Pfennigdepressionen - Ulrich Tamm - E-Book

Pfennigdepressionen E-Book

Ulrich Tamm

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Beschreibung

Ein Pfennig geht den Weg seiner Bestimmung, durch alle Höhen und Tiefen. Die Wertlosigkeit, welche er von einigen/vielen Menschen erfährt, macht Ihn sehr, erst traurig und dann depressiv. Selbstmordgedanken flammen immer wieder in Ihm auf. Aber wie? Und dann kommt noch das Beste, der gehasste Euro. Jetzt, jetzt aber wirklich geht es mit den DM-Münzen und Scheinen bergab. Aber was wäre das für eine Geschichte, wenn aus dem Pfennig eine Schraube oder besser noch ein Cent werden würde. Das ist kein Ende für den Autor.

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Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Inhaltsverzeichnis

Sprichwort

Vorwort

Vorgeschichte

1984

1987

1990

2001

Nachsatz

Der Autor

Noch ein Gedicht

Sprichwort

Wer den Pfennig nicht ehrt,

ist des Talers nicht wert.

Na, ob das wohl so ist?

Vorwort

Das Gebrauchtwerden ist ein Geschenk,welchem man immer gern gedenkt,je mehr es wird Dir auch geben,desto besser ist das Leben,kommt's mal vor das dus nicht hast,geb Mühe Dir bis bald es passt,denn kommt es zu Dir gar nicht nie,bist Du dann traurig bis ganz weiß nicht wie,Traurigkeit ist eine Pein,wenn dus kannst las nicht sie rein,ist's der Trauer dann zuviel,kommt die Psyche mit ins Spiel,diese Psyche kommt daher und macht deinLeben extra schwer,kommt der Kopf nicht bald ins Lot,bist du leider mausetot.

Ulrich Tamm 22.4.2014

Vorgeschichte

Eigentlich bin ich ja noch gar nicht geboren, aber meine Geschichte beginnt schon viel eher und viele tausende Kilometer entfernt.

Weit entfernt in einem sehr öden Landstrich auf der anderen Seite der Weltkugel, da in der australischen Ebene liegen die materiellen Wurzel meiner Herkunft. Die planerischen Ästeleien wurden jedoch im fernen Deutschland, damals noch BRD, gesponnen.

Aber nun mal eins nach dem Anderen.

Da auf der anderen Weltseite gab es eine Gegend in der die Bodenzusammensetzung sehr eisenhaltig gewesen ist. Dieser Boden, auch weithin als Erz bekannt, wurde hier mit sehr großem Aufwand abgebaut. Viele Maschinen und noch viel mehr Menschen hatten sich hier zusammen gefunden, um den gewachsenen Boden zu zerkleinern.

Hier wurde mit großen Maschinen gebohrt, viele tausend Löcher, eng an eng. Über Tage wurde so eine riesige Fläche bearbeitet, es sah aus wie ein überdimensionales Sieb. Loch an Loch an Loch…… Und dann wurden alle Löcher in mühevoller Kleinarbeit wieder verstopft, ich habe es nicht verstanden, denn wenn da keine Löcher sein sollen, warum haben sie diese denn erst gebohrt?

Als endlich alles wieder geschlossen war, da hörte man in der ganzen Umgebung Trompetensignale, dann trat Stille ein und Karwummmmm flog der ganze, über Jahrtausende gewachsene Boden, mit einem Mal zig Meter in die Luft und ergoss sich in einem Niederschlag aus Brocken, Steinchen und Staub wieder auf die Erde zurück.

Als der Staub sich dann gelegt hatte, war das ganze Chaos zu erkennen. Nicht das die Landschaft vorher eine reine Schönheit gewesen ist, nein, aber jetzt sah man hier nicht mal mehr eine Landschaft, sondern nur noch Zerstörung.

Aber das schien hier niemanden zu stören, denn nun kamen die Schaufelbagger schoben die abgesprengten Teile so gut wie möglich zusammen und verluden das Geröll auf große LKW-Kipper. Damit begann ein Transport, dessen Ziel man schon von weitem erahnen konnte. In der Ferne stieg eine große Staubwolke auf und die war schon weit vor der akustischen Ortung sichtbar. Dieser Ort, voller Schmutz und unerträglichem Lärm, diente nur dazu die Erzbrocken auf eine handlichere Größe zu zerkleinern. Die Kipper luden ihre Last in großen Trichtern ab und fuhren wieder zurück, für die nächste Tour.

Aus den Trichtern liefen die Erze über Rüttler in große Brecher, welche sie in der Größe von Äpfeln wieder verließen und per Transportband auf Güterzüge verladen wurden. Güterzüge mit einer Länge von mindestens 5km und jeweils fünf Dieselloks zum Ziehen und zum Drücken des langen Wurms.

Mit diesem Transportvehikel ging die Reise an die Westküste.

Unter einem wiederum hohen Aufwand wurde das ganze Erz auf große Schiffe verladen und auf den weiten Weg nach Rotterdamm geschickt.

Spätestens hier, aber allerspätesten hier, muss doch jeder, aber auch wirklich jeder denken, dass aus diesem Erz eine sehr wichtige, wenn nicht sogar die Allerwichtigste Sache der Welt geschaffen werden muss.

Und genau so habe ich das auch gesehen.

Ich. Ja wer bin ich denn überhaupt?

Denn eigentlich gibt es mich ja immer noch nicht.

Aber als Planung liege ich schon lange vor und aus einem Teil dieses Erzes werde ich entstehen.

1984

Anfang Januar machte unser Schiff in Rotterdamm fest. Wir, das Erz, wurde gelöscht oder entladen, wie man das auch immer nennen mag. Jedenfalls wurden wir mit einem Kran aus dem Bauch des Schiffes gehievt und wieder auf ein Transportband verbracht. Von hier ruckelten wir mehrere Kilometer bis wir kopfüber in Wagons fielen und zu einer erneuten Bahnfahrt Richtung Ruhrpott zusammengestellt wurden.

Da die Züge in der BRD nicht so lang sein konnten, ging unser Weitertransport auch bald los. Gemütlich bummelten wir durch bewaldete und ländliche Landstriche. Aber irgendwann ließen die schönen Landschaften nach und gingen in eine erst gräuliche und dann graue Industrielandschaft über. Fördertürme, Industriehallen, Fabriken, Kohlenflöze und Hochöfen prägten die ehemalige Natur. Irgendwie sah alles vergiftet und ungesund aus.

In der Nähe eines Hochofens wurden unsere Wagons entladen und das Erz auf Halden, zu großen Bergen zusammen geschoben.

Ein kontinuierliches Kommen und Gehen von Radladern, ließ unseren Berg ganz rasant wieder verschwinden. So jetzt wurde auch mein Erzbrocken geladen und dem Bestückungselevator des Schmelzofens zugeführt. Als schön warm empfand ich die Temperaturen über dem Ofen, aber die kleinen Menschlein in ihren silbernen Schutzanzügen mussten bestimmt eingehen von den hohen Temperaturen.

Langsam näherten wir uns der Bestückungsklappe und konnten schon mal einen Blick in die flüssige höllenrote Masse und deren Fegefeuerflammen werfen. Je näher wir kamen umso unangenehmer wurde mir die Vorstellung, da hinein zu fallen und geschmolzen zu werden.

Aber mein Schicksal war besiegelt, auch ich fiel durch die Klappe hinunter in die Tiefe. In der breiigen heißen Flüssigkeit schmolz ich schnell dahin und in diesem Wechsel von einem Aggregatzustand zum nächsten teilte ich mich auf. Das schwerere Eisen sank nach unten, während der leichtere Teil, die Schlacke oben auf schwamm.

Durch einen Anstich im unteren Bereich lief ich, ein kleiner Metallanteil aus dem Höllenofen in einen Fertigungsprozess, an deren Ende große dünne Metallbleche entstanden, die beidseitig mit Kupfer plattiert waren.

Damit aber noch nicht genug nein, jetzt durchliefen wir noch eine Stanze, die aus den schönen Platten ganz viele runde Scheiben presste. Millionen von Scheiben, eine wie die Andere und immer weiter.

Scheinbar war hiermit die Vorfertigung abgeschlossen.

Denn dass diese Scheibchen das Endprodukt darstellen sollen, konnte ich mir gar nicht vorstellen.

Was für ein unsäglicher Aufwand wäre das denn auch gewesen?

Na ja, aber Menschen machen öfter mal Dinge, die sie selbst nicht verstehen.

Einige Tage standen wir Scheibchen jetzt herum und harrten der Dinge die kommen würden. Und tatsächlich wurden wir zu einem späteren Zeitpunkt in kleineren Einheiten, zu jeweils 10kg, in Säcke verpackt und verschlossen.

Die gesamten Säcke wurden zu vier Transporten zusammengestellt und an die verschiedenen Prägeanstalten ausgeliefert. Meine Tour ging nach Hamburg, wobei meine Scheibenbrüder nach München, Stuttgart und Karlsruhe fuhren.

Hier in der Prägeanstalt, bei der Hamburgischen Münze, durchliefen wir noch viele Maßkorrekturen und unser Gewicht wurde auch noch mal überprüft. Viele meiner Brüder wurden aussortiert und vernichtet. Aber wir der Rest, der alle Prüfungen überstanden hatte, der für gut befunden worden war, der, ja der wurde zu etwas ganz besonderen auserkoren.

Wir sollte Münzen werden, Münzen mit einem richtigen Wert.

Jeder wollte uns haben.

Wenn man viele von uns hat dann ist man reich.

Also waren wir begehrenswert.

Ich wurde richtig stolz und jetzt konnte ich auch alles verstehen, was bis jetzt passiert ist, für so etwas Wichtiges ist es bestimmt auch gerechtfertigt, das man am anderen Ende der Welt einen ganzen, wenn auch nicht schönen Landschaftsstreifen zerstört hat, oder?

Wir wurden die 1984ger. In allen vier Prägeanstalten wurden wir, die zwanzigste Auflage seit 1950 geprägt. In dieser Auflage entstanden 650 Millionen Pfennige und davon 200 Millionen mit einen J zwischen den Ähren über der 1.

Dieses J bezeichnete die Prägeanstalt Hamburg.

Für München stand das D, für Stuttgart das F und für Karlsruhe das G.

Ich kam blank und strahlend, als 152.347.214er Pfennig der Hamburger Prägung von 1984, aus der Stanze.

Ich, ein Geldstück mit eigenem Wert, das auch noch der berühmten Familie der D-Mark zugehörig war, was konnte einem noch schöneres passieren.

Ich war froh und stolz und und und.

Die Wichtigkeit unserer Art konnte man schon an der Menge der geprägten Münzen erkennen.

In 1984 waren es 650.000.000 Stück und seit Beginn unserer Art, also ab dem 06.05.1950 bis heute, wurden wir 11.693.000.000 mal geprägt und es sollten noch viele mehr werde.

Einige Zahlen.

Das Gewicht der Pfennige bis 1984 betrug 23.386.000kg. Wenn man alle Pfennige aneinander gelegt hätte, dann wäre eine Strecke von 192.934,5km dabei heraus gekommen. Damit hätten wir fast 5 x die Erde umrundet.

Gestapelt hätten wir eine Höhe von 16.136,34km erreicht.

Und zum Schluss. Zusammen hatten wir einen Wert von 116.930.000 DM. Wowwww.

Was mich später aber mal nachdenken ließ, das war die Frage 'wozu braucht jeder Mensch 212 Pfennige'.

Es gab ca. 55 Millionen Einwohner in der BRD, mit Kindern, Omas und Opas und jeder musste im Schnitt 200 Pfennige haben, Wozu?

Des Rätsels Auflösung folgt später.

So blitzeblank wie wir waren, wurden wir zu jeweils 50 Stück in eine Papierhülse gesteckt und in Säcken zu je 1.000 DM verpackt. Von hier aus ging die Reise in die ganze Republik, von Bayern bis Schleswig-Holstein und von Saarbrücken bis Hessen, alle Banken, Sparkassen und andere Geldhäuser wurden mit uns beliefert.