Personal Branding durch Fokussierung - Anke Nienkerke-Springer - E-Book

Personal Branding durch Fokussierung E-Book

Anke Nienkerke-Springer

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Beschreibung

Die richtige Positionierung ist heute wichtiger denn je. Was für Unternehmen gilt, gilt spätestens im Zeitalter der Digitalisierung zunehmend auch für Persönlichkeiten. Insbesondere an Führungskräfte oder Unternehmer werden hohe Erwartungen gestellt: Sie haben eine Vorbildwirkung, von ihnen werden Haltung und Performance gefordert. Um dabei erfolgreich zu sein, kommt es auf eine optimale Inszenierung der Außenwirkung an. Kurz: Sie müssen selbst zur Marke, zum Personal Brand werden. Meist beschränkt sich Personal Branding auf das Optimieren der Außenwirkung. Diese ist aber nur eine Seite der Medaille. Denn was nach außen wirken soll, muss von innen strahlen. Wer an seiner persönlichen Wirkung arbeiten will, muss zunächst bei sich selbst anfangen und den Blick nach innen richten. Wer andere von sich überzeugen will, der muss sich selbst fokussieren. Dr. Anke Nienkerke-Springer zeigt anschaulich und praxisnah, was das bedeutet: Durch Fokussierung entsteht Klarheit über die eigene Identität und damit einhergehend eine Schärfung des persönlichen Profils. So erzielen Sie eine Haltung, die durch Ihre Werte geprägt ist, und sind in der Lage, Ihre Kernbotschaft zu formulieren und authentisch nach außen zu repräsentieren. In zehn leicht umsetzbaren Schritten lernen Sie, zu der Person zu werden, die Sie im besten Falle sein wollen.

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Anke Nienkerke-Springer

Personal Branding

durch Fokussierung

In zehn Schritten zur einzigartigen Persönlichkeit

Externe Links wurden bis zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches geprüft. Auf etwaige Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt hat der Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-95623-790-4

Lektorat: Susanne von Ahn, Hasloh

Umschlaggestaltung: Martin Zech Design, Bremen | www.martinzech.de

Titelfoto: Lidiia/Shutterstock

Autorenfoto: Michael Wiegmann Fotografie, Köln

Illustrationen: S. 70, 96, 101, 149 Dorothee Wolters,

S. 211 Elke van Berkel

Satz und Layout: Lohse Design, Heppenheim | www.lohse-design.de

© 2018 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

www.gabal-verlag.de

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www.twitter.com/gabalbuecher

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Auf dem Weg zur einzigartigen Persönlichkeit

Entdecken Sie, „wer Sie wirklich sind“

Die VUCA-Welt und der fokussierte Mensch

Was Sie mit diesem Buch erreichen können

Haltung entwickeln und zeigen macht Persönlichkeit aus

Haltung als innerer Kompass

Haltung zu sich selbst entwickeln

Haltung zu anderen Menschen entwickeln

Haltung, Einzigartigkeit und Fokussierung

Fokussierungsstrategie 1

Auf dem Weg zum persönlichen David

Auf dem Weg zu Ihrem besten Ich: Zehn Denkanstöße

Perzeption und Performance: Ohne die richtige Wahrnehmung Ihrer Person geht gar nichts

Fokussierungsstrategie 2

Die wertegetriebene Kernbotschaft der fokussierten Persönlichkeit als Leitstern

Die eigene Haltung auf den Punkt bringen

In sieben Schritten zur Kernbotschaft

Fokussierungsstrategie 3

Andere Menschen begeistern und mitreißen

Jumping out of the box

Empathie als Schlüsselfaktor

Wege und Strategien, um andere Menschen für Ihre Kernbotschaft zu begeistern

Der goldene Tipp

Fokussierungsstrategie 4

Stärken stärken und Resilienz aufbauen

Auf der Suche nach der inneren Energie-Tankstelle

Weg vom Defizitdenken und hin zur Stärkenfokussierung

Optimistisch denken

Selbstwirksamkeit erhöhen

Vermeiden, was man nicht will

Die Kraft der inneren Stimme

Tipps für die Krisenbewältigung

Fokussierungsstrategie 5

Mut fassen und sich selbst für den eigenen Transformationsprozess gewinnen

Selbstzweifel als Lernprozess begreifen

Raus aus dem Tal der Tränen – Veränderungsbereitschaft stärken

Rein ins Tun – aber ohne Altlasten

Psychologisches Mind-Set

Das Kraftzentrum des fokussierten Menschen

Das Kraftzentrum: Eins sein mit sich selbst

Der Königsweg: Die Fähigkeit zur Selbstreflexion

Geistige Klarheit gewinnen

Ausstrahlung und natürliche Autorität

Der unbändige Wille zur Gestaltung

Mit kraftvoller Gelassenheit und Humor zur fokussierten Persönlichkeit

Der KommunikationsNavigator für die fokussierte Persönlichkeit

Geschichten und Bilder nutzen

Von Mensch zu Mensch kommunizieren

Mit Win-win-Einstellung Basis für tragkräftige Beziehungen schaffen

Mit digitalem Fußabdruck die eigene Marke stärken

Als fokussierte Persönlichkeit eine Executive Personal Brand Strategy in zehn Schritten entwickeln und umsetzen

Mit EPBS© zur wahrnehmbaren Außendarstellung der Persönlichkeit

Praxisbeispiel „Führungskraft“: vom Rohdiamanten zum strahlenden Diamanten

Danksagung

Literatur und Quellen

Die Autorin

Vorwort

Sich auf andere zu fokussieren, ist die Grundlage für Empathie und unsere Fähigkeit, soziale Beziehungen aufzubauen. Wir sprechen dann auch von emotionaler Intelligenz. Wer emotio-nale Intelligenz entwickeln möchte, muss einen langen Weg zurücklegen, und zwar Schritt für Schritt. Dieser Weg beginnt stets bei uns selbst. Also bei mir selbst, bei Ihnen selbst. Wenn wir das erkennen und uns auf den Weg machen, dann erscheint vieles in einem anderen Licht, nicht zuletzt wir selbst.

Wir alle werden heutzutage von der Fülle unserer Verpflichtungen, Verantwortlichkeiten und Aufgaben überschwemmt. Da bleibt oftmals wenig Zeit für unsere eigene Entwicklung. Die unzähligen Informationen und Botschaften, die auf uns einströmen, die vielen Erwartungen, die an uns, ausgesprochen und unausgesprochen, gestellt werden, ergeben ein Paket, das oft schwer auf uns lastet, das uns auch belastet. „Information frisst Aufmerksamkeit“, das erkannte schon vor über vierzig Jahren der Entscheidungsforscher und spätere Ökonomie-Nobelpreisträger Herbert Simon. Je mehr Botschaften auf uns einstürmen, desto weniger Zeit steht für ihre Verarbeitung zur Verfügung. Hinzu kommt: Informationen verbrauchen die Aufmerksamkeit ihrer Empfänger. Folglich erzeugt ein Reichtum an Informationen eine Armut an Aufmerksamkeit.

Der Wunsch nach Balance, nach Glück und Fokussierung ist deshalb nicht verwunderlich. Konfuzius sagt: „Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern.“ Dazu gehört das Wagnis, jeden Tag einen kleinen Schritt zu tun. Finden Sie Ihre eigenen Schritte, aber gehen Sie, machen Sie sich auf den Weg.

Ausgangspunkt ist, dass es sich lohnt, im Leben das zu tun, was einem wirklich wichtig ist – und nicht das, was andere Menschen sagen, was einem wichtig sein sollte. Dass das gar nicht so leicht ist, zeigt unser Verhalten, mit dem wir es oft anderen recht machen wollen. Darum ist die Frage nach dem eigenen Ich von existenzieller Bedeutung.

Die Kernfrage lautet: „Was macht mich zu der Person, die ich bin?“ Die gute Nachricht: Es gibt auf diese Frage Antworten. Die unbequeme Nachricht ist, dass wir diese Antworten nur in uns selbst finden.

Glaubwürdigkeit stellt sich von ganz alleine ein, wenn wir mit uns in Verbindung sind und mit unserem Persönlichkeitskern in Kontakt treten. Als fokussierte Persönlichkeit werden Sie eine große Zufriedenheit verspüren, wenn Sie sich Ihrer selbst bewusst sind. Sie werden in der Lage sein, Ihre Stärken und Ressourcen im richtigen Moment und am richtigen Ort zur Verfügung zu stellen und die für Sie richtigen Entscheidungen zu treffen.

Sie haben es selbst in der Hand, Ihr Leben und Ihren beruflichen Alltag so zu gestalten, dass Sie das fokussieren, was Ihnen wichtig ist, und so zu einer Person mit einem einzigartigen Personal Brand werden. Das Wichtigste ist, dass Sie lernen, wie Sie zu Ihrem Persönlichkeitskern finden. Konkret bedeutet dies: Beginnen Sie damit, Ihr Leben als die Person zu führen, die Sie im besten Fall sein wollen. Der Ausgangspunkt dafür sind Sie selbst. Sie bestimmen, wohin die Reise geht.

Was das bedeutet, werden Sie in diesem Buch erfahren. Sie erhalten eine Wegbeschreibung, um die ersten Schritte in Richtung Ihres Personal Brand zu gehen. Ein kleiner Tipp dazu von Konfuzius: „Wer neu anfangen will, soll es sofort tun, denn eine überwundene Schwierigkeit vermeidet hundert neue.“

Mein Ziel ist es, Sie für Ihren Persönlichkeitskern zu sensibilisieren. Ihr Beitrag besteht darin, sich Zeit zum Denken, Zeit zum Entscheiden und Zeit zum Lernen zu nehmen. Denn beim Lernen ist es wie beim Rudern gegen den Strom: Sobald Sie aufhören, treiben Sie zurück. Bringen Sie den Mut auf, sich diese Zeit zu nehmen, die Sie brauchen, um Ihre Gedanken ungestört schweifen zu lassen. So entwickeln Sie schnell den Blick für das Wesentliche. Mein Lieblingssatz dazu lautet: „Das Wichtigste ist, sich daran zu erinnern, was das Wichtigste ist.“

Bleiben Sie auf Ihrem Weg offen für Begegnungen mit sich selbst und mit den Impulsen, die Sie in diesem Buch finden. Einen Berg erklimmen Sie nicht mit einem Schritt, Fahrrad fahren lernen Sie nicht, indem Sie ein Buch darüber lesen, und Ihr Idealgewicht erreichen Sie nicht über Nacht. Dieses Buch soll Ihnen vielmehr neue Perspektiven eröffnen, aus denen neue Handlungsoptionen erwachsen. Nutzen Sie sie!

Ihre

Anke Nienkerke-Springer

Wir sind an Ihrer Seite!

Einleitung

Auf dem Weg zur einzigartigen Persönlichkeit

„Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt.“

Laotse

Dieses Buch richtet sich vor allem an Unternehmer, Führungspersönlichkeiten, Selbstständige, Freiberufler, Gründer, aber auch an Privatpersonen, die andere Menschen für ihre Vorhaben, Ideen und Projekte begeistern wollen. Ziel dieses Buches ist es, dass Sie sich den Status der Einzigartigkeit erarbeiten und von anderen Menschen als eine einmalige Persönlichkeit wahrgenommen werden. Was genau sich hinter diesem Status der Einzigartigkeit verbirgt, entscheiden Sie selbst. Ich möchte Ihnen helfen, herauszufinden, worauf sich dieser Status gründet, damit Sie Ihren individuellen Personal Brand entwickeln können.

Entdecken Sie, „wer Sie wirklich sind“

Ein Personal Brand ist mehr als ein Image

Dabei geht es nicht darum, einem vorgefertigten Schema zu entsprechen. Viele Menschen verwechseln „Personal Branding“ damit, ein Bild von sich zu entwickeln, das einer fremden, von äußeren Einflüssen bestimmten Erwartungshaltung entspricht. „Personal Branding“ nach meinem Verständnis bedeutet das genaue Gegenteil: Es geht darum, zunächst einmal zu entdecken, „wer Sie wirklich sind“, was der Kern Ihrer Persönlichkeit ist, also das, was untrennbar zu Ihnen gehört und Sie eben darum von den meisten anderen Menschen unterscheidet.

Fokussierte Persönlichkeiten bauen ihren Personal Brand auf ihrer Einzigartigkeit auf. Darum gilt es, diese Einzigartigkeit genau zu beschreiben.

Menschen, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen, müssen sich oft entscheiden, ob sie Erwartungen entsprechen sollen, die von außen an sie herangetragen werden, oder ob sie den Weg der Glaubwürdigkeit wählen. Das belegt das Beispiel des BMW-Vorstandschefs Harald Krüger. Er pflegt den „leisen“ Auftritt – ist das eine gute Voraussetzung für einen mächtigen Vorstandschef, der ständig die Strategie eines Großkonzerns vor größeren Menschenmengen beschreiben und rechtfertigen muss? Kann ein „leiser“ Vorstandschef, dessen Arbeit zu einem Großteil aus öffentlichen Auftritten besteht, seinen Aufgaben erfolgreich nachkommen?

Diese Frage verdeutlicht das Dilemma des „Personal Branding“, das allzu oft gleichgesetzt wird mit dem Auftreten von Selbstdarstellern, die vorne auf der Bühne stehen und als „Rampensau“ und „Ich-AG“ die Bühne rocken. Dem bescheidenen, leisen, stillen und zurückhaltenden Typus hingegen traut niemand zu, einen Konzern lenken zu können. Die Frage ist also, ob man sich, ob Sie sich den Erwartungen, die von außen an Sie herangetragen werden, anpassen, oder ob Sie sich dafür entscheiden, Sie selbst zu sein und zu bleiben, so wie Harald Krüger es mit großem Erfolg macht.

Personal Branding ist mehr als eine Produktmarke

Die Problematik bestehender Personal-Branding-Konzepte hat damit zu tun, dass die Begriffe „Brand“ und „Branding“ vor allem in der Unternehmensentwicklung im Marketing und im Produktmanagement Anwendung finden. Beim „Employer Branding“ entwickeln sich Firmen zu Arbeitgeber-Marken, bei „Personal Branding“ und „Human Branding“ beziehen sich die Begriffe auf Methoden, mit denen sich Menschen zu Marken entwickeln. „Menschen zu Marken machen“ – so definiert etwa Jon Christoph Berndt® das „Human Branding“ (Berndt 2014, S. 12), der dann auch gleich seinen Namen als Marke hat schützen lassen. Und sicherlich gilt: Beim „Human Branding“ geht es um die Einzigartigkeit des Menschen. Allerdings suggerieren diese Begrifflichkeiten, dass sich der Mensch zu einer Produktmarke entwickeln müsse. Das Individuum wird zur Spielmarke, zum Spielmaterial, das so lange geformt wird, bis es sich von allen anderen Individuen unterscheidet. Der Mensch wird zum Spielball jener Methoden und Techniken, die dazu dienen, ihn zu etwas zu verändern, was er vielleicht gar nicht ist und nicht werden will. Im vorliegenden Buch jedoch plädiere ich dafür, dadurch zu überzeugen, dass Sie mehr Sie selbst sind und sich so geben, wie Sie wirklich sind.

Das ist Personal Branding mit menschlichem Antlitz: Wir entwickeln uns nicht zu einer Marke, die von anderen geliebt werden will, sondern wir entwickeln unseren Persönlichkeitskern und werden Schritt für Schritt zu dem, der wir tief in unserem Inneren sind.

Natürlich kommen dabei die klassischen Instrumente des Personal Branding zum Einsatz: Image aufbauen, Reputation managen, glaubwürdige Kommunikation aufbauen, Stärken stärken, ja, auch die Wahrnehmung durch die Außenwelt beeinflussen, auch und vor allem in den sozialen Medien. Denn ohne die Präsenz im Netz funktioniert Personal Branding heutzutage gar nicht mehr und eine gewisse Inszenierung gehört dazu. Im Mittelpunkt aber steht dabei immer Ihr wahres Ich.

„Wahres Ich“ und „Ich-AG“

„Ihr wahres Ich“ – ein großes Wort. Menschen, die entdeckt haben, was sie zu der Person macht, die sie sind, sind fokussierte Menschen. Fokussierte Menschen konzentrieren sich auf die Entwicklung ihres Persönlichkeitskerns und stellen dabei ihre Ziele, ihre Vision in den Mittelpunkt, entwickeln eine Kernbotschaft und versuchen, andere Menschen bei der Realisierung mitzunehmen, ja mitzureißen. Dies gelingt aber nicht, indem sie den Erwartungen anderer entsprechen und sich anpassen, sondern indem sie sie selbst sind und bleiben. Die ausschließliche Konzentration auf Ihr wahres Ich führt zu Selbstbezogenheit, Egoismus und einem „Ich-AG“-Personal-Brand. Fokussierung auf sich selbst benötigt immer auch den Außenbezug zum sozialen Umfeld – das macht einen fokussierten Menschen aus.

Was genau ist gemeint, wenn wir von einem fokussierten Menschen sprechen?

Die VUCA-Welt und der fokussierte Mensch

Ist die Welt aus den Fugen? Darüber lässt sich trefflich streiten. Worüber sich nicht streiten lässt, ist die Wahrnehmung der Menschen: Diese fühlen sich in unberechenbaren und komplexen Zeiten zutiefst verunsichert. Gewiss scheint nur das Ende der Gewissheiten. Ein Personal Branding mit menschlichem Antlitz könnte die Rettung sein:

In unberechenbaren, unsicheren, komplexen und irritierend mehrdeutigen Zeiten verspricht die Fokussierung auf die Entwicklung der einzigartigen Persönlichkeit Sinn und Orientierung.

In Wirtschaft und Management hat sich für die Beschreibung der unsicheren Zeiten der Begriff VUCA eingebürgert. Das Akronym steht für Volatility (Unberechenbarkeit), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Mehrdeutigkeit). VUCA führt dazu, dass Menschen lieber verharren, statt sich zu bewegen und weiterzuentwickeln, und jedwede Veränderung ablehnen. Stillstand, Auf-der-Stelle-Treten und Verkrustung sind die Folgen, die sich im Großen und im Kleinen beobachten lassen.

Fokussierung gibt Orientierung

Gibt es Ansatzpunkte, von denen aus sich die aus den Fugen geratene Welt wieder einrenken lässt? Lassen Sie es mich gleich auf den Punkt bringen: In VUCA-Zeiten verspricht Fokussierung Rettung, Sinn und Orientierung, und zwar auf mehreren Ebenen:

die Fokussierung auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit,die Fokussierung auf Werte und die persönliche Kernbotschaft und die Fokussierung auf andere Menschen und das soziale Umfeld – wie bereits erwähnt: Fokussierung allein auf das „wahre Ich“ zieht eine unheilvolle Selbstbezogenheit nach sich.

Wer die entsprechenden Fokussierungsstrategien entwickelt und umsetzt und daraus eine Executive Personal Brand Strategy (EPBS©) ableitet, ist ein fokussierter Mensch und wird auch als solcher wahrgenommen.

Ebene 1: Fokussierung auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit – werde, der du bist

Wir spüren: Die Dinge um uns herum verändern sich und wir müssen darauf reagieren, weil Krisen, die vermeintlich weit weg sind, uns in Wahrheit unmittelbar betreffen und wir nur gemeinsam Lösungen finden können. Ein Veränderungs- und Reformstau macht uns zu schaffen, weil es viele Menschen gibt, die mit den Begriffen „Veränderungen“, „Wandel“ und „Reformen“ nichts Zielführendes verbinden. Im Gegenteil: Veränderungen werden größtenteils als Bedrohungen wahrgenommen. Und gegen die subjektive Wahrnehmung der Menschen kommt kein noch so stichhaltiges Argument an.

In vielen Bereichen unseres Lebens ist heute eine ungeheure Dynamik zu verzeichnen. Nur ein Beispiel: Schnelligkeit ist zur wichtigsten Währung geworden, im Minutentakt werden Meldungen produziert, kommentiert, weitergeleitet. Informationen werden nicht länger nur konsumiert – die Anzahl der Menschen, die selbst Informationen erzeugen und öffentlich machen, wächst täglich.

Sicherheit und Orientierung verspricht die Fokussierung auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Denn Veränderung beginnt stets bei uns selbst, Veränderung beginnt mit dem selbstkritischen Blick in den Spiegel, Veränderung beginnt mit Selbstreflexion.

Konzentrieren Sie sich auf die Entfaltung Ihrer Persönlichkeit und darauf, zu einem fokussierten Menschen zu werden.

Damit ist jedoch nicht der Rückzug in eine neue Innerlichkeit gemeint, der Rückzug allein auf die eigene Person. Es geht nicht darum, das „Yes, we can“ durch ein „Yes, I can“ auszutauschen. Gemeint ist vielmehr die Selbsterkenntnis, die Analyse dessen, was uns im Kern ausmacht. Von diesem gesicherten Fundament aus soll dann der Bogen geschlagen werden zum sozialen Umfeld. Ziel ist mithin nicht der Rückzug in das eigene Schneckenhaus oder die Flucht in einen Kokon, der einen vor der Außenwelt schützt, im Gegenteil: Erst die Erkenntnis dessen, was einen Menschen in seinem Inneren zusammenhält, ermöglicht es ihm, den konkreten Bezug zur Außenwelt zu suchen und aufzubauen und auch als Vorbild zu wirken. Ein fokussierter Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass er mithilfe von Fokussierungsstrategien zu seinem Persönlichkeitskern vordringt, seine Persönlichkeit weiterentwickelt und dabei auch die Menschen in seinem Verantwortungsbereich mitnimmt.

Die fokussierte Persönlichkeit glaubt an sich selbst

Wer sich fokussiert, landet stets am selben Ursprungsort – bei sich selbst. Fokussierte Persönlichkeiten glauben an sich selbst und vertrauen sich, sie können sich deshalb auf sich selbst verlassen. Das hat nichts mit einem platten positiven Denkmechanismus und einem selbstverliebten Selfie-Ismus zu tun, sondern damit, dass sie in einem permanenten Selbstreflexions- und Selbsterkenntnisprozess stehen und sich fragen, wer sie sind, wohin sie sich bewegen und welchen Weg sie verfolgen. Sie arbeiten das heraus, was sie zu demjenigen macht, der sie sind.

Dabei kommt es nicht immer zu eindeutigen Antworten – ein fokussierter Mensch weiß sehr genau, dass sich „alles“ tagtäglich verändern kann. Zugleich jedoch ist er sich seines unveränderlichen Persönlichkeitskerns bewusst: „Du bist am Ende, was du bist“, heißt es in Goethes Faust. Der fokussierte Mensch versucht, diesen Persönlichkeitskern immer konkreter zum Ausdruck zu bringen und zu formulieren, was ihn als Individuum kennzeichnet und einzigartig macht.

Ebene 2: Fokussierung auf Werte und die Kernbotschaft – Bewegung statt Stillstand

Wir brauchen fokussierte Menschen, die als Persönlichkeiten auf allen Ebenen – in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, im Management, in der Kultur und auch in der Unterhaltung als Vorbilder vorangehen. Daran knüpft sich die Erwartung – und Hoffnung –, dass sich nach und nach Communities mit Anhängern bilden und sich die Menschen von diesen fokussierten Persönlichkeiten überzeugen lassen, dass es zielführender ist, sich zu bewegen, als stillzustehen.

Der fokussierte Mensch hat eine Haltung

In der Politik wird häufig nur verwaltet und reagiert, ohne konkrete Vorstellungen zu kommunizieren, wie sich Ziele realisieren lassen. Viele Unternehmer, Manager und Führungskräfte haben es verlernt, zu agieren und vorneweg zu schreiten. Das liegt zuweilen auch daran, dass sie über kein Wertegerüst verfügen, das sie als glaubwürdige Persönlichkeiten erscheinen lässt. Es fehlt ihnen oft an Haltung, an Rückgrat, und damit an Überzeugungskraft. Der fokussierte Mensch hingegen verfügt über eine Haltung und zeigt Haltung, er weiß, wo und wofür er steht, und drückt dies in einer Kernbotschaft aus.

Wer eine Haltung hat und von einer Vision und konkreten Zielen vorangetrieben wird, bei dem kommt es zu einer höchstmöglichen Übereinstimmung zwischen Denken und Tun, zwischen Wort und Tat – wir können von einem glaubwürdigen Menschen reden. Glaubwürdige Menschen sagen, was sie denken, und denken, was sie sagen, weil es eine Kongruenz gibt zwischen ihrer Haltung, ihrer Einstellung und ihren Überzeugungen auf der einen und ihren konkreten Handlungen auf der anderen Seite. Ohne hier Prominenten-Bashing zu betreiben: Diese Kongruenz ist bei vielen Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und eine hervorgehobene Position bekleiden, nicht anzutreffen, unter anderem, weil sie unter Personal Branding ein Konzept verstehen, das allein einer Inszenierung dient, mit der fremden und äußerlichen Erwartungen entsprochen werden soll.

Fokussierte Persönlichkeiten, die einer Vorreiterrolle gerecht werden wollen, müssen in ihrem jeweiligen Verantwortungs-bereich über einen Leitstern, eine handlungsanleitende und Sinn stiftende Vision, eine Mission oder zumindest klare wertegetriebene Ziele verfügen, die sie in einer Kernbotschaft konkretisieren und verdichten. Mit der Kernbotschaft weisen sie den Menschen in ihrem Umfeld die Richtung.

Ebene 3: Fokussierung auf andere Menschen und das soziale Umfeld

Fokussierte Persönlichkeiten überleben und bestehen in der VUCA-Welt, weil sie sich selbst und ihrer Vision vertrauen. Das sind ihre Polarsterne, darauf fokussieren sie sich, daran orientieren sie sich. Und wer sich fokussiert, kann andere Menschen mitnehmen und auf dem Weg zur Einzigartigkeit mitreißen.

Die meisten Menschen leiden in der VUCA-Welt darunter, dass es keine eindeutigen Vorstellungen über die Wahrscheinlichkeit möglicher Ereignisse in der Zukunft mehr gibt. Es quält sie, dass sie die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Handlungen angesichts der zunehmenden Komplexität nicht mehr einschätzen können. Darum halten sie lieber still, verharren, erstarren, versteinern – oft auch emotional – und lehnen sich gegen alles auf, was verändernd wirken könnte. Dies scheint mir ein Grund – unter vielen – für die Verunsicherung vieler Menschen zu sein.

Die fokussierte Führungskraft folgt einer Vision

Eine fokussierte Persönlichkeit hat den Anspruch, die Menschen mitzunehmen, indem sie ihnen ein Angebot unterbreitet, und zwar in Form einer wertegetriebenen Kernbotschaft und Vision. Das lässt sich zuweilen in Unternehmen beobachten: Es gibt Unternehmen, in denen die Mitarbeiter der Chefin oder dem Chef ihr Vertrauen, ihre Zuversicht und ihre Leistungsbereitschaft schenken. Denn diese Chefinnen und Chefs überlassen das operative Geschäft ihren Mitarbeitern, sie vertrauen ihnen. Sie gestatten es ihren Mitarbeitern, einen aktiven Beitrag zu leisten, sie geben ihnen die Möglichkeit, sich einzubringen, dazuzugehören und sich zu einem „größeren Ganzen“ zugehörig zu fühlen und autonom Entscheidungen zu treffen. Und dieses Vertrauen wird ihnen zurückgezahlt. Die mittel- und langfristige Perspektive ist das ureigene Metier jener fokussierten Führungskräfte. Darum ist ihr visionär-strategischer Weitblick, mit dem sie verunsicherten Menschen Antwortangebote in volatilen, komplexen und mehrdeutigen Zeiten geben, wichtiger als die Beherrschung irgendwelcher Führungstechniken.

Einen Rahmen schaffen, der Sicherheit bietet

Es scheint zunächst ein Widerspruch, sich in einem komplexen und mehrdeutigen Umfeld zu fokussieren. Bedeutet das nicht Einschränkung, Eingrenzung, Begrenzung? Wäre die Öffnung nach allen Seiten nicht zielführender? Müsste es nicht eher heißen: Wer (sich) fokussiert, verliert?

Nein – es ist richtig, sich zu fokussieren. Denn es geht primär darum, einen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen wir uns frei bewegen können. Unsichere Zeiten verlangen nach einem Rahmen, der uns umgibt, den wir zwar ab und zu auch verlassen können, der uns dann aber immer wieder einen Hort der Sicherheit zur Verfügung stellt, in den wir gerne zurückkehren.

Nur ein Rahmen gibt Freiheit

Wer mit den Orientierungspunkten „eigene Persönlichkeit“, „wertegetriebene Haltung und Vision“ und „Menschen im sozialen Umfeld“ einen Rahmen setzt, der Stabilität und ein wenig Sicherheit verspricht, fasst den Mut, innerhalb dieses Rahmens agil, ja geradezu radikal zu agieren. Der Rahmen lässt die Menschen die Freiheit gewinnen und das Risiko eingehen, über den Tellerrand hinauszublicken. Wer im festen Rahmen seiner Werte, Überzeugungen und Einstellungen agiert, traut sich, ihn zu verlassen, Grenzen zu überschreiten und radikal(er) zu denken und zu handeln als der nicht-fokussierte Mensch, der an sich selbst zweifelt und unsicher reagiert.

Querdenkertum hat meistens damit zu tun, dass sich der Querdenker seines Fundaments sicher ist. Er verfügt über einen Kompass, der es ihm gestattet, die traditionell-klassischen Hauptwege – wo sich übrigens alle aufhalten und gegenseitig im Weg stehen – zu verlassen und die abgelegenen und selten besuchten Seitenwege zu beschreiten. Sein Kompass garantiert dem Querdenker, dass er immer wieder auf den Hauptweg zurückfindet, der ihn seiner Vision näher bringt.

Und das ist genau der Nutzen, den Sie mit diesem Buch erreichen können. Es will Ihnen helfen, sich zu einem fokussierten Menschen zu entwickeln, der sich auf das konzentriert, was er wirklich gut kann.

Eigene Stärken sind der Schlüssel

In der VUCA-Welt sind Ihre Stärken der Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen. Damit die Welt eben nicht aus den Fugen gerät. Die Konsequenz: Arbeiten Sie kontinuierlich daran, Ihre eigenen Stärken und die Ihrer Mitmenschen auszubauen und zur Entfaltung zu bringen.

Was Sie mit diesem Buch erreichen können

Wenn Sie die Inhalte und Hinweise dieses Buches umsetzen, werden Sie:

Ihre Haltung zu sich selbst und zu anderen Menschen deutlicher bestimmen und benennen können.Ihren Persönlichkeitskern finden und identifizieren – also das, was Sie zu dem macht, was und wer Sie wirklich sind: Werde der, der du bist!Ihren Persönlichkeitskern nach außen kommunizieren und den Menschen in Ihrem Umfeld die Möglichkeit geben können, Sie als das, was Sie sind, zu erkennen. Ihr Umfeld wird Sie als kongruente Persönlichkeit wahrnehmen.die Kenntnis Ihres Persönlichkeitskerns nutzen können, andere Menschen zu motivieren, Ihnen zu folgen und Sie zu unterstützen, Ihre Kernbotschaft, Ihre Vision und Ihre Ziele zu verwirklichen.Ihren Persönlichkeitskern in einem lebenslangen, nie abgeschlossenen Prozess immer deutlicher ausbilden. Es kommt zu einer immer fokussierteren Verdichtung Ihres Persönlichkeitskerns.Ihre Executive Personal Brand Strategy (EPBS©) formulieren. In den Kapiteln dieses Buches finden Sie immer wieder Passagen, in denen ich Ihnen vorschlage, meine Ausführungen auf Ihre persönliche Situation zu beziehen, in die Selbstreflexion zu gehen, entsprechende Fragen zu beantworten und sich passende Notizen zu machen. Diese Notizen helfen Ihnen, im letzten Kapitel des Buches Ihre EPBS© im Detail zu benennen.

Dieses Buch ist ein Arbeitsinstrument

Nutzen Sie dieses Buch also als Informationsquelle und als Arbeitsinstrument. Sie können das Buch insgesamt durcharbeiten, aber auch Schwerpunkte bilden. Fangen Sie dort an, wo Sie sich wiederfinden. Jede Stelle, jede Buch-Stelle, die für Sie richtig ist, ist ein Anfang und ein erster Schritt in Richtung eines fokussierten Menschen, der auf dem Fundament seiner unverwechselbaren Persönlichkeit seinen Personal Brand aufbaut.

Mir geht es vor allem darum, Ihnen Impulse und Anregungen zu geben, die auf dem Weg zu einer fokussierten Persönlichkeit sinnhaft und logisch sind. Diese Impulse und Anregungen gründen auf Erfahrungen, die ich in meiner langjährigen Beratungstätigkeit in Coachingprozessen sammeln konnte und die sich vielfach im Alltag bewährt haben.

Und damit können wir starten!

Haltung entwickeln und zeigen macht Persönlichkeit aus

„Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst.“

Albert Schweitzer

Ihr Check für die schnelle Übersicht

Was dieses Kapitel bietet

Der fokussierte Mensch hat eine Haltung und weiß, wo und wofür er steht. Sie lernen die verschiedenen Dimensionen des Begriffs „Haltung“ kennen.

Fortschritte, die Sie erzielen können

Sie stellen fest, ob Sie über „Haltung“ verfügen, und erfahren, wie Sie eine Haltung aufbauen.

Umsetzungsschritte, die Sie leisten sollten

„Haltung zu sich selbst“ und „Haltung zu anderen Menschen“ – um Haltung aufzubauen, verschaffen Sie sich Klarheit über Ihre Werte und Ihr Wertegerüst.

Der fokussierte Mensch entwickelt eine Haltung, er zeigt eine Haltung. Haltung zu zeigen macht Persönlichkeit aus, Persönlichkeiten haben eine Haltung. Von einer Persönlichkeit sprechen wir dann, wenn ihre individuellen Merkmale auf eine ganz bestimmte Art und Weise ausgeprägt sind und sie über eine deutlich wahrnehmbare Haltung verfügt, die sie von anderen Menschen unterscheidet. Lassen Sie uns den facettenreichen Begriff der Haltung näher ausleuchten.

Haltung als innerer Kompass

Haltung entsteht aus dem Wissen, wofür man steht. Je unübersichtlicher die Welt, umso wichtiger wird die Haltung des Einzelnen. Das gilt für Politiker, Top-Manager, Unternehmer, Führungskräfte, das gilt für jeden von uns, das gilt insbesondere für diejenigen, die Verantwortung nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere übernehmen wollen oder übernehmen müssen.

Persönliche Charaktereigenschaften, Eigenheiten und Charaktermerkmale lassen sich immer anschaulich anhand konkreter Beispiele beschreiben, am besten mithilfe von Personen, die der Allgemeinheit bekannt sind. Es mag dann nicht immer Einigkeit darüber herrschen, ob eine bestimmte Person als Persönlichkeit bezeichnet werden soll oder nicht, aber Sie können mithilfe des Beispiels nachvollziehen, worum es mir geht.

Beispiel Steve Jobs

Beim Thema „Haltung“ fallen mir Menschen ein wie etwa der Apple-Mitgründer Steve Jobs. Wenn man Steve Jobs auf der Bühne reden hörte, spürte wahrscheinlich nicht nur ich: Hier steht ein Mensch voll und ganz hinter dem, was er sagt. Bestimmt gibt es Leser, die meine Meinung nicht teilen. Aber zweifellos handelt es sich bei Steve Jobs um eine jener charismatischen Persönlichkeiten, die für ihre Visionen und Ideen sprühten, wahrhaft von ihnen überzeugt waren und darum ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit besaßen.

Oder nehmen Sie das Beispiel Al Gore: Bei dem ehemaligen Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten und überzeugten Umweltschützer hatte zumindest ich das Gefühl: Dieser Mann hat eine eigene Meinung, er hat Haltung, er zeigt Haltung zu relevanten Themen, er will nicht jedem gefallen, er sagt, was er denkt, und er denkt, was er sagt!

Menschen mit Haltung verfügen mit innerer Stärke und Souveränität über zwei Quellen, die sie die Kraft gewinnen lassen, das, was ihnen wichtig ist, zu verteidigen und dafür einzustehen.

Fokussierte Menschen schonen weder sich noch andere

Bei Persönlichkeiten wie Steve Jobs und Al Gore gewinnen die meisten Menschen – ganz gleich, wo diese Persönlichkeiten politisch oder weltanschaulich verankert sind – die Überzeugung, dass hier jemand steht und redet und einfach nicht anders kann. Sie müssen sagen, was sie denken und was einfach gesagt werden muss. Dabei gibt es eine große Übereinstimmung zwischen der Sprache der Wörter, der Sprache der Stimme und der Sprache des Körpers. Für mich sind dies Beispiele für fokussierte Menschen, die für das kämpfen, was sie für richtig halten. Dabei schonen sie weder ihre Mitmenschen noch sich selbst. Und das muss nicht unbedingt bedeuten, dass ich mit ihnen einer Meinung bin. Aber das, was sie in ihrer temperamentvollen und überschäumenden Art äußern, wirkt auf mich glaubwürdig und ehrlich, weil ich spüre, dass dahinter eine souveräne Haltung steckt. Fokussierte Menschen verfügen über eine Haltung, die wie ein innerer Kompass wirkt, der ihnen Orientierung gibt. Und das spürt auch das Umfeld, das spüren auch die Menschen in ihrer Umgebung.

Noch einmal zurück zu Steve Jobs und Al Gore: Auch deren Gegner wissen: Hier befinden sich Menschen mit dem, was sie sagen, in Übereinstimmung. Die Art und Weise, wie sie es sagen, passt zu dem, was sie sagen; sie nehmen ihre Zuhörer überdies ernst, hier wirkt nichts aufgesetzt, gekünstelt oder gestelzt. Sie sind einhundertprozentig überzeugt von dem, was sie sagten. Und darum wirkten sie sehr glaubwürdig.

Haltung bedeutet Überzeugung

Das heißt: Haltung bedeutet Überzeugung. Sie wird nicht von Meinungsumfragen gesteuert, sondern von der harten Währung „Werte“. Ein Wertegerüst ist der Garant dafür, dass ein Mensch feste Überzeugungen hat, die er aus seinen Werten ableitet, und sie auch glaubhaft und überzeugend vertritt. Die meisten Menschen stößt es ab, wenn hinter einer Inszenierung wenig oder nichts steckt – sie sind jedoch begeistert und überzeugt, wenn sie eine werteorientierte Haltung entdecken.

Transformationale Führung: Führen mit Werten

Schauen wir dazu in die Unternehmenswelt: Dort ist derzeit die transformationale Führung ein wichtiges Thema, bei dem es um Wert- und Sinnvermittlung und um das Führen mit Werten geht; darum ist von den Führungskräften Haltung gefordert. Ich glaube, dass man sich beruflich nur dann selbst verwirklichen kann, wenn die Wertvorstellungen des Unternehmens mit den eigenen übereinstimmen. Dann kann man motiviert und erfolgreich sein. Es ist schwierig, ja unmöglich, in einem Umfeld tätig zu sein, in dem man sich nicht wohlfühlt, weil man spürt, dass die eigene Haltung aneckt und sich nicht entfalten kann. Das funktioniert nicht, dann lässt die eigene Energie nach. Um es konkret zu machen: In Unternehmen, die einen Kulturwandel anstreben, ist es wichtig, dass Führungskräfte Stabilität vermitteln und Haltung zeigen: „Wie positioniere ich mich? Welche Haltung habe ich zu bestimmten Themen? Wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen? Stärke ich meinem Team zum Beispiel den Rücken oder sage ich: ‚Damit habe ich nichts zu tun‘?“ Das sind die Fragen, mit denen sich die Führungskraft beschäftigen muss. Haltung erfordert Mut, sich für seine Werte einzusetzen.

Leserarbeit

Welchen Personen – das können Menschen sein, die in der Öffentlichkeit stehen und bekannt sind, aber auch Menschen aus Ihrem privat-persönlichen und beruflichen Umfeld – gestehen Sie zu, über eine „Haltung“ zu verfügen?Wie beschreiben Sie Haltung und Werte dieser Menschen?

Mit Haltung Halt geben

Haltung hat einen physischen und einen metaphysischen Aspekt. Sie ist ein körperlicher Zustand wie auch einer des Bewusstseins. Haltung hat etwas damit zu tun, wie ein Mensch sich verhält, und das hängt natürlich auch mit der physischen Haltung zusammen, mit der Gestalt eines Menschen. Ein Kind erfährt Halt über die haltende Hand der Eltern, die Hand oder das Bein, an dem es sich festhalten kann. Festhalten kann ich mich aber nur an etwas, das selbst Halt hat und Halt gibt. Menschen mit Haltung kann man nicht so leicht umstoßen, weil ihre Werte und festen Überzeugungen sie aufrecht und stabil halten. Darum suchen andere Menschen oft ihre Nähe. Es ist wie bei einem Rettungsschwimmer: Ein Rettungsschwimmer muss lernen, sich selbst Halt zu geben, um den anderen festzuhalten. Denn wenn sich zwei aneinander festhalten, ertrinken beide, weil beide keinen Halt haben und keinen Halt geben können.

In Haltung steckt viel Halt – für sich selbst und für andere.