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Rationale Pneumologie - systematische Darstellung der wichtigsten Krankheitsbilder - konkrete Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie - Pareto-Prinzip: 20 % Aufwand, 80 % Ergebnisse - rationales Management pneumologischer Erkrankungen Alles Wichtige - typische Beschwerdebilder umfassend dargestellt - spezielle Untersuchungsmethoden - besondere Therapieformen - ausführliches Kapitel über pneumologische Intensivmedizin Übersichtlich und umfassend - Diagnostik und Therapie auch unter wirtschaftlichen Aspekten - Schulung der ärztlichen Urteilskraft
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Seitenzahl: 1306
Pneumologie
Ein Leitfaden für rationales Handeln in Klinik und Praxis
Dieter Köhler, Bernd Schönhofer, Thomas Voshaar
2., aktualisierte und erweiterte Auflage
139 Abbildungen
Gewidmet Allen, die uns das Schreiben dieses Buches ermöglicht haben, vor allem unseren Mitarbeitern und Patienten. Von beiden haben wir viel gelernt.
Die Autoren freuen sich außerordentlich, dass sie 4 Jahre nach Erscheinen des Buches jetzt die 2. Auflage vorlegen können.
Die zweite Auflage hat die Qualität des Buches verbessert, nicht nur wegen der Aktualisierung vieler Themen, sondern auch weil strukturelle Mängel ausgemerzt wurden, wie sie fast typisch für eine Erstauflage sind. Das Volumen des Buches hat dadurch etwas zugenommen, ohne auszuufern.
Vielleicht wird mancher Leser bestimmtes Bildmaterial vermissen, gerade aus dem radiologischen und morphologischen Bereich. Abgesehen davon, dass mit weiterer Illustration der zumutbare Umfang des Buches überschritten würde, haben wir bewusst darauf verzichtet, um die aus unserer Sicht oft nur scheinbar „typischen Bilder“ einer Erkrankung zu vermeiden. Diese sogenannten „klassischen Bilder“ sind in der Praxis eher selten und lenken oft vom Wesentlichen des individuellen Krankheitsfalles ab. So gibt es eben kein typisches Röntgenbild eines Bronchialkarzinoms, der Pneumonie, ja nicht einmal der Lungenfibrose. Zudem steht dem Interessierten im Internet unter den entsprechenden Stichworten eine Fülle von Beispielen der unterschiedlichen Verfahren der Bildgebung sofort zur Verfügung.
Bei der Erstellung der 2. Auflage des Buches fiel uns auf, dass manche Kapitel kaum geändert werden mussten, obwohl scheinbar viele neue Daten verfügbar sind. Das ergab sich aus einem kritischen Rationalismus, der uns bei der Überarbeitung als wesentliche Leitschiene diente. Pathophysiologische Grundsätze und Zusammenhänge ändern sich eben wenig und ihre Kenntnis gibt gerade in Zeiten überbordender Informationsfülle Sicherheit in der klinischen Arbeit.
Wie auch bei der 1. Auflage sind wieder einzelne Kapitel von erfahrenen Klinikern gegengelesen worden. Besonders bedanken möchten wir uns bei PD Dr. Dellweg, der das Kapitel zur Schlafmedizin intensiv lektoriert hat.
Nicht zuletzt unter Berücksichtigung der Anmerkungen und Kommentare der Leser (denen wir hier nochmals danken) hat sich die Qualität des Buches in seiner 2. Auflage noch einmal deutlich verbessert. Wir würden uns freuen, wenn wir auch in Zukunft kritische Rückmeldungen zum Buch insgesamt, aber auch zu konkreten Themen erhalten, am besten via [email protected].
Auf diese Weise bleibt das Buch attraktiv und lebendig.
Schmallenberg, Hannover und Moers, Herbst 2014
Dieter KöhlerBernd SchönhoferThomas Voshaar
Es gibt zahlreiche Lehrbücher in der Medizin. Manche behandeln das gesamte Fachgebiet wie ein Standardwerk, andere sind checklistenartig aufgebaut, wieder andere beschreiben nur ein einziges Krankheitsbild. Durch die starke Zunahme des diagnostischen und therapeutischen Arsenals (beginnend etwa in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts) wird die Lesbarkeit v. a. infolge der Datenfülle zunehmend erschwert. Hinzu kommt, dass die dargestellten Daten und Erkenntnisse rasch veralten können, insbesondere wenn versucht wird, die jeweils neuesten Ergebnisse und Hypothesen zu berücksichtigen. Für isolierte Problemstellungen in der Klinik sind Online-Lehrbücher mit kürzeren Update-Intervallen sehr hilfreich. Erfahrene gehen meist noch einen Schritt weiter und entnehmen Informationen direkt aus Artikeln der aktuellen medizinischen Literatur, die in der Regel als Abstrakt, z. T. auch als Originalarbeit, online zur Verfügung stehen.
Ein weiterer Versuch der letzten Jahre, den klinisch tätigen Ärzten aktuelle Hilfe bei der Diagnostik und Therapie verschiedener Krankheiten zu geben, sind Leitlinien, die es inzwischen für die meisten Krankheiten und Symptome gibt. Abgesehen von der sehr unterschiedlichen Qualität haben die Leitlinien die Fülle des Informationsangebots eher unselektiert vermehrt. Zudem gibt es viele Überschneidungen: so haben z. B. die weltweit von verschiedenen Fachgesellschaften vorliegenden Leitlinien zum Asthma bronchiale mit ihren Anfängen im Jahr 2002 einen Umfang von über 10 000 Seiten erreicht; und das bei einer Erkrankung, die in der Praxis heutzutage kaum noch Probleme bereitet.
Ein großes Problem in der praktischen Umsetzung von Leitlinien im ärztlichen Alltag stellt zudem die meist vorhandene Multimorbidität des einzelnen Patienten dar. Theoretisch kämen aufgrund der verschiedenen einzelnen Grunderkrankungen mehrere Leitlinien gleichzeitig zur Anwendung, wozu sie jedoch nicht ausgelegt sind. Man muss sich nur einmal die Mühe machen, die infrage kommenden Leitlinien bei mehreren multimorbiden älteren Patienten zusammenzustellen. Schnell werden über 2 Dutzend erreicht: eine Informationsfülle, die auch bei bestem Gedächtnis nicht mehr bewältigt werden kann.
Mit dem vorliegenden Lehrbuch versuchen wir einen anderen, rational ausgerichteten Weg zu gehen. Das Buch behandelt vorwiegend diejenigen Erkrankungen, die den sogenannten „Löwenanteil“ in Praxis und Klinik ausmachen. Dabei steht das Ziel im Vordergrund, mit vergleichsweise geringem Aufwand rasch zu einer Diagnose und einer individuell angepassten Therapie zu kommen. Es spiegelt etwa das „Pareto-Prinzip“ wider, das für viele Bereiche des täglichen Lebens anwendbar ist: mit 20 % des Aufwandes können etwa 80 % des Ergebnisses erreicht werden. Um dieses Prinzip sicher anwenden zu können, ist jedoch eine permanente Schulung der Urteilskraft sowohl im pathophysiologischen Verständnis als auch in der emphatischen Bewertung der ärztlichen Handlung erforderlich. Daher wird dem Buch ein Kapitel zum theoretischen Hintergrund der ärztlichen Tätigkeit vorangestellt.
Unter diesem Aspekt ist es unvermeidlich, dass Basiskenntnisse des Fachs vorausgesetzt werden müssen. Ausgefallene Krankheitsbilder werden etwas kürzer abgehandelt, in der Differenzialdiagnose wird allerdings darauf hingewiesen, in welchen Fällen danach gesucht werden soll. Es mag paradox klingen, aber es darf nicht vergessen werden, dass eine seltene Erkrankung zwar selten ist; seltene Erkrankungen an sich jedoch wieder häufig sind, da es außerordentlich viele davon gibt. Der Einzelne sieht immer nur ein bestimmtes Cluster von seltenen Erkrankungen, das kaum übertragbar ist.
Zur rationalen Diagnostik und Therapie gehört ehrlicherweise auch die Berücksichtigung der Kosten, wenn sie ein gewisses Ausmaß erreichen. Es ist offensichtlich, dass wir seit etwa 30 Jahren diagnostisch wie therapeutisch eine echte Leistungsexplosion erleben. Das Gesundheitssystem kann schon seit Längerem nicht mehr sämtliche Maßnahmen abdecken, die medizinisch möglich wären. Eine Erhöhung der Krankenkassenbeiträge (die in Deutschland im internationalen Vergleich bereits zu den höchsten gehören) kann keine Lösung sein, da auf Dauer die wirtschaftliche Situation des Landes stark belastet würde und die Einnahmen sänken; eine weiter zunehmende Unterfinanzierung des Gesundheitssystems wäre die langfristige Folge.
Daher muss sich auch der einzelne Arzt Gedanken über die Ressourcenallokation oder Priorisierung bestimmter diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen machen, so wie es im privaten Leben – oft ohne darüber nachzudenken – immer schon geschieht. Gerade um die medizinischen Entscheidungen beim einzelnen Patienten nicht durch eine vorrangig wirtschaftliche Sichtweise zu belasten, sollen in diesem Lehrbuch Prinzipien beschrieben werden, die aufzeigen, wo kostspielige Therapien sinnvoll einzusetzen sind und in welchen Fällen lediglich die Solidargemeinschaft unnötig belastet würde. Gerade in der Pneumologie steht in vielen Bereichen der Gewinn an Lebensqualität und Lebenserwartung in keinem Verhältnis mehr zu dem vergleichsweise geringen Aufwand. Das Verhältnis ist bei vielen anderen Fachgebieten deutlich ungünstiger.
Die zitierten Literaturangaben konzentrieren sich auf Arbeiten, die prinzipielle bzw. strukturelle Probleme behandeln oder von den Autoren als besonders wertvoll oder richtungweisend angesehen werden.
Naturgemäß ist eine subjektive Sichtweise der Autoren auf das Fachgebiet unvermeidlich, die auch immer schon stark durch die individuelle Patientenklientel bestimmt wird. Alle Autoren verfügen jedoch über jahrzehntelange klinische Erfahrung in großen Abteilungen bzw. Kliniken und profunde Kenntnisse der ambulanten pneumologischen Versorgung durch eine teilweise volle Ermächtigung (jetzt MVZ) im Schwerpunkt Pneumologie. Die Beschränkung auf drei Autoren soll die Lesbarkeit verbessern und Überschneidungen bzw. Widersprüche vermeiden, die in vielen Standardwerken der Medizin infolge der Vielzahl der Autoren oft nicht zu verhindern sind. Zudem sind die Kapitel vielen Kolleginnen und Kollegen zur Überprüfung vorgelegt worden.
Jeder Schwerpunkt im Buch wurde von mindestens einem externen Reviewer durchgesehen, um die Qualität abzusichern. Andere haben zahlreiche Kapitel gegengelesen. Ganz herzlicher Dank gilt deswegen: Dr. Thomas Hausen, Dr. Peter Haidl, Dr. Carsten Neifer, Dr. Karim Osseiran, Dr. Peter Kemper, Dr. Markus Wenzel, Dr. Thomas Barchfeld, Dr. Friedrich Riffelmann, Klaus Fehrenbach, Prof. Dr. Undine Müller, Prof. Dr. Santiago Ewig, Prof. Dr. Robert Möhle, Prof. Dr. Rolf Merget, Prof. Dr. Rudolf Jörres, Prof. Dr. Carlos Schümichen, Dr. K. Kambartel, Dr. Monika Heilmann, Dr. Wolf Harms, Dr. Dirk Heinemeyer, Dr. Klaus-Detlef Schneider, Dr. Hermann Tonn, Ekkehard Höhn, Thomas Getrey und Brigitte Pape.
Abschließend noch eine Bitte: Wenn Ihnen beim Lesen etwas Ergänzungs- oder Korrekturbedürftiges auffällt, wären Ihnen die Autoren für eine kurze Mitteilung sehr dankbar, am besten via [email protected].
Schmallenberg, Hannover und Moers
Dieter KöhlerBernd SchönhoferThomas Voshaar
1948 geboren in Marburg/Lahn. 1964–67 Lehre als Rundfunk- und Fernsehtechniker. Abendschule. 1967–70 Fachhochschule Gießen (Dipl.-Ing. für Nachrichtentechnik). 1970–72 Entwicklung integrierter Schaltkreise, ITT Freiburg. 1972 Medizinstudium in Freiburg, nebenberuflich Entwicklung elektromedizinischer Geräte. 1978 Promotion über Kalzium getragenes Aktionspotential in der Elektrophysiologie, Prof. Antoni Freiburg. 1978–85 Ausbildung zum Internisten / Pneumologen / Allergologen an der Medizinischen Universitätsklinik Freiburg (Prof. Dr. med. H. Matthys). 1982 drei Monate McMaster University Hamilton (Canada). 1985 Habilitation über Deposition und Elimination inhalierter radioaktiv markierter Partikel. 1986 Venia legendi. Seit 1986 Chefarzt im Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft, Zentrum für Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin in Schmallenberg. 1986–2002 komplette KV-Ermächtigung im Bereich der Pneumologie. Sachverständiger für das BfArM, EMEA. 1990 Adolf-Windorfer-Forschungspreis wegen der erstmalig durchgeführten Inhalation von Amilorid bei der Mukoviszidose. 1992 APL-Professor an der Universität Freiburg, 1994 Umhabilitation an die Universität Marburg und Professur des Landes Hessen. 1995 Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin. 1999 Zusatzbezeichnung Internistische Intensivmedizin. Seit 1988 Prüfer und Gutachter bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe. 2001 Präsident der Rheinisch-Westfälischen Vereinigung für Lungen- und Bronchialheilkunde. 2001 Gesundheitspreis des Landes NRW für Arbeitskreis Pneumologischer Kliniken (Evolutionäre Qualitätskontrolle in der Diagnostik und Therapie im Krankenhaus). 2006 Zusatzbezeichnung Schlafmedizin. 2003–07 Vize- und Präsident Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Seit 1990 Sprecher des Arbeitskreises Pneumologischer Kliniken, seit 2007 Präsident des gleichnamigen Verbandes. 2009 Thomas-Mercer-Award der internationalen und der amerikanischen Aerosolgesellschaft für die Lebensleistung im Bereich der Aerosolmedizin. Editorialboard mehrerer Zeitschriften. 2000 Lehrbuch über Theorie und Praxis der Inhalationstherapie. Zahlreiche Buchbeiträge und über 180 Veröffentlichungen in Medline. Inhaber von 15 Patenten.
1958 geboren in Simmerath / Eifel. 1978–85 Medizinstudium an der RWTH Aachen. 1985–91 Ausbildung Innere Medizin am Caritas-Krankenhaus, Bad Mergentheim (Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitätsklinik Heidelberg). 1987 Promotion in der Abteilung für Zahn-, Mund- und Kieferchirurgie, RWTH Aachen. 1991–2001 Assistenz- und Oberarzt im Krankenhaus Kloster Grafschaft, Zentrum für Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin (Prof. Dr. D. Köhler). 1991 Internist. 1994 Schwerpunkt Pneumologie. Seit 1995 Lehrtätigkeit im Zentrum für Innere Medizin, Philipps-Universität Marburg (begleitet von Prof. Dr. P. von Wichert und Prof. Dr. Dr. H. Peter). 1997 Qualifikationsnachweis Somnologie. 1998 Zusatzbezeichnung Internistische Intensivmedizin. 1998 Habilitation im Fach Innere Medizin an der Universität Marburg, Thema „Behandlung der chronisch ventilatorischen Insuffizienz mittels intermittierender Selbstbeatmung“. 2001–02 Forschungsprojekt und Visiting Professor in Edward Hines Jr., VA and Loyola University, Chicago, USA (Prof. M. Tobin), Division of Pulmonary and Critical Care Medicine. Seit Dez. 2002 Chefarzt der Abteilung Pneumologie und internistische Intensivmedizin im Krankenhaus Oststadt-Heidehaus, Klinikum Region Hannover. 2004 außerplanmäßige Professur in der Inneren Medizin der Philipps-Universität Marburg. 2006 Zusatzbezeichnung Schlafmedizin. 2009 Umhabilitation in die innere Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover. 2000–09 in der Assembly „Respiratory Intensive Care“ der European Respiratory Society (ERS). 2006–09 Sprecher der Sektion „Intensiv- und Beatmungsmedizin“ der Deutschen Gesellschaft der Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Seit 2009 Sprecher der Sektion „Respiratorisches Versagen“ der deutschen interdisziplinären Gesellschaft der Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Federführung bei der Erstellung der AWMF S3-Leitlinien „Nicht-invasive Beatmung zur Therapie der akut respiratorischen Insuffizienz“ (publiziert 2008) und der S2-Leitlinie „Prolongierte Entwöhnung vom Respirator“ (publiziert 2014). Seit 2009 Sprecher WeanNet (Netzwerk pneumologischer Weaningzentren, Gruppe 5.1 der Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin der DGP). 2005–11 Associate Editor von Thorax. Editorialboard mehrerer Zeitschriften im Bereich Pneumologie und Intensivmedizin. Zahlreiche Buchbeiträge und Herausgeberschaften. Über 150 Veröffentlichungen in Medline. Seit 2010 Sprecher des zertifizierten Lungenkrebszentrums und seit 2011 Mitglied des Direktoriums des Klinikum Siloah-Oststadt-Heidehaus.
1958 geboren in Neuenhaus/Grafschaft Bentheim. 1977–83 Medizinstudium an der Ruhr-Universität Bochum. 1983 Grundwehrdienst als Truppenarzt. 1984–90 Ausbildung zum Internisten am Marienhospital Gelsenkirchen (Prof. Dr. H. Thiel). 1985 Promotion in der experimentellen Immunologie zur Regulation der Immunglobulinsynthese (Prof. Dr. W. König, Bochum). 1990–93 Ausbildung Pneumologie und Allergologie am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft, Schmallenberg (Prof. Dr. D. Köhler). 1991 Oberarzt dort. Seit Sept. 1993 Chefarzt am Krankenhaus Bethanien, Moers, Medizinische Klinik III, Schwerpunkt Pneumologie, Allergologie, Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin; Lungenzentrum. Seit 1994 KV-Ermächtigung im Bereich Pneumologie und gesondert für die Beurteilung bronchoalveolärer Lavagen (BAL). Seit 1995 Prüfer für den Schwerpunkt Lungen- und Bronchialheilkunde und seit 2006 Schlafmedizin bei der Ärztekammer Nordrhein. 1997 Zusatzbezeichnungen Umweltmedizin und Physikalische Therapie. 2006 Zusatzbezeichnung Schlafmedizin. Seit April 2008 Leiter des DKG-zertifizierten Lungenkrebszentrums am Krankenhaus Bethanien. Seit Sept. 2008 Ärztlicher Direktor der Stiftung Krankenhaus Bethanien. Publikationen und Buchbeiträge zur Aerosolmedizin, COPD und speziellen Themen der Allergologie. Buchautor „Therapie mit Aerosolen“, UNI-MED-Verlag, 2005. Autor der „Empfehlungen für die Auswahl von Inhalationssystemen zur Medikamentenverabreichung“. Autor der „Empfehlungen zur Inhalation mit Druckluft- und Ultraschallgeräten“ im Auftrag der Deutschen Arzneimittelkommission. Co-Autor mehrerer AWMF-Leitlinien. Peer-review-Tätigkeit für verschiedene Fachzeitschriften. Tätigkeit als Sachverständiger für das BfArM. Gutachter bei der Ärztekammer Nordrhein.
Gründer der Arbeitsgruppe „Aerosolmedizin“ in der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP), jetzt wissenschaftliche Sektion „Pathophysiologie und Aerosolmedizin“ in der DGP. Deutscher Vertreter in der task force/internationalen Konsensusgruppe „Inhalationstherapie“ der European Respiratory Society (ERS) und der International Society of Aerosols in Medicine (ISAM). Präsident der Rheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Lungen- und Bronchialheilkunde 2006–07. Seit 2011 Geschäftsführer der Westdeutschen Gesellschaft für Pneumologie (WdGP). Seit 2013 Vorsitzender des Verbandes Pneumologischer Kliniken in Deutschland (VPK). Über 50 Veröffentlichungen in medline.
µm
Mikrometer
6-MWT
6-Minuten-Gehtest
A.
Aspergillus
AaDO2
alveoloarterieller Sauerstoffgradient
ABPA
allergische bronchopulmonale Aspergillose
ACC
Acetylcystein
ACCP
American College of Chest Physicians
ACE
Angiotensin konvertierendes Enzym
ADH
antidiuretisches Hormon
AEP
akute Eosinophilenpneumonie
AFS
Allergic fungal Sinusitis
AIDS
erworbenes Immundefizienzsyndrom
AIP
akute interstitielle Pneumonie
AHI
Apnoe/Hypopnoe-Index
Ak
Antikörper
ALI
Acute Lung Injury
ALK
Anaplastic Lymphome Kinase
ALS
amyotrophe Lateralsklerose
ANA
antinukleäre Antikörper
ANCA
antineutrophile zytoplasmatische Antikörper
APAH
assoziierte Formen der pulmonalarteriellen Hypertonie
APA
Auto-CPAP
APC
aktiviertes Protein C
APC
Argonplasmakoagulation
APRV
Airway Pressure-released Ventilation
ARDS
Acute (Adult) Respiratory Distress Syndrome
ARI
akute respiratorische Insuffizienz
ASL
Antistreptolysin
ASS
Acetylsalicylsäure
ASV
adaptive Servoventilation
ATP
Adenosintriphosphat
BAL
bronchoalveoläre Lavage
BE
Basenüberschuss (base excess)
BE
Bronchiektasen
BGA
Blutgasanalyse
BiPAP
Bilevel inspiratory positive Airway Pressure
BK
Berufskrankheit
BMF
Bundesministerium für Gesundheit
BNP
Brain-type natriuretisches Peptid
BODE-Index
Body-Mass-Index, Airflow Obstruction, Dyspnoea und Exercise Capacity
BOOP
Bronchiolitis obliterans mit organisierender Pneumonie
BQS
Bundeszentrale für Qualitätssicherung
BSC
Best supportive Care
BTPS
Body, Temperature, Pressure, Saturated
BUB
Bundesausschuss
BWS
Brustwirbelsäule
C.
Candida
CA
Community-acquired MRSA
CAP
Community-acquired Pneumonia
CEP
chronische Eosinophilenpneumonie
CFA
kryptogen fibrosierende Alveolitis
CFTR
Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator
CGA
Chromogranin A
CID
Critical-Illness-Delir
CIM
Critical-Illness-Myopathie
CIP
Critical-Illness-Polyneuropathie
CK
Kreatinkinase
CMV
Zytomegalievirus
CO
Kohlenmonoxid
CO2
Kohlendioxid
COP
kryptogene organisierende Pneumonie
COPD
chronisch obstruktive Lungenerkrankung
CPAP
chronisch positiver Atemwegsdruck
CRP
C-reaktives Protein
CSA
Cheyne-Stokes-Atmung
CT
Computertomografie/Computertomogramm
CTEPH
chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie
CUP
Cancer of unknown Primary
CVID
variables Immundefektsyndrom (Common Variable Immunodeficiency)
CVVH
kontinuierliche venovenöse Hämofiltration
DAB
diffuse Aspirations-Bronchiolitis
DAD
diffuse alveoläre Schädigung
DAH
diffuse alveoläre Hämorrhagie
DGP
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
DIP
desquamative interstitielle Pneumonitis
DLCO
Diffusionskapazität der Lunge für Kohlenmonoxid
DMP
Disease Management Programm
DNCG
Dinatriumchromoglicicum
DOT
Direct observed Therapy
DPI
Dry Powder Inhaler
DPLD
diffuse Lungenparenchymerkrankungen
DRG
Diagnosis-related Group
dsDNA
Doppelstrang-DANN
DZ
Tumorverdopplungszeit
E.
Escherichia
EAA
exogen allergische Alveolitis
EBM
evidenzbasierte Medizin
EBUS
endobronchiale Ultraschalluntersuchung
EBV
Epstein-Barr-Virus
ECMO
extrakorporale Membran-Oxygenierung
ECOG
Eastern Cooperative Oncology Group
EDV
elektronische Datenverarbeitung
EEG
Elektroenzephalogramm
EGF
Epithelial Growth Factor
EGFR
EGF-Rezeptor
EKG
Elektrokardiografie/Elektrokardiogramm
ELISA
Enzyme-linked Immunosorbent Assay
ELVR
endoskopischen Lungenvolumenreduktion
EMB
Ethambutol
EMG
Elektormyogramm
EOG
Elektrookulogramm
EPAP
Expiratory positive Airway Pressure, 12
EPO
Erythropoetin
EPP
extrapleurale Pneumektomie
ESBL
Extended Spectrum β-Laktamasen
ESS
Epworth Sleepiness Scale
EUS
transösophageler Ultraschall
FEV1
forcierte exspiratorische Einsekundenkapazität
FiO2
inspiratorische O
2
-Konzentration
FIV1
forcierte inspiratorische Einsekundenkapazität
FPAH
familiäre pulmonalarterielle Hypertonie
FRC
funktionelle Residualkapazität
FVC
forcierte Vitalkapazität
G-BA
Gemeinsamer Bundesausschuss
GH-RH
Gonadotropin-Releasing Hormon
GINA
Global Initiative for Asthma
GKP
Ganzkörperpletysmografie
GM-CSF
Granulozyten- und Makrophagen-stimulierender Faktor
GOLD
Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease
HAP
Hospital-acquired Pneumonia
Hb
Hämoglobin
HCAP
Health Care-associated Pneumonia
HCG
humanes Choriongonadotropin
HCO3-
Bikarbonat
HDL
High Density Lipids
HIV
humanes Immundefizienzvirus
HOCM
hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie
HR-CT
High Resolution CT
ICSD-2
International Classification of Sleep Disorders
ICU
Intensive Care Unit
Ig
Immunglobulin
IGRA
γ-Interferon-Release-Test
IL
Interleukin
ILA
Interventional Lung Assist
ILO
International Labour Organization
INH
Isoniazid
INR
International normalized Ratio
IPAH
idiopathische pulmonalarterielle Hypertonie
IPF
idiopathische pulmonale Fibrose
IQWiG
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
IRDS
Infant Respiratory Distress Syndrome
ITGV
intrathorakales Gasvolumen
ITT
Intention to treat
IVC
inspiratorische Vitalkapazität
KCO
Diffusionskapazität pro Alveolarvolumen
KG
Körpergewicht
KHK
koronare Herzkrankheit
kPa
Kilopascal
l
Liter
LA
linker Vorhof
LABA
lang wirksame β
2
-Agonisten
LAM
Lymphangioleiomyomatose
LAMA
lang wirksame Anticholinergika
LDH
Laktatdehydrogenase
LE
Lupus erythematodes
LHC
Langerhans-Zell-Histiozytose
LIP
lymphozytäre interstitielle Pneumonie
Lufu
Lungenfunktionsuntersuchung
LV
linker Ventrikel
LVRS
Lung Volume Reduction Surgery
LWS
Lendenwirbelsäule
M.
Mycobacterium
MdE
Minderung der Erwerbsfähigkeit
MDR-Tb
Multidrug-resistant Tuberculosis
MEF
maximaler exspiratorischer Fluss
MERS
Middle East Respiratory Syndrome
min
Minute(n)
MMAD
mittlerer aerodynamischer Massendurchmesser
MPO
Myeloperoxydase
MRSA
Methicillin-resistenter Staph. Aureus
MRT
Magnetresonanztomografie/Magnetresonanztomogramm
MSLT
Multiple Sleep Latency Test
MSNA
Muscle Sympathic Nerve Activity
MTA
medizinisch-technische(r) Assistent(in)
mTOR
Mammalian Target of Rapamycin
MWT
Maintenance of Wakefulness Test
N.
Nocardia
NAVA
Neurally Adjusted Ventilatory Assist
NIV
nichtinvasive Beatmung
NK-Zellen
Natürliche Killerzellen
NNH
Nasennebenhöhlen
NNR
Nebennierenrinde
NO
Stick(stoffmon)oxid
NSAR
nichtsteroidale Antirheumatika
NSCLC
nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (Non Small Cell Lung Carcinoma)
NSE
neuronspezifische Enolase
NSG
nekrotisierende Sarkoid-Granulomatose
NSIP
nichtspezifische interstitielle Pneumonie
NTM
nichttuberkulöse Mykobakterien
NYHA
New York Heart Association
O2
Sauerstoff
ODTS
Organic Dust Toxic Syndrome
OHS
Obesitas-Hypoventilationssyndrom
OSA
obstruktive Schlafapnoe
paCO2
arterieller Kohlendioxidpartialdruck
PAH
pulmonalarterielle Hypertonie
PAK
polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
paO2
arterieller Sauerstoffpartialdruck
PAPs
systolischer Pulmonalisdruck
PAPm
pulmonalarterieller Mitteldruck
PAS
Paraaminosalicylsäure
PAV
Proportional Assist Ventilation
PCD
primäre Ziliendyskinesie
PCH
pulmonalkapilläre Hämangiomatose
pCO2
Kohlendioxidpartialdruck
PCR
Polymerasekettenreaktion
PCT
Procalcitonin
PCV
Pressure-controlled Ventilation
PCWP
Pulmonary Capillary Wedge Pressure
PD
Provokationsdosis
PEEP
positiver endexspiratorischer Druck
PEF
exspiratorischer Spitzenfluss
PEG
perkutane endoskopische Gastrostomie
PEP
Positive Expiratory Pressure
PET
Positronenemissionstomografie
Pimax
maximale inspiratorische Kraft
PLMD
Periodic Limb Movement Disorders
PM
partikelförmige Materie
PMDI
pressurized Metered Dose Inhaler
pO2
Sauerstoffpartialdruck
PO4
Phosphat
PS
progenierende Schiene
PSG
Polysomnografie
PSV
Pressure Support Ventilation
PSS
progressive systemische Sklerose
PTT
partielle Thromboplastinzeit
PVOD
veno-okklusive Erkrankung
Pwedge
pulmonaler Verschlussdruck
PZA
Pyrazinamid
RA
rechter Vorhof
RADS
Reactive Airways Dysfunction Syndrome
RAST
Radio Allergo Sorbent Test
Raw
Atemwegswiderstand
RB-ILD
respiratorische Bronchiolitis mit interstitieller Lungenerkrankung
RCT
randomisiert kontrollierte Studie
RDI
Respiratory Disturbance Index
Reff
effektiver Atemwegswiderstand (Flächenmittelwert der in- und exspiratorischen Atemwegswiderstandsschleife)
REM
Rapid Eye Movement
RERA
Respiratory Effort Related Arousal
RG
Rasselgeräusch
RA
rheumatoide Arthritis
RHK
Rechtsherzkatheter
RLS
Restless Legs Syndrome
RMB
Rifampicin
ROSE
Rapid on-site cytopathologic Examination
RR
Blutdruck
RS-Virus
Respiratory Syncytial Virus
Rtot
Gesamtatemwegswiderstand (= maximaler negative Kammerdruck)
rtPA
rekombinanter Gewebsplasminogen-Aktivator
RTW
Rettungstransportwagen
RV
rechter Ventrikel
s
Sekunde(n)
SaO2
arterielle Sauerstoffsättigung
SARS
Severe acute Respiratory Syndrome
SBAS
schlafbezogene Atmungsstörungen
SCCM
Society of Critical Care Medicine
SCLC
kleinzelliges Lungenkarzinom (Small Cell Lung Carcinoma)
SGB
Sozialgesetzbuch
sIL-2-R
löslicher Interleukin-2-Rezeptor
SIRS
systemisches inflammatorisches Response-Syndrom
SIT
spezifische Immuntherapie
SLE
systemischer Lupus erythematodes
SLIT
sublinguale Immuntherapie
SO4
Sulfat
sRaw
spezifischer Atemwegswiderstand
sReff
spezifischer effektiver Atemwegswiderstand
sRtot
spezifischer Gesamtatemwegswiderstand
SW
Sollwert
TACO
Transfusion-associated Volume/Circulatory Overload
Tbc
Tuberkulose
TEE
transösophageale Echokardiografie
TGF
Transforming Growth Factor
Ti
Inspirationszeit
TI
Trikuspidalinsuffizienz
TIPS
transjugulärer intrahepatischer portokavaler Shunt
TISS-28-Score
therapeutic intervention scoring system
TK
Tyrosinkinase
TKI
Tyrosinkinasehemmer
TLC
totale Lungenkapazität
TLCO
Transferfaktor der Lunge für Kohlenmonoxid
TLCOSB
TLCO - single Breath
TNF
Tumornekrosefaktor
TOS
Thoracic Outlet-Syndrom
TPG
transpulmonaler Gradient
TPMT
Thiopurin-Methyltransferase
TRALI
Transfusion-related acute Lung Injury
TTE
transthorakale Echokardiografie
TTF
thyreoidaler Transkriptionsfaktor
UIP
gewöhnliche („usual“) interstitielle Pneumonie
UPPP
Uvulopalatopharyngoplastik
VA
alveoläres Volumen
VATS
videoassistierte Thorakoskopie
VC
Vitalkapazität
VCD
Vocal Cord Dysfunction
VE
Atemminutenvolumen
VEGF
Vascular Endothelial Growth Factor
VIDD
Ventilator-induced diaphragmatic Dysfunction
Vt
Atemzugvolumen
WHO
Weltgesundheitsorganisation
XTR-Tb
Extensive Drug-resistant Tuberculosis
YAG
Ittrium-Aluminium-Granat
Widmung
Vorwort zur zweiten Auflage
Vorwort zur ersten Auflage
Autorenvorstellung
Prof. Dr. med. Heinz Dieter Köhler
Prof. Dr. med. Bernd Gottfried Schönhofer
Dr. med. Thomas Hermann Voshaar
Abkürzungsverzeichnis
1 Theoretischer Hintergrund der rationalen ärztlichen Tätigkeit
1.1 Einleitung
1.2 Problematik der evidenzbasierten Medizin
1.3 Konsequenzen für das ärztliche Handeln
2 Pneumologische Untersuchungen
2.1 Einleitung
2.2 Spirometrie
2.2.1 Normalbefund
2.2.2 Obstruktive Ventilationsstörung
2.2.3 Restriktive Ventilationsstörung
2.2.4 Besondere Befunde
2.3 Ganzkörperplethysmografie (GKP)
2.3.1 Obstruktive Ventilationsstörung
2.3.2 Restriktive Ventilationsstörung
2.4 Blutgase
2.4.1 Physiologischer Hintergrund
2.4.2 Sauerstoffpartialdruck (pO2)
2.4.3 Sauerstoffsättigung und Atemminutenvolumen
2.4.4 Pathologische pH-Verschiebungen
2.5 Hyperreagibilitätstest
2.5.1 Methodische Voraussetzungen
2.5.2 Testablauf
2.6 Diffusionskapazitätsmessung
2.6.1 Emphysem
2.6.2 Fibrose
2.7 Messmethoden der Atempumpe
2.8 Belastungsuntersuchungen
2.8.1 Sollwerte
2.9 Spiroergometrie
2.10 Hyperventilationstest
2.11 Sonografie
2.11.1 Echokardiografie
2.11.2 Weitere sonografische Untersuchungsindikationen
2.12 Rechtsherzkatheter
2.13 Bronchoskopie
2.13.1 Verfahren
2.13.2 Durchführen der Bronchoskopie
2.13.3 Bronchoalveoläre Lavage (BAL)
2.13.4 Transbronchiale Biopsie
2.13.5 Kontraindikationen
2.14 Thorakoskopie
2.15 Pulmonaler Rundherd
2.15.1 Positronenemissionstomografie (PET)
2.15.2 Weiteres diagnostisch-therapeutisches Procedere
2.15.3 Multiple Lungenrundherde
2.16 Perkutane thorakale Punktion
2.16.1 Punktionstechnik mit Führungskanüle
2.16.2 Nadeldurchmesser und Komplikationsrate
2.17 Histologie und Zytologie
2.17.1 Imprintzytologie
3 Pneumologische Kardinalsymptome
3.1 Allgemeine Vorbemerkung zu Diagnosepfaden
3.2 Dyspnoe
3.2.1 Passagere oder chronische Luftnot
3.2.2 Beschreibung und Pathophysiologie
3.2.3 Anamnese
3.2.4 Klinik
3.2.5 Quantifizierung der Luftnot
3.2.6 Diagnostisches Procedere
3.3 Husten
3.3.1 Grundsätzliches
3.3.2 Akuter Husten
3.3.3 Chronischer Husten
3.3.4 Therapie
3.4 Bluthusten
3.4.1 Hämoptysen
3.4.2 Hämoptoe
3.5 Thoraxschmerz
3.5.1 Retrosternaler Druck/Brennen
3.5.2 Pleura-/atemabhängige Schmerzen
3.5.3 Lokale Schmerzen im Bereich der Thoraxwand
3.5.4 Radikuläre Schmerzen (BWS-Syndrom)
3.5.5 Schmerzen im Bereich der oberen Thoraxapertur
3.5.6 Schmerzen im Bereich des Ösophagus
3.5.7 Herz – kardialer Ischämieschmerz
3.5.8 Einmalig auftretender, schwerer Schmerz
3.6 Unklare Hypoxämie
4 Atemwegserkrankungen
4.1 Akute und subakute Bronchitis und Sinusitis
4.1.1 Beschreibung
4.1.2 Häufigkeit
4.1.3 Ätiologie und Pathogenese
4.1.4 Klinik und körperliche Untersuchung
4.1.5 Diagnostik
4.1.6 Sonderformen
4.1.7 Therapie
4.2 Asthma bronchiale
4.2.1 Beschreibung
4.2.2 Häufigkeit
4.2.3 Ätiologie
4.2.4 Pathophysiologie
4.2.5 Klinik und körperliche Untersuchung
4.2.6 Diagnostik
4.2.7 Schweregrade
4.2.8 Differenzialdiagnose und Fallgruben
4.2.9 Therapie
4.3 Chronisch obstruktive Bronchitis und/oder Emphysem (COPD)
4.3.1 Beschreibung
4.3.2 Häufigkeit
4.3.3 Ätiologie
4.3.4 Pathophysiologie
4.3.5 Klinik und körperliche Untersuchung
4.3.6 Schweregrade
4.3.7 Diagnostik
4.3.8 Therapie
4.4 Mukoviszidose
4.4.1 Beschreibung
4.4.2 Häufigkeit
4.4.3 Ätiologie und Pathogenese
4.4.4 Klinik und körperliche Untersuchung
4.4.5 Diagnostik
4.4.6 Therapie
4.5 Atemwegserkrankungen mit chronischer Deformation
4.5.1 Bronchiektasen
4.6 Besondere Krankheitsbilder
4.6.1 Dyskinetisches Ziliensyndrom (Primary Ciliar Dyscinesia; PCD)
4.6.2 Fremdkörperaspiration
4.6.3 Immundefekte
4.6.4 Autoimmunerkrankungen
4.6.5 Young’s-Syndrom
4.6.6 Yellow-Nail-Syndrom
4.6.7 Dilatative Trachealerkrankungen
4.6.8 Einengende Trachealerkrankungen
4.6.9 Lungensequester
5 Infektiöse Lungenparenchymerkrankungen
5.1 Einleitung
5.2 Diagnostisch-therapeutischer Algorithmus
5.2.1 Ambulanz
5.2.2 Krankenhaus
5.3 Ambulant erworbene Pneumonie
5.3.1 Häufigkeit und Definition
5.3.2 Ätiologie und Pathogenese
5.3.3 Klinik
5.3.4 Labor/Mikrobiologie
5.3.5 Therapie
5.4 Nosokomiale Pneumonie
5.4.1 Definition und Häufigkeit
5.4.2 Ätiologie
5.4.3 Diagnostik
5.4.4 Therapie
5.5 Besonderheiten und einzelne Infektionen
5.5.1 Pneumokokkenpneumonie
5.5.2 Lungenabszess
5.5.3 Mediastinitis
5.5.4 MRSA-Pneumonie
5.5.5 Aspirationspneumonie
5.5.6 Viruspneumonie
5.5.7 Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie
5.5.8 Mittellappensyndrom
5.5.9 Pilzpneumonien
5.5.10 Pneumonie unter Immunsuppression
5.6 Tuberkulose
5.6.1 Häufigkeit
5.6.2 Pathogenese
5.6.3 Risikofaktoren
5.6.4 Klinik
5.6.5 Radiologie
5.6.6 Labor und sonstige Diagnostik
5.6.7 Verlauf und Therapie
5.6.8 Latente Tuberkulose-Infektion
5.6.9 Komplikationen
5.6.10 Multiresistente Tuberkulose
5.7 Nichttuberkulöse Mykobakterien (NTM)
5.7.1 Beschreibung und Häufigkeit
5.7.2 Pathogenese
5.7.3 Diagnostik
5.7.4 Therapie
5.8 Parasitosen
5.8.1 Allgemeines
5.8.2 Malaria
5.8.3 Toxoplasmose
5.8.4 Fadenwürmer
5.8.5 Lungenegel (meist Paragonimus westermani)
5.8.6 Echinokokkose
6 Interstitielle und infiltrative Lungenparenchymerkrankungen
6.1 Allgemeine Vorbemerkungen
6.1.1 Systematik
6.1.2 Diagnostik
6.1.3 Therapie
6.2 Idiopathische interstitielle Pneumonien
6.2.1 Allgemeines
6.2.2 Idiopathische pulmonale Fibrose (IPF)
6.2.3 Nicht spezifische interstitielle Pneumonie (NSIP)
6.2.4 Desquamative interstitielle Pneumonie (DIP)
6.2.5 Respiratorische Bronchiolitis mit interstitieller Lungenerkrankung (RB-ILD)
6.2.6 Akute interstitielle Pneumonie (AIP)
6.2.7 Lymphozytäre interstitielle Pneumonie (LIP)
6.2.8 Kryptogene organisierende Pneumonie (COP)
6.3 Granulomatöse Erkrankungen
6.3.1 Sarkoidose
6.3.2 Exogen allergische Alveolitis (EAA)
6.4 Lungenbeteiligung bei Systemerkrankungen
6.4.1 Kollagenosen
6.4.2 Vaskulitiden
6.4.3 Spezielle Entitäten und seltene Erkrankungen
6.5 Primär nicht infektiöse Lungeninfiltrate
6.5.1 Eosinophile Lungenparenchymerkrankungen
6.5.2 Strahleninduzierte Pneumonitis und Fibrose
6.5.3 Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA)
6.5.4 Lungeninfiltrate durch Medikamente
6.5.5 Diffuse alveoläre Hämorrhagie (DAH)
7 Pleuraerkrankungen
7.1 Pleuritis sicca
7.2 Pleuraerguss
7.2.1 Beschreibung
7.2.2 Häufigkeit
7.2.3 Pathophysiologie und Ätiologie
7.2.4 Klinik und körperliche Untersuchung
7.2.5 Diagnostik
7.2.6 Pleuratranssudat
7.2.7 Pleuraexsudat
7.2.8 Besonderheiten bei Pleuraergüssen im Rahmen bestimmter Krankheiten
7.3 Pneumothorax
7.3.1 Beschreibung
7.3.2 Häufigkeit
7.3.3 Ätiologie und Pathophysiologie
7.3.4 Klinik und körperliche Untersuchung
7.3.5 Diagnostik
7.3.6 Funktionsuntersuchungen
7.3.7 Therapie
8 Pulmonale Hypertonie
8.1 Grundsätzliche Überlegungen und Klassifikation
8.2 Pulmonalarterielle Hypertonie (PAH)
8.2.1 Epidemiologie
8.2.2 Beschreibung und Pathophysiologie
8.2.3 Klinik
8.2.4 Diagnostik
8.2.5 Therapie
8.3 Pulmonale Hypertonie in Verbindung mit Linksherzerkrankung
8.3.1 Beschreibung und Pathogenese
8.3.2 Therapie
8.4 Pulmonale Hypertonie bei Lungenerkrankung mit Hypoxämie
8.4.1 Beschreibung und Pathogenese
8.4.2 Therapie
8.5 Lungenembolie
8.5.1 Allgemeine Diagnostik
8.5.2 Akute Lungenembolie
8.5.3 Chronische zentrale Thromboembolie (CTEPH)
8.5.4 Chronische, rezidivierende periphere Lungenembolie
9 Allergien, Umwelt- und Berufserkrankungen
9.1 Pneumologische Allergologie
9.1.1 Pseudoallergien
9.1.2 Epidemiologie
9.1.3 Allergenquellen
9.1.4 Kreuzreaktionen
9.1.5 Symptomatik
9.1.6 Verlaufsformen
9.1.7 Wichtige Differenzialdiagnosen
9.1.8 Diagnostik
9.1.9 Therapie
9.2 Umwelterkrankungen
9.2.1 Schadstoffaerosole
9.3 Begutachtung
9.3.1 Allgemeine Vorbemerkungen
9.3.2 Durchführung des Gutachtens
9.4 Berufserkrankungen
9.4.1 Akute Berufserkrankungen
9.4.2 Chronische Berufserkrankungen
10 Thorakale Tumoren
10.1 Gutartige Lungen- und Bronchialtumoren
10.2 Lungenkarzinom
10.2.1 Beschreibung
10.2.2 Häufigkeit
10.2.3 Ätiologie, Pathogenese
10.2.4 Risikofaktoren/Prävention
10.2.5 Klinik
10.2.6 Diagnostik
10.2.7 Allgemeine Prinzipien der Therapie
10.2.8 Experimentelle Ansätze, nicht konventionelle Methoden
10.2.9 Nachsorge des Lungenkarzinoms
10.3 Bronchialer Karzinoidtumor
10.3.1 Beschreibung
10.3.2 Häufigkeit
10.3.3 Klinik
10.3.4 Diagnostik
10.3.5 Therapie
10.4 Bronchialdrüsenkarzinom
10.5 Lungenmetastasen
10.5.1 Beschreibung und Häufigkeit
10.5.2 Klinik
10.5.3 Diagnostik
10.5.4 Therapie
10.5.5 Nachsorge
10.6 Mediastinaltumoren
10.6.1 Beschreibung
10.6.2 Häufigkeit
10.6.3 Klinik
10.6.4 Diagnostik
10.6.5 Tumorentität und Therapie
10.7 Gutartige Pleuratumoren
10.8 Bösartige Pleuratumoren
10.8.1 Beschreibung
10.8.2 Ätiologie
10.8.3 Häufigkeit
10.8.4 Klinik und Prognose
10.8.5 Diagnostik
10.8.6 Labor
10.8.7 Funktionsdiagnostik
10.8.8 Stadieneinteilung
10.8.9 Therapie
10.9 Pleurametastasen
10.10 Brustwandtumoren
11 Schlafmedizin
11.1 Klassifikation der Schlafstörungen (International Classification of Sleep Disorders, ICSD-2)
11.2 Insomnie
11.2.1 Beschreibung und Häufigkeit
11.2.2 Diagnostik
11.2.3 Therapie
11.3 Narkolepsie
11.3.1 Ätiologie
11.3.2 Klinik und Therapie
11.4 Schlafbezogene Bewegungsstörungen
11.5 Weitere Schlafstörungen
11.6 Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS)
11.6.1 Beschreibung und Klinik
11.6.2 Pathophysiologie
11.6.3 Diagnostik
11.6.4 Screening-Verfahren
11.6.5 Obstruktive Schlafapnoe (OSA)
11.6.6 Obesitas-Hypoventilationssyndrom (OHS)
11.6.7 Zentrale Schlafapnoe (ZSA)
12 Pneumologische Intensivmedizin
12.1 Pathophysiologie des kritisch Kranken
12.1.1 Allgemeine Vorbemerkungen
12.1.2 Sauerstoffangebot/Verbrauch
12.1.3 Hypoxämie – Hypoxie
12.1.4 Sollwertbereich Sauerstoffgehalt
12.1.5 Hyperkapnie
12.1.6 Gemeinsamkeiten zwischen Atemmuskel- und Herzmuskelinsuffizienz
12.1.7 Lunge und Wasserhaushalt
12.1.8 Sedierung
12.1.9 Ernährung
12.1.10 Critical-Illness-Polyneuropathie, -Myopathie und -Delir
12.1.11 Katecholamine
12.1.12 Sepsis
12.1.13 Azidose/Alkalose
12.1.14 Monitoring
12.2 Beatmungsmedizin
12.2.1 Beatmungszugang
12.2.2 Beatmungsmodus
12.2.3 Akute hyperkapnische Insuffizienz
12.2.4 Hypoxische Insuffizienz
12.2.5 Weaning
13 Besondere Therapieformen
13.1 Sauerstofftherapie
13.1.1 Pathophysiologie
13.1.2 Hyperkapnische Insuffizienz
13.1.3 Hypoxische Insuffizienz
13.1.4 Sauerstoffsysteme/-applikatoren
13.1.5 Sauerstofftoxizität
13.2 Elektive nicht invasive (NIV) und invasive Beatmung
13.2.1 Pathophysiologie
13.2.2 Invasive Beatmung
13.2.3 Indikation NIV
13.2.4 Beatmungsmodus
13.2.5 Maskenanpassung
13.2.6 Praktische Durchführung der Respiratoreinstellung
13.2.7 Nebenwirkungen der nichtinvasiven Beatmung
13.3 Physikalische Therapie
13.3.1 Pathophysiologie
13.3.2 Techniken zur Hustenstoßoptimierung
13.3.3 Alternative Techniken zum Husten
13.3.4 Lagerungsdrainage
13.4 Inhalationstherapie
13.4.1 Inhalationssysteme
13.4.2 Inhalationsmanöver
13.4.3 Deposition
13.4.4 Schleimretention
13.4.5 Antibiotikainhalation
13.5 Drainagemanagement
13.5.1 Punktionstechnik
13.5.2 Katheteranlage
13.5.3 Pleuraergussdrainage
13.5.4 Pleuraempyem
13.5.5 Pneumothorax
13.5.6 Verödungsbehandlung Pleuraerguss
13.6 Interventionelle Bronchoskopie
13.6.1 Bronchoskopie in starrer und flexibler Technik
13.6.2 Tumoren
13.6.3 Fremdkörperentfernung
13.6.4 Hämoptysen
13.6.5 Bronchusstenosen
13.6.6 Stents
13.6.7 Seltenere Indikationen für Interventionen
13.7 Lungentransplantation
13.7.1 Indikation
13.7.2 Allgemeine Kriterien
13.7.3 Funktionswerte
13.7.4 Überlebensraten
13.7.5 Postoperative Versorgung
13.8 Rehabilitation
13.8.1 Indikation
13.8.2 Inhalte
13.9 Patientenschulung
13.9.1 Schulungsinhalte
13.9.2 Raucherentwöhnung
13.10 Palliativmedizin
13.10.1 Symptombehandlung
13.10.2 Patientenautonomie
13.10.3 Angehörige
13.10.4 Patientenbegleitung
13.11 Fehlermanagement
13.11.1 Schwere Behandlungsfehler
Anschriften
Sachverzeichnis
Impressum
Man könnte sich fragen: Wozu erscheint ein solches Kapitel in einem Lehrbuch für Pneumologie? Nun, wir halten eine Reflexion über die aktuellen Entwicklungen in der Medizin und über einige Grundsätze der ärztlichen Entscheidungsfindung und Handlung für erforderlich, u.a. auch um gegen Einschränkungen der diagnostischen und therapeutischen Freiheit im Gesundheitswesen argumentieren zu können, mit der man sich permanent auseinandersetzen muss. Der Konflikt wird z.B. im onkologischen, intensiv- und palliativmedizinischen Abschnitt dieses Buches unmittelbar deutlich.
Dabei geht es gar nicht um staatliche oder finanzielle Zwänge, die es natürlich auch gibt. Sie würden den Umfang des Kapitels sprengen. Es geht vielmehr um versteckte Zwänge innerhalb der wissenschaftlichen Medizin, die sich in ihren „Opinion-Leadern“ und damit gekoppelt in den wissenschaftlichen Zeitschriften und Leitlinien widerspiegeln. Hintergrund sind mitunter starke Gruppen- und Einzelinteressen der Fachdisziplinen, wissenschaftlicher Institute, Berufsverbände, Pharmaindustrie und Patienten selber. Da die Politik mehr denn je auf Fachgutachten bei der Erstellung von Rechtsverordnungen angewiesen ist, fließen diese Faktoren in unterschiedlichem Ausmaß dort ein. Im Gefolge müssen die Rechtsverordnungen permanent angepasst werden, weil sie ständig von unterschiedlichen Gruppen oder Einzelpersonen aus verschiedenen Gründen unterlaufen werden. Am Ende steht dann meist eine komplizierte Gesetzeslage, die – wenn auch mit bester Absicht entstanden – in der Praxis mitunter mehr Nachteile als Vorteile aufweist. Die dann aufkommende Verärgerung wird oft zu kurzsichtig der Politik oder den zuständigen Ministerien zugeordnet, obwohl diese infolge der Gutachter unter Umständen nur einen geringen Handlungsspielraum hatten. Vergessen wird zudem, dass die Landesärztekammern legislative Funktion haben, die Ärzte also für viele Vorgaben selbst verantwortlich sind – ein Tatbestand, der bei keiner anderen Berufsgruppe in diesem Ausmaß vorkommt.
Besonders kritisch zu beurteilen ist hier der oft zu starke Einfluss der so genannten evidenzbasierten Medizin (EBM), der bis in die Verordnungstätigkeit hineinwirkt. Man denke dabei nur an die Problematik der Off-Label-Use-Verordnungen. Ursprünglich ist die evidenzbasierte Medizin entstanden, um die Fülle der medizinischen Literatur zu sortieren und Kriterien zu entwickeln, mit denen wissenschaftliche Arbeiten nach standardisierten Kriterien bewertet werden können. Publikationen von nachrangiger Qualität sollten erst gar nicht berücksichtigt werden. Später hat man den Begriff dann auf die verfügbare Evidenz erweitert, die der Arzt im Einzelfall anwenden soll. Gemeint ist mit Evidenz hier „wissenschaftliche Beweisbarkeit“. Eigentlich liegt eine inadäquate Übersetzung aus dem Englischen vor; hier wird der Begriff nicht nur im wissenschaftlichen, sondern auch im juristischen Sinne verwandt. Im Deutschen hingegen bezeichnet „Evidenz“ eher die anschauliche Gewissheit bzw. das eigentlich nicht mehr zu Beweisende, welches notwendigerweise und a priori angenommen werden muss. Ursprünglich vorgesehen war, dass in die EBM neben den Ergebnissen der Literatur auch alle anderen verfügbaren Informationen einfließen sowie auch die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten berücksichtigt werden sollten ▶ [6].
In der Praxis allerdings beschränkt sich die EBM weitestgehend auf die Beurteilung der Literatur ▶ [4]. Hierzu werden Rangskalen verwandt (die in den letzten Jahren immer wieder geändert wurden), anhand derer die höchste Bewertung einer Metaanalyse zukommt, gefolgt von randomisiert kontrollierten Studien (RCT). Allerdings ist auch eine Metaanalyse bestenfalls immer nur so gut, wie die einzelnen Studien. In mehreren Ländern wurden inzwischen unabhängige Institute geschaffen, die im Auftrag Bewertungen von Pharmakotherapien, Leitlinien etc. durchführen; allerdings werden hierbei die RCT praktisch immer nur einer Prüfung auf intrinsische Validität, nicht jedoch auf Plausibilität unterzogen. Es wird also z.B. nicht geprüft, ob die Fragestellung der RCT wertvoll genug ist, um untersucht zu werden, und ob ihre Aussage verallgemeinert werden kann (extrinsische Validität). In Deutschland wurde 2004 das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (www.iqwig.de) als Stiftung gegründet, das dies für das Gesundheitswesen durchführt. Das IQWiG bearbeitet Aufträge des Gemeinsamen Bundesausschusses und des BMG. Finanziert wird es durch Zuschläge auf ambulante und stationäre Leistungen.
Bei der Erstellung von Leitlinien wird in der Regel ein ähnliches Vorgehen befolgt. Die therapeutischen Empfehlungen, die zusammengefasst meist als Algorithmus oder als Stufenschema umfangreich publiziert werden, fußen vorwiegend auf RCTs. Vor Gericht jedoch (z.B. im Haftungsfall) gelten immer noch der Facharztstandard bzw. der Stand der Wissenschaft als höherwertig und nicht die Leit- oder Richtlinien.
Der „normale“ Arzt fühlt sich in der Regel von solchen EBM-basierten Leitlinien oder den diese vortragenden Autoritäten sozusagen „erschlagen“. Doch auch wenn die Ergebnisse dieser Empfehlungen mitunter seiner Erfahrung in der Praxis nicht entsprechen, ist ein Widerspruch schwierig bzw. verlangt Mut. Hinzu kommen die zahlreichen Fortbildungen, bei denen – weil überwiegend durch die pharmazeutische Industrie gesponsert – wiederum dieselben oder analoge Stufenschemata vorgetragen werden und als objektive, nach allen wissenschaftlichen Standards gesicherte Wahrheit dargestellt werden.
Man kann sich schwerlich des Eindrucks erwehren, dass den geschilderten Verfahren zumindest in Teilen ein systematisches Missverständnis zugrunde liegt. Dieses Missverständnis ist sozusagen evident, wenn man die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Wissenschaft näher beleuchtet. Die Grundlagen der wissenschaftlichen Naturerkenntnis wurden etwa 400–500 Jahre v.Chr. gelegt und gehen auf die Vorsokratiker und insbesondere die Schule von Milet zurück. Dort wurden bereits wesentliche Fragen danach, wie Erkenntnis gewonnen und Wissen objektiviert werden kann, formuliert und versuchsweise beantwortet. Diese Ansätze wurden von Aristoteles aufgegriffen und mit der praktischen Philosophie zusammengebracht. Er prägte hierzu den Begriff der Phronesis, mit der er die praktische Klugheit oder Weisheit bezeichnete. Sie ist die Fähigkeit zu angemessenem Handeln im konkreten Einzelfall unter Berücksichtigung aller für die Situation relevanten Faktoren, individueller Handlungsziele und sittlicher Einsichten.
Wesentliche Einsichten in die Methoden des Erkenntnisgewinns wurden später von David Hume, Immanuel Kant und den zahlreichen daran anknüpfenden Philosophen entwickelt. So formulierte der Arzt und Philosoph Karl Jaspers, der sich als praktischer Philosoph verstand, hierzu klar und eindeutig in seinen Schriften: Jedes Wissen beginnt mit vorurteilslosen Fragen, in deren Gefolge die Erkenntnis fortschreitet. Jaspers spricht hier von Existenzerhellung.
Einen großen Sprung nach vorne brachten v.a. die Werke von Karl Popper mit sich, der eine klare, unmissverständliche Sprache bevorzugt. Er gilt als Begründer der Schule des kritischen Rationalismus, in der neben der sorgfältigen verstandesmäßigen Analyse auch die praktische Vernunft einbezogen wird. Hierbei treten neben den objektivierbaren (und falsifizierbaren) wissenschaftlichen Inhalten transzendentale Elemente hinzu, die gerade in der ärztlichen Praxis eine große Rolle spielen, wie (individuelle) Freiheit, Gerechtigkeit, Duldsamkeit, Toleranz und Verantwortung, aber auch Empathie und ethische Bewertung.
Jeder Erkenntnisschritt wird immer kritisch bewertet, wobei nach Popper folgende Prinzipien von zentraler Bedeutung sind:
Das Prinzip der Fehlbarkeit: Vielleicht habe ich unrecht und vielleicht hast du recht. Aber wir können auch beide unrecht haben.
Das Prinzip der vernünftigen Diskussion: Wir wollen versuchen, möglichst unpersönlich unsere Gründe für und wider eine bestimmte kritisierbare Theorie abzuwägen.
Das Prinzip der Annäherung an die Wahrheit: Durch eine sachliche Diskussion kommen wir fast immer der Wahrheit näher und wir kommen zu einem besseren Verständnis – auch dann, wenn wir nicht zu einer Einigung kommen.
Des Weiteren formuliert Popper einige Sätze für eine neue Berufsethik, die mit der intellektuellen Redlichkeit zusammenhängen:
Unser objektives Vermutungswissen geht immer weit über das hinaus, was ein Mensch leisten kann. Es gibt daher keine (absoluten) Autoritäten, auch nicht innerhalb von Spezialfächern.
Es ist unmöglich, alle Fehler oder auch nur alle an sich vermeidbaren Fehler zu vermeiden. Fehler werden dauernd von allen Wissenschaftlern (und Klinikern; Zusatz der Autoren) gemacht. Auch wenn es unsere Aufgabe bleibt, Fehler nach Möglichkeit zu vermeiden, ist es die spezielle Aufgabe des Wissenschaftlers, nach solchen Fehlern zu suchen.
Wir müssen deshalb die Einstellung zu unseren Fehlern ändern. Es ist hier, wo unsere praktische ethische Form beginnen muss, denn die alte ethische Berufseinstellung führt dazu, unsere Fehler zu vertuschen, zu verheimlichen und so schnell wie möglich zu vergessen. Fehler zu vertuschen ist die größte intellektuelle Sünde.
In seinem berühmten Werk „Logik der Forschung“ führt Popper aus, dass der sicherste Weg, mit der Analyse eines wissenschaftlichen Problems voranzuschreiten, vom Verfahren der Falsifikationbereitgestellt wird. Umgekehrt leistet das Verfahren der Verifikation weniger als es beansprucht. Auch die Induktion (der Schluss vom Besonderen auf das Allgemeine) führt naturgemäß nicht zum sicheren Erkenntnisgewinn. Die Induktion ist bestenfalls hilfreich, um eine Hypothese zu generieren. Erst durch systematisierten Versuch und Irrtum (d.h. Falsifikation) wird die Hypothese robuster oder muss ggf. ganz verworfen werden. Dabei kann der Wissenschaftler nie wissen, ob er die endgültige Lösung eines Problems gefunden hat. Es wird aber die Wahrheitsähnlichkeit erhöhen, wenn die Hypothese oder Theorie allen bisherigen Falsifikationsversuchen widerstanden hat.
Die Anwendung des kritischen Rationalismus zeigt unmittelbar, dass es keinen „Goldstandard“ im Sinne einer absoluten Wahrheit geben kann.
Der in Diagnostik und Therapie häufig benutzte Begriff des Goldstandards steht für nichts weiter als für eine robuste Hypothese, die sich in der Praxis bewährt hat. Ausnahmen oder Verbesserungen sind jederzeit möglich, werden aber offenbar seltener als geboten diskutiert bzw. gerne verdrängt. Beispielsweise kennt jeder Arzt mit längerer klinischer Tätigkeit Fälle, bei denen der Pathologe anhand der Biopsie (ein klassischer Goldstandard) von einem gesicherten Malignom spricht, obwohl sich im Verlauf die Diagnose als falsch herausstellt. Das liegt oft nicht an einem Fehler im pathologischen Befund, sondern einfach in der Natur komplexer Probleme, die mitunter keine sichere Aussage ermöglichen.
Sich festzulegen erhöht nicht den Wahrheitsgehalt, sondern vereinfacht nur die tägliche Arbeit.
Wendet man diese Prinzipien auf die EBM an, stellt man sofort grobe Missverhältnisse fest ▶ [8]. Ein zentraler Fehler besteht darin, dass bisher keine einzige ernstzunehmende Studie vorliegt, die versucht hat, die Grundannahmen bzw. Verfahren der EBM selber zu falsifizieren. So gibt es z.B. fast keine Studien, die anhand zweier unterschiedlich vorgehender Gruppen von Ärzten überprüft, ob die Anwendung der EBM im Vergleich zur Medizin der individuellen ärztlichen Einschätzung (Phronesis) zu einem besseren Ergebnis für die Patienten führt. Stattdessen gibt es zahlreiche Studien, die überprüfen, ob Leitlinien in der Praxis etabliert werden. Man geht stillschweigend davon aus, dass diese automatisch das Bessere seien, ohne sie kritisch zu evaluieren. Wieder ist dies nur ein Beispiel für wenig hilfreiche Verifikationsstudien, die keinen wirklichen Erkenntnisfortschritt bringen.
Natürlich ist nicht zu leugnen, dass durch RCTs zahlreiche praktisch verwertbare Ergebnisse erzielt wurden, doch gibt es auch Gegenbeispiele dazu, und zwar solche, die nicht einfach auf einen fehlerhaften Gebrauch statistischer Methoden zurückzuführen sind. Grobe Fehldeutungen können entstehen, wenn die Fragestellung der RCT nicht an den tatsächlichen Problemen orientiert oder einer dominanten methodologischen oder hypothesengesteuerten Selektion unterworfen war. Gerade diese Punkte sind ein fast allgegenwärtiges Problem bei RCTs, die infolge ihrer immensen Kosten meist nur von der pharmazeutischen Industrie durchgeführt werden können. Solche Studien bearbeiten aber dann meist eher verifikatorische als falsifikatorische Fragestellungen zu dem jeweiligen Produkt, sodass kaum ein Erkenntnisfortschritt resultiert.
Zwei Beispiele aus der Pneumologie mögen das verdeutlichen.
Beispiel Asthma bronchiale Es gibt zahlreiche Studien zu den Fixkombinationen inhalativer Steroide mit lang wirksamen β2-Mimetika. Meist geht es um Vergleiche zwischen Fixkombinationen und Einzelsubstanzen bzw. um die Abgrenzung zu Konkurrenzprodukten. Dabei werden überwiegend Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Asthma bronchiale eingeschlossen, die trotz Therapie bei der Vorstellung beim Arzt eine Obstruktion (FEV1 gering über 70% des Sollwerts) aufweisen. Der praxiserfahrene Pneumologe wundert sich bei kritischer Betrachtung, dass er solche Patienten kaum sieht. Diese schwerer erkrankten Patienten werden primär zu dem Zweck eingeschlossen, damit die Wirkung der lang wirksamen β2-Mimetika überhaupt einen sichtbaren Benefit ergibt. In der weit überwiegenden Mehrzahl der Fälle sind Asthmatiker, die geschult und compliant Steroide inhalieren, beschwerdefrei bzw. zeigen bei der Vorstellung beim Arzt eine normale Lungenfunktion. Nur in Provokationstests, die eine Überempfindlichkeit der Atemwege belegen, wird das Asthma dann indirekt sichtbar.
Die Welt der Leitlinien ist aber eine komplett andere. Da zu dieser kleinen Untergruppe der Asthmatiker mit mehr oder weniger dauerhafter Obstruktion mit Abstand die meisten RCTs vorliegen, werden deren Ergebnisse in den Stufenschemata generalisiert. Eine Schlüsselarbeit, die auf dieses Problem hinweist, stammt von Travers et al. ▶ [9]. Dort wurden Asthmatiker über eine Befragung repräsentativ ermittelt. Sodann wurde untersucht, wie viele davon die Einschlusskriterien für die RCTs erfüllten, die die Basis des Stufenschemas zur Therapie des Asthmas in der GINA-Leitlinie (www.gina.org) sind. Für Asthmatiker unter Dauertherapie traf dies nur bei 6% und für Asthmatiker ohne aktuelle Therapie nur bei 4% der Patienten zu!
Damit wird offensichtlich, dass das Stufenschema zur Behandlung des Asthmas in der publizierten Form eigentlich auf > 90% der Patienten nicht zutrifft bzw. auf einer (nicht belegten) Extrapolation beruht.
Dies entspricht auch der Erfahrung in der Fachpraxis. Lang wirksame β2-Mimetika erscheinen bis auf wenige Ausnahmen in der Behandlung des Asthma bronchiale entbehrlich, sofern inhalative Steroide gegeben werden. Die Marktsituation ist aber eine ganz andere.
Beispiel COPD Eine umgekehrte Situation liegt bei der COPD vor. Hier zeigen die Studien zur Kombinationstherapie mittels inhalativer Steroide und lang wirksamer β2-Mimetika, dass eine Untergruppe von Patienten von inhalativen Steroiden geringgradig profitiert. Analysiert man die Studien genauer, so finden sich viele indirekte Zeichen dafür, dass die Patienten neben der COPD zusätzlich ein Asthma aufwiesen, was den Effekt leicht erklärt. So kam das nächtliche Aufwachen wegen Luftnot, das als relativ typisch für Asthma gilt, bereits in der älteren Tristan-Studie ▶ [2] immerhin im Mittel 2-mal pro Woche vor. Obwohl die Einschlusskriterien bei den COPD-Studien häufig eine nur geringgradige Reversibilität nach Inhalation eines β2-Mimetikums (12–15%) verlangen, weisen die Patienten im Zeitverlauf doch häufig größere Unterschiede auf. Dies zeigt sich auch in der klinischen Praxis. Misst man bei Patienten mit COPD das FEV1 im Tagesverlauf, erkennt man oft größere Änderungen als nach β2-Mimetika-Inhalation.
Diese beiden Beispiele mögen zeigen, dass eine künstliche Einengung bzw. Ausweitung der Studienpopulation bei RCTs zu in der Substanz nicht gerechtfertigten therapeutischen Entscheidungen (und entsprechender Belastung der Solidargemeinschaft) führen kann, sofern die Daten stillschweigend auf andere, vom Schweregrad oder Krankheitsmuster verschiedene Populationen verallgemeinert werden. Offenbar werden hier die basalen Prinzipien der wissenschaftlichen Erkenntnismethodik nicht genügend beachtet.
Aber auch Fehlgriffe bei der internen Validierung der Fragestellung können innerhalb von RCTs zu falschen Konsequenzen führen. Ein berühmtes Beispiel sind die Studien zur Therapie mit inhalativen Steroiden bei Kindern < 5 Jahren mit dringendem Verdacht auf Asthma bronchiale ▶ [3], ▶ [1]. In beiden Studien wurden treibgasbetriebene Dosieraerosole mit einer Partikelgröße von etwa 4 μm verwendet. Nun ist in der Aerosolmedizin schon länger bekannt, dass Partikel dieser Größe bei Kindern < 5 Jahren infolge des sehr kleinen Kehlkopfs, der engen Bronchien, der hohen Atemfrequenz und des geringen Atemzugvolumens je nach Alter nur zu 1–5% deponiert werden. Entsprechend ist das negative Studienergebnis leicht zu erklären; es fanden sich nur marginal positive Effekte nach Inhalation von Steroiden im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Inhalieren Kinder < 5 Jahren mit objektiviertem Asthma (bei vielen Kindern ab etwa 3,5 Jahren funktioniert die Hyperreagibilitätstestung schon zuverlässig) hingegen Steroidpartikel mit einer Größe von 1 μm, kann man sowohl klinisch als auch in der Lungenfunktionsprüfung eindrucksvolle Erfolge sehen. Partikel mit Durchmessern um 1 μm deponieren bei Kindern mit einer etwa 10-mal höheren Dosis als 4 μm große Partikel. Obwohl diese Daten keineswegs unbekannt sind und waren, wurden sie bei der Planung der sehr aufwendigen oben genannten RCTs nicht berücksichtigt. Dies hängt vermutlich auch damit zusammen, dass die beiden Firmen, welche die zitierten Studien finanzierten, kein Dosieraerosol im Angebot haben, das kleine Partikel generiert. Zudem ist das Ergebnis nicht plausibel, denn „woher sollen die Steroidpartikel wissen, dass sie erst ab dem 5. Lebensjahr wirken sollen“. Ungeachtet dessen wurde in Übersichtsarbeiten darauf hingewiesen, dass bei Kindern < 5 Jahren inhalative Steroide vermutlich nicht wirken. Dies ist nicht nur leicht widerlegbar, sondern hat auch u.U. fatale Konsequenzen für die Therapie von Kindern mit Asthma bronchiale.
Zahlreiche andere Beispiele sind bekannt, welche die Problematik der Überbewertung der EBM illustrieren können. Ein bekanntes Beispiel ist eine hochrangig im Lancet publizierte Metaanalyse von 89 RCTs zur Therapie verschiedener Erkrankungen mit Homöopathika ▶ [5]. In der Zusammenfassung wird die Homöopathie mit einer Odds Ratio von 2,45 als wirksamer als Placebo favorisiert. Obwohl keine plausible oder prüfbare wissenschaftliche Grundlage für die Homöopathie vorliegt und darüber hinaus die ausgewählten Studien zahlreiche systematische Fehler enthalten (wie in einer umfangreichen Diskussion dazu dargelegt), ist eine derartige inadäquate Metaanalyse fatal, da sie schnell von Interessengruppen politisch eingesetzt wurde, um wissenschaftliche (Schein-)Bestätigung und finanzielle Vorteile zu erlangen.
Darüber hinaus führen ungenügende Kenntnisse statistischer Verfahren und Interpretationsspielräume schnell zur Überbewertung von Ergebnissen. Somit kann man sich kaum der Schlussfolgerung erwehren, dass die medizinische Wissenschaft durch das derzeitige Primat der formal evidenzbasierten Medizin intellektuell in ihren vielfältigen Möglichkeiten einen Schritt zurückgegangen ist. Die schematische Anwendung eines einzelnen Prinzips mit Alleinstellungsanspruch zum Erkenntnisgewinn widerspricht nicht nur elementaren Prinzipien des rationalen Erkenntnisgewinns, sondern wird auch in keiner anderen praktischen wissenschaftlichen Disziplin außerhalb der Medizin in dieser Form praktiziert. Sehr schön parodiert haben das GC Smith und JP Pell, die über den bisher fehlenden objektivierten Wirksamkeitsnachweis des Fallschirmgebrauchs beim Fall aus großer Höhe unbedingt eine RCT empfehlen, denn immerhin gibt es Fallbeispiele von Personen, die einen Sprung aus dem Flugzeug ohne Fallschirm überlebt haben ▶ [7].
Manche hoffen, dass in der Zukunft insbesondere durch die Weiterentwicklung der Methoden der Gendiagnostik und Pharmakogenetik(molekulare Medizin) vieles einfacher und besser wird. Abgesehen von den unüberschaubaren Kosten sind diese Erwartungen trügerischer denn je. Nahezu alle Erkrankungen in der Pneumologie sind, wie sonst auch, nicht monokausal bzw. monogenetisch, d.h. sie lassen sich nicht auf eine einzelne oder auch nur wenige eng umrissene Genvarianten zurückführen.
Selbst bei der genetisch gut untersuchten zystischen Fibrose gibt es neben dem etwa in 60% der Fälle in Mitteleuropa vorhandenen ΔF508-Defekt des CFTR-Gens (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator) inzwischen über 1900 verschiedene beschriebene andere Gendefekte und Genmodifikationen, die zu einem ähnlichen Phänotypus der Erkrankung führen bzw. seine Ausprägung und damit den klinischen Verlauf wesentlich mitbestimmen. Aber selbst bei dem monogenetischen ΔF508-Defekt gibt es durch die wiederum genetisch variierenden Kompensationsmechanismen (Gene-Modifier) unterschiedliche klinische Verläufe.
Bei häufigen, in sich heterogenen Erkrankungen wie Asthma, COPD, Lungenfibrose usw. ist von einer noch viel größeren Variationsbreite auszugehen. Insofern wird das diagnostische oder therapeutische Procedere in der Zukunft sicher nicht einfacher. Hier wird die Komplexität zur Qualität. Es ist mathematisch leicht nachzuweisen, dass hier die Zahl der Variationsmöglichkeiten explosionsartig anwächst und damit eine eindeutige Zuordnung von molekularen Befunden mit der Erkrankung in naher (auch in ferner) Zukunft unlösbar bleibt (siehe auch Kap. 3.1).
Es ist ebenfalls ein weit verbreiteter Fehler, Definitionen (etwa von Krankheiten) überzubewerten. Popper hat ausführlich auf diese Unsitte hingewiesen. Dabei wird vergessen, dass Definitionen die Wirklichkeit mehr oder weniger genau umschreiben, nicht jedoch ersetzen oder in erschöpfender Weise kategorisieren sollen. Das Umgekehrte passiert aber allzu oft im Alltag nach dem Motto: „Was nicht definiert ist, gibt es nicht“. Viel besser ist es, bei Problemfällen den Gegenstand konkret zu beschreiben. Auf diese Weise gelingt es meist rasch, Einigkeit zu erzielen.
Ähnliches gilt für „fehlende Daten“, z.B. zur Wirksamkeit einer Therapie. Daraus wird oft vorschnell gefolgert, dass die Therapie nicht wirke. Dieser Schluss ist aber unzulässig. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass die Frage einfach offen ist, denn aufgrund der fehlenden Daten liegt weder ein positiver Beleg noch eine Falsifikation der Therapie vor.
Was sind nun die praktischen Konsequenzen für die ärztliche Tätigkeit, wenn der Patient (hoffnungsvoll, aber oft ängstlich besorgt) mit seinen Beschwerden und Symptomen vor dem Arzt sitzt?
Der Arzt erstellt aufgrund der Vorinformationen, anamnestischen Angaben und klinischen Untersuchung eine Arbeitshypothese, die üblicherweise aus Verdachtsdiagnosen besteht. Durch daran angepasste diagnostische Schritte wird diese Hypothese fortlaufend erhärtet oder durch eine neue ersetzt. Besonders hilfreich und beschleunigend wirken in dieser Hinsicht zusätzliche Erkenntnisse, die im Krankheitsverlauf gewonnen werden. Dieses mag banal klingen, ist aber dann eine Herausforderung, wenn die Schritte nicht schablonenhaft, sondern individuell begründbar sein sollen.
Die therapeutische Entscheidung sollte von Unvoreingenommenheit und Toleranz sowie der Situation im Einzelfall geprägt sein. Auslassversuche bei Medikamenten führen hier zu einem nicht zu unterschätzenden Erkenntnisgewinn, da sie eine Art individuelle Falsifikation des individuellen Ansprechens darstellen. Außerdem müssen die Wünsche und Ressourcen des Patienten berücksichtigt werden. Das schließt natürlich einen pädagogischen Impetus des Arztes nicht aus, bestimmte Fehler in der Lebensweise des Patienten anzusprechen und ggf. korrigierend einzugreifen. Allerdings darf das nicht von einem ideologisch vorgeprägten Weltbild aus geschehen, was leider nicht selten zu beobachten ist. Was dem Arzt leicht fällt, muss noch lange nicht für den Patienten gelten. Hilfreich ist hier der Gedanke an die eigenen Schwächen. Mitunter fällt es schwer, die Patientenwünsche zu akzeptieren, was besonders für die Palliativmedizin gilt. Hier erfordert es mitunter Mut bzw. Zivilcourage gegenüber dem Vorgesetzten, aber auch ggf. gegenüber den Angehörigen, dem Patienten beizustehen. Rationale, an die Erkenntnistheorie angelehnte Begründungen helfen oft, eine kritische Situation zu stabilisieren.
Ärzte sind nicht dazu da, um im Patienten Schuldgefühle zu induzieren.
Vieles von dem, was in den obigen Ausführungen theoretisch hergeleitet wurde, mag unnötig kompliziert erscheinen, v.a. da es letztlich dem Verfahren entspricht, das viele erfahrene Ärzte bereits intuitiv verfolgen. Das Kapitel dient insbesondere dazu, die mentale Position zu festigen, wenn sie bestimmten Vorgaben zuwiderläuft. Der einzelne Arzt soll lernen, sich auf seine Urteilskraft zu verlassen, diese aber nicht statisch zu sehen, sondern über Erkenntnisfortschritte unablässig zu verbessern.
Da bei vielen diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen in der Praxis nur unvollkommene oder wenig eindeutige Daten vorliegen, müssen mitunter alle verfügbaren Register des Erkenntnisgewinns gezogen werden, um im Einzelfall eine belastbare Begründung für die eine oder andere Entscheidung zu liefern. Die anfängliche Mehrarbeit führt jedoch à la longue über die neu gewonnene Klarheit zur Entlastung in der täglichen Routine.
[1] Bisgaard H, Hermansen MN, Loland L et al. Intermittent inhaled corticosteroids in infants with episodic wheezing. N Engl J Med 2006; 354: 1998–2005
[2] Calverley P, Pauwels R, Vestbo J et al. TRial of Inhaled STeroids ANd long-acting beta2 agonists study group. Combined salmeterol and fluticasone in the treatment of chronic obstructive pulmonary disease: a randomised controlled trial. Lancet 2003; 361: 449–456
[3] Guilbert TW, Morgan WJ, Zeiger RS et al. Long-term inhaled corticosteroids in preschool children at high risk for asthma. N Engl J Med 2006; 354: 1985–1997
[4] Karanicolas PJ, Kunz R, Guyatt GH. Point: evidence-based medicine has a sound scientific base. Chest 2008; 133: 1067–1071
[5] Linde K, Clausius N, Ramirez G et al. Are the clinical effects of homeopathy placebo effects? A meta-analysis of placebo- controlled trials. Lancet 1997; 350: 834–843
[6] Sackett DL, Rosenberg WM, Gray JA et al. Evidence based medicine: what it is and what it isn’t. BMJ 1996; 312: 71–72
[7] Smith GC, Pell JP. Parachute use to prevent death and major trauma related to gravitational challenge: systematic review of randomised controlled trials. BMJ 2003; 327: 1459–1461
[8] Tobin MJ. Counterpoint: evidence-based medicine lacks a sound scientific base. Chest 2008; 133: 1071–1074; discussion 1074–1077
[9] Travers J, Marsh S, Williams M et al. External validity of randomised controlled trials in asthma: to whom do the results of the trials apply? Thorax 2007; 62: 219–223
Die meisten pneumologischen Untersuchungen sind nichtinvasiv. Bezüglich dieser Untersuchungen sollten deswegen alle, die damit arbeiten, eigene Erfahrungen haben. Jeder, auch die Mitarbeiter in den Funktionsabteilungen, sollte ihre eigenen Lungenfunktionswerte kennen. Es sollte auch versucht werden, pathologische Befunde zu imitieren, z.B. wie bei Vocal Cord Dysfunction (VCD) oder einem unzureichenden Atemmanöver. Es ist dann sofort feststellbar, dass nur die maximalen Manöver zuverlässig wiederholbar sind. Auch spürt man, wie anstrengend es ist, die Vorgaben mancher Leitlinien zu erfüllen, z.B. mindestens 6 s lang forciert auszuatmen.
Jeder pneumologisch Tätige sollte zumindest alle nicht invasiven Lungenfunktionstests einmal bei sich durchführen lassen.
Interessierte lassen sogar eine Bronchoskopie an sich durchführen (am besten unter örtlicher Betäubung), damit man einen Eindruck davon hat, was die Patienten empfinden. Man stellt sofort fest, dass das Bronchialsystem nicht schmerzempfindlich ist, dass aber der Husten- und Würgereiz sehr unangenehm sein kann. (Die Autoren haben aus wissenschaftlichen Gründen mehrere Bronchoskopien an sich durchführen lassen.)
Die Basisphysiologie der pneumologischen Untersuchungen wird nicht besprochen. Hier wird auf die klassischen Lehrbücher verwiesen. Wie im Vorwort beschrieben, sollen hier die Elemente betont werden, die in der täglichen Routine relevant sind. Deswegen wird auf weitere Verfahren der Lungenfunktionsdiagnostik wie Aerosolmorphometrie, Unterbrecher- oder oszillatorische Methode zur Atemwegswiderstandmessung, Methoden der Messung der Lungenfunktion bei Säuglingen und Kleinkindern nicht eingegangen.
In den letzten 15 Jahren ist es zu einer zunehmenden Verbreitung der Spirometrie gekommen, was mit den wesentlich einfacher zu bedienenden elektronischen Geräten zusammenhängt. Zuletzt hat die Nutzung der Spirometrie noch einmal durch die Einführung des Disease Management Programm (DMP) Asthma/COPD zugenommen, da die Erfassung der spirometrischen Größen Voraussetzung für die Einschreibung ist.
Die elektronischen Spirometer erlauben die automatische Erfassung einer Reihe von Parametern, insbesondere auch der Flussvolumenkurve. Allerdings erfordern die meisten Systeme noch eine regelmäßige Eichung, die vor allen Dingen in nichtpneumologischen Kliniken und Praxen häufiger unterlassen wird. Es darf nicht vergessen werden, dass als Primärgröße immer nur der Fluss als Volumen pro Zeit gemessen wird, entweder durch Messung einer Druckdifferenz über einen Widerstand (Pneumotachograf), über die Drehgeschwindigkeit eines Turbinenrades oder durch Ultraschallmessung der bewegten Luftsäule durch Mitnahmeeffekte. Die Ultraschallgeräte haben den Vorteil, dass eine externe Eichung praktisch nicht mehr erforderlich ist, da sie auf Grund des Messprinzips intern erfolgen kann.
Das Volumen wird durch Integration des Flusses über die Zeit errechnet. Bereits kleine Fehler addieren sich hier erheblich. Aus diesem Grund sollte man in regelmäßigen Abständen mittels Eichpumpe das Volumen überprüfen.
Immer wieder erleben die Autoren, dass Patienten mit skurrilen Werten vorgestellt werden, bei denen typischerweise die Eichung unterblieben ist. Zumeist ist der Widerstand (Pneumotachograf-Sieb) verstopft, sodass z.B. die Volumina leicht um den Faktor 2 schwanken können. Aus Gründen der Praktikabilität sollte die Eichung am Tagesbeginn erfolgen.
Eine sehr gute Methode der Überprüfung ist auch die Plausibilitätskontrolle durch Selbstmessung der spirometrischen Größen der Lungenfunktionsmitarbeiter. Damit können auch komplexe Daten erfasst werden, da sich die Lungenfunktion typischerweise nur sehr langsam ändert.
Spirometer müssen regelmäßig geeicht bzw. durch Selbstmessung auf Plausibilität überprüft werden.
Die heute übliche Darstellung der Spirometrie ist die Flussvolumenkurve. FEV1 wird ausgedruckt, denn es ist in der Flussvolumenkurve normalerweise nicht zu sehen. Es gibt einzelne Auswerteprogramme, die einen kleinen Haken in der exspiratorischen Kurve machen, der den FEV1-Wert markiert. Wichtig ist, sich die Flussvolumenkurve von der Formcharakteristik anzuschauen, etwa wie ein EKG.
Physikalisch hat die Fläche unter der Flussvolumenkurve die Dimension l2/s. Es wird quasi eine zeitliche Volumenänderung durch die Quadratur besonders deutlich dargestellt. Die wesentlichen Parameter sind in ▶ Abb. 2.1 ausgeführt. Meistens wird heute die Schleife der Ruheatmung mit aufgezeichnet. Ihre Zuordnung auf der Volumenachse entspricht aber in der Regel nicht der Atemmittellage. Kleine Fehler beim Manöver führen zu einer starken Verschiebung, sodass die Lage auf der Volumenachse der Ruheschleife nicht überbewertet werden sollte.
Die Flussvolumenkurve betont durch ihre Darstellungsart die Volumenänderung pro Zeiteinheit.
Die meisten Informationen bekommt man aus dem maximalen Manöver, und zwar inspiratorisch wie exspiratorisch. Für das maximale inspiratorische Manöver müssen die Patienten meistens etwas üben, da es zu selten angewendet wird.
Vor der forcierten maximalen In- und Exspiration zur Bestimmung der dynamischen Lungenfunktionsparameter sollte eine langsame inspiratorische Vitalkapazität (IVC) gemessen werden. Diese dient später als Bezugsgröße, insbesondere für den Tiffeneau-Index FEV1/IVC. Damit ist eine Obstruktion sensibler zu erkennen als mit der forcierten Vitalkapazität (FVC). Je obstruktiver der Patient ist, desto mehr nähert sich die FVC dem FEV1 in ihrer Aussagekraft an.
Etwa drei Viertel (zwischen MEF75 und MEF25) der exspiratorischen Flussschleife beim maximalen Manöver werden durch die elastische Retraktionskraft des Lungenparenchyms bestimmt und sind daher weitgehend mitarbeitsunabhängig. Die Retraktionskraft der Lunge überholt hier sozusagen die Kraftentwicklung der Exspirationsmuskulatur.
Praktisch wichtig sind die ersten 20% der forcierten Exspiration, in denen der Peak-Flow entsteht, da sich in diesem Bereich gut der Kollaps der Bronchien zeigt. In ▶ Abb. 2.1 ist der physiologische Kollaps durch die Pars membranacea im Querschnitt der großen knorpeltragenden Bronchien wiedergegeben. In der Peripherie ist der Kollaps bei den knorpelfreien Bronchien noch stärker. Auch beim Gesunden engt sich der Querschnitt bei der forcierten Exspiration etwa um ein Drittel ein; beim Husten noch mehr. Hintergrund ist die dadurch ermöglichte Flussbeschleunigung, die für die Husten-Clearance bzw. die Entfernung von Mukus aus der Lunge (Kap. ▶ 13.3 Physikalische Therapie) nötig ist. Dieser Kollaps ist dafür verantwortlich, dass der in- und exspiratorische Fluss so unterschiedlich verläuft.
Manche Patienten erleiden am Ende der forcierten Exspiration Hustenattacken. Dieses Phänomen ist unabhängig von einer obstruktiven Erkrankung. Inhalationsmanöver mit Bronchospasmolytika beeinflussen den Husten nicht. Es gibt aber neuerdings Hinweise darauf, dass dieses Phänomen durch einen gastroösophagealen Reflux verursacht sein kann, denn viele dieser Patienten leiden darunter und eine Antazidatherapie bessert diesen Husten ▶ [18].
Abb. 2.1Normalbefund einer Flussvolumenkurve mit den wichtigsten Parametern. Zusätzlich dargestellt ist der Querschnitt der großen knorpelhaltigen Bronchien während der In- und Exspiration. Auffällig ist das Vorwölben der Pars membranacea durch den Unterdruck infolge der forcierten Ausatmung. MEF = maximaler exspiratorischer Fluss, dargestellt bei 25% bzw. 75% der forcierten Vitalkapazität (FVC); FEF = Forced expiratory Flow
Die Qualität der Mitarbeitist in der Regel an der Flussvolumenkurve sofort zu erkennen. Man sieht entsprechende Formveränderungen, wenn die Patienten nicht forciert ein- und ausatmen. Das Besondere aber ist, dass nur das jeweils maximale Manöver reproduziert werden kann. Leider stellen die üblichen Spirometer immer nur den Bestwert als Kurvenform dar. Um sicher zu gehen (z.B. bei Gutachtenfragen), sollte man deswegen 3 Atemmanöver mit 3 getrennten Auswertungen durchführen lassen. Dann erkennt man sofort die Qualität der Mitarbeit. (Näheres in der Leitlinie zur technischen Durchführung und den Reproduktionskriterien in den Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga zur Spirometrie unter www.atemwegsliga.de.)
Die Flussvolumenkurve gibt einen sicheren Überblick über die Mitarbeit des Patienten.
Enge in den Bronchien kann ausgelöst werden durch muskuläre Kontraktion, durch Schleimhautschwellung, durch Mukus und durch Kollaps infolge abnehmender Wandstabilität. Je nach Krankheitsbild (Asthma oder COPD) bzw. akuter entzündlicher Veränderungen stehen unterschiedliche Kompartimente im Vordergrund. Das meiste davon lässt sich an der Flussvolumenkurve mit Bronchospasmolysetest erkennen, manches bleibt aber offen. Durch Kontrolle der Lungenfunktion im Zeitverlauf unter Therapie lässt sich dann die Zuordnung bzw. die Differenzialdiagnose meist sicher klären (Kap. ▶ 4.3).
Eine Schleimhautschwellung oder eine muskuläre Kontraktion führt zu einer Reduktion der inspiratorischen wie exspiratorischen Flüsse. Ein Beispiel ist in ▶ Abb. 2.2 dargestellt. Ein solches Bild findet sich typischerweise bei chronisch obstruktiver Bronchitis vom hypertrophischen Typ, wenn kaum eine Zerstörung des elastischen Fasergewebes mit Kollaps vorliegt. Aber auch Asthmatiker zeigen im Rahmen einer Exazerbation typischerweise solche Bilder. Da sich der Peak-Flow infolge der Schleimhautschwellung wie bei der übrigen Flussvolumenkurve ändert, ist er bei solchen Patienten zur Verlaufsbeobachtung besonders gut geeignet.
Abb. 2.2Flussvolumenkurve bei obstruktiver Ventilationsstörung mit im Vordergrund stehender Schleimhautschwellung.
Durch den muskulären Spasmus in den Bronchien wird die in- und exspiratorische Flussvolumenkurve etwa in gleicher Weise eingeschränkt.
Typischerweise ist das FEV1 im Verhältnis zur VC stärker eingeschränkt, sodass der Tiffeneau-Index abfällt. Einen Absolutwert des Tiffeneau-Index, ab dem sicher von einer Obstruktion gesprochen werden kann, gibt es nicht, da zum einen eine deutliche Geschlechts-, Alters- und Größenabhängigkeit des Sollwerts existiert und zum anderen manchmal Patienten eine obstruktive Ventilationsstörung bei normalem FEV1/IVC-Verhältnis haben können (s. ▶ Abb. 4.8). Nach einem Bronchospasmolysetest demaskiert sich dann die Obstruktion durch den Vergleich oft noch deutlicher.
Viele Patienten, v.a. solche mit schwerer COPD, haben eher eine atrophische chronische Bronchitis. Endoskopisch fällt dort bereits bei Spontanatmung eine Querschnittsänderung auf. Beim Husten zeigt sich dann ein deutlicher Kollaps, der auch als Check-valve-Phänomen (= Absperrventil-Phänomen) bezeichnet wird. In der Flussvolumenkurve findet sich der Abfall am Anfang der Exspiration. Durch den hohen Fluss mit konsekutivem Unterdruck (Bernoulli-Gesetz) wird durch die Degeneration des elastischen Fasergerüsts ein starkes Vorspringen der Pars membranacea und insbesondere ein Kollaps der peripheren Bronchien verursacht. Infolgedessen ist der anschließende Fluss stark verringert bzw. limitiert (▶ Abb. 2.3). In Teilbereichen der peripheren Bronchien kommt es zum Totalverschluss bzw. -kollaps, der dann vorübergehend Teile von der Ventilation ausschaltet (Trapped-Air-Bezirke). Beim forcierten Atemmanöver nehmen diese Bezirke zu. Man sieht es z.B. in der Ganzkörperplethysmografie, dass wiederholte Messungen mit forcierten Atemmanövern eine vorübergehende (zunehmende) Überblähung verursachen können.
Abb. 2.3Flussvolumenkurve bei obstruktiver Ventilationsstörung mit ausgeprägtem Kollaps, der typischerweise mit deutlicher Lungenüberblähung einhergeht. Durch die vermehrte Kollapsneigung ist die Inspiration viel weniger (bzw. oft gar nicht) eingeschränkt im Vergleich zur Exspiration.
Ein Kollaps in der Flussvolumenkurve entsteht durch Degeneration des elastischen Fasergerüsts in den knorpeltragenden Bronchien, insbesondere in der Pars membranacea.
Überhaupt können wiederholte Maximalmanöver die nachfolgenden Lungenfunktionsmessungen beeinflussen. Dies kann besonders beim Asthma mit starker Hyperreagibilität relevant sein („Spirometerasthma“). Die Beeinflussung ist aber nur dann deutlich, wenn die meist geforderte volle Exspirationszeit von 6 s durchgehalten wird. Normalerweise ist das nicht erforderlich, denn unter Benutzung der langsamen inspiratorischen Vitalkapazität als Bezugspunkt für die relative FVEV1 kann üblicherweise bei kritischen Patienten nach 3–4 s das Exspirationsmanöver ohne Informationsverlust abgebrochen werden.
Wenn Patienten übermotiviert sind und möglichst stark ausatmen, kann dadurch der FEV1-Wert gering niedriger sein als wenn sie zwar forciert, jedoch nicht mit maximaler Anstrengung ausatmen. Jeder kann das an sich selbst versuchen. Die Unterschiede sind aber nur marginal, sodass dieser Effekt in der klinischen Praxis kaum eine Bedeutung hat.
In der Flussvolumenkurve kann man mitunter das Ausmaß des Trapped-Air-Volumens abschätzen durch einen Versatz zwischen exspiratorischer und inspiratorischer Kurve am Ende der Ausatmung (▶ Abb. 2.3).
Der exspiratorische Spitzenfluss (Peak-Flow) tritt durch die reduzierte Elastizität der Pars membranacea und der peripheren Bronchien früher auf als beim Gesunden, praktisch unmittelbar am Beginn der Exspiration (▶ Abb. 2.3). Im Bronchospasmolysetest zeigt sich auch häufig nur eine geringe oder manchmal auch fehlende Änderung im Peak-Flow, obwohl der FEV1-Wert sich bessert. Das ist in der Flussvolumenkurve dann nicht sichtbar, denn der FEV1-Wert wird dort nicht unmittelbar dargestellt. Deswegen ist der Peak-Flow-Messer bei diesen Patienten mit Kollaps im Gegensatz zum Asthma auch nicht geeignet, um eine Verschlechterung oder eine Verbesserung (z.B. bei Exazerbation) zu objektivieren.
Liegt in der Flussvolumenkurve ein Kollaps vor, dann ist der Peak-Flow zum Monitoring nicht geeignet.
Gerade bei diesen Patienten mit Kollaps fällt auf, dass die inspiratorische Flussvolumenkurve oft nicht weit weg ist vom Normalbefund. Trotz der Obstruktion kommt es sozusagen durch die inspiratorische Gegenbewegung der Pars membranacea hier nur zu einer geringen Flusseinschränkung. Umso stärker ist sie bei der Exspiration.
Zeigen sich Mischbefunde mit Kollaps und Schleimhautschwellung,