Pétanque - Joachim Kopp - E-Book

Pétanque E-Book

Joachim Kopp

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Beschreibung

Pétanque, das faszinierende Spiel mit den Stahlkugeln, findet in Deutschland immer mehr Anhänger: Sowohl das "Boule" im Stadtpark als auch der Pétanque-Sport mit seinen nationalen und internationalen Ligen und Turnieren erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Vorliegendes Buch vermittelt alle nötigen Grundlagen des Pétanque-S, liefert interessante Einblicke in Historie und Spielidee und bietet durch zahlreiche praktische Tipps auch Möglichkeiten zur systematischen Verbesserung der eigenen spielerischen Fähigkeiten im Pétanque. Der Leser findet hier alles Wissenswerte über: - Handwerkszeug, Spielablauf und Regeln, - Mannschaften, Wettbewerbe und Schiedsrichter, - Wurftechniken, Terrain und Training, - Taktik und mentales Spiel sowie - wie man selbst ein Pétanque Turnier veranstalten. - Mit zahlreichen Farbfotos, Illustrationen und einem Glossar.

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Seitenzahl: 157

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Ich danke meiner Frau Carmen für ihre verständnisvolle Begleitung des Buches, obwohl sie keine Kugelspiele spielt.

Meinem Boulefreund Walter Sick (†) danke ich für seine Unterstützung.

Der Diplom-Volkswirt und Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH) Joachim Kopp war über zwölf Jahre in der Führung eines großen und traditionsreichen Pétanque-Vereins in Freiburg tätig, davon fünf Jahre als Vorsitzender. Als langjähriger Wettkampfspieler tritt er für seinen Club mit unverminderter Begeisterung in Ligawettbewerben an.

Impressum

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlagerschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1245-8).

Produktion (Printauflage):

VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

Reproduktion: Pix + Print, Markt Indersdorf

Illustrationen: Anneli Nau, München

Umschlaggestaltung: Stiebner Verlag

Abbildung Umschlagvorderseite: Imago

Abbildung Umschlagrückseite: Fotolia/lilufoto

Abbildungen Innenteil:

Alle Abbildungen – sofern nicht anders vermerkt – sind aus dem Archiv des Autors, außer:

Guillaume Samama (S. 4/5); matmoon (S. 6/7); Emmanuel Marzin (S. 14); lightpoet (S.26); cedricruffini (S. 30); lilufoto (S. 52/53); Vely (S. 58/59); momsarev (S. 110/111); Christian Villes (S. 126/127) alle Fotolia.

Bibliografische Information der

Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Die Ratschläge in diesem Werk sind vom Autor sorgfältig erwogen und geprüft worden. Für die Richtigkeit der Angaben kann jedoch keine Haftung vom Autor bzw. Verlag und deren Beauftragten übernommen werden.

2., erweiterte Neuauflage 2019

© 2012, 2019 Copress Verlag

in der Stiebner Verlag GmbH, Grünwald Alle Rechte vorbehalten.

Wiedergabe, auch auszugsweise,

nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.

Gesamtherstellung: Stiebner, Grünwald

ISBN 978-3-7679-2081-1

www.copress.de

Inhalt

Vorwort zur 2. Neuauflage

Entstehung des Pétanque-Spiels

Das Handwerkszeug

Die Kugel

Die Zielkugel

Der Lappen

Die Messgeräte

Die Kugeltasche

Kleidung und Utensilien

Der Spielablauf

Erste Regeln

Die Mannschaften

Die Triplette (3:3)

Die Doublette (2:2)

Das Tête-à-tête (1:1)

Die Wurftechniken

Die Haltung

Das Kugelfassen

Der Wurf

Das Legen (pointer)

Das Schießen (tirer)

Das Terrain

Das Relief

Auf Terrain libre

Im Boulodrome

In der Halle

Die Taktik

Das mentale Spiel

Auf dem Platz

Das Training

Übungen

Legeübungen

Der gerade Lauf der Kugel

Der kurze Lauf der Kugel

Legespezialitäten wie Drücken, Sau ziehen und Bec

Schießübungen

Die Anordnung der Übungsaufgaben

Die Durchführung und Wertung der Schüsse

Ergebnisprotokoll

Taktik

Die Ernährung

Vereine und Verbände

Die Wettbewerbe

Im Turnier

Das Ligaspiel

Meisterschaften und Pokale der Verbände

Der Schiedsrichter

Selbst ein Turnier veranstalten

Rundenturnier

Poule A-B k. o.

Anhang

Nützliche Internet-Adressen

Deutsche Verbände

Internationale Verbände

Bezugsquellen für Bouleartikel

Bouleschulen

Sonstiges

Glossar

Linke Seite: Hierzulande machen Frauen derzeit im organisierten Pétanque knapp 30 Prozent der Mitglieder aus. Der Deutsche Pétanque Verband fördert den Frauenanteil nach der Idee des Gender Mainstreaming.

Vorwort zur 2. Neuauflage

Vorliegender Band richtet sich in erster Linie an Spieler, die im Urlaub oder auf andere Weise Gefallen an dem Kugelspiel Pétanque gefunden haben und jetzt mehr darüber wissen wollen. Er kann den Spieler begleiten bis zu einem gehobenen Spielniveau. Erfahrene Turnier- und Ligaspieler der oberen Spielklassen können sich mittels dieser Schrift nicht weiterentwickeln. Diese Spieler gehören in die Betreuung lizenzierter Trainer des Deutschen Pétanque Verbandes e. V.

Das Buch gibt Antworten auf typische Fragen, die am Beginn einer Spielerlaufbahn auftreten können:

•Wie spielt man Pétanque?

•Welches Handwerkszeug brauche ich?

•Wo spielt man das Spiel?

•Wie finde ich Mitspieler?

•Wie verhalte ich mich im Spiel?

•Kann ich das Spiel steuern?

•Gibt es den »idealen« Wurf?

•Was bringt mir ein Training?

•Beeinflusst meine Ernährung meine Spielqualität?

Natürlich sind das nicht alle Fragen, die sich stellen, und die meisten können auch nicht erschöpfend beantwortet werden. Aber solche Fragen machen Probleme bewusst, die nicht nur Anfänger haben, und eine Problemlösung beginnt immer mit der richtigen Frage. Und das Wichtigste ist natürlich: spielen, spielen, spielen …

Leser des ersten Auflage äußerten den Wunsch nach umfangreicheren Ausführungen über Übungen; dem will ich in dieser erweiterten Neuausgabe nachkommen.

Neu hinzugekommen ist auch das Kapitel »Auf dem Platz« über die Positionierung des Spielers und das Verhalten im Wettkampf auf dem Platz.

Zwei abschließende Bemerkungen: Ich versuche Dinge wie die ausführlichen Spielregeln oder ein komplettes Adressenverzeichnis der Verbände und Vereine durch Links auf kompetente und in der Regel aktuelle Websites zu ersetzen, um Raum zu haben für die wichtigsten Fakten des Spiels. Und ich bitte die Boulespielerinnen um Nachsicht, dass ich im Folgenden für beide Geschlechter die männliche Ansprache verwende, um den Lesefluss nicht dauerhaft zu stören.

In diesem Sinne: Allez les boules,

Joachim Kopp, im Frühjahr 2019

Entstehung des Pétanque-Spiels

Im Mittelmeerraum sind seit dem Altertum Kugelspiele gespielt worden. In Frankreich lässt sich das Boulespiel aufgrund von Verboten seit 1319 belegen. 1894 wird das erste Turnier im »Boule Lyonnaise« ausgetragen, ein kompliziertes Spiel auf speziell präparierten Bahnen, das viel Training erfordert. Das »Boule Lyonnaise« verbreitete sich die Rhone abwärts. In der Folge entwickelte sich in der Provence das »Jeu Provençal« mit kleineren und leichteren Kugeln. Das »Jeu Provençal« benötigt keine speziellen Bahnen mehr. Gelegt wird mit Ausfallschritt, geschossen mit drei Schritten Anlauf auf einem Bein.

Die Schöpfungssage des Pétanque-Spiels geht zurück in die Jahre 1907 beziehungsweise 1910. Der Ort der Handlung ist die südfranzösische Siedlung La Ciotat bei Cassis in der Nähe von Marseille. Der Hauptdarsteller des Geschehens ist Jules Le Noir; er leidet an Rheuma und ist daher nicht mehr in der Lage, die drei Anlaufschritte zu machen, die das Jeu Provençal verlangt. Sein Freund Ernest Pitiot erfindet daraufhin ein Spiel auf kürzere Entfernung, ohne Anlauf und mit geschlossenen Füßen. Daraus wird der Name des Spiels abgeleitet. Die Bezeichnung für »geschlossene Füße« heißt auf französisch pieds tanqués, auf provenzalisch ped tanco.

Das Pétanque-Spiel hat gegenüber seinen Vorläufern »Boule Lyonnaise« und »Jeu Provençal« entscheidende Vorteile, die zum Siegeszug dieser Kugelspiel-Variante führten:

Mit Nägeln beschlagene Holzkugeln aus dem frühen 19. Jahrhundert.

•Pétanque kann auf praktisch jedem Gelände gespielt werden und braucht keine teuren Spezialbahnen.

•Es wird auf kürzere Entfernung gespielt und ermöglicht deshalb mehr Erfolgserlebnisse.

•Der Spieler muss keine athletische Konstitution haben, um einen Turnier-Spieltag von 10 Stunden und mehr durchzustehen.

Boule bretonne ist in der Bretagne sehr populär.

•Der Bewegungsablauf ist unkomplizierter als beim »Boule Lyonnaise« und »Jeu Provençal«.

Das Pétanque bahnte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst über französische Garnisonen seinen Weg nach Deutschland. In Bad Godesberg bei Bonn wurde 1963 der erste Pétanque-Club gegründet, 1966 zog Saarlouis an der französischen Grenze nach. Neben Bonn und dem Saarland, wo weitere Vereine entstanden, etablierte sich Freiburg im Breisgau als weitere Keimzelle des Pétanque. In der Folge emanzipierte sich die deutsche Pétanqueszene von der »militärischen Geburtshilfe« und es gründeten sich ab den 80er-Jahren bis heute zahlreiche weitere Bouleclubs in Deutschland. Ende 2016 gab es deutschlandweit 20 935 Pétanquespieler in 722 Vereinen (Quelle: Deutscher Pétanque Verband). Hierin nicht erfasst sind unorganisierte Freizeitspieler. Im Übrigen schätzt der Deutsche Pétanque Verband anhand der verkauften »Freizeitkugeln«, dass es etwa eine Million Freizeitspieler in Deutschland gibt.*

Ein Rückblick in die Entstehung des Pétanque-Spiels klärt auch anschaulich den teilweise verwirrenden Begriff »Boule«. Boule ist – wie fast alle Bezeichnungen im Pétanque – französisch und heißt Kugel. Folglich wäre eine Boulekugel eine »Kugelkugel«, was natürlich Unsinn ist, denn Boule bedeutet einerseits Kugel, andererseits werden damit Kugelspiele bezeichnet. Das wiederum führt zum Umstand, dass viele zwar »Boule« sagen, aber »Pétanque« meinen. Hierzulande wird überdies oft die Ansicht vertreten, dass Boule die gemütliche Variante des Spiels beschreibt und Pétanque den sportlichen Wettkampf.

_______

* Unter Verwendung von Texten aus Wikipedia

Das Handwerkszeug

Die Kugel

Im Sommer 2009 ist in der Schweiz ein Billigfabrikat völlig überraschend explodiert. Die Kugel lag in einem Schrank und hat glücklicherweise nur Materialschaden verursacht. Am 4. September 2016 meldet rponline.de: Bei einem Nachbarschaftsfest in Lobberich (Viersen) in der Nähe des Wasserturms ist am Samstag eine Boule-Kugel explodiert. Dabei riss sie ein Loch in die Decke des Zeltes, unter dem gespielt wurde, und hinterließ einen Krater im Boden.

Alle stählernen Pétanquekugeln sind innen hohl und aus zwei Hälften zusammengeschweißt. Billigkugeln werden, um Material zu sparen, mit dünnerer Metallwand als bei zugelassenen Wettkampfkugeln gefertigt. Um dennoch ein normales Gewicht zu erreichen, wird in die Kugeln Füllmaterial eingebracht. Das war im Schweizer Fall ein mörtelähnliches Gemisch. Der Füllstoff enthielt Feuchtigkeit, die zur Korrosion der inneren Metallwand führte und Wasserstoffgas unter hohem Druck erzeugte. Zusätzlich schwächte eine schlechte Schweißnaht die Festigkeit der Kugel. Die Folge war eine Explosion von enormer Wucht, die zu lebensbedrohlichen Verletzungen hätte führen können. (Quelle: Schweizer Fernsehen SF: »Ist Pétanque gefährlich?« in »Einstein« vom 10. Juni 2010, 21:06 Uhr)

Billigkugel nach der Explosion;

Quellen: SF, www.polizeibericht.ch 10. 07. 2009

In Kontrast zur Billigkugel steht die Beschreibung einer zugelassenen Wettkampfkugel. Das Reglement des Deutschen Pétanque Verbandes legt in Artikel 2 fest:

Eigenschaften der zugelassenen Kugeln

Pétanque wird mit Kugeln gespielt, die von der F.I.P.J.P.* zugelassen sind und folgenden Eigenschaften entsprechen:

1.Sie müssen aus Metall sein;

2.Einen Durchmesser zwischen 70,5 mm (Minimum) und 80 mm (Maximum) haben;

3.Ein Gewicht zwischen 650 Gramm (Minimum) und 800 Gramm (Maximum) besitzen; Logo (Marke des Herstellers) und Gewichtsangabe müssen auf den Kugeln eingraviert und immer lesbar sein. Bei Wettkämpfen, bei denen lediglich 11 Jahre alte und jüngere Jugendliche startberechtigt sind, dürfen Kugeln mit einem Gewicht von 600 Gramm und einem Durchmesser von 65 mm eingesetzt werden, vorausgesetzt, sie wurden von einem zugelassenen Kugelhersteller gefertigt.

4.Sie dürfen weder durch Hinzufügen von Metall noch durch Einbringen von Sand verändert worden sein. Generell dürfen die Kugeln nach der Fertigstellung (nur durch zugelassene Hersteller) auf keine Art gefälscht und keiner Verformung oder Veränderung unterzogen werden. Insbesondere darf die vom Hersteller vorgegebene Härte durch nachträgliches Ausglühen nicht abgeändert werden. Name und Vorname des Spielers (oder die Initialen) dürfen jedoch eingraviert werden, ebenso verschiedene Logos, Siegel und Kürzel gemäß dem Pflichtenheft (»Cahier des Charges«) zur Herstellung von Kugeln.

_______

*Die Féderation Internationale de Pétanque et Jeu Provençal [F.I.P.J.P.] wurde am 8. März 1958 in Marseille gegründet. Sie richtet die Weltmeisterschaften aus. Ihr Reglement wurde vom Deutschen Pétanque-Verband e. V. im Wesentlichen übernommen.

Billigkugeln (B) sind im Vergleich zu Qualitätsfabrikaten (A; hochwertige Freizeitkugeln ohne die für Wettkampfkugeln vorgeschriebene Gewichtsangabe) häufig gefüllt, haben eine geringere Wandstärke und bestehen zumeist aus minderer Stahlqualität.

Im Kern sagt der Artikel aus, dass eine gültige Wettkampfkugel

•ein Herstellerlogo trägt von einem zugelassenen Hersteller,

•das eingestanzte Gewicht der neuen Kugel in Gramm zeigt.

Beide Angaben müssen lesbar sein.

Wenn Sie neue Kugeln kaufen, dann entdecken Sie noch eingestanzte Zeichen (z. B. »5F34«). Mit dieser individuellen Seriennummer (repère) kennzeichnet der Hersteller einen Kugelsatz, das heißt alle 3 Kugeln tragen die gleichen Zeichen. Damit können Sie ähnliche Kugeln auseinander halten. Weiter stanzt der Hersteller noch das Kugelmodell ein. Meine Kugeln tragen fünf unterschiedliche Prägungen:

•OBUT® (Hersteller)

•700 (Gewicht einer Kugel in Gramm)

•5F34 (Seriennummer des Satzes)

•MATCH+ (Kugelmodell)

•Joachim Kopp (mein voller Name, es sind auch Initialen üblich)

Diese Kugeln habe ich im Herbst 2018 gekauft. Sie haben 165 Euro zuzüglich 20 Euro für die Namensprägung (alles inklusive MWSt) gekostet. Es sind gute Kugeln aus halbweichem Stahl, aber nichts Exklusives. Ich habe den Namen einprägen lassen, weil Kugeln gerne verwechselt werden. Wenn auf einem Turnier eine meiner Kugeln verwechselt werden sollte, dann kann anhand der Einschreibeliste sofort festgestellt werden, in welchem Verein ich spiele. Von Zeit zu Zeit schmiere ich Farbe in meine Namensprägung, damit das Erkennen der Kugel im Spiel erleichtert wird, denn es ist lästig, nach jeder Aufnahme das Spiel »meine Kugel – deine Kugel« zu spielen. Manche nehmen einfach einen dicken Flipchart-Marker und markieren ihre Kugeln auf diese Weise. Eigentlich soll diese Funktion die Riffelung einer Kugel übernehmen, aber in der Praxis sind oft nur noch blanke oder einstreifige Kugeln zu sehen.

Die vorgeschriebenen Prägungen der Wettkampfkugeln sind gut zu erkennen: Notwendig sind Angaben zu Gewicht (720 g) und Hersteller (OBUT).

Die Größe der Kugel muss zur eigenen Hand passen. Eine zu kleine Kugel reagiert beim Wurf sehr nervös auf den geringsten Haltungsfehler, während eine zu große Kugel sich nicht richtig steuern lässt (Rückdrall, Effet). Wenn die Kugel in der Hand kein gutes Gefühl vermitteln kann, dann stimmt die Größe nicht. Bei einer passenden Kugel reichen die Fingerkuppen knapp über den »Äquator« der Kugel.

Was die Größenklassen der Kugeln für »Tireurs«, »Milieus« oder »Pointeurs« (Schießer, Mittelspieler, Leger) betrifft, hält sich folgende Legende mitunter noch zäh: Ein Tireur soll Kugeln von 75 mm Durchmesser aufwärts haben, damit das größere Geschoss eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit aufweist. Im Gegenzug soll der Pointeur mit möglichst kleinen Kugeln spielen, um dem Tireur ein schwierigeres Ziel zu bieten und um die Kugel schlanker durch Kugelhaufen steuern zu können.

Das gehört, mit Verlaub gesagt, ins Reich der Fabeln, denn das einzig wahre Maß für einen guten Spieler ist genau an die Hand angepasst und sonst nichts. Wenn mir die Kugel gut in der Hand liegt, dann kann ich auch gut spielen. Ich kenne eine Frau mit einer kleinen Hand, die deshalb 72 mm führt – sie schießt gut.

Große Kugeln haben eine bessere Überschreitfähigkeit über kleine Bodenunebenheiten beim Legen, das bedeutet, sie laufen besser geradeaus als kleine. Aber das kann man nicht unabhängig vom Gewicht sehen, weil große und schwere Kugeln (schwerer als 710 g) noch besser geradeaus laufen. Somit sind wir beim Gewicht angelangt.

Eine Kugel kann laut Reglement zwischen 650 g und 800 g wiegen. Das ist ein enormer Unterschied von 150 g. Beim Gewicht (poids) ist jetzt wirklich die hauptsächliche Funktion des Spielers zu berücksichtigen:

•Der Leger bevorzugt schwere Kugeln, weil diese besser mit kleinen Unebenheiten fertig werden. Auch verspringen schwere Kugeln weniger beim Aufprall als leichte. Ab 710 g aufwärts.

•Der Schießer muss bei einem Turnier viele Stunden lang vorrangig schießen. Das braucht bei einer leichten Kugel unter 700 g einfach weniger Kraft und vermindert über die Jahre auch die Beanspruchung für Bänder und Gelenke.

Welche Kugel passt zu Ihnen?

Für die richtige Größe kann als Näherung der Abstand zwischen der ersten Handwurzelfalte und der Fingerspitze des Mittelfingers dienen.

Daraus können folgende Werte resultieren (nach www.planetboule.de):

gemessener Abstand / Durchmesser der Kugel (diametre)

ab 135 mm / 71 mm

ab 150 mm / 72 mm

ab 165 mm / 73 mm

ab 180 mm / 74 mm

ab 195 mm / 75 mm

ab 210 mm / 76 mm

ab 225 mm / 77 mm

ab 240 mm / 78 mm

Aber bitte: Das ist nur eine Näherung. Sie und Ihr Gefühl für die Kugel sind der wirkliche Maßstab. Gehen Sie auf einen Bouleplatz und fragen Sie Spieler nach der Größe ihrer Kugel und nehmen Sie verschiedene Größen in die Hand. Ihr Gefühl sagt Ihnen dann schnell, was für Sie passt. Falls Sie sich bezüglich des Kugeldurchmessers unsicher sind, dann nehmen Sie die Kugel lieber 1 mm kleiner. Fast alle Boulistes fangen mit größeren Kugeln an und nehmen später dann kleinere.

Legen aus der Hocke – der hintere Arm macht eine Ausgleichsbewegung zum Wurf; das gesenkte Knie stabilisiert den Oberkörper nach hinten.

•Der Milieu legt und schießt und macht deshalb einen Kompromiss. Seine Kugeln bewegen sich zwischen 690 und 710 g, ich spiele 700 g.

Jetzt kommt die finale Eigenschaft: das Metall. Um es gleich vorweg zu sagen, es gibt gegossene Kugeln aus Messinglegierungen (Allergiker!) von guter Qualität, die sich jedoch schneller abspielen als weicher Stahl. Die Stanzungen sind dann nicht mehr lesbar, was die Kugeln im Wettkampf ungültig macht – allerdings sind meine Kugeln in den letzten 25 Jahren nie geprüft worden.

Das Metall der Kugel ist zumeist Stahl in verschiedenen Härten und mit unterschiedlichen Eigenschaften:

•Ab 130 kg/mm2 Härtegrad aufwärts ist die Kugel hart (dure) und hat deshalb einen hohen Abprall-Effekt. Für den Leger ist dies von Vorteil, weil die Schusskugel dann weniger im Umfeld der Zielkugel liegen bleibt. Außerdem nützen sich harte Kugeln kaum ab und sind deshalb sehr langlebig.

•Bei ca. 110 kg/mm2 Härtegrad spricht man von weichen (tendre) Kugeln, die der Schießer bevorzugt. Eine weiche Kugel hat einen geringeren Rebond (Abprall-Effekt) als eine harte. Das erhöht die Chance, dass die Schusskugel im Zielbereich liegen bleibt. Weiche Kugeln nutzen sich naturgemäß stark ab. Das ist angenehm, weil die Kugel Struktur bekommt und sich dadurch besser anfühlt. Dafür ist eine weiche Kugel kurzlebiger.

•Der Milieu hat Kugeln von 115 bis 120 kg/mm2 Härtegrad, das sind halbweiche (demi-tendre) Kugeln. Sie stellen analog zur Gewichtsfrage einen Kompromiss dar und sollen für das Legen und Schießen gleichermaßen brauchbar sein.

Aufpassen sollten Sie, wenn Hersteller aufgrund von speziellen Bearbeitungen des Stahls und der Kugeloberfläche Versprechungen zu einem geringen Rebond machen: So sollte eine halbweiche Kugel durch solche Behandlungen das Verhalten einer weichen aufweisen. Ein lizenzierter Trainer hat zu Vergleichszwecken weiche und halbweiche Kugeln mit angeblich reduziertem Rebond aus gleicher Höhe auf planen Stein fallen lassen: Die halbweichen Kugeln seien eindeutig höher zurückgeprallt als die weichen.

Der Bouliste wirft eine rot markierte Kugel (im Flug rechts neben der blaugrünen Anzeigetafel).

Weiter werden rostende oder nichtrostende Kugeln angeboten (nichtrostende Inox-Kugeln fühlen sich glatter an als Karbonstahl). Ich persönlich bevorzuge Kugeln, die rosten können und reibe diese ab und zu mit einem Tropfen Waffenöl ein. Verchromte »Christbaumkugeln« rosten. Mit Rostbefall müssen Sie besonders in Meeresnähe rechnen, da können Ihre Kugeln innerhalb einer Nacht im Freien rostrot werden. Neue Kugeln können auch farbig grundiert sein (meist schwarz oder blau). Diese Grundierung geht ab und Sie haben nach einiger Zeit die normale Farbe des Stahls vor sich.

Zusammenfassend kann man sagen:

•Der Leger spielt mit schweren harten Kugeln (schwerer 710 g, Härtegrad ab 130 kg/mm2).

•Der Schießer spielt leichtere weiche Kugeln (ab 700 g abwärts, Härtegrad 110 kg/mm2).

•Der Milieu bevorzugt mittleres Gewicht und Härte (Gewicht 690 bis 710 g, Härte 115 oder 120 kg/mm2).

Die Zielkugel

Sie wird auch Cochonnet oder Schweinchen, But (Ziel) oder Bouchon (Korken) genannt. Manche sagen auch einfach die »Sau«. Es gibt weitere Bezeichnungen, aber das ist hier nicht das Thema. Das Reglement des Deutschen Pétanque Verbandes EV legt in Artikel 3 fest:

Eigenschaften der zugelassenen Zielkugeln

Die Zielkugeln sind aus Holz oder aus synthetischem Material. Zielkugeln aus synthetischem Material müssen das Herstellerlogo tragen, durch die F.I.P.J.P. zugelassen sein und den Normen entsprechen, die im Pflichtenheft (»Cahier des Charges«) festgelegt sind.

Der Durchmesser muss 30 mm Toleranz ± 1 mm betragen. Das Gewicht muss zwischen 10,0 Gramm (Minimum) und 18,0 Gramm (Maximum) liegen.

Gefärbte Zielkugeln, gleich in welcher Farbe, sind zulässig, aber weder diese, noch Zielkugeln aus Holz dürfen mit einem Magneten aufzuheben sein.