Pleiten, Pech und Tannen - Wolfgang Schierlitz - E-Book

Pleiten, Pech und Tannen E-Book

Wolfgang Schierlitz

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Beschreibung

Die besinnliche Jahreszeit mit Wolfgang Schierlitz wird garantiert zu einem lustigen Ereignis. Mit viel Witz und Humor erzählt er in seinen Weihnachtsgeschichten von abenteuerlichen Christbaumkäufen, spektakulären Krippenspielen und digitalen Wunschzetteln. Dieses Buch stimmt auf Weihnachten ein und erheitert auch das gestresste Gemüt. Für alle, die Weihnachten lieben, und jene, die dieser Zeit auch mit einem Augenzwinkern entgegensehen

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LESEPROBE zuVollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2014

© 2014 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com

Titelillustration und Illustrationen im Innenteil: Sebastian Schrank, MünchenLektorat und Satz: Bernhard Edlmann Verlagsdienstleistungen, Raubling

eISBN 978-3-475-54359-3 (epub)

Worum geht es im Buch?

Wolfgang SchierlitzPleiten, Pech und Tannen

Die besinnliche Jahreszeit mit Wolfgang Schierlitz wird garantiert zu einem lustigen Ereignis. Mit viel Witz und Humor erzählt er in seinen Weihnachtsgeschichten von abenteuerlichen Christbaumkäufen, spektakulären Krippenspielen und digitalen Wunschzetteln. Dieses Buch stimmt auf Weihnachten ein und erheitert auch das gestresste Gemüt.

Für alle, die Weihnachten lieben, und jene, die dieser Zeit auch mit einem Augenzwinkern entgegensehen.

Inhalt

Worum geht es im Buch?

Vorwort (Klaus G. Förg)

Der größte Erfolg

Nikolaus und der Heiligenvorrat

Gerade noch davongekommen

Christbaumerwerb mit Hindernissen

Ein weihnachtlicher Wald im Wohnzimmer

Dekorationsreserven

Bergweihnacht

Vom höchsten Balkon der Welt

Schülertreffen mit Weihnachtsfeier, Mistelzweigen und Druiden

Ein liebes Geschenk

Weihnachtswunschzettel

Hirtenspiel

Ein tolles Weihnachtspräsent

Bethlehem-Rallye

Das Zertifikat

Großbäckerei

Die Tor’ macht weit

Er weiß einfach alles

Eine etwas andere Weihnachtslesung

Analyse unserer Traditionen einschließlich Kaspar, Melchior und Balthasar

Engelforschung

Übersee und Weihnacht

Christkind

Messie

Ein unangemeldetes Haustier oder beste Freunde

Blutdrucksenkendes Naturmittel

Weihnachtsgeschenke im Wandel

Beinahe an den Niagara-Fällen, Mozart und Silvester

Weihnachtsferien in Afrika

Die unverhofften Geschenke

Der Neue und die fröhliche, gnadenbringende Zeit

Die große Bescherung

Die Heiligen Vier Könige

Der Autor

Vorwort

Den begeisterten Autor vieler satirischer, skurriler Geschichten kenne ich schon seit meiner Studienzeit, als ich mit ihm auf Skitouren in den Chiemgauer Bergen umherstreifen durfte. Abseits der Wege, im Nirgendwo, zu Zielen, die eigentlich keine sind. Dort bewohnt er, auch heute noch, manchmal eine kleine Felshöhle, die niemand kennt, auch ich nicht. Ich ahne nur, wo sie ist, und darf vielleicht einmal mit, im Sommer, mit Schlafsack und einer Flasche Wein bewaffnet.

An diesem seltsamen magischen Ort schreibt Wolfgang seine verrückten Geschichten, die dem Leser möglicherweise erfunden zu sein scheinen. Aber nur dann, wenn sie Wolfgang nicht kennen. Denn wer ihn kennt, noch dazu so lange wie ich, weiß, dass all das Skurrile, von dem er schreibt, gar nicht ausgedacht sein kann. So viel gebündelter Nonsens fällt kaum jemandem ein. Den muss er schon selbst erlebt haben. Literaturkritiker werden ihn deshalb irgendwann einmal als Realsatiriker einstufen.

Ein kalter Januartag. Wolfgang erwartet ein Familienmitglied und öffnet die Haustüre, weil es geklingelt hat. Nackt. Kann ja mal vorkommen. Nach dem Duschen – oder so. Aber die Heiligen Drei Könige mit Begleitschutz stehen da und wissen nicht mehr, was sie tun sollen. Singen oder Ausreißen. Der Begleitschutz ordnet die sofortige Flucht an – und liefert Wolfgang eine köstliche Geschichte, die vermutlich nur er erleben kann.

Man sollte ihn unbedingt selbst erleben, beim Lesen – nein, beim Erzählen seiner Geschichten, die er meist auswendig rezitieren kann. Dann erst werden seine Anekdoten richtig glaubhaft. Wenn dann noch seine Angetraute dazu singt – ein Profi ihres Fachs –, erlebt man einen Abend, den man so schnell nicht mehr vergisst, und gelangt vermutlich zu der Auffassung, dass dieser Woifi wirklich einmalig ist.

Klaus G. Förg

Der größte Erfolg

Wie ich damals, vor vielen Jahren, zu der Ehre gekommen bin, weiß ich heute nicht mehr so genau. Ich sollte, so wurde entschieden, die Weihnachtsfeier bei der Bergwacht durch meinen Auftritt als Nachfahre des berühmten heiligen Nikolaus von Myra bereichern. Wahrscheinlich war dieser Beschluss bei einem tiefgründigen Treffen auf der Stützpunkthütte im Hausgebirge des Vereins entstanden. Tiefgründig insofern, als die Biergläser nicht nur tief, sondern sogar unergründlich geworden waren.

Ich übernahm also diesen Job, und beinahe wäre er mir auf ewig geblieben. Wenigstens bis an mein Lebensende. Nur meiner Veranlagung, tiefernste Anlässe parodistisch zu interpretieren, habe ich es zu verdanken, dass dem dann doch nicht so war. Man hat schließlich vor Kurzem einen frommeren und ernsthafteren Menschen mit dieser bedeutenden Rolle betraut. Die Ehefrau eines Funktionärs, bibelfest und kirchentheologisch stärker gebildet als ich, gab nach vielen Jahren den Befehl, meine Suspendierung von diesem Amt zu veranlassen. »Unsere Weihnachtsfeier darf keinesfalls zu einem weltlichen Spektakel entarten!«, so ihre Kritik.

Von ihrem Standpunkt aus hatte sie sicher vollkommen recht. Sie vermutete sogar ungerechterweise eine blasphemische Veranlagung hinter meiner ehrlich-christlich-menschlichen Einstellung.

Dabei war es in Wirklichkeit so: Ich erhielt dürftige Stichworte und Hinweise über situationskomische, oft sogar kompromittierende Schwächen und Verfehlungen der Helfer und Retter aus großer Not am Berg. Daraus verfasste ich eine satirisch-unterhaltsame Performance (wie man auf gut »Denglisch« heute sagen würde). Diese Episoden und Ereignisse eines Jahres im Dienste der Menschheit und im Gebirge wurden mir aus bestens informierten Kreisen mehr oder weniger glaubhaft zugetragen. Ich schwöre aber heute noch beim heiligen Nikolaus, dass ich die oft wirklich groben Verunglimpfungen bis auf wenige, verträgliche Rudimente gestutzt hatte.

Trotzdem entstand noch genügend Stoff und sogar ausreichend Schadenfreude, die eine mehr oder weniger unterhaltsame Weihnachtsfeier erst richtig beleben können. Und der anhaltende Erfolg gab mir da recht.

Begonnen hatte die Demontage meiner Position schon früher, weil meine Kostümierung für einen ernsthaften Heiligen unzulänglich war. Nach überwiegender Meinung der doch recht rauen Gesellen war ich aber modisch bestens angepasst. Mehrere Jahre trat ich, angetan mit einem zotteligen Pelzmantel, mit viel zu großen Stiefeln und ohne den hohen, Achtung gebietenden Kopfschmuck auf. Ich wurde eher als Krampus oder Knecht Ruprecht angesehen, einer von den gröberen Begleitern des braven Nikolaus, die ich mir als Bergfexe besser vorstellen kann als den guten Bischof. Da entstand bereits die erste Rüge durch die Verfechterinnen einer heiligeren Einstellung zu dieser Überlieferung: »Im nächsten Jahr wirst du vor allem einmal würdiger ausgestattet.«

Und so geschah es. Ich wurde mit den Insignien und Kleidern eines glaubwürdigeren Vertreters der kirchlichen Geschichte ausgerüstet. Nicht fehlen durfte da auch der Stab des Herrn in echter Goldimitation. So stark veredelt, verhielt ich mich bei meinem Auftritt absichtlich etwas gehemmt und linkisch.

Bereits beim Erscheinen entstand ein böser Eklat. Die hohe, ehrwürdige Mütze blieb am oberen Türrahmen hängen. Ich wurde, barhäuptig, erst einmal verlacht. Das tat aber überhaupt nicht weh und brachte mich erst recht auf spaßige Einfälle: »Der 4. Dezember ist heuer ein besonderer Anlass, da lese ich euch heute aber gscheit die Leviten, dass euch die Augen tropfen!«

Das Gelächter erreichte fast den Höhepunkt. »Weißt du nicht, dass der Nikolaus am 6. Dezember kommt, und zwar heute?«

»Schon, aber was ihr nicht wisst: Ich bin seit dem 4. Dezember unterwegs, habe mich dreimal verirrt, weil der Hirsch, der mich gezogen hat, Tollwut bekam, und der Schlitten ist auch im Arsch. Draußen vor eurer Tür ist er verreckt, zusammengebrochen.«

Den größten Erfolg erzielte ich aber dadurch, dass ich zu guter Letzt auch noch über den heiligen Bischofsstab stolperte, zu Boden fiel und sich der mitgebrachte Sack öffnete. Der Inhalt fiel heraus. Eine Wärmflasche und ein großer Osterhase veranlassten den Gipfel des Beifalls für diesen Einfall.

Das waren natürlich zu viele Dornen in den Augen einer zwar kleinen, aber bestimmenden Fraktion. Im darauffolgenden Jahr wurde der Zufluss in Form von nützlichen Stichworten und Informationen für den festlichen Auftritt total unterbunden.

Dankend hatte ich damit endlich die Arbeit und Bürde eines zwar ergreifenden, unterhaltsamen, aber unkonformen Nikolausauftrittes abgeschüttelt. Die nächste Erscheinung wurde zwar von einer feierlicheren Nikolausverkörperung geprägt.

Aber meine sozial-gesellschaftlichen Erfolge blieben unerreicht.

Nikolaus und der Heiligenvorrat

So mancher frühere Heilige trat leider mit der Zeit etwas in den Hintergrund. Nicht so der Bischof Nikolaus. Er hat längst seinen festen Platz im Herzen der Kinder erobert. Schließlich ist er ja auch ihr Schutzpatron.

Bis zu einem gewissen Alter wartet am auserwählten Tag sowohl das brave als auch das böse Kind mit Spannung auf Geschenke, Lob oder Tadel. Ältere Gören haben zwar das Spiel bald durchschaut, doch die Popularität des Heiligen verharrt ungebrochen, auch wenn sich hin und wieder eine Dame männlich als Schutzpatrone kostümiert. Vor allem für die lieben Kleinen kennt der Zauber vom Weihnachtsmann – aber bitte, in Bayern heißt er ausschließlich Nikolaus – keine Grenzen.

Ich weiß noch genau, wie unsere beiden Buben dem Tag entgegenfieberten, an dem der gute Heilige im Kindergarten erschienen ist. Da wurde dann zu Hause über jede Geste und jedes Wort des Pfarrgemeinderatsgehilfen, eines ersatzdienstleistenden Kriegsdienstverweigerers, begeistert erzählt.

Rätselhaft für die beiden Buben blieben die letzten Ermahnungen, bevor der brave Mann wieder dem Himmel zustrebte: »Liebe Kinderlein, ich fahre jetzt wieder zurück in den Himmel. Der Schlitten mit dem eingespannten Rentier wartet bereits vor der Tür. Vorher aber müsst ihr mir versprechen, dass ihr euern Eltern schön folgt und nicht bis zum Tag des Sankt Nimmerlein damit wartet, brave Kinder zu werden.«

Natürlich wollten die schon leicht misstrauischen Kinder sofort zur Türe, um den Nikolaus eventuell nach oben davonbrausen zu sehen. Nur mit Mühe konnte eine beherzte Kindergärtnerin das verhindern. Da wäre der Herr Pfarrgemeinderatsgehilfe sauber aufgeflogen, bevor er irgendeinen Schlitten oder sonst ein Gefährt erreicht hätte!

Daheim wurden wir anschließend mit der schweren Frage konfrontiert: »Wer ist dieser Sankt Nimmerlein?«

So geben Kinder immer wieder Anregungen, unbekannten Dingen auf den Grund zu gehen. Auch ich machte mir ernsthafte Gedanken und fand Folgendes heraus: Während der Nikolaus von Myra immer mehr Auftrieb bekam, wurden andere, nicht minder wichtige Heilige leider sträflich vernachlässigt. Manche hat der Lauf der Zeit sogar völlig verdrängt und der Vergessenheit anheimgegeben.

Besonders an diesen einen bayerischen Verfechter des Glaubens und Mitbegründer christlichen Verhaltens, den heiligen Sankt Nimmerlein, denkt heute kaum mehr jemand. Wenngleich der Vorrat an Heiligen nicht gering ist, so hat es doch mit dem Sankt Nimmerlein eine besonders eigenwillige Bewandtnis. Der Nikolaus von Myra ist zwar glaubhaft beurkundet, könnte aber, was seine Bedeutung angeht, dem heiligen Sankt Nimmerlein nicht das Weihwasser reichen. In der Heiligenforschung müsste dieser eigentlich einen viel breiteren Raum einnehmen, weil er einer der wenigen aus der Gründerzeit sein dürfte, der mitsamt seiner frühchristlichen Krypta ausgegraben werden konnte. Dabei fand man auch sein aufschlussreiches pergamentenes Poesiealbum, das sein Wirken glaubhaft untermauert.

Da der Heilige das heutige Kirchenrecht noch nicht kennen konnte und daher auch nicht ausschließlich die Ehe als Beziehungskiste verherrlichte, half er vielen Menschen, die sich auf die mehr informelle Tour zusammengefunden hatten. Sein Motto lautete: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, wenn er auch zu zweit sein kann.« Selbst an die Bedeutung seines Namens denkt heute kaum mehr jemand. »Nimmerlein« ist nämlich die Kurzform für »Niemehrallein«.

Es müsste ja nicht gleich einer der höchsten Feiertage sein, den man ihm widmet, wenngleich leicht genügend Platz dafür im Jahresablauf der bayerischchristlichen Tradition vorhanden wäre. Anbieten würde sich dafür der Heiligdreikönigstag, weil ja kirchenrechtlich inzwischen feststeht, dass es sich um drei Ungläubige, noch dazu mohammedanische, Magier gehandelt hat.

Möglich wäre es auch, den Valentinstag dafür aufzumotzen. Da denkt nämlich jeder, sogar mit Blumengrüßen ausgerüstet, an die Liebe. Und das war genau das Anliegen dieses tapferen Mannes. Schon damals hatte er eine Vision, die in unsere moderne Zeit mit der geänderten Einstellung zum Thema Beziehungskisten hervorragend passen würde.

Das könnte den vergessenen Kämpfer für das Glück Liebender wieder aus der Versenkung holen und die Heiligen Drei Könige etwas zurechtstutzen, weil man ja nicht genau weiß, ob sie später noch zum Glauben bekehrt worden sind oder nicht.

Gerade noch davongekommen

Früher erwarb ich unseren Weihnachtsbaum noch vom Händler. Aber eine schlimme Erfahrung brachte es mit sich, dass ich dazu überging, der Sache eigenverantwortlich, bodenständig und biomäßig auf den Grund zu gehen. Der Händler war jedoch daran völlig unschuldig.

Trotzdem schrecke ich oft noch nachts auf deswegen, denn beinahe wäre ich damals kurz vor dem himmlischen Fest in Teufels Küche gekommen, wie man so sagt.

Das Ganze ist jetzt schon länger her und kam so: Ich erwartete ein neues Auto. Der Liefertermin war längst verstrichen. Da rückte der 24. Dezember bedenklich nahe heran, und die Familie übte schon starken Druck aus, weil alle Nachbarn bereits ihre schmucken Nordmanntannen auf ihren Balkonen ausstellten. Ich musste handeln.

Notgedrungen stieg ich in mein abgemeldetes, ausgedientes Auto mit ungültigem Kennzeichen. Das altersschwache Gefährt sprang auch brav an, und ich begab mich in die Stadt zu dem weihnachtlich geschmückten großen Platz, auf dem viele schöne Tannen auf ihre Käufer warteten.

Der Händler wickelte den Baum meiner Wahl maschinell in ein Plastiknetz und wuchtete ihn auf den Dachständer. Preismäßig war ich an die oberste Grenze geraten. So ein Zuchtstück ist ja nicht gerade billig, doch ich hatte das angenehme Gefühl, unsere weihnachtliche, abendländisch-christliche Tradition fortzusetzen. Da denkt man zuletzt an Sparsamkeit, sondern vielmehr an die Ausstrahlung eines Frieden verkündenden Lichterbaumes und den Segen des hohen Ereignisses.

Guter Dinge und ein adventliches Lied summend fuhr ich heimwärts. Aber nur bis der Motor zu stottern anfing. Ich schaffte es nur noch bis in eine Unterführung. Dann war Schluss.

Immer wieder versuchte ich zu starten. Der Anlasser wurde schwächer und schwächer. Plötzlich brach auch noch der Zündschlüssel ab. Und – völlig unpassend – nahte auf der gegenüberliegenden Seite eine Polizeistreife. Ich dachte nur noch: »Und suche mich nicht in der Unterführung!«

Geistesgegenwärtig stieg ich sofort aus und erklärte den Beamten, dass der Benzinanzeiger versagt hätte. Eine längere Warteschlange, bestehend aus nachrückenden Fahrzeugen, drängelte bereits unangenehm.

Und da darf ich wieder einmal sagen: die Polizei, dein Freund und Helfer! Die beiden uniformierten Wächter des Gesetzes legten Hand an und schoben mich aus der Unterführung an den Straßenrand mit der Auflage, an der nahen Tankstelle Sprit zu besorgen. Mit herzlichen Wünschen für ein pannenfreies, frohes, glückliches Fest verabschiedete ich mich von meinen Helfern aus großer Not.

Dann zwang ich mich zu einem letzten Versuch. Den abgebrochenen Teil des Zündschlüssels fest in das Schloss drückend startete ich noch einmal durch. Und siehe da, es geschah ein echtes, weihnachtliches Wunder, wie vielleicht sonst nur noch in Altötting oder Lourdes: Der alte Motor sprang wieder an, und erleichtert, fröhlich pfeifend, erreichte ich die noch offene Garage als glücklicher Heimkehrer.

Bei der Einfahrt knirschte und krachte es jedoch erheblich. Und als ich ausgestiegen war, lagen eine gehäckselte Nordmanntanne und ein völlig verbogener Dachständer hinter dem Auto.

Ist es da ein Wunder, wenn man nur noch der Natur vertraut und im nahen Forst zu den biologisch-heidnischen Ursprüngen des Christbaums finden will?

Christbaumerwerb mit Hindernissen

Und es begab sich ein andermal, dass wir noch keinen Christbaum hatten. Es ward aber bereits Vorabend des 24. Dezember, und Weihnachten stand in schon fast unmittelbarer Nähe vor der Tür. Meine liebe Frau wurde daher bereits ziemlich ungehalten. Noch dazu weil ich versprochen hatte, rechtzeitig für das hohe Fest christbaummäßig tätig zu werden. Beschämenderweise hatte ich den wichtigen Termin glatt übersehen.

Um einer Schimpfkanonade auszuweichen und weil mir der Hausfriede über alles geht, strebte ich, bewaffnet mit Beil und Fuchsschwanzsäge, dem nahen Walde zu.

Leider war ich für einen Winterspätnachmittag mit zweistelligen Minusgraden und Schneetreiben schlecht gerüstet. In überstürzter Eile, barhäuptig, nur mit einem dünnen Pullover angetan und in Birkenstockschuhen erreichte ich den Waldrand. Aber ruhig, gefasst und voller Tatendrang, meiner bedeutenden Aufgabe bewusst, ignorierte ich vorläufig noch die Kälte.

Dämmer lag schon schwer über der Flur. Der Wald stand schwarz und schwieg. Nur die Sterne glitzerten feierlich und erhaben in die weihnachtliche Stille. Noch war mir warm ums Herz, wenn auch die Zehen schon gefühlloser wurden.

Das Licht wurde spärlicher. Glücklicherweise sind meine Sinne sehr scharf, vor allem der Tastsinn. Und der war jetzt sehr gefragt. Es dämmerte nämlich bereits so stark, dass es eigentlich schon dunkelte.

Da verlor ich den Halt. Es ging abschüssig hinunter, und ich landete, o Glück, genau vor einer jungen Fichte. Das Beil ging verloren, doch der Fuchsschwanz hatte mich nicht verlassen.

Dieser war jedoch schon älterer Bauart und biss sich ungern in das widerspenstige Holz. Es wurde mir etwas wärmer. Ich wurde etwas ungehaltener. Zuletzt packte ich das angesägte Bäumchen und wollte es brechen. Das gelang auch, weil ich schon etwas stärker erzürnt und gewalttätiger geworden war. Mit einem Kracher brach es ab.

Ich aber verlor schon wieder das Gleichgewicht, und es ging dahin. Ein eiskalter Bach nahm mich auf, aber so schnell bin ich noch nie einem Wasser entsprungen. Die Fichte fest umklammert, unter Verlust der Säge, trabte ich im Schweinsgalopp der heimatlichen Heizung entgegen.

Das wurde durch meine gefrierende Umhüllung zunehmend schwieriger. Angeschlagen und halb erfroren nahm mich unser trautes Heim wieder auf.

Die Begeisterung meiner lieben Frau hielt sich aber sehr in Grenzen. Vor allem weil sie anschließend beim Schmücken der Fichte ziemlich hilflos wurde. Das Problem war nämlich folgendes: Es gab wenig Äste zum Anhängen der reichlich vorhandenen goldenen Kugeln und Figuren, und für die Platzierung von Kerzen war der Baum ebenfalls nicht ausladend genug.

Als die lieben Verwandten am Ersten Heiligen Weihnachtsfeiertage eintrafen, konnte ich ihrem mehrfachen Spott ob des dürftigen Bäumchens nicht entrinnen.

Wie wenig doch gerade unsere Liebsten es zu würdigen wissen, wenn man unter Einsatz seiner körperlichen Unversehrtheit ihre Herzenswünsche erfüllt!

Ein weihnachtlicher Wald im Wohnzimmer

Nach solchen negativen, ja gesundheitsgefährdenden Erlebnissen in Verbindung mit der staden Zeit und voll nachträglichem Ingrimm beschloss ich, bereits nur ein Jahr später, vor dem nächsten Weihnachtsfest, strategisch vorzugehen.

Schon zwei Tage vor dem Geburtstermin von Jesus war ich im nahen Staatswald unterwegs. Gut ausgerüstet wie ein Trapper in Alaska, einschließlich Pelzmütze mit Ohrenklappen, streifte ich durch die Waldeinsamkeit. Um etwaige unchristliche Kontrollen, sogar im Staatsforst, zu vermeiden, trug ich Tarnkleidung wie ein Profijagdmeister. Die Plüschunterhose, langes Bein, Marke Nordpol, wärmte selbst bei krachenden Frosttemperaturen wohlig.

Der Mond grüßte schon mit trautem Schein, Sterne blinkten und leuchteten freundlich herab, obwohl ich beizeiten am Spätnachmittag aufgebrochen war, den uralten christlichen Brauch der Christbaumtradition zu erfüllen. Eine beglückende weihnachtliche Stimmung ergriff mich. Sogar die nahe Autobahn verhielt sich ruhiger als sonst.

Meine Ausrüstung war perfekt. Eine schwere Stablampe, die laut Beilagebroschüre einen fokussierten, aber auch einen gestreuten Kegel bis zu hundert Meter weit werfen konnte, war griffbereit in einer meiner zahllosen Taschen der Outdoortrekkingjoppe. Eine teure japanische Spezialbaumsäge lugte aus der Scheide und wartete auf ihren Einsatz.

Auf den Einwand meiner lieben Frau, dass die prächtigste Nordmanntanne nur halb so teuer wäre, hatte ich mit dem Trotz und Stolz eines Familienoberhauptes reagiert, das jeder Situation gewachsen ist und unabhängig vom Trend eines blinden Konsumierens, selbst von Christbäumen, sein Leben und das seiner Lieben autark meistert.

Bei meinem und meiner Ausrüstung Einsatz verlor ich dann kurz die Orientierung, weil ich schon wieder im Unterholz stecken geblieben war. Da nützte auch die Speziallampe so gut wie nichts.

Doch schon nach einer halben Stunde war ich wieder frei, und endlich fand ich die Objekte meiner Vorstellung, die mir ein waldmäßig geschmücktes Wohnzimmer für die hohen Feiertage der Christenheit zu versprechen schienen. Nun ging es ans Fällen.

Eine japanische Baumsäge ist das Beste, was für das Beseitigen von Ästen, aber auch das Umlegen von bis zu mittelstarken Bäumen auf dem Markt angeboten wird. Daher hatte ich schon nach kurzer Zeit den Platz gründlich ausgeholzt und zehn Unterstandbäume entfernt, welche die weitere Entwicklung größerer Stämme hemmten. An ein Seil gebunden schleppte ich die gesamte Beute so nach und nach dem Waldrand zu. Das dauerte seine Zeit, weil eine unebene Waldlandschaft viele Hindernisse aufweist.

Zwar abgekämpft, aber siegesbewusst traf ich um Mitternacht zu Hause ein. Alles, einschließlich unserer Katze, war schon in tiefer Nachtruhe.

Bis zum Morgengrauen arrangierte ich einen richtigen grünen Wald im Wohnzimmer zur freudigen Überraschung – so dachte ich – für meine liebe Frau. Etwaigen Schmuck, bestehend aus festlichen Kugeln und Kerzen, sollte dann sie gestalten. Sie war ja die Interieur- und Kunstexpertin im Hause.

Nach wenigen, unruhigen Stunden Schlafes mit Albträumen – ich erinnere mich, dass darin ein Christbaumdieb vorkam, der im Gefängnis auf sein Strafmaß wartete – schreckte ich hoch. Meine liebe Frau stand händeringend am Bette und wollte von mir wissen, warum über Nacht ein Wald im Wohnzimmer aufgewachsen war.

Es wurde aber dann doch noch eine beschauliche Festzeit, denn viele Verwandte und Bekannte wollten unseren Privatwald besichtigen. Es hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen, was Weihnachten doch alles bieten kann. So etwas hatten sie noch nie vernommen.

Nur der Platz für die vielen glücklichen Verwandten, Freunde und Mitfeierer war etwas eingeschränkt. Wie es in einem Wald eben so ist.

Dekorationsreserven

Im Laufe der Jahre sammelt sich so manches an.

Eines Tages fiel auf, dass unser Vorrat an Christbaumschmuck locker für ungefähr 30 Tannen ausreichen würde. Das gab mir ein überaus beruhigendes Gefühl.

Meine eher praktisch veranlagte Frau stellte leider dazu fest: »Es genügt doch, wenn wir einschließlich Reserve für fünf Baumdekorationen ausgerüstet sind.«

In einer sehr lebhaft geführten Familienkonferenz wurde dieses Thema zwischen zwei Weihnachtsfesten immer wieder konträr diskutiert. Jedes Mal im Advent flammte das unlösbare Problem erneut auf und blieb bis einschließlich Lichtmess virulent.

Ein Ergebnis ließ auch noch viele Jahre später auf sich warten. Eigentlich lässt es das bis heute.

Inzwischen ging es bereits um Schmuckausrüstung für mindestens 40 Bäume. Die Sammlung hatte sich wunderbar vermehrt.

Das lag auch daran, dass uns ein befreundeter Fabrikant und Hersteller von Christbaumschmuck großzügig öfter seine neuesten Kreationen zukommen ließ.

Leider musste die Firma inzwischen Insolvenz anmelden. Hoffentlich nicht wegen uns.

Aber auch sonst schickten sowohl Verwandte als auch weniger zur Familie zählende Personen volle Schachteln mit entsprechendem weihnachtlichen Inhalt und Zeichen der Erleichterung an unsere Adresse.

Eine Nichtachtung und mangelhafte Wertschätzung unseres reichen kulturellen, weihnachtsbrauchtümlichen Erbes breitet sich anscheinend seuchenmäßig in allen Gauen unserer Heimat aus. Da scheinen wir mit konsequenter Erhaltungsmentalität gerade noch rechtzeitig gegen den Ausverkauf wertvoller Traditionen einen sinnvollen Kampf auszufechten.

Die Ursachen dieser Verwahrlosung sind vielfältig. Entweder weil immer mehr Christbäume einschließlich Behängung inzwischen total aus Plastik gestaltet sind oder weil unbegreiflicherweise ganze Familien das hohe Fest der Christenheit eher baumlos, vielleicht nur mit einem mickrigen Zweiglein sowie einsam brennenden Kerzlein, vorübergehen lassen.

Ein moderner Zeitgenosse an unserem Stammtisch im Advent: »So ein täuschend echt imitierter Plastikbaum ist hochrentabel. Da nimmst du einmal etwas mehr Geld in die Hand, und schon hast du ein Leben lang Ruhe mit dem nervigen Christbaumkauf. Diese Nordmanntannen kosten ja außerdem inzwischen ein Vermögen, und den ständig wiederkehrenden Arbeitsaufwand sparst du noch dazu. Das ist alles ein Abwägen des Preis-Leistungs-Verhältnisses. An Lichtmess verschwindet der Baum in der Kiste und kommt erst im nächsten Advent wieder frisch aus der Versenkung zum frohen christlichen Fest, und alles freut sich genauso wie früher mit einem echten Holzbaum. Wichtig war mir auch zur Präventation gegen Brandkatastrophen ein Material, das sehr schwer entflammbar ist. Ein Kurzschluss in der elektrischen Illumination bleibt zwar unwahrscheinlich, aber wie schon der große Karl Valentin sagte: ›Bei mir geht die Sicherheit über die Seltenheit!‹«

Ein weiser Spezialist sowohl als gelernter Theologe als auch Vorstandsmitglied im Verein christlicher Männer: »Solche Traditionseinschränkungen kommen glaubenzersetzend mit Sicherheit aus Amerika, wo es angeblich nur noch eine einzige Christbaumschmuckfirma geben soll. Sie befindet sich ausgerechnet im heißen Arizona, und als deutscher Pfarrer denkt man da eher an Kaktus als an Tanne, geschweige denn an die Geburt des Erlösers.«

Überhaupt scheint die praktisch-künstliche Seite gegenüber der Tradition bereits gewaltige, bedenkliche Fortschritte zu erreichen. Es sollen nämlich inzwischen sogar aufblasbare Symbole des Friedens und der Liebe im Handel sein.

Wie tief wir konservativen Freunde des Weihnachtsfestes im Abendland doch immer noch zu Recht an überlieferten Gebräuchen hängen!

Uns stellte sich also die Frage nach der leider stark begrenzten Möglichkeit zur Bilanzierung und Auflistung der weihnachtlich-dekorativen Bestände an Kugeln, Blasengeln, Christbaumspitzen, Zapfen, Lamettavorräten, Glöckchen, Kerzen (sowohl aus echtem Bienenwachs als auch aus minderwertigerem Stearin), Rauschgoldengeln, Strohsternen, Spraydosen für künstlichen Schnee sowie anderweitigen unerlässlichen Zutaten.

Der Versuch, eine Aufstellung aller Schmuckteile in unseren verschiedenen Lagerplätzen zu bewerkstelligen, scheiterte an der Erkenntnis, dass dazu ein unberechenbarer Zeitraum verstreichen würde.

Außerdem schockierte mich eine deprimierende Feststellung, die meine liebe Frau einwarf: »Nach meiner Schätzung müssen wir durch unsachgemäße Lagerung mit etwa 20 Prozent Bruch der empfindlichen Teile rechnen.«

Da freut man sich immer wieder heimlich, wenn von allen Seiten nachgeliefert wird, um den Schaden auszugleichen, dräuende Verluste einzudämmen. Das ist für uns gelebte Umsetzung unseres Mottos: »Aktive Unterstützung und Bewahrung von bodenständigen Bräuchen und Überlieferungen in unserem christlich geprägten Heimatland«.

Bergweihnacht

Die Bergeinsamkeit, das wird jeder Alpinist gern bestätigen, fördert unter anderem auch die Beschaulichkeit und das Glück der Weihnachtszeit. Ich wusste das aus eigener Erfahrung. Aber auch mehrere meiner Spezln waren der gleichen Meinung. Deshalb stiegen wir am 24. Dezember durch den tief verschneiten Winterwald hinauf in die erhabene Stille, um uns in Besinnlichkeit auf den häuslichabendlichen Event einzustimmen. Zu Hause und drinnen in den Stuben werkelten dieweil unsere besseren Hälften und waren dabei, das schönste Fest des Jahres würdig vorzubereiten.

Diesmal, so behaupte ich, war ich über jede Kritik erhaben, weil eine ganz passable Fichte auf ihre schönste Bestimmung, nämlich den Menschen Freude zu bereiten, und auf ihre Veredelung durch liebevollen Schmuck wartete. »Dass du auch rechtzeitig zurück bist«, verabschiedete mich meine liebe Frau. Sie klang ein wenig skeptisch.

Als passionierte Skitourenwanderer trafen wir schon am frühen Nachmittag auf der Klausen ein. Das war die letzte urwüchsige Bergunterkunft im weiten Umkreis unserer heimatlichen Alpenwelt. Heute noch ergreift mich nostalgische Wehmut, wenn ich zurückdenke. Diese Hütte ist nämlich schon lange dem Verfall preisgegeben, weil die Kriterien, die heutzutage an Bergunterkünfte gestellt werden – ob bezüglich der sanitären Anlagen oder anderer unabdingbarer Komfortmerkmale –, nie erfüllt werden konnten. Und das gerade machte sie bei uns Alpinisten, die noch zurück zur Natur wollen, so beliebt.

Im Kreise einer eingeschworenen Gemeinschaft – es handelte sich überwiegend um Flüchtlinge, die dem vorweihnachtlichen Trubel ausweichen wollten –, nahm das hohe Fest seinen würdigen Anfang. Der Kanonenofen Baujahr 1929 glühte, eine kleine Brotzeit und ein größerer Umtrunk stimmten uns ein auf die wunderbare Atmosphäre, die Christi Geburt immer wieder entstehen lässt. Gesang mit Begleitung durch Maultrommel und Gitarre, aber auch der gute Rotwein sowie Weihnachtsbockbier ließen die Stunden in angenehmer Gesellschaft allzu schnell vorüberziehen. Wir intonierten auf Wunsch der Hüttenwirtin sogar ein Weihnachtslied, weil sie eine sympathische Person war und hübsch dazu: »Es werd scho glei dumper, es werd scho glei Nacht«.

Das bewahrheitete sich aber auch leider bald. Wir hatten keine Angst vor einer Abfahrt mit wenig Licht, aber konnte man dem Vollmond denn im wahrsten Sinne des Wortes blind vertrauen?

Als die mahnenden Stimmen die Oberhand gewannen und das Gewissen zu rumoren anfing, rüsteten wir uns zum Abschied. Die Standhaftigkeit unserer Beine hatte etwas nachgelassen, aber mit den Skiern darunter kehrte die Selbstsicherheit zurück.

Normalerweise nimmt so eine Abfahrt nicht allzu viel Zeit in Anspruch. In unserem Falle war das etwas anders. Noch dazu, wo wir die Abkürzung ausgesucht hatten, die durch den Wald führt. Wir wollten wenigstens etwas Verspätung wiedergutmachen.

Ausgerechnet der Bergwachtmann und Skiführer des Alpenvereins unter uns war bereits nach kurzer Zeit lädiert, weil er einen Baum zu stark gestreift hatte. Die entsprechende Gesichtshälfte wirkte entstellt, obwohl er sonst ein gutes Aussehen besaß. Im Erste-Hilfe-Verfahren verpflasterten wir ihn sachgemäß.

Doch da war schon der nächste Ausfall zu vermelden. Durch Schneeverwehungen entsteht nämlich manchmal eine sogenannte Randkluft um einen Baum herum. Da bildet sich darunter ein Hohlraum, oft bis zu zwei Meter tief. So ein Loch hatte das Verschwinden eines Kameraden verursacht. Hohl und gedämpft vernahmen wir seine Stimme aus dem Untergrund. Es dauerte aber etwas, bis wir ihn orten konnten. Glücklicherweise war er nur oberflächlich verletzt, und so ein paar Kratzer konnten unseren eiligen Drang bergabwärts nicht bremsen.

Vorsichtiger geworden, zügelten wir dann doch das Tempo stärker. Aus Schaden wird man klüger. Trotzdem fiel ausgerechnet ich in eine dolinenartige Vertiefung. Es dauerte aber höchstens eine halbe Stunde, bis ich wieder einsatzfähig war.

Nun schworen wir uns, zusammenzuhalten, zusammenzubleiben, um schlimmere Verluste zu vermeiden. Als wir schon zu sehr fortgeschrittener Stunde zu Tale angekommen waren, fehlte trotzdem ein Kamerad. Er hatte sich aber nur verirrt und stieß nach nicht allzu langer Wartezeit wieder zu uns.

Inzwischen hatten die Ungeduldigeren unter unseren Frauen bereits die Bergwacht alarmiert. Die Erfahreneren unter ihnen konnten die Aktion nicht mehr verhindern.

Zum Glück meinte der diensthabende Retter: »Keine Sorge, da ist ja ein ausgebildeter und erfahrener Bergführer aus unserer Abteilung mit von der Partie.«

Was dieser hilfreiche Geist nicht wusste: Gerade der ausgebildete und erfahrene Spezialist hatte die größten Probleme, massive Scheidungsdrohungen seiner Frau abzuwenden.

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Der Autor

Wolfgang Schierlitz ist damals geboren und allmählich aufgewachsen. Es folgten Schriftsetzerlehre und Ausbildung zum »Schweizerdegen«. Danach Tätigkeit als Fahrkartendrucker bei der Deutschen Bundesbahn, Verlagshersteller, Typograf, Grafiker und Texter für internationale Firmen. Die Gründung einer eigenen Offizin folgte. Kürzlich erhielt er von der Handwerkskammer Ulm die Auszeichnung »Deutscher Meister«. Mehrere Seh-Mester und Studien auf Allgemeinplätzen und in Bierzelten. Nebenwirkungen: bisher zehn satirische Bücher, Kabarettist mit »H2-O2« und »Die mit den Wölfen heult« sowie Soloauftritte. Er ist Preisträger bei Radio Regenbogen mit dem Verband deutscher Schriftsteller (VS Bayern) – mit einer Sommergeschichte.

Im Rosenheimer Verlagshaus ist bereits das Buch Wenn überhaupt, dann höchstens kaum erschienen.

Weitere E-Books rund um Weihnachten

WeihnachtssterneISBN 978-3-475-54379-1 (epub)

Hans-Peter Schneider entdeckt die unterschiedlichen Facetten des Weihnachtsfestes neu und bringt sie in besinnlichen, heiteren und nachdenklichen Geschichten und Gedichten zum Ausdruck. Er erzählt von der kleinen Marie, die davon überzeugt ist, dass ihr Opa nur mit Sauerkraut und Bratwurst ein schönes Weihnachten haben kann – selbst wenn er schon im Himmel ist. Von einem Vater, der die Weihnachtsgans beim Metzger vergessen hat und es trotzdem schafft, seiner Familie ein ganz besonderes Fest zu bereiten. Dass nicht jeder in Wohlstand lebt, zeigt der Autor in der Geschichte des kleinen Florian, der stehlen muss, um seinem Vater ein Geschenk machen zu können. Lustig, berührend und einstimmend – dieses Buch bringt uns den Wert von Weihnachten nahe.

ChristmondeISBN 978-3-475-54380-7 (epub)

Christmond wurde einst der Dezember genannt. Alfred Landmesser entdeckt diesen besonderen Namen für eine besondere Zeit neu. In vielen Kurzgeschichten entführt er uns auf eine Reise durch die Weihnachtszeit und erzählt, was rund um das Weihnachtsfest alles passieren kann. Zarte Liebesbande werden geschmiedet, das Jesuskind verschwindet aus der Krippe und der geliebte Hund Felix kehrt zu seinem Frauchen zurück. Alfred Landmesser blickt auch in die Vergangenheit und wendet sich ernsten Themen zu. So gelingt ihm eine einstimmende Sammlung besinnlicher, aber auch humorvoller Geschichten über diesen wunderbaren Monat, den Christmond.

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