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Die systemische Betrachtung - mit ihren familiären Interaktionen zwischen Mensch und Tier - birgt sowohl für den Tierhalter selbst als auch für einen begleitenden Therapeuten Vorteile. Das Anerkennen der Familienstruktur als ein miteinander kommunizierendes System, eröffnet uns neue Wahrnehmungsmöglichkeiten. Das Tier sucht häufig nach einer Ausgleichsbewegung im Ausdruck und in den Emotionen des Tierhalters. Der Mensch kann in einen Spiegel blicken und somit leichter erkennen und begreifen. Ähnliches kann auch in grösseren Betrieben mit Tierhaltung beobachtet werden. Es gilt, das Gesamtbild zu verstehen. Wiederkehrende Krankheiten dürfen leichter heilen und Verhaltensauffälligkeiten werden überflüssig. Die beschriebenen Phänomene beziehen sich auch auf die Dynamik in den familiären Verknüpfungen aufgrund einer therapeuthischen Intervention. Abschliessend berichten Tierhalter selbst über ihre Erfahrungen.
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Seitenzahl: 162
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover: Sandra Bruckmeier
Lektorat: Bernadette Jochum
Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung der Autorin darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden.
Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen, auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind.
Zum Schutz der erwähnten Tierhalter (sowie deren Tiere) werden dieser in ihrer Identität nicht bekannt gemacht. Ausführlich geschilderte Fälle werden von Tierhaltern selbst erzählt, oder es liegt eine Erlaubnis zur Veröffentlichung vor.
Die Autorin dieses Buches hat große Sorgfalt darauf verwendet, die in diesem Werk gemachten Angaben zu erarbeiten und zu überprüfen.
Dies entbindet den Leser aber nicht von der Verpflichtung eigenverantwortlich zu handeln. Die Autorin übernimmt keine Garantie oder Haftung für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren.
Einleitung
Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht
Systemisches Arbeiten
Grundlegendes
Ausdrucksformen unserer Haustiere
Das Resonanzgesetz – Ähnliches zieht Ähnliches an
Das Polaritätsgesetz - Gegensätze
Miasmatik innerhalb der Homöopathie
Grundzüge des miasmatischen Modells
Hilfreiche homöopathische Arzneien
Similia similibus curentur – Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt
Homöopathische Arzneien
Schuld und Entscheidungsfähigkeit
Die Schuldfrage
Entscheidungsfähigkeit unserer Tiere
Was ist die Folge der Wahrnehmung?
Wie fragen wir?
Was passiert nun?
Interpretationen
Auffällige Beobachtungen
Der Therapeut ist mit im Spiel
Fälle aus der Praxis
Zehn ausführliche Fallgeschichten aus der Praxis
Skizzenhafte Beispiele
Tierhalter erzählen ihre Geschichte
Schlusswort
Vita Peggy Schmah
Literatur
„Jede Erscheinung auf dieser Erden ist nur ein Gleichnis“ (Hermann Hesse)
Alles um uns herum ist Information. Jede Situation, die uns umgibt, alle Aktionen und auch alle Aussagen, die uns zugetragen werden. Wir reagieren auf sie.
In der Homöopathie machen wir uns dies zunutze. Wir verwenden quasi Informationen einer bestimmten Substanz, Absonderungen eines Tieres, einen chemischen Stoff oder eine Pflanze, die in verarbeiteter Form einem kranken Organismus hilfreich zur Seite steht.
Diese Ursubstanz wird stark verdünnt und dann potenziert, oder wie der Begründer Samuel Hahnemann es nannte, „dynamisiert“, um sie ungiftig, schnell und langanhaltend in der Wirkung zu machen.
Wir verschreiben in der Homöopathie für den individuellen Fingerabdruck, wie Hahnemann es vor über 200 Jahren vormachte. Erst nach der Auswahl der Arznei, die nach dem „Ähnlichkeitsgesetz“ ausgeführt – die dem kranken Zustand „ähnlich sei“ - wirkt diese Gabe „homöopathisch“.
Das war wohl die kürzeste Einleitung in die Wirkprinzipien der Homöopathie. Warum dieser kurze Ausflug?
Alles um uns herum ist Information - darum geht es in der Homöopathie und auch in diesem Buch.
Ohne dieses Gesetz zu brechen, können wir einen Schritt zurücktreten und sowohl die Individualität als auch übergeordnete Themen und Bewegungen in einer Gruppe oder der Familie betrachten.
Meine Arbeit bezieht sich auf die Resonanz, die zwischen Menschen und Tieren stattfindet.
Das sind Ausdrucksformen in einem gemeinsamen Feld, die für beide Seiten von Bedeutung sind. Eine größere Einheit, in der alle Beteiligten miteinander kommunizieren und auf einander reagieren.
Das sind keineswegs neue Gedanken, aus der familiensystemischen Arbeit ist dies hinreichend bekannt. Je nach Blickrichtung, sowie individueller Offenheit für solche Phänomene, nehmen wir die Bilder, die sich uns präsentieren, unterschiedlich wahr.
Betrachten wir den ganzen Wald und nicht nur den einzelnen Baum. Dazu verwende ich Geschichten, wie sie sich uns in der Praxis zeigen. So ist es leichter zu vergleichen und in größeren Zusammenhängen zu denken.
Ich möchte weitergehen und den Bezug zur therapeutischen Arbeit herstellen.
Hier beschreibe ich Beobachtungen, die ich zur Wirkung des therapeutischen Vorgehens mache.
Der Prozess in Richtung Gesundheit, der durch die homöopathische Arzneigabe, oder auch durch jede andere gut gewählte Intervention in Gang gesetzt wird, wirft Fragen für mich auf.
Warum sollte die homöopathische immaterielle Information an der materiellen Hülle des Einzelorganismus aufhören?
Inwieweit wirkt sich eine Arzneigabe für den Einzelnen auf den Familienverband, die größere Einheit aus?
Und welche Bewegungen kann ich durch die Gabe der Arzneiinformation in der Gruppe beobachten?
Vielleicht entstehen für Sie auch weitere Fragen, wenn Sie sich mit dem Inhalt dieses Buches auseinandersetzen und Ihre eigenen Wahrnehmungen damit vergleichen. Lassen Sie uns beim Betrachten einzelner Bilder einen Schritt zurücktreten, um das Gesamtkunstwerk zu betrachten. Staunen wir gemeinsam über die Verknüpfungen zwischen Vier- und Zweibeinern. Und lassen Sie uns die Auswirkungen auf therapeutisches Vorgehen aus diesem Blickwinkel beobachten.
Persönliche Erlebnisse von Klienten, das können einzelne Tierhalter oder auch Familien sein, sollen Sie dazu anregen, ihre Sinne einzusetzen, Phänomene wahrzunehmen und das Geschehen umfassender zu begreifen.
Die Kommentare zu verwendeten homöopathischen Arzneien dienen als Orientierungshilfe für Therapeuten. Es ist aber keine homöopathische Vorbildung notwendig, um den Fallgeschichten zu folgen.
Das ist eine Möglichkeit über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Lassen Sie sich überraschen.
Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht
So, wie sich ältere Ehepaare gleichen, ähneln sich oft auch Hund und Herr aufs Haar. Sie kennen den Ausspruch: „Wie der Herr, so das G‘scherr“.
Im Ausdruck, in der Gestik und in ihrer Bewegung gleichen sie einander. Bestimmt haben Sie auch schon geschmunzelt über die Dame im gepunkteten Kleid mit ihrem Dalmatiner im Schlepptau.
Ich beobachte auch gegensätzliche Phänomene:
Ein zierliches Fräulein lässt sich von einem 70 kg schweren Berner Sennenhund über den Rasen zerren. Oder ein offenherziger, lustiger und lebensfroher Kater zeigt sich in Begleitung eines verschlossenen vorsichtigen und zurückhaltenden Menschen.
Als Therapeuten interessieren uns natürlich besonders die Auffälligkeiten bezüglich gesundheitlicher Themen. Hierbei befriedigt mich die Theorie einer Übertragung von Krankheiten von Mensch zu Tier nicht. Im täglichen Erleben gestaltet sich das Thema komplexer und auch spannender!
Viele Jahre war ich in einer schulmedizinisch orientierten Praxis als Tierarzthelferin tätig. Da während der Sprechstunden die Kommunikation zwischen Tierarzt und Tierhalter im Vordergrund stand, konnte ich auf „Beobachtungsposten“ gehen. Ich konnte, einem außenstehenden Zuschauer gleich, Kleinigkeiten beobachten und zur selben Zeit das gesamte Geschehen erfassen.
Später in der eigenen Praxis zeigten sich Phänomene, die ich anfangs durch meine jahrelange Übung zwar wahrgenommen, aber nicht weiter beachtet oder als wichtig betrachtet habe.
Viele Besonderheiten wiederholten sich ständig, ohne dass ich sie beachtete. Heute achte ich aber sehr stark darauf.
Ich sehe mir das Bild im Bild an und suche nach Ähnlichkeiten, scheinbaren Gegensätzlichkeiten und anfangs unverständlichen Polaritäten. All das sind für mich mögliche Resonanzen innerhalb des gesamten Gefüges, der Gruppe.
Bei der Aufnahme einer Kinder-Anamnese (Krankengeschichte), die am Anfang einer homöopathischen Begleitung steht, befrage ich die Eltern nach eigenen chronischen Krankheiten oder medikamentöse Dauereinnahmen.
In der Miasmatik, einem immer wichtiger werdenden Eckpfeiler der Homöopathie, legen wir sogar Wert auf Besonderheiten, die bereits in vorigen Generationen auftauchten. Wir suchen nach einem roten Faden.
Schnell lässt sich bei dieser Art der komplexen Betrachtung ein Bogen zu den Techniken der Systemischen Aufstellungsarbeit spannen, die heute in professionellen familientherapeutischen Interventionen nicht mehr wegzudenken ist. Über diese Arbeit spreche ich im Kapitel Systemisches Arbeiten.
Zurück zu unserer Kinder-Anamnese. Die Thematik der umgebenden Mitglieder, Geschwister, Eltern, Großeltern und auch entfernter Verwandter haben möglicherweise Auswirkungen auf das Kind.
Ganz ähnlich verhält es sich mit unseren tierischen Freunden. Sie sind ebenfalls Mitglied einer Familie oder einer übergeordneten Gruppe.
Natürlich bekommen wir schwerlich Auskunft über vorige Generationen und Elterntiere. Wer kennt schon die Großeltern seines vierbeinigen Gefährten?
Das vielgeliebte Pony, dass an einer chronischen Lahmheit leidet, lebt meistens auch nicht mit in der Familie, sondern im benachbarten Reitstall, mehrere Kilometer entfernt und hat hier zusätzlich ein weiteres Umfeld, nämlich die Gruppe der anderen Ponys. Inwieweit wirkt nun hier das zweite Umfeld, der Herde, mit hinein in die Ausgangssituation? Wie verändert sich das Gesamtbild, wenn wir einen Schritt, oder besser zwei, zurücktreten und alles betrachten? Die Herde, den Stall, unsere Familie und was hat das nun alles mit der Lahmheit des Ponys zu tun?
Wir Menschen betrachten gerne die unmittelbare Situation, ohne uns Gedanken darüber zu machen, in wie weit die Umgebung Einfluss daran nimmt. Um dies für den Leser klarer zu formulieren:
Das Umfeld kann Einfluss haben, es muss nicht!
Waren Sie schon einmal in einem Puppentheater? Hier gibt es das bekannte Augsburger Puppentheater, das mich schon als Kind fasziniert hat. Im Zuschauerraum sind lediglich die Puppen selbst auf der Bühne sichtbar. Eventuell noch Fäden, an denen sie befestigt sind. Tatsächlich gehört aber wesentlich mehr zu einem Stück als dieser Ausschnitt. Es gibt mehrere Stockwerke, es gehören die Choreographen dazu, die Einfluss nehmen, es gehören diejenigen dazu, welche die Fäden bewegen, die Kostüme schneidern, das Publikum, das einen Erfolg erst möglich macht und vieles mehr.
Unsere Familien bewegen sich nun auf dieser Bühne und die uns umgebenden Tiere spielen mit im Stück. Selbst darin verstrickt, ist der Wald vor lauter Bäumen oft nicht mehr sichtbar.
Wir Menschen sind Individuen, ausgestattet mit eigenen Besonderheiten und eingebettet in eine größere Einheit, meist die einer Familie. Wir könnten einen Schritt zurücktreten und die nächst größere Einheit betrachten. Familien (mit und ohne Haustiere) sind Bestandteile von Sippengemeinschaften, diese wiederum sind Teile eines Landes. Das Land ist eingebettet in einen Kulturraum. Wir könnten die Betrachtung ins Unendliche führen. Ich möchte vorwiegend bei jener Einheit bleiben, die unser Leben am Deutlichsten beeinflusst: Die Familie.
Tiere, die eng mit dem Menschen zusammenleben, erachte ich als vollwertige Mitglieder einer Familie. Bei der systemischen Betrachtung trenne ich selten: „So bei den Menschen und so bei den Tieren“. Die beiden Bereiche gehen selbstverständlich ineinander über. Im Laufe der Jahre ist genau diese Wahrnehmung ein Schwerpunkt meiner Arbeit geworden.
Ich betrachte Menschen und die mit ihnen lebenden Haustiere als soziale Wesen. Ausnehmen möchte ich diejenigen, die nur zur Paarungszeit Gleichgesinnte aufsuchen.
Soziale Wesen empfinden eine gewisse Loyalität zu ihrer Gruppe. Das mag erst mal nicht erkennbar sein oder sich als Außenseiter (der einsame Wolf, der Rebell) in ihrer gegenteiligen Ausprägung zeigen. Vor nicht allzu langer Zeit, vor wenigen tausend Jahren, war unser Überleben abhängig von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. In der Sippe fühlten wir uns sicher und mussten nicht verhungern. Noch heute spielen die Aspekte einer Gruppenzugehörigkeit in der heutigen Gesellschaft eine vordergründige Rolle. Selbst einzeln lebende Tiere der Frühzeit erkannten im Laufe der Entwicklung Vorteile einer Gemeinschaft und schlossen sich den menschlichen Sippengemeinschaften an.
Unser Organismus als systemische Einheit
Auch die vielen winzigen Einzelteile unseres Körpers, von denen, wie man heute weiß, jedes ihr eigenes Bewusstsein hat, tragen ebenso die Informationen der gesamten größeren Einheit in sich. Der lebende Organismus funktioniert als systemische Einheit. Überdenken wir das einmal, so kommen wir zu dem Schluss, dass jeder Einfluss auf die Einzelteile unseres Körpers auch Auswirkungen auf den Gesamtkörper hat. Es gib immer mehr Spezialisten, die sich sehr gut in den verschiedenen Bereichen auskennen, jedoch den Überblick über das Ganze verloren haben. Gerade heute in unserer schnelllebigen Zeit, ist es ratsam, sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Wir funktionieren nur in der Gesamtheit, nicht als Einzelteile!
Die einzelnen Teile des Organismus kommunizieren miteinander und gehen in Resonanz mit dem Ganzen. Denken wir nur einmal an die Hormone, die als Botenstoffe und Nachrichtenübermittler dienen.
Angefangen im Gehirn, der Nachrichtenschaltzentrale, werden über ein weitverzweigtes Netz alle anderen hormonausschüttenden Drüsen über die Botenstoffe unterrichtet. Diese geben dann wiederum Nachrichten an andere Drüsen weiter.
Werden von Außen Hormone zugeführt, sind Wirkungen auf alle anderen Hormondrüsen zu erwarten.
Die Manipulation eines einzelnen Organbereiches hat immer auch einen Effekt auf andere, damit in Bezug stehende Organe.
Der Säbelzahntiger
Besonders in Stresssituationen reagieren unser Gehirn und das gesamte Nervensystem wie in den Anfängen der Menschheit. Wir schalten auf Notprogramm und können so überleben. Unser Herzschlag erhöht sich, die Durchblutung steigt, wir machen uns bereit für eine überlebenswichtige Flucht vor dem Angriff des Säbelzahntigers.
Auch wenn heute „nur“ ein Termin beim Finanzamt ansteht, fühlen sich viele Menschen bedroht. Unser Körper als „ das ausführende Organ“ unserer Gesamtsituation ist von derartigen Reaktionen nicht ausgeschlossen. Viele moderne Krankheitszustände sind zurückzuführen auf Stressfaktoren, bei denen der Körper lange Zeit in einem Reaktionszustand bleibt, der als Ausnahme fungiert und früher unser Überleben sicherte.
Das Problem dabei ist, dass wir Menschen nach einer gewissen Zeit nicht mehr zurückfinden in den entspannten Modus. Unser Organismus bleibt also dauerhaft in Habachtstellung. Wir finden zu keinem Ausgleich! Das macht uns krank.
Systemische Aufstellungsarbeit
Den meisten von uns, die beruflich mit Menschen umgehen wie in der Erwachsenenbildung, im Personalwesen, der Begleitung und Therapie von Familien, ist der Begriff der Familienaufstellung geläufig.
Grundlagen hierzu hat Bert Hellinger geschaffen. Über die Jahre durfte sich diese Arbeit weiterentwickeln. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, entstanden verschiedene „Aufstellungs-Formate“. Es gibt kaum ein Thema, das nicht „bildlich“ dargestellt werden könnte.
Formatbeispiele:
Familienaufstellung des Herkunftssystems (da komm ich her, meine Eltern und Großeltern)
Familienaufstellung des Gegenwartssystems (so lebe ich jetzt, in meiner Ehe, mit Kindern)
Organisationsaufstellung (oft in Firmen angewendet)
Entscheidungsaufstellung
Juristische Aufstellung
Geldaufstellungen
Krankheitssymptomaufstellung
Seit einigen Jahren experimentieren Kollegen damit, die systemische Arbeit mit der Homöopathie zu verbinden. Matthias Varga von Kibed und Friedrich Wiest aus München sind Vorreiter gewesen. Sogar Arzneimittelbilder selbst, mit ihren „Leitsymptomen“ können wir aufstellen und so tiefere Einsichten ins Arzneimittelbild gewinnen. Aus dieser Arbeit entstanden zusätzlich:
Arzneimittelbildaufstellung
Aufstellung von Märchen und Mythen (archetypische Kräfte) u.a.
Und das sind nur einige. Es gibt hervorragende Literatur (vgl. Anhang) über die theoretischen Grundlagen, die verschiedenen Strukturen und Möglichkeiten der Aufstellungsarbeit. Ich möchte einen Abriss darüber geben, wie ich sie in meiner Arbeit einsetze.
Für mich hat es sich bewährt, keine einzelnen Formate zu favorisieren, sondern individuell nach persönlichem Anliegen vorzugehen. Ich möchte bewusst nicht in einer vorgegebenen Struktur arbeiten, um möglichst offen für die Interaktionen der Teilnehmer zu sein. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Heilungsimpulse aus dem „wissenden Feld“ selbst kommen, ohne dass ich eingreife und etwas vorgebe. Dies schult enorm unser Vertrauen in lebendige Systeme, zu denen auch unser Organismus gehört. Die ist ebenso eine sehr gute Übung für Therapeuten. Sind wir es doch gewohnt, vorzugeben, was für den Patienten gut ist. Nicht zuletzt kommt diese Entwicklung auch aus dem Konsumverhalten des Patienten selbst. „Machen Sie mit mir, was Sie meinen. Ich verstehe es ja doch nicht und will es eigentlich auch gar nicht so genau wissen ...“ – diese Aussagen hören wir häufig.
Innere Bewegung und heilsames Potential
Ein Bild dazu:
Stellen Sie sich vor, Sie fotografieren Ihre Familie.
Alle sind zusammen in einem Raum. Stellen Sie sich vor, Sie besitzen eine Kamera, die mehrdimensionale Aufnahmen macht und sogar Stimmungen und Emotionen einfängt. Die immer dann ein Bild schießt, wenn Bewegung in den Raum kommt. Verschiedene Aktionen, die vielleicht erst einmal ausprobiert werden wollen, sowie Reaktionen darauf sind nötig, um am Ende ein wundervolles Kunstwerk zu erhalten. Alle Mitglieder sind integriert und haben einen guten Platz gefunden, an dem sie ihre Aufgabe im Gefüge gut erfüllen. Das System, die Gruppe, die Familie ist zufrieden.
Das tun wir mit einer systemischen Aufstellung. Sie ist eine wirksame Methode, um zu hilfreichen Informationen aus verschiedenen Bereichen wie der Familien- oder Partnerschaftsdynamik, der Mensch-Tier-Beziehung zu gelangen. Sie bringt Krankheitssymptome, Themen aus dem beruflichen Umfeld und vieles mehr zum Sprechen.
Ein Fallbeispiel:
Ein Klient kommt mit einer bestimmten Problematik. Es handelt sich um eine Verhaltensauffälligkeit bei seinem Hund, die für die gesamte Familie unerträglich ist. Das Tier verrichtet seine Notdurft, wenn er sich über etwas geärgert hat auf dem Wohnzimmerteppich. Das kann eine Aktion in der Familie selbst sein, ein anderer Hund, der ihn auf dem Spaziergang genervt hat, oder auch völlig unbekannte Auslöser kommen in Betracht.
Das Anliegen des Zweibeiners liegt auf der Hand. Er will wissen was los ist, seinen vierbeinigen Gefährten verstehen und seine Familie wieder glücklich sehen.
Der Aufstellungsleiter wird auch gerne „Gastgeber“ genannt. Diese Bezeichnung nimmt etwas von seiner Rolle als „Leiter“, die etwas vorgibt. Ein Gastgeber stellt den geschützten Raum zur Verfügung, in dem sich das Puzzlebild zeigen darf und eine heilsame Bewegung entfalten kann.
Der Klient (der Mensch) wählt Repräsentanten (menschliche Stellvertreter) für sich und seinen Hund. Die Teilnehmer kennen den Patienten meist nicht und die Informationen über die Familiensituation hören sie zum ersten Mal. Der Aufstellende fragt nach ihrem Einverständnis, für diese Rolle fungieren zu wollen und führt sie möglichst spontan in den vorgesehen Raum (dies wird oft auch ein gemeinsames „Feld“ genannt). Der Klient führt seinen Stellvertreter an den Schultern in den vorgesehenen Raum. Dieses bewusste Führen bereitet den Repräsentanten darauf vor, sich auf eine innere Wahrnehmungsebene einzulassen, die impliziert “Du bist meine Frau“ oder „du bist mein Hund“.
Seine dazugehörige Familie findet ebenfalls ihren Platz. Vielleicht gibt es noch andere Tiere im Haushalt, die für das Bild wichtig sind. Dieser Vorgang der Aufstellung geschieht intuitiv. Jeder von uns hat diese Fähigkeit.
Die moderne Hirnforschung hat sogenannte Spiegelneurone entdeckt, mit Hilfe derer es uns Menschen gelingt, solche Fähigkeiten als Grundlage menschlichen Zusammenlebens zu entwickeln. (vgl. Joachim Bauer, „Warum fühle ich, was du fühlst“)
Die Position der Stellvertreter im Raum bildet sozusagen das System ab und gibt die gegenwärtige Situation wieder. Der Aufstellungsleiter und auch die beobachtenden Teilnehmer betrachten nun das ganze Bild, dass je nach ihrer Resonanz zum aufgestellten Thema, die Mitwirkenden mehr oder weniger stark beeinflusst.
Der Leiter (oder manchmal der Aufstellende selbst) befragt die Teilnehmer im Feld nach ihren Befindlichkeiten. Erstaunlicherweise nehmen die Stellvertreter sehr genau wahr, wie es sich auf dem ihnen zugedachten Platz anfühlt (repräsentative Wahrnehmung genannt).
Die Repräsentanten können körperliche Reaktionen zeigen: „Mir ist kalt, meine linke Seite fühlt sich ganz taub an“ - ich bin wie erstarrt“. Stellen wir Krankheitssymptome auf, kann dies noch differenzierter auffallen. Beispielsweise kann der menschliche Stellvertreter des Krankheitszustandes oftmals genau beschreiben, wie sich die Symptome anfühlen, wo diese zu spüren sind und sogar in welchem Zusammenhang die Zeichen stehen. Aussagen wie „meine Brust fühlt sich ganz eng an“, „ich muss husten“, „ich möchte weiter weg von der Person neben mir“, “sie macht mir Angst“ präzisieren den Zustand.
Später können wir vielleicht Bewegungsimpulse und Interaktionen beobachten, die häufig von den aufgestellten Repräsentanten selbst kommen: „Ich habe das Gefühl, ich bin dir nicht mehr wichtig, seit der zweite Hund da ist“, „ich will jetzt mehr Kontakt zum Sohn der Familie“, von dem bekomme ich wenigstens Anerkennung!“. Wir beobachten erneut, wie sich die Dynamik im Gesamtgefüge verändert hat.
Das Vorgehen einen Stellvertreter auch für den Klienten wählen zu lassen, entspannt die Situation deutlich. Der aufstellende Klient selbst begibt sich oft erst gegen Ende ins Feld (anstatt seines Repräsentanten) und kann so die Kraft am eigenen Leib erfahren. Die Aufstellungsarbeit verbindet verstandesmäßige Erkenntnis (verkopft) mit der lebendigen körperlichen Erfahrung aller Sinne.
Dieses „Erleben“ ist nachhaltig für den Klienten und alle ihn umgebenden Lebewesen, die mit ihm in Resonanz sind.
Der Klient kann also ohne eigene emotionale Verstrickung Zusammenhänge betrachten und gesündere Wege gefahrlos ausprobieren. Er ist mittendrin und hat doch genügend Distanz zum Geschehen, um sich die Lösungsmöglichkeiten für seine Lebenssituation anzuschauen. Der Ausspruch eines Kursteilnehmers „es ist weniger bedrohlich für die Seele mit Stellvertretern zu arbeiten“, charakterisiert den Vorteil dieses Vorgehens klar. Zusammenhänge werden sichtbar, die vielleicht selbst in einem tiefgehenden Gespräch zwischen Therapeut und Tierhalter nicht auftauchen, nicht als wichtig erachtet oder vergessen werden.
Ist eine Bewegung entstanden, reicht dies oft schon aus, neue Erkenntnisse in das Zusammenleben von Mensch und Tier einfließen zu lassen. Ist eine Interaktion in ihren Ansätzen steckengeblieben, oder gar nicht erst möglich geworden, ist es vielleicht Zeit weitere Heilimpulse einzusetzen.
Homöopathische Arzneien in der Aufstellung