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Überall, wohin wir schauen, vollzieht sich Leben in Kreisen: Aufnehmen - verdauen - ausscheiden. Sie durchweben sich auf vielfältigste Weise und bedürfen Raum zu ihrer Verwirklichung. Wie Pflanzen wachsen, erblühen und reifend vergehen, zeigen sich ähnliche Kreise auch bei uns Menschen. Werden diese verhindert, erkranken wir. In unserer Welt sind Ähnlichkeiten kein Zufall. Daraus ergeben sich unfassbar vielfältige Möglichkeiten der Lebewesen, um miteinander zu kommunizieren - auch zwischen Pflanze und Mensch. Sind wir krank oder haben den Boden unter unseren Füßen verloren, fehlt uns Kraft und Weisheit, um wieder auf die Beine zu kommen, dann können wir uns an Pflanzen wenden. In ihnen finden wir uns zugeneigte Freunde, die nicht nur unsere Fragen beantworten, sondern auch gern bereit sind, mit ihren Fähigkeiten uns aus der Not zu helfen. Wenn wir uns ihnen offen und mit Achtung nähern und dabei ihre Wünsche mit bedenken, dann schenken sie uns Möglichkeiten der Heilung - individuell wie gesellschaftlich - über die wir nur staunen können. Im vorliegenden Buch finden sich überraschende Ergebnisse des "Gesprächs" mit heilsamen Pflanzen, welche Ihnen in bildhafter Sprache die drei grundlegenden Kreise des Lebens nahebringen. Somit können sie für unser aller Heilung wieder erlaubt und vollzogen werden.
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Seitenzahl: 147
Veröffentlichungsjahr: 2020
Für Elisabeth – „meine gruße Maad“
Die in diesem Buch wiedergegebenen Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen dargestellt und wurden mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Da sie im Bedarfsfalle den individuellen und fachkundigen Rat nicht ersetzen, sondern lediglich Anregung sein können, ist es erforderlich, sich an den Arzt, Heilpraktiker oder Heiler des Vertrauens zu wenden. Autor und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für Schäden oder Folgen, die sich aus dem Gebrauch oder Missbrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben.
Hendrik Heidler ist ein staunender Träumer, ein Freund des Scheibenberger Zwergenkönigs Oronomassan. Er liebt gute Geschichten weil er weiß, wie heilsam sie sein können. Seit 2008 in eigener Praxis tätig und mit seiner Familie im Erzgebirge, gleich an seinem Zauberberg lebend. Als Vater von wundervollen Kindern übt er gern das Erzählen wirklich wahrer Geschichten. Der Diplom-Ingenieur für industrielle Elektronik gab 2005 sein Grafikunternehmen auf und machte sich auf die Suche nach sich selbst. Der sich daraus ergebende Weg atemberaubender Entdeckungen führte ihn zu seiner Tätigkeit als schamanisch-energetischer Heiler, zu seinen Freunden vom „Grünen Volke“, zu selbst verfassten Büchern und neben vielem anderen auch wieder zum Stellen kritischer Fragen.
Vorwort
Anliegen
Der Kreis der Stille –
Hinschauen
–
Frau Weidenröschen
Königin Goldrute
Rübezahl Fichte
Meisterkoch Kümmel
Prinzessin Augentrost
Der Kreis des Spiels –
Bereitschaft
–
Drachenkönig Ahorn
Schamanin Frauenmantel
Magier Schafgarbe
Wunderdoktor Spitzwegerich
Freudenmädchen Birke
Der Kreis des Träumens –
Träumen
–
Mutter Holunder
Waschfrau Wilde Möhre
Ikarus Sonnenwend-Wolfsmildch
Sonnengott Esche
Hebamme Himbeere
Absicht
Vorschläge
Tee trinken und „abwarten“
Ein Tröpfchen in Ehren
Ein irrer Duft von frischem Heu
Gut geräuchert
Zum Fressen gern haben
Mit Händen zu greifen
Wie gemalt und wortwörtlich genommen
Alles lebt
Dank
Allerkurzes Nachwort/Kontakadresse
Die Weisheit der Pflanzen ist nicht wirklich verloren. Sie mag hinter dem Rauch lodernder Scheiterhaufen ebenso verborgen sein wie zwischen dicken, alten Buchseiten. Doch kann sie auf verschiedene Weise wieder sichtbar gemacht werden. Abgesehen von theoretischen Forschungen in Bibliotheken, die natürlich ihren Sinn haben, erscheint mir aber die lebendige Kommunikation mit dem Lebewesen Pflanze die authentischere Möglichkeit zu sein. Denn wer sagt uns, dass ein vor 500 Jahren beschriebenes Wirkspektrum damals lebender Pflanzen bis heute gleich geblieben ist? Eher scheint mir logischer, das Leben nie und nimmer gleich bleiben kann. Leben ist Wandlung, sonst ist es nicht. Ihm können wir nur gerecht werden, indem wir uns immer wieder mit neuer und vor allem sinnlicher Hinwendung zu den lebendigen Hütern heilsamen Wissens begeben, den Pflanzen selbst. Deshalb wird es aber auch unbedingt Widersprüche zu manch niedergeschriebenem Wissen geben. Nicht weil dort womöglich Fehler aufzudecken seien, was durchaus auch möglich ist, sondern viel mehr, weil andere Zeiten und andere Beobachter zu anderen Ergebnissen, bei allen Ähnlichkeiten, kommen müssen. Es gibt keinen unveränderlichen bzw. allgemeingültigen Maßstab, so sehr die „moderne“ Naturwissenschaft das auch behaupten mag. Also lade ich Sie mit diesem Buch dazu ein, einmal all die angelernte Schulweisheit beseite zu lassen und dem zu folgen, was mir mit meinen eigenen Sinnen sichtbar wurde – OHNE Umweg über Dritte(s). Auch Sie sind dazu in der Lage, wofür Sie in den hinteren Kapiteln sinnlich handgreifliche und damit selbst anwendbare Vorschläge finden. Und noch einmal, ja, ich meine tatsächlich die direkte Kommunikation mit unseren vermeintlich „sprachlosen“ Verwandten des Pflanzenreichs. Trotz größter Anstrengungen, pflanzenkundige Menschen samt ihres lebendigen Wissens auf Scheiterhaufen zu vernichten, haben es die Pflanzen natürlich selbst „bewahrt“; weil sie da sind und es damit selbst stets aufs Neue beleben. Auch die einstigen Kräuterweiber, Hebammen und „Zauberer“ erfuhren es oftmals direkt von ihnen. Darum schenken es uns die Pflanzen auch gern, wenn wir uns ihnen ähnlich achtungsvoll nähern, wie unsere Ahnen. Das mag für uns heutzutage ziemlich ungewohnt erscheinen, aber trotzdem ist es viel leichter als gedacht. Tatsächlich braucht es kaum mehr als die Absicht für diesen Weg, und schon fallen anmaßende Überzeugungen ebenso in sich zusammen wie viele alltägliche Gewohnheiten und Befindlichkeiten. Es ist egal, was andere von mir, halten wenn ich mit Pflanzen „spreche“ oder versuchen, es lächerlich als Einbildung abzutun. Aus eigenem Erleben weiß ich es anders. Außerdem ist es einfach nur schön und angenem, Bäume zu umarmen, deren rauhe Schale zu spüren, zu riechen, zu schmecken oder sich längere Zeit niederzusetzen, um auf „Augenhöhe“ ein solch zartes Wesen, wie das Gänseblümchen in seiner erstaunlichen Kraft zu erschauen.
Wie gesagt, die direkte Kommunikation bietet den einzigartigen Vorteil gegenüber allen anderen Methoden des indirekten (abstrakten) Lernens aus Büchern und anderen, konservierenden Medien, den der andauernden Wandlung von Lebewesen gerecht werden zu können. Auch und gerade in der individuell konkreten Wechselwirkung zwischen konkreter Person und konkreter Pflanze. So kann eine Pflanze bei zwei unterschiedlichen Menschen durchaus unterschiedliche Leiden beeinflussen, selbst wenn das in wissenschaftlich pflanzenheilkundlichen Werken für unmöglich gehalten werden mag. Ja, es können umfassende, direkt von Pflanzen kommende „Aussagen“ über deren konkrete Heilkräfte erlangt werden, ja, sogar individuelle „Nachrichten“ gezielt für einzelne heilungssuchende Personen. Sie werden vielleicht fragen, wie soll das denn gehen? Pflanzen haben doch weder Münder noch Ohren. Stimmt, aber sie sind Lebewesen, und wir auch. Und dort wo Leben ist, gibt es Geist. Und dort, wo Geist ist, gibt es Träume, und Träume offenbaren ihre schöpferischen Kräfte, indem sie sich in unsere alltägliche Wirklichkeit hineinbilden.
Und schon haben wir sie, eine der vielen Möglichkeiten, mit Pflanzenwesen zu „sprechen“: Kraft unserer Einbildungsfähigkeit. Das, was Pflanzen an Kräften „ausstrahlen“, können wir Kraft unseres Geistes in Bilder übersetzen. Das ist gar nicht so verwunderlich, wie es klingen mag. Bedenken Sie, auch kleinste Mikrolebewesen sind in der Lage, in uns innere Bilder, wie auch ursprünglichste Empfindungen hervorzurufen. Wir bekommen Appetit auf Zucker, sehen vielleicht sogar vor unseren Inneren Augen verschiedene Lieblingssüßigkeiten – hervorgerufen, durch starken Pilzbefall in unserem Darm. Ebenso bekommen Tollwuterkrankte unfassbaren Durst, doch weil die dazu gehörigen Krankheitserreger Wasser scheuen, wie der Teufel das Weihwasser, können diese Menschen nicht trinken. Kein Wunder, wenn sie rasend werden.
Ja, es ist absolut keine unmögliche Spinnerei „schwärmerischer Geister“, wenn beispielsweise durch Trinken eines Kräutertees die Heilkraft der entsprechende Pflanze bildlich erfahren werden kann, oder durch Berühren eines Baumstammes. Was ich oft genug mit Kindern erlebt habe, wenn sie die Bäume fragten: „Du, Baum, was hast Du für Geschenke für uns?“ Und dann mit Buntstift und Papier das aufmalten, was als wesenseigene Kräfte dieser Pflanze gilt. Aber die Kinder fragten auch: „Du, Baum, was darf ich Dir gutes tun?“ Auch darauf bekamen sie Antworten, wie den Wunsch, vor Motorsägen geschützt zu werden. Anfangs wundert das. Doch wenn im darauffolgenden Winter gerade die Bäume gefällt wurden, die den Kindern solche Bilder übermittelten, ändert sich nach und nach die Weltsicht.
Womit ich bei einem weiteren, wichtigen und doch meist nicht mehr bedachten Aspekt im Umgang mit den Pflanzen komme, dem Dank samt beiderseitigen „Nutzen“. Leider gehen auch die meisten „Naturburschen“ und empfindsamen „Kräuterweiber“ längst nur noch vom Standpunkt des ausschließlichen Nutzens für uns Menschen aus. Tee ist zu trinken, damit es UNS allein gut gehe. Wer fragt schon danach, ob sich eine Glockenblume fotografieren lassen will, ein Löwenzahn aufgegessen oder die feinfiedrigen Blätter der Bärwurz in Alkohol eingelegt werden wollen? Fast alles ist auf unser Wohlbefinden bezogen und dabei ist es nicht sehr lange her, zwei, drei Jahrhunderte, da von vielen die Pflanzen noch als Freunde und Verwandte wahrgenommen wurden. Daraus folgte, auch die Pflanzen als gleiche Lebewesen unter Gleichen zu achten und dementsprechend mit ihnen umzugehen. Allein das verhinderte oft solch herrisch gleichmütigen Raubbau an Mensch und Natur, wie er heute selbstverständlich ist (siehe z. B. die ausufernde Anwendung von Pflanzenvernichtungsmitteln). Was nicht heißt, dass früher alles besser war. Aber diese lebensnahe Wahrnehmungsweise eröffnete Formen artübergreifenden Miteinanders, gleichberechtigt, wie mit Freunden und Verbündeten immer zu beiderseitigem Gedeihen.
Besonders für die Kommunikation auf Basis der Gleichheit allen Lebens und unter Voraussetzung individueller Einzigartigkeit habe ich dieses Buch geschrieben – für mich ebenfalls die Herausforderung in dieser horizontalen, hierarchiefreien, herrschaftslosen Annäherungsweise zu bleiben – um endlich wieder unsere geblendeten Augen gegenüber unseren Mitwesen zu öffnen, um ihre Bedürfnisse besonders auch dann achten zu können, wenn sie uns etwas von sich geben. Dann nähren sie uns nicht nur als grüner Salat, weil wir sie dazu zwingen, sondern schenken uns womöglich gern von sich, indem sie sich uns wie von selbst so zeigen, wie sie uns gut tun.
Danke, Ihr grünen, bunten Wunderwesen!
Mit leidenschaftlicher Freude geschrieben:
Hendrik Heidler
im kunterbunten Herbst des Jahres irgendwann
Pflanzen verdanke ich mein Leben. Das mag dramatisch klingen, ist es aber nicht. Vielmehr wirken diese erstaunlichen Wesen auf ihre eigene, fast bescheiden zu nennende Weise. Was trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, sehr sehr tief gehen kann. Wir sind auf deren überraschende Wirkkräfte nicht vorbereitet und schaffen es dann nicht mehr auf gewohnte Weise „rechtzeitig zuzumachen“. Natürlich weiß ich inzwischen aus eigener Erfahrung, wie groß die Verlockung bei Therapeuten sein kann, solche eigenen, individuellen Erfahrungen zu verallgemeinern. Trotzdem scheint mir in vielen Jahren der Beobachtung mit der oben beschriebenen Eigenheit ein grundsätzliches Merkmal dieses grünen, bunten Lebens aufzuscheinen.
Darum wage ich es mit diesem Buch die drei Kreise des Lebens vorzustellen und anhand von wesenseigenen Pflanzenkräften aufzuzeigen, die jedem von uns bei anstehenden Wandlungen, wie auch Krankheiten, heilsam begleiten können. Damit stelle ich KEIN weiteres, festgefügtes System vor, sondern gebe offene Anregungen weiter. In diesem Sinne verstehe ich es auch, von einer meiner belebendsten Erfahrungen zu erzählen, weil ich davon ausgehe, dass Ihre ewige Seele gemeinsam mit Ihnen grundsätzlich in der Lage ist, darin für sich selbst das zu finden, was Ihnen hilfreich sein kann.
Gleich 1990, noch in den Wirren der so genannten Wende in meinem Heimatland, man darf auch Zusammenbruch dazu sagen, kribbelte es in meinem Bauch, ob der sich abzuzeichnenden Freiheiten, mich beruflich endlich selbstständig machen zu können. Damals arbeitete ich in der industriellen Forschung und Entwicklung. Dort, in diesen hierarchischen Strukturen fühlte ich mich beengt.
Aus heutiger Sicht erstaunlich blauäugig, was die „Freiheit“ als eigener „Chef“ betrifft, bereitete ich meine freiberufliche Selbstständigkeit vor.
Am 1. August 1990, einen Monat nach der Währungsunion mit Westdeutschland saß ich vor meinem funkelnagelneuen Macintosh und lauschte gleichzeitig ins Treppenhaus, ob nicht wie von allein Kunden kommen würden. Sie kamen tatsächlich! Aber so einfach blieb es nicht.
Nach fünfzehn Jahren durchkämpfen, ein anderes Wort fällt mir dafür nicht ein, war ich körperlich und geistig ausgelaugt.
Ein unfassbarer Glücksmoment für mich, als mein Unternehmen am Abend des 30. April 2005 für mich Geschichte geworden war. Endlich konnte ich wieder hinaus in die Natur, weg vom Bildschirm und das wirkliche Leben mit allen Sinnen genießen – was ich erst wieder lernen musste. Und geradlinig ging‘s schon gar nicht.
Ehe es so weit war, brauchte es viele, gute Stolpersteine. Einer davon war die Schönheit einer Distel. Einige Jahre vorher, lief ich in schweren Gedanken befangen und trübsinnig beinahe an ihr vorbei. Wer depressive Zustände kennt, weiß wovon ich schreibe. Stachlig, wie sie ist, duldete sie dies aber nicht. Ich blieb an ihren Stacheln hängen. Nicht körperlich, sondern weil mir schlagartig bewusst wurde, dass ich mein Staunen verloren hatte. Darauf war ich immer so stolz gewesen. Bereits als kleiner Junge liebte ich es, auf blühenden Wiesen zu liegen, die Schmetterlinge von unten zu beobachten oder die Fliegen, die mit ihren Rüsseln das Gras putzen. Sie, die Distel stachelte mich auf, ließ mich einen starken, stechenden Schmerz in meiner Seele empfinden, dem ich fortan nicht mehr ausweichen konnte. Diese stachlige Schönheit hatte mir die Erinnerung an den Grund, wozu ich hier auf Erden bin zurückgegeben: Lebenslust! Dazu brauchte es weiter nichts als ihren Stich in meine trüben, geblendeten Alltagsaugen.
Eine zutiefst wichtige Lehre, wie anders und jenseits vorgegebener Schubladen (auch die der Pflanzenheilkunde), diese weisen Wesen zu heilen vermögen.
Und doch scheinen vorgegebene Heilsysteme die Regel zu sein. Was mich zu folgender Grundsatzfrage veranlasste:
Kann es Heilsysteme überhaupt geben?
Diese Frage mag in schulmedizinisch gefilterten Ohren ketzerisch klingen. Erstaunlicherweise aber vielmehr noch in den meisten Anwenderohren so genannter alternativer Heilweisen.
So ist es müßig bei schulmedizinischen Anwendungen von Heilung zu sprechen, höchstens noch von Reparatur, wobei selbst dieses Ziel kaum noch eine Rolle spielt, sondern hauptsächlich durch Wegdrücken, Abschneiden, Vergiften, Verätzen und Verstrahlen die Heilbehandlung simuliert wird. Die so genannten unerwünschten Nebenwirkungen vieler Medikamente halte ich für die eigentlich zu erzielenden Wirkungen, um damit das Krankheitsleiden quasi zu überdecken! Zielstrebiges, weltanschauliches Herangehen an die sinnlich vorhandenen, menschlichen Befindlichkeiten lässt sich höchstens nur insofern wahrnehmen, als dass die vorherrschende mechanistische Kosmologie (Elektronik und Informatik inklusive) keine Rücksicht darauf nimmt. Das heißt, Leben wird, einschließlich des Menschen nur als totes, maschinelles System betrachtet und entsprechend empfindungslos behandelt. Somit muss eine solch weltfremde, wenn auch gesellschaftlich vorherrschende Weltsicht zwangsläufig eher konfusem Ausprobieren gleichen, je nachdem, welche Strömung bzw. Modeerscheinung innerhalb dieser bestimmend ist. Das mag nahezu jeder bereits erlebt haben, wenn er mal dies und mal das an Medikamenten auszuprobieren hat und das Leiden trotzdem hartnäckig stets wiederkehrt. Systeme sind dann höchstens ins sich geschlossene Handlungsabläufe, wie sie auch als Anleitung für den Aufbau eines Holzregals beigefügt sind. Mehr nicht!
Von der Betrachtung des Lebens, in seiner sinnlich konkreten also individuellen Äußerung bei Gesundheit und im Leiden keine Spur. Jeder charakteristische Ausdruck wird hinweggedacht, damit vereinheitlichte Krankheitsbilder herbeiphilosophierbar werden. Die Voraussetzung ist geschaffen, um mit einer Auswahl relativ weniger Medikamentengruppen viele Millionen Menschen auf die selbe Weise behandeln zu können, wie es bei Millionen gleicher, vom Fließband rollender Autos möglich sein mag. Wobei ich selbst das bezweifle, behandeln wir doch unsere Autos naturheilkundlicher und ganzheitlicher als uns selbst. Niemand würde die Benzinanzeige abkleben (unterdrücken), wenn der Sprit ausgegangen ist, sondern Sprit nachfüllen. Leuchten bei uns Menschen Hauterscheinungen auf, unterdrücken wir diese hingegen oft mit mächtigen Salben, anstatt deren Grund auszuheilen.
Somit kann Heilung gar nicht auf diesem Wege möglich werden, höchstens als Spontanheilung oder als Behauptung. Und manchmal trotz gleichmacherischer, medikamentöser Bekämpfung der Symptome, weil wir als Menschen über unfassbare Lebenskräfte verfügen.
Aber weshalb finden sich ähnliche wenn nicht gar drastisch weltfremde Herangehensweisen sogar bei den vielen der unzähligen „alternativen“ Heilmethoden, obwohl es deren Anhänger eigentlich besser wissen müssten? Auch dort wird gleichmacherisch von Heilsystemen ausgegangen, die angeblich für nahezu alle geeignet seien. Und jeder schwört auf seine Methode, meistens, weil sie dadurch angeblich selbst auf wundersame Weise geheilt wurden. Berufen, von höherer Warte, auserwählt gar! Eigene traumatische Berichte sind nahezu bei allen HeilerInnen in langweilender Gleichförmigkeit zu finden:
„... lange Zeit war ich blind, dann traf ich einen ungewöhnlichen Menschen, der öffnete mir die Augen ... aber erst musste ich wie Sau leiden ... ich wendete konsequent genau das System an ... ich bekam aus der 27. Dimension von dem aufgestiegenen Meister gesagt ... erst als ich losgelassen habe ... nun bin ich auserwählt ...“ usw. usf. bla bla bla, will sagen: „ach bin ich gut, ach bin ich besonders, ach, ach, ach ...“
Klar, dann hat man sich nicht nur irgendwelchen, in den Himmel gefahrenen Superhelden auszuliefern – Jesus lässt grüßen – sondern nur genau das, kann und wird und muss dann allen anderen helfen. Wie denn, wenn jeder Mensch einzigartig und ganz charakterlich im Gesunden wie im Kranken ist, was Ausdruck der unfassbaren Schöpferkraft dieser Welt ist und nur sein kann. Aber obwohl davon gerade in diesen alternativen Branchen salbungsvoll gesäuselt wird, klafft eine unendliche Lücke zwischen Reden und Tun. Gleichmacherische Systeme so weit das Auge reicht. Nahezu jede Anzeige gefüllt mit gescheiten, meist englischfernöstlichem Kauderwelsch, versehen mit einem „©“ und garantiert „nach dem und dem Meister“. Der Abglanz davon soll auf sich selbst als HeilerIn übertragen werden, wie die Kraft eines Rockstars auf dessen Fans laut schreiend auf diesen gezogen werden soll. Das ist Kannibalismus.
Die vergoldete Plastikkrönung vollziehen diese Nachbeter anderer „Weisheiten“ aber, indem sie bis zum Erbrechen ihr „ganzheitliches“ Heilen verkünden. Ja, geht es denn noch? Wie können sie individuelle Ganzheitlichkeit infolge gleichmacherischer Heilsysteme für ein Wesen versprechen, was nur in seiner Gesellschaftlichkeit als einzigartiges Individuum zu sich selbst kommen kann? Das ist und kann in einer offensichtlich kranken, „weltweiten“ Gesellschaftlichkeit, der jeder Mensch unausweichlich angehört, absolut nicht möglich sein. Erst wenn er individuell-einzigartig UND gesellschaftlich gleichermaßen heilt, darf von ganzheitlichem Heilsein für jeden Einzelnen gesprochen werden.
Warum nur sind die schulmedizinischen, wie auch die meisten alternativen Augen so sehr geblendet? Die Antwort findet sich unter anderem im Blick auf das Ganze der menschlichen Gesellschaftsformen seit unserer „individuellen“ Bewusstwerdung als Menschen. Unsere „gesellschaftliche“ Bewusstheit steht seither noch aus.
Ohne hier auf die Gründe eingehen zu können, die sicherlich nie zur Gänze klärbar sein dürften, gelang es uns Menschen offenbar nicht, zusammen mit der individuellen Bewusstwerdung unseres Selbst, sich auch über unsere Gesellschaftlichkeit als Voraussetzung unseres Menschseins voll bewusst zu werden. Also bewegten wir uns seit damals bis heute (leider) unbewusst in unserer gesellschaftlichen Form. Freilich gestalteten wir sie im Zuge unserer „Entwicklung“ auf immer neue Weise, wie gesagt OHNE uns bewusst zu sein, was wir da erschufen. Die Folge war und ist eine zunehmende Entfremdung, sprich Selbstauslieferung an unsere trotzdem ureigenen gesellschaftlichen Schöpfungen, sprich Strukturen und Prozesse. Diese erschienen und erscheinen uns jedoch mangels eben dieser gesellschaftlichen Bewusstheit als äußerliche, uns schicksalshaft gegenüber tretende Geister, Götter und Dämonen oder in heutig, versachlichter Sprache als Gesetze, wie zum Beispiel die des Marktes und seiner angeblichen „Selbstheilungskräfte“. Die Sprache verrät den Pferdefuß!
Alles wird von diesen, blind(wütig) geschaffenen Gesellschaftsformen „eingefärbt also vorgefiltert“, womit alle Handlungen, Überzeugungen, Systeme, Weltanschauungen, Strukturen und Prozesse sich innerhalb dieser Formen bewegen müssen. Aus dem ergibt sich nichts anderes, als dass wir bereits im Denken „eingefärbt also vorgefiltert“