Portland Heat: Baked Fresh - Annabeth Albert - E-Book

Portland Heat: Baked Fresh E-Book

Annabeth Albert

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Beschreibung

Bäcker Vic arbeitet seit einiger Zeit ehrenamtlich bei einem Obdachlosenheim und hat schon lange eine heimliche Schwäche für seinen liebenswerten Kollegen Robin. Als er erfährt, dass Robin sitzen gelassen wurde, nimmt er all seinen Mut zusammen und bietet Robin seine (starke) Schulter zum Anlehnen an. Obwohl er nie zu träumen gewagt hätte, eine Chance bei Robin zu haben, knistert es zwischen ihnen bald gewaltig. Aber kann er sich sicher sein, dass er nicht nur ein Trostfick für den deutlich jüngeren Robin ist? Und will er ihre Freundschaft wirklich riskieren, um die Antwort auf diese Frage herauszufinden?

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Seitenzahl: 233

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Deutsche Erstausgabe (ePub) März 2020

Für die Originalausgabe:

© 2015 by Annabeth Albert

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Baked Fresh«

Published by Arrangement with KENSINGTON PUBLISHING CORP., NEW YORK, NY 10018 USA

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2020 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

Lektorat: Ramona Thäle

ISBN-13: 978-3-95823-814-5

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Anne Sommerfeld

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die Autorin des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Bäcker Vic arbeitet seit einiger Zeit ehrenamtlich bei einem Obdachlosenheim und hat schon lange eine heimliche Schwäche für seinen liebenswerten Kollegen Robin. Als er erfährt, dass Robin sitzen gelassen wurde, nimmt er all seinen Mut zusammen und bietet Robin seine (starke) Schulter zum Anlehnen an. Obwohl er nie zu träumen gewagt hätte, eine Chance bei Robin zu haben, knistert es zwischen ihnen bald gewaltig. Aber kann er sich sicher sein, dass er nicht nur ein Trostfick für den deutlich jüngeren Robin ist? Und will er ihre Freundschaft wirklich riskieren, um die Antwort auf diese Frage herauszufinden?

Kapitel 1

»Also, was hast du dieses Jahr vor?«, fragte Cliff, als wir die Paletten mit dem Essen für die Victory Mission abluden. Der beißende Dezemberwind fegte über die Laderampe und heulte an den Betonwänden entlang. Ich musste mich anstrengen, um Cliffs dröhnende Stimme zu verstehen. »Fallschirmspringen? Marathon? Wie willst du das letzte Jahr toppen, Vic?«

»Weiß nicht.« Ich hievte einen Karton mit Tomatensoße in Dosen nach oben. Das wollten alle wissen – wie würde ich den Vorsatz vom letzten Jahr überbieten, fünfundvierzig Kilo abzunehmen. Eigentlich war ich sehr gut, was Vorsätze anging. Vor vier Jahren hatte ich mir vorgenommen, auf die Kochschule zu gehen. Vor drei Jahren hatte ich mit dem Rauchen aufgehört. Und letztes Jahr hatte ich fünfzig Kilogramm abgenommen. Aber dieses Jahr hatte ich kleinere und einfachere Ziele im Sinn.

»Ich dachte, ich versuche es mit Daten.«

»Daten? Wie in: einen Freund haben?« Cliff schnaubte und das trockene Geräusch hallte von den metallenen Ladetüren wider. »Ich würde mich für den Marathon entscheiden.«

Mein Magen schmerzte, als ich eine weitere Brötchenkiste nahm. Ich hatte meine eigenen Zweifel. Ich war wohl kaum ein guter Fang. In den vier Jahren, die ich schon für Cliff arbeitete, war ich nie mit jemandem zusammen gewesen. Keine Beziehung hielt länger als bis nach dem Sex beim dritten Date. Natürlich wusste Cliff nichts von meinen Aufrissen, aber ich hatte auch seit acht langen Monaten keinen mehr. Bis vor ein paar Monaten war mir nicht klar gewesen, was ich verpasste. Seitdem quälte mich diese seltsame, ruhelose Sehnsucht. Silvester war die perfekte Ausrede, um etwas dagegen zu tun. Um rauszugehen.

»Seid ihr Jungs hier draußen fertig? Drinnen wartet noch ein ganzer Stapel Kisten. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.« Robin wuselte hinaus auf die Rampe und brachte einen Haufen schlechte Laune mit sich. Weit entfernt von dem heiteren, gesprächigen Typen, der mich auf verrückte Gedanken brachte – zum Beispiel, dass Daten keine schreckliche Idee war. Er war verschwunden, bevor Cliff oder ich etwas erwidern konnten.

»Was hat der denn?«, fragte ich Cliff, sobald sich die Tür von innen geschlossen hatte.

»Melissa sagt, dass Paul mit ihm Schluss gemacht hat.« Cliff hörte immer den Klatsch. Die Freiwilligen bei der Tafel waren wie gelangweilte Highschoolschüler, die während ihrer Schichten Gerüchte wie einen Joint bei einer Party rumgehen ließen.

»Endlich.« Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich es laut ausgesprochen hatte, bis Cliff lachte.

»Aha! Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, stimme ich deinem Vorsatz mit Begeisterung zu. Ich muss mit Trish wetten, ob du dir deinen Mann angeln kannst. Aber das sind wirklich hohe Ziele, Kleiner.«

»Ich hab nicht gesagt, dass ich Robin daten will«, murmelte ich in einen Sack Reis. Als Robin das letzte Mal single gewesen war, hatte ich monatelang über ihn nachgedacht. Hatte mich gefragt, ob er außerhalb meiner Liga war. Ich wusste, dass er nicht in meiner Liga war, aber ich versuchte trotzdem, den Mut aufzubringen, um ihn um ein Date zu bitten. Ich war nur öfter zum ehrenamtlichen Arbeiten hergekommen, um in seiner Nähe zu sein. Und dann war Paul wie ein Star-Pitcher hereingeschneit und hatte mich wieder in die unteren Ligen verbannt, in die ich gehörte.

Ich fasste den Reissack anders, damit ich das Ding nicht aus Versehen zerriss. Nein, ich war nicht so dumm, mir vorzunehmen, mit Robin auszugehen. Ich wollte einfach wieder unter Menschen kommen. Mir selbst die Chance geben, vielleicht einen netten Typen kennenzulernen, dem meine Essensprobleme, meine schlaffe Haut und meine gewollte Glatze egal waren.

Aber nun, da Cliff die Idee, mit Robin auszugehen, in meinen Kopf gepflanzt hatte, konnte ich nicht aufhören, darüber nachzudenken. Was mich verdammt verärgerte. Ich hatte hart daran gearbeitet, meine Schwärmerei für ihn zu begraben. Herauszufinden, dass er single war, war ein dämlicher Grund, sie wieder auszubuddeln. Robin war der nette Typ meiner Fantasien. Und verdammt umwerfend. Er war Sex in Keens und Hipster-T-Shirts. Er war alles, was ich wollte, und alles, was ich nie haben würde.

Eine Stunde später lief ich Robin in der Vorratskammer über den Weg, wo er gerade die Bestände aufnahm. Hier wurden alle Vorräte, der Obdachlosenunterkunft gelagert, die gebraucht wurden, um täglich zwei Mahlzeiten für die stetig steigende Anzahl an Obdachlosen in Portland bereitzustellen.

»Tut mir leid wegen vorhin.« Robin sah von seinem Klemmbrett auf und lächelte mich verlegen an. Ein Robin-Lächeln war wie die Sonne, die auf dem Columbia River glitzerte – es verzauberte mich immer wieder. Das blasse Pink seiner Lippen bildete einen weichen Kontrast zu seiner honigfarbenen Haut. Wenn sich seine Lippen verzogen und seine perfekten weißen Zähne entblößten, schlug mein Magen einen freudigen Purzelbaum. Die Sonne war zurückgekehrt.

»Mach dir nichts draus. Hab gehört, dass du einen harten Tag hast.« Ich stellte die Tomatensuppendosen auf und versuchte, Robin nicht anzusehen. Ich wollte nicht, dass er sich unwohl fühlte. Wenn man über mich tratschen würde, würde ich die Metallregale hochklettern oder mich hinter den Kistenstapeln verstecken.

»Ja. Entschuldige. Ich sollte es nicht an den Leuten hier auslassen.« Er reichte mir das Klemmbrett, damit ich eintragen konnte, was ich ausgepackt hatte. Während ich schrieb, nahm er sich ein Cuttermesser und öffnete mehr von den Kisten, die Cliff und ich abgeladen hatten.

»Hey, du bist auch nur ein Mensch.« Ich warf ihm ein hoffentlich verständnisvolles Lächeln zu. »Und es ist gut, dass du seinen aufgeblasenen Arsch vor die Tür gesetzt hast.«

»Eigentlich war es andersrum.« Robins Gesichtsausdruck war angespannt und schmerzvoll.

»Scheiße. Entschuldige. Ich wollte nicht…«

»Nein, ist schon in Ordnung.« Er winkte meine Entschuldigung ab. »Er war arrogant. Ich glaube, Melissa war erleichtert, als er heute nicht mit mir aufgetaucht ist.«

Ich nickte, unsicher, was ich sagen sollte. Ich wollte den Typen nicht schlechtmachen, wenn Robin immer noch Gefühle für ihn hatte.

»Du bist ohne ihn besser dran.« Im Zweifel immer die Klischees hervorholen. Ich nutzte den alten Trick meiner Ma.

»Eh. Ich nehme an, dass ich es hab kommen sehen. Besser jetzt als später, weißt du?«

»Ja.«

»Wie auch immer. Mit festen Freunden bin ich jetzt durch. D-U-R-C-H. Durch.« Er betonte dies, indem er mit dem Cuttermesser in die Kiste stach, die er öffnete. Seine Handlungen und Worte waren beharrlich, aber der Ausdruck in seinen Augen war unsicher.

Einen Freund zu haben, hatte zu Robin gepasst. Bei Paul-dem-Arsch hatte er gelächelt und war locker gewesen. Sie zusammen zu sehen, hatte in mir den Wunsch geweckt, selbst mit jemandem zusammen sein zu wollen. Jemanden zu haben, mit dem man Insider-Witze teilte, jemanden, mit dem man fernsehen konnte, jemanden, mit dem man in der Öffentlichkeit kleine Berührungen und versaute Blicke austauschte. Himmel, jemanden zum Reden zu haben, wäre etwas Neues für mich. Hin und wieder unterhielt ich mich online mit einem Typen und glaubte, dass wir uns gut verstanden. Aber dann schliefen wir miteinander und sobald das Ficken vorbei war, nahmen sie die Beine in die Hand, um aus meiner Wohnung zu kommen. Je besser aussehend die Typen waren, desto schneller schienen sie zu verschwinden.

Aber Robin war verdammt umwerfend und meistens mochte er es, sich mit mir zu unterhalten. Wir beide mochten Actionfilme und Blues und irgendwie landeten wir am Ende immer bei Politik, aber in unseren Unterhaltungen schwang stets eine gewisse Leichtigkeit mit, als würden wir sie schon seit unzähligen Jahren führen.

Wie immer stellte ich mir meine Lieblingsfrage, wenn ich darüber nachdachte, was Robin für ein toller Typ war: Wie würde er im Bett sein? Wahrscheinlich würde er auch da mit mir reden. Er wäre der Typ, der blieb und sich unterhielt, wenn der Sex vorbei war. Er würde mich nach meinem Tag fragen und mir von seinem erzählen und vielleicht würden wir Pläne machen, wann wir uns das nächste Mal sehen würden. Ich wurde hart, wenn ich nur daran dachte. Ich musste mich ablenken und rückte die Suppendosen zurecht.

Bingo. Das war es, was Robin brauchte. Eine Ablenkung.

»Hey, hast du morgen Abend schon was vor? Musst du zu einer Silvester-Party?«, fragte ich. Es würde mich nicht überraschen, wenn er zu einer schicken Party eingeladen war. Abgesehen von der ehrenamtlichen Arbeit wusste ich nicht viel über Robins Leben, aber ich wusste, dass er aus einer reichen Familie kam – seine hochwertigen Klamotten und der BMW verrieten es.

»Nein. Wahrscheinlich komme ich morgen Abend kurz her. An Silvester ist hier immer die Hölle los.«

»Du kannst etwas Besseres machen. Wie wäre es, wenn du mit mir ausgehst? Einige meiner Kumpels wollen eine Pub-Tour machen. Geh raus. Komm über Wie-heißt-er-noch hinweg. Die Party im CC Slaughter soll episch sein.«

»Oh. Äh.« Robin schluckte schwer und seine Hände glitten rastlos über die Haferflockenpackungen, die er gezählt hatte. »Danke, aber Partys sind nicht wirklich mein Ding. Ich trinke nicht mehr.«

Ich fummelte an der Dose herum, die ich stapeln wollte. Scheiße. Ich kannte ihn jetzt seit zwei Jahren und obwohl er so gerne redete, hatte er es nie erwähnt, aber ich hätte es trotzdem wissen müssen.

»Scheiße. Es tut mir leid. Ich hab nicht nachgedacht. Du bist trocken?«

»Ja.« Robin packte weiter aus. Das fluoreszierende Licht ließ seine honigfarbene Haut blass erscheinen – oder vielleicht lag es an meinen Worten.

Wie hatte ich die Zeichen nicht erkennen können? Er hatte nie etwas von Bars erzählt – und er hatte nicht einmal eine Schicht verpasst. Viele der hingebungsvollsten Freiwilligen in der Unterkunft waren selbst ehemalige Obdachlose oder Süchtige, die die Hilfe zurückgeben wollten, die sie bekommen hatten. Obwohl sie für alle offen war, konzentrierte sich die Unterkunft vor allem auf Jugendliche und junge Erwachsene, die durch das soziale Netz rutschten. Ich hatte die Unterkunft durch einen Stand bei der Pride entdeckt und meinen Chef Cliff überzeugt, mitzumachen – die Bäckerei hatte immer Essen übrig, das gespendet werden konnte.

Ein paar Minuten arbeiteten wir gedankenlos und obwohl die Stille nicht wirklich unangenehm war, hatte ich das Gefühl, eine Chance verpasst zu haben. Ich stieß die Dosen etwas härter als nötig an und ein Stapel fiel zusammen. Zeit, von vorn anzufangen.

Mir fiel auf – wieder einmal zu spät –, dass ich das nie wirklich getan hatte. Ich hatte nie einen Typen um ein Date gebeten. Hatte nie einen Typen genug gemocht, um es zu versuchen. Oh, ich wusste, wie ich es in einem Internet-Chatroom anstellen musste, aber in der echten Welt? Robin war der erste Typ aus der realen Welt, bei dem ich das Bedürfnis hatte, es zu versuchen.

Aber jetzt hatte ich es versaut und wusste nicht, wie ich es richten sollte. Ganz zu schweigen davon, dass mein Timing beschissen war – ich hätte warten sollen, bis Paul eine entfernte, bittere Erinnerung war, aber ich hatte mir meine Geduld für Schriftzüge und Zuckerblüten aufgehoben – nicht für soziale Konventionen.

»Wie lange?«, fragte ich.

»Zwei Jahre, dreihundertdreiundsechzig Tage.« Er zwinkerte mir zu und ein Hauch seines üblichen Humors blitzte auf. »Bester Vorsatz, den ich je hatte.«

Ein Vorsätze-einhalten-Kamerad. Mitgefühl für seinen schweren Weg wärmte meine Brust. Meine Erfolge waren wie Bodenwellen im Gegensatz zu seinem Mount Hood des Triumphs.

»Das ist großartig, Mann. Und es ist toll, dass du heute hergekommen bist.«

»Es wird eine lange Nacht.« Er zuckte mit den Schultern und zeigte seine überraschend zarten Schlüsselbeine, die zu dem unerwarteten Ausdruck von Zerbrechlichkeit in seinen Augen passten.

»Darauf wette ich.« Ich wollte fragen, ob er klarkommen würde, aber wir waren nicht diese Art von Freunden. Ich war nicht sicher, ob ich fragen konnte, ohne noch mehr wie ein Arsch zu wirken. Aber ich wusste, wie brutal Jahrestage sein konnten.

Später, als ich zu meinem zerbeulten Civic ging, kroch ich tiefer in meine Jacke, um die Kälte abzuwehren, und sagte mir, dass ich zu meinem Plan zurückkehren musste. Ein Profil auf einer richtigen Dating-Seite einrichten, nicht auf denen, wo es nur um schnellen Sex ging. Einen Typen finden, einen, der überhaupt nicht wie Robin war, mit seinem breiten Lächeln und seidig braunen Haaren und…

Scheiß drauf. Meine Hände klammerten sich an den Türgriff. Ich wusste ganz genau, was mein Vorsatz war. Komme, was wolle, ich würde der Typ sein, bei dem Robin Dawson Trost und Vergessen suchte. Und ich würde seine Meinung über feste Freunde ändern.

Kapitel 2

Am nächsten Tag hatte ich einen Plan, aber ich gab mich gelassen, als ich die Bleche voller Brot und Gebäck begutachtete, die darauf warteten, nach vorn gebracht zu werden. Wie ich gehofft hatte, waren die Angestellten aus dem Ofenraum übereifrig gewesen. Da wir an Neujahr geschlossen hatten, mussten viele Sachen weggeworfen oder markiert werden, weil sie schon einen Tag alt waren.

»Soll ich zur Unterkunft fahren?«, fragte ich Trish. »Ich kann es erledigen, wenn ich den Russo-Kuchen geliefert habe.« Sie beendete gerade die Bräutigamtorte für die Russo-Smith-Hochzeit.

»Habt ihr ihnen nicht gestern schon Zeug gebracht?« Trish sah nicht von dem Schokoladen-Fondant auf, das sie über der diamantförmigen Torte platzierte.

»Oh, er hat einen guten Grund, wieder hinzufahren«, mischte sich Cliff ein. Er hörte auf, den mittleren Arbeitstisch zu säubern, und grinste.

»Halt die Klappe«, wies ich ihn in unserer üblichen, gutmütigen Art und Weise zurecht, warf ihm aber einen Blick zu, der sagte, dass ich selbst einiges preisgeben könnte, wenn er nicht den Mund hielt. Als der Kuchen für die Russo-Smiths sicher im begehbaren Kühlschrank verstaut war, fing ich an, mein Dekorationswerkzeug wegzuräumen.

»Bleibt es dabei, dass du nachher mitkommst? James wird enttäuscht sein, wenn du absagst.« Cliff fuhr sich mit einer Hand über seine dünner werdenden Haare. James war Cliffs Bruder – ein süßer Kerl mit einem noch süßeren Ehemann, der immer wieder versuchte, mich in ihren sozialen Kreis miteinzubeziehen. Soweit es Cliff und James betraf, war ich das Familienhaustier der Delgado-Familie.

»Ich werde da sein.« Ich wollte nach Robin sehen und mich vergewissern, dass er nicht zu geknickt war, aber ich erwartete nicht, dass er mir einen Grund geben würde, für den ich James' jährliche Silvester-Pub-Tour absagen musste.

»Da wir gerade von absagen sprechen, ich habe Tickets für die Blazers nächste Woche. Ich dachte, dass Eddie und ich gehen könnten, aber er muss zu einer Sache in der Schule. Willst du sie haben?«

»Sicher. Beide? Du willst die zweite Karte nicht?«

»Warum findest du nicht heraus, welchen Zauber du wirken kannst, Vorsatz-Junge?« Cliffs Stimme war so unglaublich leicht und unschuldig, als würde er nicht gerade heftig den Kuppler spielen.

Trish lachte, als hätte sie den Witz verstanden, und ihr mit grauen Strähnen durchzogenes rotes Haar wippte – sie war gut darin, Cliffs Signale aufzuschnappen. Fünf Minuten, nachdem ich gegangen war, würde sie die Geschichte aus ihrem Ehemann herauspressen.

Und obwohl ich keine Zweifel hatte, dass der sechzehnjährige Eddie Besseres zu tun hatte, als mit seinem alten Herren abzuhängen, waren Cliffs Gründe, mir die Tickets anzubieten, offensichtlich. Er erkundigte sich nach mir, wie ich es bei Robin tun wollte. Cliff wusste, wie beschissen der Januar für mich war. Trotz meiner Erfolge mit den Vorsätzen brachte der Januar einen schmerzhaften Verlust mit sich. Es war der Monat, in dem ich vor drei Jahren meinen Vater verloren hatte. Der Monat, in dem ich allein und unsicher in der Kochschule gelandet war, meine alten Freunde aus der Immobilienwirtschaft vermisst hatte und nicht sicher gewesen war, warum zur Hölle ich geglaubt hatte, ich könnte einen Arbeitslosenschein in einen neuen Berufsweg verwandeln.

Und letztes Jahr war es der Monat gewesen, in dem ich Manny, meinen Cousin, meinen besten Freund und den Bruder, den ich hätte haben sollen, verloren hatte. Manny hatte am ersten Weihnachtsfeiertag einen Herzinfarkt gehabt. Am siebten Januar war er auf dem Operationstisch gestorben. Dreiunddreißig Jahre alt. Drei Tage später war ich in der Praxis meines Chirurgen gewesen. Zuerst mein Dad. Dann mein Onkel. Dann Manny. Ich brauchte keine Kristallkugel, um zu wissen, dass das Gen mit dem Herzfehler als Nächstes mich heimsuchen würde. Mir von einem Chirurgen ein Magenband einsetzen zu lassen, war ein radikaler Weg, um mit Trauer umzugehen, aber ich war schon immer der Typ für Ganz oder gar nicht gewesen.

Ich verließ die Bäckerei, ohne Cliff für seine Einmischung umzubringen, und machte mich auf meine Auslieferungstour. Zwei Stunden später kam ich in der Victory Mission an und trug noch immer meine weiße Bäckerskleidung. Ich schleppte einen Stapel aus großen, pinken Bäckereikisten und zwei kleine mit Naschereien für Robin und Melissa. Melissa war die Leiterin der Mission und sehr nett, aber eigentlich war das Geschenk für sie nur das Ablenkungsmanöver. Ich konnte nicht hereinmarschieren und nur etwas für Robin mitbringen.

Wie es das Glück so wollte, waren sie und Robin gemeinsam im Personalraum, als ich hereinkam. Robin gehörte nicht zum Personal, aber er kam so regelmäßig, dass Melissa oft scherzhaft sagte, dass er der Mitarbeiter des Jahres war.

»Das ist ja eine Überraschung!« Sie begrüßte mich mit einer ausschweifenden und nach Gardenien duftenden Umarmung. Ich erwiderte die Umarmung zögerlich, weil ich auf ihren Babybauch achtete. Sie stellte die Kisten auf den Metallklapptisch im Zentrum des Raums und nahm den Deckel von einer der großen Kisten. »Gebäck! Und das können wir heute Abend sicher gebrauchen!«

»Hier, die sind nur für dich.« Ich reichte ihr einen der kleineren Kartons.

»Oh wow!« Sie öffnete ihn, um vier unserer berühmten, großen Cupcakes zu enthüllen, die unter einer lächerlich großen Schicht Buttercremeglasur begraben und mit einer meiner Zuckerblumen verziert waren. Die waren meine Spezialität. Ich hatte große, ungeschickte Hände mit dicken Fingern, aber gebt mir eine Spritztülle oder Zuckerwatte und ich betrete einen seltsamen Bereich, in dem alles langsamer wird und nur ich und der Zucker und das Streben nach Perfektion existieren.

»Das Baby wird das lieben.« Melissa tätschelte ihren runden Bauch. Ihr Lächeln war all die Stunden wert, die ich letzte Nacht investiert hatte, damit die Blumen perfekt für die Hochzeitstorte der Russos wurden und sogar noch ein paar für die Köstlichkeiten im Schaukasten übrig blieben.

»Hab dir auch was mitgebracht.« Ich reichte Robin die andere Schachtel. »Zeug, das sich nicht bis Freitag hält. Ich dachte, du könntest einen Snack gebrauchen…« Ich plapperte und bereute die Geste, noch bevor er die Schachtel mit seinen eleganten Klavierfingern geöffnet hatte. Ich hätte einfach ein paar Cannoli reinstopfen sollen.

»Heilige Scheiße. Das ist zu schön, um es zu essen.« Robins Augen weiteten sich und sein Lächeln schien mit Glitzer gesprenkelt zu sein.

Okay. Ich hab gelogen. Melissas Wertschätzung war nichts im Vergleich zu dem Ausdruck auf Robins Gesicht. Sein Cupcake war aus einer Laune heraus entstanden, mit der ich experimentiert hatte. Anstatt Blumen hatte ich die Zuckerwatte zu Schmetterlingen geformt, Flügel mit der Airbrushpistole aufgemalt und sie mit kleinen blauen und goldenen Flecken verziert.

»Du solltest ihn nicht verderben lassen.« Meine Stimme war etwas zu schroff, aber er würde verdammt noch mal die Devil's Food Cake-Cupcakes mit Ganachefüllung essen, die unter dem Schmetterling verborgen waren.

»Alles klar, Boss.« Er grinste mich breit und verschmitzt an. »Kannst du zum Abendessen bleiben?«

»Sicher doch.« Ich rollte meine Ärmel hoch und folgte ihnen in die Küche. Das Gebäude war früher einmal eine Fabrik gewesen, sodass es große Räume, aber nur das Mindeste an Annehmlichkeiten gab. Auf vier gewerblichen Herden, die alle aus einem anderen Jahrzehnt stammten, standen riesige Kessel mit Spaghetti.

Nachdem wir den anderen Freiwilligen geholfen hatten, die Warmhalteplatten zu füllen, teilte mich Melissa im Esszimmer ein. Das Essen wurde wie in einer Cafeteria serviert, aber die Freiwilligen arbeiteten an den Tischen, um der Mahlzeit einen familiäreren Charakter zu verleihen. Andere Freiwillige gingen zwischen den Tischen umher und boten Brotkörbe und Flugblätter über die Dienstleistungen der Mission an. Die meisten Leute nahmen die Brötchen und lehnten eine Unterhaltung ab, aber hin und wieder kam ich an einen gesprächigen Tisch. Manchmal wollten sie sich nur eine kleine Geschichte von mir anhören, zum Beispiel von einer ruinierten Torte oder eine Erinnerung an den verbrannten Kaffee meines Vaters. Ich war nicht annähernd so ein guter Geschichtenerzähler, wie Dad es gewesen war, aber ich versuchte, die Dinge für meinen Tisch lustig und locker zu gestalten. Menschen mit Essen zu versorgen und sie zum Lachen zu bringen – für mich war das besser als ein Teller mit warmer Pasta.

Zwei Stunden später lichtete sich die Menge und ich machte mich auf die Suche nach Robin. Ich fand ihn auf einer Holzbank im Eingangsbereich, wo er mit einem offensichtlich drogenabhängigen Jungen saß – ungepflegte Kleidung, zitternde Hände und sich überschlagende Sprache. Ich lauschte, als er Robins Angebot für eine Mahlzeit oder ein Bett in den oberen Etagen für diese Nacht ablehnte.

»Okay, okay. Ich mach dir ein Angebot. Wie wäre es mit zwanzig? Ich blas dir einen für zwanzig Dollar.« Der Junge zerrte an seinen schmutzig blonden Haaren.

»Zach. Du weißt, dass du das hier nicht anbieten darfst.« Robins Stimme war sanft. »Was du brauchst, ist Hilfe. Wir wäre es, wenn wir dir was zu essen holen und jemanden von den Mitarbeitern bitten, mit dir zu sprechen…«

»Es sind die Nudeln. Sie kriechen weiter.«

Robin nickte, als würden Zachs Worte Sinn ergeben, und seine Stimme blieb gelassen und ruhig, als er erneut seine Hilfe anbot. Das ging ein paar Minuten so, bis Zach durch die Doppeltüren stürzte und nur mit seinem schäbigen T-Shirt in die kalte Nacht floh.

Ich wollte zu Robin gehen, als seine Schultern nach unten sackten und er den Kopf auf die Hände stützte. Seine schmalen Schultern bebten.

Oh Scheiße. Meine Kehle wurde eng. Meine Füße weigerten sich, über den gesprungenen Betonboden zu gehen. Das Letzte, was ich wollte, war, Robin zu blamieren. Ich ging zurück ins Esszimmer und holte eine Tasse Tee und einen Teller voll Essen. Als ich wieder nach draußen kam, hatte sich Robin gesammelt. Sein Gesicht war immer noch etwas geschwollen, aber er atmete tief ein und musterte die Flyer an den Zementwänden.

»Hey, ich hab dich noch nicht essen sehen. Hab dir was gebracht, bevor es weg ist«, sagte ich und hielt ihm etwas unbeholfen den Teller hin. Ich wollte nicht preisgeben, dass ich seinen Zusammenbruch mit angesehen hatte, wusste aber, dass mir die Wahrheit ins Gesicht geschrieben stand.

»Danke.« Sein dankbares Lächeln ließ mich innerlich ganz warm werden. Ich sah ihm gern beim Essen zu. Es gefiel mir, zu wissen, dass es unsere Brötchen waren, die ihn so zufrieden lächeln ließen, als er ein großes Stück abbiss. Er stürzte sich auf das Essen, als wäre er einer der Gäste – als hätte er den ganzen Tag lang nichts gegessen.

Und ich, ich konnte ohnehin den Großteil der Sachen nicht essen. Es störte mich nicht wirklich, wenn sie mich zu sehr beschäftigten, um den Gästen beim Essen Gesellschaft zu leisten – wenn ich an einem Tisch arbeitete, stocherte ich meistens in Salatblättern oder matschigem Gemüse herum. Aber Robin war so groß und schlank – er musste nicht auf Mahlzeiten verzichten. Er war nicht kleiner als ich mit meinen eins achtundachtzig, aber wo er ein Sportwagen war – stromlinienförmige Muskeln, klare blaue Augen, ein flacher Bauch und ein wohlgeformter, fester Hintern – war ich eher wie ein Volvo-Bus gebaut. Obwohl ich Gewicht verloren hatte, hatte ich noch immer die Linebacker-Schultern und eine Brust wie ein Fass. Neben Robin fühlte ich mich alt und klotzig.

»Tut mir leid, wegen vorhin«, sagte Robin mit dem Mund voll Spaghetti. »Normalerweise bin ich kein Nervenbündel.« Seine scharfsinnigen Augen ließen nicht zu, dass ich Unwissen vortäuschte.

»Hat sich angehört, als hättest du einen Grund.« Ich musterte die Poster an den Wänden, die die verschiedenen Angebote des Zentrums anpriesen – Treffen für die Anonymen Alkoholiker und Drogensüchtigen, ein Kleiderkreisel, Hinweise für medizinische Versorgung und Hilfegruppen. Und nichts davon war das glänzende Papier wert – oder die hart erarbeiteten Zuschüsse und Spenden –, wenn die Klienten keine Hilfe akzeptieren wollten.

»Zach war schon mal hier. Er isst nicht. Er bleibt nicht… Er ist eine Katastrophe.«

»Und du willst helfen. Das verstehe ich.« Ich tätschelte seine schmale Schulter. Die Mission war ein Ort, bei dem sich die Freiwilligen oft ermutigt fühlten, einander zu umarmen. Ich war in einer großen italienischen Familie aufgewachsen, voller Menschen, die sich gern umarmten, und jemanden aus Mitgefühl zu berühren, war für mich so natürlich, wie Cannoli zu essen. Aber das hier fühlte sich anders an und ein elektrischer Impuls schoss durch meinen Arm. Er zog sich nicht zurück, also ließ ich meine Hand liegen und war mir seiner Wärme und den Verspannungen in seinen Muskeln sehr bewusst. Ich wollte seine Anspannung wegmassieren, aber das würde so was von nicht passieren.

»Es war nur… eine höllische Woche. Mann, ich hasse die Feiertage.«

»Meine Rede. Als Kind habe ich sie geliebt, aber Mann, die letzten Jahre haben mich schnell vom Gegenteil überzeugt.« Ich belastete ihn nicht mit meinem Scheiß, aber ich verstand den Schmerz in seinen Augen. Er drehte sich zu mir und eine Sekunde hätte ich schwören können, dass er die Hitze zwischen uns spüren und die seltsame Elektrizität fühlen konnte und sich vielleicht sogar in meine Hand lehnte. Aber dann blinzelte er, schüttelte meine Hand ab und der Moment verpuffte, so zerbrechlich wie der Schmetterling auf seinem Cupcake.

»Ich hab sie immer gehasst. Zwischen meinen Eltern hin und her zu fahren… Mein Bruder und ich standen immer zwischen den Stühlen. Und jetzt…« Er schüttelte den Kopf und das Licht fing alle Braunschattierungen in seinen zerzausten Haaren ein. »Diese Woche ist einfach beschissen.«

»Du musst ausgehen.«

»Vic. Ich hab dir gesagt...«

»Nicht so. Ich habe Blazers-Karten für nächste Woche. Ich hab sie von Cliff bekommen, also sind es wahrscheinlich die guten Plätze. Du solltest mitkommen. Dich von deiner beschissenen Woche ablenken.« Ich versuchte, weitaus selbstbewusster zu klingen, als ich mich fühlte.

Aber Robin hob eine Braue und durchschaute mich wie immer. »Bittest du mich um ein Date?«

»Nee.« Ich winkte ab. Sein skeptischer Blick verriet mir bereits, dass ich diese Hoffnung aufgeben sollte. »Nur ein paar Jungs, die sich ein Spiel ansehen. Wahrscheinlich wird es uns beiden guttun.«

»Bist du sicher?«

»Sicher bin ich sicher. Cliff will nicht, dass die Karten verfallen.«

»Das hab ich nicht gemeint«, sagte er sanft. »Ich will nicht… Ich will dich nicht in die Irre führen. Ich meine es ernst, was ich gestern gesagt habe. Ich bin fertig mit Beziehungen.«

»Bin selbst nicht wirklich der Typ dafür.« Es gelang mir, diese Halbwahrheit mit ernstem Gesichtsausdruck rüberzubringen. Die unregelmäßigen Aufrisse in letzter Zeit fielen nicht unter Dating und Robin zu sagen, dass sich meine Einstellung kürzlich geändert hatte, würde keinen guten Zweck erfüllen.

»Okay. Ich komme mit. Aber es ist kein Date. Ich werde Cliff das Geld für die Karte geben.«

»Wie du willst.«