Zu Fuß mit Pferd - Hannah Flemming - E-Book

Zu Fuß mit Pferd E-Book

Hannah Flemming

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Beschreibung

Seit zwei Jahren planen wir diesen Wanderritt in die Wingst! Doch plötzlich neigt das Pferd meines Mannes zu Panikattacken. So folgen Stürze und irgendwann die Erkenntnis: Wir müssen Pelle gegen ein neues Pferd tauschen, sonst geht es nicht weiter ... Dieses Buch berichtet von unseren abenteuerlichen Erlebnissen unterwegs, dem Pferdewechsel, und wie wir mit unserem neuen Team wieder Schritt für Schritt ins Wanderreiten zurückfinden. 2023 sind wir endlich so weit, wieder auf einen großen Wanderritt zu gehen! Doch dann geschieht etwas, was uns vor die Entscheidung stellt: entweder zu Fuß oder gar nicht ...

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Seitenzahl: 266

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Wanderreiten heiβt: In der Natur unterwegs sein Zusammen mit dem Pferd

... Und manchamal Muss man dafür mehr Wandern

Widmung

Für Andrea & Kim

Für Andrea

Die allerbeste Pony- und Katzensitterin der Welt!

Für Kim

Die uns mit Rat und Tat zur Seite stand, wenn wir nicht weiter wussten.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Vorgeschichte

Ein Pferd fällt aus allen Wolken

Ein neues Pferd für Uwe

Wilma und der Wassersprenger

Ein neues Zuhause für Pelle

Muck & Wilma

Neustart mit Wilma

3 Kleinere Wander-Kurztrips

Trip I. Hüttenbusch 2022

Trip II Basdahl 2022

Trip III. Hellingst 2023

Wir sind so weit!

Der Vorfall

Zu Fuß mit Pferd

Wander

-Ritt in die Wingst 2023

1. Gnarrenburg

2. Basdahl

3. Hipstedt

4. Alfstedt

5. Armstorf

6. Lamstedt

7. Wingst

Erster Reitversuch

Und alles wieder anders

Abschließende Gedanken

Dankeschön!

Andere Bücher aus dieser Reihe

Einleitung

Unterwegs zu sein in der Natur, zusammen mit den eigenen Pferden, Landschaft und Leute zu erleben und jede Nacht woanders zu verbringen, das ist etwas ganze Besonderes und mit nichts zu vergleichen!

Tatsächlich ist es vor allem für mich fast zu einer Sucht geworden: Loszuziehen, neue, schöne Reitwege für unsere Tagesetappen zu finden, um so über mehrere Stationen bis zu einem Hof zu gelangen, auf dem man 1-2 Wochen Urlaub macht und in schöner Landschaft vor Ort Ausritte unternehmen kann.

Wir, das sind mein Mann Uwe und ich, sowie unsere beiden Kleinpferde.

Solch eine Viererherde ist allerdings ein sensibles Konstrukt: Denn wenn nur eine/r von uns ausfällt, so können auch die anderen drei nicht weiten Das ist anders als bei einer großen Reitertruppe, die einzelne Personen oder Pferde zurücklassen und weiterziehen würde nach dem Motto: ,Die Mission zählt.'

Zwei Jahre Durststrecke mussten wir überstehen, bis es überhaupt möglich wurde, auf die geplante Wingst-Tour zu gehen! Es gab einiges an Schwierigkeiten zu überwinden, ehe wir endlich wieder losziehen konnten ... und das lief im Endeffekt dann auch noch ganz anders, als wir es eigentlich geplant hatten.

Uwe meinte, es wäre keine gute Idee, aus dieser Zeit ein Buch zu machen. Doch nach einiger Überlegung entschied ich, dass es durchaus wichtig ist, auch über all die Hindernisse, Rückschläge und Unwegsamkeiten zu schreiben, und dass eben nicht immer alles so läuft wie geplant. Denn wenn man bereit ist, durchzuhalten und an die jeweilige Situation bestmöglich anzupassen, geht es dann eben doch auch immer irgendwie weiter ...

Wen jedoch die Vorgeschichte über diese turbulente Zeit davor und der notwendige Pferdewechsel nicht so sehr interessieren und wer stattdessen lieber gleich zu unserem Wandertour-Bericht ,Zu Fuß mit Pferd' kommen möchte, der kann gerne die ersten Kapitel überspringen. Denn danach geht es auch gleich los auf unsere Wander-Reit-Tour in die Wingst!

Aber hier kommt zunächst erst einmal die Vorgeschichte:

Ein Pferd fällt aus allen Wolken

Im letzten Jahr, 2021,waren wir noch mit Muck und Pelle auf Wanderritt gegangen. Und nach einer anstrengenden Zeit und beinahe täglichem Training hatten wir den siebenjährigen, sehr ängstlichen Wallach so weit an alles gewöhnt, dass Uwe das Wagnis mit ihm einzugehen bereit war; auf Wanderritt zu gehen.

Davor war nämlich noch jeder Ausritt eine ziemlich aufregende Sache gewesen. Ein Schatten, ein herabfallendes Blatt und vor allem Fahrzeuge konnten bei Pelle einen plötzlichen Schreck und heftigen Satz zur Seite auslösen (nachzulesen in meinem Wanderreitbericht Band II. ,Pferd-to-go').

Doch kaum waren wir auf Wanderritt, da trottete Pelle schon nach kurzer Zeit hinter Muck her, erschreckte sich kaum noch, ließ den Kopf beim Laufen pendelnd hängen, wirkte entspannt - und machte einfach mit!

Es war, als habe er nie etwas anderes getan.

Die Routine eines Wanderrittes ist aber auch recht einleuchtend für ein Pferd: Es muss sich nur in unsere Viererherde einfügen. Wir, die Menschen, waren die ganze Zeit dabei und gaben klar vor, was zu tun war, wo es lang ging, wo man fressen und schlafen würde und vor allem wichen wir nie von seiner Seite.

Pelle wäre wohl der richtige Kandidat für einen richtigen Tinkertross gewesen: immer zusammen mit seinen Menschen und anderen Pferden, Tag und Nacht unterwegs. Das war es offenbar, was er brauchte, um sich sicher zu fühlen.

Er war ja sogar bereits während des Wanderrittes mit Uwe vorgegangen, unerschrocken an Traktorenmonstern vorbei, durch Wälder, an fremden Tieren, sogar an übel riechenden Schweinemastställen. Das alles wäre in der Anfangszeit niemals denkbar gewesen!

Doch als wir nach unserem Wanderritt wieder zu Hause ankamen und die beiden Ponys auf ihren Paddock und die Weide entließen, schien Pelle wie aus allen Wolken zu fallen. Er sah aus, als frage er völlig entsetzt: „Was ist jetzt? Wo geht ihr hin? Wieso lasst ihr uns jetzt hier draußen und verzieht euch ins Haus?"

Ab da war alles wie auf einen Schlag vollkommen anders.

All das Positive, was wir auf dem Wanderritt mit ihm erlebt hatten, schien wie weggeblasen. Es war nichts, worauf wir aufbauen konnten.

Seine alten Ängste kehrten zurück, und bei unseren folgenden Ausritten verfiel er sogar in plötzliche, unvorhergesehene Schreckmomente, die noch schlimmer waren als je zuvor: er bekam richtiggehende Panikattacken. Der geringste Anlass - den wir selbst manchmal nicht einmal wahrnahmen - führte dazu, dass er urplötzlich losschoss.

Pelle wurde unberechenbar, schlimmer denn je zuvor. Er fürchtete sich immer mehr vor Fahrzeugen, Geräuschen, den großen Traktoren, sodass wir uns teilweise schon lange vorher gegenseitig warnten, wenn sich ein solches ,Monster' näherte. Das hieß auch immer öfter, lieber abzusteigen und ihn von der Straße wegzuführen. Und dann gab es immer öfter diese gefährlichen Situationen, bei denen nicht ansatzweise vorauszusehen war, dass er sich erschrecken würde.

Dann raste er urplötzlich wie ein von der Sehne schnellender Pfeil davon und warf sich dabei auch noch unerwartet zur Seite.

Ein- zweimal stürzte Uwe bei solch einer Panikattacke. Glücklicherweise verletzte er sich nicht ernsthaft dabei, doch mit Pelle unterwegs zu sein wurde nun immer gefährlicher.

Wir mussten schließlich begreifen, dass es so einfach nicht weitergehen konnte, und mussten uns eingestehen, dass wir beide es nicht mit ihm schaffen würden. Pelle brauchte offenbar eine klare Routine, tägliche Bewegung und engmaschige Betreuung ... so wie auf dem Wanderritt. Aber das konnten wir ihm auf Dauer einfach nicht bieten.

Offensichtlich kam er nicht damit klar, bei uns auf dem Hof wieder sich selbst überlassen zu sein, allein mit einer Stute und gelegentlichen Ausritten. Die Pausen schienen das Problem zu sein. Diese nährten ganz offensichtlich seine Ängste.

Der Kleine brauchte jemand anderes als Besitzer: in, welche/r sich anders, routinierter und vor allem ständig um ihn kümmern konnte. Wir beide konnten das in unserem Alltag so schlicht nicht leisten.

Ich habe Jahre später einmal den interessanten Bericht eines Profi-Bereiters gesehen. Er warnte vor introvertierten Pferden. Denn diese machten laut seiner Erfahrung über längere Zeit einfach alles mit und betrieben quasi eine Art 'Containing': sammelten also nur all die neuen Eindrücke, schluckten alles herunter und verhielten sich unauffällig, sodass man sie - in der Annahme, dass sie gut zurechtkämen - unglücklicherweise auch immer weiter forderte. Doch in Wahrheit konnten sie all die neuen Erfahrungen und das Gelernte gar nicht richtig verarbeiten.

Irgendwann war dann eine weitere Forderung an sie wie das Letzte, was ihr Fass zum Überlaufen brachte.

Es hatte meist gar nichts mit der aktuellen Situation zu tun, warum sie dann urplötzlich explodierten. Doch wenn ihnen schließlich irgendwann alles zu viel wurde, so machten sie sich unerwartet 'Luft' - und wurden so zu uneinschätzbaren Problempferden, deren Reaktionen niemand mehr vorhersehen, geschweige denn verstehen konnte.

Solche Pferde hätte man einfach mit sehr viel mehr Zeit zwischen den Trainingseinheiten ausbilden und zwischendurch immer wieder ganz in Ruhe lassen müssen, damit sie das Erlernte auch verarbeiten können.

Natürlich weiß ich, dass jedes Pferd sein eigenes Lerntempo hat - so wie auch wir Menschen - und dass man zudem über bestimmte Rassen sagt, sie seien besondere Langsam-Lerner. Tinker gehören zu dieser Spezis.

Aber dass ein Tier über einen solch langen Zeitraum wie einem vierwöchigen Wanderritt derart unproblematisch alles mitmacht und erst anschließend offenbart, dass nichts von all den erlernten Erlebnissen und dem antrainierten Verhalten wirklich Bestand haben würde ... so etwas hatte ich in dieser extremen Form noch nie vorher irgendwo gesehen, gehört, oder selbst erlebt.

Ich meine, immerhin waren wir einen Monat unterwegs gewesen - eine Woche hin, eine zurück und zwei vor Ort mit (fast) täglichen Ausritten! Anscheinend jedoch war der gesamte Wanderritt selbst für Pelle wie eine große Lerneinheit gewesen, die er mitgemacht, jedoch keinesfalls verdaut hatte.

Natürlich hatten wir den kleinen Tinkerwallach längst lieb gewonnen. Im täglichen Umgang war er ein so nettes, knuffiges und umgängliches Pferd, welches uns immer erwartungsvoll empfing, zur Begrüßung in allen Höhenlagen zu Quasseln begann, stets zugewandt, zutraulich und freudig auf uns reagierte. Nur das mit dem Reiten ging so eben nicht mehr weiter. Doch ihn 'nur so' zu halten, das war weder für uns eine Lösung, noch für ihn. Er war einfach zu jung, um nur auf der Weide zu versauern. Er brauchte Bewegung und Action.

Und was speziell für mich noch sehr viel schwerer wog: bei all der Pelle-Problematik fiel meine Muck seit geraumer Zeit hintenüber. Ich konnte mich kaum noch so um sie kümmern, wie ich das eigentlich wollte. Denn immer stand Pelle mit seinen Problemen im Vordergrund. Das ging so einfach nicht weiter.

Sie war zwischenzeitlich krank geworden, und als er sie - so vermuten wir - einmal über den Zaun gejagt hatte und sie dabei ausgebrochen waren, war sie vermutlich in eine Schraube des Zaunes getreten und hatte sich einen bösen Abszess im Huf zugezogen. Für lange Zeit konnte Muck überhaupt nicht richtig laufen.

Daraufhin mussten wir nun die beiden für eine geraume Zeit trennen, da Pelle sie trotz ihrer Verletzung weiterhin rücksichtslos herumrempelte. Bei anderer Gelegenheit brach er dann sogar alleine durch den Zaun und ging stiften, ließ sich anschließend kaum noch einfangen ...

Fazit: Der kleine Kerl war unausgelastet und brachte uns mittlerweile nur noch Ärger, Sorgen und Unannehmlichkeiten ein. Uns wurde es zu viel. Es reichte einfach.

Bei aller Liebe, er brauchte andere Besitzer: innen. Und wir brauchten dringend ein vernünftiges, reitbares Pferd für Uwe, eines, welches unsere recht ruhige Art und Weise des Reitens und der Haltung zu schätzen wusste und darüber nicht auch noch gefährliche Eigenschaften entwickelte. Auch wenn es uns wirklich schwerfiel und unser Herz schwer wurde:

Ein weiterer Pferdewechsel wurde nun unbedingt notwendig. Pelle musste gehen.

Pelle beim Training. Er ist ein Typ, der im Grunde jeden Tag beschäftigt werden muss.

Mit Muck und Pelle 2021 erfolgreich auf Wanderritt in die Lüneburger Heide (siehe auch Band II. ,Pferd-to-go')

Ein neues Pferd für Uwe

Durch die Zeit mit Pelle hatten wir uns völlig ausgepowert. Wir brauchten dringend ein Pferd, welches wieder die nötige Ruhe in unser Leben, und uns die Leichtigkeit und Freude am Reiten zurückbrachte. Und wir brauchten eines, welches auch kein Problem damit hatte, nur gelegentlich geritten zu werden und sonst ein ruhiges, beschauliches Leben bei uns zu führen, ohne Herde - nur mit einer weiteren Partnerin, nämlich meiner friedlichen Muck.

Unsere Prioritäten hatten sich verschoben. Das Wichtigste bei einem neuen Pferd war nun für uns: Verkehrssicherheit und Unerschrockenheit. Eine coole Socke musste also her!

Das war umso mehr wichtig, da wir nicht nur schlimme und gefährliche Erlebnisse mit Pelle hinter uns hatten, sondern obendrein auch noch in steigender Taktzahl die Riesentraktoren auf der engen Straße an unserem Haus vorbeidonnerten, und die wurden immer größer.

Sie fuhren oft mit Volldampf auf uns zu - sodass einem bereits in einem normalen PKW schon Angst und Bange wurde. Bei den Fahrer:innen dieser ,Monster' handelte es sich oft um Angestellte eines Lohnunternehmens, welche im Akkord fuhren. Sie fuhren schnell und immer unter Hochdruck.

Wir brauchten also ein Pferd, welches sich auch davon nicht beeindrucken ließ ...

Nach der Corona-Pandemie war der Pferdemarkt allerdings noch immer nicht da, wo er vorher gewesen war. Das Mittelfeld fehlte quasi: die einfachen Pferde mit einer soliden Grundausbildung.

Wir suchten kein Rassepferd, kein Turnierpferd und auch keines mit einem langen Stammbaum, mit dem man angeben konnte. Es sollte gesund, verlässlich und mit unserer Art der Offenstallhaltung und gemütlichen Geländeausritten kompatibel sein.

Nach einiger Sucherei waren drei Pferde im Rennen, die ich bei den Kleinanzeigen herausgesucht hatte: Eines in der Nähe von Verden, welches angeblich cool sei, aber nicht ganz taktrein lief, eines, welches robust, kräftig und unerschrocken war, aber den Menschen nicht wirklich respektierte, und eines, welches angeblich ein verlässliches Geländepferd war, aber leider einen ausgeheilten Sehnenschaden hatte.

Dieses Mal hatte Kim (unsere Trainerin, die mit mir Muck eingeritten und auch bei unseren anderen Pferden kompetent geholfen hatte) sich schon im Vorfeld gemeldet und angekündigt, sie wäre gerne bei unserer Suche dabei.

Es tat ihr vermutlich leid, dass mit Pelle alles so schief gegangen war. Und nun traute sie wohl unserer Einschätzung nicht mehr so recht, ein wirklich passendes Pferd für uns zu finden. Natürlich waren wir verunsichert und trauten uns auch auf einmal selber nicht mehr, die richtige Entscheidung zu fällen. Also waren wir über ihr Hilfsangebot dankbar.

Das erste Pferd, welches uns in einem Video vorgeritten wurde, redete sie uns gleich aus. Da könne alles Mögliche dahinterstecken, warum es so seltsam liefe. Wir sollten besser die Finger davon lassen.

Beim Zweiten war wiederum Uwe gleich dagegen. Denn die Besitzerin beschrieb das Flegeln ihres Pferdes so: „Ja, sie hat Hufe, ja, sie hat Zähne, und sie weiß das auch." Übersetzt hieß das so viel wie: Ein kräftiges Pferd, offenbar völlig unerzogen. Und - ach ja - vor Freude buckeln würde die im Galopp auch ...

Nach den teilweise wirklich gefährlichen Situationen, die wir mit Pelle erlebt hatten, konnte Uwe selbstverständlich kein buckelndes Pferd gebrauchen.

Er brauchte ein Pferd, welches ihm wieder Zutrauen ins Reiten und das Gefühl von Sicherheit zurückbringen konnte.

So blieb nur noch das dritte übrig, Elli. Alles, was wir von der Besitzerin zugeschickt bekamen - die sich leider mit ihrem Pferd im Ruhrpott befand, aber im Norden inseriert hatte, da sie ihr Pferd gern dorthin vermitteln wollte - klang sehr vielversprechend. Elli schien ein sanftes, verlässliches und nebenbei bildschönes Pony zu sein. So zart, wie sie aussah, waren wir allerdings etwas unsicher, ob sie auch für einen Erwachsenen geeignet wäre. Und - dann war da ja auch noch immer das mit dem Sehnenschaden.

So etwas mag nicht so sehr ins Gewicht fallen, wenn man ohnehin nur auf einem ebenen Platz reiten möchte und damit dieser Schwäche Rechnung trägt. Wir aber wollten über Stock und Stein, denn wir sind ja ausschließlich im Gelände unterwegs. Und das ist dann schon für die Beine eines gesunden Ponys eine Herausforderung. Einen ebenen, sicheren Untergrund konnte man bei Wanderritten keinesfalls garantieren. Dennoch machten wir einen Besichtigungstermin aus.

Parallel hatte ich für Uwe außerdem eine Suchanzeige in ein Anzeigenportal gesetzt und eine Verkaufsanzeige für Pelle.

Die Suchanzeige erneuerte ich nun schon zum zweiten Mal, und ... dann kam auf einmal eine Reaktion.

Eine Frau schrieb mir; Sie habe eine Tinkerstute. Die sei absolut cool und verkehrssicher, 14 Jahre alt. Sie habe diese selber aufgezogen und ausgebildet. 10 Jahre sei das Pferd nun bei ihr. Aber warum sie dann dieses tolle Pferd verkaufe, so fragte ich natürlich erstaunt nach?

Die Antwort klang schlüssig: Sie habe kleine Kinder und wolle auch in Zukunft therapeutisch mit Pferden arbeiten. Doch dafür sei Wilma leider nicht geeignet.

Die habe keine Lust auf das Gewusel, das sei ihr alles zu viel. Für einen Erwachsenen sei sie jedoch durchaus ein sehr gutes Pferd. Hm. Das war in der Tat eine ungewöhnliche Beschreibung und machte uns natürlich neugierig ...

Also machten wir uns auf den Weg zu Wilma.

Wilma und der Wassersprenger

Am 20.Juni 2022 machten wir uns auf den Weg, um Wilma kennenzulernen. Wir mussten fast bis nach Oldenburg und trafen sie dort zusammen mit zwei anderen Ponys auf einer kleinen Waldwiese.

Die erste Kontaktaufnahme vermittelt einem normalerweise immer einen ersten Eindruck und auch das Bauchgefühl zu dem neuen Pferd. Doch das fiel hier irgendwie flach. Wilma nahm nämlich keinerlei Notiz von uns.

Sie graste, blieb abgewandt, schaute nicht einmal neugierig zu uns oder ihrer jetzigen Besitzerin herüber. Sie machte einfach ihr Ding und nahm keinerlei Kontakt auf.

Das war also Wilma: Ein dunkelbraunes, sehr zotteliges Tinkerpony, deren Augen unter der voluminösen Mähne völlig verschwanden. Kein Gesichtsausdruck war zu sehen, keine wirkliche erste Einschätzung möglich. Sie graste, während wir uns unterhielten, lief dann gezielt in den Weideunterstand - an uns Menschen vorbei - zu ihrer 'Heuklappe'. Die warf nämlich alle 2 Stunden eine Portion raus, und das wusste Wilma. Die struppige Tinkerlady wartete darauf, und - plopp - kam das Heu, und sie war gleich da, um es in Empfang zu nehmen. Clever war sie also.

Bei Pelle war die erste Begegnung völlig anders gewesen. Er hatte uns gleich mit seinen Knopfaugen angeschaut, und wir hatten uns durch sein Wesen anrühren lassen. Spätestens, als er an Uwes Händen herumgespielt und der Tinkerwallach ihn dabei versehentlich in den Finger gebissen hatte, hatte Uwe sich in den kleinen Wallach verschossen.

Doch Wilma ignorierte uns. Sie ließ sich schlicht nicht in die Karten schauen. Hm.

Dieses Mal war aber ja auch für uns alles anders. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir klare Prioritäten hatten. Wir wussten, was wir brauchten. Und das war momentan weitaus wichtiger als die Tatsache, ob wir ein Pony nett oder anrührend fanden.

Unsere Ponysuche war dieses Mal also so sachlich wie nie zuvor ...

Wir setzten uns zunächst zusammen, schnackten mit der Besitzerin und lauschten der Geschichte und dem Werdegang, den sie über Wilma zu erzählen wusste.

Die Stute hatte sie mit 4 Jahren bekommen und selber ausgebildet. Wilma war nun also 10 Jahre hier. Das war eine lange Zeit und bedeutete, dass es eine große Veränderung für das Pony werden würde, wenn sie nun die Besitzer: in wechseln sollte. Denn 10 Jahre lang hatte sie nun auch mit den beiden anderen Pferden zusammengestanden und war immer nur auf dieser Weide gewesen ...

Wilma war Ekzemerin, hatte Mauke und Raspe (fiese Milben und Bakterien, die sich hinten in die Fesselbeugen der Beine einnisten, die jucken und auch weh tun.) Wilma schubberte sich also genau wie Muck an Mähne und Schweif, und sie mochte keine Fliegeviecher um sich herum. Das wurde ihr alles zu viel.

Das sei auch der Grund, so die Besitzerin, warum sie nicht sanft genug mit den Kindern umginge: Denn wenn Wilma alles zu viel wurde, flüchtete sie im vollen Galopp in den Weideunterstand, stampfte bei Juckreiz heftig mit den Hinterhufen auf oder reagierte anderweitig unwirsch auf die Lästlinge, ohne Rücksicht auf Umstehende zu nehmen. Bei Erwachsenen sei das nicht so das Problem, denn die konnten auf sich selber aufpassen. Aber bei Kindern wurde es dadurch in ihrer direkten Umgebung schon auch mal gefährlich.

Wir konnten Wilma beobachten, wie sie sich schubberte. Ja, da saß ganz gut Kawumm dahinter!

Wenn die ihr Körpergewicht gegen den Wassertank stemmte - uiuiuiui, da wollte man lieber nicht dazwischen geraten ...

Schließlich fragte die Besitzerin unvermittelt, ob Uwe probereiten wolle. Ich könne das andere Pferd nehmen.

Huch? Ich fühlte mich überfordert, denn ich hatte mich nicht aufs Reiten eingestellt. Uwe schon. Er wollte ein Gefühl für Wilma bekommen. Und ich fand das toll und mutig von ihm, denn immerhin war er nun schon seit einem halben Jahr nicht mehr geritten, seit all die Schwierigkeiten mit Pelle begonnen hatten und die Stürze geschehen waren ...

Flugs wurde geputzt und gesattelt. Wilma ließ sich alles gefallen. Am Ende bekam sie auch noch eine schwarzweiß-gestreifte Zebra-Ausreitdecke übergezogen, mit Troddeln daran. Das sah lustig aus.

Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Aber angeblich liefe Wilma damit einfach ruhiger. Die Besitzerin selber wollte nun mit dem anderen Pferd mitreiten, und ich könne mit dem Fahrrad folgen, wenn ich wolle. Klar wollte ich.

Schwupps saß Uwe drauf. Das sah alles schon einmal sehr gut und passend aus - mein schmaler Mann mit den langen Beinen und dieses kräftige Kaltblutpony. Ein wenig wie ein Ritter auf seinem Streitross - nur ohne Rüstung.

Eine kleine Runde im Gelände war geplant. In einem Nebensatz hatte sie uns noch mitgeteilt, sie habe Wilma nun länger nicht geritten, den ganzen Mai nicht.

Wir hatten Juni. Wilma war also über einen Monat nicht geritten worden ...

Aber sie meinte, das sei kein Problem. Also gut. Ich hoffte, der Ausritt würde möglichst ereignislos ausfallen und Wilma sich von ihrer besten Seite zeigen.

An der Straße ging es entlang, auf dem Fahrradweg dem Verkehr entgegen. Prompt kam den beiden ein röhrender Traktor entgegen. Mein Puls erhöhte sich unmittelbar. Dieser auf uns zurollende Traktor stellte eine absolute Katastrophe dar, wäre das hier Pelle gewesen! Aber es war nicht Pelle, sondern Wilma. Und sie nahm tatsächlich kaum Notiz von diesem Traktor. Er interessierte sie schlicht nicht.

Dann wurde über die Straße gewechselt und die beiden lenkten auf einen Feldweg, der direkt an einem Acker vorbeiführte, auf dem ein riesiger Wassersprenger agierte. Wenn ich davon erzähle, sage ich immer 'Wasserwerfer', denn genau so ein heftiges Teil war das:

Es schoss mit Zischen und Knacken in alle Richtungen, drehte sich nach und nach, um jeweils eine riesige Wasserfontäne in eine Richtung zu schießen. Und der feuchte Bereich des Feldweges, der nun vor den Ponys lag, zeigte klar und deutlich, dass die heftigen Wassersalven auch den Weg erreichen würden, auf dem sie ritten.

Ohgottogottogottogott! Mir blieb fast das Herz stehen. Doch die beiden hielten direkt darauf zu. Ich glaube, alle Reiterr:innen hätten nun diesen Wassersprenger beobachtet, den Zeitraum abgeschätzt, in dem die Fontäne gerade nicht über den Feldweg zischen würde, um dann zwischen zwei Wasserschüssen zügig daran vorbei zu traben - um nicht davon erwischt zu werden!

Wilmas Besitzerin jedoch hatte die Ruhe weg. Im Schritt ritten die beiden auf das zischende Wasserungetüm zu, warteten, bis es bei ihnen war, die Fontäne schoss zischend auf die Pferde, prasselte über sie nieder ... und zog weiter.

Nichts passierte.

Nun ja, doch, ein wenig: Das Pferd der Besitzerin tänzelte unruhig unter ihr, und Wilma schien erst aufs Feld nebenan ausweichen zu wollen, ging ein paar Schritte rückwärts, als das Wasser kam, wirkte etwas angepisst, wurde ordentlich nass, und stapfte dann jedoch ganz normal weiter, so als sei nichts geschehen. Mir fiel beinahe die Kinnlade herunter!

Ich weiß nicht, wie viele Pferde es überhaupt gibt, die derart cool auf solch ein Wasserungetüm reagieren würden! Alle Pferde, die ich kenne, hätten hiermit ein Problem gehabt, inklusive meiner eigentlich fast immer gelassenen, ruhigen Muck - aber auch all die Pferde, die ich je davor kennengelernt habe.

Abraxas, mein erstes Pferd? Nie im Leben wäre er da so drunter durch, dass ihn das Wasser hätte erwischen können! Sicher wäre er geflüchtet, hätte sich nach einer Weile überzeugen lassen, dass wir dran vorbeimüssen, und hätte dann aber trotzdem Fersengeld gegeben und einen großen Bogen drumherum gemacht ... Aber das hier, das war der Hammer!

Ich holte die anderen wenig später mühsam ein - denn das Rad machte mir einige Schwierigkeiten - und fuhr neben ihnen her bis zur nächsten Straße. Dort musste man hinüber, um zurück zur Weide zu kommen. Das wusste Wilma und fand, Anhalten müsste jetzt nicht sein. Da war aber durchaus Verkehr, doch der interessierte Wilma nicht. Sie wollte jetzt nach Hause.

Wilma hatte fertig!

Als sie gar nicht anhalten wollte, brachte Uwe sie in eine Volte und konnte so verhindern, dass sie einfach in den Verkehr stiefelte. Das war also auch Wilma: Sie hatte klare Vorstellungen und wollte die auch durchsetzen.

Nach dem Absatteln befragte ich Uwe erst einmal, wie er das letzte Abenteuer überhaupt überstanden hatte.

Er war noch ganz aufgewühlt - verständlicherweise.

Natürlich war auch ihm bei der Wasserbegegnung die Düse gegangen. Pelle wäre hier vermutlich rückwärts galoppiert, gestiegen, oder hätte ähnliche, gefährliche Manöver vollzogen.

Die coole Reaktion von Wilma jedoch hatte Uwe wirklich beeindruckt. Und mich auch. Genau so ein Pferd brauchten wir beide! Dann stünde weiteren Wanderritten nichts mehr im Wege. Und mit solch einem Pferd könnte man auch gut alt werden. Denn das Reiten auf einer solch coolen Socke wäre sicherlich kein Problem, selbst wenn man selbst irgendwann nicht mehr ganz so beweglich und nicht mehr gar so ehrgeizig wäre ...

Wir saßen danach noch eine Weile beisammen und besprachen uns, ehe wir uns verabschiedeten. Zwei Tage später hatten wir ja auch noch dieses andere Pony im Ruhrpott auf dem Zettel. Anschauen wollten wir uns das schon auch noch.

Die Besitzerin von Wilma hatte auch noch eine weitere Interessentin, die sich Wilma anschauen wollte. Sie hatte uns aber schon erzählt, dass diese Person eigentlich etwas für ihre Kinder suche. Und dafür war Wilma ja im Grunde nicht geeignet.

Als wir aufbrachen, verschwand bereits das Tageslicht. Schon auf der Rückfahrt diskutierten wir, so intensiv, dass wir die eine Abfahrt fast verpassten, Uwe gerade noch rechtzeitig einbog und in der Dunkelheit kurzfristig auf der Verkehrsinsel zwischen den Fahrbahnen landete. Zum Glück war nichts passiert. Doch das zeigte, wie sehr uns diese ganze Sache gerade in Anspruch nahm.

Es war ja eine große Entscheidung, und für uns hing sehr viel daran. Wir wollten nicht noch einmal so einen schwerwiegenden Fehler machen, wie wir ihn mit Pelle gemacht hatten. Dieses Mal durfte es nicht so sein, dass wir eine Herausforderung annahmen. Dieses Mal sollte es sich absolut machbar anfühlen, von Anfang an. Es sollte einfach alles passen!

Pelle bekommt ein neues Zuhause

Schon am nächsten Morgen besprach ich mit Uwe gleich als Erstes, dass ich die Fahrt in den Ruhrpott nun tatsächlich nicht mehr machen wollte. Es war eigentlich schon jetzt klar, dass der Sehnenschaden des Ponys ein Hinderungsgrund war.

Warum sollten wir also den weiten Weg machen, das vermutlich supernette Wesen dieses Ponys kennenlernen und uns die Entscheidung gegen dieses Pony zusätzlich erschweren, die wir eigentlich schon jetzt im Vorfeld vernünftigerweise fällen mussten?

Uwes erstes Gefühl bei Wilma war ein ,Nein'. Er hatte keinen rechten Kontakt, keine Beziehung zu diesem Pony aufbauen können. Mit dem einen blauen Auge entsprach sie auch nicht seinem Schönheitsideal. Sie hatte sich büffelig und willenstark gezeigt, und war ansonsten - wie sagt man so schön - eher autark unterwegs.

Aber das mit dem Wasserwerfer ...

„Solch ein Pferd wollten wir doch", so erinnerte ich ihn,

„Eine coole Socke, die sich völlig unerschrocken zeigt.

Die einfach keine Angst hat - nicht mal vor solchen Wasserwerfern. Mit Wilma könnten wir einfach so los - ohne langes Trainieren, ohne Angst haben zu müssen, ohne in gefährliche Situationen zu geraten und ohne bei jedem Fahrzeug oder gar Traktor ins Schwitzen zu geraten. Wir könnten endlich wieder einfach nur reiten - das, was wir doch immer gewollt haben."

Uwe ging eine Weile in sich. Und dann irgendwann entschloss er sich rein vom Kopf aus dazu: Ja, Wilma ist das passende Pony für uns!

Die Entscheidung war gefallen.

Ich erreichte die Besitzerin telefonisch nicht, hinterließ ihr aber eine Sprachnachricht: „Wir wollen dein Pferd haben!" Nach vielen Stunden langen Wartens kam nur eine kurze Nachricht zurück: Sie sei auf dem Weg zur Taufe und melde sich später. Ich war etwas irritiert.

Sie hatte uns nicht erzählt, dass sie eine Taufe vor sich hatte. Wenn das so war, so verstand ich natürlich, dass sie gerade andere Dinge im Kopf hatte, als mit uns über Wilma zu sprechen. Dennoch fand ich ihre Antwort etwas seltsam. Wäre nicht so etwas wie: „Oh toll, ich freue mich. Lass uns später die Details besprechen", oder Ähnliches angemessener gewesen? Auch sie ließ sich also gerade nicht in die Karten sehen. Wir warteten einen weiteren Tag und ich wurde unruhig. Was war los?

Es war Sonntag, sie meldete sich den ganzen Tag nicht und am Montag sollte ja noch die andere Person kommen, die sich Wilma anschauen wollte. Das aber wollten wir nicht, denn nun hatten wir uns ja bereits für die Tinkerstute entschieden. Schließlich überlegte ich genau, wie ich es formulieren sollte, und schickte ihr eine weitere Sprachnachricht: Dass uns ihr Schweigen und das Warten verunsichern würde, dass wir uns fragten, ob ihr etwas an uns nicht gepasst hatte, sodass sie nun noch weitere Leute Wilma anschauen lassen wolle, und ob wir nun ein klares Ja oder Nein bekommen könnten.

Am Sonntagabend endlich rief sie mich an und erklärte, was los war. Unsere Zusage hatte sie auf eine Art geschockt. Klar wollte sie Wilma abgeben, aber dass es nun so schnell so konkret wurde, das habe sie irgendwie erschreckt. Aber nun sei sie in sich gegangen, habe dieser anderen Person abgesagt und sei damit einverstanden. Wir könnten Wilma haben. Puh! Ich war wahnsinnig erleichtert. Sollte das nun endlich die Lösung für unsere Situation sein? Das wäre doch einfach zu schön!

Etliche Telefonate gingen in den nächsten Tagen nun hin und her Sie wollte sichergehen, dass es Wilma bei uns auch gut ginge, wollte wissen, wie genau es bei uns aussähe und wie ihr Pferd leben würden. Mir war das sympathisch. Sie sorgte sich um ihre Wilma und hatte Schwierigkeiten, sie in fremde Hände abzugeben. Das war völlig ok. Ich filmte also unser Gelände, versicherte ihr, sie könne Wilma auch gern jederzeit besuchen kommen, und ließ mir Tipps für den Umgang mit ihr geben.

Am liebsten wollten wir einen 'Fliegenden Wechsel' vollziehen, so wie wir es schon vorher auch bei Annie und Pelle vorgehabt hatten: Ein Pferd geht, das andere kommt - alles an einem Tag. Eine unnötige Dreierkonstellation wollten wir dadurch besser vermeiden. Die stresste die Pferde nur unnötig und schickte sie in Auseinandersetzungen über die Rangfolge untereinander, die sie im Grunde nicht führen mussten. Denn sie würden ja nicht zu dritt bleiben.

Doch nun ging es für uns auch erst einmal darum, Pelle loszuwerden. Dieser Gedanke tat uns noch immer weh, denn wir hatten den Kleinen wirklich sehr lieb gewonnen. Doch es ging eben einfach nicht mehr. Und Pelle musste nun einfach auch gehen, damit Wilma kommen konnte. Doch wohin?

Ich hatte seine Kleinanzeige mittlerweile sicherlich viermal umgeschrieben. Darin beschrieb ich ausführlich seine Vor- und Nachteile. Kim meinte, ich sei zu ehrlich.

Die Leute würden so vor allem begreifen, wie problematisch es mit ihm werden würde. Doch ich wollte auch nichts verschweigen, was uns später um die Ohren fliegen würde, oder aber was zu Unfällen führen könnte. Er war nicht das knuffige Tinkerpony, welches man sich für seine Kinder kaufte. Ich wollte keinesfalls Schuld daran tragen, dass sich andere die Knochen brachen, nur weil wir die Dinge beschönigten.

Bislang hatten wir leider noch keine echten Interessenten für ihn gefunden. Da war eine, die ihn 'zur Verfügung' haben wollte, um mit ihm zu arbeiten.

Das mag eine nette Lösung sein für Pferdebesitzer, die grundsätzlich ihr Pferd abgeben wollen, die das Geld nicht benötigen und vor allem möchten, dass ihr Pferd eine neue Person und einen neuen Platz bekommt, an dem auch mit ihm gearbeitet wird. Doch für uns kam das so nicht in Frage.

Eine andere Person wollte gerne, dass wir ihn ihr brachten. Sie würde Spaziergänge mit ihm machen wollen. Aber Spaziergänge waren absolut nicht das Richtige für ihn. Er musste gefordert werden, etwas zu tun bekommen.

Am Ende unserer Straße befindet sich eine Reitschule. Die junge Frau, die diese leitet, hatte uns schon einmal beim 'Treckertraining' mit Pelle geholfen. Und schon da hatte sie durchblicken lassen, dass sie den kleinen Kerl ganz spannend fand. So ging ich schließlich nach einiger Überlegung auf sie zu und bot ihr Pelle zu einem deutlich vergünstigten Preis an. Sie war interessiert, wollte jedoch erst noch es besprechen und eine Nacht darüber schlafen. Am Tag danach endlich kam die erlösende Antwort: Ja, sie würde Pelle gerne übernehmen! Wunderbar!