Philosophie des Glücks – Vom lustvollen Leben (Epikur Gesamtausgabe) - Epikur - E-Book

Philosophie des Glücks – Vom lustvollen Leben (Epikur Gesamtausgabe) E-Book

Epikur

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Beschreibung

Epikur: Philosophie des Glücks - Vom lustvollen Leben (Epikur Gesamtausgabe) (Zur Naturphilosophie, Ethik und Erkenntnistheorie / Zur Astronomie und Meteorologie / Die 40 Lehrsätze / Die Aphorismen) | Dieser Band enthält alle schriftlich überlieferten Texte in einer Neuübersetzung, die Epikurs Denken präzise fasst und mit modernen Wissenschaftserkenntnissen vergleichbar macht. - Neu editiert und lektoriert, voll verlinkt und mit eBook-Inhaltsverzeichnis | Epikurs philosophische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse sind äußerst bemerkenswert. Er orientiert sich ausschließlich an Fakten und Evidenz und schließt übernatürliche Ursachen und Mythen konsequent aus. Zudem reflektiert er stets kritisch die eigene Erkenntnisfähigkeit. Viele seiner Hypothesen sind inzwischen durch die moderne Wissenschaft bestätigt. Epikurs naturwissenschaftliche Orientierung widerspricht dabei keineswegs seinem übergeordneten Ziel eines glücklichen und lustvollen Lebens: Denn Glückseligkeit basiert für ihn auf Wissen und Erkenntnis. © Cloudship, 2016 Über den Autor: Epikur (341-271 v. Chr.), ein Zeitgenosse Alexanders des Großen, gehört zu den großen Philosophen des alten Griechenland.

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Inhalt

Innentitel

Vorwort des Herausgebers

Zur Ethik

Zur Erkenntnistheorie und Naturphilosophie

Zur Astronomie und Meteorologie

Die Hauptlehrsätze Epikurs

Aussprüche Epikurs

Fragmente

Impressum

Vorwort des Herausgebers

Wenn ich mir die Lust am Essen und Trinken wegdenke,

wenn ich die Liebesgenüsse verabschiede,

und wenn ich nicht mehr meine Freude haben soll

am Anhören von Musik und dem Anschauen schöner Kunst,

wüsste ich nicht, was ich mir überhaupt noch als ein Gut vorstellen könnte.

Epikur

Epikur (341–271 v. Chr.), ein Zeitgenosse Alexanders des Großen, gehört zu den großen Philosophen des alten Griechenland, und seine Lehren wirken bis heute nach. Im Mittelpunkt seiner Philosophie standen nicht Askese und Tugend, wie etwa bei den konkurrierenden Stoikern, sondern die Lust [auf altgriechisch ›hēdoné‹, daher der Begriff Hedonismus]. – Lust allerdings nicht als Selbstzweck, sondern als Weg zur Erreichung eines erfüllten und ausbalancierten Lebens.

Bei den etablierten Philosophen seiner Zeit stieß diese Lehre auf keine große Gegenliebe und wurde von den führenden Männern Athens oft diskreditiert, mit dem Verweis auf angebliche Völlerei, sexuelle Ausschweifungen und unzüchtige Gelage. Epikurs Anhänger jedoch, die in dem von ihm gegründeten ›Kepos‹ [zu Deutsch: Garten] lebten, verehrten ihn und lernten seine Lehrsätze auswendig.

Obwohl Epikurs Lehre von anderen Philosophen immer wieder angegriffen und als gott- und zügellos gebrandmarkt wurde, entfaltete sie im Lauf der Jahrhunderte große Wirkung. Im christlichen Mittelalter wurde das Lustprinzip des Epikur als Inbegriff der Sünde verteufelt, in der Neuzeit entdeckte man seine Prinzipien wieder, und zahlreiche große Denker, etwa Leibnitz, Schopenhauer und Nietzsche, beriefen sich auf ihn. Karl Marx promovierte sogar über die Philosophie dieses antiken Denkers.

Heute versteht man, dass Epikurs Lehre nicht auf bloße Maßlosigkeit und Ausschweifungen aller Art ausgerichtet war, sondern als ethischer Leitfaden zu einem erfüllten Leben diente. Er und seine Schüler waren vermutlich tugendhafter und maßvoller, als man ihnen zuschrieb. Die Überzeugung nämlich war, dass die Vor- und Nachteile der Lust stets abzuwägen waren: Konnte man vorhersehen, dass die Folgen eines Lustgewinns zu große schädliche Nebenwirkungen mit sich bringen würden, verzichtete man darauf, um in der Gesamtbilanz auf der positiven Seite zu sein [Später nannte man dieses Prinzip das ›hedonistische Kalkül]. Da Epikur stets die Erfülltheit des ganzen Leben im Blick hatte – ein ruhiges, ungestörtes Wohlbefinden, eine ›Windstille der Seele‹ –, statt einzelne maßlose Genüsse, könnte man ihn heute als ersten Vertreter einer Work-Life-Balance bezeichnen.

Zudem: Seine naturwissenschaftliche Erkenntnisse sind äußerst bemerkenswert. Er orientiert sich ausschließlich an Fakten und Evidenz und schließt übernatürliche Ursachen und Mythen konsequent aus. Zudem reflektiert er stets kritisch die eigene Erkenntnisfähigkeit. Viele seiner Hypothesen sind inzwischen durch die moderne Wissenschaft bestätigt. – Diese neue Übersetzung eines Wissenschaftsautors macht das wesentlich deutlicher, als die ältere, etwas verbrämte aus den 20er Jahren. Epikurs naturwissenschaftliche Orientierung widerspricht dabei keineswegs seinem übergeordneten Ziel eines glücklichen und lustvollen Lebens: Denn Glückseligkeit basiert für ihn auf Wissen und Erkenntnis.

Redaktion CloudShip, 2016

Über den Autor: Epikur wurde im Jahr 341 v. Chr. auf der Insel Samos geboren. Sein Vater Neokles war als Kolonist von Athen nach Samos umgesiedelt, wo er als Elementarlehrer und Landwirt nur geringes Einkommen hatte. Epikur erhielt schon in jungen Jahren eine philosophische Ausbildung und entwickelte seine eigene Lehre. Im Alter von 35 Jahren ging er, nachdem er zuvor schon zur Ausbildung dort gewesen war, endgültig nach Athen. Dort gründet er seine Schule, den ›Kepos‹ [Garten]. Es war eher eine Lebensgemeinschaft von Lehrenden und Lernenden – auch Ehepaare, Frauen und Sklaven waren zugelassen – als eine strenge Lehranstalt. Epikur und seine Schüler (anfänglich sollen es 200 gewesen sein, die teilweise von weit her kamen), lebten dort ohne individuellen persönlichen Besitz.

Etwa 35 Jahre lang, bis zu seinem (wohl durch Nieren- oder Harnsteine verursachten) Tod im Jahr 271 oder 270 v. Chr., blieb Epikur der geistige Mittelpunkt des Kepos. Seine Schule strebte keinen politischen Einfluss an und fand – von Ausnahmen abgesehen – kaum Zugang zu den Reichen und Mächtigen Athens. Dennoch blieb der Garten bis über das 2. Jahrhundert nach Christus hinaus bestehen – zuletzt noch gefördert von dem Stoiker Mark Aurel.

Die Überlieferung von Epikurs Lebenslauf ist insgesamt mit Lücken und Unsicherheiten behaftet, unter anderem deshalb, weil sein wichtigster Biograph, Diogenes Laertios, erst im dritten nachchristlichen Jahrhundert lebte.

Redaktion CloudShip, 2016

Zur Ethik

(Brief an Menoikeus)

Wer jung ist soll nicht zögern, sich mit Philosophie zu beschäftigen; und wer schon ein Greis ist, soll nicht darin nachlassen. Denn niemand ist zu jung oder zu alt, um etwas für die Gesundheit seiner Seele zu tun. Wer nämlich meint, die Zeit, sich mit Philosophie zu beschäftigen, sei für ihn noch nicht da oder sie sei schon vorbei, der gleicht einem Menschen, der sagt, die Zeit, glücklich zu sein, sei für ihn noch nicht da oder nicht mehr da. Darum soll der Jüngling genau wie der Greis Philosophie treiben, der eine, damit er im Alter noch jung bleibe, im Besitz des Guten, das ihm die Freude am Vergangenen schenkt, der andere, damit er immerzu furchtlos der Zukunft entgegenblicken kann.

Wir müssen uns also um das bemühen, was uns zur Glückseligkeit führt; denn wenn wir sie besitzen, haben wir alles; wenn wir sie nicht besitzen, sollen wir alles tun, um sie zu erlangen. Worin ich dich also stets angeleitet habe, das tue und darum bemühe dich. Hier erläutere ich dir noch einmal die Grundlagen für ein von Schönheit erfülltes Leben:

Zunächst: Halte die Gottheit für ein Wesen, das unvergänglich und selig ist – diese Vorstellung ist ja in jedes Menschen Brust eingeschrieben –, hefte ihr keinesfalls etwas an, was ihrer Unvergänglichkeit fremd, ihrer Seligkeit unangemessen wäre. Halte dich stattdessen an das, was die Vorstellung ihrer mit Unvergänglichkeit gepaarten Seligkeit zu bewahren vermag. Denn Götter gibt es tatsächlich, das ist ganz leicht zu erkennen. Doch so, wie die Menge der Menschen sie sich vorstellt, sind sie nicht; denn die Menge versteht bei dieser Einschätzung nicht das, was sie tatsächlich von ihnen, den Göttern, erhalten. Nicht der aber ist gottlos, der die Gottesvorstellung der großen Menge zu beseitigen sucht, sondern wer den Göttern die Ansichten der großen Menge überstülpt. Denn was die große Menge über die Götter denkt, entspricht nicht wahren Vorstellungen, sondern trügerischen Vorurteilen.

Aus den Händen der Götter, so könnte man meinen, kommen die ärgsten Strafen für die Bösen und die größten Segnungen für die Guten; denn da die Menschen durchaus nur mit ihren eigenen Tugenden vertraut sind, stellen sie sich nur gleichgeartete Wesen vor, alles aber, was anders geartet ist, verstehen sie nicht.

Mach dich mit dem grundlegenden Gedanken vertraut, dass der Tod für uns ein Nichts ist. Alles Gute und alles Schlimme beruht darauf, dass wir es empfinden können. Der Tod aber sorgt für den Verlust dieser Empfindung. Deshalb macht die rechte Erkenntnis, dass der Tod für uns ein Nichts ist, die Sterblichkeit des Lebens zu einer Freude; sie fügt nicht nach dem Tode eine endlose Zeit hinzu, sondern tilgt in uns die Sehnsucht nach der Unsterblichkeit. Für den, der recht verstanden hat, dass es im Nichtleben nichts Schreckliches gibt, für den gibt es auch im Leben nichts Schreckliches. Daher ist jener ein Tor, der erklärt, er fürchte den Tod nicht deshalb, weil er, wenn er einst kommt, Leid zufügen werde, sondern weil er jetzt schon, da er erst bevorstehe, Leid hinzufüge.

So ist also der Tod, das schauervollste Übel, für uns ein Nichts; wenn wir da sind, ist der Tod nicht da, aber wenn der Tod da ist, sind wir nicht mehr. Er berührt also weder die Lebenden noch die Gestorbenen; für die einen ist er ja nicht vorhanden, die andern aber sind für ihn nicht mehr vorhanden. Die große Menge aber flieht den Tod einerseits als das größte Übel, andererseits sehnt sie ihn herbei als ein Ausruhen von der Mühsal des Lebens. Der Weise jedoch weicht weder dem Leben aus, noch fürchtet er das Nichtleben. Das Leben ist ihm nicht zuwider, noch hält er das Nichtleben für ein Übel. Wie er bei der Speise nicht der größeren Menge, sondern dem Wohlschmeckendsten den Vorzug gibt, so will er sich nicht eines möglichst langen, sondern eines möglichst angenehmen Lebens erfreuen.

Wer aber den jungen Menschen mahnt, fröhlich zu leben, den Greis, das Leben fröhlich zu beschließen, der ist einfältig, nicht allein weil das Leben ja ohnehin liebenswert ist, sondern weil die Sorge, fröhlich zu leben und fröhlich zu sterben, ein und dieselbe ist. Doch noch viel törichter ist, wer sagt, es sei das Beste, gar nicht erst geboren zu sein; wenn man aber denn geboren sei, aufs Schnellste des Hades Tor zu durchschreiten. Wenn er das nämlich aus Überzeugung meint, warum scheidet er dann nicht aus dem Leben? Das steht ihm ja frei, nachdem er gründlich mit sich zu Rate gegangen ist. Spottet er aber nur, so ist sein Spott frevelhaft, da Spott bei diesen Dingen nicht angemessen ist.

Wir müssen aber bedenken, dass die Zukunft weder vollständig in unserer Macht liegt, noch dass sie gänzlich unserer Macht entzogen ist – damit wir das Künftige weder als etwas unweigerlich Eintretendes betrachten noch die Hoffnung aufgeben, die Zukunft verändern zu können.

Wir müssen auch bedenken, dass von unseren Begierden die einen natürlich, die anderen überflüssig sind. Und von den natürlichen Begierden sind die einen notwendig, die anderen nur natürlich. Von den notwendigen werden die einen zur Erlangung der Glückseligkeit gebraucht, die anderen teils damit unsere Gesundheit nicht gestört werde, teils damit wir überhaupt am Leben sind. Denn das stetige Im-Blick-Halten dieser Begierden kann alles Wählen und Meiden auf die Gesundheit des Leibes und den Frieden der Seele ausrichten, weil dies ja das Ziel eines glücklichen Lebens ist. All unser Tun zielt ja doch darauf ab, weder Schmerzen des Leibes zu erleiden noch Störung des Seelenfriedens. Wenn uns diese Ruhe einmal zuteil geworden ist, dann legt sich der ganze Aufruhr der Seele. Das lebende Wesen braucht sich gleichsam nicht mehr umzusehen nach dem, was ihm fehlen könnte, und kann aufhören, nach etwas zu suchen, das das Wohlbefinden der Seele und des Leibes erst vollkommen machen könnte. Denn wir haben nur dann Verlangen nach Lust, wenn wir die Lust schmerzlich vermissen. Wenn wir aber keinen Schmerz haben, bedürfen wir der Lust nicht mehr.