sagte »Jawohl, Sir«.

»Entschuldige, dass ich dich mit ›Sie‹ angesprochen habe.«

»Jawohl, Sir.«

2.

Im Tiefbunkerhauptquartier von Gleam schrillten Glocken. Die Schirme der Hyperkomgeräte begannen zu flackern. Das Fernbild eines Raumschiffsoffiziers wurde erkennbar.

Der Diensthabende von Power Center sah auf die Chronometer. Es war kurz nach drei Uhr morgens. Auf dem Dreisonnenplaneten Gleam wurde es niemals richtig dunkel. Man richtete deshalb die Schlaf- und Arbeitsperioden nach Erdzeit ein.

»Major Nostrates, Leichter Kreuzer KALAGAN, Erstes Auffanggeschwader, Vierte Schlachtkreuzerflottille. Ortungsergebnis an Power Center. Ein großes Schiff, vermutlich Raumer der Imperiumsklasse, beendet soeben sein Eintauchmanöver in das Normaluniversum. Erkennungsimpuls ist nach gültigem Kode abgestrahlt und von uns entschlüsselt worden. Der Großadministrator kehrt zurück. Der Name seines Schiffes wurde mit CREST III angegeben. Bestätigen Sie bitte.«

Zwei Stunden später gab der Funkchef Manöveralarm. Die Erkennungszeichen des fremden Schiffes wurden nun auch auf Gleam empfangen. Der Sender arbeitete wegen der Abhör- und Einpeilgefahr mit schwächster Leistung.

Lordadmiral Atlan, der vor einer Stunde erst zur Ruhe gekommen war, wurde vom Pfeifen seines Kommandogerätes geweckt. Schläfrig drückte er die Taste nieder. Auf dem winzigen Bildschirm erschien das Gesicht des Hafenkommandanten. Er strahlte.

»Geht Ihre Uhr vor?«, erkundigte sich Atlan, ehe der Offizier ein Wort sagen konnte.

»Gestern erst repariert worden, Sir«, schmunzelte Oberst Katunga.

»Sicherlich mit einem Presslufthammer«, nörgelte Atlan. »Ihr Terraner lernt es nie. Wild wie Steppengäule, rücksichtsvoll wie eine Axt im Walde und so widerspenstig wie der Henker von Paris. Also, was ist?«

Katunga verzichtete darauf, mehr zu sagen als: »Der Chef ist im Anflug. Sein Schiff heißt CREST III, Landefeld sieben wird soeben geräumt.«

Das genügte vollauf, um Atlan vom Lager springen zu lassen. Katunga vernahm eine arkonidische Verwünschung, die er noch nie gehört hatte.

»Wenn Sie Perry Rhodan meinen, so war ich bisher der Auffassung, er würde im Laufe der kommenden Woche eintreffen. Wer hat mich hier eigentlich genasführt? Sie, oder dieser Doktor Sagener?«

»Niemand, Sir. Die CREST III muss eine unverhofft schnelle Reise gemacht haben.«

»Schnelle Reise!«, wiederholte der Arkonide ergrimmt. »Der 5. Januar des Jahres 2404 ist vor drei Stunden angebrochen. Seit wann kann man mit einem Imperiumsraumer runde vierhunderttausend Lichtjahre so schnell überbrücken, dass eine Zeitersparnis von wenigstens fünf Tagen die Folge ist? Sie phantasieren, Katunga.«

»Sir, Sie sehen mich ebenfalls überrascht.«

»Irrtum, ich sehe Sie nicht. Sie haben Ihren Charakterkopf aus der Bilderfassung entfernt.«

Katunga beugte sich seufzend nach vorn. Die grinsenden Gesichter der Funker übersah er wohlweislich. Es hätte zu nichts geführt, diesen Männern einen dienstlichen Verweis zu erteilen. Power Center war nicht Terra.

»Sehen Sie ihn jetzt?«

»Was?«

»Meinen Charakterkopf.«

»Oh, habe ich mich so ausgedrückt. Das muss ein Irrtum gewesen sein. Herr, Sie halten mich auf. Wir treffen uns auf Nummer sieben.«

Atlan schaltete ab und kleidete sich hastig an. Sein Extrahirn meldete sich mit einem Impuls, der den Arkoniden hellwach machte.

CREST III – also doch ein neues Schiff. Du wirst eine Überraschung erleben.

Atlan sah sich unwillkürlich um, schüttelte den Kopf und schritt unter die Brause. Die Tiefbunkerquartiere waren komfortabel eingerichtet worden.

Eine halbe Stunde später landete sein Fluggleiter am Rande von Landefeld sieben. Die beiden Sonnen A und C waren als Sicheln zu sehen. Die B-Sonne des Tri-Systems stand voll am Himmel und überschüttete den Planeten mit einer Flut roten Lichtes.

Vier moderne Schlachtschiffe der STARDUST-Klasse, die bisher auf Feld sieben gestanden hatten, waren soeben gestartet. Atlan legte den Kopf in den Nacken und sah den langsam aufsteigenden Achthundertmeter-Riesen nach. Sie flogen mit Minimalbeschleunigung.

»Verlegung nach Feld einunddreißig, Sir«, erklärte Oberst Katunga. »Der Befehl dazu kam vom Flottenflaggschiff. Die CREST III schwenkt in die Landekurve ein.«

Atlan sah sich im Kreise der Offiziere um. Weiter rechts marschierte das Robot-Musikkorps auf. Man nannte es im Flottenjargon ›Krachkommando‹.

Die Männer einer Raumlandebrigade sprangen von den Transportwagen und rannten unter dem anfeuernden Gebrüll eines Majors zur roten Gefahrenlinie hinüber. Dort stellten sie sich auf. Sie trugen Paradeuniform und Funkbildhelme neuester Konstruktion.

»Großer Bahnhof, was?«, erkundigte sich Atlan anzüglich. »Gleich eine ganze Brigade! Meine Herren, hier geschehen neuerdings seltsame Dinge. Wozu, um alles in der Welt, müssen vier STARDUST-Raumer ihre Abstellplätze verlassen, um einem Imperiumsschiff Platz zu machen? Wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt, misst dieser Hafensektor sechs mal sechs Kilometer. Wenn die Schlachtschiffe ordnungsgemäß gelandet waren, hätte die CREST III noch bequem Platz gehabt. Wozu der Aufwand?«

Niemand wusste eine Antwort. Katunga verschanzte sich hinter den Flaggschiffsbefehlen, und Dr.-Ing. Sagener schwieg.

Ortungsergebnisse kamen durch. Die CREST III, das Ersatzschiff für die lahmgeschossene CREST II, näherte sich immer mehr. Wenig später wurden ihre typischen Umrisse erkennbar.

Sie stieß im direkten Landeanflug im Winkel von etwa sechzig Grad aus den oberen Luftschichten hervor. Als sie von kurz aufflammenden Ringwulsttriebwerken vertikal über dem Hafensektor aufgefangen und im Schutze der Antigravitationsfelder angehalten wurde, war Atlan der Auffassung, Oberst Cart Rudo würde ausnahmsweise einmal eine Gentleman-Landung vorführen.

Das war ein Irrtum. Die CREST III, die von unten betrachtet einer riesigen Halbkugel mit einem weitausladenden Ring in Mittschiffshöhe glich, fiel so schnell, dass die Schallwellen ihres Maschinengetöses nur noch wenig Zeit hatten, vor dem Flugkörper den Boden zu erreichen.

Das Brüllen und Tosen wurde unerträglich. Schließlich kamen die ersten Druckwellen durch. Sie schlugen steil von oben kommend auf den Platz, wirbelten Staubwolken auf und heulten nach allen Richtungen davon.

Oberst Cart Rudo hob die Fallgeschwindigkeit mit einem erneuten Bremsschub auf. Ultrahelle Impulsflammen brachen aus den abwärts gerichteten Schlünden der Hochenergie-Felddüsen.

Ohne ein Wort zu verlieren, ging Atlan hinter bereitstehenden Terkonitstahlschilden in Deckung. Kasom kam zuletzt an. Er hatte sich den heißen Odem der CREST III fast zu lange um die Nase wehen lassen.

»Sir, der Kahn wird immer größer«, schrie Kasom und deutete nach oben.

»Was dachten Sie wohl?«, wunderte sich Atlan. »Das ist meistens so, wenn sich ein Flugkörper dem Boden nähert. Ihre Entdeckung ist phänomenal.«

Dr. Sagener lachte seltsam. Es klang, als könne er sich kaum noch beherrschen.

»Sir, so habe ich es nicht gemeint«, brüllte Kasom noch lauter. Er war verstört. »Ich habe einige Messdaten empfangen. Die CREST III steht noch etwa drei Kilometer über uns und trotzdem ist sie nicht mehr in voller Größe zu überblicken.«

»Höchstens noch tausend Meter«, vermutete Oberstleutnant Faser mit größtmöglicher Lautstärke. »Mir braucht niemand zu erzählen, wie ein Imperiumsraumer aus dieser Entfernung aussieht. Tausend Meter und keinen mehr. Wenn man ihn nur noch ausschnittweise sehen kann, ist er nicht mehr höher.«

»Müssen Sie immer recht haben?«, tobte Kasom. »Verdammt, ich habe die Messungen mitgehört.«

Atlan war plötzlich erblasst. Er drehte sich langsam und fast ruckartig um. Den Männern schien, als hätten sie plötzlich einen Roboter vor sich.

Dr. Sagener fühlte den brennenden Blick des Admirals. Weit über ihnen orgelten die Triebwerke des neuen Flottenflaggschiffes im Leerlauf. Trotzdem wurde der Orkan immer stärker.

Die Männer in den Paradeuniformen waren längst hinter den Schutzschilden verschwunden. Nur die Musikroboter hielten auf dem freien Gelände aus.

»Da oben wird man sich jetzt vor Lachen die Bäuche halten«, meinte Kasom erbost. »Die haben uns doch genau auf den Bildschirmen. Das Empfangskommando geht in Deckung, und die quäkenden Robots fliegen gleich davon. Na also, eben segelt der erste los. Köstlich! Rudo macht sich einen Spaß daraus, die Triebwerke etwas stärker als üblich laufen zu lassen. Aber wieso schießt der Kahn dann nicht in den Raum? Mit der hohen Schubleistung kommt Rudo niemals auf dem Boden an. Oder doch? Dann hat er eben seine Gravofelder um ein Hundertstel heruntergeschaltet.«

Kasoms Selbstgespräch war laut genug gewesen, um von den meisten Offizieren verstanden zu werden. Atlan war noch immer blass. Dr. Sagener senkte den Blick. Da schaute der Arkonide wieder zu dem Schiff hinauf. Zwei Sekunden später wusste er, dass Kasoms Behauptungen richtig waren.

Die CREST III wurde immer größer, und trotzdem hatten ihre weitgespreizten Landebeine noch nicht den Boden berührt.

Vor Atlan krachte etwas mit enormer Wucht gegen den Stahlpanzer. Es röhrte und röchelte fürchterlich. Dann wurde es still.

»Das ist der Roboter mit der Tuba gewesen, Sir«, grinste Kasom. »Respekt vor den positronischen Kollegen. Die geben nicht so schnell auf wie wir.«

»Materialverschwendung«, regte sich Katunga auf. »Welcher Idiot hat die Musiker auf das Feld befohlen?«

»Sie, wenn Sie gestatten«, entgegnete der Lordadmiral trocken. »Ich habe Ihren Funkbefehl mitgehört.«

Kasom bog sich. Er lachte nicht mehr lange. Als die CREST III nur noch zweihundert Meter hoch war, hatte der jüngste Kadett begriffen, dass dieser Übergigant niemals ein fünfzehnhundert Meter durchmessendes Schiff der Imperiumsklasse sein konnte. Da kam etwas ganz anderes an; etwas, das einem erfahrenen Raumpiloten wie Atlan die Sprache verschlug und ihn fassungslos in die gleiche Richtung starren ließ.

Melbar Kasom revidierte seine Meinung. Cart Rudo hatte seine Antigravfelder durchaus nicht heruntergeschaltet, um durch diesen Trick höhere Schubleistungen entwickeln zu können.

Dieses Schiff brauchte die Werte, damit man seine Masse trotz der Neutralisation der Gleam-Schwerkraft sicher beherrschen konnte.

Nun wurde es auch verständlich, warum die vier Schlachtschiffe das Gelände verlassen mussten. Die CREST II hätte noch Platz gehabt; dieser Übergigant nicht mehr.

Atlan bemühte sich, seine tiefe Erregung zu verbergen. Kasom und die anderen Männer machten kein Hehl aus ihrer Begeisterung. Sie drängten sich hinter dem Stahlschild zusammen, hielten sich gegenseitig fest und schrien sich ihre Meinungen zu. Es handelte sich um Schätzwerte über die Größe des neuen Flottenflaggschiffes.

Atlan wartete, bis die riesigen Auflageteller der Landebeine den Boden berührten. Kurz darauf ließ das Dröhnen nach. Das Arbeitsgeräusch der Triebwerke erstarb mit einem letzten Grollen. Es wurde still.

Die CREST III war im Mittelpunkt von Feld sieben gelandet. Demnach musste ihre Polachse etwa drei Kilometer entfernt sein. Wenn man davon ausging, ließ sich ein ungefährer Wert über den Durchmesser der Kugelzelle ermitteln – wenigstens bei einem Raumer der Imperiumsklasse.

Hier war es nicht mehr möglich. Die Sinneseindrücke verwischten sich; das Gehirn weigerte sich, die von den Augen aufgenommenen Eindrücke zu verarbeiten. Es war eine unterbewusste Reaktion.

Atlan sah nur Ausschnitte des Rumpfes. Oberst Katunga bat um Ruhe. Die Soldaten der Raumlandebrigade sprangen hinter ihren Deckungen hervor und stellten sich wieder auf.

Einige Musikroboter kamen näher. Die meisten waren beschädigt. Sie bliesen, pfiffen und trommelten an den Orten, wo sie von den Druckwellen abgesetzt worden waren. Trotzdem stimmte jeder Takt.

Atlan hielt Dr. Sagener am Arm fest.

»Einen Moment, Doktor! Jetzt kommt es auf zwei Minuten auch nicht mehr an. Was haben Sie mir zu sagen? Oder dürfen Sie noch immer nicht sprechen?«

Sagener verneigte sich.

»Sir, ich habe die Ehre, Ihnen den ersten terranischen Serienneubau der GALAXIS-Klasse vorstellen zu dürfen. Die offizielle Bezeichnung lautet ULTRA-Schlachtschiff.«

»Wieso hat die CREST keine Zusatztriebwerke an der unteren Polrundung hängen?«, schrie Atlan plötzlich unbeherrscht. »Wieso nicht? Ich möchte keine Höflichkeitsphrasen hören, sondern technische Daten! Jedes Schiff, das bisher aus eigener Kraft und ohne Transmitterhilfe den Betanebel erreichte, war auf dreistufige Zusatzaggregate mit einer Reichweite von zweihundertfünfzigtausend Lichtjahre pro Einheit angewiesen. Das machte zusammen siebenhundertfünfzigtausend Lichtjahre. Einschließlich der Schiffsmaschinen reichte die Kapazität für Hin- und Rückflug zum Schrotschusstransmitter aus. Wo sind die Zusatztriebwerke der CREST III – wo ist der lange Schweif aus drei Kalupeinheiten?«

Sagener wartete, bis sich der Arkonide wieder gefangen hatte. Die Männer starrten ihn an.

»Überflüssig geworden, Sir«, berichtete der Chefingenieur mit einem Leuchten in den Augen. »Die CREST besitzt drei Kalupkonverter in neuer Kompaktbauweise. Jeder Konverter ist stark genug, um das Schiff mit millionenfacher Lichtgeschwindigkeit durch den Linearraum zu bringen. Reichweite pro Einheit vierhunderttausend Lichtjahre, zusammen einskommazwei Millionen Lichtjahre. Der Durchmesser der Kugelzelle beträgt zweieinhalb Kilometer, also tausend Meter mehr als bei Schiffen der Imperiumsklasse. Ringwulstbreite nur dreihundertfünfzig Meter, gleiche Höhe. Vierundzwanzig Landebeine, Auflagefläche der Bodenteller sechzigtausend Quadratmeter. Zwanzig Normaltriebwerke mit etwa vierzigfach erhöhter Schubleistung gegenüber den Imperiumsraumern, ebenfalls neuartige Kompaktbauweise. Wir haben die Erfahrungen von hundert Jahren verwertet. Zwölf Großkraftwerke zur Versorgung der Normalverbraucher; Waffen sind prinzipiell Selbstversorger und unabhängig von jeder fremden Energiezufuhr. Beschleunigung trotz der riesigen Masse sechshundertfünfzig Kilometer pro Sekundenquadrat, also fast Kreuzerwerte; Vierfach-Staffelschirme, drei Normalausführungen, vierter Schirm ist ein HÜ-Schirm nach dem Muster der Moskitos, nur wesentlich stärker. Theoretisch unzerstörbar; unangreifbar gegen die sagenhafte Konverterkanone der Maahks, da energetisch gleichwertig. Hauptbewaffnung sechzig Transformkanonen schwersten Kalibers. Abstrahlkapazität von tausend Gigatonnen pro Geschütz. Dazu alle anderen konventionellen Energiewaffen. Stärkster Terkonitpanzer, Wabenbauweise.«

»Hören Sie auf, bitte«, forderte Atlan mit brüchiger Stimme.

Sagener war unerbittlich. Er sonnte sich in seinem Wissen um das größte Geheimnis des Solaren Imperiums.

»Noch eine Minute, Sir. Die CREST III besitzt zwei ringförmige Außenhangars ober- und unterhalb des großen Triebwerkwulstes. Dadurch keine Platzbeanspruchung im inneren Zellenraum. Das Ultraschiff ist gleichzeitig ein Trägerschiff, ohne dadurch in seiner Kampfkraft als Ultrariese geschmälert zu werden. Besatzung fünftausend Mann. Davon dreitausend Mann Stammbesatzung, zweitausend Mann sind für die Korvetten und Moskitos bestimmt.«

»Korvetten ...?«

»Völlig umkonstruierte Kaulquappen, Sir. Zwanzig Mann Stammbesatzung, sechzig Meter Durchmesser. Kompaktkalups, ebenfalls grüne HÜ-Schirme und Transformkanonen. Reichweite nunmehr zweihunderttausend Lichtjahre. Wir haben fünfzig Einheiten an Bord, dazu fünfhundert Moskitos. Wenn die CREST III das Wirkungsfeuer eröffnet und überdies ihre Trägerwaffen ausschleust, explodieren große Sonnensysteme. Im bisher unerforschten Universum gibt es keine Großkampfeinheiten, die einem terranischen Ultrariesen auch nur zehn Sekunden lang widerstehen könnten. Jetzt bin ich mit den wichtigsten Daten fertig, Sir. Entschuldigen Sie.«

Dr. Sagener trat zurück. Vor Atlan flimmerte die Luft. Gucky materialisierte vor seinen Füßen.

»Hallo, alter Junge«, sagte die Riesenmaus ungewohnt ernst. »Du hast deinen Monoblock vernachlässigt. Ich habe deshalb deinen Bewusstseinsinhalt erfasst. Nein – auf der CREST III hat niemand gelacht, wie Kasom vermutete. Wir waren eher um euch besorgt. Wenn man so ein Riesending sieht, dann bekommt man einen Schreck. Was denkst du wohl, wie ich mich gefühlt habe, als der Kasten aus dem Schrotschusstransmitter hervorkam? Ich war einfach fertig. Hallo – wie geht es euch?«

Er winkte den anderen Offizieren zu und zeigte seinen großen Nagezahn. Atlan fuhr dem Mutanten über das weiche Nackenfell.

Unter dem Riesenrumpf des Ultra-Schlachtschiffes öffneten sich die Luken. Die untere Polschleuse war zwölfhundertfünfzig Meter vom Außenrand der Zelle entfernt. Ein Fußgänger musste fünfzehn bis zwanzig Minuten laufen, um erst einmal unter dem in etwa elfhundert Meter Höhe beginnenden Überhang des äquatorialen Triebwerkwulstes anzukommen. Atlan war, als stünde er am Fuße eines steil aufragenden Bergriesen, dessen Gipfel unsichtbar blieb.

Gucky schwieg. Nachdenklich sah er zu dem Schiff hinüber. Wagen fuhren vor. Erregte Männer riefen und schrien. Eine neue Robotkapelle begann zu spielen.

Atlan betrat wie ein Schlafwandler das Fahrzeug. Sie fuhren zwischen zwei Landebeinen hindurch und tauchten in den Schatten der unteren Kugelrandung ein.

Perry Rhodan wartete vor dem leuchtenden Antigravfeld einer kleinen Mannschleuse. Die führenden Offiziere der CREST III standen hinter ihm.

Als er den Gemütszustand des Freundes bemerkte, sprach er kein Wort. Er legte dem Arkoniden die Hände auf die Schultern und suchte seinen Blick. So schauten sie sich lange an, bis sich Atlans Verkrampfung lockerte. Er versuchte ein Lächeln.

»Willkommen, Freund«, sagte er leise. »Ich hatte mit Überraschungen gerechnet, damit aber nicht. Die Moskitos hatten mir schon einiges verraten. Ihr Terraner habt also nicht geschlafen! Wer eure Initiative kennt, konnte es vermuten. Mit der Landung der CREST III ist die sechste Epoche in der Geschichte der neuen Menschheit angebrochen. Sind diese Schiffe schon in Serie gegangen?«

»Die Mondwerften sind bereits vor drei Jahren umgestellt worden. Ein ungeheures Programm.«

Atlan nickte. »Der Mensch hat mein Volk nunmehr so weit überflügelt, dass er gelassen das arkonidische Erbe antreten kann. Vergiss jedoch nie, dass du mit einem arkonidischen Beiboot der Sechzigmeterklasse angefangen hast. Es wird deinen Übermut dämpfen, Barbar.«

Rhodan lachte. Atlan hatte sich wieder gefasst. Das ironische Funkeln kehrte in seine Augen zurück.

»Einer der drei Kalups dürfte nach dem Überführungsflug ausgebrannt sein. Man wird ihn hier austauschen müssen. Hast du auch daran gedacht?«

Atlan schaute den Freund forschend an. Rhodan entgegnete mit leiser Stimme: »Die letzten auf Gleam eingetroffenen Großtransporter haben alles gebracht, was wir für die Galaxisklasse benötigen. Die CREST geht sofort in die Werft. Aus- und Einbau dauern nur noch vierundzwanzig Stunden. Es sind spezielle Antigravschächte installiert worden. Sie führen von den Wartungsschleusen durch das Schiff bis hinauf zu den Konverterräumen. Der Aggregatwechsel ist kein Problem mehr. Es ist nicht mehr erforderlich, eine Heimatwerft aufzusuchen und die ausgebrannten Kompensationskonverter zu demontieren, damit man sie aus den Maschinenhallen entfernen kann. Bei der CREST III geschieht der Austausch sozusagen in einem Stück. Tritt ein, Freund, und sieh dich um. Der Empfang hat Zeit. Komm!«

Atlan sprang in das Antigravfeld und ließ sich nach oben tragen. Die CREST III war das größte Schiff, das der zehntausendjährige Arkonide jemals betreten hatte.

Damit könnten die intelligent gewordenen Höhlenwilden von Terra Galaxien zertrümmern, überlegte der Arkonide. Wenn sie einmal die Beherrschung verlieren sollten ...!

3.

Sechster Januar 2404, Erdzeit. Lagebesprechung im Hauptquartier des Großadministrators auf Gleam, Tri-System, Andro-Beta.

Es lag etwas in der Luft. Fast stündlich kamen Transporter und neue Flotteneinheiten über Gleam an. Sie warfen ihre ausgebrannten Zusatztriebwerke ab und schwenkten auf die festgelegten Kreisbahnen ein. Nur die Großraumfrachter landeten, löschten ihre Ladungen und traten sofort nach der Generalinspektion der Maschinenanlagen den Rückflug zum vierhunderttausend Lichtjahre entfernten Schrotschusstransmitter an.

Dort sorgte Rhodans Stellvertreter, Staatsmarschall Reginald Bull, für den reibungslosen Ablauf der Nachschubbrücke, die man über den Abgrund des kosmischen Leerraumes gebaut hatte.

Noch vor wenigen Monaten war der Schrotschusstransmitter von starken Maahkverbänden angegriffen worden. Die Offensive war von der Leerraumflotte unter Reginald Bull abgewehrt worden.

Seit Ende Dezember 2402 war der Sonnentransmitter offensivsicher. Es war gelungen, seine Justierungsstation zu blockieren und jeden unwillkommenen Empfang zu verhindern.

Die beiden roten Sternriesen, deren Energieentfaltung für den Transport beliebiger Güter zur neunhundertfünfzigtausend Lichtjahre entfernten Milchstraße verwendet wurde, waren in die gleichen Schaltintervalle einbezogen worden, mit denen man auch den galaktischen Sechsecktransmitter abgesichert hatte.

Normalerweise war jeder von den Meistern der Inselerbaute Sonnentransmitter ständig zum Empfang bereit. Dies hatte sich geändert.

Sowohl das Sonnensechseck im Zentrum der Milchstraße, als auch die beiden roten Riesen im Leerraum von Andromeda, arbeiteten nur noch auf Befehl der Justierungsstation. Die Öffnungszeiten änderten sich ständig nach einem Geheimplan. Feststand nur, dass jeder Transmitter im Zeitraum von vierundzwanzig Stunden fünfmal für je zehn Sekunden empfangsklar war. Es wäre ein unwahrscheinlicher Zufall gewesen, wenn ein Gegner genau im richtigen Moment zu einem Sprung angesetzt hätte.

Die Nachschubbasis Schrotschuss war für Terra lebenswichtig geworden. Nicht einmal die neue CREST III mit ihrer überragenden Reichweite wäre in der Lage gewesen, direkt vom Betanebel aus die Heimatgalaxis zu erreichen. Die Randgebiete der Milchstraße waren vom Zwergnebel Andro-Beta eine Million und dreihundertfünfzigtausend Lichtjahre entfernt.

Die große Andromedagalaxis, die wie ein Meer aus Feuerfunken und leuchtenden Gasmassen über dem vorgelagerten System zu hängen schien, war jedoch nur noch hunderttausend Lichtjahre entfernt. Schon ein moderner Moskitojäger hätte die Außenrandsysteme von Andromeda erreichen können.

Eine Korvette konnte mit letzter Maschinenkraft sogar noch zurückkehren.

Für das Ultraschlachtschiff CREST III war die Überbrückung des Abgrundes nur noch ein Spazierflug.

Dieser Spazierflug war das Thema der Lagebesprechung.

*

Atlan sah sich um. Der Saal war so groß, wie man es von dem Besprechungsraum eines Oberbefehlshabers erwarten konnte. Die sinnverwirrende Fülle der technischen Einrichtungen wies darauf hin, dass hier das Nervenzentrum von Power Center lag.

Die Flottenoffiziere und wissenschaftlichen Spezialisten gehörten zur Elite der Menschheit. Es waren nur wenige Nichtmenschliche anwesend, unter ihnen der Mausbiber Gucky, der Haluter Icho Tolot, der Modul Baar Lun und Atlan. Sie waren alle zuverlässig genug, um in die Planung der Menschheit eingeweiht zu werden.

Gucky hatte sich zu den Mutanten gesellt. Außer ihm waren noch der Teleporter Ras Tschubai, der Mutantenchef Telepath John Marshall, der Hypno André Noir, der Späher Wuriu Sengu, die Wellensprinter Tronar und Rakal Woolver, sowie der Doppelkopfmutant Iwan-Iwanowitsch Goratschin erschienen.

Allein diese Geheimnisvollen stellten eine Streitmacht dar, mit der man ein Sternenreich erobern konnte.

Die Wissenschaftler und Techniker aller Fachgebiete gehörten zumeist dem oberen Flottenstab an. Atlan erblickte nur wenige Zivilisten, unter ihnen den Erbauer des Gleam-Stützpunktes, Chefingenieur Efhard Laut, sowie Dr.-Ing. Sagener, der bereits mit der Umschulung des Werftpersonals begonnen hatte. Atlan war klar geworden, dass Sagener nicht nur wegen der Wartung der neuen Moskitos auf Gleam gekommen war.

Der dritte Zivilist war ein Kosmopsychologe der Solaren Abwehr. Sein Name war Prof. Dr. Mentsche Rosenstayn, ein hagerer, dunkelhaariger Terraner mit klugen Augen.

Eine Stunde nach Eröffnung der Administratorsitzung liefen immer noch die farbigen Drei-D-Filme, die von den Wachkreuzern der Betaflotten im benachbarten Andro-Alphanebel aufgenommen worden waren. Dazu wurden ständig Messdaten und positronische Auswertungen eingeblendet.

Professor Rosenstayn war zur Zeit der wichtigste Mann. Von seinem Urteil hing viel ab. Es war seine Aufgabe gewesen, die Kriegsführung der Menschheit auf die Weltanschauung der Wasserstoff-Methan-Atmer abzustimmen, die entsprechenden Rückschlüsse zu ziehen und dafür zu sorgen, dass Fehler mit katastrophalen Folgen vermieden wurden.

Rosenstayns Aussagen waren das Ergebnis einer einjährigen Berechnung durch etwa zweitausend Fachleute der Solaren Abwehr. Er war von Solarmarschall Allan D. Mercant als Berichterstatter zum Tri-System geschickt worden.

»Das Handlungsschema der Methanvölker ist streng logisch ausgerichtet, abstrakt nichtmenschlich und daher nach Maßstäben zu beurteilen, die wir uns durch mühevolle Forschungen, Situationsberichte und direkte Erfahrungswerte erarbeiten mussten.

Die letzten Aufnahmen der Wachkreuzer, die Detailberechnungen der hier stationierten Fachwissenschaftler und speziell programmierten Positroniken stimmen mit unseren Enddaten überein. Andro-Alpha wird von den Maahkvölkern eindeutig als angestammter Lebensraum angesehen. Die Offensiven jener Maahk-Streitkräfte, die gegen die Menschheit und abtrünnig gewordene Hilfskräfte der Meister der Inselgerichtet waren, wurden ausschließlich von den so genannten leibeigenen Truppen der MdI durchgeführt. Diese Ansicht ist durch die Aussagen des Geheimdienstoffiziers Grek 1 so untermauert worden, dass wir sie als Tatsache bewertet und sie als wesentliches Fundament für alle Berechnungen verwendet haben. Sie erlauben, dass ich hier nur auf die entscheidenden Fakten eingehe. Detailunterlagen stehen Ihnen nach Wunsch zur Verfügung. Bitte, sehen Sie sich den nächsten Film an. Er wurde vor knapp vier Wochen von der Besatzung des Aufklärungskreuzers ASTRONIA aufgenommen.«

Das Bild wechselte. Ein großer Verband eiförmiger Raumschiffe wurde von walzenförmigen Raumfahrzeugen angegriffen und in wenigen Augenblicken vernichtet.

Andere Walzenschiffe, die den Bedrängten zu Hilfe eilten, wurden von der Angriffsflotte ebenfalls attackiert und mit schweren Verlusten zurückgeschlagen.

Professor Rosenstayn unterbrach die Vorführung.

»Die Angreifer sind revoltierende Methans aus dem Hauptvolk der Maahks. Die Eischiffe der aus dem Betasystem abgezogenen Rüsselwesen stehen kurz vor der völligen Vernichtung. Die Eingreifreserven der leibeigenen Maahks haben keine Überlebenschance. Es ist völlig sicher, dass die Aufständischen im Laufe der kommenden vier Wochen den Alpha-Transmitter zerstören werden, um die überlichtschnelle Nachschubverbindung zum Andromedanebel abzuschneiden. Danach wird es zu einer Großoffensive gegen Andromeda kommen. Unter Berücksichtigung der ungeheuren Zielstrebigkeit aller Wasserstoff-Methan-Atmer kann mit sechsundneunzigprozentiger Gewissheit ausgesagt werden, dass Andro-Beta unbehelligt bleiben wird. Die Maahks haben hier nichts verloren. Ihre Erkundungsvorstöße mit Einzelschiffen in den Bereich dieser Kleingalaxis beweisen, dass das Oberkommando der Alphabewohner nicht an eine Flottenkonzentration leibeigener Andromedaverbände in diesem Lebensbereich glaubt. Der hiesige Sonnentransmitter ist von den Meistern der Inselselbst zerstört worden. Andro-Beta gilt als isoliert. Direktanflüge aus dem Leerraum werden ohne die Einschaltung eines aus mindestens drei Sonnen bestehenden Großtransmitters für unmöglich gehalten. Wir befinden uns hier in einem abseits der Brennpunkte liegenden System, das für die Maahks sowohl wirtschaftlich als auch taktisch und strategisch uninteressant ist. Sie besitzen hier weder Rohstoffplaneten noch irgendwelche Werft- und Nachschubbasen. Sie werden den Alphanebel als Keimzentrum ihrer Gattung betrachten und die dort aufgebauten Siedlungssysteme mit all ihren unerschöpflichen Produktionsmöglichkeiten als Sprungbrett benutzen und beschützen. Die zielstrebige Revolte gegen die Einheiten der Meister der Inselist leicht durchschaubar. Das Endziel der Maahkvölker liegt im großen Andromedanebel.

Wir halten den Zeitpunkt für gekommen, den ersten Erkundungsvorstoß zur Zweiten Galaxis zu wagen, um vorerst den militärisch wichtigen Fragenkomplex zu lösen.«

Perry Rhodan saß an der oberen Rundung des weitgeschwungenen Konferenztisches. Er zog das Mikrophon näher.

»Wie lauten, Ihrer Auffassung nach, diese Fragen, Professor?«

Mentsche Rosenstayn brauchte nicht nach einer Antwort zu suchen. Er konnte das Ergebnis von millionenfältigen Detailauswertungen vorlegen.

»Nach dem missglückten Angriffsversuch des Maahkgeheimdienstes im Mai 2401 auf die Milchstraße, war mit dem Beginn einer Großoffensive in den folgenden zwölf Monaten zu rechnen. Die Zerstörung des Twintransmitters und der Untergang der akonischen Raumflotte reduzierte diese Gefahr auf fünfzig Prozent des angenommenen Maßstabes.

Die anschließende Transportsperre des galaktischen Sechsecktransmitters machte die Milchstraße offensivsicher, soweit es sich um ein Vordringen fremder Streitkräfte mit Hilfe der Sonnentransmitter handelte. Diese Angaben stammen aus dem Hauptquartier der Solaren Abwehr. Es war nicht unsere Aufgabe, sie zu ermitteln.«

Rhodan nickte. Die Auslegungen des Geheimdienstes waren bekannt. Die Kosmopsychologen hatten die Ergebnisse ebenfalls verwendet.

»Das Oberkommando der Flotte ist der Meinung, dass die Gefahr einer Überschwemmung der Milchstraße durch fremde, von den Meistern der Inseleingesetzte Fremdintelligenzen wie ein Damoklesschwert über uns hängt. Die Fachwissenschaftler des hyperphysikalischen Teams werden anschließend erklären, weshalb die Empfangssperren der von uns beherrschten Transmitter plötzlich zweifelhaft erscheinen. Wir gehen mit der Auffassung des Oberkommandos nicht konform. Meine Aufgabe ist es, Sie darauf hinzuweisen, dass mit einem Überfall durch Maahkverbände unter keinen Umständen mehr zu rechnen ist.«

Die Offiziere des Flottenstabes von Andro-Beta schauten sich überrascht an. Das waren neue Perspektiven. Nur Atlan nickte zögernd. Er kannte die Maahks aus dem Methankrieg vor zehntausend Jahren.

Rosenstayn fuhr fort: »Die Befürchtungen der Physiker sind rein hypothetisch. Was Ihre Frage betrifft, Sir, so halten wir einen Vorstoß zum Andromedanebel für notwendig, um die Reaktionen der unbekannten Meister der Inselauf die beginnende Maahkoffensive feststellen zu können.

Wir halten es außerdem für ratsam, die Operationen der Methans zu beobachten, die Wirkung ihrer geheimen Offensiv- und Defensivwaffen zu testen und das Angriffsverhalten bei mehr oder weniger heftigem Widerstand durch Andromedatruppen zu ermitteln.

Die ersten Ziele der Maahks dürften in der Eroberung von Randsystemen liegen, die für ihre Lebensbedürfnisse geeignet sind. Wenn sie mit kompromissloser Zielstrebigkeit und ungeachtet schwerster Verluste zum Großtransmitter des Andromedanebels vordringen sollten, ohne vorher für ausreichende Basen in der Zweiten Galaxis zu sorgen, könnte die Gefahr einer Großoffensive auf die Milchstraße erneut akut werden. In diesem Falle könnten die Maahks eine Möglichkeit finden, die von uns vorgenommenen Transportsperren aufzuheben. Allerdings steht diese Meinung auf schwachen Füßen. Ich erwähne sie nur auf Verlangen des Chefs der Solaren Abwehr.«

»Und was ist Ihre persönliche Meinung?«, warf Atlan ein.

Mentsche Rosenstayn verneigte sich.

»Wir behaupten mit achtundneunzigprozentiger Sicherheit, dass ein eventueller Vorstoß der Maahks auf den Andromeda-Haupttransmitter in jedem Falle anderen Zielen dient, als der Vorbereitung zu einem Angriff auf die Milchstraße. Das Artverhalten der Methans lässt eine Aufsplitterung ihrer Streitkräfte nicht zu. Es passte auch nicht zu ihrer fast bornierten Zielstrebigkeit, die darin gipfelt, eine bestimmte Planung ohne jede Abweichung zum Ende zu führen. Ob es den Meistern der Inselmöglich sein könnte, unsere Transmittersperren aufzuheben, kann ich nicht beurteilen. Psychologische Auswertungen sind ohne Unterlagen unmöglich. Man sollte jedoch von derart überragenden Intelligenzwesen annehmen, dass sie bei einer so ungeheuren Gefahr, wie sie durch eine Großoffensive der Maahks entsteht, kaum daran denken werden, ein weitgestrecktes Ziel weiterhin zu verfolgen. Ich halte die Milchstraße vor einem Einfall systemfremder Wesen so lange für sicher, wie die Kämpfe im Andromedanebel anhalten. Es werden sich fraglos völlig neue Perspektiven ergeben, die sowohl militärisch als auch politisch auszuwerten sind. Die Menschheit dürfte erneut zur Dritten Macht im Hintergrund werden. Nach der Auffassung des kosmopsychologischen Teams im Bereich der Solaren Abwehr ist der Sprung zur Zweiten Galaxis erforderlich, um ausreichende Daten zu sammeln. Wenn es dabei gelänge, die so genannten Meister der Inselzu entdecken, könnten Rückschlüsse von ungeheurem Wert gezogen werden.«

Nach Rosenstayns Vortrag kamen die Vertreter der anderen Teams zu Wort. Die Existenz eines Andromeda-Haupttransmitters nach den Maßstäben des galaktischen Sonnensechsecks wurde als selbstverständlich vorausgesetzt.

Die Meinung, die Unbekannten könnten technische Mittel besitzen, die Rückpolschaltungen des Schrotschusstransmitters und des Milchstraßentransmitters zu umgehen, ohne vorher die Justierungsstationen erobern zu müssen, wurde verworfen.

Der halutische Wissenschaftler Icho Tolot erinnerte an die vergeblichen Versuche der Meister der Insel, leibeigene Maahkflotten in die Milchstraße einzuschleusen.

Die Lagebesprechung, die nach fünfstündiger Debatte zu einer Einsatzbesprechung geworden war, endete mit dem Befehl des Großadministrators, die CREST III fernflugklar zu machen.

Die Kommandeure erhielten detaillierte Anweisungen. Die über Gleam stationierte Flotte sollte bis zur Rückkehr des Ultraschlachtschiffes auf zehntausend Einheiten verstärkt werden.

Die Nachtperiode war bereits angebrochen. Atlan und Rhodan verließen den Saal. In den Rechenzentralen herrschte hektische Tätigkeit. Der Einbau des neuen Kalupkonverters war beendet. Die CREST III besaß wieder eine Reichweite von einskommazwei Millionen Lichtjahren.

Rhodans Quartier war bescheiden. Der Arbeitsraum bot wegen der Fülle technischer Gerätschaften kaum Platz für zehn Personen. Der anschließende Salon war ebenfalls knapp bemessen.

Atlan nahm Platz und drückte auf den Wählschalter des Getränkeautomaten. Die beiden Oberkommandierenden waren allein.