Peter Riehl - Ein Leben für Schriesheim - Konstantin Groß - E-Book

Peter Riehl - Ein Leben für Schriesheim E-Book

Konstantin Groß

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Beschreibung

Peter Riehl, Jahrgang 1942, ist ohne Zweifel eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Kurpfalz. Von 1974 bis 2006 regierte er die Weinstadt Schriesheim an der Badischen Berg­straße und war mit diesen 32 Amtsjahren der mit Abstand dienstälteste Bürgermeister in der Metropolregion Rhein-Neckar. In dieser Zeit hat er seine Heimatgemeinde entscheidend geprägt. Das vorliegende Buch beschreibt wohlwollend, aber nicht unkritisch, diesen Weg Schriesheims vom Dorf zur Stadt, die großen kommunalpolitischen Entwicklungen und die schlagzeilenträchtigen Ereignisse, aber auch deren Hintergründe sowie den Menschen dahinter: einen Mann mit Ecken und Kanten, mit Stärken und mit Schwächen. Der Autor Verfasser des Werkes ist der Journalist und Historiker Konstantin Groß, Jahrgang 1964. Seit nahezu zwei Jahrzehnten begleitet der gebürtige Mannheimer das Leben Schriesheims journalistisch und publizistisch aus nächster Nähe vor Ort. Das vorliegende Werk, mit dem der Autor eine lange Reihe lokal- und regionalhistorischer Veröffentlichungen fortsetzt, gestattet daher einen instruktiven Einblick in Geschichte und Gegenwart einer der schönsten und lebendigsten Städte der Region, die im Jahre 2014 den 1250. Jahrestag ihrer erstmaligen urkundlichen Erwähnung feiert.

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„Das Leben kann nur in der Rückschau verstanden werden.“

Søren Kierkegaard (1813-1855),dänischer Philosoph.

Titelbild: Peter Riehl auf der Strahlenburg, Foto: Konstantin Groß Satz & Gestaltung: Verena Kessel

ISBN 978-3-86476-011-2

Seit 1542

Verlag Waldkirch KG

Schützenstraße 18

68259 Mannheim

Telefon 0621-79 70 65

Fax 0621-15 33 49

E-Mail: [email protected]

www.verlag-waldkirch.de

© Verlag Waldkirch Mannheim, 2013

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Herausgebers.

Konstantin Groß

Peter Riehl

Ein Leben fürSchriesheim

Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit

Grußwort eines Freundes

Vorbemerkung des Autors

Werdegang Peter Riehls bis zum Amtsantritt als Bürgermeister

Das Elternhaus

Der Vater

Die Heirat der Eltern

Geburt und Kindheit

Die Rückkehr des Vaters

Jugend

Schulzeit

Erste Schritte im Vereinsleben

Bundeswehr

Die Verwaltungsausbildung

Im Landratsamt Bruchsal

Ratsschreiber in Heddesheim

Die Hochzeit mit Evelyn Goss 1967

Erste Amtsperiode als Bürgermeister 1974-1982

Der Start der kommunalpolitischen Karriere

Der Vorsitz im KSV

Die Kandidatur

Der Wahlkampf

Der Wahltag

Die Amtsübernahme

Die ersten Entscheidungen

Schriesheim im Jahre 1974

Die Modernisierung der Infrastruktur

Kinderbetreuung und Bildung

Der Bau des Sportzentrums

Branich und Gewerbegebiet

Der Kampf um das Alte Rathaus

Die Integration Altenbachs

Die Ausgliederung des Schriesheimer Hofes

Das Scheitern der ersten Rebflurbereinigung

Der Ausbau des Mathaisemarktes

Zweite Amtsperiode 1982-1990

Die Bürgermeisterwahl von 1981

Altstadtsanierung in den achtziger Jahren

Kulturpolitik

Die Gründung der Sozialen Heimstätte Talhof

Die Asyl-Thematik

Die Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge

Das Besucher-Bergwerk

Der Madonnenberg-Verein

Die Partnerschaften mit St. Margarethen und Uzès

Die Sperrung der Talstraße 1989

Dritte Amtsperiode 1990-1998

Bürgermeisterwahlkampf 1989

Der Kampf um das Waldschwimmbad

Die Absage des Mathaisemarktes 1991

Der Unfall von 1992

Das Neubaugebiet Fensenbäumen

Die Affäre um die Villa Zitsch

Abriss und Neubau der Hübsch´schen Mühle

Der Ortsteil Ursenbach

Vierte Amtsperiode 1998-2006

Die vierte Wahl zum Bürgermeister 1997

Die Politik der Privatisierung

Jugendarbeit

Die Affäre um den Seniorenkeller

Die Affäre um die Madonnenberg-Hütte

Der Agenda-Prozess 1998-2000

Die Entstehung der Sparkasse Rhein Neckar Nord

Die gerichtliche Auseinandersetzung mit Dr. Scharf

Das Neubaugebiet Nord

Der Besuch der ehemaligen jüdischen Bürger

Der neue Anlauf zur Rebflurbereinigung

Der Branich-Tunnel

Bürgermeister im Ruhestand

Das nahende Ende der Amtszeit

Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft

Die Verabschiedung

Die Frage nach 2006: Was tun?

Kommunalpolitik im Ruhestand

Die Führerschein-Affäre

Menschen

Kleine Begegnungen mit den Großen der Zeit

Erlebnisse mit den Ministerpräsidenten

Verhältnis zu den Abgeordneten und Landräten

Verhältnis zu den Bürgermeistern der umliegenden Kommunen

Der Gemeinderat und seine Parteien

Die Verwaltung

Riehl und die Medien

Der Vereinsmeier

Menschen, die Peter Riehl nahestanden

Freunde

Die Ehefrau

Ein Rekord und viele Ehrungen

Literaturhinweise

Literaturnachweis

Bildnachweis

Zum Geleit

Liebe Leserinnen und Leser,

vor Ihnen liegt mein Leben. Nicht mehr und nicht weniger umfasst jenes Buch, das in vier Jahren intensiver Arbeit entstanden ist.

 

Alt-Bürgermeister Peter Riehl in seinem Büro.

Dass dieses Buch vorliegt, ist umso erstaunlicher, als ich ein solches Werk eigentlich niemals angestrebt habe. Unmittelbar nach meinem Ausscheiden aus dem Amt, erst recht nach dem Ausgang der Wahl für meine Nachfolge, war es mein Ziel, zunächst einmal deutlichen Abstand von der Schriesheimer Kommunalpolitik zu gewinnen. Allenfalls ein Büchlein, das Anekdoten meiner Amtszeit sowie Geschichten von Begegnungen mit Kindern, die mir stets besonders am Herzen gelegen haben, zusammenfassen würde, hätte ich mir für die fernere Zukunft vorstellen können. Gespräche mit Vertretern der örtlichen Presse haben mich jedoch davon überzeugt, dass dafür - außer bei mir - kein großer Bedarf besteht.

Meine grundsätzliche Skepsis gegen das Projekt einer Biographie änderte sich, nachdem im November 2009 das Buch über den von mir ins Leben gerufenen und mir sehr am Herzen liegenden Verein Historischer Weinbau Madonnenberg erschienen war. In der mehrere Monate währenden Zusammenarbeit mit dem Autor, Herrn Redakteur Konstantin Groß, entstand bei ihm die Idee, nicht nur diesen Teil meines Wirkens aufzuarbeiten, sondern mein politisches und auch persönliches Leben insgesamt. Herrn Groß gelang es, mich zu überreden, dies in Angriff zu nehmen. Nun, am Ende des Projektes, bin ich auch persönlich voll und ganz davon überzeugt.

Die vier Jahre der Erarbeitung dieses Buches möchte ich nicht missen. Gerade die Tatsache, dass Herr Groß nie „ein Riehl-Fan“ war, haben dazu geführt, dass die unzähligen Gespräche mit ihm, die zu diesem Zweck geführt wurden, für mich eine geistige Herausforderung, ja ein intellektueller Genuss wurden. Dabei habe ich durchaus manche Einsicht gewonnen, dank derer ich mein Wirken auch kritisch sehe. Vor allem jedoch wurde dadurch bei mir vieles wieder in Erinnerung gerufen, was längst vergessen war. Das Buch-Projekt hat mir damit ermöglicht, meine Zeit als Bürgermeister noch einmal zu erleben - die schönen wie die schlimmen Zeiten. Meine persönliche Gesamtbilanz bleibt jedoch, dass es eine wunderschöne Zeit war, die ich nicht missen möchte. Mein Dank dafür, dies erlebt haben zu dürfen, gilt natürlich meiner Familie, vor allem meiner Frau, die oftmals dahinter zurückstehen musste, aber auch den Menschen in dieser Stadt.

Einige davon haben mitgeholfen, auch dieses Buchprojekt zum Erfolg zu führen. Zweien danke ich gerne namentlich: „meinem“ langjährigen Ratsschreiber, Herrn Edwin Schmitt, und dem erst nach meinem Ruhestand ins Amt gekommenen Leiter des Stadtarchivs, Herrn Dr. Dirk Hecht. Beide haben meine ständigen, sicher nicht immer zur passenden Zeit eintreffenden Anfragen mit höflicher Freundlichkeit entgegen genommen und mich zeitnah mit Unterlagen versorgt, die meiner Erinnerung auf die Sprünge halfen und ungeachtet meines nicht immer optimalen Daten- und Namens-Gedächtnisses ermöglicht haben, eine zuverlässige Materialgrundlage für dieses Werk zu schaffen. Den Bildjournalisten Peter Dorn und Bernhard Kreutzer von der Rhein-Neckar-Zeitung sowie Gerd und Marcus Schwetasch vom „Mannheimer Morgen“ dankte ich für die Möglichkeit, mit ihren Werken für eine ansprechende Illustration des Buches sorgen zu können.

Vor allem jedoch danke ich Herrn Konstantin Groß für die interessante und angenehme Zusammenarbeit. Die Treffen zwischen uns mindestens einmal wöchentlich bei einer Tasse Kaffee und einem Süßteil waren in den letzten vier Jahren Fixpunkte meines Kalenders; die betreffende Bäckerei wird nicht die einzige sein, die das Ende unseres Projektes bedauert.

Ich hoffe, dass Sie alle, liebe Leserinnen und Leser, viel Freude haben werden bei der Lektüre dieses Buches, das auch ein Beitrag zum 1250. Jubiläum meiner Heimatstadt Schriesheim im Jahre 2014 sein soll. Ihren Bürgerinnen und Bürgern wünsche ich für die weitere Zukunft alles Gute und Gottes reichen Segen.

Ihr Peter Riehl

Bürgermeister a. D., Ehrenbürger der Stadt Schriesheim

Grußwort eines Freundes

 

Von Prof. Dr. Rüdiger Hauser,

Vorsitzender des Vorstandes der

Sparkasse Rhein Neckar Nord

Lieber Peter Riehl,

unverwechselbar, aber auch unnachahmlich, war Ihre Amtsführung. Unkonventionell, pragmatisch, zielorientiert, durchsetzungsstark. Fleißig und hilfsbereit waren Sie. Die Liste der Attribute ließe sich noch lange fortsetzen. Sie sind in diesen vielen Jahren aber auch für alle immer ein Mensch zum Anfassen geblieben. Einer zum Reden und jemand, der hilft, ohne dass man ihn bitten muss. Dies haben die Großen, die auch wegen Ihnen nach Schriesheim kamen, genauso gespürt wie die Kleinen auf dem Schulhof.

Sie haben Klartext geredet. Sie haben gesagt, was gesagt werden musste. Sie waren niemand, der sich hinter gekünstelter Diplomatie versteckt und dann an ihr erstickt. Sie haben nie vergessen, was Sie versprochen haben. Bei Ihnen kam das Wort „versprechen“ nicht von „sich versprechen“. Gleichzeitig haben aber auch viele Ihre unter dem Äußeren gut kaschierte Empfindsamkeit nicht erkannt und Sie dabei vielleicht ungewollt verletzt.

Sie brauchten auch keinen Mitarbeiterstab, der Ihnen Informationen zuführt. Sie kümmerten sich persönlich um Ihre Polizei, Ihr Rotes Kreuz und Ihre Feuerwehr. Und wussten bereits morgens um sechs, was in der Nacht passiert war und was gemacht werden musste.

Mit diesen Eigenschaften haben Sie Ihre Stadt weit über die geographischen Grenzen hinaus bekannt gemacht und sie gleichzeitig geschützt. Wie all die anderen Institutionen, um die Sie sich gekümmert haben.

Ich freue mich, dass es Konstantin Groß gelungen ist, Ihr Leben in einer Biographie detailliert darzustellen. Sicher wäre noch ein weiterer Band zu füllen gewesen. Ich bin dankbar, dass durch diese Aufzeichnungen die vielen Erlebnisse und Ereignisse bewahrt werden und nicht verloren gehen.

Alles Gute lieber Peter für Dich und Deine Familie

Herzlichst

Dein Rüdiger Hauser

Vorbemerkung des Autors

Wer die Darstellung des Lebens eines Menschen in der Öffentlichkeit publizieren will, der muss sich mit der kritischen Nachfrage auseinandersetzen: Für wen - außer vielleicht diesen selbst – ist dies von Belang? Und wenn ja: warum?

Für die Darstellung von Leben und Werk von Peter Riehl fällt die entsprechende Begründung leicht. 32 Jahre, über eine Generation lang, stand er an der Spitze der Stadt Schriesheim, eines Mittelzentrums an der Badischen Bergstraße. Wer sich die rechtliche Stellung eines Bürgermeisters in Baden-Württemberg vergegenwärtigt, darüber hinaus auch das persönliche Naturell von Peter Riehl mit einbezieht, der weiß: Vieles von dem, was sich in diesen 32 Jahren seiner Amtszeit in Schriesheim ereignet hat, ist nicht nur einfach so „geschehen“; Peter Riehl hat es auch nicht nur begleitet, er hat es vielmehr als der entscheidende Akteur der politischen Arena gestaltet und geprägt. Viele Hintergründe politischer Entscheidungen und persönlicher Verhaltensweisen waren zu dem Zeitpunkt, zu dem sie stattfanden, nicht bekannt oder auch nicht erkannt. Deshalb ist diese Biographie eine unerlässliche Quelle der Stadtgeschichte für die Zeitspanne von Beginn der 1970er Jahre bis zum Jahre 2006 und damit ein Beitrag zur Darstellung der historischen Entwicklung Schriesheims gerade zum 1250. Jubiläum seiner erstmaligen urkundlichen Erwähnung in 2014.

Aber auch für Leser außerhalb Schriesheims kann der Inhalt von Interesse sein: Auf Grund seiner Tätigkeit als Bürgermeister ist Peter Riehl zahlreichen Persönlichkeiten begegnet, zu denen die meisten Menschen in ihrem gesamten Leben nicht in Kontakt treten: Spitzenpolitiker und berühmte Künstler, erfolgreiche Sportler und renommierte Wissenschaftler. Mit ihnen hat er Dinge erlebt, die in keiner Akte, auch in kaum einer Zeitung festgehalten sind. Die in diesem Werk enthaltenen kleinen Psychogramme großer Gestalten zu bewahren, das ist daher ebenfalls ein Ziel des Buches.

Darüber hinaus offenbart das Leben Peter Riehls ein Stück deutsche Zeitgeschichte. Bereits das Schicksal seiner Eltern steht dafür - mit dem mentalen wie politischen Transformations-Prozess einer Familie in einer badischen Gemeinde aus der unruhigen Weimarer Demokratie über das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg bis hin zum Leben und Wirken in der demokratischen, ja pluralistischen Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland. Mit seiner Kindheit in den vierziger, der Jugend in den fünfziger und der politischen Sozialisation in den sechziger Jahren hat Peter Riehl Erlebnisse und Erfahrungen akkumuliert, die charakteristisch sind für eine Generation, die bis vor kurzem unser Land, die Bundesrepublik Deutschland, geprägt hat. Diese Erfahrungen waren grundsätzlich andere als die jener Generation, die im Zweiten Weltkrieg aufgewachsen ist, aber auch grundsätzlich anders als die jener Generation, die in den sechziger und siebziger Jahren groß geworden ist. Deren Darstellung ist damit ein individuelles Stück Kulturgeschichte einer für unser Land entscheidenden Zeitspanne.

 

Konstantin Groß während eines Interviews mit Peter Riehl.

Es ist ein unermessliches Glück für jeden Biographen, sein Werk noch mit Unterstützung des zu Porträtierenden erarbeiten zu können. Peter Riehl hat dies in umfassender Weise ermöglicht, ja befördert. Er ist den Fragen zu keinem Bereich seines Lebens ausgewichen, hat auch gegen die Aufarbeitung für ihn ganz persönlich schwierigster Themen keinerlei Einwände erhoben – von der Verstrickung seines Vaters in das nationalsozialistische Regime über den Entzug des Führerscheins auf Grund einer Alkoholfahrt bis zu den tragischen Fehlgeburten seiner Frau. Mir ist kein politischer Akteur, erst recht nicht auf lokaler oder auch nur regionaler Ebene, bekannt, der zu Lebzeiten einer Biographie einen solch persönlichen Zugang auch nur ansatzweise gestattet hätte. Insofern ist dieses Werk in der Tat ein Stück weit einzigartig.

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich also um eine „autorisierte Biographie“. Wie bei einem solchen Genre üblich, basiert er primär auf der Darstellung des beschriebenen Menschen. Daten und Namen wurden zwar anhand von Dokumenten und Archiven abgeprüft, aber dennoch ist die Darstellung, dies darf nicht vergessen werden, geprägt von einer sehr persönlichen Sicht der Dinge. Dort allerdings, wo der Autor auf Grund seines Faktenwissens eine grundsätzlich andere Sicht der Dinge hatte, hat er diese in den Text aufgenommen.

Dies war aber auch nicht anders denkbar. Wer bei einem solchen Projekt mit einem studierten Historiker und noch dazu einem alleine der Objektivität verpflichteten unabhängigen Journalisten zusammenarbeitet, der kann kein unkritisches Jubelwerk erwarten. Ein solches ist es denn auch nicht geworden. Doch die Darstellung von Leistungen und Erfolgen, dies ist meine feste Überzeugung, wird nur dann glaubhaft, wenn ebenso ehrlich Probleme und Fehlentwicklungen aufgezeigt werden.

Das gesamte Manuskript wurde von Peter Riehl und der langjährigen Leiterin des Stadtarchivs, Ursula Abele, gegengelesen; gleichwohl blieb manche Unsicherheit, vor allem bei den Bildunterschriften der historischen Fotos, wird sich ab und an sogar ein sachlicher Fehler eingeschlichen haben können. Für Korrekturen sowie andere Hinweise auch nach dem Erscheinen dieses Werkes ist sein Autor daher dankbar. Alle Leser seien ausdrücklich ermuntert, diesbezüglich auf mich zuzukommen.

Abschließend danke ich vor allem meiner Ehefrau Birgitt, die mich in der langen Zeit der Vorbereitung und Abfassung dieses Werkes in vielen Stunden, die eigentlich der gemeinsamen Lebensgestaltung hätten dienen können, entbehren musste. Gleichwohl hat sie mein zeitlich aufwändiges und zuweilen auch nervlich aufreibendes Tun nicht nur ertragen, sondern mit ganzer Kraft und aus vollem Herzen unterstützt. Ohne ihr Mittun gäbe es dieses Buch, zumindest von mir, nicht.

Darüber hinaus danke ich allen, die mich, in welcher Weise auch immer, bei der Vorbereitung und Abfassung dieses Werkes unterstützt haben, sowie natürlich vor allem jenen, die für dieses Werk Interesse zeigen. Bei seiner Lektüre wünsche ich Ihnen interessante Erkenntnisse und ab und an auch mal ein Schmunzeln; ich jedenfalls hatte bei der Erarbeitung beides.

Konstantin Groß

Aber jetzt Bühne frei für ein interessantes Leben!

 

Peter Riehl mit der Sängerin Rosanna Rocci beim Mathaisemarkt

 

Hanna Riehl, geborene Gärtner, mit ihrem kleinen Peter, 1942.

 

Theodor Riehl in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre im Waldschwimmbad Schriesheim.

Werdegang Peter Riehls bis zum Amtsantritt als Bürgermeister

Das Elternhaus

Die Biographie eines Menschen, auch eines prominenten, muss mit seiner Mutter beginnen. Auch wenn der Vater an dem Vorgang seiner Menschwerdung bekanntermaßen nicht ganz unbeteiligt ist, so bleibt doch die Mutter diejenige Person, die dem zu Beschreibenden sein Leben schenkt, nachdem es zuvor neun Monate in ihr gewachsen ist. Dies begründet eine ganz einzigartige Beziehung, die das gesamte Leben über anhält.

Peter Riehls Mutter war Johanna Anna Katharina Gärtner, genannt Hanna. Geboren wurde sie am 18. Juni 1911 in dem Dorf Steinklingen, später ein Ortsteil von Oberflockenbach und dieses wiederum seit 1972 ein Stadtteil von Weinheim. Auch ihre Eltern (also Peter Riehls Großeltern) wurden bereits in Steinklingen geboren, ihre Mutter Sofie am 5. März 1879. Am 7. März 1907 heiratete Sofie in Oberflockenbach Peter Gärtner, geboren am 15. April 1883. Ihre Mutter war bei der Heirat also 28 Jahre alt, ihr Vater 24. Als ihre Tochter Hanna auf die Welt kam, war Sofie Gärtner bereits 32 Jahre alt – dies nicht nur verhältnismäßig alt für jene Zeit, sondern damals auch gesundheitlich nicht ohne Risiko.

Die Familie wohnte in Wünschmichelbach in einem Haus, in dem ein Gasthof bestand, der von der Familie Schmitt betrieben wurde. Der Gasthof hatte den Namen „Zur Linde“ – eine kuriose Duplizität, wenn man bedenkt, welche Bedeutung eine andere Gaststätte dieses Namens in Schriesheim für die junge Hanna später einmal haben sollte.

Als Beruf des Vaters geben die Urkunden Fabrikarbeiter an, was überrascht, da so tief im Odenwald damals wie heute keine Fabriken existierten. Doch die Fabrik, in der Peter Gärtner arbeitete, war die Firma Freudenberg in Weinheim. Täglich, und dies auch samstags, musste er die 15 Kilometer dorthin und auch wieder zurück zu Fuß zurücklegen. Aber damit hatte er es noch besser getroffen als diejenigen Odenwälder, die in Mannheim beschäftigt waren und auch dorthin zu Fuß gehen und zu diesem Zweck bereits frühmorgens um drei Uhr aufstehen mussten.

Hanna Gärtner verließ diesen Geborgenheit, aber auch viel Armut bietenden Lebensraum bereits in jungen Jahren. Damals, es muss Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts gewesen sein und sie selbst so um die 20, hatten junge Frauen wie sie in solch wirtschaftlich strukturschwachen Gegenden nur dann die Chance auf einen auskömmlichen Lebensunterhalt, wenn sie in größeren Gemeinden „in Stellung“ gingen, also in privaten Haushalten, in landwirtschaftlichen Betrieben oder in Gaststätten eine Arbeit fanden – oder einen Ehepartner, der sie versorgte.

Auf diese Weise verschlug es die junge Hanna Gärtner Anfang der dreißiger Jahre in die „Linde“, das Gasthaus in der Talstraße, die damals noch Neue Anlage hieß. Hier fand sie eine Arbeitsstelle, hier war Hanna „Mädchen für alles“: Sie kochte und sie bediente, sie wusch das Geschirr ab und sie putzte die Räume. Es war eine schwere körperliche Arbeit und eine Tätigkeit nahezu rund um die Uhr. Da traf es sich gut – oder schlecht, wie man will -, dass sie in diesem Hause auch wohnte1. Da die „Linde“ der Lebensmittelpunkt der Mutter und in den ersten Jahren auch der ihres Sohnes war, müssen wir uns an dieser Stelle etwas näher mit dieser Gaststätte und ihren Eigentümern befassen.

Die „Linde“ gehörte dem Ehepaar Hollenweger, dessen Tochter Elsa am 19. Januar 1935 den acht Jahre älteren Fritz Urban heiratete, Ortsgruppenleiter der NSDAP und seit dem Machtwechsel 1933 Bürgermeister der Gemeinde Schriesheim. Die Urbans, in die Elsa Hollenweger einheiratete, waren eine traditionsreiche Schriesheimer Familie2. Ende des 17. Jahrhunderts waren sie aus Nußloch nach Schriesheim eingewandert. Einer von Fritz Urbans Vorfahren, sein Großvater Nikolaus, amtierte bereits von 1895 bis 1914 als Bürgermeister und gilt heute allgemein als einer der erfolgreichen in diesem Amt.

Fritz Urban selbst3 wurde 1903 als Sohn des Landwirts Peter Urban und dessen Frau Margarete, geborene Forschner, geboren. Nach Besuch der Volksschule absolvierte er eine Lehre als Blechner und Installateur in der Firma von Fritz Brunn in Schriesheim und besuchte die Gewerbeschule in Heidelberg. Doch obwohl er seine Ausbildung mit der Gesellenprüfung abschloss, übte er seinen Beruf nur kurze Zeit aus: Nach dem Tode des älteren Bruders, der in der elterlichen Landwirtschaft tätig war, musste er an dessen Stelle treten.

Der wirtschaftliche Niedergang nach der Weltwirtschaftskrise von 1929, der vor allem das bäuerliche Kleinbürgertum heimsuchte, führte Fritz Urban wie viele Angehörige dieser Schicht in die Arme politischer Kräfte, die für die kritische Lage mit den Juden einen Sündenbock zu präsentieren verstanden und eine radikale Umgestaltung der Gesellschaft versprachen. Am 1. August 1930 wurde Urban4 Mitglied der NSDAP und am 1. September 1931 Ortsgruppenleiter. Als im März 1933 im Zuge des reichsweiten Umschwungs auch in Schriesheim der sozialdemokratische Bürgermeister Georg Rufer abgesetzt wurde, wurde Urban sein Nachfolger. Das Lokal seiner Frau, die „Linde“, war nun das politische Machtzentrum des Ortes. Hier wurde in den dreißiger und der ersten Hälfte der vierziger Jahre bestimmt, was in Schriesheim geschah.

Einer der Stammgäste in der „Linde“ war ein enger Freund Urbans: Peter Riehls Vater Theodor Riehl5.

Der Vater

Geboren wurde Theodor Riehl am 1. Februar 1904. Seine Mutter Eva, geborene Wolf, Jahrgang 1873, hatte am 12. April 1894 seinen Vater Georg Riehl (II.), Jahrgang 1868, geheiratet. Jener Georg Riehl, Landwirt von Beruf, betrieb lange Zeit ein Fuhrgeschäft, das damals den – heute würde man sagen – „öffentlichen Personen-Nahverkehr“ zwischen Schriesheim und Ladenburg betrieb; er starb jedoch bereits im Jahre 1921, als sein Sohn Theodor 17 Jahre alt war. Seither lebte Theodor Riehl mit seiner verwitweten Mutter im elterlichen Haus in der Herrengasse mit der damaligen Hausnummer 210 – auch noch, als er seine spätere Frau kennenlernte und fast 30 Jahre alt war.

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