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Die Corona-Pandemie stellt Pflegeeinrichtungen vor große Herausforderungen. Die zentrale Frage: Wie sind Pflegebedürftige und Pflegekräfte in stationärer und ambulanter Langzeitpflege zu schützen? Fundierte Antworten finden PDL und Pflegekräfte in diesem Praxishandbuch. Kurz und knapp mit vielen Leitfäden, Checklisten und Ablaufdiagrammen. Die Themenpalette reicht vom Basis-Wissen der Pandemie-Planung bis zum Krisen- und Quarantänemanagement während eines COVID-19 Ausbruchs. Das Autorenteam berichtet aus der Beratungspraxis. Es bringt auf den Punkt, welche Maßnahmenoptionen bei betroffenen und nicht-betroffenen Einrichtungen umgesetzt wurden. Profitieren auch Sie von diesen praktischen Erfahrungen. Mit den Themen: Das 1 x 1 des Pandemie-Wissens; Pflegerische Versorgung vor Ausbruch und bei Verdacht einer COVID-19 Infektion; Pflegerische Versorgung bei COVID-19 Ausbruch; Dokumente und Verfahrensanweisungen
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Seitenzahl: 86
Veröffentlichungsjahr: 2020
Sabine Hindrichs • Ulrich Rommel
Pflegerische Versorgung bei COVID-19
in der Langzeitpflege
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Titelbild: Adobe Stock, Belkin & Co, Maria Reichenauer (Composing)
Illustration: Maria Reichenauer
E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net
E-Book ISBN 978-3-7486-0404-4
Sabine Hindrichs • Ulrich Rommel
Pflegerische Versorgung bei COVID-19
in der Langzeitpflege
Inhalt
Vorwort
Kapitel 1 – Das 1x1 des Pandemie-Wissens
1.1 COVID-19 Infektion
Übertragungswege
Risikogebiet Langzeitpflege
Symptome der COVID-19 Infektion
Inkubationszeit und Ansteckungszeit
Infektiöses Material
1.2 Pandemie
Pandemie Planung-WHO und Deutschland
1.3 Der Handwerkskoffer der Pandemie Planung
Prävention
Schutzausrüstung
Reinigung und Desinfektion
Testverfahren
Medizinische Behandlung COVID-19
Kapitel 2 – Pflegerische Versorgung vor Ausbruch und bei Verdacht einer COVID-19 Infektion
2.1 Management einer Pandemie
Organisation und Kommunikation im Krisenmanagement
Krisen-Team-Pandemie
Vertretungsmanagement
Kommunikationsmanagement
Schutzausrüstungsmanagement
2.2 Mitarbeiter
Einteilung der Mitarbeiter in Gruppen
Einteilung des Infektionsrisikos bei Kontaktpersonen
Personalmanagement im Pandemiefall
Unterweisung und Schulung der Mitarbeiter
Anpassung der Besprechungs- und Pausenregelung
Feste Mitarbeiterzuordnung zu Tätigkeitsbereichen
Anpassung des Versorgungsumfanges und der Versorgungsqualität
Mindestanforderungen Pflege
Mindestanforderungen Hauswirtschaft
Personalausfallmanagement
Bewohner
Gefährdungsanalyse Externe Besuche
Besuchskonzeption bei Pandemie
Besuchsorganisation bei Pandemie
Zugangswege zur Einrichtung
Hygieneregeln für betriebsfremde Personen
Neuaufnahme Konzeption bei Pandemie
Kapitel 3 – Pflegerische Versorgung bei COVID-19 Ausbruch
3.1 Organisation
Krisenmanagement bei und während eines COVID-19 Ausbruchs
Bewohnerübersicht mit COVID-19
Mitarbeiterübersicht mit COVID-19
Quarantäne und Isolation
Räumliche Maßnahmen
Personelle Maßnahmen
3.2 Mitarbeiter 1
Prozessablauf Mitarbeiter bei Pandemie
Verdachtskriterien für eine COVID-19 Infektion
Diagnostische Abklärung
Maßnahmen-Kategorien für Mitarbeiter im Gesundheitswesen
Freigabetestung für Mitarbeiter
Ablaufdiagramm Mitarbeiter bei Pandemie
3.3 Bewohner
Prozessablauf pflegerische Versorgung von Bewohnern mit COVID-19 Infektion
Verdacht auf eine COVID-19 Infektion bei Bewohnern
Diagnostische Abklärung
Schutz- und Hygienemaßnahmen
Medizinische Versorgung des Bewohners
Pflegerische Versorgung des Bewohners
Psychosoziale Versorgung des Bewohners
Ende der Infektion COVID-19
Dokumentationsanforderungen
Ablaufdiagramm Medizinische-Pflegerische-Psychosoziale Versorgung Bewohner bei Pandemie
Kapitel 4 – Dokumente und Verfahrensanweisungen
4.1 Pflegerischer Leitfaden Ambulante Versorgung von COVID-19
4.2 Pflegerischer Leitfaden Stationäre Versorgung in der Langzeitpflege von COVID-19
4.3 Pflegerischer Leitfaden Krankenhausverordnung von COVID-19
4.4 Personalhygiene
4.5 Mindestanforderungen an den Bereich Pflege im Pandemie-Fall
4.6 Mindestanforderung an den Bereich Hauswirtschaft im Pandemie-Fall
4.7 Ablaufdiagramm Neuaufnahme Konzeption bei Pandemie
4.8 Tagesdokumentation – Klinisches Monitoring Mitarbeiter
4.9 Ablaufdiagramm Mitarbeiter bei Pandemie
4.10 Selbstbeobachtung Häusliche Isolierung
4.11 Liste der Kontaktpersonen für Mitarbeiter
4.12 Selbstauskunft und Verpflichtungserklärung
4.13 Ablaufdiagramm Medizinische-Pflegerische-Psychosoziale Versorgung bei Bewohnern
4.14 Antrag FEM BGB-IfSG – Amtsgericht
Literaturverzeichnis
Autoren
Vorwort
Die gegenwärtige Corona-Krise infolge der weltweiten Pandemie durch die Infektion mit COVID-19 (Coronavirus SARS-CoV-2) stellt Einrichtungen der Langzeitpflege vor große Herausforderungen – bis hin zu existenziellen Krisen. Mit der zunehmenden Ausbreitung des Virus in Deutschland seit Mitte/Ende Februar 2020 befinden sich die Einrichtungen der Langzeitpflege im Krisenmodus, da die von uns betreuten Menschen zu der durch das Virus am meisten gefährdeten und betroffenen Personengruppe zählen. Die von der Universität Bremen Anfang Juni 2020 veröffentlichten Zahlen1 zeigen dies deutlich, 60 Prozent der Verstorbenen sind von Pflegeheimen oder Pflegediensten betreute Menschen. Trotz größter Anstrengungen konnten teilweise gravierende Ausbrüche in einzelnen Einrichtungen nicht verhindert werden. Dies geschah sicher auch, weil uns die Krise teilweise unvorbereitet traf. Manches, wie z. B. fehlende, nicht erhältliche Schutzausrüstung, war durch die Einrichtungen nicht vorhersehbar und beeinflussbar. Pläne und Regelungen zum Umgang mit einer Pandemie2 (betrieblichen Pandemie-Planung) sind zwar seit dem Auftreten der sogenannten „Schweinegrippe“ 2009 in den meisten Pflegeinrichtungen vorhanden und in den jeweiligen QM-Systemen enthalten, entpuppten sich aber (auch infolge fehlender konkreter Anwendungsnotwendigkeit in den letzten 10 Jahren) als wenig praxistauglich bzw. organisational verankert. Im zurückliegenden Vierteljahr haben wir alle eine Entwicklung und einen Lernprozess im Zeitraffer durchlaufen im Kampf gegen das Virus und seine Folgen, immer unter den Bedingungen, dass sich Erkenntnisse, Maßnahmen und (gesetzliche) Anforderungen teilweise täglich verändert haben.
Dieses Buch ist Produkt dieser Arbeit in der Beratung von betroffenen und nicht-betroffenen Einrichtungen und aus der Praxiserfahrung der Leitung einer Einrichtung mit stationärer und ambulanter Langzeitpflege und Tagespflege. Wir wollen Sie als Kollegen im Bereich der Langzeitpflege teilhaben lassen an den gemeinsam mit vielen Kollegen und (Netzwerk-)Partnern gewonnenen Erkenntnissen und Maßnahmenoptionen. Auch wenn die akute Phase fürs Erste überstanden zu sein scheint, so ist das Virus keineswegs besiegt (da es dato weder einen Impfstoff noch zugelassene Medikamente gibt) und zudem ist eine zweite Welle nach wie vor zu befürchten.
Die von uns beschriebenen Maßnahmenoptionen und Hilfsmittel zum Pandemiemanagement in Einrichtungen der Langzeitpflege sind zwar konkret unter dem speziellen Blickwinkel der gegenwärtigen Pandemie durch das Corona-Virus verfasst und erstellt worden, können aber auch genauso für eine allgemeine Betriebliche Pandemieplanung genutzt werden und sozusagen als „Blaupause“ für den Umgang mit anderen Infektionsausbrüchen z. B. Pandemische Influenza, Scabis, Norovirus, MRE genutzt werden.
Die Darstellungen in diesem Buch basieren auf dem aktuellen Wissensstand Mitte Juni 2020. Da es sich bei der aktuellen Corona-Krise nach wie vor um ein dynamisches Geschehen handelt, wird es sicher notwendig sein, an der einen oder anderen Stelle zu evaluieren bzw. Anpassungen vornehmen zu müssen. Änderungen und Aktualisierungen werden über unsere Homepage www.hindrichs-pflegeberatung.de abrufbar sein.
Zum Schluss gilt unser Dank an erster Stelle unserer Grafikerin Maria Reichenauer, die es immer wieder versteht, unsere Gedanken in hervorragender Weise in Bilder umzusetzen. Weit über 100 Grafiken sind es diesmal geworden, unter Zeitdruck in kürzester Zeit. Danken möchten wir auch allen unseren Kollegen in unserem Netzwerk, die uns mit Rat und Tat (und manchem Bild) unterstützt haben, insbesondere Gerda Schäfer, Nora Sehling, Manuela und Hermann Josef Ahmann. Ein besonderer Dank auch den Mitarbeitern des Seniorenzentrums Weststadt in Ulm, des Gesundheitsamtes des Alb-Donau-Kreises und Dr. Bora Agyürek und der Heimaufsicht der Stadt Ulm für Austausch, Zusammenarbeit und schnelle Information.
Sabine Hindrichs, Ulrich Rommel
Stuttgart 15. 06. 2020
1 Pressemitteilung der Uni Bremen vom 10.06.2020 https://www.presseportal.de/pm/100150/4619387
2 Vgl. Handbuch zur Betrieblichen Pandemie-Planung unter: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/BBK/DE/Downloads/Ges-BevS/Handbuch-Betriebl_Pandemieplanung_2_Auflage.html
Kapitel 1 – Das 1x1 des Pandemie-Wissens
1.1 COVID-19 Infektion
Grafik 1: Corona Virus Infektionsweg
Infektionskrankheiten werden durch einen Krankheitserreger ausgelöst. Neben Bakterien sind dies vor allem Viren. Dies gilt vor allem für Erkältungs- und Atemwegserkrankungen. In ihren biologischen Eigenschaften unterscheiden sich Viren jedoch deutlich von Bakterien. Bakterien gehören zu den Lebewesen und können sich durch Zellteilung selbständig vermehren, Viren benötigen eine Wirtszelle, (in die sie sich einschleusen), um sich mit deren Hilfe zu vermehren. Eine Übertragung der Erreger (Infektion) geschieht entweder durch eine Kontakt- bzw. Schmierinfektion, eine aerogene (Luft-) Übertragung oder eine Tröpfcheninfektion.
Die Hauptübertragungswege des Corona Virus sind zum einen durch „face to face – Kontakt“ mittels (Flüssigkeits-)Tröpfchen in unterschiedlicher Größe, in denen sich Viren in unterschiedlich hoher Konzentration befinden. Diese können unter Umständen mehrere Meter weit fliegen und direkt auf Menschen treffen oder sich auch auf Oberflächen ablagern und zum anderen, was mittlerweile immer deutlicher wird, durch Aerosole, lange in der Luft fliegende Schwebeteilchen mit Viruslast, die sich vor allem in geschlossenen Räumen über einen längeren Zeitraum halten. Dabei ist die Viruslast im „kleintropfigen Aerosol“ ähnlich hoch wie im „großtropfigen Tröpfchennebel“.1
Übertragungswege
Die Hauptübertragungswege des Corona Virus sind zum einen die Tröpfcheninfektion, die beim Husten und Niesen entsteht und beim Gegenüber über die Schleimhäute der Nase, des Mundes und der Augen aufgenommen wird, und zum anderen durch die Bildung von Aerosolen (kleine mikroskopische Partikel in der Ausatemluft), die zum Beispiel bei lautem Sprechen oder Singen entstehen.
Eine Übertragung durch kontaminierte Oberflächen ist insbesondere in der unmittelbaren Umgebung einer infizierten Person über mehrerer Stunden nach aktuellem Kenntnisstand möglich. Vermutlich ist eine Übertragung mit vermehrungsfähigen Viren auch über Körperausscheidungen, wie z. B. Stuhlgang, möglich2.
Risikogebiet Langzeitpflege
Zur RISIKO-Gruppe mit den schwersten Verläufen einer Corona Infektion gehören insbesondere Hochbetagte mit chronischen Erkrankungen und pflegebedürftige Personen, die zu Hause oder in einer Einrichtung der Langzeitpflege leben und versorgt werden. Zwar sind nur 19 % der Infizierten 70 Jahre oder älter, aber 86 % der Todesfälle entfallen auf diese Altersklasse. Und gemessen am Anteil an der Gesamtbevölkerung ist die Inzidenz (Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu erkranken) bei den über 90-Jährigen mit Abstand die höchste. Über ein Drittel der Verstorbenen haben in Betreuungseinrichtungen (hauptsächlich Pflegeheime) gelebt. Und was in diesem Zusammenhang nicht vernachlässigt werden darf, über ein Viertel der Erkrankten ist im Gesundheitsbereich tätig. Auch unter den Beschäftigten kam es zu schwersten Verläufen, sogar mit Todesfällen.3
Überdurchschnittlich gefährdet sind Betreute und Pflegebedürftige in der Langzeitpflege, da bei ihnen neben den intrinsischen Risikofaktoren auch extrinsische Risikofaktoren hinzukommen, die durch die körperliche Nähe bei der pflegerischen Versorgung unvermeidlich entstehen.
Pflegerische Risikofaktoren für eine COVID-19 Infektion
Intrinsische Risikofaktoren
Extrinsische Risikofaktoren
• Höheres Lebensalter
• Starkes Rauchen
• BMI über 30
• Herz-Kreislauf-System, z. B. koronare Herzerkrankung, Bluthochdruck
• Chronische Lungenerkrankungen, z. B. COPD
• Chronische Lebererkrankungen
• Diabetes mellitus
• Krebserkrankung
• Geschwächtem Immunsystem
• Personeller Hilfebedarf in der Kommunikation /Kognition
• Personeller Hilfebedarf in Mobilität
• Personeller Hilfebedarf bei der Selbstversorgung
• Personeller Hilfebedarf bei der Alltagsgestaltung
• Personeller Hilfebedarf in den sozialen Bereichen
• Personeller Hilfebedarf bei krankheitsbezogenen Anforderungen
• Personeller Hilfebedarf bei Menschen mit Demenz
Symptome der COVID-19 Infektion
Die bisher bekannten typischen Symptome für eine Infektion mit COVID-19 sind Fieber, Husten, Erkältungszeichen und Erschöpfung. Häufig kommt es auch zu Geruchs- und Geschmacksverlust und bei etwa einem Drittel der Erkrankten kommt es zu Durchfällen.
Besonders bei älteren Personen, die zur RISIKO-Gruppe gehören ist deshalb die Symptomkontrolle so äußerst wichtig, da nicht alle oben aufgeführten Symptome immer in Summe auftreten bzw. in ihrer Ausprägung stark variieren können. Je länger der Krankheitsverlauf, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es schleichend zu einem schweren Krankheitsverlauf kommt. Daher bedarf es einer erhöhten Wachsamkeit.
Bei einem schweren Verlauf einer COVID-19 Infektion kommt es zu einer