Pferd-to-go - Hannah Flemming - E-Book

Pferd-to-go E-Book

Hannah Flemming

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Beschreibung

Wanderreiten für Beginner - Band 2: Wanderreiten ist eine Leidenschaft, und der haben wir uns als Paar ganz und gar verschrieben! Während andere in ihrem Jahresurlaub nach Mallorca fliegen, ziehen wir lieber mit dem Wohnwagen und unserer Viererherde durch Feld, Wald und Wiesen. Band 2 berichtet von unseren Erlebnissen, Abenteuern und Unwegsamkeiten, die wir auf unserem Weg in die Lüneburger Heide bewältigt haben. Nicht zuletzt fand ein unfreiwilliger Pferdewechsel statt, denn allzu leicht kann aus einem 'Pferd-to-go' ein 'Pferd-to stay' werden ... Außerdem lassen wir die interessierten Leser:innen gern wissen, was es an Organisation und Ausrüstung braucht, um sich mit Pferden auf den Weg zu machen!

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Gib deinem Pferdviele gute Gründe,deine Näbe zu suchenund nicht einenum dich zu meiden

Widmung

Für meinen Mann Uwe,

der sich mit 60 Jahren so mutig

auf das Abenteuer Reiten

und die Pferdehaltung

eingelassen hat

Und der sich einem

Unerwarteten Pferdewechsel,

und all den damit verbundenen

Schwierigkeiten stellen musste.

Danke, dass Du nicht

aufgegeben hast!

Sonst wäre all das hier

nie möglich gewesen ...

Einleitung

Ich fahre eine Gruppe von Kindern zu einer Ferienaktion und kann hören, wie sich einige Mädchen hinter mir über Pferde unterhalten.

Die Kids sind so 9-12 Jahre, und in diesem Alter dreht sich bei vielen Mädchen einfach alles nur um Pferde.

Sie scheinen sich gerade gegenseitig aufzuzählen, was ihr Traumpferd ihrer Ansicht nach haben müsste.

„Mein Pferd muss ganz lieb sein", so lässt die eine die anderen Kids wissen, „es sollte springen können. Das muss nicht so hoch sein, aber es sollte nicht verweigern. Außerdem soll es im Gelände gelassen sein.

Ich will ein gelassenes Pferd haben, mit dem man durch Dick und Dünn gehen kann, über Stock und Stein! Das muss alles mitmachen."

Ich muss schmunzeln.

Genau solch ein Pferd habe ich - und Uwe, mein Mann, übrigens auch.

Aber beide Pferde besaßen diese Eigenschaften keinesfalls von Anfang an, sondern sie haben sie in vielen Ausritten und etlicher gemeinsamer Zeit mit uns zusammen erworben.

Das ist ein sehr weiter, aber auch sehr lohnender Weg, den man mit einem Pferd machen kann. Und wenn man - wie wir - auf Wanderschaft gehen möchte, so braucht man auch genau das:

Ein Pferd, welches mit einem durch Dick und Dünn geht, über Stock und Stein.

Kinder haben natürlich keine Vorstellung davon, wie man ein Pferd dazu bringt so verlässlich zu werden, wie sie es sich wünschen.

Muck beispielsweise habe ich mit 2,5 Jahren bekommen. Da kannte sie noch gar nichts - und war weit davon entfernt, Menschen überhaupt über den Weg zu trauen.

Ich habe von Anfang an jeden zweiten Tag etwas mit ihr unternommen - kleine Übungen auf dem Platz, Spielchen, Spaziergänge an der Hand.

Als sie alt genug war, um eingeritten zu werden, kannte sie längst den Sattel auf dem Rücken, die Arbeit an der Longe in allen 3 Gangarten, sie wusste, wie ich sie lenken will, und folgte mir vertrauensvoll überallhin. Doch das kommt nicht von selbst, dafür muss man viel Zeit mit seinem Pony verbringen. Im Gegenzug habe ich ihr manche Eigenart gelassen. So darf sie sich z.B. immer die Dinge anschauen, die ihr seltsam vorkommen, um sich eine Meinung zu bilden.

Dadurch braucht man manchmal sehr viel länger, um von A nach B zu gelangen. Doch dadurch wurde Muck zu einem recht unerschrockenen Pony, welches gewohnt ist, sich fragwürdigen Dingen zuzuwenden, anstatt einfach nur vor ihnen zu flüchten - so wie es viele ihrer Artgenoss:innen tun.

Alles, was ich an Grundlage für dieses Vertrauen mit Muck gelegt habe, geschah ganz nach dem Leitspruch, den ich auch diesem Buch vorangestellt habe: 'Gib deinem Pferd viele gute Gründe, um bei dir zu bleiben, und nicht einen, um von dir wegzuwollen.'

Natürlich ist es ideal, wenn man wie ich ein junges Pferd von Anfang an an sich gewöhnen, und schon früh solch ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann. Und natürlich geht das nicht immer so.

Das Pferd meines Mannes, Annie, haben wir erst mit 18 Jahren bekommen. Annie war zunächst Zuchtstute und hatte vermutlich mindestens drei Fohlen bekommen. Danach ist sie dann erst zum Westernreitpferd ausgebildet worden. Wir hatten sie leider aus schlechter Haltung erworben, denn sie war zuletzt durch die Hände von wenigstens zwei Vorbesitzer:innen gegangen, die sie nicht gut gefüttert hatten. Diese hübsche, sehr zart wirkende Stute kam in einem ziemlich heruntergehungerten Zustand zu uns, und anfangs stürzte sie sich deshalb auch immer wie eine Löwin aufs Futter.

Annie hatte also schon so einiges an Lebenserfahrung hinter sich, und leider hatte sie nicht nur gute Erfahrungen gemacht.

Bei einem Pferd wie ihr dauert es, um ein ähnliches Vertrauensverhältnis aufbauen zu können und vor allem, um die schlechten Erfahrungen zu überschreiben, die sie mit Menschen hatte machen müssen. Immer wieder gab es Situationen, in denen unsere Paintstute extrem gestresst reagierte, obwohl wir gar nichts Besonderes von ihr verlangten. Doch wir ließen sie stets wissen, dass sie bei uns nur ein Freizeitpferd sein und - artgerechter geht es wohl kaum - rund um die Uhr draußen sein durfte, in ihrer freien Zeit zusammen mit Muck auf der Weide ebenso, wie auch mit uns auf ihrem Rücken.

Auch Annie wurde so mit der Zeit sehr viel gelassener, und läuft mittlerweile mit wachen Augen - und gut gelaunt - mit meinem Mann Uwe durch die Landschaft.

Ausritte machten ihr ganz offensichtlich Spaß. Und wir waren guter Hoffnung, dass sie uns noch einige Jahre zusammen mit der sehr viel jüngeren Muck eine schöne Zeit in der Natur schenken würde.

Denn das ist es, was wir mittlerweile wirklich lieben: Zu viert in der Natur unterwegs sein!

Inhaltsverzeichnis

Wir wollen es wieder tun

Wanderreiten für Beginner

In die Planung

Ausbaldowern

Die Besonderheiten in diesem Jahr

Was man zum Wanderreiten braucht

Der Countdown läuft ...

Unsere Ausrüstung

Packlisten

Very tricky - die Zuordnung

Ein durchschnittlicher Tagesablauf auf Tour

Wanderritt in die Lüneburger Heide No.1

Ein schwieriger Anfang

Heideland mit Schießbefehl

Durch Mondlandschaft

Der verschwundene Weg

Flohmarkt & Gänseschar

Ein Erntefest zum Abgewöhnen

Ankunft im Backhäuschen

Urlaub - anders als erwartet

Neustart mit Annie

...

und Abbruch

Ein schwieriges halbes Pferdejahr ...

Die Suche nach einem neuen Pferd

Ein Pferd für Uwe

Das Experiment Pelle

Muck & Pelle

In Ausbildung

Check-up für den Wanderritt mit Pelle

Wanderritt in die Lüneburger Heide No.2

HINRITTStart im RegenDrohne und WildschweinduftBegegnung mit MonsternPelles erste AutobahnüberquerungEin zauberhafter PhantomwegEndlich: Ab in die Wümmefurt!Eine unnötige SituationMucks Touristen-OverloadUrlaub mit PferdTagestour zum Wilseder BergDies & DasZweite Tagestour zum Wasserlauf-ReitwegVorbereitungen zum AufbruchRÜCKRITTErste alternative RouteZwei Kompassnadeln unterwegsDas unsichtbare DorfMobile InsektenvernichtungDer Gourmet-PfützentesterHinterlistige HeckenUnpässlichkeitenHome sweet homeAbschließende Gedanken

Dankeschön!

Andere Bücher aus dieser Reihe

Wir wollen es wieder tun

Ja, wir wollten es tatsächlich auch in diesem Jahr zum zweiten Mal tun: Wanderreiten!

Im letzten Jahr, 2018, hatten wir es zum allerersten Mal getan und sind mit Muck und Annie über 5 Stationen und in 6 Tagesetappen bis nach Cuxhaven geritten - hin und zurück.

Aufregend war das, aber auch ein Wagnis, von dem wir da noch nicht wirklich einschätzen konnten, wie es ausgehen würde.

Viele bange Fragen hatten uns im letzten Jahr noch vor unserem Aufbruch beschäftigt, Fragen wie: Was muten wir unseren Pferden da zu? Schaffen sie das? Ist das von uns geplante Maß eine Überforderung oder ok? Wie werden wir selbst das Ganze meistern?

Wird es vielleicht uns selbst zu viel? Wie viele Stunden will und kann man täglich im Sattel absolvieren, ohne den Spaß am Reiten zu verlieren? Und wie schwer oder wie leicht wird es sein, gute, reitbare Wege zu finden, die uns von Station zu Station bringen?

Im darauffolgenden Jahr 2019 war das ganze Unterfangen eines solchen Wanderritts also schon sehr viel einschätzbarer geworden.

Wir wussten nun besser, worauf wir uns da einließen.

Das Wichtigste vor allem anderen war: Wir und auch unsere beiden Pferde hatten großen Gefallen an dieser Art der Fortbewegung gefunden.

Das stete Voranschreiten in einer sich fortlaufend wandelnden Landschaft ist absolut pferdetypisch, und es verwandelt sonst eher gelangweilte oder zickige Pferde in ausgeglichene, wache und mutige Kameradinnen.

Beim letzten Wanderritt fanden wir übrigens auch unsere ganz eigene Tagesritt-Wohlfühldistanz heraus, und die besteht in durchschnittlich 15 km.

Das klingt recht wenig, da man zu Fuß oder per Rad ganz andere Distanzen zu absolvieren gewohnt ist. Und in Foren anderer Wander-/und Distanzreiter:innen lese ich tatsächlich auch von 22, 40 oder gar 50 km am Tag als normale Strecke!

Doch wir sind Freizeitreiter:innen und haben obendrein zwei Barhufer-Ponys. Mit anderen Worten: Wir suchen uns nicht den direktesten Weg von A nach B, sondern möchten schöne, reitbare Wege durch Feld, Wald und Wiese finden, mit möglichst wenig Verkehr, wenig Asphalt oder Schotter.

So werden aus einer 10 km-Distanz auf der Karte auch leicht mal 16 km in Feld, Wald und Wiese. Darüber hinaus ist es auch nicht ohne, wenn man durch Wetterereignisse wie Sturm oder Regen aufgehalten wird - und all das ist uns beim ersten Wanderritt auch tatsächlich passiert! Darum sollte mangrundsätzlich besser die gesamte Tour nur in der Gangart Schritt planen, denn die ist fast immer machbar - und sei es, indem man selbst die gesamte Strecke neben seinem Pferd herläuft ...

Man selbst muss also auch fit genug sein, um die geplante Strecke zu schaffen - notfalls zu Fuß. Das wird gern vergessen, wenn andere über Wanderritte und die zu absolvierenden Strecken sprechen. Denn Wetterverhältnisse oder Unpässlichkeiten können einen allzu schnell dazu bringen, aus dem Sattel steigen und selber laufen zu müssen.

Wenn eine Trabstrecke drin ist, ist das natürlich schön und macht die Etappe für alle abwechslungsreicher. Galopp dagegen planen wir in unbekanntem Gelände und mit dem zusätzlichen Gepäck gar nicht erst ein.

Voller Stolz können wir auf eine wirklich gute Bilanz unseres ersten Wanderritts im letzten Jahr zurückblicken: Es gab keine Unfälle, keine ernsthaften Verletzungen, keine Erschöpfungszustände, weder bei den Pferden, noch bei uns.

Bei anderen Wanderrittberichten lese ich hingegen über unschöne Vorkommnisse wie Lahmen, Satteldruck und Ähnliches.

Das Risiko, dass es zu solchen Überlastungen und Verletzungen kommt, ist natürlich ungleich geringer, wenn man Strecken plant, die für die Pferde eher eine Unterforderung denn Überforderung darstellen. Es gibt ja auch schließlich immer noch genug an fremden und neuen Dingen, die sie auf solch einem Ritt zusätzlich zu verarbeiten haben.

Eine meiner Hauptsorgen übrigens - dass die Pferde zu wenig zu Trinken hätten - haben unsere beiden Pferde ganz von selbst beantwortet. Sie weigerten sich nämlich, zwischendrin Wasser zu trinken.

Ich hatte mir viele Gedanken gemacht, wo man auf der jeweiligen Strecke nach Wasser fragen oder dieses schöpfen könnte, hatte extra Falteimer gekauft und auch im Gepäck auf dem Pferd dabei. Das war jedoch offenbar alles unnötig, sogar bei mehreren Stunden Ritt.

Vielleicht genügt ihnen die Feuchtigkeit, die sie beim Fressen aufnehmen, wenn wir sie während der Pausen grasen lassen.

Jedenfalls tranken sie immer erst - und das nicht einmal übermäßig durstig - bei ihrer Ankunft.

Achja, was der Titel eigentlich bedeuten soll: 'Pferd-to-go'?

Pferde stehen für Bewegung. Wie beim Coffee-to-go nimmt man sie einfach mit und geht davon aus, dass sie das sind, wofür man sie haben möchte: Partnerinnen, die mit einem durch Dick und Dünn gehen, und die einen von A nach B bringen. Dass das jedoch keineswegs selbstverständlich ist, haben wir in diesem Jahr selbst erleben müssen. Denn allzu leicht kann aus dem treuen Reitpferd ein 'Pferd-to-stay' werden.

Und hier stelle ich nun auch noch einmal unsere ganz persönliche Art & Weise des Wanderreitens vor:

Wanderreiten für Beginner

Ich bezeichne unsere Art des Wanderreitens einfach so, weil wir uns nicht wie Profis fühlen, sondern eher wie gemütliche Urlaubs-Wanderreiterinnen, die ihre Freizeit mit den Pferden in der Natur verbringen wollen.

Ich lese in Internetforen viel über Ansprüche an Wanderreitpferde:

Was man alles können und trainieren sollte, um mit seinem Pferd das Wagnis solch einer Wanderreittour einzugehen.

Da gibt es die Extremsportlerinnen, die mit ihren durchtrainierten Pferden ordentlich Strecke machen und mit Etappen von 40 - 100 km pro Tag aufwarten, und es gibt die Purist:innen, die einfach alles dabei haben, Zelt und Campingausrüstung aufs Pferd schnallen, und auf diese Weise am Ende des Tages übernachten können, wo immer sie mögen.

Diese letzte Form des Reisens ist mir sogar ausgesprochen sympathisch, schließlich habe ich es als Studentin auch geliebt, völlig frei und ungebunden unterwegs zu sein - ohne Plan - und wild zu campen.

Doch ist mir schleierhaft, wie man das alles mit Pferd und dem unglaublichen, zusätzlichen Gewicht bewerkstelligen soll?

Also, meine Muck würde da streiken und vermutlich ein Ultimatum stellen: „Nee, entweder du oder das viele Gepäck, aber ich schleppe ganz bestimmt nicht beides!"

Die üblichste Art und Weise des Wanderreitens führt über ein festgelegtes Streckennetz mit festgelegten Tagestouren. Hier sind die Etappen in entsprechenden Zeitvorgaben zu absolvieren - denn schließlich wartet am Ende die Übernachtungsstation, bei der man einchecken muss, und wo womöglich auch Essenszeiten einzuhalten sind.

Diesen Stress wollen wir uns jedoch in unserem Urlaub nicht geben.

Darum haben wir einfach alles in unseren Fahrzeugen dabei, und ziehen vormittags unsere 'Basis' in Form von Auto plus Wohnwagen vor, sodass wir an der Zielstation alles vorfinden, was wir benötigen ... egal wann wir ankommen.

Bei unserer Ankunft können wir dann in aller Ruhe unsere Pferde versorgen, aus den Vorräten ein einfaches Abendbrot zaubern und anschließend in die gemachten Betten fallen lassen. So lieben wir das.

Das Wichtigste bei der ganzen Sache jedoch ist für: Wir möchten mit unseren Pferden auf schönen Wegen unterwegs sein - auf Wald und Wiesenwegen, möglichst weit weg von Straßen, Verkehr und Siedlungen.

Alle anderen Formen des Wanderreitens können das nicht garantieren, denn allzu oft führen sie einen über Straßen, Schotterwege und durch belebte Siedlungen mit viel Verkehr und reichlich Möglichkeiten, um mit den Interessen der Anwohnerinnen zu kollidieren. Festgelegte Strecken für Wanderreiten:innen gehen außerdem eigentlich immer von großen Pferden aus, die jedoch ein ganz anderes Schrittmaß und natürlich auch ein anderes 'Go' (wie die Westernreiten:innen so schön sagen) haben, und die in der Regel obendrein auch noch beschlagen sind. Unsere Ponys sind das nicht.

Und so kommt bei solchen Touren oft keine gute Laune auf, wenn man sich entlang von Kopfsteinpflaster, Asphalt und Schotterwegen quälen muss, welche auch nicht zwingend durch besonders angenehme Landschaft führen ...

Viele träumen vom Wanderreiten, aber trauen es sich einfach nicht zu.

Wenn man jedoch sowieso viel und gerne mit seinem Pferd im Gelände unterwegs ist, so ist es eigentlich kein großer Unterschied mehr, ob man nun weiter voranstrebt oder abends immer wieder nach Hause zurückkehrt.

Klar, unsere Art des Wanderreitens - die Länge der Tagesstrecke, die Selbstversorgung usw. - ist komplett auf uns beide als Paar und auf unsere Pferde abgestimmt.

Ich habe ein sehr liebes Kleinpferd, welches jedoch nicht eben ein hohes Grundtempo hat, und welches auch seine Pausen einfordert.

Darauf haben wir uns eingestellt.

Man merkt also schon: Uns geht es nicht darum, Kilometer zu machen und Leistungssport zu betreiben. Mit unseren beiden Mädels kommen wir so, wie wir es derzeit handhaben, sehr gut voran. Und wir Vier genießen es, auf diese Art und Weise in der Natur unterwegs zu sein.

Wir haben für uns also die bestmögliche Variante gefunden, um alles im Sicherheitsmodus zu absolvieren:

Mit zwei Autos und unserem kleinen Wohnwagen fahren wir jeden Tag vor zu der nächsten Station, um dort alles zu installieren, was wir bei unserer Ankunft und zur Übernachtung für uns und die Pferde benötigen. Der Wohnwagen ist unser kleines Gasthaus, in dem sich alles Wichtige für Uwe und mich befindet: Betten, Wechselklamotten, Essen, - und im großen Auto ist alles, was die Pferde bei der Ankunft benötigen: Futter, Decken, Ersatzausrüstung, Medikamente für den Notfall.

Dann fahren wir mit dem kleineren Auto zurück zu den Pferden.

In dem befindet sich das, was wir kurz vor dem Losreiten benötigen:

Die Tagesverpflegung, die bei jeder Etappe in die Satteltaschen soll (wie Getränke und Energieriegel), Motivation für die Pferde in Form von Mohrrüben und Äpfeln, sowie die nötige Ausrüstung zum Reiten.

Nachdem wir die Strecke zu der von uns bereits installierten Station geritten sind, müssen wir dann nach unserer Ankunft nur abends oder am nächsten Morgen den kleineren Wagen wieder nachholen ... und danach beginnt dieselbe Prozedur von vorn.

Was zunächst kompliziert und aufwendig erscheint, hat sich durchaus bewährt. Denn so können wir alles Wichtige immer mit uns führen und sind gleichzeitig mit den beiden Autos flexibel genug, um auch etwa mal etwas Vergessenes nachzuholen, noch schnell Notwendiges einzukaufen o.ä.

Bei unserer Ankunft wartet immer schon die 'Basis' auf uns: Futter, Tränke, gefüllte Wasserkanister und wichtige Pflegemittel, sowie Ersatzkram für unsere Pferde - und für uns das mobile Privathäuschen auf Rädern mit den fertigen Betten. Auch für uns selbst können wir so ausreichend Ersatzklamotten, verschiedenes Schuhwerk und die gesamte Verpflegung dabei haben. Wir sind also komplett auf Selbstversorgung eingestellt und können uns ganz auf den Ritt und die neuen Erlebnisse einlassen, die da auf uns warten ...

Und noch einen weiteren, sehr wichtigen Vorteil bietet diese Art des Wanderreitens: Von unseren Gastgeberinnen brauchen wir eigentlich nur ein Stück eingezäunte Wiese für unsere beiden Pferde, einen Stellplatz für den Wohnwagen, sowie Wasseranschluss.

Das macht es natürlich relativ leicht, Leute dazu zu bewegen, uns für Hin- und Rückritt jeweils für eine Nacht zu beherbergen. Und so findet man eigentlich auch immer nette Menschen, die einem solch eine Übernachtungsstation zusagen.

Nett - aber nicht zwingend notwendig - sind dann noch zusätzlich ein trockenes Plätzchen für die verschwitzte Pferdeausrüstung, Strom für den Kühlschrank, ein Klo und eine Dusche.

Es geht aber auch ohne das. Wir hatten in diesem Jahr für die Stationen - an denen es keinen trockenen Platz für die Sättel gab - eine Plane dabei. Da mussten die Sättel dann eben da drunter. Unsere Verpflegung haben wir so eingestellt, dass der Kühlschrank auch mal einen oder zwei Tage notfalls ohne Strom bleiben kann, und die zwei großen Wasserkanister bieten uns Wasservorrat genug für die Tränke der Pferde (dafür haben wir eine Plastikwanne dabei), für die Zubereitung von Kaffee und für Katzenwäsche. Der Klappspaten ersetzt das Klo (sofern unsere Gastgeberinnen damit einverstanden sind natürlich).

Diese Art des Campings muss man natürlich mögen und sich damit wohlfühlen. Für uns hat sich herausgestellt, dass es die ideale Art und Weise ist, um eng mit unseren Pferden gemeinsam zusammenzubleiben und übernachten zu können. So wachsen wir auf unserer Wanderreittour zur Viererherde zusammen.

Es gab bei unserem ersten Wanderritt nicht nur klimatisch und wetterbedingt so einiges zu bewältigen, wie tropische Regengüsse, drückende Schwüle und Sturm. Wir hatten auch Mutproben zu bestehen wie das Überqueren von Grenzgräben, eine Autobahnbrücke, und einmal hatten wir uns sogar im Wald verritten.

Kleinere Abenteuer anderer Art gab es auch: als Annie mit ihrem Sattelknauf an einem Baumstamm hängen blieb und von Uwe befreit werden musste, als ein anderes Mal ein Hase plötzlich zwischen den Beinen unserer Pferde aufsprang, wir eine Wegstrecke mit sehr tief stehenden, beängstigenden Windrädern absolvieren mussten (die Geräusche wie abstürzende Düsenjäger machten), und das Irren durch nächtlich-finsteren, nebligen Wald bei anschließendem, unheimlichgefährlicher Begegnung mit großen Erntetraktoren auf stockfinsterer Straße ...

Doch diese Abenteuer sind sehr viel besser und ausführlicher nachzulesen in unserem ersten Wanderreitbericht: 'Frühstück mit Pferd'.

Bei unserer ersten Wanderreittour hatten wir unsere Ausrüstung aufgrund all dieser Erlebnisse bereits deutlich verbessert und entsprechend angepasst.

So mussten neben den Regenmänteln auch Regenbezüge für die Sättel her, neue Sattelgurte, besser belüftete Reithelme und wasserdichte Gummireitschuhe. Ein Hoch auf die Bestellung per Internet!

Noch in Cuxhaven hatten wir auch unseren barhufigen Ladys zuliebe Hufschuhe angeschafft, was eine große Verbesserung für den Komfort beim Rückritt bedeutete - für alle Beteiligten.

Einem Aspekt allerdings hatten wir bei unserem ersten Wanderritt viel zu wenig Beachtung geschenkt, und so sind wir nun auch in diesem Punkt schon etwas erfahrener: Unsere Gastgeberinnen stellen einen nicht unwesentlichen Zeitfaktor dar.

Zum einen braucht es natürlich immer Zeit, erst einmal die Basis abzubrechen und vorzuziehen, um dann zu den Pferden zurückzukehren. So wurde es in der Regel immer ein oder zwei Uhr, in einigen Fällen sogar 15 Uhr, ehe wir endlich wirklich losreiten konnten.

Am späten Loskommen war aber - wie gesagt - auch der Umstand beteiligt, dass man ja privat bei netten Leuten untergekommen war.

Also schnackt man natürlich gern miteinander, was manchmal auch zu einer nicht unwesentlichen Zeitverzögerung des Aufbruchs führte.

Ich möchte diese Gespräche absolut nicht missen, doch man muss sie berücksichtigen, wenn man den Tag durchplant. Ein kurzes 'Moin' am nächsten Tag, nur weil man schnell aufbrechen will, das geht natürlich gar nicht!

Aber ich möchte es auch gar nicht anders haben.

Denn diese Menschen - die fast durchweg nicht einmal einen Obolus für die Übernachtung haben wollten - sie sind das Salz in der Suppe bei solch einem Wanderritt!

Ich habe den Austausch mit unseren Gastgeberinnen stets sehr genossen. Und wir haben so Leute kennengelernt, die man anders vielleicht kaum zum ausführlichen Gespräch getroffen hätte.

Übrigens: Unsere Gastgeberinnen nenne ich im weiteren Bericht weder namentlich, noch beschreibe ich die von ihnen zur Verfügung gestellten Übernachtungsplätze so, dass man sie leicht auffinden könnte. Es sind alles Privatpersonen, die ein Recht auf ihre Privatsphäre haben und sich vermutlich nicht unbedingt in einem Buch wiederfinden möchten. Nur bei einer Person wird hier aus einem verständlichen Grund eine Ausnahme gemacht.

In die Planung

Das Suchen von Übernachtungsstationen

Zum zweiten Mal standen wir also am Anfang einer umfangreichen, komplett neuen Planung. Denn im Jahr 2019 wollten wir in die Lüneburger Heide reiten, nach Handeloh.

Die Distanz ist von unserem Wohnort aus ähnlich weit entfernt wie im letzten Jahr, als es nach Cuxhaven ging: 89 km. Da haben wir das mit 5 Stationen, also in 7 Tagesetappen absolviert. Doch wir hatten eine Etappe mit 22 km dabei, die uns - durch zusätzlich schwierige Wetterverhältnisse - 8 Stunden unterwegs sein ließ. Eine abenteuerliche und im Grunde viel zu anstrengende Tagesetappe für uns Vier, wie wir nun wissen.

Dieses Jahr setzten wir darum noch mehr auf Gemütlichkeit. Es war ja immerhin unser Urlaub, unsere Freizeit, und sollte uns allen Vieren auch Spaß machen.

Darum wollten wir in diesem Jahr eine Station mehr einbauen, um die ganze Sache noch etwas gemütlicher anzugehen und großzügiger zu planen. So wären dann auch mal bei Bedarf ein zusätzlicher Umweg, längere Pausen oder das entspannte Abwarten einer Wetterfront drin, ohne dass man dadurch die Sorge haben musste, zu spät oder gar erst im Dunkeln anzukommen ...

Hoffnungsfroh hatte ich bereits zwei Wochen Urlaub für uns und unsere beiden Pferde in Handeloh gebucht.

Und wie schon im letzten Jahr, so gab ich auch in diesem Frühjahr wieder eine Kleinanzeige auf, stellte ein paar Fotos von uns und unseren beiden Pferden ein und beschrieb die geplanten Etappenabschnitte, die wir uns vorstellten.

Der Ferienhof in Handeloh bot die uns am nächsten gelegene Möglichkeit einer Unterkunft für Menschen mit Pferden, die ich in der Lüneburger Heide ausfindig machen konnte.

Und ich war ganz optimistisch, dass wir auch für unsere zweite Wanderreittour wieder nette Menschen finden würden, die uns auf Hin- und Rückritt jeweils für eine Nacht ein Stück Wiese und Wasser zur Verfügung stellen konnten. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen, die Urlaub mit Pferd machen wollen, würden wir genau wie im letzten Jahr zu unserem Urlaubsort reiten - von zu Hause aus, den ganzen Weg!

Wie gesagt: Im Gegensatz zu manch anderen Wanderreiter:innen wollen wir ja keinen Rekord fürs Guiness-Buch aufstellen und suchen auch ganz sicher keine sportliche Grenzerfahrung.

Da unsere beiden Ponys so gut miteinander harmonieren und das Wanderreiten mit ihnen super klappt, habe ich vor meinem Mann den Wunsch geäußert, dass ich das so lange machen möchte, wie es nur irgend geht. Denn wer wusste denn, wie lange Annie solche Touren noch mitmachen konnte? Immerhin war sie mit ihren 20 Jahren schon eine ältere Dame, ein richtiges Ömchen!

Witzigerweise sah ich neulich eine Verkaufsanzeige von einem hübsch anzusehenden Paintie, beschrieben als topfit und temperamentvoll - und ich staunte, als ich das Alter las: 24 Jahre alt war diese Stute!

Mit etwas Glück also - so hofften wir beide - würden wir auch mit Annie noch ein paar tolle Jahre lang etliche schöne Wanderritte absolvieren können!

Doch zurück zur Kleinanzeige: Das Unglaubliche geschah 2029 zum zweiten Mal: Es meldeten sich mehrere Leute, die uns eine Wiese und/oder Übernachtungsmöglichkeit anbieten wollten.

Von der Resonanz auf unsere Anzeige waren wir wirklich überwältigt!

Auch dieses Mal waren zusätzlich wieder viele tolle Antworten dabei von Leuten, die sich zwar nicht auf unserer geplanten Strecke befanden, aber unser Vorhaben toll fanden und anboten: '... wenn ihr mal bei uns vorbeikommt ...'.

Diese Antworten rührten mich immer sehr, waren gut für unsere Seele und zeigten, dass es doch viele tolle, hilfsbereite Reitersleute in ganz Niedersachsen gibt! Manche notierte ich mir sogar für den Fall, dass man vielleicht wirklich mal bei anderer Gelegenheit in dieser Richtung etwas suchte.

Innerhalb von einer knappen Woche hatten wir also tatsächlich bereits drei passende Stationen angeboten bekommen, die sich bei den von uns angepeilten Ortschaften befanden: In Elsdorf, Helvesiek und im Königsmoor. Standen also noch zwei Stationen aus, eine in Hepstedt und eine bei der Ortschaft Otter.

Dass sich niemand aus Hepstedt bei uns gemeldet hatte, wunderte mich wirklich. Immerhin ist es ein Reiterdorf ... was man leicht daran erkennen kann, wenn man dort hindurchfährt und die Pferde rechts und links der Straße sowie das Schild sieht, welches zur Reithalle der Ortschaft weist.

Ausbaldowern

Abfahren der Strecke, Auskundschaften von Reitwegen,

Persönliche Suche nach den letzten Stationen

Das liebe ich einfach: Die Strecke abfahren - teilweise sogar zu Fuß oder mit dem Fahrrad - um die bestmöglichen Reitwege zu finden. Wer daran keinen Spaß hat, für den oder die wäre diese Art des Wanderreitens wohl eher nix. Wir nennen es einfach 'Ausbaldowern'.

An einem Sonntagabend nahmen wir uns Zeit, um die erste Strecke Richtung Hepstedt auszubaldowern.

Wir waren einen Teil der Strecke in dieser Richtung schon im Januar geritten, um unsere Pferde zu ihrem Ponysitter nach Hüttenbusch zu bringen, damit sie dort während unseres Harz-Urlaubs für eine Woche bleiben konnten. Also war ein Drittel der Strecke bereits klar, und wir konnten hinter dem vertrauten Teil damit beginnen, den Rest der ersten Tour Richtung Hepstedt abzufahren.

Das Abfahren der auf den topografischen Karten als braune Linien verzeichneten Wirtschaftswege ist immer sinnvoll, denn nur so kann man vor Ort feststellen, ob diese 'Feldwege' auch wirklich reitbar sind, oder gar gerade erst mit frischen Schottersteinen befestigt und damit unreitbar gemacht worden waren.

Wir fanden eine tolle Verbindung, einen Grasweg, der auf eine Wiese führte (über die wir aber natürlich nicht mit dem Auto fahren konnten), und der laut Karte auf der anderen Seite wieder herauskam.

Dann führte ein weiterer, ansprechender Wiesenweg die Anhöhe hinauf bis nach Hepstedt hinein und auf der anderen Seite wieder heraus. Man hätte auf diesem Weg endlos durch die Felder reiten können! Wir sahen uns schon traben ... doch wohin?

Wir kreuzten also einfach mit dem Auto durch Hepstedt, entdeckten Warmblutpferde mit Decken darauf, und auch die Ställe waren richtig chic ... nee, das sah zu professionell aus, das passte einfach nicht zu uns! Vor dem nächsten Stall lehnten auch noch zwei finster aussehende junge Kerle, beim Nachbarstall wiederum wirkte alles sehr teuer und wie geleckt ...

Es war eigentlich nur ein Gefühl und vielleicht auch das Bedürfnis nach einer kleineren, privateren, und vor allem abgelegeneren Unterkunft, die uns wieder auf der anderen Seite aus Hepstedt heraustrieb.

Auf der Karte entdeckten wir eine kleinere Siedlung am Waldrand mit dem Namen Wiste.

Das wäre optimal gelegen für eine Übernachtungsstation, denn die Lage befand sich direkt neben einem großen Wald, und gegenüber gab es eine kleinere Straße mit breitem Grünstreifen, auf der man dann gut hätte weiterreiten können.

Und siehe da - mehrere kleine Weiden mit Pferden und sogar einem Esel darauf tauchten vor uns auf, rechts davon ein großes Gehöft, links ein kleineres Ziegelsteinhaus. Unschlüssig stiegen wir aus.

Es sah einfach ideal aus, um hier eine Nacht zu bleiben. Aber wo fragte man jetzt nur?

Dann nahmen wir eine Bewegung auf dem Gelände des kleineren Gehöftes wahr: Ein glatzköpfiger, kräftiger Mann, der da irgendwas in hockender Stellung werkelte. Wir beide schauten uns an, und entschieden einvernehmlich: Den fragen wir jetzt einfach!

Forschen Schrittes gingen wir auf ihn zu, und als müsse es so sein, stellte sich seine Tätigkeit als das Säubern eines Westernsattels heraus.

Ging es eigentlich noch passender?

Uwe meinte, wir hätten eine Frage an ihn, ich formulierte es jedoch lieber in 'Anliegen' um. Der gute Mann wirkte zunächst überrumpelt, ab dem Wort 'Wanderreiten' jedoch auch interessiert.

Das Ganze endete in einem netten Beisammensein auf der Terrasse mit dem Ehepaar des Hauses. Wir tauschten uns über Pferde und dann auch schon über unsere Lebensgeschichten aus, und es wurde schnell klar: Kein Problem, wir durften gerne bei ihnen unterkommen!

Seltsamerweise wechseln sich bei der Suche nach passenden Übernachtungsstationen die positiven Erfahrungen auch immer wieder mit höchst seltsamen Absagen ab.

So schrieb ich für die Suche nach einer Station in der Ortschaft Otter einen dort befindlichen Reiterhof an, den ich übers Internet ausfindig gemacht hatte.

Ich erklärte in meiner Mail sehr genau, was wir vorhatten, wer wir waren, und wie wenig wir benötigten, um über Nacht bei Ihnen bleiben zu können: nur ein Stückchen Weide und Wasser.

Auf meine ausführliche, höfliche und sehr persönlich verfasste Mail kam jedoch nur ein unpersönlicher Satz zurück: „Ich kann Ihnen nicht helfen." Kein Wieso und Warum, keine Begründung, nur dieser knappe Satz.

Mal ab davon, dass man davon ausgehen kann, dass jeder Reitstall garantiert die Möglichkeit hat, für eine Nacht einen kleinen Wohnwagen und zwei Kleinpferde auf einem Stück Weide unterzubringen, so ist es natürlich das gute Recht eines jeden, dies schlicht nicht zu wollen. Aber in diesem Falle könnte man doch durchaus etwas freundlicher antworten, oder nicht?

'Ich will Ihnen nicht helfen' traf den dahinterliegenden Kern der Aussage mit Sicherheit wohl schon eher ...

Wir würden also noch weitersuchen müssen, um unsere letzten beiden Stationen zu finden. Und danach fing das an, was mir persönlich immer ganz besonderen Spaß macht: die Wege zwischen den Stationen abzufahren und dabei die besten, reitbaren Feld-, Wald - und Wiesenwege zu entdecken.

Eine Woche später hatte ich die Eingebung, dass ich doch mal schauen könnte, ob Leute aus den Ortschaften, in denen wir noch nach Stationsmöglichkeiten suchten, vielleicht selbst etwas in der Rubrik 'Pferde' inseriert hatten - und sich damit als geeignete Kandidatinnen für uns erwiesen?

Doch Steinfeld schien zu klein. Leute aus diesem Ort wurden unter Zeven geführt. Das war natürlich schade, denn so konnte ich nicht identifizieren, wo genau sie nun ansässig waren.

Bei Otter immerhin wurde ich endlich fündig. Dort hatte jemand Heuballen inseriert, die er verkaufen wollte. Und zu diesen musste es doch also entsprechende Wiesen geben?! Ich schrieb die Inserent:innen an, erhielt jedoch leider wiederum eine Absage.

Otter schien also auch ein schwieriges Pflaster zu sein ...

Noch immer waren also zwei Stationen offen, die es an den nächsten August-Wochenenden zu finden galt: eine in Steinfeld und eine nahe Otter.

Beflügelt vom positiven Gefühl, welches wir nach einem unserer Sonntagsausritte hatten, machten wir uns gleich im Anschluss noch in Reiterklamotten nach Steinfeld auf, um dort nach einer Übernachtungsstation zu suchen. Das Dorf lag ja nur 24 Minuten Autofahrt von uns entfernt und sollte die zweite Station für unseren Wanderritt werden, gleich nach Hepstedt also ... wenn alles klappte, wie es sollte.

Steinfeld ist eine recht winzige Ortschaft. Man könnte sie eigentlich auch eher als Siedlung bezeichnen, direkt an einem schönen Wald und inmitten von Wiesen gelegen, doch ohne jegliche Versorgungsmöglichkeit wie etwa einem Laden oder eine Tankstelle.

Wir fuhren in den Ort ein und direkt an einer Art Gutshaus vorbei, vor dem Kleinpferde und Esel standen. Sollte es so einfach sein?

Doch wir klingelten vergeblich. Niemand war da.

Als wir die Straßen weiter abfuhren, entdeckte ich hinter einem Wohnhaus Pferdewiesen. Art der Art des Zaunes, der mit Steckis (dünne, mobile Plastikzaunpfähle) und Stromlitzen gezogen worden war, sind solche Pferdeweiden immer leicht zu erkennen.

Mutig klingelten wir auch hier, sprachen erst mit der Dame des Hauses, die dann aber doch lieber ihren Mann dazu holte. Der arme Kerl wurde wegen uns nun direkt aus dem Mittagsschlaf gerissen!

Wir brachten unser Anliegen vor, und das Ehepaar reagierte nachdenklich, aber hilfsbereit. Die Weide sei ihre, jedoch verpachtet.

Außerdem müsse diese dringend neu eingesät werden, und das am besten im September - also genau dann, wenn wir vorbeikommen wollten ...

Freundlicherweise überlegten die netten Leute jedoch auch gleich, zu wem sie uns noch schicken könnten. Da wäre noch ein Bauernhof mit einer Frau, die auch Pferde habe - das weiße Haus auf der Hauptstraße sei das.

Auch die Besitzerin des weißen Hauses reagierte sehr freundlich auf unser Anliegen, bedauerte jedoch, uns ebenfalls keine Zusage geben zu können. Sie besaß eine Stute mit Fohlen, die sich über fremde Pferde einfach zu sehr aufregte. Das verstanden wir natürlich. Doch sie erzählte uns wiederum von einem anderen Hof, wo eine junge Frau ebenfalls Pferde habe. Und die besäße zwei Weiden und sei total nett.

Also fuhren wir auch noch dorthin.

Wir trafen die junge Frau, die in einem Schuppen gerade mit einem älteren Herrn gemeinsam Hindernisstangen zurechtsägte.

Uwe gab sich auch dieses Mal große Mühe, unsere Art des Reitens verständlich zu machen, erklärte, dass wir vollkommen autark wären und hauptsächlich ein Stück Weide und Wasser benötigten, weiter nichts. Sogar das Wasser wäre eher ein 'nice to have'. Denn wenn wir vorher wussten, dass es für uns kein Wasser vor Ort geben würde, so füllten wir eben bei der Station davor unsere beiden großen Kanister ganz auf. Dann hatten wir und die Pferde genug, um unseren Durst zu stillen, und es reichte auch noch für den Kaffee und die Katzenwäsche.

Und siehe da: Unser Anliegen wurde nachdenklich aufgenommen und dann kam ein nettes: „Ja, warum eigentlich nicht. Das sollte gehen."

Wow! Endlich waren wir fündig geworden! Unsere Freude und Erleichterung war natürlich groß.

Wir durften die Telefonnummer der jungen Frau notieren und sollten uns die Woche vor unserem Erscheinen melden, denn noch wusste sie nicht, welche ihrer Weiden dann für uns frei wäre. Glücklich und erleichtert fuhren wir heim.

Nun war nur noch die letzte Station vor unserem Zielort offen: Otter.

Morgen waren wir in Handeloh auf dem Ferienhof verabredet, wo wir für die zwei Wochen ein Backhäuschen für uns, sowie Weidenunterbringung für unsere Pferde gebucht hatten.

Für uns selbst ist es eigentlich nicht so wichtig, alles ganz detailliert über die Unterbringung zu erfahren. Doch für unsere Pferde wollten wir gerne wissen, wohin wir sie nach unserer Ankunft entlassen, und wo wir ihr Zeug trocken unterbringen konnten. Denn am Ende der Tagestour ist es immer ein besseres Gefühl, die beiden nicht lange warten zu lassen, sondern zeitnah versorgen und in den Feierabend schicken zu können.

Im Anschluss an den Besuch in Handeloh könnten wir dann über Otter zurückfahren und auch dort noch unser Glück versuchen. Ich war schon gespannt, ob wir es dadurch tatsächlich schaffen würden, vielleicht schon mit dem morgigen Tag alle Stationen zusammenzubekommert ...

Am Tag drauf besichtigten wir das schnuckelige, kleine Backhaus in Handeloh und wurden anschließend auf zwei große Weiden am Waldesrand geführt - die sollten unsere beiden Ponys ganz für sich allein haben. Toll! Sie würden also viel Auslauf und genug Möglichkeit bekommen, um noch die letzten Hälmchen der Saison zu finden.

Otter jedoch hatte es wirklich in sich.

Wir fuhren Straße für Straße dieser kleinen Ortschaft ab, doch überall befanden sich nur Häuser, die nach Geld aussahen und keine Pferdehaltung zu betreiben schienen, und wenn doch, dann sah es gleich zu professionell aus ...

Wir landeten, ohne das zu wollen, dann auch noch tatsächlich bei besagtem Hof, der uns ja schon per Mail eine Absage erteilt hatte.

Also wendeten wir den Wagen auf der schmalen, ländlichen Straße mit Betonplatten, und fuhren zurück Richtung Ortschaft ... als wir eine Wiese mit kleineren, abgeteilten Pferdeweiden passierten.

Das machte mich aufmerksam.

Die Art des Zaunes, der Bewuchs, alles sah etwas improvisiert aus.

„Die Wiese gehört sicher nicht zu diesem Reiterhof", so glaubte ich und stieg aus.

Ungewöhnlicherweise sahen nicht nur die Weiden improvisiert und selbst abgesteckt aus, sondern dort war auch ein 'Nicht füttern'- Schild am Tor angebracht mit der Erklärung, warum nicht, sowie eine Liste von Telefonnummern, die man im Notfall kontaktieren konnte.

Das fand ich verantwortungsbewusst und wirklich toll!

Hoffnungsfroh rief ich einfach die erste Nummer an, doch da nahm niemand ab. Die zweite Person war freundlich, aber aus verständlichem Grund recht kurz angebunden: Sie sei gerade in Schweden im Urlaub, ich solle bitte die anderen Nummern probieren.

Die dritte Frau in der Liste verwies mich wiederum an die erste Nummer, denn dieser Person gehörten die Weiden.

Ich probierte es also noch einmal, und siehe da: Wir bekamen eine freundliche Frau an den Hörer!

Ja, grundsätzlich habe sie nichts dagegen, uns übernachten zu lassen, jedoch nicht auf dieser Weide, vor der wir gerade stünden, denn die solle etwas ruhen und nachwachsen. Doch wir könnten gerne bei ihr am Haus einen Platz bekommen. Wie toll war das denn?

Sie beschrieb den gar nicht so einfachen Weg bis zu ihrem Haus, dann auch noch, wo noch mehr Stromlitze zu finden sei, falls wir etwas absperren wollten, denn sie sei gerade nicht da. Ich begriff im Laufe des Gesprächs, dass sie wohl annahm, wir säßen bereits auf unseren Pferden und wollten nun direkt mit diesen zu ihr geritten kommen!

Da klärte ich erst einmal den Irrtum auf. Wir mussten beide lachen, und dann erklärte ich, wie das Ganze von uns aus gemeint war. Sie fand, wir könnten es uns ja ruhig schon einmal anschauen, da wir uns ja schon in der Nähe befänden. Und dann beschrieb sie uns detailliert, wo wir hinmussten.

Nach einiger Suche fanden wir ihr Haus auch tatsächlich - ein abgelegener, traumhaft gelegener, kleiner Hof mit Wiese, den man durch das normale Abfahren der Straßen niemals gefunden hätte. Hier würde die Übernachtung einfach nur toll werden, das ahnten wir schon jetzt. Nun hatten wir also alle Stationen zusammen!

Als Letztes blieb nun noch, die Wiese im Königsmoor zu finden, welche uns per Mail zugesagt und beschrieben worden war.

Nach einigen Irrfahrten entdeckten wir diese endlich, mithilfe des Handys und der Satellitenansicht, links neben einem Friedhof gelegen.

Die Wiese war sehr verkrautet, und außer jungen Birken befand sich kaum noch etwas darauf, was unsere Pferde fressen konnten. Doch das fand ich nicht übermäßig schlimm. Während der Pausen auf unserer Wanderreittour durften sie ja immer Gras naschen, und notfalls konnte man ja auch noch zusätzlich abends und morgens mit ihnen Grasen gehen. Verhungern würden uns die Ladys schon nicht!

Dass die Weide direkt neben einem Friedhof lag, war etwas ungewöhnlich. Aber der Wasseranschluss dort war wiederum ein Riesenvorteil. Zufrieden und erleichtert konnten wir nach Hause fahren.

Wir hatten es geschafft! Alle Stationen für unsere Wanderreittour waren gefunden. Nun galt es nur noch, sie bestmöglich zu verbinden und nach und nach die besten Reitwege zu finden, um unsere Tagesetappen zwischen den Stationen planen zu können. Und darauf freute ich mich wirklich sehr, denn das war eigentlich schon der halbe Urlaub für mich und diente immer sehr meiner Vorfreude aufs Wanderreiten!

Die Besonderheiten in diesem Jahr

Im letzten Jahr war es ziemlich heiß und vor allem trocken gewesen. Wir waren ab Ende August unterwegs gewesen und quasi vom Sommer in den Herbst hineingeritten.

Dieses Jahr hatten die Monate Juni und Juli bereits eine heftige Hitzewelle mit häufig drückend-schwülem Wetter mit sich gebracht, und auch jetzt - Mitte August - war es noch oft unerträglich. Doch dafür gab es wenigstens immer mal wieder Regengüsse.

Aufgrund der klimatischen Verhältnisse waren wir allerdings diesen Sommer nur wenig geritten, und Muck - die unter dem Sommer und vor allem der schwülen Hitze litt, kämpfte mit seltsamen Haarmilben und juckendem Sommerekzem. Auch die Bremsen waren diesen Sommer sehr schlimm.

So war es gut, dass wir dies Jahr erst in der zweiten Septemberwoche starteten und Anfang Oktober zurückkehren würden. Das garantierte uns in jedem Fall eine mit deutlich weniger Insekten belastete Zeit.

Ein anderes, unangenehmes Phänomen in diesem Jahr war das extrem hohe Mäusevorkommen. Die Löcher der kleinen Tierchen fanden sich überall: Auf den Wiesen, an Böschungen, auf den Grasstreifen neben den Straßen.

Vielleicht fragt man sich jetzt, was dieses Phänomen bitte mit Wanderreiten zu tun haben soll?

Nun, die kleinen Viecher unterhöhlten auch die Wege. Teilweise entstanden richtige Mäusesiedlungen, was bedeutete, dass es viele Höhleneingänge nah beieinander gab, die bei Belastung auch mal einbrechen und zu einem richtigen Loch werden konnten: sehr gefährlich für die Beine unserer Pferde!

Auch in Regengüsse zu geraten war in dieser Zeit des Jahres natürlich wahrscheinlich ... Aber zum Glück waren wir ja gewappnet.

Wir wussten, wir hatten zwei verlässliche, mutige Pferde, die mit uns durch Dick und Dünn gehen würden. Das war der riesige Vorteil zu letztem Jahr, den wir bei dieser Tour haben würden: Wir wussten, wir konnten uns voll und ganz auf die Kooperation unserer Ladys verlassen. Und wir wussten, dass sie den Ablauf eines solchen Wanderritts bereits einmal durchlaufen und dadurch auch Vertrauen hatten. Egal wie fremd, oder wie weit der neue Tagesritt sein würde, sie würden immer irgendwo ankommen, wo ihre Besis für eine Weide, Gras, Futter und Wasser sorgen würden.

Von Annie wussten wir, dass sie - die sonst gern mal rumzickt oder Diskussionen anfängt - bei einem solchen Wanderritt ruhig und ausgeglichen verlässlich voranschreitet, so als habe sie nie etwas anderes getan.

Sie ist die Mutigere der beiden, die an den fremden Dingen wie selbstverständlich vorbeigeht, die Muck eventuell noch seltsam findet.

Und über Muck, die sich auf unseren normalen Ausritten auf immer denselben Strecken rund um unseren Wohnsitz daheim schon mal langweilt und dabei zum Stolpern neigt, wusste ich, dass sie auf einem Wanderritt wach und neugierig voranlaufen würde, ganz besonders dann, wenn der Weg schwierig und unwegsam wurde und damit für interessante Herausforderungen sorgte.

Auch unsere Ausrüstung war dieses Jahr besser und selbstverständlicher geworden. Ich hatte aufgrund unserer Erfahrungen des letzten Jahres vorsorglich Packlisten verfasst, ein besseres Navi gekauft, die Strecken angenehmer geplant und wusste, dass wir bei Regen mit unseren neu angeschafften Regenmänteln, Gummischuhen und Sattelbezügen nun auch sehr viel besser aufgestellt waren, als wir das noch im letzten Jahr gewesen waren.

Übrigens: Wer nun doch lieber endlich unseren Wanderritt-Bericht lesen möchte, darf das nächste Kapitel natürlich sehr gern überspringen und direkt zu Seite 40 und dem Start unserer Wanderreittour gehen!

Da ich jedoch verschiedentlich darauf hingewiesen wurde, dass ich beim ersten Bericht so gar nicht auf die Ausrüstung und die nötigen Voraussetzungen für einen Wanderritt eingegangen sei, tue ich dies nun hiermit und teile natürlich sehr gern unser - noch immer recht laienhaftes - Wissen über Ausrüstung, Packlisten und all den erforderlichen Notwendigkeiten, die es für einen Wanderritt braucht, so wie wir ihn durchführen.

Was man zum Wanderreiten braucht

Das gelassene Wanderreitpferd

Ein gutes Team

Die Vorbereitung

Unsere Ausrüstung

Packlisten - was muss wohin?

Das gelassene Wanderreitpferd

Ein paar Gedanken ...

Pferde spüren einfach alles, was der Mensch - der sich immerhin die ganze Zeit Körper an Körper mit ihnen durch die Gegend bewegt - empfindet. Und selbstverständlich übertragen sich auch unsere Emotionen auf sie.

Reiterinnen, die viel nörgeln, wütend sind, angespannt vor Angst, nervös oder schlicht schlecht gelaunt, dürfen sich nicht wundern, wenn sie in ihrem Pferd keine/n ausgeglichene/n Partnerin finden.

Man selbst beeinflusst das Wohlbefinden des Pferdes ganz wesentlich, dessen muss man sich bewusst sein.

Sind wir also selbst neben der Spur oder unausgegoren, so wird das unser Pferd womöglich auch sein. Darum sollte man die Bereitschaft mitbringen, auch an sich selbst zu arbeiten, und nicht nur auf die unbedingte Funktionalität des Pferdes pochen. Es sind Wesen mit Gefühlen, mit gewissen Eigenheiten, Ängsten und Meinungen. Man muss bereit sein, sich damit auseinanderzusetzen im Sinne einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit.

Denn in der Regel sind vor allem wir selbst es, die aus unserem Pferd ein Nervenbündel, eine Zicke, einen Zappelheini oder sonst was machen. Wenn wir uns jedoch stark genug fühlen, die Herausforderung der Strapazen eines Wanderrittes auf uns zu nehmen und unserem Pferd beistehen - egal, wie es ihm gerade geht oder wie gut es die Anforderungen gerade zu meistern weiß - so wird es uns vermutlich unverbrüchlich zur Seite stehen und genau die Partnerin sein, die wir brauchen.

Dieses 'sich und sein Pferd verrückt machen', nennen Uwe und ich übrigens das 'Postauto-Phänomen'.

Es beschreibt ein Ereignis, welches ich selbst einmal bei einem Ausritt in der Gruppe erlebt habe:

Und zwar hatte sich das Pferd einer Reiterin wohl vor langer Zeit einmal vor einem gelben Postauto erschrocken. Seit diesem Vorfall war nun die Reiterin es, die in komplette Panik verfiel, sobald sich auch nur ein gelbes Auto näherte. Die Sorge, was ihr Pferd womöglich tun würde, sobald es dieses Autos ansichtig würde, ließ sie sogar schon weit entfernte gelbe Autos sichten und in ängstliche Nervosität verfallen - worauf dann tatsächlich die gesamte Gruppe den Weg entsprechend ändern musste, damit es da nur keine Begegnung mit diesem Angstobjekt geben konnte!

Es liegt auf der Hand, wer durch ihr Verhalten nun ganz besonders nervös wurde: ihr Pferd. Dazu kam ja auch noch, dass das arme Tier gar nicht wusste, warum gerade Panik angesagt war. Es spürte nur die Angst und Anspannung seiner Reiterin.

Wenn man jedoch an sein Pferd glaubt, ihm bei solchen Begegnungen Mut zuspricht, ihm vermittelt: 'Das sieht schräg aus, hab ich gesehen, ist aber nichts Schlimmes. Da können wir dran vorbei', so wird es vielleicht nicht gleich zum mutigsten Pferd der Welt. Aber jede Begegnung mit schwierigen Dingen wird glimpflicher abgehen und mit der Zeit immer unauffälliger verlaufen.

Wir müssen unseren Pferden die Gelegenheit geben, ihre Dämonen zu besiegen. Und das wird kaum funktionieren, wenn wir sie in ihrer Angst noch zusätzlich bestärken.

Im Grunde können unsere Pferde ohnehin sehr viel mehr, als wir glauben. Aber wie toll und belastbar sie wirklich sind, werden wir nie erfahren, wenn wir sie nicht einfach mal ihre Erfahrungen machen lassen. Denn dabei wachsen sie teilweise über sich hinaus und bekommen so Gelegenheit, Qualitäten zu zeigen, von denen wir sonst nie erfahren hätten.

Ich hätte beispielsweise nie von meiner Muck gedacht - die sonst gerne verträumt-stolpernd durch die Gegend schlufft - wie gern sie durchs Unterholz über Baumstämme und arideres kraxelt, und sich dann zur besten Pfadfinderin der Welt mausert! Und wären wir nicht einmal - allerdings ohne Absicht - bei einem Ritt ins Dunkle geraten, so hätte ich nie erfahren, wie entschlossen, forsch und mutig mein Pferd vorangehen und mich führen kann, nachdem sie bemerkt hatte, dass ich offenbar nicht mehr so gut sehe wie sie.

Auch bei Wegkreuzungen, die wir auf dem Rückritt erneut passierten, hat sie sich als Super-Kompassnadel erwiesen: Muck wusste immer, wo wir lang mussten - und sei es auch nur, dass sie zumindest die Richtung immer wusste (und den Weg gerade doof umwegig fand).

Auch das ist eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte!

Nicht zuletzt waren unsere beiden Ladys unglaublich mutig, indem sie alle Herausforderungen und teilweise auch schwierigen Situationen gut gemeistert hatten. Hätten wir ihnen das nicht zugemutet, wer weiß, wir würden es auch heute noch nicht wissen, was die beiden wirklich drauf haben!

Ein gutes Team

Schon beim ersten Mal, als ich eine Kleinanzeige aufsetzte, um mögliche Gastgeben:innen-Stationen für unseren Wanderritt zu finden, erhielt ich unerwartete Reaktionen begeisterter Reitersleute:

Ob sie nicht mitkommen könnten, ob wir nicht mal was zusammen planen könnten, ob wir nicht die Routen und die Stationen mal rüberreichen könnten, damit auch andere davon profitieren könnten?

Doch wie bereits von mir beschrieben ist die Art und Weise unseres Wanderreitens ganz und gar auf uns, unsere Möglichkeiten und unsere Pferde zugeschnitten. Weitere Personen würden alles verändern und vieles verkomplizieren.

Eine weitere Person wäre vielleicht noch zu verkraften. Doch unterschiedliche Bedürfnisse, Launen, Vorzüge oder Handicaps von Pferd und Reitersleuten machen die Vorbereitung und Entscheidungen während des Rittes eher schwieriger.

Auch Leute, die gerne Meilen machen wollen, kann ich mir in Kombination mit meinem eher gemütlichen Kleinpferd nicht vorstellen.

Ganz besonders jedoch die Wegstrecke betreffend hätte ich persönlich so meine Bedenken. Zu zweit kann man mal eben über eine Wiese und Privatland kreuzen, ohne groß Spuren oder Schäden zu hinterlassen, denn unsere Pferde sind klein und obendrein Barhufer:innen.

Eine ganze Gruppe mit Reitersleuten jedoch - von denen womöglich auch noch einige Pferde beschlagen, oder von denen einige größere Warmblüter sind - würden nicht nur Schäden auf Feldern und Wiesen hinterlassen, sondern sicher auch nicht immer unbemerkt bleiben, was wiederum den Unmut der Landbesitzerinnen und damit so manche Grundsatzdiskussion und am Ende Verbote mit sich bringen würde. Das ist auch der Grund, warum ich unsere Routen niemals veröffentlichen würde. Wir reiten ja eher unkonventionell und benutzen zugunsten einer schönen Wegstrecke nicht nur öffentliche Verkehrswege.

Gerade hier oben im Norden ist es übrigens auch tatsächlich kaum möglich, ausschließlich offizielle Wege zu benutzen, wenn man von A nach B kommen möchte und dabei die Straßen zu vermeiden sucht, so wie wir.

Aber auch Stationen zu finden, die eine ganze Gruppe aufnehmen könnten ... das wären dann ganz andere Höfe mit ganz anderen Voraussetzungen, und sicher kaum Privatpferdebesitzer:innen, so wie wir sie finden, und bei denen uns lediglich ein Stück Wiese und Wasser zur Verfügung stehen. Anbei: Wie viele würden sich darauf einlassen, nur Katzenwäsche mit einem Wasserkanister und ihr Geschäft mit einem Klappspaten zu verrichten?

Vor allem aber möchte ich nicht die ganze Zeit verantwortlich sein für die Bedürfnisse anderer, die sich unserer Leitung anschließen und womöglich auch entsprechende Ansprüche daran knüpfen.

Ich erinnere mich nur zu gut an die Situation, wo wir in einem Wald und ins Dunkel gerieten, und gleichzeitig nicht mehr ganz sicher über den Verlauf des Weges waren. Mir in solch einer Situation vorzustellen, wie eine weitere Person unzufrieden wird, mit Vorwürfen beginnt, womöglich einfach stehen bleibt oder gar einen anderen Weg einschlägt, weil sie der Führung nicht mehr traut ... das würde eine zusätzliche Unruhe und Belastung darstellen, die alles noch sehr viel anstrengender macht, als solch einer Situation ja eh schon ist.

Eleganter, nachhaltiger und vor allem machbarer ist ein Wanderritt, wie wir ihn machen: in einer Kleinstgruppe als Paar, mit dem Ausbaldowern eigener Wege und dem Aufsuchen unkonventioneller Stationen bei Privatpersonen. Das Wichtigste dabei jedoch scheint mir dabei zu sein, dass wir einander in- und auswendig kennen - wir uns als Ehepaar sowieso, aber auch unsere Pferde.

Als Viererherde kennen wir uns und unsere Verhaltensweisen von etlichen Ausritten im Gelände und wissen einfach, was wir voneinander zu halten haben. Was uns betrifft, so sind wir also das perfekte Team: Uwe & ich, Muck und Annie. Wir kennen unsere Eigenarten, unsere Launen, und wir können damit umgehen.

Alle anderen Formen des Wanderreitens - sowie die Anleitung und Führung von Leuten, die so etwas gern einfach mal ausprobieren wollen - überlasse ich gerne den Profis.

Der Countdown läuft ...

Die Vorbereitung

Pferdetraining, Gesundheits-Checkup,

Ausrüstung instandsetzen und ergänzen

Was wir in jedem Falle immer direkt vor einem Wanderritt machen, ist die Hufe unserer Pferde machen zu lassen und - falls man hier auch nur eine geringe Sorge spüren sollte, dass etwas nicht stimmt - noch mal eine Osteopathin und/oder Tierarzt kommen zu lassen.

Doch im Grunde ist natürlich klar: Sind die Pferde nicht fit, so sollte man sich auch gar nicht erst auf solch eine große Unternehmung einlassen. Denn einen Wanderritt mittendrin abbrechen zu müssen, ist immer schwierig und natürlich auch ärgerlich.

Dennoch sollte man sich auch beizeiten an den Gedanken gewöhnen, dass dieser Umstand jederzeit aus unterschiedlichsten Gründen geschehen kann. Eine Vierer-Herde ist eine sensible Sache. Wenn nur eine/r von uns nicht weiter kann, geht es für niemanden von den anderen weiter, das ist ganz klar. (Das wäre natürlich bei einer größeren Reitergruppe anders).

Hier hilft also nur eine Ghandi-Haltung: Es kommt alles so, wie es kommen muss. Wir bereiten uns bestmöglich vor. Mehr können wir nicht tun ...

Im Grunde muss man nicht extra in ein intensives Training gehen, nur um einen Wanderritt zu machen.

Andererseits macht es natürlich auch keinen Sinn, vom reinen Hallenreiten direkt ins Wanderreiten über zu wechseln, denn da draußen warten so viele verschiedene Reize auf ein Pferd, dass es diesen besser auch schon vorher ausgesetzt werden sollte.

Wer jedoch sowieso ständig Ausritte macht und durch abwechslungsreiches Gelände reitet, trainiert eigentlich schon alles, was man auch beim Wanderreiten braucht. Und - was ja eigentlich auch auf der Hand liegt - man sollte natürlich nicht gleich mit einer Mega-Tour beginnen. In kleinen Schritten beginnen, und so das Pferd und auch sich selbst an diese neue Form des Fortbewegens zu gewöhnen, ist immer der beste und sicherste Weg, um auch den entsprechenden Spaß dabei zu entwickeln. Denn auch mental haben Pferde da eine ganze Menge in ihrem Kopf zu verarbeiten - besonders wenn sie erst begreifen, dass es wohl nicht mehr zurück nach Hause geht.

Einige Punkte sind mir allerdings dann doch eingefallen, die man im Vorfeld gerne trainieren könnte, und die dadurch mit Sicherheit auch die Bewältigung mancher Herausforderung während des Wanderrittes vereinfachen.

Vorbereitung des Pferdes

Aufsitzen mit Apfelschnitz trainieren (damit das Pferd beim Aufsitzen abwartet, bis es von oben seinen Apfelschnitz gereicht bekommt und nicht einfach losläuft)

Aufsitzen an allen möglichen Gelegenheiten üben (von Baumstümpfen, Zaun, Findling etc.)

Böschungen und Hindernisse mitnehmen, mal querfeldein reiten, durchs Unterholz klettern lassen.

Verkehrssicherheit üben (Warten & sicheres Überqueren an Straßen, Gewöhnen an Straßenlärm, unterschiedliche Fahrzeuge)

Begegnungen austesten (mit Hunden, Fußgängern, spontanen ,Streichler:innen', Kindern - das Pferd sollte nach Möglichkeit nicht schreckhaft oder mit Abwehr reagieren)

Ausritte zu verschiedenen Wetterlagen und Tageszeiten machen, z.b. auch bei starkem Wind, bei Regen und auch mal in die Dunkelheit reiten und Leuchtmaterial ausprobieren.

Mit Gepäck (Gewicht) und Ausrüstung ausreiten und an raschelnde Regenklamotten gewöhnen!

Pausenverhalten trainieren (Es darf an der Hand gefressen werden, wenn die Reiterinnen es erlauben)

Führen üben - denn das kann immer wieder erforderlich sein und darf nicht anstrengender sein, als das Pferd zu reiten.

Allgemeine Fitness trainieren (Gelenkigkeit), mit Roundpen-Arbeit, Equi, Stangenarbeit.

Sensibel machen für Stimme und Hände, um nicht nur allein mit den Zügeln lenken zu können.

Rangieren üben (zu Fuß ebenso wie vom Pferd aus), um das Pferd gegebenenfalls aus zwicklichen Lagen heraus zu manövrieren.

Grundsätzlich auch enge Situationen üben (enge Überwegungen, die eigentlich für Fußgänger sind etc.)

Unsere Ausrüstung

Ausrüstung für zwei Pferde & zwei Menschen,

einen Wohnwagen und zwei Fahrzeuge,

Im Vorfeld beginnt erst einmal die Überprüfung: Funktioniert noch alles? Ist noch alles heil? Autos und Wohnwagen müssen gecheckt, in Ordnung gebracht und entsprechend aus- und neu eingeräumt werden. Wir müssen also immer drei Fahrzeuge im Blick haben: bei Bedarf noch mal der Werkstatt vorstellen, Öl, Wasser und Reifendruck checken, - gilt der TÜV noch?

Geräte mit Strom checken:

Kühlschrank, Wasserkocher, Beleuchtung im Wohnwagen, Ladekabel für die Geräte (Laptop, Handys, Tablet, Elektrokabelrolle).

Alternativgeräte ohne Strom:

Ist alles, was als Alternative ohne Strom laufen soll, in Ordnung?

Also: Gaskocher (Kartuschen ausreichend dabei?), Solar-Powerbänke für die Handys, batteriebetriebene Beleuchtung & Stirnkopflampen bestücken, Batterien auf Lager haben.

Pferdeausrüstung:

Die gesamte Pferdeausrüstung für den Wanderritt an einem sonnigen Tag herausholen und ausbreiten, Verschlüsse und ggf. zerrissene Nähte checken und reparieren, alles durchwaschen, Ledersachen reinigen und ölen. Auch an Ersatzkram denken, und diesen mit einpacken (Ersatzzügel, Ersatzgurt, Ersatzschabracke, Ersatzgamaschen, Ersatztrense, Ersatzhalfter mit Strick).

Organisation:

Orientierung auf drei Beine stellen mit Karte, GPS-Gerät, Handy.

Für die Strecke Kartenausschnitte für die entspr. Reitstrecken kopieren und wasserfest laminieren, ebenso die Adressen und Kontaktdaten der Übernachtungsstationen als Liste mitnehmen, ihre Handynummerri im Vorfeld ins Handy einspeichern.

Außerdem haben wir eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet. Wir fragen unserer Gastgeberinnen natürlich, ob sie auch in unsere WhatsApp-Gruppe mit eingefügt werden wollen, in der wir unsere Tagesberichte verfassen. Es hat den Vorteil, dass sie so mitverfolgen und auch durch unsere eingestellten Fotos genau sehen, wo wir gerade stecken und was gerade so bei uns los ist.

Die Adressen der Stationen werden natürlich auch bereits im Vorfeld in beide Navis der Autos eingespeichert.

Packlisten - was muss wohin?

Packlisten - was muss wohin?

Wohnwagen:

Essen & Schlafen: Hier muss alles hinein, was man für die

Übernachtung vorfinden möchte

Betten beziehen, 2 Extradecken und Schlafklamotten hinein (dicke Jogginghose, dickeres Halstuch und Jacke dazu)

Taschen mit Wechselklamotten, Unterwäsche, Kulturbeutel, Handtüchern, Freizeitbeschäftigung (Bücher, Tagebuch, Stifte, ggf. Laptop/Tablet plus Ladekabel, 1.Hilfe-Päckchen und einfache Medis (wie z.B.Kopfschmerztabletten, Wund- und Brandsalbe, Wunddesinfektion, Pflaster), Wisch&Weg und Toilettenpapier

Kühlschrank und Schränke auffüllen mit Lebensmitteln (Kaffee, Tee, Brot, zwei Sorten Aufschnitt, Dosensuppen für abends)

Gummiklogs für den Toilettengang gleich am Ausgang installieren

In der Außenbox des Wohnwagens einen kleinen Wasserkanister mit Seifenschale, Händetuch, Klappspaten für den Klogang und Klopapier installieren, sowie die Elektrokabelrolle

Kleiner Campingtisch & leichte Campingstühle

Ausrüstung an der Reiterin:

doppelte Unterhose / Radler gegen Wundreiten

gut sitzende, bequeme Reitklamotten (Baumwolle!), bequeme Schuhe, in denen man auch gut laufen kann, Helm, evtl. Ohrenschützer, Halstuch

Wir reiten mit reflektierenden Leuchtjacken (kann man notfalls noch zusätzlich hinten aufs Pferd schnallen)

Bein-/Gürteltasche mit Papieren, EC-Karte, Autoschlüssel, Handy, Taschentücher

'Motivation' fürs Pferd einpacken (Möhrchen, Apfelschnitze) in der Jackentasche oder Extra-Bauchtasche

Gute Laune!

Ausrüstung am Pferd:

gut sitzender Sattel, gepolstertes Pad, gebisslose Trense, Hufschuhe

Gelenkschutz (Gamaschen) und Sicherheitsausrüstung (Leuchtgamaschen, Leucht-Brustlatz)

Kleine Horn-Satteltasche, eigene Tagesverpflegung (kleine Brotdose /Müsliriegel, 1-2 Äpfel + 2x halber Liter Getränk)

In den hinteren Gepäcktaschen nur das Nötigste einpacken!

Wir haben darin:

Halfter und Strick,Regenzeug für uns und Regenüberzug für den Sattel (wichtig!!!), leichte Fleecejacke oder PulliErsatzkram (Ersatzzügel),Fliegenhaube, InsektensprayLeuchtausrüstung (Schweifblinker, Stirnkopflampe, Leuchtjacken), kleines Reparaturset für den Notfall (Nadel+Faden, Kabelbinder, etwas Strick usw., um z.B. zerrissenes Zaumzeug notdürftig zu flicken)1.Hilfe-Päckchen für Mensch und Tier (Wunddesinfektion, Bandage, Pflaster, Silberspray)

Das kommt in das große Auto:

Hier muss alles drin sein, was wir beim Ankommen und morgens

für uns und die Pferde benötigen

Für die Reiterinnen:

Vorne: Navi, Ladekabel fürs Handy

Klamotten für den Urlaubsort in Extratasche - darf nach gaaanz hinten geschoben werden.

Gummistiefel, Regenponcho, Stallklamotten etc.

Tasche mit Ersatz-Reitklamotten (Reithose,Pulli, Jacke, Socken, zweites Paar Schuhe)

2 alte Fleece-Decken fürs Ankommen