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Selbsterkenntnis, Erfahrungen, neue Ideen und Einstellungen. Das und vieles mehr wird sich einstellen, wenn die Phänomene des menschlichen Körpers auch genutzt werden. Doch wir sind nicht nur Mensch, wir sind auch Synergist mit der Umwelt und dem Universum, indem wir leben. Viele bemerkenswerte Abläufe passieren ohne, dass wir es wissen oder mitbekommen. Wäre es nicht schön, zumindest einen kleinen Teil davon zu kennen und zu nutzen?
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Seitenzahl: 247
Veröffentlichungsjahr: 2022
© 2022 Fabian Wenzel
ISBN Softcover: 978-3-347-60102-4
ISBN Hardcover: 978-3-347-60103-1
ISBN E-Book: 978-3-347-60104-8
ISBN Großschrift: 978-3-347-60105-5
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany
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Phänomen Mensch
Inhalt
Vorwort
1 Geist und Seele
1.1 Aufbau Gehirn
2 Ticks und Tricks der Psyche
3 Erinnerungen
4 Wahrnehmung, Achtsamkeit, Erfahrungen
4.1.1 Lernen
5 Emotionen (Emotionale Intelligenz)
6 Energie
6.1 Frequenzen/ Magnetismus/ Elektronen
6.2 Licht
7 Aufbau Körper
7.1.1 Systeme
7.1.2 Zellen
7.1.3 Hormone
7.1.4 Enzyme
7.1.5 Skelett
7.1.6 Muskeln
7.1.7 Atmung
8 Epigenetik
9 Bewegung
10 Verbindung und Sprache zwischen Körper, Geist / Seele und der Umwelt
10.1 Unbewusst und bewusst
10.2 Kommunikation
10.3 Körpersprache
10.3.1 Flow
11 Selbst
Vorwort
Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.
Galileo Galilei
Tatsächlich entstand dieser Text erst kurz bevor der zweite Teil „Potenzial Mensch“ beendet wurde. Während es in „Potenzial Mensch“ darum geht, WIE wir das Beste aus unserem Körper herausholen können, geht es im Rahmen von „Phänomen Mensch“ um das WAS. Woraus besteht der Mensch überhaupt, dessen Potenzial wir nutzbar machen wollen? Während ich an „Potenzial Mensch“ schrieb und mir Gedanken darüber machte, wie ein rundum gesundes und erfülltes Leben möglich gemacht werden kann, wuchs mein Interesse am grundlegenden Aufbau des Menschen. Dabei geht es für mich nicht nur um den anatomischen Aufbau, sondern auch um spirituelle und philosophische Aspekte. „Phänomen Mensch“ verfolgt das Ziel, im Gegensatz zum eher praktischen „Potenzial Mensch“, einen vielfältigen und bunten Einblick in das menschliche Wesen zu ermöglichen, der sowohl den Geist als auch den Körper einschließt. Ich erhoffe mir, dass bei Ihnen durch das Lesen dieser Zeilen die Basis für ein mögliches Umdenken stattfindet. Ich möchte Ihnen einzelne Bereiche des menschlichen Organismus näherbringen und Sie dazu ermutigen, mehr über das Phänomen Mensch zu erfahren, um sich besser kennenzulernen. Stellen Sie sich die richtigen Fragen, verändern Sie schlechte Gewohnheiten und wagen Sie einen Blick in eine vielversprechende Zukunft. Ich bitte Sie, kritisch mit sich selbst zu sein und sich auch über dieses Buch hinaus weiterzubilden. Meine beiden Bücher sollen einen Anstoß geben, Ihren Körper besser zu verstehen und Ihr eigenes Potenzial zu erkennen sowie auszuschöpfen. Ich möchte Ihnen keinesfalls meine Meinung oder bestimmte Lebensformen aufzwingen. Vielmehr sind die beiden Bücher die Ergebnisse meiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem komplexen menschlichen Wesen und am ehesten als eine Art Leitfaden zu verstehen, der Sie bei Ihrem Zugang zum Thema unterstützen soll und Ihnen letztlich zu einem leichteren, glücklicheren und vielleicht sogar spannenderen Leben verhelfen kann.
Alle Funktionen des Körpers, egal ob Wasser- und Elektrolythaushalt, Säure-Basen-Haushalt, Herz-Kreislauf-System, Hormonhaushalt sowie die Reizweiterleitung, sollten ausgewogen sein, um eine Ausschöpfung des eigenen Potenzials zu ermöglichen.1 Dieses Buch soll dazu dienen, herauszufinden, welches Potenzial sich überhaupt in uns verbirgt. Hier erfahren Sie, wie der Mensch auf der mentalen, spirituellen und der physischen Ebene aufgebaut ist, welche Einflüsse die Umwelt auf uns hat und wie unsere unterschiedlichen Systeme miteinander kommunizieren. Im zweiten Buch erfahren Sie basierend darauf Tipps und Tricks, Ihre körperliche Verfassung zu verbessern, um leistungsfähiger, schneller und eventuell sogar glücklicher zu werden. Die Umsetzung liegt jedoch ganz an Ihnen, also suchen Sie sich ein sonniges Plätzchen, genießen Sie ein kühles Glas Wasser und fangen Sie an zu lesen.
Wenn wir alles täten,wozu wir imstande sind, würden wir uns wahrscheinlichin Erstaunen versetzen.
Thomas Alva Edison
Wann werde ich zu staunen aufhören und zu begreifenbeginnen.
Was bin ich?
Was ist der Mensch?
Was ist die Welt, in der ich lebe?
Galileo Galilei
1 Funktional Training Magazin/ Heft 1 2020/ Katharina Brinkmann
1 Geist und Seele
Wir Endlichen mit dem unendlichen Geist sind nur zu Leiden undFreuden geboren,und beinahe könnte man sagen,die Ausgezeichnetsten erhalten durch Leiden Freude.
Ludwig van Beethoven
Beginnen würde ich gerne mit einer Frage, deren Beantwortung bereits über Jahrzehnte hinweg viele Menschen bewegt und zum Nachdenken bringt: Haben wir Menschen einen freien Willen? Rudolf Steiner schreibt in seinem Buch „Die Philosophie der Freiheit“ folgendes: „Reichlich sind unsere Gaben, die uns zugeteilt, aber noch reichlicher ist unser Begehren. Das Streben des Menschen ist ein ohnmächtiges Ringen nach der Versöhnung dieser Gegensätze, die er bald Geist und Materie, bald Subjekt und Objekt, bald Denken und Erscheinung nennt. Die Erforschung unseres Wesens muss uns die Lösung des Rätsels bringen. Wir müssen an einen Punkt kommen, wo wir sagen können: Hier sind wir nicht mehr bloß ICH, hier liegt etwas, was mehr als ICH ist“.2 Aus meiner Perspektive heraus beschreibt Rudolf Steiner die Entfremdung des Menschen mit unserer Welt und der Natur. Wir leben auf der Welt, aber nicht mit ihr zusammen. Nach meinem Empfinden sollten wir Menschen wieder erlernen nicht gegen die Welt anzukämpfen und unseren Trieben folgen, sondern die Einzigartigkeit unserer Umgebung uns zunutze machen und aus ihr lernen. Er zitiert in seinem Buch Johann Wolfgang von Goethe, der sagt: „Wir leben mitten in der Natur und sind ihr fremde. Sie spricht unaufhörlich mit uns und verrät uns ihr Geheimnis nicht.“3 Ulrich Warnke sagt diesbezüglich: „Wenn die Individuen versuchen ihre Persönlichkeit zum Mittelpunkt zu machen, stagniert das wahre Leben und verkommt zum Automatismus. Das Gegenmittel ist nicht die Unterdrückung der Individualität, sondern die Erkenntnis, dass Loslassen und Neuknüpfung notwendig und die natürlichen Bedingungen sind und das Individualität nicht ICHheit ist.“4
Was sind wir nun? Geist oder Materie? Wo liegen die Unterschiede und wo die Zusammenhänge zwischen Geist, Seele und der Natur? Leben wir alleine im Universum oder mit ihm zusammen? Durch Erkenntnisse der Quantenphysik könnten wir durch die Molekulare Zusammensetzung nicht nur im Universum leben, sondern eher das Universum sein. Auf Basis der Energiekraft und der Schöpfung aus dem Schamanismus ist zumindest zwischen Geist und Seele eine Hierarchie erkennbar. Sie sind im Universum verankert. Die erste Stufe bildet hier das Körperliche, symbolisiert durch eine Schlange. Über den Körper wacht der Jaguar, der den Geist symbolisiert. Unsere Physis auf der ersten Ebene wird demzufolge durch die Gefühle und Emotionen des Geistes gelenkt. Der Geist wird durch den Kolibri, der die Seele darstellt, kontrolliert. Hier besteht ein Fokus auf Bilder und Visionen, die vom Adler, der als letzte Stufe den heiligen Geist symbolisiert, genährt werden. Einzig und allein dies ist pure Energie. Der Energiekörper im Chakra-System spiegelt den Geist als spirituelle Bestimmung und in Gaben wider, während die Seele das durch Erfahrungen gewachsene Selbst ist. Die Chakren stehen dauerhaft in gegenseitiger Wechselwirkung mit den endokrinen Drüsen und beeinflussen darüber hinaus emotionale, mentale, physische und spirituelle Botschaften.5 Der Geist fungiert als Ursystem, dem alles unterliegt. Die Seele und die Organe werden vom Geist durchdrungen, aber dieser kann wiederum durch die Seele begrenzt werden. Der Geist, der Glaube, die Gefühle und das Bewusstsein bedingen die Psyche, der wir letztlich alle unterliegen. Gesteuert durch den Geist visiert das Bewusstsein Ziele an und richtet den Fokus darauf. Die Wahrnehmung des Geistes nehmen wir über unser Denken wahr.6 Viele unerklärliche Handlungen und Gewohnheiten, die wir im Laufe der Jahrzehnte ausführen, lassen sich mit der Urangst erklären, uns nicht verbunden zu fühlen. Während der Zeit als Embryo sind wir fest mit der Nabelschnur verbunden und wiegen uns in Sicherheit. Dies ändert sich schlagartig mit der Geburt und immer, wenn das Gehirn keine Verbundenheit spürt, reagiert es wie in einer Überlebenssituation. Dies ist der Grund, weshalb wir uns nach Liebe, nach Zuneigung, Aufmerksamkeit, Verbindungen, Komplimenten, warmen Worten und Zweisamkeit sehnen. Um nicht immer wieder auf diese evolutionär gesehen erste Stufe zu fallen, entwickeln wir die Angst, nicht allein zu sein, nicht zu genügen und keine Kontrolle zu besitzen. Um all dies nicht zu spüren, entwickeln wir (An-)Gewohnheiten, um Ängste zu reduzieren. Wir tun alles, um nicht allein zu sein und wir verstellen unsere Persönlichkeit, um akzeptiert zu werden. Wir können jedoch lernen, uns diesen Ängsten zu stellen, ohne um unser Leben zu fürchten. Das entsprechende Training für das Hirn nennt sich Resilienz. Entscheidend ist dabei die richtige Dosis und das Setzen kleinerer Ziele, damit die Hirnbereiche nicht überreizt werden und genau die Bereiche aktiviert werden, die unser Überleben sichern sollen. Entspannung bietet die Möglichkeit, die Erregung aufzulösen. Ohne bewusstes Training gestaltet sich das schwierig, da wir nicht darauf konditioniert sind, bei Angst an Entspannung zu denken. Helfen Sie Ihrem Gehirn dabei, positive nützliche Vernetzungen herzustellen und häufiger die Frequenz der Zellen in Ruhe zu halten.7
Genau hier liegt allerdings die Herausforderung. Dauerhaftes Analysieren und Stress, in unserer modernen Welt allgegenwärtig, behindern dieses Vorhaben regelmäßig. Man will etwas verändern oder sich Ängsten stellen, aber irgendwie verfällt man in Passivität und Lethargie. Durch zwei Hemisphären in unserem Großhirn sehen und denken wir immer dual, beispielsweise in gut oder böse sowie positiv oder negativ.8 André Blank definiert in seinem Buch „INYOLOGIE“ genau diesen Dualismus als zentrales Problem. „Der Dualismus ist immer exklusiv, egozentrisch und schließt durch sein Entweder-oder-Prinzip immer die Hälfte aus. Seine Waffen sind zerstörerisch, analytisch, grausam, während der dynamische Monismus aufbauend, synthetisch, einigend ist wie das Leben selbst.“9 Immer, wenn der Geist in einen analytischen Zustand verfällt, nimmt die Empfänglichkeit für Suggestibilität und Veränderung ab. Bei Stress oder einer Erhöhung der Stresshormone wird der analytische Geist dynamischer. Im Kontext des Überlebenswillens ist die Analytik aber sinnvoll. Sie schützt uns vor unbedachten Äußerungen und Handlungen. Durch Wertung und Beurteilung schützen wir uns selbst und sichern unser Überleben. Stress führt hingegen zu einer Überstimulation und unser Ego sorgt dafür, dass wir uns selbst priorisieren. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns unterbewusst meist auf das uns Bekannte und meiden Unbekanntes. Um zum Beispiel den Placeboeffekt eigenständig anzuwenden, muss der analytische Geist unterdrückt werden. Ein Weg dahin können beispielsweise körperliche oder geistliche Erschöpfung, Hypnose, Meditation, extremer Hunger, Traumata oder emotionale Schocks sein.10 Aus diesem Grund klagen Menschen mit Depressionen oder ähnlichen Neurokrankheiten vermehrt darüber, keinen klaren Gedanken fassen zu können. Da aber niemand freiwillig Traumata oder emotionale Schocks erfahren will, nur um die Analytik zu umgehen, sind die anderen genannten Methoden empfehlenswert.
Das Leben ist kurz,brich die Regeln, vergib schnell,küsse langsam, liebe wahrhaftig, lache unkontrolliertund bereue nichts,was dir ein Lächeln geschenkt hat.
Mark Twain
1.1 Aufbau des Gehirns
Leben ist das, was passiert,während du fleißig dabei bist, andere Pläne zu schmieden.
John Lennon
Das menschliche Gehirn ist das stoffwechselaktivste Organ unseres Körpers und hat einen zehnmal höheren Nährstoffbedarf als alle anderen Organe. Stress sowie intensive geistige oder körperliche Beanspruchung erhöhen den Nährstoffbedarf nochmals. Die empfohlenen Mengen dieser Nährstoffe entsprechen jedoch nicht unseren realen Bedürfnissen, da wir immer öfter und immer stärker stressigen Situationen oder körperlichen Anstrengungen ausgesetzt sind. Gerade bedingt essenzielle Nährstoffe wie Vitamin D oder Tyrosin nehmen an Wichtigkeit und somit Aufnahmemenge zu. Tyrosin wird in Stressigen Momenten vermehrt für die Schilddrüsenhormone, natürliche Schmerzmittel im Körper und Neurotransmitter benötigt. Somit empfiehlt sich eine höhere Aufnahme von Mikronährstoffen als weitreichend empfohlen, denn schlechte Ernährung ist neben mangelnder Bewegung der Hauptrisikofaktor für Demenz.11
Der erhöhte Bedarf des Gehirns an essenziellen Nährstoffen und Energie ist mit seiner Komplexität und der ausgeprägten Notwendigkeit des Organs für die Funktionen unseres Körpers zu begründen. Zwölf Nervenpaare haben ihren Ursprung in unserem Hirn. Sie steuern die Sinnesorgane, Muskeln, Drüsen und innere Organe. Außerdem verbraucht das Hirn 20 bis 25 Prozent der Sauerstoffmenge, die wir aufnehmen. Wir können unser Gehirn in seinen Strukturen verändern und durch bewusste Konzentration unserer Aufmerksamkeit den Energie- und Informationsfluss leiten. Wir können es stimulieren, um Glück, Liebe und Weisheit zu nutzen. Die Art, wie wir kommunizieren, kann den Schaltkreis im Hirn verändern und unsere sozialen Verbindungen und die neuronalen Verbindungen prägen. Neuronen können dauerhafte Schaltkreise bilden. Im Zusammenhang mit unserem Gehirn werden häufig die Begriffe Geist und Gedächtnis erwähnt. Beide können haptisch nicht erfasst werden.12 Das Gedächtnis basiert auf einem komplexen Prozess bzw. einem Zusammenspiel von verschiedenen Systemen. Hier ist das sensorische Gedächtnis zu nennen, welches sich in Kurz- und Langzeitgedächtnis einstufen lässt und für unsere Sinneseindrücke verantwortlich ist.13 Die Informationssignale, die durch unsere Neuronen fließen, kann man grob als Geist definieren. Hier gibt es keine Grenzen; Empfindungen wechseln zu Gedanken, Gefühlen und Handlungen. Der Körper, das Gehirn und der Geist sind immer um ein gesundes Gleichgewicht bemüht, das jedoch immer wieder durch veränderte Bedingungen behindert wird. Für das Gleichgewicht registrieren Sensoren den aktuellen Zustand und senden Signale an die Regulatoren, um in einem solchen Fall für eine optimale Wiederherstellung zu sorgen.
Im Gehirn gibt es ca. 1,1 Billiarden Zellen und 100 Milliarden Neuronen, wovon die meisten schon vor der Geburt vorhanden sind, die nochmal 5.000 Synapsen von anderen Neuronen empfangen. Durch verschiedene Neurotransmitter erhalten die Neuronen nun pro Sekunde etwa fünf bis fünfzig Signale für einen chemischen oder elektrischen Impuls, also den Informationsaustausch. Man kann somit sagen, dass der Geist unser Gehirn formt. Wenn unsere Zellen neuronal Signale senden, verdrahten sie sich und schaffen neue neuronale Strukturen.14 Neuronen bestehen unter anderem aus dem sogenannten Soma, einem Zellkörper mit Zellkern. Daraus entspringen Zweige, sogenannte Dendriten. Sie können sich auch selbst verzweigen und nehmen dann wiederum die chemischen Signale von anderen Neuronen bzw. ihren Dendriten auf und transportieren sie zum Zellkörper. Ein anderer Fortsatz vom Zellkörper, das Axon, nimmt die Impulse auf und leitet sie weiter. Jede Zelle hat zwar mehrere Dendriten, aber nur ein Axon. Eine bestimmte Isolationsschicht der Axone, die Gliazellen, sorgen für eine schnellere Weiterleitung von elektrischen Signalen. Sie sind auch Bestandteil der Blut-Hirn-Schranke und ein entsprechender Verlust bzw. Schaden zeigt sich in Form von chronischen neurologischen Erkrankungen. Zwischen den Dendriten befinden sich kleine Spalten, die sogenannten Synapsen, die für die Weiterleitung von Reizen verantwortlich sind. Dort findet mithilfe der Enzyme unter dem Einsatz von Mineralien der Austausch von Molekülen statt. Die elektrischen Synapsen sind unter anderem für blitzschnelle Reaktionen, also Reflexhandlungen, verantwortlich und regulieren die Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Cortisol.15 Eine Vielzahl von Synapsen spricht zwar für ein ausgeprägtes Lernpotenzial, aber ein Gehirn mit vielen möglichen neuronalen Leitungsbahnen ist desorganisiert und reagiert folglich langsamer. Deswegen werden Synapsen in weniger genutzten Nervenbahnen beseitigt. Bewusste neuronale Erlebnisse entstehen durch vorübergehende Verbindungen der Synapsen. Spricht man im Zusammenhang mit dem Gehirn von der grauen Substanz, dann ist damit der überwiegende Anteil von Dendriten, Zellkörpern und Axonen gemeint.
Dahingehend meint die weiße Substanz weniger die Zellkörper, sondern vielmehr die informationsbearbeitenden Axone.16
Die Beschreibung der wichtigsten Systeme des Gehirns ist notwendig für ein umfängliches Verständnis des Aufbaus und der Auswirkungen auf die einzelnen Bereiche der Hormonregulation, der Denkprozesse, Bewegungsausführungen und sonstige Regulatorische Prozesse. Unser Hirn umfasst unter anderem den Hirnstamm, der Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Rest des Gehirns sendet.17 Bestehend aus vorprogrammierten Regulatoren ist er das obere Ende des Rückenmarks und reguliert unsere Lebensfunktionen wie die Atmung, die Stoffwechselaktivität und unsere Bewegungen. Das limbische System umgibt den Hirnstamm und ist für verbessertes Lernen und unser Gedächtnis notwendig. Oberhalb des Hirnstammes und an der Unterseite des limbischen Rings liegt in unmittelbarer Nähe dazu unsere Amygdala, der Mandelkern, der unsere emotionalen Speicher beherbergt. In jeder Hirnhälfte befindet sich ein Mandelkern.18 Da Hirnstamm und limbisches System eng zusammenarbeiten, ist das limbische System ebenfalls an unseren vegetativen Funktionen (Atmung, Schlaf und Motivation) beteiligt. Es bewertet Informationen, sodass diese verarbeitet, koordiniert und mittels emotionaler Reaktionen zum Ausdruck gebracht werden. Dafür sorgen die Neurotransmitter. Außerdem entscheidet das System, ob Erinnerungen ins Langzeitgedächtnis übertragen werden.19 Diese emotionale Seite des Gehirns besteht aus einer anderen Zellanordnung und auch die biochemischen Funktionen unterscheiden sich vom Neokortex. Außerdem arbeitet dieser Teil oftmals in Eigenregie. Selbst unsere Sprache und Wahrnehmung können nur begrenzt darauf Einfluss nehmen. Wie bereits angedeutet kontrolliert die emotionale Hirnseite auch das psychische Wohl und die autonome Körperphysiologie. Eine Störung des emotionalen Hirnteils ruft sogleich Probleme im Gefühlsleben hervor. Um dem entgegenzuwirken, regulieren Selbstheilungsmechanismen häufig unkontrollierte emotionale Ausbrüche. Jeder Einzelne strebt nach Liebe, Schönheit und Gerechtigkeit und will sich gleichzeitig möglichst weit von den entsprechenden Gegenpolen entfernen. Leider bringen uns ausgelebte Gefühle nicht zwingend zu einem besseren und glücklicheren Leben. Auch sie müssen immer wieder rational analysiert und den aktuell vorherrschenden Situationen angepasst werden.20
Das Kleinhirn reguliert Bewegungen, während das Zwischenhirn sensorische Informationen leitet und Urtriebe wie Hunger und Emotionen reguliert. Das Zwischenhirn besteht unter anderem aus dem Thalamus und dem Hypothalamus. Einen großen Teil nimmt der Kortex ein. Der vordere bzw. präfrontale Kortex (PFC) ist für das Erkennen von Emotionen verantwortlich und er kann unseren Charakter verändern, wenn er verletzt wird. Er ist auch dafür zuständig, dass wir uns Ziele setzen, er koordiniert Aufgaben verschiedener Hirnteile und macht den Hauptanteil des Kurzzeitgedächtnisses aus. Der anteriore cinguläre Kortex (ACC) festigt unsere Aufmerksamkeit und ist beispielsweise aktiv, wenn wir meditieren. Ferner gibt es die Insula, die unseren inneren Zustand wahrnimmt, und die Insellappen, welche die Sinneseindrücke verarbeiten. Wenn man also vom Kortex an sich spricht, sind der PFC, der ACC und die Insula gemeint. Zu den Aufgaben zählen noch das abstrakte Denken, die Selbstbeobachtung sowie sensorische und motorische Streifen, die Bewegungen kontrollieren und immer wieder Rückschlüsse zum zentralen Nervensystem aussenden. Somit generieren wir immer selbst ein Feedback zu den alltäglichen Bewegungen. Die Parietallappen sind für die Wahrnehmung und die Integration von Informationen zuständig, der Temporallappen für die Sprache und das Gedächtnis, die Okzipitallappen für das Sehen und letztlich der Frontallappen für das Denken und Argumentieren.21 Diese vier Hauptteile sind Abschnitte des Großhirns.22 Diese verschiedenen Lappen haben sich im Laufe der Jahre aus den verfeinerten Sinneszellen herausgebildet. Aus der Gesichtswahrnehmung hat sich der visuelle Lappen und aus den Geruchszellen der olfaktorische Lappen oder Kortex entwickelt. Im olfaktorischen Lappen bilden sich neben dem Geruch auch die Zentren der Emotionen heraus. Unsere evolutionäre Gefühlswurzel kommt demnach aus dem Geruchssinn. In der komplexen Ausgestaltung des Gehirns entwickelte sich aus dem zweischichtigen alten Kortex ein vielschichtiger Neokortex, der das aktive Denken ermöglicht. Zudem werden hier über die Sinne Informationen zusammengetragen, Ideen entwickelt, Kunst und Symbole wahrgenommen sowie bewertet und letztlich Imaginationen ermöglicht. Sowohl der Mandelkern als auch der Hippocampus, einer der Hauptschalter des limbischen Systems, sind Teil des ganz alten Riechhirns, aus dem evolutionär gesehen erst der alte Kortex und anschließend der Neokortex hervorgegangen sind. Auch heute sind mit diesen Strukturen noch das Lernen und Erinnern verknüpft.23 Im Gegensatz zum Kortex sind die Nervenzellen im Bereich des limbischen Systems anatomisch betrachtet miteinander verschmolzen. Das macht die Informationsverarbeitung einfacher und schneller. Viele unterschiedliche körperliche Systeme spielen dem Kortex Informationen zu und er agiert als ein wichtiger Kommandeur bezüglich der Kontrolle über physiologische Funktionen.24
Daneben haben wir zwei Hemisphären im Gehirn. Für den Informationsaustausch zwischen den beiden dienen die sogenannten Balken. Die Hypophyse bildet Endorphine und löst Stresshormone aus, während die Basalganglien, die wir uns als eine Anhäufung von Nervengewebe vorstellen können, ständig auf der Suche nach Stimulation sind. Sie sind die Verarbeitungsstation von Emotionen. Ganz wichtig ist der Hippocampus, der für das Lernen und Erinnern verantwortlich ist. Er kann darüber hinaus Bedrohungen aufspüren und auch visuell-räumliche Erinnerungen erschaffen.25 Der Hippocampus wird häufig im Zusammenhang mit dem Verlust von Nervenzellen erwähnt. Während des Alterungsprozesses verlieren wir circa 10 Prozent der Zellen, die aber erneuert werden können. Dieser Vorgang hängt mit der Geschwindigkeit von äußeren Stimulationen zusammen. In Studien wurde nachgewiesen, dass neue Herausforderungen zur Bildung neuer Zellen anregen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass ein intensiver (Weiter-)Bildungsprozess in gewisser Weise vor Alzheimer schützen kann.26 Allerdings kann nicht pauschal gesagt werden, dass Alzheimer verschwindet oder nicht auftaucht. Leider kann Alzheimer auch von den Genen abhängen. Auf unserem Chromosom 14 sitzt ein Gen, dass unter anderem die Anweisung für die Herstellung von Apolipoprotein E (ApoE) gibt, welches Cholesterin transportiert. Dieses Gen gibt es in drei Formen: ApoE2, ApoE3 und ApoE4. Die positivste Wirkung der drei Proteine bringt ApoE2 mit sich. ApoE3 stellt aber ebenfalls kein Risiko dar, wohingegen ApoE4 das Risiko für eine Alzheimererkrankung erhöht. Durch eine unzureichende Ernährung können wir dieses Risiko zusätzlich erhöhen. Ein Vitamin-B12-Mangel führt nicht nur zu Schäden im Gehirn und im Nervensystem, sondern interagiert mit ApoE4. Menschen, die dieses Gen besitzen und einen Mangel an Vitamin B12 aufweisen, sind einem erhöhten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen ausgesetzt. Je älter wir werden, desto wahrscheinlicher leiden wir unter einem Mangel, also sollte diesem bereits präventiv durch die Einnahme von Vitamin B12 und Omega-3 entgegengewirkt werden. Greifen Sie dabei gerne zu qualitativ hochwertigen Fischölpräparaten, da kommerzieller Fisch heutzutage auch viele Giftstoffe enthalten kann. Dabei verhält es sich ähnlich wie bei Tieren aus Mastbetrieben.27
Das Gehirn überwacht, steuert und reguliert unsere Systeme und Funktionen. Das Nervensystem agiert dabei als Aktivitätszentrum. Die Nervenbündel, also motorische und sensorische Fasern, sind genauso wie Muskeln von Bindegewebe und Blutgefäßen umgeben. Sie sind zugleich das Fundament der Sinne, interpretieren Außenwelt und Innenwelt, lösen Reaktionsmuster aus und steuern Bewegungen sowie die Entwicklung unsere Sprache, Emotionen und Gedanken. Durch die Neurotransmitter werden die chemischen Signale weitergegeben. Wir unterscheiden zwischen dem zentralen und dem peripheren Nervensystem, das sich wiederum in das somatische und das autonome bzw. vegetative System mit dem Sympathikus und Parasympathikus unterteilen lässt. Während das zentrale System das Hirn und Rückenmark umfasst, kontrolliert das Somatische willkürliche Bewegungen, es steuert also unter anderem die Muskeln. Das autonome Nervensystem ist für lebenswichtige Vorgänge wie Atmung und Stoffwechsel zuständig.28 Sobald ein äußerer Reiz wahrgenommen wird, bewertet unter anderem die Amygdala (der Mandelkern) die Situation und prüft diese auf mögliche Gefahren. Als Folge der Bewertung wird bei einer negativen Situation der Sympathikus und bei positiver Berichterstattung der Parasympathikus aktiviert.29
2 Philosophie der Freiheit / Grundzüge einer modernen Weltanschauung / Rudolf Steiner
3 Philosophie der Freiheit / Grundzüge einer modernen Weltanschauung / Rudolf Steiner
4 Die Geheime Macht der Psyche/ Ulrich Warnke
5 Der Energiekörper des Menschen/ Cyndi Dale
6 Die Geheime Macht der Psyche/ Ulrich Warnke
7 BrainRewire/Gabriel Palacois
8 Du bist das Placebo/ DR. Joe Dispenza
9 INYOLOGIE Die detaillierte Lehre von Yin und Yang/ André Blank
10 Du bist das Placebo/ Dr. Joe Dispenza
11 Was das Gehirn essen will/ Aileen Burford-Mason
12 Gehirn eines Buddha /Rick Hanson
13 Dr. Leon Windscheid/ Hey Hirn: warum wir ticken wie wir ticken
14 Gehirn eines Buddha /Rick Hanson
15 Was das Gehirn essen will/ Aileen Burford-Mason
16 Was das Gehirn essen will/ Aileen Burford-Mason
17 Gehirn eines Buddha /Rick Hanson
18 Daniel Goleman/ Emotionale Intelligenz
19 Functional Training Magazin/ Heft 2 2019/ Oliver Derigs
20 Die Neue Medizin der Emotionen/ David Servan-Schreiber
21 Gehirn eines Buddha /Rick Hanson
22 Das Trügerische Gedächtnis/ Dr. Julia Shaw
23 Daniel Goleman/ Emotionale Intelligenz
24 Die Neue Medizin der Emotionen/ David Servan-Schreiber
25 Gehirn eines Buddha /Rick Hanson
26 Was das Gehirn essen will/ Aileen Burford-Mason
27 Was das Gehirn essen will/ Aileen Burford-Mason
28 Der Energiekörper des Menschen/ Cyndi Dale
29 Functional Training Magazin/ Heft 1 2019/ Dr. Ronald Burger
2 Ticks und Tricks der Psyche
Das Ärgerlichste in dieser Welt ist,dass die Dummen todsicher und die Intelligentenvoller Zweifel sind.
Auch wenn alle einer Meinung sind,können alle unrecht haben.
Bertrand Russell
Häufig stellt sich die Frage, warum wie Menschen so handeln, wie wir es tun. Welche Intentionen steuern unser Handeln? Wann treibt uns Angst und wann Mut an? Zunächst einmal sollten wir festhalten, dass die Funktionen unseres Hirns zwar bemerkenswert sind, jedoch auch teilweise von Faulheit und Irrungen geprägt. Dabei ist jedoch besonders interessant, dass unsere Psyche, die aus einem Netzwerk aus Nervenzellen mit dem Gehirn als Schaltzentrum besteht, veränderbar ist. Das Wissen darüber ermöglicht es uns, weniger zu leiden, mehr positive Gefühle zu erfahren, Glück zu spüren, Selbstbewusstsein auszustrahlen und positive Veränderungen zu erreichen. Unsere Psyche ist dabei aber nicht rational. Das Hirn ist anfällig für Illusionen und unsere Gedanken sind folglich oft unlogisch. Nur 20 Prozent unserer Wahrnehmung, unserer Entscheidungen und Handlungen kommt aus der Umwelt, den Rest gestaltet unser inneres Gedächtnis aus Erfahrungen und gespeicherten Erlebnissen selbst.30 Viele Menschen leben nicht das Leben, das ihren Wünschen und Vorstellungen entspricht. Sie leiden bewusst oder auch unbewusst unter bestimmten Angewohnheiten und Glaubenssätzen, aber ihnen fehlt der Ansporn, etwas zu ändern. Eine Angewohnheit ist ein sich regelmäßig wiederholendes Verhalten, dem ein Auslöser vorgeschaltet und eine Belohnung nachgeschaltet ist. Dabei entsteht ein Verhältnis zwischen einem Auslöser und dem nachfolgenden konditionierten Verhalten. Meistens wird ein zufälliges Verhalten ohne Belohnung nicht zur Angewohnheit. Um innerhalb dieser Mechanismen ein bestimmtes Verhalten zu verändern, sollte sowohl der Auslöser als auch die Belohnung genauer betrachtet werden.31 Ein weiterer Faktor für schlechte Stimmung und Gefühlschaos können unsere Glaubenssätze sein. Unser Leben ist entsprechend der Überzeugungen und Glaubenssätze unseres Egos, also unseres Ichs, aufgebaut. Unser Verstand sucht in der Außenwelt immerzu nach Situationen, die diesen Überzeugungen entsprechen und wir orientieren unser Verhalten daran. Unterbewusst denken, fühlen und handeln wir so, dass wir unserem inneren Weltbild gerecht werden können. In diesem Prozess spielen Gewohnheiten eine grundlegende Rolle. Sie sind gewöhnlich Reaktionen auf Glaubenssätze aus der Vergangenheit.32 Die Psyche regelt unser Verhalten und alle psychischen Energien enthüllen den momentanen Bewusstseinszustand des jeweiligen Menschen. Jedes Erlebnis und jede Erfahrung beeinflusst die aktuelle Lage und formt letztlich die psychische Struktur.33
Die Funktionsweisen unseres Gehirns sind vielfältig. Bevor eine motorische Bewegung durchgeführt wird, ist die Entscheidung dazu bereits gefallen. Die Hirnströme aus dem motorischen Kortex, der für die willkürlichen Bewegungen zuständig ist, setzt folglich sehr viel früher ein als der Wille, eine Bewegung zu starten. Das nächste Mal, wenn Sie sich dazu entscheiden, eine willkürliche Bewegung auszuführen, dann hat Ihr Hirn den Befehl schon längst gegeben.34 Unter diesem Gesichtspunkt lässt sich unser freier Wille hinterfragen.
In diesem Kontext spielt auch Angst eine übergeordnete Rolle. Angst ist grundsätzlich überlebenswichtig. Sie hat unsere Vorfahren davor bewahrt, schwer verletzt oder getötet zu werden. Alle Energie wurde dafür verwendet, sich auf die Flucht oder den Kampf vorzubereiten. Heutzutage sind solche Situationen sehr selten geworden. Wenn sie vorkommen, ist unser Körper nach wie vor durch die Wahrnehmung unseres Angstgefühls gewappnet. Leider bekommen wir auch dann Angst, wenn gar keine Gefahr besteht. Dann verfangen wir uns in einer Spirale der Angst und die Angstreaktion nimmt zu. Wir sind sensibel und empfänglich für kleinste unangenehme Situationen. Die Angst flacht jedoch bei Einstellung eines Gewohnheitsgefühl wieder ab. Trainieren Sie ihr Angst-Immunsystem mittels direkter Konfrontation mit der unangenehmen Gefahrenquelle.35 So entwickeln Sie nicht nur ein gutes Gefühl für künftige Situationen, sondern verhindern auch die unnötige Energieumverteilung und Arbeit für Ihren Körper. In der richtigen Dosis eignet sich Angst, genauso wie Stress, als Motivator.36
Damit wir die jeweiligen Situationen wahrnehmen und richtig einschätzen können, benötigen wir unsere Sinne. Sie geben uns die Möglichkeit, durch Riechen, Hören, Sehen, Schmecken und Fühlen unsere Umgebung zu erkennen. Genau hier werden wir aber in die Irre geführt, da unser Hirn die ankommenden Informationen verzerrt und eine eigene Wirklichkeit erschafft. Der folgende Satz veranschaulicht dies sehr gut: Wie shcon gsaegt ist usner Hrin ufianr. Es aeillne entsidhecet wlhcee Ifnos hruaesgpekict wdreen. Sehr wahrscheinlich konnten Sie den Text problemlos lesen. Das zeigt, dass die Wahrnehmung der Sinne allein nicht ausreicht, sondern diese letztlich erst in unserem Hirn stattfindet. Dort wird ebenfalls der Fokus, also die Aufmerksamkeit, festgelegt. Damit die Reizüberflutung, die unsere Sinne aufnehmen, unser Gehirn aber nicht überfordert, arbeitet es mit Mustern, um so wenig arbeiten zu müssen wie möglich. Durch diese vereinfachte Wahrnehmung wird beispielsweise das Risiko erhöht, auf Vorurteile oder Werbetricks reinzufallen. Achten Sie also unbedingt darauf, manche Situationen länger zu betrachten und zu hinterfragen.37 Damit wir trotz der viele Eindrücke schnell denken können, folgt unser Hirn sogenannten Heuristiken. Hier ist zum einen die Repräsentativheuristik zu nennen, welche darauf basiert, dass unser Hirn eher auf das anspringt, was ihm Sinnvoller erscheint, auch wenn die Wahrscheinlichkeit für die jeweiligen Entscheidungen zum Beispiel gleich groß sind. Dadurch kann es natürlich vorkommen, dass Informationen ignoriert oder übersehen werden. Die zweite Heuristik ist die Wiedererkennungsheuristik, die unserem Hirn schnell zeigt, welche Lösung die richtige ist. Unter mehreren Auswahlmöglichkeiten wählen wir die, die uns bekannter erscheint. Die Verfügbarkeitsheuristik sorgt dafür, dass wir uns immer für die Option entscheiden, die für das Hirn leicht abzurufen ist. Dadurch vollziehen wir häufig keine schlüssig überlegte Handlung, aber wir treffen Entscheidungen so in kürzester Zeit ohne viel Energie. Auch hier sollten Sie schwierige Entscheidungen nicht vorschnell, sondern unter Berücksichtigung Ihrer Kenntnisse über die unterschiedlichen Heuristiken treffen.38
Unterbewusst laufen in unserem Hirn viele verschiedene Vorgänge ab, die entweder bereits evolutionär in unserem Gehirn verankert sind oder die wir uns erst angeeignet haben. Wenn wir diese Vorgänge und Funktionsweisen kennen, können wir unser Denken aktiv beeinflussen bzw. verändern. Da ist zum Beispiel der Halo-Effekt, der besagt, dass wir uns bei Menschen, die wir noch nicht gut kennen, häufig nur auf ein Merkmal konzentrieren und auf Basis dessen über sie urteilen. Ein Merkmal überdeckt in diesem Fall alle anderen, sowohl positive als auch negative. Die Bewertung sollte jedoch auf Basis mehrerer Aspekte erfolgen. Eine weitere Vorgehensweise des Hirns basiert auf dem sogenannten Ankereffekt. Alle Entscheidungen, die wir treffen, werden sehr stark von Informationen aus der Umwelt beeinflusst. Der Anker ist dabei etwas, an dem wir uns festhalten können und uns dadurch sicher fühlen. Je größer die Unsicherheit ist, desto stärker suchen wir nach Ankern, meistens nach etwas uns bekannten. Allerdings werden wir dadurch häufig auch manipuliert, da die Anker häufig keinen wirklichen Wert für unsere Entscheidungen haben. Suchen Sie also nicht nach minderwertigen Ankern und entscheiden Sie losgelöst von Umgebungsinformationen und Emotionen. Interessanterweise neigen wir durch den Perseveranzeffekt dazu, auch dann bei unseren getroffenen Annahmen zu bleiben, wenn die Grundlagen für ebendiese Annahmen ersetzt oder verbessert wurden. Durch diesen Bestätigungsfehler werden unsere Annahmen schnell zu Gewissheiten, die vom Gehirn ebenfalls als solche wahrgenommen und abgespeichert werden.39