Peter Schröcksnadel - Florian Madl - E-Book

Peter Schröcksnadel E-Book

Florian Madl

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Beschreibung

Eine kritische Würdigung Als wichtigster Sport-Präsident des Landes hinterlässt Peter Schröcksnadel tiefe Spuren. Bequem war er nie, unumstritten auch nicht. In jedem Fall aber ist der Tiroler eine spannende Persönlichkeit, ein gewiefter Unternehmer, lautstarker Präsident und meinungsstarker Sportler. Florian Madl gelingt eine aufschlussreiche, kritische Annäherung, die Leistungen genauso würdigt wie die Schwächen und Tiefschläge nicht ausspart. Als Leiter der Sportredaktion der Tiroler Tageszeitung hat Madl viele der prägenden Ereignisse persönlich miterlebt. Außerdem konnte er Kritiker, Wegbegleiter und Beobachter gewinnen, sich dem Phänomen PS zu nähern.

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Florian Madl

PETER SCHRÖCKSNADEL

ÜBER EINEN, DER NICHT VERLIEREN WILL

Inhalt

Prolog

Niemals Unrecht und Abhängigkeit

-Toni Innauer: Es war die Gunst der besonderen Jahre

Schröcksnadels Rollenspiel

-Marcel Hirscher: „Leute, ich helfe euch“

-Eva-Maria Brem: Direkt, nüchtern, abgebrüht

Abtrünnige

-Andrew Hourmont: Wir waren damals vielleicht nicht die größten Freunde

-Lukas Müller: Es braucht wenig, um die Macht des Präsidenten zu spüren

Der Erfolgsmensch

-Benjamin Raich: Für Plauschereien keine Zeit

-Stephan Eberharter: Bitte fahr mit, Peter!

„Austria is a too small country to make good doping“

-Max Ischia: Der Peter, der Schröcksi, der Präse

-Peter Filzmaier: Der Schneemann aus dem vorigen Jahrhundert

Die heiße Kartoffel #metoo

-Sarah Lewis: Es fällt schwer, sich Peter Schröcksnadel im Ruhestand vorzustellen

-Nicola Werdenigg: Mir ging es ausschließlich ums System

Skandale, Skandälchen, Medienereignisse

-Norbert Darabos: Peter, der …?

Über Olympia-Touristen, Killer und die Sportkultur in Österreich

-Wolfgang Schüssel: Der Präsident

„Da wollte ich wirklich aufhören“

-Katharina Trojan: Oft habe ich gestaunt

Fischer, Förderer, Fanatiker

-Bundespräsident Alexander Van der Bellen: Kein Blatt vor dem Mund

Anhang

Lebenslauf Peter Schröcksnadel

Ehrenamtliche Tätigkeiten

Sportliche Erfolge/Masters-WM

Ehrungen und Auszeichnungen

Autor / Kolumnisten

50 Athleten bedankten sich in einem Buch voller Zitate bei Peter Schröcksnadel. Die limitierte Ausgabe umfasste nur 20 Stück.

Prolog

„Wer ihm einmal begegnet, der vergisst ihn so schnell nicht wieder“, fasste die „Süddeutsche Zeitung“ eine Begegnung mit Peter Schröcksnadel in Worte. Der Tiroler teilt sein Umfeld in Befürworter und Gegner, viel Grauzone bleibt nicht. „Hüte dich vor allem, was es gibt“, prangt auf einem Schild, das jahrelang seinen Schreibtisch im Innsbrucker ÖSV-Büro zierte. Es war auf die Ankömmlinge gerichtet und sollte wohl deren Erwartungshaltung dämpfen.

Wer sich als Österreicher nicht in erster Linie über Ski-Erfolge definiert – also entgegen der Meinung Schröcksnadels die überwiegende Mehrheit –, beteiligt sich nicht an einer glattgebügelten Huldigung des Erfolgsgaranten, der den Österreichischen Skiverband über 31 Jahre wie kein anderer prägte. Dass sein Abgang kein reibungsloser war, dass er kurz vor der Übergabe an Karl Schmidhofer im Juni 2021 noch einmal Langzeit-Verträge für den ÖSV unterzeichnete, untermauert diese Feststellung.

„Ski-Napoleon“, „Alpenkönig“, „Lift-Kaiser“, „Diktator“ – die Wortkreationen der Kritiker bezogen sich stets auf den bisweilen monarchisch-autokratischen Führungsstil von „PS“. Wer es gut mit ihm meinte, charakterisierte ihn als „Reibebaum“. Und alle anderen? Die würdigten ihn und dankten dem 80-jährigen Tiroler für das, was dem Land in seiner Ära an Medaillen gewonnen wurde: 114 Olympia-medaillen, 295 WM-Medaillen, 1288 Weltcupsiege, dazu fünf Heim-Weltmeisterschaften. Genug also, um eine selbsternannte Ski-Nation glücklich zu machen.

Die Motivation war dem Schirmherrn an der Spitze, dem die Mehrheit aller 21 Sportminister in seiner Ära und die meisten Athleten bis zuletzt ihre Ehrerbietung erwiesen, niemals ausgegangen. Und wie immer bemühte Schröcksnadel dafür einen Vergleich aus dem Fischer-Jargon: „Fischen lebt von der Hoffnung, weil du oft verlierst.“ Und Niederlagen hasste Schröcksnadel, also gewann er lieber: als Verbandspräsident, indem er Sponsorengeld lukrierte und den ÖSV aus den roten Zahlen zur finanzstärksten Sportinstitution des Landes machte; als Sportler – Schröcksnadel darf sich Senioren-Weltmeister nennen; als Mastermind hinter den Rennteams – wenn im Winter jemand gewann, dann jedenfalls die Skisportler. Aber alle waren nicht glücklich mit dem, was PS als Tourismusmotor einstufte: mit dem rotweißroten Selbstbild, dem Wedel-Klischee, dem überbordenden Patriotismus und dem, was sich bisweilen dahinter verbarg.

Es war schwierig, neben Huldigungen für dieses Buch auch kritische Geister dazu zu bewegen, sich mit der Figur Peter Schröcksnadel schriftlich auseinanderzusetzen. Die einen hatten bereits Sträuße mit ihm ausgefochten und wollten das nicht wieder tun. Mancher meinte, die in die Öffentlichkeit getragenen Scharmützel hätten ihm, seinem privaten und beruflichen Umfeld geschadet. Mancher wollte wochenlang wenig Schlaf gefunden haben, als er mit dem mächtigen Mann an der Spitze des Skiverbands nicht auf Linie war. Andere wiederum beteuern, sich seit dem Disput mit Schröcksnadel nicht mehr mit dem Skisport zu befassen.

Ist Peter Schröcksnadel böse? Nein. Aber ein Mann, der Imageverlust im Sinne seiner Sache schmerzbefreit in Kauf nimmt, der dem Feuilleton gerne sprichwörtlich die Zunge zeigt. Der es gewohnt ist, auszuteilen und einzustecken. Der sich in Impfdebatten ebenso einmischt wie in die Mittelverteilung des Sommersports. Der soziale Medien meidet und lange Zeit auf Smartphones verzichtet hatte, als es kaum mehr Tasten-Handys auf dem Markt gab. Sein Motto: „Ich bin ein Fischer. Ich weiß, wann der Fisch zubeißt.“ Und im Moment, da der Streit zu eskalieren droht, gibt sich Schröcksnadel versöhnlich, streckt die Hand aus, gibt sich konfuzianisch: „Es gibt nicht nur Sonne, es gibt auch Regen.“ Er müsse für den Verband geradestehen und ihn so führen, dass dieser erfolgreich sei.

Die vorliegende Biografie, nicht autorisiert und deshalb mit entsprechender Distanz verfasst, kommt aus der Feder eines journalistischen Wegbegleiters und einiger anderer, die Peter Schröcksnadel aus Nähe und Ferne betrachten durften, die mit ihm beruflich zu tun hatten oder auch nur als Konsumenten. Spurlos gingen er und seine Ära an keinem vorbei, dafür sorgten sportliche und wirtschaftliche Erfolge ebenso wie Doping-Aufreger, Missbrauchsschlagzeilen oder Vertragsstreitigkeiten. Wenn man eines über Schröcksnadels ÖSV-Präsidentschaft zwischen dem 23. Juni 1990 und dem 19. Juni 2021 mit Gewissheit sagen kann: Er blieb sich in all den Jahren stets treu.

Niemals Unrecht und Abhängigkeit

Schulzeit, Konkurs der Eltern, Lawinen- und Schatzsuche, Unternehmertum

„Ich bin ein Internatskind. Für uns zählten immer Zusammenhalt, Solidarität und dass man sein Wort hält.“

Um Peter Schröcksnadel zu verstehen, muss man weit in die Vergangenheit reisen, in die Innsbrucker Kindheit im Stadtteil Saggen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine Schilderungen begleiten Sätze wie: „Nach dem Krieg haben wir Bandenkämpfe geführt, wir haben mit Handgranaten gespielt.“ Einer seiner Freunde habe dabei auf dem Balkon eine Hand verloren, da war Peter Schröcksnadel sechs oder sieben Jahre alt, so genau weiß er das nicht mehr. Bruchstückhaft tauchen Erinnerungen aus seiner Freizeit auf: Als Schütze mit damals allerorts verfügbaren Gewehren sei er miserabel gewesen. „Ich traf aus drei Metern keine Zwei-Meter-Scheibe.“ Es sei ein karges Leben gewesen, ein hartes. Eines, das ihn nachhaltig geprägt habe, aber das weniger tiefe Spuren hinterließ als die darauffolgenden Schuljahre.

Die Schulzeit

Besonders die Internatszeit als Gymnasiast in Lienz grub sich tief in das Gedächtnis des Heranwachsenden ein. Dass er dort landete, war einem besonderen Umstand geschuldet, keinem Plan: „Ich wusste ja gar nicht, was ich da überhaupt tat.“ Seine Erklärung: „Ein Freund von mir, ein Halbwaise, musste dorthin. Da ging ich mit ihm, ich war solidarisch.“ Die Eltern hätten den heranwachsenden Peter Schröcksnadel jedenfalls nicht nach Osttirol geschickt.

Wie viel der Sohn einer Schneider-Familie von den 1950er-Jahren im Gedächtnis behielt, lässt sich allein an den Ausführungen des Jubiläumsmagazins seiner Firma Sitour ermessen, die diese anlässlich des 50-jährigen Bestehens veröffentlichte. Darin berichtete der spätere Großunternehmer im Zusammenhang mit der Klosterschule von einem „Nazi-ähnlich diktatorischen Stil“. „Es war hart, um nicht zu sagen: brutal.“ Schon damals zeigte sich, dass sich Schröcksnadel mit Hierarchien und Autoritätspersonen schwertat. Das Magazin schloss daraus: „Sein Wunsch nach einer selbstständigen beruflichen Tätigkeit mag wohl bereits damals geweckt worden sein.“

Das Leben in Osttirol war kein Honiglecken, wie Schröcksnadel ausführte: „Wir waren Zöglinge, keine Schüler. Aufstehen um 6 Uhr in der Früh, 6:30 Uhr Studium, 7:30 Uhr Frühstück, 8 Uhr Schule, 14 Uhr Studium, eine halbe Stunde Pause, Studium bis 18:30 Uhr, Bettruhe.“ Wer das nächtliche Schweigegebot brach, erregte den Zorn der Präfekten. Verpfiffen wurde beim Zuwiderhandeln nicht, eine Strafe folgte auf den Fuß: „Wir mussten dann unsere Betten zerlegen und in den Hof runtertragen, auch bei 20 Grad minus. Dann mussten wir uns in den Gang rausstellen – ohne Decke.“

In der Gesprächsserie „Zeitzeugen im Gespräch“ (aufgezeichnet im Haymon-Verlag) zitierte ihn der Chefredakteur der „Tiroler Tageszeitung“, Mario Zenhäusern, im Jahr 2004: „Ich habe seit damals Subordinationsprobleme, also Probleme, mich so mir nichts dir nichts unterzuordnen, ohne von einer Sache überzeugt zu sein.“ Ein Wesenszug, der ihn über all die Jahre als Unternehmer und Präsident des Österreichischen Skiverbands begleitete. Mauern des Widerstands waren stets da, um sie einzureißen, bisweilen auch polternd. So bei der Runderneuerung des in die Jahre gekommenen Austria Ski Pools, der heimischen Firmen ein Exklusivrecht im rot-weiß-roten Rennlauf gesichert hatte. Oder bei der Fremdvermarktung österreichischer Weltcup-Rennen. Beide Bastionen brachte er zum Einsturz.

Zurück in die 1950er-Jahre, zurück nach Lienz

Am Samstag wurde dort gebeichtet, am Sonntag ein Ausflug gemacht. „In Zweierreihe. Und gehaut haben sie uns, die Erzieher, wenn ihnen etwas nicht passte.“ Schröcksnadel zog Parallelen zur Gegenwart, in der die Aufarbeitung solcher Usancen die Einrichtungen einholt: „Es war furchtbar. Ich könnte heute noch zur Klasnic-Kommission gehen und mich beschweren.“ Strafen seien in Ordnung – wenn man wüsste, wofür. „Aber nicht, um jemand zu sekkieren.“

Irgendwann hat es gereicht

Und wieder tun sich Parallelen auf mit einer Zeit, die längst im neuen Jahrtausend angesiedelt ist: Mutmaßliche Ungerechtigkeit – unter diese ordnete er auch die olympische Doping-Razzia von Turin (2006), den Gerichtsprozess in Italien, die Nachwehen ein. „Der eigentliche Skandal ist der, dass es kein Doping-Skandal war, aber vom Staatsanwalt, vom IOC und den Medien zu einem gemacht wurde.“ Nach Schröcksnadels Verständnis konnte die Überführung und Sperre einiger Sportler und Trainer seinem Verband nicht pauschal angelastet werden. Doch davon mehr im Kapitel Doping.

Irgendwann wurde es Schröcksnadel in seiner Internatszeit zu viel. Mit einem Freund büxte er aus und fuhr im Triebwagen eines Korridorzugs nach Innsbruck. „Die Polizei holte uns um 4:15 Uhr raus. Wir verbrachten als Elfjährige zwei Tage im Polizeigefängnis, dann holten sie uns ab.“ Als Bestrafung eignete sich aus Sicht der Erzieher auch das Startverbot für Nachwuchs-Skirennen. Schröcksnadel galt damals sportlich als große Hoffnung. In der 5. Klasse folgte schließlich der Abschied. „Ich sagte, da bleibe ich nicht, von Ostern weg gab ich aus Protest Schularbeiten leer ab.“

Das nächste Internat folgte. Wieder selbstbestimmt ging es nach Reutte – bis November. „‚Da bleibe ich auch nicht‘, sagte ich mir, obwohl es dort im Vergleich harmlos war.“ Der Teenager machte sich auf die Suche nach einem Bauernhof, wo er wohnen konnte. In der kleinen Gemeinde Höfen nahe seiner Schule wurde er fündig. „Ich habe meine Eltern angerufen und ihnen gesagt: ‚Ihr könnt’s mich abholen, wenn ihr das nicht wollt – oder ich bleibe weiter in der Familie.‘“ Schröcksnadel blieb, half in der Folge auf dem Hof mit, verdiente sich ein Taschengeld und auch seine Noten verbesserten sich. Aber es war nicht seine letzte Station als Schüler. In Innsbruck absolvierte er schließlich seine Matura an der Handelsakademie – doch die nächste Herausforderung stand schon bald an.

Der Konkurs des Familienbetriebs

Früher als ihm lieb war, musste er für sich selbst aufkommen, denn der für ihn unerwartete Konkurs des elterlichen Schneiderei-Unternehmens lastete Anfang der 1960er-Jahre schwer auf ihm. „Du lebst in einer Familie, in der es allen gut geht, wo der Vater gut Geld verdient. Uns ging es nie schlecht, doch auf einmal steht der Exekutor da.“ Ein Streik in New York habe zu einem Warenengpass geführt. Für seine spätere Unternehmertätigkeit war das eine weitere Lektion: „Mein ganzes Leben hatte ich mir niemals vorgenommen, viel Geld zu verdienen. Mein einziges Ziel war, nicht pleite zu gehen, und automatisch geht es dann in die andere Richtung. Weil ich diese Erfahrung hatte, das war was Prägendes. Der Konkurs war vielleicht die wichtigste Erfahrung in meinem Leben.“

Abhängigkeit – das sollte bei ihm Zeit seines Lebens nie der Fall sein. Es sei eine lehrreiche Erfahrung gewesen, eine mit Folgen für sich und seinen weiteren Lebensweg. „Ich war 20, studierte Rechtswissenschaften – es war schlimm. Ich hatte keinen Job, meine Frau erwartete ein Kind.“ Was tun? Der Jung-Vater versuchte sich als Vertreter für eine Unterwäsche-Firma, doch glücklich wurde er damit nicht.

Die akademische Laufbahn endete jäh, eine neue Lernphase begann. Sein Fazit: „Es ist ein Vorteil, wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst. Dann geht es nur mehr in eine Richtung.“ So habe er sein Berufsleben begonnen – mit nichts, ohne Kontakte, ohne abgeschlossene Ausbildung. Schließlich entschloss er sich zur Selbstständigkeit: „Ich wusste aber nicht, womit.“

Toni Innauer

Es war die Gunst der besonderen Jahre

Es waren Juan Antonio Samranch und Michael Payne, die, in den Achtzigerjahren beginnend, die spektakuläre „Olympische Wende“ vollzogen: Das IOC, mit seinen verstaubten Ringen und Ladenhüter-Spielen, verwandelte sich in die bekannteste Marke der Welt. Wie eine Blaupause dazu hat Peter Schröcksnadel – eine Liga tiefer – den ÖSV von einem sportlich anerkannten, aber peinlich unterfinanzierten Laden zu einem international bestaunten Vorzeige-Sportkonzern geformt.

In beiden Fällen waren es wirtschaftlicher Instinkt, politisches Geschick und Durchsetzungskraft der Präsidenten, die in mutigen Schachzügen vieles neu gestalteten und ihre Verbände ins gelobte kommerzielle Paradies führten. Trotzdem wäre eine Heiligsprechung übertrieben. Es waren auch „die Gunst der besonderen Jahre“, die dramatisch und global veränderten politischen Rahmenbedingungen, gekoppelt mit technologischen Innovationen und Entwicklungen, die völlig neue Zugänge ermöglichten. Viele wirtschaftlich versierte und Unerschrockene konnten damals zuvor nie dagewesene Chancen identifizieren und verwerten: Der Eiserne Vorhang war gefallen, realer Kommunismus und Sozialismus lagen am Boden.

Ein endgültig enthemmter Kapitalismus entdeckte den Profisport, das scheinheilige olympische Amateurstatut wurde widerstandslos entsorgt und die Sportwelt radikal umgebaut. In den Markt drängende Unternehmen, private Fernsehanstalten, Wettbüros und das Heraufdämmern des digitalen Zeitalters fanden im Spitzensport kongeniale Partnerschaften. Die Preise für TV-Rechte und Werbepartnerschaften schraubten sich in ungeahnte Höhen.

Unser zukünftiger ÖSV-Ex-Präsident hat die Möglichkeiten rechtzeitig erkannt und mitgestaltet, verzopfte Strukturen im Verband bereinigt, essenzielle Rechte für den ÖSV juristisch durchgekämpft und ökonomisches Wachstum nachhaltig mit sportlichem Erfolg abgesichert.

Mit stolzem Blick auf sein bemerkenswertes Lebenswerk hat er den Verband neuen Lenkern übergeben und sie großmütig in die Post-Schröcksnadel-Ära entlassen!

Aber die Hintergrundgeräusche rund um seine Nachfolge klangen weniger harmonisch: Michael Huber zog sich zurück, Michael Walchhofer fiel plötzlich in Ungnade, Renate Götschl kandidierte überraschend. Es sollte zwar der Mantel, aber nicht das Zepter abgelegt werden!

Damit engte Schröcksnadel Entwicklungsmöglichkeiten und Reputation seines Nachfolgers empfindlich ein.

Lawinensuche, Selbstfindung

Schröcksnadel wurde auf die Förster-Sonde aufmerksam, eine Erfindung des gleichnamigen deutschen Physikers Friedrich Förster, die bei Lawinenabgängen eingesetzt werden konnte. „Und da hat einer gesagt: Lawinensuchen wäre gescheit.“ Einen Magneten, Vorläufer des heutigen Suchsystems, perfektionierte er. Doch der Tiroler Pionier musste Geduld aufbringen, denn Geld konnte Schröcksnadel damit zunächst keines verdienen. Zu groß waren die Vorbehalte der Bergretter – es gab schließlich auch die bewährten Lawinenhunde.

Auch das damalige Bestreben, alle Skifahrer mit Magnet-Respondern für den Fall eines Lawinenunglücks zu versehen, stieß auf Widerstand. Für den jungen Peter Schröcksnadel war das eine weitere Lernphase, wie er später befand: „Wenn es drauf ankommt, bist allein, musst dich auf dich selbst verlassen. Du musst schauen, wie du mit der Situation fertig wirst.“

Da kam es ihm nicht ungelegen, dass die deutsche Illustrierte „Quick“ Gerüchten um verschollene Schätze nachging. Schröcksnadel wurde mit der Suche im Salzburger Hintersee betraut. Dem Auftrag zufolge ging es um drei Lkw-Ladungen Nazi-Gold des Reichsaußenministers Joachim von Ribbentrop. Der „Nibelungen-Hort“ des Kriegsverbrechers wurde zwar nie ausgehoben, aber Schröcksnadel verdiente mit 35 Deutsch-Mark Stundenlohn im Zuge dieses Projekts eine erkleckliche Summe. „Egal ob ich arbeitete, schlief oder aß – ich verdiente einen Haufen Geld damit, das half mir beim Überleben“, wurde er zitiert. Bereits beim ersten Tauchgang hätte man das unerfahrene Team aus dem Schlamm des Sees ziehen müssen. Doch bis auf ein paar Pfundnoten fand der Innsbrucker nichts, obwohl bis heute manche behaupten würden, sein Reichtum entstamme möglicherweise einem Salzkammergutsee. Zwei Monate nach diesem erfolglosen Abenteuer wollte es Schröcksnadel noch einmal versuchen, allerdings fand er an derselben Stelle eine leere Fläche vor: Man hatte in einem Stausee gesucht. „Da hat die Redaktion offensichtlich schlecht recherchiert.“ Auch am Königssee war Schröcksnadel im Einsatz, dort barg er den ersten Toten. „Ist die Leiche tot?“, hätten ihn die Beamten am Telefon gefragt.

Tote beförderte Schröcksnadel noch einige ans Tageslicht. Bei mehreren Lawinenunglücken rief man ihn in der Folge zu Hilfe, unter anderem in Sulden nahe dem Ortler, wo am 6. April 1975 eine enorme Lawine abgegangen war. Mehrere Autos in bis zu vier Meter Tiefe konnten dank Schröcksnadels Erfahrung geborgen werden, für acht Menschen kam jede Hilfe zu spät.

Am selben Tag war auch am Brennerpass eine Lawine abgegangen – mit ebenso dramatischen Folgen: 14 Tote galt es zu beklagen. Das wirkte nach, denn seit damals lockt den passionierten Skifahrer das freie Gelände nicht mehr: Das Terrain abseits der Piste sei „zu gefährlich“, befand der Experte für Ski-Sicherheit. Doch ausgerechnet die wenig einträgliche Lawinensuche brachte Schröcksnadel zum Österreichischen Skiverband: Am Dachstein-Gletscher ging ein ÖSV-Lift im Zuge anhaltenden Schneefalls verloren, eine Anlage mit Porsche-Aggregat, rund zwei Millionen Schilling teuer. ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner besann sich seines Bekannten Peter Schröcksnadel. Der war sich immer noch einer Sache sicher: „Beim Suchen bin ich der Beste gewesen.“ Er behielt Recht – und knüpfte gleichzeitig die ersten zarten Bande zum Verband.

Die Anfänge als Unternehmer

Der Startschuss der Laufbahn als Selbstständiger erfolgte 1965 – und es war nicht zuletzt die Lawinensuche, durch die Schröcksnadel in die Tourismusschiene gelenkt wurde. Durch Kontakte und auf Empfehlung nahm er an einem Symposium für Lawinensicherheit im Schweizer Dorf Mürren teil. Er sollte dort seine Förster-Sonde vorführen – und traf dabei auf Universitätsprofessor Leo Chavanne. Der hatte sich bereits dem Konzept der Pistenleitsysteme verschrieben und inspirierte damit auch Schröcksnadel. Doch wie sollte der Innsbrucker die Lizenz und den Start ins Unternehmertum finanzieren? Ein Darlehen über 10.000 Schweizer Franken legte die Schiene, Chavanne vertraute darauf, dass der damals 24-jährige Tiroler das Geld zurückzahlen würde. Der Rest ist Teil einer Erfolgsgeschichte, die sich von Mitteleuropa aus (Deutschland-Ableger Sitour 1974) bis in die USA (1984) und Kanada (1985) erstreckte und die mit der Firma feratel (seit 1978; touristischer Anbieter, u. a. Panorama-Fernsehen, Reservierungsplattform) eine Fortsetzung fand.

Juni 2021: „Ich verfolge die sogenannte Polsterzipfel-Methode. Man kann nicht gleich den ganzen Polster haben, sondern muss ihn an einem Zipfel nehmen und langsam, nach und nach zu sich ziehen. Dann hast du am Schluss den ganzen Polster.“

Peter Schröcksnadel im Abschieds-Interview mit der Austria Presse Agentur.

Schröcksnadels Rollenspiel

Zwischen Retter und Vermarkter, zwischen Traditionalisten und Modernisierer

„Angestrebt habe ich das Präsidentenamt nicht. Aber es war eine Aufgabe, und mich interessieren Aufgaben, nicht das Geld. Wenn Geld die Motivation ist, wirst du nie was.“

Der 18. Mai 2021, kurz vor 20 Uhr. Nervös streiften Vertreter der österreichischen Landesskiverbände durch ein Hotel im Salzburger Vorort Anif. Viel galt es an diesem Abend zu besprechen, denn vier Wochen später stand die Wahl des neuen Skiverbandspräsidenten an. Die wollte vorbereitet sein, um eine Kampfabstimmung tunlichst zu vermeiden. Im Idealfall stünde bei der Länderkonferenz am 19. Juni 2021 in Villach nur ein Kandidat zur Wahl – die dann keine mehr wäre, sondern eine bloße Legitimation des von allen Interessensgruppen goutierten Chefs. Für die Ehrenamtlichen aus den Bundesländern, die das Prozedere durchführten, war das ein ungewohntes Szenario. Denn über drei Jahrzehnte hatte sich die Wahl des ÖSV-Obersten als Nebenschauplatz erwiesen, ein nüchtern abzuhandelnder Programmpunkt jeder dritten der jährlichen Länderkonferenzen, da die Amtszeit des Präsidenten drei Jahre umfasst. Ein bloßes Abnicken also.

Rückblende

Am 20. Juni 1987, drei Jahre vor seinem Antritt, galt Peter Schröcksnadel im Bregenzer Hotel „Mercure“ bereits als unumstrittener designierter Nachfolger von Arnold Koller nach dessen 15 Jahre andauernder Amtszeit. Und am 23. Juni 1990 wurde der Tiroler schließlich, wie erwartet, einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt – für, wie sich dann zeigte, damals unvorstellbare zehn Amtsperioden und ein Jahr Corona-Nachschlag: 2020 wurde die Wahl ausgesetzt, Sckröcksnadel wollte den Verband im schwersten Jahr „nicht im Stich lassen“.

Bis zum Jahr 2020 war die Nominierung Peter Schröcksnadels also eine Randnotiz. Kaum jemand maß diesem Standardprozedere viel Bedeutung bei. Allein das Thema auf den Tisch zu bringen, wäre einer Majestätsbeleidigung gleichgekommen, einem Frontalangriff auf den Langzeitpräsidenten. Und als das Thema schließlich doch unvermeidbar wurde, als Schröcksnadel vor dem 80. Geburtstag stand und eine Neuwahl unabdingbar schien, da war die Büchse der Pandora bereits geöffnet. Jetzt kochte über, was über Monate, über Jahre nicht vorbereitet worden war: Schröcksnadels Nachfolge. Schröcksnadel selbst meinte zu seinem möglichen Abgang in den Jahren zuvor meist gar nichts, wohl wissend, dass das auf ihn zugeschnittene Funktionärsprofil kaum jemand erfüllen könnte: „Wenn es einen Besseren gibt als mich, dann soll der Präsident sein.“ Er wolle keinen bezahlten, sondern einen ehrenamtlichen Nachfolger, wie er selbst einer ist. Nur der sei unabhängig. Und einer, der „300 Tage im Jahr“ verfügbar wäre, am besten also privat ungebunden.

Nachfolgetendenzen

Nervös warteten an diesem 18. Mai 2021 auch Journalisten vor dem Anifer Hoteleingang, um in der Sitzungspause wieder vor den Konferenzsaal zu treten und mögliche Tendenzen für die Schröcksnadel-Kandidatin Renate Götschl oder für deren Opponenten Michael Walchhofer zu erhaschen oder zumindest Stimmen enttäuschter Funktionäre. Noch nie in der Sportgeschichte Österreichs hatte eine Wahl dermaßen viel Aufsehen erregt. Und ein wenig hatte sich Schröcksnadel den Wirbel selbst zuzuschreiben, denn immer wieder gab der 79-Jährige in den Monaten vor seinem endgültigen und terminisierten Abgang im Juni Wasserstandsmeldungen in der Öffentlichkeit ab. Seine Neutralität zu Beginn („Die Entscheidung treffen die Landesverbände“) wich schon bald einer offenen Positionierung gegen Michael Walchhofer. Der Zauchenseer hatte im Vorfeld klargemacht, dass er im Skiverband allerhand umkrempeln und den Verband modernisieren wolle, was Schröcksnadel so nicht stehen lassen wollte: „Der hatte viele Jahre Zeit, sich einzubringen, so oft hat man ihn nicht gesehen.“

Die Front zum Salzburger Landesverband tat sich auf, der Heimat des Ex-Abfahrtsweltmeisters Walchhofer und zudem Gastgeber der Ski-WM 2025 in Saalbach. Als Schröcksnadels Abschied nahe war, opponierte auch Bartl Gensbichler, der Landespräsident, offen gegen das Langzeit-Oberhaupt aus Tirol: „Der Präsident, glaube ich, ist in dieser Sache nicht verhandlungsbereit. Er hat sich für Renate Götschl positioniert.“ Außerdem habe Gensbichler das Gefühl, dass Schröcksnadel im Hintergrund auch jetzt noch weiter die Fäden ziehen wolle. „Ich bin einfach überzeugt, dass die wirtschaftliche Kompetenz von Michael Walchhofer weit über der von Renate Götschl steht“, so Bartl Gensbichler. Schröcksnadel geriet ob des medial geäußerten Widerspruchs außer sich, die präsidiale Nonchalance und Überparteilichkeit wich einer Wut: „Das nenne ich undankbar!“ – eine Anspielung darauf, dass er den Salzburgern mit Saalbach eine WM beschert hatte, indem er bei der Vergabe des Weltverbands FIS seine über Jahre gepflegten Kontakte spielen ließ.

Dabei wäre Schröcksnadel jahrelang dazu angehalten gewesen, einen Erben zu suchen. Wollte er das nicht? Konnte er nicht? Oder war das Anforderungsprofil – politisch und finanziell unabhängig, sportaffin und ehemals unternehmerisch tätig – zu komplex? „Entweder ich darf einen Nachfolger aussuchen oder nicht. Jetzt wird mir vorgeworfen, ich habe keinen gesucht. Wenn ich einen suche, heißt es: ‚Das darf er nicht‘. Meine Meinung ist: Ich habe das gute Recht, jemand zu suchen.“ Tatsache war: Schröcksnadel hatte im Hintergrund immer wieder mögliche Nachfolger gesucht, aber vergebens. Der Vorarlberger Hotelier Patrick Ortlieb, Abfahrts-Olympiasieger 1992, war Schröcksnadels ursprünglicher Kandidat im Jahr 2019 gewesen. Aber dessen politische Vergangenheit allein (im Nationalrat für die FPÖ) disqualifizierte ihn für dieses Amt. Es folgte der Kärntner Klaus Pekarek, ehemals Generaldirektor einer Versicherung. Und Ex-Slalom-Ass und ORF-Experte Thomas Sykora. Und Kitzbühels Ski-Club-Präsident Michael Huber. Alles sagten ab.

Gekämpft wurde mit harten Bandagen

Im Mai 2021 entspann sich ein Richtungskampf, ein Glaubenskampf. Hier der Westen mit den Verbündeten Tirol und Vorarlberg. Dort die Aufmüpfigen – Salzburg, Oberösterreich, das Burgenland. Michael Walchhofer zog sich schließlich zurück. Und zuletzt scheiterte auch Schröcksnadels Not-Variante, die Ex-Weltmeisterin Renate Götschl. Die Steirerin tröstet sich nun mit der Rolle als Landespräsidentin ihres Heimatbundeslands. Niederösterreichs Präsident Wolfgang Labenbacher zauberte schließlich einen Vorschlag aus dem Hut, der wohl schon länger vorbereitet in der Schublade lag. Lange nach Mitternacht dieses 18. Mais ging der 69-Jährige im Zuge der Patt-Situation mit seinem Vorschlag in die Diskussionsrunde: Karl Schmidhofer, bis zu diesem Zeitpunkt steirischer Präsident. „Ich habe mich stundenlang auf diese Sitzung vorbereitet und mir schon im Vorfeld eine Lösung überlegt“, zitierten ihn die „Niederösterreichischen Nachrichten“. Der Kompromiss-Kandidat sei als finaler Schachzug geplant gewesen – was Schröcksnadel ahnte und erzürnte. Aber sechs Landesverbände stimmten zu, Tirol und Vorarlberg schließlich auch.

Es war eine Wahl, die alle Parteien, also auch die opponierenden Salzburger und Oberösterreicher, Sympathien kostete. Schröcksnadel gestand vor seinem Abgang: „Wie das gelaufen ist, da bin ich enttäuscht.“ Seine Mitschuld am Wirbel verneinte er: „Die Landesverbände fingen an zu streiten, da lief es aus dem Ruder.“ An sich selbst wollte Schröcksnadel deswegen nicht zweifeln: „Wenn nach 30 Jahren ein Vakuum entsteht, ist eine Diskussion normal. Es lief gegen Tirol und Vorarlberg, so etwas kann nicht gut ausgehen, wenn der größte Verband praktisch ausgeschlossen wird.“ Ein wenig sah man sich bei diesen Worten an ein Klischee erinnert, das Schröcksnadel mit seiner Tiroler Herkunft immer wieder bediente: das des Aufmüpfigen, des Unbequemen, der seine Landesfahnen hochhält. Ins Bild passt, dass der Tiroler am 20. Februar 1999 anlässlich des Todestages des Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer mit dem „Ehrenzeichen des Landes Tirol“ ausgezeichnet wurde. Ein symbolträchtiger Akt.

Letztlich wurde es also doch ein Politiker, einer aus dem Nationalrat, auch wenn Karl Schmidhofer seine politische Funktion nach der ÖSV-Wahl umgehend aufgeben wollte. Vielleicht war dieses Anforderungsprofil der politischen Unabhängigkeit ja auch nur ein Vorwand, denn selbst wenn es nur wenige wissen: Mit seiner auferlegten Regel hatte Schröcksnadel selbst zweimal gebrochen, denn Anfang des Jahrtausends machte er sich für Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner stark, die gegen Heinz Fischer antrat, dann auch für Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel. War das ein Fehler? Schröcksnadel weicht bei diesem Thema aus: „Ich war zumindest nie aktiv in der Politik. Und als Heinz Fischer gewonnen hat, habe ich auch ihm gratuliert, dann war die Sache erledigt.“

Politisch neutral

Schröcksnadel positionierte sich nicht gerne politisch, sein Unternehmertum ließ allerdings klare Schlüsse zu: „Ich bin ein progressiver Konservativer, genau aus der Mitte, bin aber nie für eine Partei eingetreten. Ein Türkiser ich aber nicht. Für mich war immer wichtig, dass der Verband nicht parteipolitisch geführt wird.“ Möglicherweise rührt die offen geäußerte politische Abneigung gegenüber Türkis daher, dass Karl Schmidhofer von Kanzler Sebastian Kurz als ÖSV-Präsident forciert wurde.

„Ich übergebe ein gemachtes Haus“, erklärte Peter Schröcksnadel bei der versöhnlichen Übergabe-Pressekonferenz wenige Wochen nach dem Entscheid vor laufenden Kameras. Doch den Haustürschlüssel, um beim Bild zu bleiben, wollte Schröcksnadel auch nach seinem Abgang nicht ganz abgeben. Zumindest wollte er wohl einen „Ersatzschlüssel“, um sein Kind, den Skiverband, weiter bemuttern zu können. „Ich habe ihn schwach übernommen, jetzt ist er stark.“ Und das sollte er auch bleiben. Wie zum Beweis kramte der Tiroler beim Abschied noch Zahlen hervor: dass er dem Skiverband im Corona-Jahr ein Plus von zwei Millionen Euro beschert habe, dass die Landesverbände einen Nachwuchs-Bus bekämen, dass man 500.000 Euro extra ausschütten wolle. Abschiedsgeschenke. Den Athleten bot er unverhohlen sein Netzwerk an, auch seinem Nachfolger Karl Schmidhofer und dessen Vorstandsteam stünde er mit Rat und Tat zur Seite, „wenn man mich fragt“. Denn Schröcksnadel verstand sich als Tausendsassa, wenn es um den Verband ging. Und tatsächlich – Rollen hatte er in den vergangenen Jahren viele eingenommen.

Marcel Hirscher

„Leute, ich helfe euch“

Training auf der Reiteralm: Grande Finale, 50 cm Neuschnee. Ein Training hätte normalerweise nicht stattgefunden, also half ich mit. Ich schaufelte eine Stunde – und auf einmal tauchte Peter Schröcksnadel auf. Da sah er mich schaufeln und sagte: „Das habe ich überhaupt noch nie gesehen, da helfe ich gleich mit.“ Erst hat uns der Schröcksi Peter mit seinen fast 80 Jahren eine Stunde geholfen, dann habe ich geil trainiert. Das ist sinnbildlich für den Mann, der sich einfach hinstellt – egal ob Präsident, ob alt oder jung – und sagt: „Leute, ich helfe euch.“ Und das finde ich megageil.