Piraten im Garten - Ingo R. R. Höckenschnieder - E-Book

Piraten im Garten E-Book

Ingo R. R. Höckenschnieder

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Beschreibung

Piraten mitten in Deutschland? Ein geheimes verborgenes Meer? Städte und Mythen aus dem Altertum? Hexen, Drachen und Flüche? Erleben Sie die ersten drei (fast) völlig wahren Reiseberichte von den Seereisen auf einem der sieben deutschen Ozeane und seien Sie versichert: All das hat sich (praktisch) genauso zugetragen, wie in diesem Buch beschrieben! Begleiten Sie den heroischen und nur die reinste Wahrheit erzählenden Berichterstatter auf seinen drei Seereisen mit den Piraten im Garten!

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Seitenzahl: 351

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Piraten im Garten
Über den Autor
Impressum
Incipit
Buch 1
Im Garten gibt’s kein Riff
Brrrrunch!
Die Gartenerlaube
Alle Mann an Bord
Laute Meute, fette Beute
Buch 2
Auf die Werre und viel weiter
Ja, wo stapellaufen sie denn?
Das Schelpmilser Meer
Ilion oder ‚Wir müssen draußen bleiben‘
Auf, auf zur Nebelinsel
Silber und Gold hab ich immer gewollt
Nebelhexen
Abschirmdienst
Buch 3
Das Geheimnis der Dracheninsel
Backbart und Steuerbart
Piratenkampf
So eng, eng war das Meer
Oh nein, die Drachen kommen
Abschluss
Personen

Ingo R. R. Höckenschnieder

Piraten im Garten

Von Piraten, Hexen und Drachen

XOXO Verlag

Über den Autor

Ingo Rafael[Fußnote 1] Rauhbein[Fußnote 2] Höckenschnieder, jüngster Sohn[Fußnote 3] einer alten südnordostwestfälischen Hochadelsfamilie, durchwanderte auf seinen Reisen die erstaunlichsten Länder dieser Welt. Arr! Vom Babenland über die Dschungel des Teutoburger Waldes, der Pampa nahe Iserlohn und bis zum verborgenen Schelpmilser Meer entdeckte er die entlegensten und eigentümlichsten Orte, die man sich nur vorstellen kann. Im abgeschiedenen Westfalen verehren ihn die Eingeborenen als Propheten und selbst in den Wüsten Brandenburgs ist er weithin bekannt, nicht nur für die Teilnahme (und seinem grandiosen Sieg) beim Sieben-Tage-Steckenpferdwüstenrennen. In seiner Heimat Herford wurde er mehrfach mit dem berühmten Ingo R. R. Höckenschnieder Literaturpreis ausgezeichnet und ist Verfasser zahlreicher Bücher und Romane, die noch nicht einmal veröffentlicht wurden.

Er arbeitete unter anderem als Landstreicher (mit den Farben Grün und Gelb), Eistester, Gigolo und Bauchtänzer, war Profi-Steckenpferdreiter, Unterderduschesingmeister und hat sich über siebzig Rezepte für Schokoladenkuchen ausgedacht, von denen bis heute noch nicht eines ausprobiert wurde. Einige Jahre war er außerdem erfolglo ... em, erfolgreich Dozent an verschiedenen Schulen, die sich selbst gerne als Hochschulen bezeichnen würden, diesen Titel aber ohne ihn gar nicht verdienen.

In seiner Freizeit spielt er Metallica auf seiner panamanischen[Fußnote 4] Wurftrompete und tanzt Salsa in der südnordfälischen Tanzkombo »Ingo und die Salsasisters«.

Impressum

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.deabrufbar.

Print-ISBN: 978-3-96752-208-2

E-Book-ISBN: 978-3-96752-706-3

Copyright (2023) XOXO Verlag

Lektorat: Teresa Kramer, Stefanie Höckenschnieder

Umschlaggestaltung: Grit Richter, XOXO Verlag

unter Verwendung der Bilder:

Stockfoto-Nummer: 1863061999, 1038896962, 1368781949, 1142045153

von www.shutterstock.com

Buchsatz: Grit Richter, XOXO Verlag

Hergestellt in Bremen, Germany (EU)

XOXO Verlag

ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH

Gröpelinger Heerstr. 149

28237 Bremen

Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Incipit

Ja, Sie haben richtig gelesen! Genau hier an dieser Stelle fängt dieses Buch an. Incipit, mit dieser Formel begannen häufig mittelalterliche Bücher, soll Sie auf eben diesen Umstand hinweisen.

Vielleicht haben Sie ja meine Reiseberichte gelesen, die diesem hier vorausgegangen sind: ‚Wo die wilden Babenhausen (Süd)‘ erzählt von meinen fünf (fast) absolut wahren Reisen in das Reich der Baben und wie ich Rosanella, die Dorflauteste aus Babenhausen (Süd), kennenlerne, die auch in diesen neuen Berichten meiner jüngsten Abenteuer wieder mit von der Partie ist. Nein, Sie müssen die vorhergehenden Reiseberichte natürlich nicht gelesen haben, aber ich nehme Bezug und an der ein oder anderen Stelle wird auch mal ein Geheimnis aus den fünf Reisen in die Babenlande verraten. Allerdings gehe ich davon aus, dass Sie schweigen können, und so will ich darüber hinwegsehen.

Sollten Sie hingegen vorhaben, die Reiseberichte ‚Wo die wilden Babenhausen (Süd)‘ noch zu lesen (der Autor kann es Ihnen ganz objektiv wärmsten empfehlen), so gibt es genau drei Möglichkeiten: Sie können dieses Buch für eine kurze Zeit beiseitelegen und zuerst meine vorhergehenden Abenteuer nachlesen, oder Sie versprechen mir, dieses Buch zu lesen und danach zeitlich an einen Punkt des Raum-Zeit-Kontinuums zurückzukehren, an dem Sie noch keine Ahnung über die Inhalte haben, damit Sie die Berichte aus Babenhausen lesen können, bevor Sie die Informationen aus diesem Buch erhalten. Drittens könnten Sie mir auch versprechen, alle Geheimnisse, die dieses Buch wieder aufgreift, eine Zeit lang zu vergessen, bis Sie auch die beiden Bände im Reiche der Baben gelesen haben.

Für alle, die sich mit solch komplexen Ideen erst gar nicht befassen wollen, sei gesagt: Es ist mir völlig gleich, denn just in diesem Moment, da Sie das Buch in den Händen halten, erlebe ich gerade ein weiteres spannendes Abenteuer und habe gar keine Zeit, mich um Ihr Seelenheil zu sorgen. Bitte vergeben Sie mir dies.

Laaaaangweilig! Wann geht es denn endlich mal los?

Äh, Rosanella, du hast hier nichts verloren. Das ist das Vorwort, da kommt niemand außer dem Autor und vielleicht noch dem Herausgeber zu Wort.

Oder einer Herausgeberin?

Natürlich die auch.

Dann gebe ich das Buch jetzt mal an die Leser raus und du hörst auf mit dem Gesülze und fängst direkt mit den tollen Abenteuern an. Das wollen die Leute nämlich lesen.

Aber ...

Nix aber! Sofort!

Ähm, ja, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja: incipit!

Buch 1

Im Garten gibt’s kein Riff

»Was ist das?« Oh ja! Eine verdammt gute Frage musste ich neidlos anerkennen, eben weil diese Worte aus meinem höchstpersönlich eigenen Munde drangen und ein besser formulierter Ausruf wohl kaum vorstellbar war. Für all jene, die mich kennen und schätzen (und es schätzen mich ohnehin alle, die mich kennen, wie ich wahrheitsgemäß bescheiden zugeben sollte), muss ich nicht erst sagen, dass ich ein Mensch bin, der nur schwerlich völlig überrascht werden kann. Auf meinen zahllosen Reisen erlebte ich so viele ungewöhnliche Abenteuer und absurde Dinge, dass es mich nicht einmal erstaunen würde, wenn die Zeitung an einem Regentage einmal nicht nass in meinem Briefkasten läge. Wie Sie sehen, bin ich ein Mann, der mit allem rechnet, aber das, was ich nun sah, überraschte mich wirklich, wie ich gestehen muss.

Nun sei gesagt, wo ich mich befand: Ich stand im Wohnzimmer in der just geöffneten Terrassentür im Morgenmantel und blickte hinaus in den Garten, auf den erst vor wenigen Tagen frisch angelegten Gartenteich. Rosanella, die ich selbst auf einer der zuvor genannten Reisen kennengelernt und mit der ich so manch aufregendes Abenteuer erlebt hatte, war die geschickte (und äußerst hübsche) Architektin dieser Gartenfeuchtanlage. In persona hatte sie den Steg mit ihren eigenen Händen gezimmert. In der Linken hielt ich eine Tasse mit dampfendem Kaffee. Ich zögerte kurz, doch bevor ich mich weiter mit dem befasste, was dort im morgenrotbestreuten Garten der frühen Morgensonne vor mir lag, pustete ich auf den heißen Trunk, um ihn ein wenig abzukühlen und die Überraschung zu verdauen. Mein Blick war auf das Wesentliche gerichtet und noch kein so winziges Detail konnte mir entgehen, ohne dabei die Gesamtsituation aus den Augen zu verlieren.

»Öhm«, sagte ich eloquent nach hinten gewandt, indem ich meinen Kopf leicht zur rechten Seite gedreht hatte, »sag einmal, sollte der Steg nicht waagerecht sein?«

»Redest du vom Steg an unserem Weiher?«, rief die blonde Schönheit zurück, der ich just die handwerklich sehr begabte Umsetzung der Stegkonstruktion zugeschrieben hatte.

»Eben diesem! Oder haben wir im Garten noch einen weiteren Steg?«

»Wieso? Ist er nicht waagerecht?«

»Das kommt darauf an«, versuchte ich die Sachlage mit wenigen präzisen Worten zu beschreiben, »ob ein Fünfundvierzig- oder Fünziggradwinkel noch als waagerecht gilt oder nicht.«

»Warte, ich komme«, verkündete meine hübsche Freundin, die mir aus einem meiner Abenteuer heraus in mein reales (und fast genauso abenteuerreiches) Leben gefolgt war.

»Zieh‘ dir vorher aber bitte was über«, warnte ich sie.

Rosanella hatte ein unglaublich schönes Gesicht, einen attraktiven und sehr schlanken Körper mit einigen Muskeln, war sehr lieb und geschickt im Umgang mit ihren Händen und darüber hinaus auch noch klug. Allerdings hatte sie die Eigenart, überall möglichst wenig Kleidung zu tragen, vermutlich, weil man in dem Dorf, in dem sie aufgewachsen war, nur Lendenschurze trug. Sie war eine wilde Babin aus Babenhausen (Süd) und die Wildheit (sowie die Neigung halbnackt durch die Gegend zu laufen), schien sie nicht ablegen zu können. Sie hatte blonde, wellige Haare, die sie aber seit einiger Zeit auf eine kecke und etwas kürzere Art glatt trug, und eisblaue Augen.

Wie immer nahm sie meine Warnung sehr ernst, grunzte einmal im Hintergrund und trat neben mich.

»Ich hab dir doch gesagt, dass du dir was anziehen sollst«, stöhnte ich und genoss einen weiteren Schluck von meinem Kaffee, der weithin als Weltbester Kaffee[Fußnote 5] bekannt ist. »Du bist ja immer noch splitterfasernackt!«

Normalerweise hätte sie an dieser Stelle gestöhnt und mich als bieder tituliert und gemeint, ich solle mal etwas lockerer werden, doch in diesem Fall sagte sie nichts. Sie öffnete nur ihren hübschen Mund und starrte in den Garten.

»Also?«, fragte ich sie. »War das mit dem Steg so gedacht oder nicht? Ich persönlich finde ihn ja zu schräg. Da muss man aber aufpassen, dass man beim Hochsteigen nicht umkippt. Möchtest du eigentlich einen Kaffee?«

Sie drehte ihren Kopf zu mir und sah mich mit großen Augen und noch immer offenstehendem Mund an. Obwohl sie gerade etwas dümmlich aus der Wäsche guckte, war sie dennoch hübsch anzusehen. »Das ...«, begann sie ihre Frage, in die sie erstaunlich viele Pausen einbaute, »... ist alles ... was du ... wissen willst? Ob der Steg so gedacht war?«

Ich überlegte kurz und nahm noch einen Schluck von meinem Kaffee. »Hätte ich das nicht fragen sollen?«

Sie nahm ihre Faust und knuffte mich gegen den linken Oberarm, dass ich beinahe meinen Kaffee verschüttet hätte. »Sag mal, bist du eigentlich bescheuert?«

»Aua! Ich glaube nicht«, überlegte ich und sah sie fragend an. »Wie kommst du darauf?«

»Arrrr! Hübsche Maid! Ich sehe, ihrrrr seid nicht schüchterrrrn!«, vernahmen wir eine tiefe krächzige Stimme eines Mannes, der mir schon vorher aufgefallen war, so drehten wir uns ihm zu.

Es war ein Mann, der eine Augenklappe und einen typischen dreieckigen Piratenkapitänshut trug. Seine Kleidung wirkte etwas zu alt, verlottert und dreckig, um als schick durchzugehen (und hätte wohl auch nicht als schick gegolten, wäre sie neu, gepflegt und sauber gewesen). Es war ein Hemd mit einer Weste und einer Lederjacke, dazu kamen Pluderhosen und fast kniehohe abgelatschte Stiefel. Seine Haare waren schwarz gelockt. Sein rechtes, sichtbares Auge hatte eine dunkelbraune Färbung. Ein Holzbein hatte er an seinem rechten Knie angebunden, der untere Teil seines echten Beines war nach oben an den Oberschenkel geschnürt. Nun stand er direkt vor uns.

Rosanella legte sich eine Hand vor ihren Schritt, den anderen Arm quer über ihren Busen. »Was ... machen Sie in unserem Garten?«

»Garrrrten?«, fragte der Mann und warf uns einen verwirrten Blick zurück. »Ihrrrr meint unserrrre Anfurrrrt?«

»Anfurt?«, wunderte sich Rosanella.

»Eine Anfurt ist ein altes deutsches Wort für Hafen oder Anlegestelle«, erklärte ich ihr, bevor ich noch einen Schluck von meinem Kaffee nahm.

»Ich weiß, was eine Anfurt ist«, fuhr sie mich an. »Aber hier ist keine. Das ist unser Garten und darin ist ein Weiher oder wie du ihn nennst Teich ...«

»Ich würrrrde ihn nicht Teich nennen«, widersprach der Fremde.

»Ich meinte Ingo«, meinte Rosanella.

»Ich würde ihn nicht Weiher nennen«, entgegnete ich.

»Ingo?«

»Ja?«

»Wieso hast du das Schiff in unserem Weih ... Teich nicht erwähnt und die Leute, die wie ... Piraten aussehen?«, fragte sie mich.

»Ich war vom Steg abgelenkt«, gab ich zu.

»Arrrr! Den Steg haben wirrrr umfunktionierrrrt, damit wirrrr leichterrrr ein- und aussteigen können«, erklärte uns der Mann. »Wenn ich mich vorrrrstellen darrrrf, ich bin Cap’tain Bläck!« Er grinste uns mit gefletschten Zähnen an und da Rosanella noch auf das Schiff starrte und ich auf den Steg, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. »Das ist die Schwarrrrze Perrrrle, mein Schiff und meine Mannschaft!«

»Schwarze Perle? So wie Blackpearl aus dem Film ‚Fluch der Karibik‘?«, staunte ich.

»Nein, nein! Garrrr nicht wie Blackpearrrrl«, widersprach er. »Schwarrrrze Perrrle! Arrrr!«

»Und wie kommen Sie in unseren Garten?«, fragte Rosanella, die ihre Sprache wiedergefunden hatte. Zum Glück hatte sie nicht erst lange danach suchen müssen. Sie erinnern sich sicher noch, verehrter Leser, dass sie recht wenig anhatte, und so hätte sie sich vielleicht entblößen müssen, wenn es notwendig gewesen wäre, unter irgendwelchen Möbeln nachzuschauen.

»Ingo!«, fuhr sie mich plötzlich an. »Rede doch nicht so einen Unsinn! Man verliert seine Sprache nicht unter irgendwelchen Einrichtungsstücken.‚Sprache verlieren‘ sagt man nur im übertragenen Sinn!«

»Ach? Jetzt bist du auf einmal Expertin für verlorene Sprachen? Anstatt meine phänomenalen Kenntnisse über das gesprochene und geschriebene Wort infrage zu stellen, solltest du dir besser etwas anziehen!«

Rosanella seufzte.

»Arrrr! Die schöne Frrrrau darrrrf meinetwegen rrrruhig so bleiben«, versicherte uns der Kapitän großmütigerweise. »Sie ist ja ganz ansehnlich! Mit wem habe ich eigentlich das Verrrrgnügen?«

»Ich bin Rosanella vom Stamme der Südbaben und war dort Dorflauteste, bis ich Babenhausen (Süd) verließ und Ingo in diese seltsame moderne Welt folgte«, berichtete sie.

Der Kapitän verneigte sich, nahm ihre Hand und schüttelte sie, weswegen nun ihr Busen nicht länger bedeckt war. »Es frrrreut mich, eine solch edle Dame aus dem Geschlecht der Baben kennenzulerrrrnen«, versicherte er und schien ihre Hand gar nicht mehr loslassen zu wollen.

»Ähem, ich bin Ingo«, schob ich mich dazwischen und wollte ihm meine Hand reichen, doch aus unerfindlichen Gründen wirkte es, als ob er sie nicht nehmen wolle und schüttelte stattdessen Rosanellas weiterhin, sodass es ihr nicht möglich war, den Busen wieder zu bedecken, wollte sie nicht ihren Schritt entblößen.

»Ich sehe, du bist einerrrr von diesen Wohlstandsmenschen!«

Ich zog meinen Bauch ein wenig ein und schob meine Brust vor. »Ich bin Ehrenbürger von Babenhausen (Süd) und bin auch ...« Ich wollte ihm davon berichten, dass ich Zauberer und Hexenmeister der Baben war, überlegte es mir dann aber anders. Ich wusste bislang wenig über ihn und vielleicht sollte ich mich nicht gleich völlig offenbaren, wie Rosanella ihren Busen! Stattdessen ergriff ich nun mit beiden Händen seine Hand, mit der er noch immer Rosanellas schüttelte, sodass er meine Freundin loslassen musste. »Und du, Rosilein, gehst dich jetzt bitte anziehen«, fuhr ich meine hübsche Babenfreundin an.

All jenen, die nicht mit meinen Abenteuern in Babenhausen (Süd) bewandert sind, will ich kurz erklären, was es mit der Magie auf sich hat. Eher zufällig stellten wir fest, dass ich tatsächlich in der Lage war, echte Zauberei zu wirken. Zum einen hatte ich eine Urzeituhr mit einem Dino darauf geschenkt bekommen und mitgenommen und so einen tatsächlich wahrhaftig lebenden Ur angehalten und bei der Jagd erledigt, zum anderen hatte ich herausgefunden, dass normale Menschen sich durch sogenannte Schreibmagie beherrschen ließen. Dadurch stellte sich manches Mal die Frage, ob die Ereignisse geschahen, weil ich sie so aufgeschrieben hatte, oder ob ich sie aufschrieb, weil sie sich so ereignet hatten? Ohne Frage dagegen war a priori klar, dass alles, was ich in meinen Berichten niederschrieb, der (fast) absoluten und ungeschönten Wahrheit entsprach.

»Ach! Pah! Rosilein!«, reagierte sie griesgrimmig, wandte sich ab und zeigte dem Mann, der sich selbst als Kapitän ausgab, ihre hübsche Rückseite, der er nun hinterherstarrte.

»Eine schöne Frrrrau hast du«, stellte er halb abwesend fest.

»Was verschafft uns denn die Ehre, Herr Black?«, betonte ich seinen Namen im besten Dingel-Dangel-Denglisch, das mir einfallen wollte.

»Bläck«, korrigierte er mich, »mit Ä!«

»Und frag ihn, wie sie hierhergekommen sind«, warf Rosanella irgendwo von hinten außerhalb unseres Sichtbarkeitsbereichs ein. Ich hoffte inständig, dass sie sich etwas anzog.

»Ich glaube, dass sie mit dem Schiff gekommen sind«, rief ich zurück und bekam sofort die Unterstützung des Kapitäns, der mir eifrig beipflichtete.

»Arrrr, das ist wahrrrr!« sagte er so laut, dass Rosanella seine Antwort wohl hören konnte.

»Ich meine, wie das Schiff in unseren Garten kam, du Dussel!«, erwiderte sie gemeinerweise.

Ich verzog meine Schnute zu einem Schmollmund und sah den Kapitän resigniert an. »Ich habe ja so meine Vermutung, aber dennoch soll ich fragen: Wie kam das Schiff in unseren Garten?«

»Arrrr! Lustige Geschichte«, behauptete der in Piratenkluft gekleidete Mann. »Wirrrr haben uns verrrrfahrrrren!«

»Bisher finde ich die Geschichte eher langweilig denn lustig«, gestand ich und trank weiter von meinem Kaffee. »Bei dem Weg: Möchtest du auch einen Kaffee?«

»Arrrr, das wärrrre gut«, stimmte er zu. »Aberrrr wann gingen wirrrr dazu überrrr, dass du mich duzt?«

»Als du mich geduzt hast«, explizierte ich folgerichtig.

»Arrrr, das errrrklärrrrt es«, gab er zu.

Ich bot ihm einen Platz an unserer Barrrr ... entschuldigen Sie bitte, ich meine Bar, in unserem Wohnzimmer an und holte eine Tasse hervor, die ich unter den Kaffeevollautomaten stellte, um ihm einen besonders starken Kaffee aufzubrühen. Noch während dieser durchlief kam Rosanella zurück. Freudselig stellte ich fest, dass sie tatsächlich bekleidet war, obschon nach wie vor aufreizend. Sie trug enge und äußerst bunt gemusterte Leggins, bei der verschiedene Blau- und Grüntöne vorherrschend waren, und ein sportliches azurfarbenes Top, das auch noch ihren ganzen Bauch freiließ. Schuhwerk schien sie bislang nicht für nötig befunden zu haben. Ich stellte dem Kapitän die Tasse mit den Worten »Der Kaffee!« vor die Nase, während er ungeniert ein zweites Mal meine schöne Freundin musterte.

»Ich weiß nicht, zu welchem Gott ihrrrr betet, aberrrr derrrr gab euch das schönste Kleid, schöne Frau. Doch muss ich gestehen: Ihrrrr seht auch in dieserrrr Kluft fantastisch aus!«, schleimte der Mann, dass ich schnell hinter der Theke einen Aufnehmer ergriff und kurz den Boden wischte.

»Jetzt will ich es wissen: Wie kam das Schiff in unseren Garten?« Rosanella ließ nicht locker, der Kapitän ächzte sorgenreich.

»Nun, wirrrr fuhrrrren die Werrrrrrrre herrrrauf, wie schon Tausende Pirrrra... Seeleute vorrrr uns, und dann kamen wirrrr in den gestrrrrigen Sturrrrm und müssen falsch abgebogen sein, als eine grrrroße Welle uns anhob und wirrrr dirrrrekt bei euch landeten. Arrrr«, erklärte er.

»Die Werre ist über zweihundert Meter weit entfernt und dazwischen stehen zig recht hohe Häuser«, zweifelte Rosanella.

»Und doch, bei meinem Barrrrte, ist es wahrrrr!«

»Ha ha! Du hast gar keinen Bart«, lachte ich.

»Ei, nicht mehrrrr«, ächzte er schwermütig. »Nun, wohl an: Ich schwörrrre es bei meinem Schiff! Eine derrrr gefürrrrchteten Werrrrrrrrewellen trrrrug uns dirrrrekt zu diesem See! Arrrr!«

»Ich kann es nicht glauben«, äußerte sich meine Freundin skeptisch.

»Ich glaub’s«, mischte ich mich ein.

»Du glaubst es ihm?«

»Ja, das ist doch eine logische Erklärung«, fand ich. »Sie haben sich verfahren, eine Welle kam und schwups waren sie bei uns im Garten.«

Rosanella musterte mich, zog ihre rechte Augenbraue hoch, ohne dass die linke sich auch nur ein µ bewegte. »Echt jetzt?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Hast du ‘ne bessere Erklärung? Was mich eher beschäftigt: War der Steg eigentlich schon vorher so steil geneigt und ihr habt ihn nur verschoben und ans Schiff gestellt oder war er vorher waagerecht?«

»Ingo!«, fuhr mich Rosanella an und schlug dieses Mal fester zu. »Er war waagerecht und es ist vollkommen nebensächlich. Sie haben ihn genommen, an ihr Schiff gelehnt und benutzen ihn als Planke, um von Bord zu gehen. Was machen wir denn jetzt mit diesen Piraten?«

»Seefahrrrrerrrrn«, korrigierte uns der Piratenkapitän.

»Ach komm, das nimmt dir nun niemand ab«, fauchte ihn meine schön wütende Freundin an. »Und gerade pinkelt einer von deinen Leuten auf die Rosen!«

»Warrrren wohl etwas trrrrocken«, entschuldigte der Kapitän sich.

»Die sind nie zu trocken. Erstens hat es in der letzten Nacht gestürmt und stark geregnet (und du selbst hast von einer großen Welle berichtet, die euch in unseren Garten schwappte) und zweitens achtet meine Freundin sehr darauf, dass ich nicht faul rumlungere und regelmäßig alle Pflanzen im Garten gieße«, widersprach ich selbstsicher.

Der Pirat grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, weswegen das Grummeln mehr als deutlich hörbar und verständlich war und man es anders, als das übliche Bartgrummeln, sehr gut verstehen konnte. »Das kann so garrrr nicht sein. Kann ja mal passierrrren und so ...«

»Und? Was habt ihr nun vor?«, hakte ich nach.

»Und wie bekommen wir das Schiff wieder aus unserem Weiher?«, beharrte Rosanella zu erfahren.

»Da wirrrr vor Ankerrrr gegangen sind, haben wirrrr vorrrr, hierrrr eine Weile an dieserrrr Anfurrrrt zu liegen und die Gegend zu errrrkunden«, offenbarte uns der Seemann. »Vielleicht entdecken wirrrr hierrrr unbekannte Länderrrr und Schätze. Sicherlich können wirrrr einiges von Werrrrt rrrrau ... äh, anschauen!«

»Ach, wie schön! Es gibt hier ein tolles Museum, das von einem sehr bekannten Architekten gebaut wurde. Das Marta! Es hat einen ebenso großen Weltruf wie meine Heimatstadt Herford«, offenbarte ich. »Da gibt es immer bekannte Kunstwerke und wertvolle Sammlungen zu sehen.«

»Ingo?« Rosanella stupste mich an, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. »Ingo?«

»Ja?«

»Das sind Piraten. Die wollen rauben, morden, brandschatzen«, klärte Rosanella mich auf.

»Nein!« Ich sah den Piraten überrascht an.

»Doch«, behauptete Rosanella.

Ha! Ich werde jetzt nicht das sagen, was Sie denken, lieber Leser. Jaja! Sagen Sie ruhig ‚Ohhhh‘! Ich kam auch gar nicht dazu, etwas zu sagen, denn anstatt meiner sah Herr Bläck sich genötigt, Rosanella zu antworten. »Nein, nein! So kann man das nicht sagen. Wenn wirrr Schätze finden, bewahrren wir sie natürlich für die Nachwelt, aber wir rauben sie doch nicht. Wer würde so etwas Abscheuliches über uns sagen?«, warf er ein. »Und wir morden schon gar nicht. Sicher mag es den einen oder anderen kleinen Unfall gegeben haben, wo jemand mit gefesselten Händen über Bord ging oder rücklings mehrfach in einen Degen rannte, aber so etwas nennt man Versehen, da steckt keine böse Absicht dahinter. Und brandschatzen? Gott bewahre! Ich habe meinen Leuten verboten, mit Feuer zu spielen, und wir sind alle Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr«, erklärte uns der gute Mann.

»Wir wissen noch gar nicht, ob er ein ‚guter‘ Mann ist«, mischte sich Rosanella ein, doch ich ignorierte sie.

»Ha! Du hast vergessen das R zu verrrrvierrrrfachen«, lachte ich.

»Kann nicht sein«, erschrak der Pirat.

Noch immer war ich frohbelustigt. »Kann doch sein!«

»Ar! Ich brauche ein paar mehr Rs. Sie sind mir geade ausgegangen«, fluchte er, nun völlig r-los. »Entschuldigt mich bitte einen Moment ich enne nu geade zu Schwazen Pele«, sagte er r-los-bebend und rannte zum Schiff.

Rosanella sah ihm zweifelnd nach. »Was machen wir jetzt mit denen?«

»Einen Brunch?

»Einen Brunch? Wie kommst du denn jetzt auf so etwas, Ingo?« Sie schüttelte langsam und zweifelnd den Kopf.

»Na, ich wette, Piraten lieben Brunch. Da kann man das R so schön rollen. Mittagessen hat nicht ein R!«

»Ingo! Jetzt fokussiere dich doch mal. Ich will wissen, wie wir sie wieder loswerden«, fuhr sie mich überraschend energisch an.

»Ach so! Sag das doch!«

»Das habe ich doch gesagt, Ingo!« Sie schien mir etwas ungeduldig.

»Ich finde, wir sollten uns erst einmal etwas besser kennenlernen. Vielleicht sind die ja alle total nett. Und stell‘ dir nur vor, welche Abenteuer wir vielleicht mit denen erleben könnten!«

»Jetzt stell‘ dir mal vor, da würde kein Schiff in unserem Weiher liegen«, konterte die hübsche Babin und einstige Dorflauteste, die mit Fug und Recht von sich sagen konnte, dass sie nun die Stadtlauteste war, »dann könnte ich jetzt dort schwimmen und mich danach im Garten sonnen. Denn dazu ist ja wohl so ein Schwimmteich da!«

»Aha! Jetzt ist es doch ein Schwimmteich«, grinste ich, »und kein Schwimmweiher!«

Rosanella senkte ihren Kopf und seufzte gedankenschwer.

Was sie so dachte, konnte ich nur vermuten. Ich vermutete erst einmal, dass ich vermutlich nicht weiter bohren sollte, und so beließ ich es dabei, mein schelmisches Grinsen aufzusetzen. Mit eben diesem blickte ich sie an. »Komm, lass uns das Schiff mal inspizieren.«

Meine Freundin seufzte noch einmal, nickte schließlich und folgte mir in den Garten.

Normalerweise standen einige Sonnenliegen am Rand der Terrasse, nun hatte sie jemand mitten in den Garten in die Nähe des Schiffs gebracht und einige Seeleute ...

»Piraten«, flüsterte mir Rosanella zu.

... Piraten lagen oder saßen auf unserem Gartenmobiliar und ein paar Rumflaschen befanden sich verstreut um sie herum.

»Na, das kann ja lustig werden«, raunte die hübsche Babin.

»Ja, glaube ich auch. Ich wette, die wissen, wie man feiert!«

Unerklärlicherweise verpasste sie mir einen Schlag auf den Hinterkopf. »Das habe ich nicht gemeint und das weißt du auch genau!« Sie musterte die Typen und ignorierte mein »Au!«, das der Kopfnuss folgte.

Direkt in unserem Garten sahen wir insgesamt fünf Piraten. Der eine lag mitten auf dem Rasen auf seinem Bauch und schnarchte. Er hatte ein Kopftuch um sein Haupt gebunden und hinten rechts verknotet. Zwei Piratinnen in engen Westen saßen auf der einen Liege und unterhielten sich. Auf dem Kanapee nebenan lag ein besonders dicker Pirat mit knallrotem Kopf.

»Der Smutje«, vermutete ich und hatte damit recht, wie sich schon bald herausstellte.

Der fünfte Pirat stand neben dem schrägen Steg, der so gar nicht zum horizontal verlaufenden Teich passen wollte ...

»Ingo! Der Steg war auch horizontal. Sie haben ihn aus dem Teich - ich meine Weiher - genommen und an ihren Schiffsrumpf gelehnt, damit sie auf und ab gehen können«, versuchte sie mich zu überzeugen.

... und zählte Kisten ab, die im Garten unten am Ende des Stegs standen. Er hatte einen Hut wie Herr Bläck auf, der allerdings eher blau als schwarz zu sein schien. Ein kurzärmeliges Leinenhemd, eine schwarze Lederhose und blaue halbhohe Stiefel komplettierten seinen Kleidungsstil. An einem gut 15 cm breiten Gürtel hingen ein Säbel und eine Pistole. Er mochte so Ende dreißig sein.

Oben erschien der Kopf von Kapitän Bläck, just in eben jenem Moment, in dem ich den kistenzählenden Piraten ansprechen wollte.

»Arrrr!«, sagte er wieder rollend. »Da seid ihrrrr ja. Und ihrrrr habt Piet schon kennengelerrrrt? Errrr ist mein Errrrster Offizierrrr«, erklärte der bartlose Kapitän.

»Nein. Wer ist dieser Piet, von dem hier immer die Rede ist?« Ich blickte mich um, die Person suchend, deren Name ich gerade zum ersten Mal vernommen hatte.

»Arrr! Ich bin Piet«, sagte Piet, der bis zu diesem Moment Kisten gezählt hatte. »Errrsterrr Offizierrr und seit sieben Jahrrren auf der Schwarrrzen Perrrle!« Piet hatte schwarze Haare, und als er seinen Hut zum Gruße abnahm, konnte man sehen, dass sie lang sein mussten, denn er hatte sie zu einem Dutt zusammengebunden. Seine Augen waren blau, seine Haut gebräunt und er hatte ein Schiffstattoo auf dem linken Arm.

»Angenehm! Meine Freundin ist Rosanella und ich bin Ingo«, stellte ich uns vor.

»Arrr, deine Frrreundin habe ich eben schon bestaunt«, verkündete der Erste Offizier, wofür ich nur ein abfälliges Schnauben über hatte. »Sie hat hübsche ...«

»Vorsicht!«, warnte ich ihn.

»Haarrre!«

»So schlimm ist das nun nicht, wenn jemand das sagt«, fand Rosanella.

Ich seufzte.

»Kommt, Frrrreunde, ich zeige euch meinen ganzen Stolz, die Königin der Werrrrrrrre: die Schwarrrrze Perrrrle!«

Das Schiff bedeckte den Teich zur Hälfte der gesamten Breite und (obwohl Rosanella einen wirklich großen Gartenteich angelegt hatte) ragte mit dem Bug und dem Heck weit über ihn hinaus. Es musste fast fünfundzwanzig Meter lang und etwa sechs Meter breit sein und nahm damit einen nicht unwesentlichen Teil unseres Gartens ein.

Auf die Planken des Stegs hatten die Piraten ein paar kurze Querlatten genagelt, sodass man Halt beim Hinaufsteigen fand. Ich wollte Rosanella die Hand reichen, um sie zu halten, doch sie nahm den gesamten Steg mit ein paar großen Schritten und sprang dann auf Deck. Ich folgte etwas vorsichtiger.

»Los, du bist doch keine achtzig«, amüsierte sich meine Freundin.

»Ich schaue nur, wo ich hintrete«, erklärte ich und kam ebenfalls bald oben an.

»Arrrr, das ist das Deck. Hier seht ihr Kai beim Schrrrrubben. Das Deck muss immer schön sauberrrr sein, gerrrrade nach so einem Sturrrrm, bei dem alle auf die Planken gekotzt haben.«

»Haha!« Ich deutete mit dem Finger auf Rosanella. »Jetzt würdest du dir bestimmt wünschen, Schuhe angezogen zu haben.«

»Ach was! Die Planken wurden doch ordentlich geschrubbt!

»Ei!«, sagte Kai. »Mit Spucke und jederr Menge Muskelkrraft!«, doppelte er den Buchstaben R. Er sah uns mit seinen eisblauen Augen an. Er war blond, kurzhaarig und sehr hellhäutig. Sein Gesicht war in diesem Moment aber rot vor Anstrengung. Er saß dort mit freiem, muskelbepacktem Oberkörper und einer schwarzen Pluderhose, die von Hosenträgern gehalten wurde. Er spuckte auf die Planken und begann, sie wieder zu schrubben.

Rosanella verzog in diesem Moment doch ihr hübsches Gesicht. Ich unterließ es aber, sie noch einmal auszulachen.

»Du unterließest es? Wieso grinst du mich dann so doofe an und keckerst die ganze Zeit das Wort ‚Spucke’?«, fauchte sie mich an, doch ich grinste einfach weiter.

»Spucke«, flüsterte ich noch einmal belustigt.

»Die Schwarrrrze Perrrrle ist eine Galeone, ein schnelles Krrrriegsschiff mit drrrrei Masten und zwölf Kanonen.« Er erklärte noch mehr. Sprach von Rahsegeln oder so ähnlich und allerlei anderen Seemannsbegriffen, die ich einfach ignorierte und sofort wieder vergaß. Ich merkte mir nur, dass sich der Name Galeone von der Galion, einer Plattform, die über den Bug des Schiffes hinausragt, ableitet und dass die Aufbauten bei Galeonen recht niedrig sind, um einen geringeren Windwiderstand zu erreichen, der mit einer Erhöhung der Geschwindigkeit einhergeht. »Ich werrrrde euch die Mannschaft vorrrrstellen«, beschloss der Kapitän schließlich. »Ihrrrr könnt mich übrrrrigens auch Jäck nennen.«

»Jäck mit Ä?«, hakte ich nach.

»Ei! Sicherrrr, wie denn sonst?« Er lehnte sich über die Reling und rief zu seinem Ersten Offizier: »Piet! Lass die Mannschaft antrrrreten. Wir wollen uns vorrrrstellen!«

»Ei, ei, Cap’tain! Los! Ihrrr Faulpelze«, schrie Piet. »Auf dem Deck antrrreten! Oder soll ich euch Beine machen?«

»Müsste es nicht ‚aye, aye‘ heißen und nicht wie so ein Hühnerei?«, erkundigte ich mich.

»Nein, nein. Der Ausrrrruf wurde von Columbus eingeführrrrt, als errrr Amerrrrika entdeckte. Die Engländerrrr schrrrreiben es nur falsch. Du kennst doch sicherrrr das Ei des Columbus?«

Alle, wirklich alle Piraten sprangen auf und stürmten sofort los, sah man einmal von jenem ab, der auf unserem Rasen auf dem Bauch lag und der nun unsanft den Stiefel von Piet zu spüren bekam, und den beiden Piratinnen, die auf einer unserer Liegen saßen und sich etwas erzählten und dem Smutje, der einfach auf der Liege liegen blieb und Kai, der auf das Deck spuckte und weiterschrubbte. Die anderen aber stürmten sofort los, nahm ich an. Ich sah nur niemanden losstürmen.

»So richtig funktioniert das aber nicht, oder?«, meinte Rosanella in ihrem jugendlichen Leichtsinn und ohne wirklich etwas über die Welt der Piraten zu wissen.

»Arrrr«, fluchte der Kapitän und gab ihr erstaunlicherweise recht. »Piet hat nicht genügend Durrrrchsetzungskrrrraft. Errrr ist zu leise und ...«

»Antrrreten ihrrr Landrrratten sonst lasse ich euch kielholen[Fußnote 6]«, schrie Rosanella wirklich, wirklich laut.

Die Piraten schraken auf. Der dicke Smutje rollte sich von der Liege, der auf dem Rasen liegende Pirat, rappelte sich auf, die beiden Frauen erhoben sich, Kai warf den Schrubber zur Seite und Piet beeilte sich, nach oben zu kommen. Sogar einige weitere dieser verrufenen Seeleute kamen aus ihren Löchern.

»Zack, zack, zack! Im Laufschrrritt, wirrr haben nicht den ganzen Tag Zeit, ihrrr faules Pack!« Rosanella hatte sich sofort als Schiffslauteste offenbart und bei ihr schienen die Piraten zu spuren. Keine Minute später standen sie in Reih und Glied.

»Arrrr! Ich sollte dich zu meinerrrr Errrrsten Offizierrrrin machen«, freute sich Kapitän Bläck und führte uns an den Anfang der Reihe. »Piet, meinen (noch) Errrrsten Offizierrrr kennt ihrrrr ja berrrreits. Sonjarrrr ist unserrrre Steuerrrrfrrrrau und Andrrrrea ist die Navigatorrrrin«, stellte er die beiden Frauen vor, die zuvor auf der Liege gesessen hatten. »Snörrrrrrrre ist unser Smutje«, deutete er auf den Dicken. »Jan ist derrrr Kanonenmeisterrrr, Kai und Lena sind unserrrre Leichtmatrrrrosen und Rrrrebecka ist unser Schiffsmädchen.«

»Sehr angenehm«, grüßte ich die Piraten und wollte Rosanella und mich vorstellen, doch sie war schneller.

»Arrr! Ich bin Rrrosanella Rrrosenbusch aus Babenhausen (Süd), einstige Dorrrflauteste und nun Stadtlauteste von Herrrforrrd. Und mein Süßerrr hierrr heißt Ingo und ist ein Stadtmensch«, ahmte Rosanella die Sprache der Piraten ziemlich perfekt nach. Rosenbusch? Mir fiel auf, dass ich Rosanellas Nachnamen noch nie gehört und niemals danach gefragt hatte. Den einzigen Nachnamen, den ich je bei den Baben vernommen hatte, war wohl der von Fantarisina gewesen.

Der dicke Smutje nickte. »Das sieht man soforrt an seinem Wohlstandsbäuchlein!«

Ich zog eine Augenbraue ...

»Beide«, korrigierte Rosanella mich.

Ich seufzte. Ich zog also die Augenbrauen hoch und musterte den Fettsack ausgiebig. Ja, ich hatte vielleicht ein halbes oder ein fast ganzes Kilo überflüssigen Ballasts an Bord, aber verglichen mit Snörre war ich rank und schlank. Ich schätzte ihn auf gute hundertfünfzig Kilogramm und er maß kaum einen Meter siebzig. Sein Haar war grau und schütter, dafür aber gute fünfzig Zentimeter lang. Er hatte düstere Augen, obgleich sie blau zu sein schienen. Er trug ein dreckiges und fettiges Unterhemd, eine schwarze kurze Hose und hatte sich eine Schürze um den dicken Bauch gebunden. Seine Schuhe waren zum Hineinschlüpfen und verfettet. Welche Farbe sie früher einmal gehabt hatten, konnte man höchstens vermuten.

»Und doch könntest du noch ranker und schlanker sein«, piesackte mich Rosanella und stupste mir zu allem Überfluss noch in die Seite.

»Ich kann nichts dafür. Ich bin ein Opfer des guten Essens und meiner Faulheit«, jammerte ich.

»Arrrr! Ein paarrrr Tage an Borrrrd und du bist wiederrrr schlank und fit wie ein rrrrichter Mann!«

»Ich bin ein richtiger Mann«, widersprach ich und erntete Gelächter von Sonjar, Andrea, Rebecka und vor allen Dingen von Rosanella, weswegen ich leise schluchzend meinen Kopf hängen ließ.

»Arrrr! Seid nicht zu harrrrt zu ihm«, sprang mir der Kapitän bei und streckte plötzlich seinen Arm aus und ein seltsam bunter Vogel landete auf seiner rechten Hand. »Unserrrr letzterrrr Leichtmatrrrrose: Paulchen, derrrr Papagei«, stellte er uns das Tier vor.

»Das ist kein Papagei. Das ist eine Möwe, die jemand bunt angemalt hat«, widersprach ich und deutete auf die bunt eingefärbten Federn.

Erschrocken sogen alle Piraten laut Luft ein. Auch der Kapitän zuckte heftig zusammen. »Gar nicht wahr! Wer sollte so etwas tun?«, fragte er panisch mit einer äußerst piepsigen Stimme, räusperte sich schnell und wiederholte: »Werrrr sollte so etwas tun? Arrrr?«

»Papageien haben einen ganz anderen Schnabel: Er ist gebogen und viel wuchtiger. Kurz ist er im Vergleich zu der Höhe und meistens schwarz gefärbt, jedenfalls teilweise und sonst gräulich. Möwen haben einen langen, schmalen Schnabel und er ist gelb, oft mit einem auffallend roten Punkt - so wie bei diesem Vogel hier!«

Der Kapitän sah mich fassungslos an. Seine Augen wurden feucht. »Es ist ein Papagei«, schluchzte er. »Piet! Du hast gesagt, dass das ein Papagei sei«, wandte er sich plötzlich zu seinem Ersten Offizier.

»Ähem, jaja. Es ist ein sogenannter Möwen-Papagei. Solche haben einige Merkmale einer Möwe, aber es sind Papageien. Sehr seltene sogar«, stotterte der Erste Offizier.

Dem Kapitän standen die Tränen in den Augen, als er sich wieder mir zuwandte.

Ich seufzte. »Ach ja. Möwen-Papageien, daran habe ich nicht gedacht«, ignorierte ich die Federn, die wie angemalt aussahen. »Da habe ich mich natürlich geirrt!«

Alle Piraten keuchten vor Erleichterung auf und der Kapitän schniefte noch einmal, bevor er mich wieder freudestrahlend anblickte. »Arrrr! Unserrrr Papagei«, freute er sich. Und er freute sich sogar noch mehr: »Es frrrreut uns, euch kennenzulerrrrnen und in eurrrrem Garrrrten vorrrr Ankerrrrr gegen zu dürrrrfen!«

»Darüber müssen wir noch sprechen«, fuhr Rosanella ihn an. »Jan hat auf meine Rosen gepinkelt. »Von so etwas halten wir hier gar nichts!« Sie ließ den Finger beim Sprechen kreisen, um zu betonen, wie wenig sie davon hielt, und ich nickte emsig.

Brrrrunch!

»Arrrr!«, rief der Kapitän. »Arrr!«, rief der Erste Offizier. »Arr!«, riefen die anderen Piraten. »Muy bien!«, rief das Schiffsmädchen.

»Rebecka, du bist Spanierin?«, erkundigte ich mich, griff mir ein neues Brötchen und schnitt es auf. Wir saßen beim Brunch, denn die Piraten und der Piratengastgeber, also ich, hatten mächtig Hunger. Rosanella hatte sofort zugestimmt und mich angewiesen, die notwendigen Dinge für einen Brunch zu organisieren, weswegen ich mich eilig auf mein Rad geschwungen und zu Edeka Wehrmann[Fußnote 7] gefahren war. Als ich schließlich zurückkam, trafen wir uns alle auf unserer Terrasse[Fußnote 8], um dort zu brunchen.

»Zzi! Ich bin Rebecka Jozzefina Merzzedezzz Alvarezz de Zzantiago«, stellte sich das Schiffsmädchen mit kompletten Namen und jeder Menge feuchter, scharfer S vor.

»Ich habe bislang nur von Schiffsjungen gehört«, gab ich zu.

»Zzi zzi, dazz izzt wahr! Ich bin dazz erzzte Schiffzzmädchen auf der Schwarzzen Perle! Bizz auf Lena, die war auch mal Schiffzzmädchen, und die ganzen Schiffzzmädchen vor ihr!«

»Schiffsmädchen haben viele Vorrrrteile«, erklärte uns Jäck. »Gerrrrade, wenn sie Fehler begehen: Mirrrr macht es viel mehrrrr Frrrreunde den nackten Arrrrsch eines hübschen Schiffsmädchens zu verrrrhauen, als den eines pickeligen Schiffsjungen! Und auch jederrrr meinerrrr Leute errrrklärrrrt sich seitherrrr gerrrrne berrrreit, die Bestrrrrafungen vorrrrzunehmen.«

Alle Piraten stimmten sofort zu, sogar Sofiar sagte lauthals: »Arr! Das ist wahrr! Rrebeckas Po ist viel besserr als der von Kai, unserrem ehemaligen Schiffsjungen.«

»Ich weiß ja nicht. Verstößt so etwas nicht gegen die Arbeitsrichtlinien?«, warf ich zweifelnd ein. »Ich glaube nicht, dass es erlaubt ist, den nackten Hintern zu verhauen.«

Rosanella sah mich an. »Ach? Jetzt auf einmal ist es nicht mehr erlaubt?«

»Öhm! Ich meine doch den von Arbeitnehmern und Untergebenen«, erklärte ich rot anlaufend. »Das wäre dann doch sexuelle Belästigung, oder?«

»Ich will hoffen, dazzzz dazz zzexuelle Beläzztigung izzt! Ich habe einen tollen Arsch und der will schon ab und an beläzztigt werden!«

»Äh ...«, sagte ich und wusste nicht mehr weiter, blickte hilfesuchend zu Rosanella, aber von der war keine Hilfe zu erwarten. Piraten schienen das wie Baben zu sehen und bei denen war einiges anders. »Finde ich trotzdem nicht gut«, sagte ich kleinlaut, aber eigentlich beneidete ich alle Anwesenden, sich dem enger werdenden Gerüst sozialer Moralvorstellungen erfolgreich entziehen zu können.

»Ach, ihrrr Zivilisationsmenschen mit eurrren seltsamen Sittlichkeitsgehabe. Hinterrrherrr dürrrfen wirrr die Mädels an Borrrd nicht mal mehrrr Schnecke rrrufen«, mischte sich Piet ein.

Sonjar nickte zustimmend: »Oder die Jungs an Borrd nicht mehr geilerr Hengst!«

Ich glaube, die Farbe meines Gesichts wollte noch tiefer ins Rot abdriften, und so ritt ich nicht weiter auf dem Thema herum, sondern beschmierte mein Brötchen stattdessen mit Butter. Also, jetzt das Brötchen vom Bäcker, nicht das, was Sie schon wieder denken! Die Leser von heute haben aber auch alle eine verdorbene Fantasie! Ich schüttelte rügend den Kopf und die Piraten wie auch Rosanella schlossen sich an, um meine Leser zu tadeln.

»Was macht ihrr denn den ganzen Tag hierr? Immerr am gleichen Orrt zu sein, scheint mirr langweilig«, wandte sich Andrea meiner Freundin zu, während Kai eine Frage an mich richtete: »Wie bekommt ihrr die Terrrrasse so schön sauberr? Da brraucht es wohl jede Menge Spucke, wie?«

Ich schüttelte den Kopf, hörte Rosanella sagen, »Ingo und ich haben schon einige Abenteuer erlebt. Wir haben gegen die Fahlen gekämpft«, begann sie, während ich erwiderte: »Überhaupt nicht. Wir benutzen ein Reinigungsmittel, das komplett spuckefrei ist!«

»Ohhh!«, staunten unsere Gäste und drehten sich Rosanella zu. Irgendwie schien sie meine Geschichte über das spuckefreie Reinigungsmittel nicht so zu fesseln, wie man es erwarten mochte, wenn man etwas so Spannendes erzählt. Ich schwieg also gelangweilt und schlürfte stattdessen etwas Kaffee und malte einen traurigen Smiley mit Marmelade auf mein Brötchen.

»Die Fahlen sind ein mystisches Volk von unglaublicher Macht. Aber wir sind ihnen mutig entgegengetreten und Ingo half mir dabei, sie vom Hexenberg zu vertreiben.«

»Ich half dir dabei? Ich dachte, du hättest mir dabei geholfen!«, warf ich ein.

Die Piraten drehten sich zu mir und fingen gemeinsam mit Rosanella laut an zu lachen. »Sie hat dir geholfen?«, grunzten sie und vergaßen dabei sogar, das R zu rollen. »Du bist ja ein lustiger kleiner Kerl!«

Muaaaah!, stöhnte ich innerlich und blickte hilfesuchend zu Rosanella, die mir den Kopf tätschelte.

»Sicher! Ich meinte, dass ich dir geholfen habe«, antwortete sie grinsend und wieder lachten die Piraten. »Wir haben auch einen pirfa ... perfe ... purfiden ... einen Plan der Trollander vereitelt, sich als Herren über Deutschland aufzuschwingen«, fuhr sie fort. »Und wir haben gegen eine Zauberin gekämpft, die einst als Göttin verehrt worden war. Ingo war natürlich immer dabei.«

»Ingo war natürlich immer dabei«, äffte ich meine Freundin leise nach, die nun allerlei Fragen zu unseren Abenteuern gestellt bekam.

»Wusstet ihr eigentlich, dass viele Esel bei uns Baben Ingo genannt werden? Ein ganz typischer Name für diese störrischen Tiere«, berichtete sie.

Ich sackte weiter zusammen und biss in mein trauriges Brötchen, was mich nicht glücklicher machte. Irgendwie kamen meine Kräfte und Heldentaten gar nicht zur Erwähnung.

Sie schilderte, wie sie mit sieben Zwergen in den Kampf gegen Loki ritt und dann fiel ihr ein, dass sie mich vergessen hatte. »Ingo war übrigens auch mit von der Partie«, fügte sie hinzu.

Nun, ich musste nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen, aber so ganz als Randfigur mit Wohlstandsbäuchlein, einem Eselnamen und der Fähigkeit vom Pferd zu fallen hingestellt zu werden, missfiel mir dann doch gehörig. Gelangweilt lauschte ich den Ausführungen, schnappte mir ein Mohnbrötchen und verzierte es mit Erdbeermarmelade und Honig und biss schließlich ab. Ich hatte die meisten Abenteuer ganz anders in Erinnerung. Ich war vielleicht nicht der waagemutigste Held, das will ich gar nicht behaupten, aber schnödes Beiwerk?

Die Piraten hörten Rosanella gebannt zu und fragten sie nach allerlei Details ihrer Abenteuer aus, während ich meinen Kopf nach hinten fallen ließ.

»Laaaaaangweilig«, stöhnte ich gerade so laut, dass ich überhört wurde.

Oh ja. Wir hatten aufregende Abenteuer erlebt bei den wilden Baben aus Babenhausen (Süd). Einige, die ich auf meinen Abenteuern getroffen hatte, vermisste ich wirklich, andere nicht. Dennoch fiel mir in diesem Moment Loki ein, die von Terror bewacht wurde, einem Nachtalben, der gegen ihre Einflüsse immun war. Loki war Jahrtausende alt und hatte Kinder geopfert, um sich ihre Jugend zu bewahren. Was für ein Monster. Nun, da sie im Kerker saß, alterte sie zusehends. Während Rosanella von Abenteuern erzählte, erinnerte ich mich an die ein oder andere Begegnung.

»So, Leute! Fertig gegessen? Dann wird aufgeräumt und abgespült!«, trieb ich die Piraten an.

»Ohhh, Mann!«, jammerten sie und jeder Einzelne versuchte, sich vor den Aufgaben zu drücken, und ich hatte alle Hände voll zu tun, sie bei der Arbeit zu halten, bis Rosanella sie lautstark ausschimpfte und ihnen befahl, sich ans Werk zu machen.

Gemeinsam ging es schnell, alles abzuwaschen, aufzuräumen und die Reste im Kühlschrank zu verstauen.

»Und jetzt wird noch der Garten aufgeräumt«, kommandierte Rosanella.

»Ohhhh, muss das sein?«, stöhnten die Piraten.

»Ja, das muss sein. Die ganzen leeren und vollen Flaschen verschwinden, die dreckige Unterhose wird aus meinem Garten entfernt«, begann sie.

»Moment mal. Aus deinem Garten? Das ist doch wohl unser Garten«, unterbrach ich sie.

»Jaja! Das meinte ich«, sagte sie mit einer abwinkenden Handbewegung. »Und die Kisten haben auf meinem Rasen auch nichts verloren. Der geht ein, wenn da die ganze Zeit was steht. Und wo ihr schon hier seid, könnt ihr euch nützlich machen und den Rasen mähen!«

»Wirr sollen hierr arrbeiten? Ich bin kein Pirrat geworrden, um Rrasen zu mähen«, nölte Kai.

»Wirrr sind überrrhaupt keine Pirrraten. Wir sind Seeleute«, erinnerte Piet den Leichtmatrosen.

»Ich bin kein Seemann geworrden, um Rrasen zu mähen«, korrigierte Kai sich.