Pferde putzen - Stefanie Stamateas - E-Book

Pferde putzen E-Book

Stefanie Stamateas

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Beschreibung

Warum putzen Menschen Pferde und wie sieht die Fellpflege aus Pferdesicht aus? Helfen Wunderbürsten wirklich gegen schmutzige Flecken beim Schimmel? Diese und noch mehr Fragen sollen in diesem Buch geklärt werden. Gleichzeitig werden Verhaltensweisen von Mensch und Tier gegenübergestellt und mit Beispielen aus dem Alltag erklärt. Ein kleiner Ratgeber für alle, die schon immer etwas über das Putzen wissen wollten, oder sich gar nicht vorstellen können, dass sie etwas darüber noch nicht wussten!

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Seitenzahl: 88

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

(Fell-) Pflege aus verschiedenen Perspektiven

Putzen aus Sicht des Menschen

Putzen aus Sicht des Pferdes

Grundlegendes zur Kommunikation zwischen Mensch und Pferd

Betrachtung des Putzens aus physiologischem und anatomischem Blickwinkel

Putzmaterial, Ort und Anbindemöglichkeiten sowie äußere Einflüsse und Gefahrenquellen

Putzmaterial

Ort

Anbindemöglichkeiten

Äußere Einflüsse

Gefahrenquellen

Unerwünschtes Verhalten des Pferdes beim Putzen

Schlusswort

1) Einleitung

Pferde liegen mir am Herzen! Egal aus welchem Grund ein Mensch Pferde mag, ob es wegen des Reitens ist, wegen ihres Einsatzes als Arbeitstier oder einfach nur, weil man sie so schön findet. Sobald wir in Kontakt und Umgang mit einem Pferd kommen, dürfen wir nicht nur ihre wunderbare Nähe genießen, sondern müssen selbst auch einen Teil von uns dazu geben.

Der liebste Sport, den ein Mensch mit einem Pferd ausübt, ist das Reiten! Oft fängt es damit an, dass man mal auf einem Ponyrücken einige Runden geführt wird, oder sogar gleich im Sattel während einer Reitstunde sitzt. Was das Zusammentreffen zwischen Mensch und Pferd miteinander noch vertrauter macht als das Reiten ist der direkte Kontakt beim Putzen. Und das Putzen kommt vor dem Reiten!

Das Wort „Pferdepflege“ bedeutet nicht nur das saubermachen des Pferdes. Es soll genau so für Wohlgefallen, Ruhe und Vertrauensbildung stehen. Das sich mit diesem Wort für das Pferd aber auch Stress, Unwohlsein und Zwang verbinden können, ist für uns nicht immer sofort zu erkennen. Doch wir können unsere Sinne und unsere Aufmerksamkeit schulen, um auf verschiedene Anzeichen frühzeitig zu reagieren. Dafür gehen wir in diesem Buch vielen alltäglichen Fragen auf den Grund und versuchen an Hand von Beispielen Lösungsvorschläge zu zeigen.

Dieses Buch soll dem Leser über das Putzen hinaus viele Informationen über den Partner Pferd vermitteln und ihm helfen, seine Verhaltensweisen besser zu verstehen. Denn mit einem besseren Verständnis im Umgang mit Pferden werden wir Menschen selbst auch sicherer und können so ein fairer Begleiter sein.

Viele Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit selbst mit Pferden gesammelt habe, möchte ich hier weitergeben. Um noch mehr Informationen zu bekommen, habe ich über einen längeren Zeitraum viele Menschen beim Putzen ihrer Pferde mit der Videokamera gefilmt und ihnen viele Fragen dazu gestellt. In der Auswertung aller Informationen bekam ich sehr unterschiedliche Ergebnisse. Warum bei vielen Menschen und Pferden das Verhalten und die Rituale beim Putzen so unterschiedlich sind, versuche ich in den einzelnen Kapiteln zu erklären. Die Darstellung der einzelnen Fälle soll dazu anregen, eigene Situationen nachzuvollziehen und besser bewerten zu können.

Das Pferd ist ein Lebewesen, welches unserer Fürsorge anvertraut ist. Es fühlt und hat Bedürfnisse genauso wie wir Menschen und wie jedes andere Tier auch. Deswegen sollten wir jeden Tag versuchen, unser Bestes zu geben, um ihm die gemeinsame Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten.

2) (Fell-) Pflege aus verschiedenen Perspektiven

Was bedeutet gute Pflege für mein Pferd?

Die meisten Pferde leben heutzutage in Stallhaltungen. Einige leben in Einzelboxen, andere in Laufställen mit mehreren Pferden, wieder andere in Offenstallhaltungen. Nur selten findet man die Möglichkeit, sein Pferd ganzjährig auf der Weide mit anderen Pferden halten zu können. Vor- und Nachteile findet man in allen Bereichen. Wenn ich mein Pferd auf der eigenen grünen Wiese halten kann und möchte, muss ich vieles beachten und wissen.

Die Flächen, auf denen sich die Pferde bewegen können, müssen z.B. regelmäßig nach Giftpflanzen abgesucht werden, die ich kennen muss. Werden andere Pferde dazu gestellt, muss ausreichend Platz verfügbar sein, damit diese sich aus dem Weg gehen können und das Futterangebot ausreicht. Hinzu kommen das Wissen um eine zusätzliche Fütterung von Raufutter wie z.B. Heu im Winter und ob, wie und wann die ganzjährig genutzte Weide gedüngt werden muss. Es gibt also sehr viele Dinge zu beachten und ich habe hier nur einige wenige davon aufgezählt!

Nicht zuletzt ist heutzutage leider auch die Sicherheit unserer geliebten vierbeinigen Freunde nicht mehr so gewährleistet, wie das vielleicht vor einigen Jahren der Fall war. Zusätzlich zu eventuellen Naturgefahren wie Giftpflanzen, tiefe Löcher im Boden oder gar Unwetterkatastrophen kommen immer wieder Meldungen von Straftaten an den Tieren oder auch Diebstähle vor.

Mein Pferd in einem Reitstall in einer Box unterzubringen, kann viele unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Aus der Sicht des Stallbesitzers ist das eine gute Möglichkeit, besonders viele Pferde einstellen zu können. Pferdeboxen benötigen weniger Platz als offene Boxen, bei denen die Pferde sich nach Belieben drinnen oder draußen aufhalten können. Außerdem können sich Pferdeboxen an jeder beliebigen Wand eines Gebäudes befinden, eine offene Box mit Auslauf dagegen benötigt außerhalb einen gut vorbereiteten Boden und außerdem viel Platz. Einzelboxen bringen einem Stallbesitzer also höhere Geldeinnahmen, mit denen er dann Futter und Stroh kaufen und den Stall und die Weiden ordentlich halten kann.

a) Putzen aus Sicht des Menschen

Aus der Sicht des Menschen ist die klassische Stallhaltung vor allem praktisch. Das Pferd wird regelmäßig gefüttert und hat immer eine fertig eingestreute Box. Da es nicht die ganze Zeit auf der Weide steht, wird es nicht so schmutzig, deshalb muss ich vor dem Reiten nur wenig Zeit für das Putzen aufwenden. Ein Reitstall bietet mir als Mensch auch häufig die Möglichkeit, dort verschiedene Angebote wie Reithalle, Reitplatz, Reitunterricht oder ähnliches zu nutzen. Der Kontakt und der Austausch zu anderen Reitern ist auch schnell hergestellt, oft trifft man sich vor oder nach dem Reiten in gemütlicher Runde, um sich über die lieben Vierbeiner auszutauschen.

Für das Pferd bedeutet die eigene Box, dass es Raum nur für sich hat. Diesen muss es sich nicht mit einem Artgenossen teilen, den es vielleicht nicht mag. Es kann sein Futter immer allein fressen und muss es nicht vor anderen verteidigen. Das sind die Vorteile einer Boxenhaltung. Allerdings ist das Pferd ein Herdentier und braucht Sozialkontakte mit anderen Pferden. Diese kann es dann nur durch die Gitterstäbe der Box oder auf der Weide haben. Weitere Punkte, die in einer Einzelboxhaltung für das Pferd nicht von Vorteil sind, sind die eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit und die häufig unzureichende Fütterung mit Raufutter wie Heu, sowie der Stress bei der Fütterung von Kraftfutter. Der Stress wird dadurch verursacht, dass Pferde in Boxenhaltung fast immer in der gleichen Reihenfolge und zu gleichen Zeiten gefüttert werden. Die Pferde, die das Futter später bekommen, bauen ein sehr hohes Stresslevel auf, da sie am Längsten auf ihr Futter warten, während andere schon fressen. Bei unzureichender Raufuttergabe kann also ein Stressfaktor der Hunger sein. Der zweite Stressfaktor ist die aufgebaute und angelernte Erwartungshaltung, dass das Futter nicht schnell genug kommt.

Ein besonders großes Pferd, das in einer laut Tierschutzgesetz genormten Box untergebracht wird (ca. 3,5m x 3,5m, insgesamt sollen es 12m2 sein) kann sich darin gerade einmal umdrehen und hinlegen. Raum für Bewegung oder ausgiebiges Wälzen und Strecken gibt es dann nicht. Schnell können große Pferde sich festlegen und durch den zu engen Raum alleine nicht mehr aufstehen. Ein ähnliches Problem haben aber auch kleine Ponys, die in normalen Großpferdeboxen gehalten werden. Sie können häufig nicht über die Boxentüre hinaussehen und müssen daher ständig ihren Hals weit nach oben strecken, um Kontakte zur Außenwelt zu bekommen.

Stress bei der Fütterung ist häufig in größeren Reitställen zu sehen. Die nahezu pünktlich eingehaltenen Fütterungszeiten haben die Pferde in ihrer inneren Uhr gespeichert und sie werden daher schon ganz unruhig, wenn die ersten Fütterungsgeräusche zu hören sind. Pferde sind nicht übertrieben verfressen, wie man dann vielleicht denken mag. Aber ihr Organismus, also ihr ganzer Körper, ist darauf ausgelegt, kleine Nahrungsmengen über einen langen Zeitraum aufzunehmen. Sie haben tatsächlich meist einfach Hunger, wenn es endlich Kraftfutter gibt! Dass man diesen Hunger lindern könnte, indem man dem Pferd über den ganzen Tag verteilt möglichst viel Raufutter - wie Heu - anbietet, ist leider nicht oft zu sehen. Heu ist deswegen so gut für Pferde, weil sie als Steppentiere darauf ausgelegt sind, ihr Futter lange zu kauen und einzuspeicheln, bevor es weiter über den Schlund in den Magen und von dort in den Darmtrakt gelangt. Gleichzeitig werden bei der langen Kautätigkeit die Zähne, mit denen die Gräser und langen Fasern zermalmt werden, ausgiebig abgenutzt. Das ist wichtig, denn die Zähne der Pferde wachsen ständig weiter und müssen durch ausreichende Kautätigkeit, mit dem richtigen Futter, nicht so oft von einem Pferdezahnarzt nachgeraspelt werden. Gibt es für ein Pferd nur drei, oder sogar nur zweimal am Tag Futterrationen von (Kraftfutter und Heu,) so wird es aus Hunger und Gier so schnell wie möglich davon fressen ohne es ausgiebig zu kauen und auch einzuspeicheln. Das kann schwerwiegende Folgen für die Verdauung haben und im schlimmsten Fall zu einer Schlundverstopfung oder Kolik führen. Pferde die aus ihrer Not heraus viel Stroh aus der Boxenstreu fressen, haben das gleiche Problem.

Warum ist die Haltung des Pferdes in einer Box außerdem so ein großes Thema, wenn es hier doch eigentlich um das Putzen gehen soll? Betrachten wir Pferde auf der Weide oder in Offenstallhaltung: Kein Pferd legt sich freiwillig dorthin, wo es sein Geschäft gemacht hat! Ob Urin oder Pferdeäpfel, wenn ein Pferd die Möglichkeit hat, dann wird es sich immer eine Stelle aussuchen, an der es einen sauberen Platz zum Hinlegen oder Wälzen hat und nicht dort, wo es sprichwörtlich aufs Klo gegangen ist. Wenn ich mich als Mensch also jedes Mal darüber aufrege, dass das Hinterteil meines Pferdes schon wieder ganz schmutzig und verkrustet von den eigenen Äpfeln in der Box ist, dann wird die Box nicht gut abgeäppelt. Hole ich mein Pferd mit einer Schlammkruste von der Weide oder aus einem Offenstall, dann ist es wahrscheinlich auch schmutzig, aber es konnte sich zum Wälzen oder Hinlegen eine Urin- und Kot freie Stelle suchen.

b) Putzen aus Sicht des Pferdes

Für Pferde ist die Bedeutung der (Fell-)Pflege eine völlig andere. Pferde wälzen sich z.B. gerne bei warmem Wetter auf matschigem Boden. Die Schlammkruste, die dabei entsteht, bildet eine schöne Kühlung und einen Schutz vor Moskitos.

Bäume auf Weiden dienen als Kratzbaum, wenn etwas juckt. Stellen, an die das Pferd selbst nicht kommt, lässt es meist von einem anderen Pferd kratzen. Das sieht man sehr oft auf der Wiese, wenn zwei Pferde sich gegenseitig am Widerrist krabbeln. Dabei fängt immer das ranghöhere Pferd an und beendet das Krabbeln auch wieder als erstes. Ein Pferd beknabbert das andere genau an der Stelle, an der es bei sich selbst nicht hinkommt. So zeigen sie sich gegenseitig, wo sie die Fellpflege am liebsten haben.

Wälzen ist auch als Form der Fellpflege zu betrachten. Das Pferd kann sich den Rücken auf dem Boden schubbern und wird so schon bestehende Dreckkrusten los. Gleichzeitig kann es sich dehnen und strecken.

Für Menschen und Pferde hat das Putzen unterschiedliche Bedeutung