Polarrot - Patrick Tschan - E-Book

Polarrot E-Book

Patrick Tschan

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Beschreibung

1929: Jack Breiter ist alles andere als ein Glückskind. In eine arme Schweizer Bauernfamilie geboren, will er unbedingt nach oben. Erst als glückloser Heiratsschwindler im noblen Palace Hotel in St. Moritz, später als Handelsvertreter beim Chemiekonzern Gugy. Zunächst mit glänzendem Erfolg: Dank des Reichsbeflaggungsgesetzes von 1935 verkauft Breiter Hektoliter um Hektoliter der Farbe "Polarrot" für die Hakenkreuzfahne. Er wird rasch zum Starverkäufer der Firma. Doch dann verliebt er sich in die Frau seines Chefs, eine Halbjüdin, und lässt sich ihr zuliebe auf ein riskantes Goldschmuggel-Unterfangen ein. Prompt wird Breiter ertappt - und plötzlich ist es mit dem Spaß vorbei... Patrick Tschans Helden Jack Breiter muss man als Leser lieben: für seinen Einfallsreichtum, seine Hinterlist, seinen unbändigen Über lebenswillen, der uns auf jeder Seite aufs Neue überrascht. Am Ende bleibt die Frage: Wer schuldet wem was?

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Seitenzahl: 322

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Patrick Tschan

Polarrot

Roman

Patrick Tschan

POLARROT

Roman

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Printed in Austria

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1. Auflage 2012© 2012 by Braumüller GmbHServitengasse 5, A-1090 Wienwww.braumueller.at

Coverillustration: taice / istockphoto; ArchivISBN E-Book: 978-3-99200-070-8ISBN der Printausgabe: 978-3-99200-069-2

Als Kinder waren wir immer sehr gernebei Onkel Jacques im Jura.

1929 BIS 1936

Jack drosch unablässig auf die dampfenden Pferderücken ein und verfluchte dabei Himmel, Sterne, Gott und die dünne Luft.

In manchen Kurven der leicht abfallenden, von hohen, kohlrabenschwarzen Tannen gesäumten Straße gruben sich die Kufen so stark in den Schnee, dass die Funken stoben. Im Fond der Schlittenkutsche saß ein Engländer mit dünnem Oberlippen-Schnurrbart, in der rechten Hand eine Flasche Champagner, die er in den Fahrtwind hielt und unablässig „schneller, schneller, Jack, hit the horses, ick will mit gefrorenem Champagne ankommen“ schrie, während seine junge Begleiterin mit Bubikopf ständig aufzustehen versuchte, sich ihr lose umgeschlungener Pelzmantel dabei weit ausbreitete, so dass ihre Brustwarzen unter dem seidenen Plisseekleidchen hoch und fest abstanden. Dabei rief sie „go harder, Jack, go harder, my nipples have to be like Eiszapfen“, bis sie in der nächsten Kurve wieder in die Sitzbank gedrückt wurde.

Jack bekam auf seinem Kutscherbock von dem ganzen Theater nicht viel mit. Er hatte heute Nacht hoch verloren: Geld, Stelle, Kost, Logis, Gesicht, Ansehen. Morgen, fieberte er, würden sie ihn teeren und federn, auf eine gewachste Eisenbahnschwelle der rhätischen Bahn binden und unter dem Gejohle der Einheimischen und zum Gaudium der gut-betuchten Feriengäste die Bobbahn hinunterlassen. Und falls er nicht aus der Bahn geworfen, sein Kopf nicht zwischen dem Stamm einer Tanne und der Eisenbahnschwelle vermanscht werden würde, er den Teufelsritt nach Celerina überleben sollte, gäbe ihm der Direktor des Hotels Grand Palace wohl mit seiner großkalibrigen Smith & Wesson am Ende des Bob-Runs, Auge in Auge, den Gnadenschuss.

So waren sie, die Bündner, harte Burschen mit harten Grinden. Jack, der große Schlaks mit dem zarten Gesicht und dem süffisanten Dauerlächeln hatte zum ersten Mal in seinem Leben richtig Schiss.

Und wenn es ums Geschäft mit den Fremden ging, kannten die Bündner erst recht kein Pardon. Die Bestrafung des toggenburgischen Bauernsohns – dem man die Chance gegeben hatte, hier oben den Aufstieg des schweizerischen Tourismus zur staatstragenden Industrie nicht nur hautnah mitzuerleben, sondern als einfacher Geldbote, aber mit Aussicht auf eine Banklehre, prägend mitzugestalten – diese Bestrafung also zu einem öffentlichen Exerzitium mit garantierter Belustigung der Gästeschar auszubauen, kam ihnen dabei gerade gelegen. Schließlich musste die üppig zahlende Klientel bei Laune gehalten werden. Denn gute Laune war das beste Schmiermittel zur Erhaltung ihrer Verschwendungssucht.

Angesichts dieser Aussichten suchte Jack in Gedanken nach einer geeigneten Stelle, an der er sich samt Schlitten, Gäulen und einem sturzbetrunkenen Paar der englischen Upperclass über eine Felswand stürzen könnte. Wenn schon verlieren, dann ganz. Und ohne tiefgreifende Spuren auf dieser Welt zu hinterlassen.

„Hit the horses, hit the horses, Jack, like we did during the battle at Beerscheba. The letzte Schlacht mit Kavallerie. Ninteenseventeen … neunschzehnhundertschiebschzehn, only 10 Jahre ago. Wusstest du das not, Jack. We win, weil wir hit the horses, Jack, hit the horses, ick will Champagne wie Eiszapfen“, brüllte ihm der Engländer, der sich zu ihm nach vorn gekämpft hatte, ins Ohr. „Ick zahl, ick zahl für the Eiszapfen-Champagne.“

„Eiszapfen wie Champagne, Eiszapfen wie Champagne“, kreischte der Bubikopf und sie war kurz davor, ihren Pelzmantel aus dem Schlitten zu werfen.

Jack hatte nur „zahl, zahl“ verstanden. Ja, gezahlt hatte er. Alles, bis auf den letzten Rappen. Verzahlt und verjubelt, sein ganzes Geld. Für die größte Schmach seines bisherigen, kurzen Lebens.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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