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Das moderne Standardwerk zur Energiemedizin Energieströme durchziehen unseren Körper und sind beim gesunden Menschen in einem fein abgestimmten Gleichgewicht. Ist die Balance gestört, werden wir krank. Die Energiemedizin erkennt die Ursache von Krankheiten in blockierten Lebensenergien und behandelt sie, indem sie die Energien wieder ins Fließen bringt. Das PRAXISBUCH ENERGIEMEDIZIN widmet sich den Energiefeldern im menschlichen Körper und deren Störungen. Grundlage sind bewährte Modelle wie die Traditionelle Chinesische Medizin und ayurvedische Medizin, Chakren- und Aura-Lehre; aber auch weitere Therapieverfahren finden Anwendung. Jedes Energiemodell wird genau erklärt und durch praktische Übungen und Anwendungen zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte erfahrbar gemacht. Dazu gehören unter anderem Qi Gong, Massagen, Anwendungen aus der Kräuterapotheke, Heiltees, Meditationen und Akupressur. In einem großen Beschwerdenteil geht es um Erkrankungen von Kopf bis Fuß, um mögliche Ursachen und die gezielte ganzheitliche Selbsthilfe.
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Seitenzahl: 405
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Die moderne westliche Medizin verfügt im Kampf gegen Krankheiten über erstaunliche Errungenschaften. Trotzdem stößt auch sie manchmal an ihre Grenzen. Nicht zuletzt deshalb konnte sich in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von alternativen Heilweisen etablieren, die zumeist auf traditionellen medizinischen Systemen unterschiedlicher Kulturen beruhen. Ihr gemeinsamer Nenner ist das Wissen um die Existenz der Lebensenergie, die im Kosmos ebenso wirkt wie in jedem einzelnen Menschen. Die Traditionelle Chinesische Medizin bezeichnet diese Kraft als »Qi«, in den indischen Lehren wird sie »Prana« genannt und die Universalgelehrte Hildegard von Bingen kannte sie als »Viriditas«.
In allen Lehren, die sich mit der feinstofflichen Lebensenergie auseinandersetzen, glaubt man, dass der Schlüssel zu Gesundheit in der ausgewogenen Balance von Körper, Geist und Seele liegt. Die ganzheitliche Heilkunde betrachtet daher den Menschen als untrennbare Einheit von Körper, Geist und Seele. Es ist die ihm innewohnende Lebenskraft, die ihn belebt und die auch seine Selbstheilungskräfte aktiviert. Die Lebensenergie strömt durch jede einzelne unserer Zellen, reguliert den Stoffwechsel und hält den Organismus in Balance. Sie füllt und umhüllt das gesamte komplexe Energiesystem unseres Körpers.
Ganzheitliches Heilen reduziert den Menschen dementsprechend nicht auf seine Einzelteile oder auf isolierte Probleme, sondern umfasst Körper, Geist und Seele in gleichen Maßen. Daher werden auch Krankheiten nicht als Störung eines einzelnen biochemisch-mechanischen »Apparats« aufgefasst. Stattdessen sucht man, um Beschwerden und Krankheiten nachhaltig zu heilen, nach deren tiefer liegenden Ursachen. Diese »Ursachenforschung« bedarf natürlich eines umfassenden Wissens über die Zusammenhänge im menschlichen Organismus.
Durch den Einsatz von natürlichen Substanzen und energetischen Prozessen lässt sich die Lebensenergie wirkungsvoll anregen und zum Fließen bringen. Das bestätigen auch zahlreiche aktuelle klinische Studien. Wird der Energiefluss dagegen blockiert, fühlen wir uns unwohl und werden krank. Das Anliegen dieses Buches ist es, einen Überblick über energetische Heilmethoden zu geben: Wo liegen die Wurzeln traditioneller Lebensenergiekonzepte? Wodurch entstehen Krankheiten? Wie kann man ihnen effektiv vorbeugen? Und welche energetischen Therapiemethoden können dazu beitragen, bereits bestehende Beschwerden zu lindern oder vielleicht sogar zu heilen?
Erkunden Sie mit uns die universelle Lebensenergie und finden Sie zurück zu den Wurzeln der Medizin.
Auf der ganzen Welt gibt es Heilsysteme, die davon ausgehen, dass Körperfunktionen und psychisches Befinden von einer dem gesamten Leben zugrunde liegenden Energie gesteuert werden. Nur wenn diese ungehindert fließen kann, sind wir gesund.
Schon unsere frühzeitlichen Ahnen suchten nach Erklärungen für bestimmte Ereignisse und Phänomene, die ihr Leben maßgeblich bestimmten. Schamanen und andere spirituelle Führer hielten Antworten auf ihre Fragen nach unsichtbaren Naturkräften und himmlischen Ereignissen bereit. Deswegen sprach man ihnen die Kraft zu, Krankheiten heilen zu können. Die ersten Lebensenergiekonzepte entstanden. Die Vorstellung einer universellen und alles durchdringenden feinstofflichen Energie findet sich bis heute in vielen Kulturen und Religionen. Im alten Ägypten nannte man diese Energie Ka, in der antiken hebräischen Kultur Cheim. Auch zahlreiche indigene Kulturen haben ein traditionelles Wissen über feinstoffliche Energiefelder, die den menschlichen Körper durchziehen. Auf ihm basiert beispielsweise die Medizin der Indios in Mittel- und Südamerika. Die Kultur der Maya mag um 900 v. Chr. auf mysteriöse Weise untergegangen sein. Ihr Wissen über Gesundheit und Heilkunst wurde durch mündliche Überlieferungen jedoch bewahrt. Für die Heiler der Maya (H’men) stand der Ausgleich der Lebensenergie im Mittelpunkt ihres Tuns. Sie nannten diese Energie Ch’ulel und behandelten Störungen unter anderem mit Pflanzen, Massagen, Wasseranwendungen und Gebeten. Bis heute wenden ihre Nachfahren die uralten Heilmethoden an, vor allem auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Auch nordamerikanische Indianer aktivieren die dem Menschen eigene feinstoffliche Energie beispielsweise mithilfe von Ritualen, Schwitzbädern, Klängen, Trancen oder bestimmten Pflanzen.
Den größten Einfluss auf die Medizin der westlichen Welt haben aber wohl diejenigen Energiekonzepte, die seit Jahrhunderten in Indien, China, Tibet und Japan gelehrt werden und die in diesen Ländern oftmals noch heute als der modernen Medizin gleichwertige Behandlungsmethoden gelten.
Dabei wird oft vergessen, dass die Idee der Lebensenergie ursprünglich auch im Westen eine lange Tradition hat. Sie lässt sich bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zu Hippokrates zurückverfolgen, dem Begründer der wissenschaftlichen Medizin.
Hippokrates war überzeugt, dass jeder Mensch einen Mikrokosmos des Universums darstellt und ihm eine Lebenskraft innewohnt, die er als »Physis« bezeichnete. Physis vermag Störungen auszugleichen und stellt im Krankheitsfall die gesunde Ordnung im Körper wieder her. Der hippokratische Arzt unterstützt diesen Prozess durch Behandlungen wie Diäten, Musik- und Traumtherapie, körperliche Übungen oder das Hervorrufen veränderter Bewusstseinszustände.
Um 200 n. Chr. sah der griechische Arzt und Anatom Galenos von Pergamon, dessen Erkenntnisse die Medizin bis in die Renaissance stark prägten, den Menschen als Einheit von Leib und Seele. Seiner Meinung nach war der stoffliche Körper eine Manifestation der Lebensenergie, die er »Pneuma« nannte und die über spezielle Bahnen durch den Körper gelenkt wurde.
»Die Seele ist die grünende Lebenskraft im Leib, sie wirkt mittels des Leibes und der Leib mittels der Seele. Das ist der ganze Bestand des Menschen«, schrieb auch die universalgelehrte Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098–1179), bis heute berühmt für ihre Naturheilkunde. Die Ordensfrau ersann eine eigene Kräuterheilkunde und war auch kosmologisch interessiert. »Viriditas« nannte sie die Lebenskraft, die im Menschen ebenso wirkt wie im Makrokosmos.
Der Schweizer Arzt, Alchemist, Astrologe, Mystiker, Laientheologe und Philosoph Paracelsus (eigentlich Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, 1493–1541) betrachtete den Menschen ebenfalls als Teil eines umfassenden Ganzen: »Ein Gleiches ist im Himmel, das auf der Erde sein Gleiches hat, und auf der Erde ist ein Gleiches, das im Himmel sein Gleiches hat.«
Bis in die Neuzeit sah man die Ursache von Krankheiten in einer Störung der Lebensenergie. Noch im ausgehenden 18. Jahrhundert praktizierten viele Ärzte Energieheilung und waren überzeugt, dass sie zum Beispiel mithilfe von Magneten oder durch bloßes Handauflegen ihr feinstoffliches Fluidum an den Patienten weitergeben könnten. Erst seit etwa 1850 war in der modernen westlichen Schulmedizin kein Platz mehr für ein solches Lebensenergiekonzept.
VERSCHIEDENE ENERGIEFELDER
Der Begriff »Energiemedizin« kam Mitte der 1980er-Jahre in den USA auf. Er umfasst alle Heilmethoden, die sich zur Diagnose und Therapie auf Energiefelder berufen, wie sie auch im Menschen wirken. Diese können sowohl natürlich als auch künstlich erzeugt sein. Für erstere bedient man sich traditioneller Therapien wie der klassischen Akupunktur, Bach-Blüten oder Heilmassagen. Methoden wie die Elektroakupunktur oder Radionik, also die Behandlung mit schwachen elektromagnetischen Feldern, arbeiten dagegen mit künstlich erzeugten Energiefeldern. Diese geräte- und computergestützten Therapie- und Diagnosesysteme basieren auf Messungen biophysikalischer Phänomene am Körper. Mit ihnen ist auch der Begriff der Informationsmedizin verbunden, der manchmal synonym für »Energiemedizin« verwendet wird. Der Bereich der instrumentellen Energiemedizin mit künstlichen Energiefeldern und die apparative Anwendung von subtilen Energien werden in diesem Buch nicht behandelt. Auf den folgenden Seiten geht es ausschließlich um die traditionellen medizinischen Systeme zur Behandlung und Wiederherstellung der feinstofflichen Energiebalance – nicht zuletzt, weil diese Methoden verschiedene Anwendungen bieten, die jeder Mensch unterstützend zu anderen Behandlungsmethoden selbst durchführen kann.
Die ganzheitliche Sicht der Energiemedizin reduziert den Menschen nicht auf seine Einzelteile, sondern umfasst seinen Körper, seinen Geist und seine Seele in gleichen Maßen. Dementsprechend werden auch Krankheiten nicht als Störung eines einzelnen biochemisch-mechanischen »Apparates« aufgefasst.
Von großer Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist der freie Fluss der Lebensenergie, die alle Teile zusammenhält und im Kosmos ebenso wirkt wie im menschlichen Organismus.
Energiemedizin geht davon aus, dass alle psychischen und physischen Abläufe, alle Körperfunktionen und Organsysteme von einer übergeordneten feinstofflichen Energie geregelt werden. Wenn diese den Körper nicht ungehindert durchströmen kann, kommt es zu Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten.
Gesundheit steht in direkter Verbindung mit Ausgeglichenheit. Wie überall in der Natur sind auch im Menschen gegensätzliche Kräfte aktiv: das Weibliche und das Männliche, das Flüssige und das Feste, das Heiße und das Kalte … Nur wenn sich all diese Gegensatzpaare im Gleichgewicht befinden, sind wir gesund und fühlen uns wohl. Nur dann kann die Energie frei fließen.
Durch entsprechende Behandlungen können Blockaden im Energiesystem aufgelöst werden. Bei energetischer Unterversorgung lässt sich durch sie zudem das gesamte Energieniveau erhöhen. Auf diesem Weg werden alle übrigen Systeme wieder optimal mit Energie versorgt und der Körper wird auf natürliche Weise unterstützt zu gesunden.
Es gibt viele unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie sich energetische Defizite beheben und sich damit Störungen des Energiesystems wieder auflösen lassen. Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Akupressur, Moxibustion, Heilmassagen, Heilbäder, Heilübungen (Qi Gong, Tai Ji Quan, Yoga), Meditation, Diätetik oder Heiltees können ganz erstaunliche Heilerfolge aufweisen. Nicht immer lässt sich deren Wirkung auch wissenschaftlich begründen. Traditionelle Energieheilverfahren haben dennoch entgegen vieler Vorurteile nichts mit Hokuspokus zu tun. Sie berufen sich auf althergebrachte Überlieferungen und Erkenntnisse und sind meist in ein philosophisches System eingebettet. So behandelten die Chinesen bereits vor Jahrhunderten Pocken mit einer Art Impfung. Und in Indien setzte man gezielt Ernährungsweisen ein, um das körperliche Gleichgewicht zu beeinflussen.
Trotz ihrer jahrtausendealten Tradition war die Energiemedizin im Westen lange Zeit in Vergessenheit geraten. Erst seit Anfang der 1970er-Jahre erfreut sie sich wieder wachsender Aufmerksamkeit. Mit ein Auslöser war ein Erfahrungsbericht des New-York-Times-Journalisten James Reston. Während eines Aufenthalts in China musste er sich einer Blinddarmoperation unterziehen. Ein Routineeingriff, der eigentlich nichts mit Energiemedizin zu tun hat. Die kam erst nach der Operation zum Einsatz, um den Wundschmerz zu lindern. Und tatsächlich erzielten die Ärzte hier mit Akupunktur eine überzeugende Wirkung. Etwa zur gleichen Zeit nahmen Wissenschaftler auch die Konzepte indischer Yogis zur Selbstregulation des Körpers unter die Lupe. Und 1978 schließlich sprach sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dafür aus, traditionelle medizinische Lehren in die medizinische Grundversorgung einzubeziehen (Erklärung von Alma-Ata). Seither erleben vor allem die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und die altindische Ayurveda-Medizin eine wahre Renaissance. Die Zahl der Ärzte, die diesen traditionellen Methoden gegenüber aufgeschlossen sind, wächst. Viele praktizieren die alternativen Heilverfahren sogar selbst.
Parallel zu dieser Entwicklung entstanden neue »Formen« der Energiemedizin. In Amerika etwa werden Krankenschwestern ausgebildet, durch Berührungen Heilvorgänge zu unterstützen (Therapeutic Touch). Pflegepersonal mit einer entsprechenden Qualifikation ist schon seit Längerem Teil von OP-Teams. In England beziehen Ärzte Heiler in die Behandlung ihrer Patienten mit ein, die zum Beispiel durch Handauflegen oder andere Praktiken die klassische schulmedizinische Therapie ergänzen sollen.
Auch im deutschsprachigen Raum ist die Energiemedizin auf dem Vormarsch. Schon 2005 zeigte eine Allensbach-Studie, dass sich nur 18 Prozent der Befragten im Krankheitsfall eine rein schulmedizinische Behandlung wünschen. Dagegen entschieden sich 61 Prozent aller Bundesbürger für eine Kombination aus Traditioneller Chinesischer Medizin und Schulmedizin. Auch die Krankenkassen haben auf die Ergebnisse diverser Studien reagiert und beispielsweise die Akupunktur in ihren Leistungskatalog aufgenommen. Und die ganzheitliche Sichtweise hat auch noch andere Bereiche der klassischen Schulmedizin erreicht: So hat zum Beispiel der junge interdisziplinäre Wissenschaftszweig der Psychoneuroimmunologie erkannt, dass eine enge Verbindung zwischen Immun-, Nerven-, Hormonsystem und Psyche besteht. So können akute psychische Belastungen die Immunfunktion beeinträchtigen und zu Erkrankungen führen.
Wie so oft im Leben ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt. Leider versuchen auch zahlreiche Scharlatane aus den Hoffnungen kranker Menschen Profit zu schlagen. Das schadet dem Ruf der energetischen Gesundheitslehre. Nur eine gezielte Kooperation von Ärzten, Heilpraktikern und kompetenten Heilern kann unseriösen schwarzen Schafen das Handwerk legen. Dabei sollte die Behandlung stets unter Aufsicht des Arztes und/oder Heilpraktikers erfolgen.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (kurz: TCM) blickt auf eine dreitausendjährige Geschichte zurück und verfügt über dementsprechend tiefgründige Erkenntnisse bezüglich der Natur und des Menschen. Im Mittelpunkt ihrer Lehre steht wie bei allen energetischen Lehren die untrennbare Einheit von Körper, Geist und Seele.
Die Lehre geht davon aus, dass der menschliche Körper aus fünf Grundsubstanzen besteht. Diese sind …
die Lebensenergie (Qi),
die Vitalessenz (Jing),
die Vitalität (Shen) sowie
das Blut (Xue),
die Säfte (Jin Ye).
All diese Substanzen befinden sich bei einem gesunden Körper im Gleichgewicht und bestimmen maßgeblich seine Lebensfunktionen. Sie sind dabei nicht nur für die entsprechenden physiologischen, metabolischen und biochemischen Prozesse verantwortlich, sondern auch für die intellektuellen und spirituellen. Vor allem Qi, Jing und Shen gelten als die »drei Schätze des Menschen«. Sie verkörpern die Dynamik, die Quelle und den Geist des Lebens und sind unauflösbar miteinander verbunden.
DER GELBE KAISER
Die Grundlage der TCM bilden verschiedene Standardwerke, darunter das Buch des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin (Huang Di Nei Jing). Es gilt als eine der ältesten überlieferten TCM-Schriften und hat bis heute nicht an Bedeutung verloren. Die Sammlung von insgesamt 81 Abhandlungen unbekannter Autoren wurde in einem Zeitraum von circa 400 Jahren erstellt. In Form eines Frage-und-Antwort-Dialogs zwischen dem Gelben Kaiser Huang Di und seinem Arzt Chi Po werden wertvolle Informationen zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren geliefert.
Die alles durchströmende Lebenskraft Qi ist für die chinesische Medizin von grundlegender Bedeutung. Eine exakte sprachliche Entsprechung des Wortes findet sich im westlichen Sprachraum nicht. Im übertragenen Sinne kann »Qi« als Atem, Luft, Dunst, Gas, Äther, Wesen, Lebenskraft, lebensspendendes Prinzip oder eben als Energie bezeichnet werden. Ein Meister aus dem Shaolin-Kloster sagte einmal über den Fluss der Lebensenergie Qi: »In einem Körper fließt das Qi ungehindert und frei. Das Qi ist wie das Wasser in einem Bach. Ist der Bach voll Wasser und fließt es ungehindert, ist man gesund. Jeder Überfluss oder Mangel an Qi verursacht Krankheiten – so wie ein Bach Verwüstungen anrichtet, wenn er über seine Ufer tritt, oder Erde und Pflanzen verdorren lässt, wenn er zu wenig Wasser hat.«
Qi ist die Grundlage sämtlichen Lebens, es wohnt allem Lebendigen inne. Über sogenannte Meridiane, unsichtbare Energieleitbahnen (>), fließt es durch den gesamten Körper. Bei gesunden Menschen durchströmt es den Körper frei und gleichmäßig, liefert körperliche und geistige Lebensenergie, sorgt für Gesundheit und Vitalität.
Qi hat mehrere Hauptfunktionen im Körper. Es …
wärmt und reguliert die Körpertemperatur
ist der Ursprung aller körperlichen und geistigen Bewegungen und zuständig für alle physiologischen Aktivitäten
ist verantwortlich für Wachstum, Entwicklung und Stoffwechsel
sorgt für eine geregelte Verdauung und die optimale Energiegewinnung aus Nahrung und Sauerstoff
bewirkt die Absonderung giftiger Stoffwechselprodukte und die Aufnahme von Nährstoffen
schützt vor Krankheiten und anderen schädlichen Einwirkungen von außen
hält die Organe an ihrem Platz sowie Körperflüssigkeiten und Blut in den Leitbahnen und Organen
Gerät das sensible System aus dem Gleichgewicht, wird der Energiefluss verlangsamt. Stagniert er, kann das zum Teil schwerwiegende Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden haben. Zunächst treten Schmerzen und Beschwerden auf, später entstehen physische und psychische Krankheiten.
Der untere Teil des chinesischen Schriftzeichens »Qi« bedeutet »Reis«, der obere »Dampf« – ein Hinweis auf den gleichermaßen materiellen wie immateriellen Zustand der Lebensenergie.
Quellen des Qi
Es gibt zwei Arten des Qi: das vorgeburtliche (Ursprungs-Yuan-Qi) und das nachgeburtliche. Das erste wird jedem Kind von seinen Eltern bereits mit der Zeugung übergeben. Es stellt das Fundament für die Kraft und Vitalität des Menschen dar und ist verantwortlich für sein individuelles Wachstum und seine Entwicklung. Das vorgeburtliche Qi ist nicht erneuerbar und sollte nach Möglichkeit nie gänzlich ausgeschöpft werden.
Das Ursprungs-Qi wird ergänzt durch die Energie aus der Atmung und der Nahrung: Die Lunge gewinnt aus der aufgenommenen Atemluft das Atem-Qi. Magen und Milz bilden aus dem, was wir essen und trinken, das Nahrungs-Qi, das zur Lunge aufsteigt und sich mit dem Atem-Qi zum »Sammel-Zong-Qi« vereint. Dieses wiederum wird mithilfe des Ursprung-Qi in das »Wahre-Zhen-Qi« umgewandelt, die erste Stufe des körpereigenen Qi. Diese Energie fließt in den Meridianen und nährt die Organe.
DAS QI ERFAHREN
Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl (nicht anlehnen) und heben Sie die angewinkelten Arme auf Brusthöhe an. Die Handflächen zeigen zueinander, der Abstand dazwischen beträgt etwa 30 Zentimeter.
Stellen Sie sich vor, Sie halten einen Luftballon in der Hand. Beim Einatmen saugen Sie Luft aus ihm heraus und er zieht sich zusammen. Wenn Sie ausatmen, strömt Luft in den Ballon und er dehnt sich aus.
Konzentrieren Sie sich auf Ihre Hände und atmen Sie ruhig und in einem regelmäßigen Rhythmus weiter. Mit etwas Übung spüren Sie, wie das Qi in Ihren Händen zirkuliert. Es fühlt sich dann an, als würden Sie auf einer Wolke sitzen.
Das feinstoffliche Jing ist die Wurzel des Lebens und die Quelle jeglicher organischer Veränderung. Der Körper braucht es je nach Alter für unterschiedliche Prozesse: Bis zur Pubertät ist Jing verantwortlich für die Reifung der Organe, später dann sichert es deren Funktion sowie die Fortpflanzung.
Je älter wir werden, umso mehr sinkt die ursprüngliche Menge an Jing. Fortpflanzungsfähigkeit und Funktionstüchtigkeit der Organe nehmen daher im Laufe der Jahre immer weiter ab, bis Jing irgendwann völlig erlischt und wir sterben.
Jing stellt den Ursprung von Yin und Yang (>) im Organismus dar und trägt beide Pole in sich. Sein Yang-Aspekt wärmt das Yang aller anderen Organe und schafft die Voraussetzung, dass diese ihre spezifischen Aufgaben erfüllen können. Aus diesem Grund ist Jing auch von großer Bedeutung für die Bereitstellung, Verteilung und Umwandlung aller Arten von Qi im Körper.
Der Yin-Aspekt des Jing bildet die materielle Grundlage für den Aufbau von Knochen und Knochenmark, Gehirn, Blut und Sperma. Er steht für das Bewahren und sichert das Wachstum, die Entwicklung und die Fortpflanzung.
Ist das Jing gestört, äußert sich dies beispielsweise in vorzeitigem Altern, sexueller Dysfunktion oder Fortpflanzungsunfähigkeit.
Quellen des Jing
Wie Qi stammt auch die Vitalessenz Jing aus zwei unterschiedlichen Quellen: Die eine ist das vorgeburtliche Jing, auch Vorhimmelsessenz (Xian Tian) genannt. Es entsteht während der Empfängnis und setzt sich aus der Essenz der Eltern sowie der Natur zusammen. Xian Tian lässt sich mit dem Genpool der westlichen Medizin vergleichen. Es ist bei jedem Menschen unterschiedlich, weshalb auch die Konstitution sowie das spezifische Entwicklungspotenzial jedes Menschen einzigartig ist. Das vererbte Jing ist besonders kostbar, weil es nicht erneuert werden kann.
Der zweite Anteil ist das nachgeburtliche Jing oder die Nachhimmelsessenz (Hou Tian). Es entsteht aus der Atemluft und der Nahrung, die wir zu uns nehmen, und kann somit stets neu aufgebaut werden.
Shen ist die dem Menschen innewohnende Energie des Kosmos. Es verleiht uns die Fähigkeit zu denken und zu urteilen. Darüber hinaus steuert Shen das Bewusstsein, das Gedächtnis, die Psyche sowie den Schlaf und ist Ausdruck unserer Persönlichkeit.
Da die Traditionelle Chinesische Medizin nicht zwischen Geist und Körper unterscheidet, kommt Shen aber auch im Hinblick auf die Gesundheit eine wichtige Stellung zu. Schon der große chinesische Philosoph Laotse (6. Jahrhundert v. Chr.) wusste: »Wer seinen Geist nährt, stirbt nicht.«
Eine ausdrucksvolle Persönlichkeit, leuchtende Augen, psychische Belastbarkeit und eine starke Urteilskraft weisen auf ein starkes Shen hin. Ein schwaches Shen äußert sich dagegen in psychischen Störungen mit verschiedenen neurotischen oder psychotischen Symptomen; es können Nervosität, Schlaflosigkeit, Vergesslichkeit, sogar Manien und Halluzinationen auftreten. Apathie und der Verlust der Lebensfreude bezeugen die absolute Leere von Shen.
Störungen des Shen lassen sich durch körperliche Maßnahmen wie Ernährungsweise, Bewegung oder Akupunktur behandeln.
Quellen des Shen
Auch Shen setzt sich aus einem ererbten und einem erworbenen Anteil zusammen. Die Quellen für das erworbene Shen, das das vererbte stetig ergänzt, sind Qi und Jing.
Shen wird vom Qi des Herzens genährt, aber auch vom Blut und von Yin. Fehlen die beiden Letzteren, kommt es zu Störungen.
Die Vorstellung davon, was Blut ist, geht in der TCM weit über das westliche Verständnis dieser Körperflüssigkeit hinaus. Es ist nicht nur eine Körperflüssigkeit, die über das Gefäßsystem die verschiedensten Stoffe im Körper transportiert und verteilt. Zwar decken sich die Aufgaben zu einem großen Teil: Xue bewahrt und befeuchtet den Körper und stellt Nährstoffe bereit. Es versorgt alle Organe, das Gesicht, die Lippen, die Sinnesorgane, die Muskeln, die Sehnen, die Nägel, die Haut, das Kopfhaar sowie den Fötus im Leibesinneren der Mutter. Darüber hinaus schreibt man ihm aber auch eine energetische Funktion zu. Xue ist zugleich materiell und immateriell.
Xue ist untrennbar mit Qi verbunden, von dem es produziert, durch den Körper bewegt und in den Blutgefäßen gehalten wird. Im Gegenzug nährt das Blut Qi. Ein altes Sprichwort lautet: »Qi ist der Befehlshaber des Blutes, das Blut ist die Mutter des Qi.« Diese Beziehung veranschaulicht nebenbei sehr deutlich auch das Prinzip von Yin (Blut) und Yang (Qi).
Störungen von Xue führen zu Blutstau, Bluthitze und Blutmangel. Die Ursachen für einen solchen Blutmangel sind Blutverlust, geringe Blutproduktion sowie organspezifische Blutnährungsstörungen.
Quellen des Xue
Xue entsteht durch die Umwandlung der Nahrung. Nachdem diese im Magen verdaut wurde, bildet die Milz aus den Nahrungsbestandteilen eine klare Essenz, die vom Milz-Qi zur Lunge transportiert wird. Auf dem Weg dorthin transformiert das Nahrungs-Qi die Essenz zu Blut, das schließlich mithilfe des Herz-Qi sowie des Atem-Qi im Körper zirkuliert.
Jin Ye bezeichnet alle Körperflüssigkeiten mit Ausnahme des Blutes. »Jin« steht dabei für die klaren, leichten Säfte, »Ye« für die trüben beziehungsweise schweren und dickeren Flüssigkeiten.
Die Jin-Säfte gehören zur Gruppe der Yin-Substanzen. Sie zirkulieren mit dem Abwehr-Qi. Sie nähren und befeuchten die Haut und die Muskulatur und sind für die Bildung von Tränen, Speichel, Schweiß, Nasen- und Genitalsekreten verantwortlich.
Die trüben beziehungsweise schweren und dickeren Ye-Flüssigkeiten finden sich im Körperinneren. Ihre Aufgabe ist es, Organe, Gelenke, Knochenmark, Gehirn und Sinnesorgane mit Feuchtigkeit zu benetzen. Des Weiteren bilden sie beispielsweise Verdauungssäfte und Gelenkflüssigkeit.
Ein Ungleichgewicht der Säfte wird meist durch Schwitzen, Durchfall oder Erbrechen, Blutung, Hitze, verminderte Flüssigkeitsaufnahme oder anhaltenden Yin-Mangel verursacht. Es kommt zu einem Feuchtigkeitsverlust, der sich zum Beispiel in Form von trockenen Lippen, Augen und Schleimhäuten, trockener Haut sowie Mundtrockenheit, vermehrtem Durst, wenig Urin, hartem Stuhl oder sprödem Haar bemerkbar macht. Sofern die betroffenen Organe einen Mangel an Qi aufweisen, führt dies zu einer lokalen oder generalisierten Ansammlung von Flüssigkeiten oder zu Wassereinlagerungen (Ödemen).
Quellen des Jin Ye
Jin Ye wird aus der Nahrung gewonnen. Das Qi einiger Organe (vor allem das Nieren-Qi) reguliert und absorbiert die Säfte. Gleichzeitig ist aber auch das Qi abhängig von den Säften, weil diese die Organe benetzen und nähren.
TYPISCHE SYMPTOME FÜR BLUTMANGEL
Faltige, blasse und trockene HautSprödes HaarBrüchige NägelTaubheitsgefühle in den ExtremitätenSehstörungenSchwindel und unregelmäßige Herzaktionen (Palpitation)Allgemeine SchwächeDie Lebensenergie Qi fließt zwischen zwei gegensätzlichen Polen: Yin und Yang, die einander jedoch bedingen und auseinander hervorgehen. Sie sind keine statischen Ordnungsprinzipien, sondern wandeln sich im stetigen Rhythmus. Yin steht dabei für den Mond, die Nacht, den Winter, die Kälte, die Ruhe und die Passivität, für das Weibliche, Weiche, Hervorbringende, Dunkle, das Innen und die verborgenen Fähigkeiten. Yang dagegen verkörpert die Sonne, den Tag, den Sommer, die Wärme und die Aktivität, das Männliche, Harte, Erzeugende, das Außen und den Ausdruck.
Alle Dinge und alle Lebewesen auf dieser Erde haben einen Yin- und einen Yang-Aspekt. Erst in ihrer Gesamtheit erzeugen Yin und Yang eine harmonische Verbindung. Keines von beiden kann für sich allein existieren: ohne Aktivität keine Ruhe, ohne Zeit kein Raum, ohne Licht keine Dunkelheit … Oder wie es schon der große Konfuzius (551–479 v. Chr.) erklärte: »Yin und Yang, männlich und weiblich, hart und weich, Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Donner und Blitz, kalt und warm, gut und schlecht … das ist die Wechselwirkung der gegensätzlichen Prinzipien, die das Universum formen.« Die fünf Prinzipien von Yin und Yang sind:
Alle Dinge haben einen Yin- sowie einen Yang-Aspekt.
Jeder Yin- und jeder Yang-Aspekt kann wiederum in Yin und Yang unterteilt werden.
Yin und Yang schaffen einander.
Yin und Yang kontrollieren sich gegenseitig.
Yin und Yang verwandeln sich ineinander.
Gemäß den kosmischen Gesetzen wird auch der menschliche Körper in Yin- und Yang-Bestandteile gegliedert. So wird zum Beispiel die Vorderseite unseres Körpers Yin zugeordnet und die Rückseite Yang. In der unteren und der rechten Körperhälfte überwiegt Yin, in der oberen sowie der linken Körperhälfte dessen Gegenpol Yang. Genauso werden innere Körperteile, Körperhöhlen, Vollorgane sowie Haut und Knochen Yin zugeordnet. Äußere Körperteile, die Außenseite, Hohlorgane sowie Sehnen und Knorpel gehören zu Yang. Auch die Organe selbst entsprechen Yin und Yang. Zu den Yin-Organen (Zang) gehören Leber, Herz, Milz, Lunge, Nieren und zusätzlich der Herzbeutel (Perikard). Sie sind für die Produktion, die Umwandlung, Regulation und Speicherung fundamentaler Substanzen zuständig. In der Regel handelt es sich bei den Yin-Organen um Vollorgane.
Die Yang-Organe (Fu) umfassen Gallenblase, Magen, Dünn- und Dickdarm, Blase und den sogenannten Dreifach-Erwärmer (>). Yang-Organe gehören zur Gruppe der Hohlorgane. Ihre Aufgabe ist die Verdauung und die Versorgung mit Nährstoffen.
ANZEICHEN VON MANGEL IM YIN UND YANG
Yin-Mangel
Yang- Mangel
Nachgiebigkeit
Rigidität
Schwierigkeiten mit Nähe und Distanzregulierung
Omnipotenz
Überaktivität
Erschöpfungssyndrom
Helfersyndrom
Antriebsarmut
Unproduktivität
Gefühl von Machtlosigkeit
Definiert sich über den Beruf oder die Arbeit
Definiert sich über Krankheit
Exzessiver Lebensstil
Introvertiertheit
Das polare System von Yin und Yang hat einen hohen Stellenwert bei der Beschreibung von Lebensvorgängen und deren Störungen. Überwiegt Yin, kann das zum Beispiel zu Verdaungsproblemen führen wie Völlegefühl, Blähungen oder Durchfall. Arme und Beine scheinen schwer, im Körper sammelt sich vermehrt Wasser, man fröstelt schnell, ist schläfrig und neigt zu depressiven Verstimmungen. Ein Yin-Mangel äußert sich häufig durch Nervosität und mangelnde Ausdauer, Schlafstörungen, nächtliches Schwitzen oder trockene Schleimhäute. Ein Yang-Überschuss zeigt sich in vielen Fällen in Erregung bis hin zur Hyperaktivität, Schlafstörungen, Zorn und Wutanfällen sowie einem verstärkten Flüssigkeitsbedarf. Ist Yang geschwächt, fühlen wir uns schnell erschöpft und können uns nur schwer konzentrieren. Es kommt zu Verdauungsstörungen und Übergewicht.
TCM-Behandlungen zielen daher darauf ab, den Einklang von Yin und Yang wiederherzustellen, damit das Qi frei fließen kann. Dafür muss Energie verlagert und umgewandelt werden. Das bedeutet, Heißes muss gekühlt, Negatives zu Positivem verändert und Stagnierendes wieder zum Fließen gebracht werden.
DIE VERTEILUNG VON YIN UND YANG IM KÖRPER
Yin-Körperteile und -Organe
Yang-Körperteile und -Organe
Unterer Körperabschnitt
Oberer Körperabschnitt
Körpervorderseite
Körperrückseite
Rechte Körperhälfte
Linke Körperhälfte
Innere Körperteile
Äußere Körperteile
Körperhöhlen
Außenseite
Vollorgane
Hohlorgane
Haut und Knochen
Sehnen und Knorpel
Leber
Gallenblase
Herz
Magen
Milz
Dünndarm
Lunge
Dickdarm
Nieren
Blase
Herzbeutel (Perikard)
Dreifach-Erwärmer
DAS BUCH DER WANDLUNGEN
Yin und Yang sind nicht statisch, sondern befinden sich in einem stetigen Wandel, ein Umstand, den auch das taoistische Symbol des Taijitu widerspiegelt: Der Kreis, der Yin und Yang umschließt, steht für ihre grundlegende Einheit; Yin und Yang sind Teil eines harmonischen Ganzen. Das schwarze Yin und das weiße Yang nehmen in etwa denselben Raum ein, was den Gleichgewichtszustand des Gegensatzpaares veranschaulicht. In beiden befindet sich jeweils ein Punkt in der Farbe des Partners. Das heißt: Es existiert weder ein absolutes Yin noch ein absolutes Yang. In jedem ist die Geburt des anderen angelegt. Die geschwungene Linie zwischen Yin und Yang symbolisiert das dynamische Zusammenspiel der Pole. Wenn Yin steigt, nimmt Yang ab und andersherum.
Die fünf Wandlungsphasen sind ebenfalls im Taijitu-Symbol berücksichtigt. Holz, Feuer, Wasser und Metall finden sich in dem Zeichen selbst. Die Erde ist die Verbindung zwischen den Urkräften und dem Gesetz der stetigen Wandlung.
Die ersten Aufzeichnungen
Das erste Mal lassen sich die Prinzipien des Yin und Yang, obgleich die beiden Pole damals noch nicht benannt waren, im 11. Jahrhundert v. Chr. in einer Sammlung von Strichzeichen und zugehörigen Sprüchen nachweisen: dem Hsi-tz’u des I-Ging oder Buch der Wandlungen.
Die durchzogene Linie symbolisiert Yang (—), die unterbrochene Yin (--). Diese Linien lassen sich auf vier unterschiedliche Weisen kombinieren, wodurch das System an Komplexität gewinnt. Fügt man jedem dieser »Bilder« eine dritte Linie hinzu, erhält man acht Trigramme, die stets von unten nach oben gelesen werden und sämtliche kosmischen und menschlichen Situationen versinnbildlichen: Sie repräsentieren Himmel, Erde, See, Berg, Feuer, Wasser, Donner und Wind. Ebenso stehen sie auch für eine Familie mit Vater, Mutter, drei Söhnen und drei Töchtern. Oder für die verschiedenen Himmelsrichtungen und die Jahreszeiten. Damit versinnbildlichen die abstrakten Darstellungen im Buch der Wandlungen bereits die zyklische Wiederkehr und den stetigen Wandel.
Der Himmel (Vater) besteht aus drei Yang-Linien. Dieses Trigramm verfügt über die größte Energiemenge. Es symbolisiert schöpferische Kraft und den Kopf.Der Gegenspieler des Himmels ist die Erde (Mutter). Sie wird aus drei Yin-Linien gebildet und versinnbildlicht Vertrauen, Hingabe und das Empfangende.Der Berg (jüngster Sohn) wird von zwei Yin-Linien dargestellt, die von einer Yang-Linie bekrönt werden. Er steht für das Entstehen von Wissen und für die Anhäufung von Materie. Darüber hinaus verkörpert er die Meditation.Die Kombination aus Yin-Linie im oberen Bereich mit zwei Yang-Linien repräsentiert den See (jüngste Tochter). Sie wird dem Sprechen und dem heiteren Leben zugeordnet.Das Wasser (mittlerer Sohn) wird durch eine von Yin-Linien umschlossene Yang-Linie verkörpert. Während das Feuer für die Augen steht, wird das Wasser den Ohren zugeordnet. Es repräsentiert das Hören und die Emotionalität. Bei Widerständen staut sich das Wasser, bis es sie überwinden kann. Dieses Lebensprinzip des Ausharrens verkörpert es im übertragenen Sinne für den Menschen.Das Feuer (mittlere Tochter) ist der polare Gegenspieler des Wassers. Es besteht aus einer Yin-Linie, die oben und unten von einer Yang-Linie umgeben wird. Diese symbolisieren das Licht, während die umfasste Yin-Linie für die Materie steht, die nötig ist, damit das Feuer brennen kann. Das Feuer beinhaltet Intelligenz, Leidenschaft und Verletzung.Das Zeichen des Donners (ältester Sohn) setzt sich aus zwei Yin-Linien und einer Yang-Linie darunter zusammen. Diesem Element sind Erregung und Impulsivität zueigen und es wird mit dem Fuß in Verbindung gebracht.Dem Donner gegenüber befindet sich als asymmetrischer Gegensatz der Wind (die älteste Tochter). Er wird durch zwei Yang-Linien im oberen Bereich und einer Yin-Linie im unteren Bereich dargestellt. Sanfte Beharrlichkeit und Flexibilität zeichnen ihn aus.Die chinesische Medizin beschreibt dynamische Prozesse in der Natur und im Menschen mithilfe des Modells der fünf Elemente – einer Lehre, die in der chinesischen Sicht des Kosmos wurzelt: Alle Dinge dieser Welt werden den fünf abstrakten Grundfaktoren Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zugeordnet.
Wie bei der Theorie von Yin und Yang gibt es auch hier eine Vielzahl von symbolischen Entsprechungen und Funktionsbereichen, wobei die Letzteren die Gesamtheit der menschlichen Phänomene und körperlichen Erscheinungen umfassen. So entspricht beispielsweise das Holz dem Funktionsbereich Leber und das Element Feuer wird mit dem Funktionsbereich Herz verknüpft. Die Organe werden dabei nicht als anatomisch begrenzte Einheiten betrachtet, sondern durch die mit ihnen verbundenen Funktionen und Wirkungen definiert (>).
Die fünf Elemente sind, anders als es ihre Namen vielleicht vermuten lassen, keine starren Substanzen. Im Mittelpunkt steht das Regelwerk ihrer Wirkzusammenhänge. Man bezeichnet die Elemente daher auch als Wandlungsphasen. Als solche sind sie einem stetigen Kreislauf unterworfen und stehen in einer innigen Wechselbeziehung zueinander. Ist alles im Fluss, bringen sich die Elemente gegenseitig hervor und kontrollieren sich. Wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten, können sie sich jedoch auch gegenseitig überwältigen.
In diesem Zyklus erzeugen und nähren sich die verschiedenen Elemente gegenseitig: Das Wasser lässt die Pflanzenwelt gedeihen. Dadurch wächst Holz, das vom Feuer benötigt wird. Während dieses lodert, produziert es Asche, die die Erde mit Nährstoffen anreichert. Die Erde wiederum erzeugt Metalle und Mineralien. Diese lagern in ihr und bereichern das Wasser. Es ist ein ewiger Kreislauf.
Genauso bedingen und regulieren sich in einem gesunden Organismus die den Elementen zugeordneten Organe gegenseitig und garantieren damit einen optimalen Energiefluss. Der Kreislauf des Lebens ist geschlossen. Wir sind gesund und fühlen uns wohl.
Damit nicht zu starkes Wachstum den Kreislauf schädigt, kontrollieren sich die Elemente gegenseitig: Wasser löscht das Feuer und Feuer verformt Metall. Dieses kann Holz beispielsweise in Form einer Axt zerstören. Holz entzieht der Erde Nährstoffe und Wälder wirken beispielsweise Bodenerosionen entgegen. Die Erde hält das Wasser auf …
Besonders deutlich findet der Kontrollzyklus seine Entsprechung in den menschlichen Gefühlen: Zorn kontrolliert dort das Nachsinnen. Das Nachsinnen kontrolliert die Furcht. Die Furcht kontrolliert die Freude. Die Freude kontrolliert die Trauer und die Trauer wiederum den Zorn. Alles beginnt aufs Neue.
Die Stärkung beziehungsweise Schwächung eines Elements kann dazu führen, dass diejenige Wandlungsphase, die eigentlich die Kontrollfunktion einnehmen soll, zu dominant wird. Ist das kontrollierende Element unverhältnismäßig stark oder ein Element im Verhältnis zu dem, von dem es gehemmt werden soll, sehr schwach, wandelt sich die Kontrolle zur Überwältigung. Wasser überschwemmt dann die Erde. Die Erde zerstört das Holz, beispielsweise durch ein Erdbeben. Holz macht Metall stumpf. Metall überwältigt das Feuer und das Feuer lässt Wasser verdampfen … Auch dieser Kreislauf findet sich beim Menschen. Auf körperlicher Ebene staut sich zum Beispiel das Leber-Qi, wenn Erde und Metall durch Wasser beziehungsweise Holz überwältigt werden. Das verursacht unter anderem Verdauungsbeschwerden, Erkältungen oder führt zu Hauterkrankungen. Auf der emotionalen Ebene kann sich dann beispielsweise Traurigkeit in Wut umkehren.
DIE ZAHL FÜNF
In der chinesischen Kultur spielt die Numerologie von jeher eine zentrale Rolle. Die Fünf steht für das Leben. Sie setzt sich zusammen aus der Zahl der Erde (zwei), die Yin verkörpert, und der Zahl des Himmels (drei), die für Yang steht. Yin und Yang spielen also auch in der Lehre der Fünf Elemente eine Rolle.
Die umfassende Theorie der Fünf Elemente dient in der TCM hauptsächlich der Beschreibung von klinischen Prozessen und Beziehungen. Gerade weil dieses System eine derartige Komplexität aufweist, kommt es dabei zu Widersprüchen. Während dies im westlichen Verständnis als Problem angesehen wird, mindert das die Nachvollziehbarkeit im chinesischen Kulturkreis nicht. Vielmehr wird das Erklärungsmodell der Fünf Elemente von erfahrenen TCM-Ärzten als wertvolles Diagnoseinstrumentarium angesehen. Es hilft, Krankheiten besser einzuschätzen und zu erkennen.
Darüber hinaus spiegelt dieses geschlossene System den ganzheitlichen Ansatz der Energiemedizin wider. Man betrachtet den spezifischen Biorhythmus des Menschen, sein soziales Umfeld, seine Umgebung und ihren natürlichen Rhythmus (beispielsweise Jahreszeiten, Uhrzeit und Lebensalter).
KLASSIFIZIERUNG NACH DEN FÜNF WANDLUNGSPHASEN
Element
Holz
Feuer
Erde
Metall
Wasser
Inneres Organ (Yin-Organ)
Leber
Herz
Milz
Lunge
Nieren
Hohlorgan (Yang-Organ)
Gallenblase
Dünndarm
Magen
Dickdarm
Harnblase
Sinne-sorgan
Augen
Zunge
Mund
Nase
Ohren
Gewebe
Sehnen
Blutbahnen
Muskeln
Haut
Knochen
Gefühl
Zorn
Freude
Besorgnis
Traurigkeit
Angst
Laut
Rufen
Lachen
Singen
Weinen
Stöhnen
Leben-sphase
Kind
Heranwach-sender
Erwachsener
Reifer Erwachsener
Alter Mensch
Geschmack
Sauer
Bitter
Süß
Scharf
Salzig
Geruch
Beißend
Verbrannt
Angenehm
Verdorben
Modrig
Himmel-srichtung
Osten
Süden
Mitte
Westen
Norden
Jahreszeit
Frühling
Sommer
Spätsommer
Herbst
Winter
Klima
Wind
Hitze
Feuchtigkeit
Trockenheit
Kälte
Farbe
Blau/Grün
Rot
Gelb
Weiß
Schwarz
Entlang der Meridiane befinden sich hunderte Akupunkturpunkte, über die sich Beschwerden behandeln lassen.
Die Lebensenergie Qi durchströmt den Körper auf unsichtbaren Energieleitbahnen, die neben den sichtbaren Leitbahnen wie Venen, Arterien, Lymph- und Nervenbahnen den gesamten Körper durchziehen. Diese Energiebahnen nennt man Meridiane (Jing Luo). Sie lassen sich, vereinfacht gesagt, mit einem Fluss vergleichen, der an manchen Stellen breiter (dichter) und an anderen schmaler ist. Entsprechend existieren im Körper Bereiche mit höherer Qi-Konzentration und solche mit geringerer Qi-Dichte.
Insgesamt gibt es zwölf Hauptleitbahnen, die in Längslinien in der rechten und linken Körperhälfte verlaufen. Sie sind den fünf Yin-Organen sowie dem Herzbeutel (Perikard) und den sechs Yang-Organen zugeordnet (
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), wobei die Yin- und Yang-Organe immer paarweise auftreten und zusammen jeweils einen Funktionskreis bilden. Die Hauptmeridiane sind in den Händen und den Füßen über ihre Anfangs- und Endpunkte miteinander verbunden. Neben diesen zwölf Hauptmeridianen gibt es acht Energiebahnen, die als Sondermeridiane gelten. Sie sind nicht direkt mit den Organen verbunden und beherbergen mit Ausnahme des Lenker- und des Dienergefäßes (
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und
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), die an der vorderen und hinteren Körpermitte verlaufen, keine unabhängigen Reizpunkte. Die Sondermeridiane unterstützen den Qi-Fluss, indem sie einen Mangel oder ein Übermaß an Qi in den Hauptleitbahnen ausgleichen. Jedoch führen beziehungsweise absorbieren sie die Lebensenergie nur für eine befristete Zeit. Kann während dieser Zeit kein Ausgleich gewährleistet werden, stellt sich Schwäche ein.
Neben den Haupt- und Sondermeridianen existiert eine große Anzahl an Nebenmeridianen, die auch als »Luo-Leitbahnen« bezeichnet werden.
Gemeinsam bilden die Meridiane ein dichtes Netzwerk, damit die Energie überall im Körper ungehindert zirkulieren kann. Sie verbinden alle Körperteile und Organe miteinander und verknüpfen die außenliegenden Bereiche mit den innenliegenden genauso wie die oberen mit den unteren.
Liegt bei einem der Meridiane eine Störung vor, staut oder blockiert diese die Energie und schadet dadurch der Gesundheit, weil Qi nicht mehr frei fließen kann. In so einem Fall kann man zwar nicht die einzelnen Meridiane selbst »behandeln«. Es gibt jedoch Methoden, die harmonisierend auf das ganze Energienetz wirken, wie zum Beispiel das Duftende Qi Gong (>).
Jeder Hauptmeridian sowie zwei der Sondermeridiane verfügen zudem über spezifische Akupunkturpunkte, über die man auf das gesamte energetische System des Menschen einwirken kann, über das sich Blockaden lösen und auftretende Beschwerden regulieren lassen. Dort, wo die Meridiane dicht unter der Körperoberfläche verlaufen, ist dazu eine Behandlung mittels Druck (Akupressur, Massage), Nadelung (Akupunktur) und Wärme (Moxibustion oder Bäder) möglich. Mithilfe von gymnastischen Übungen sowie Atemübungen (Qi-Gong-Atmung) erreichen Sie auch die tiefliegenden Bereiche der Meridiane. Mehr dazu lesen Sie ab >.
Lungenmeridian (Tai Yin)
Über den Lungenmeridian lassen sich Beschwerden der Atemwege sowie Kopf- und Rückenschmerzen günstig beeinflussen.
Verlauf: Der Lungenmeridian entspringt dem mittleren Teil der Bauchhöhle, verläuft von dort nach unten und trifft im Körperinneren auf den Dickdarm. Hier ändert er seinen Kurs, schwenkt wieder nach oben, kreuzt das Zwerchfell und führt durch die Lungenflügel. Von dort erstreckt er sich bis zur Kehle, bis er unterhalb des Schlüsselbeins an der seitlichen Brustwand wieder die Körperoberfläche erreicht. Von hier verläuft er entlang der Innenseite des Oberarms zum Handgelenk, wo er schließlich außen an der Wurzel des Daumennagels endet.
Ein zweiter Ast des Lungenmeridians gabelt sich über dem Handgelenk und läuft an der Handaußenseite entlang bis zur äußeren Seite des Zeigefingers, wo er auf die Dickdarmleitbahn stößt.
Organuhr: Die Hochphase des Lungenmeridians liegt zwischen 3 und 5 Uhr, seine Ruhephase zwischen 15 und 17 Uhr. Dann erreicht die Partnerleitbahn, der Blasenmeridian, ihr energetisches Maximum.
Anzeichen von Störungen: Kurzatmigkeit, Asthma, starker oder trockener Husten, Lungenentzündung, Neigung zu Erkältungen, starker Harndrang, Schulter- und Rückenschmerzen, Brustschmerzen, Schweißneigung, Frostigkeit, blutiger Auswurf.
Häufig behandelte Punkte:
LU 2 Yunmen (»Wolkentor«): Die Behandlung leitet Lungenhitze aus und senkt das Lungen-Qi ab. Leitet Hitze aus den Extremitäten aus.
LU 5 Chize (»Teich der Elle«): löst Schleim aus der Lunge und regt die Wasserzirkulation wieder an. Bewässert auch die Blase und verbessert den Harnfluss. Gut für die Sehnen (zum Beispiel bei einem Tennisellbogen).
LU 7 Lieque (»Fehler in der Reihe«): wirkt auf die oberen und unteren »Wasserwege« des Körpers. Wichtiger Punkt bei Beschwerden der Nase, öffnet die Nase. Emotional kann LU 7 stimmungsaufhellend wirken.
Dickdarmmeridian (Yang Ming)
Auf diesem Meridian sitzt auch der sogenannte Meisterpunkt gegen Zahnschmerzen.
Verlauf: Der Dickdarmmeridian beginnt an der Spitze des Zeigefingers. Er führt über die äußere Seite des Zeigefingers durch die Mulde zwischen den Daumensehnen, verläuft von dort entlang der Unterarmaußenseite bis zur seitlichen Ellbogenfalte. An der Außenseite des Oberarms zieht sich bis zum höchsten Punkt der Schulter, wo er sich schließlich verzweigt: Ein Ast durchläuft im Körperinneren die Lunge, passiert das Zwerchfell und erstreckt er sich weiter bis zum Dickdarm. Der zweite Ast führt an der Körperoberfläche weiter zum Hals. Von dort wandert er über die Wange innerlich weiter zu den unteren Zähnen und zum Zahnfleisch. Von dort gelangt er wieder an die Oberfläche, verläuft über die Oberlippe und endet auf der gegenüberliegenden Seite neben der Nase.
Organuhr: Maximale Energie zeigt der Dickdarmmeridian zwischen 5 und 7 Uhr morgens, seine Ruhephase liegt zwischen 17 und 19 Uhr. Um diese Zeit hat die Partnerleitbahn, der Nierenmeridian, ihr Hoch.
Anzeichen von Störungen: Migräne, Zahnschmerzen und Zahnfleischerkrankungen, Heiserkeit, Durchfall oder Verstopfung, Kältegefühl, Tennisarm, verstopfte Nase, Bluthochdruck.
Häufig behandelte Punkte
DI 4 Hegu (»Das geschlossene Tal«): löst Verstopfungen in Darm, Nase, Gefäßen und Haut. Entkrampfende Wirkung. Wichtiger Punkt auch bei Beschwerden und Schmerzen an Kopf, Gesicht und Zähnen.
DI 11 Quchi (»Der gebogene Graben«): öffnet die Oberfläche und leitet alle krankheitsauslösenden Faktoren aus dem Körper, speziell aber Wind und Hitze (Fieber).
DI 20 Yingxiang (»Den Geruch willkommen heißen«): öffnet eine verstopfte oder trockene Nase, vertreibt Wind und klärt Hitze.
Über Lunge und Dickdarm entledigt sich der Körper nicht verwertbarer Stoffe. Die beiden ihnen zugeordneten Meridiane stehen in direkter Verbindung zueinander und beeinflussen sich gegenseitig.
1 LU 2 Yunmen
2 LU 5 Chize
3 LU 7 Lieque
1 DI 20 Yingxiang
2 DI 11 Quchi
3 DI 4 Hegu
Magenmeridian (Yang Ming)
Erstreckt sich von Kopf bis Fuß durch den Körper. Verlauf: Neben der Nase, an der Stelle, an der die Dickdarmleitbahn endet, beginnt der Magenmeridian. Von dort führt er zur Nasenwurzel und trifft im inneren Augenwinkel auf den Blasenmeridian. Unterhalb des Auges gelangt er an die Oberfläche, verläuft seitlich die Nase entlang abwärts, mündet ins obere Zahnfleisch, kurvt um die Lippen und zieht sich erst entlang des unteren Kieferknochens, dann vor dem Ohr zur Schläfe hinauf. Am Unterkiefer spaltet sich die Leitbahn. Während sich ein Ast im Inneren des Körpers seinen Weg durchs Zwerchfell zu Magen und Milz bahnt, bleibt der zweite Ast an der Oberfläche. Er passiert die Kehle, führt über den Hals erst zur Brust, dann zum Bauch und endet schließlich an der Leiste. Der innere Ast bildet sich am Ende des Magens neu und läuft an der Bauchhöhle nach unten. Dort vereint er sich wieder mit dem äußeren Ast. Wieder »vereint« zieht der Meridian über den Oberschenkel. Unterhalb des Knies teilt sich die Leitbahn erneut: Ein Ast verläuft weiter zur Fußspitze, wo sie an der Außenseite der zweiten Zehe endet. Ein anderer endet an der Außenseite der mittleren Zehe. Ein dritter führt vom Rist zur Innenseite der großen Zehe, wo er sich mit dem Milz-Pankreas-Meridian verbindet.
Organuhr: Die Hochphase des Magenmeridians liegt zwischen 7 und 9 Uhr morgens. 12 Stunden später, also von 19 bis 21 Uhr, ist der Magen am schwächsten. Dann hat die Partnerleitbahn, der Perikardmeridian, ihre Hochphase.
Anzeichen von Störungen: Schmerzen in Hals- und Nackenmuskulatur, Magenbeschwerden, Blähungen, Verdauungsstörungen, verkrampfte Gesichtsmuskeln.
Häufig behandelte Punkte:
MA 6 Jiache (»Kieferwagen«): beseitigt Blockaden aus dem Meridian. Hilfreich bei Beschwerden im Bereich von Kopf, Gesicht und Zähnen.
MA 25 Tianshu (»Himmlischer Drehpunkt«): reguliert Darm, Milz und Magen. Bei Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall.
MA 36 Zusanli (»Drei Meilen am Fuß«): kräftigt den Magen und den gesamten Körper. Bei allen Magenerkrankungen und Verdauungsstörungen.
Milz-Pankreas-Meridian (Tai Yin)
Auch dieser Meridian zieht sich beinahe über die gesamte Körperlänge.
Verlauf: Die Leitbahn entspringt an der Innenseite der großen Zehe, verläuft entlang der Fußinnenseite bis zum Knöchel, über die hintere Seite des Unterschenkels, und die innere Seite von Knie und Oberschenkel. Am Ende des Oberschenkels schwenkt der Milz-Pankreas-Meridian in Richtung Schambereich, bis er die darüber gelegene Bauchhöhle erreicht. Hier gabelt er sich: Ein Ast läuft im Inneren des Körpers zur Milz und zum Magen. Ein weiterer innerer Ast führt aus dem Magen durch das Zwerchfell zum Herz, wo er sich mit dem Herzmeridian vereint. Der Hauptast wandert an der Bauchoberfläche zur Brust und stößt erst dort ins Körperinnere. Entlang der Kehle führt er zur Zungenwurzel.
Anzeichen von Störungen: Sodbrennen, Erbrechen, Aufstoßen, körperliche Schwere, Gemütsschwankungen, Missmut sowie unregelmäßige und schwache Menstruation.
Häufig behandelte Punkte:
MP 6 Sanyinjiao (»Kreuzung der drei Yin-Meridiane«): stärkt Milz, Leber und Niere. Hilft bei gynäkologischen und urogenitalen Störungen. Behandlung auch bei Angst oder Erschöpfung.
MP 9 Yinlingquan (»Quelle am Yin-Grabhügel«): Wichtiger Punkt, um Nässe (Feuchtigkeit und Wasseransammlungen) zu beseitigen, vor allem im Unterleib. Die Behandlung hilft bei Ödemen und Entzündungen im Unterleib, Vaginalausfluss und vaginaler Pilzinfektion.
MP 18 Tianxi (»Schluchtenbach des Himmels«): bei Beschwerden im Bereich des Brustkorbs.
Magen- und Milz-Pankreas-Meridian arbeiten besonders eng zusammen. Sie sorgen für das Gleichgewicht des Erdelements und verleihen Stabilität.
1 MA 6 Jiache
2 MP 18 Tianxi
3 MA 25 Tianshu
4 MA 36 Zusanli
5 MP 9 Yinlingquan
6 MP 6 Sanyinjiao
Herzmeridian (Shao Yin)
Bei diesem Meridian ist eine Selbstbehandlung nicht empfehlenswert. In der Regel bewährt sich hier eine Kombination von Schulmedizin und TCM.
Verlauf: Der Herzmeridian setzt sich aus drei Zweigen zusammen, die alle dem Herzen entspringen. Einer dieser Äste führt durch das Zwerchfell zum Dünndarm. Der zweite zieht sich seitlich an der Kehle entlang zum Mundwinkel bis zum Auge. Der dritte Ast verläuft zur Lunge, erreicht auf Höhe der Achselhöhe die Körperoberfläche, wandert entlang der Innenseite des Arms, streift das Handgelenk und die Handinnenfläche und endet schließlich an der inneren Spitze des kleinen Fingers, wo er sich mit dem Dünndarmmeridian vereint.
Organuhr: Maximale Energie zeigt der Herzmeridian zwischen 11 und 13 Uhr. Seine Ruhephase liegt zwischen 23 und 1 Uhr, wenn die Partnerleitbahn, der Gallenblasenmeridian, ihre Hochphase erreicht.
Anzeichen von Störungen: Kreislaufstörungen, allgemeine Herzbeschwerden, trockene Kehle sowie Dünndarmerkrankungen aller Art.
Häufig behandelte Punkte:
H 1 Jiquan (»Pol-Quelle«): unterstützend bei Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Verdauungsstörungen.
H 3 Shaohai (»Meer der Shao-Leitbahn«): beseitigt Hitze aus Herz und Perikard (Herzbeutel). Wirkungsvoll bei Schmerzen am Ellbogen.
H 7 Shenmen (»Tor des Geistes«): beruhigt den Geist und reguliert das Herz. Hilfreich bei psychosomatischen Erkrankungen, Angst, Unruhe, Schlafstörungen und Erschöpfung.
Dünndarmmeridian (Tai Yang)
Dem Dünndarmmeridian wird das Element Feuer zugeordnet. Seine Energie trennt das, was Körper und Geist nährt, von dem, das ihnen schadet.
Verlauf: Diese Leitbahn beginnt an der äußeren Spitze des kleinen Fingers, überquert die Handfläche und verläuft weiter entlang der Rückseite des Unterarms, an der Außenseite des Oberarms bis über die Schulter. Von dort zieht sie sich hinauf zum höchsten Punkt des Rückens, wo sie auf das Lenkergefäß stößt. Hier verzweigt sich der Dünndarmmeridian: Ein Ast zieht sich durch Herz, Zwerchfell und Magen bis hin zum Dünndarm. Ein zweiter Ast bahnt sich seinen Weg zum Hals, verläuft an ihm seitlich entlang zur Wange und über den äußeren Augenwinkel zum Ohr. Im Bereich der Wange gabelt sich der Ast auf: Ein kleiner Zweig verläuft zum inneren Augenwinkel, wo er sich mit dem Blasenmeridian verbindet.
Organuhr: Die Hochphase des Dünndarmmeridians liegt zwischen 13 und 15 Uhr, seine Ruhephase in der Nacht zwischen 1 und 3 Uhr. In dieser Zeit ist die Partnerleitbahn, der Lebermeridian, auf ihrem energetischen Maximum.
Anzeichen von Störungen: Beschwerden im Bereich des Magens und Dünndarms, Herzstörungen, Ischiasbeschwerden, Hexenschuss, Durchblutungsstörungen, Taubheit, Kopfschmerzen sowie steifer und schmerzender Nacken.
Häufig behandelte Punkte:
DÜ 10 Naoshu (»Shu-Punkt des Oberarms«): wirkungsvoll bei Beschwerden im Schulter- und Nackenbereich, Verspannungen oder einer Frozen Shoulder.
DÜ 14 Jianwaishu (»Äußerer Transportpunkt der Schulter«): hilft bei Schmerzen im Bereich von Nacken und Schultern.
DÜ 19 Tinggong (»Palast des Hörens«): öffnet das Ohr. Wirkungsvoll bei allen Problemen am Ohr (auch Gehör).
VORSICHT
Herzbeschwerden sollten Sie immer sehr ernst nehmen, sie können lebensbedrohliche Folgen haben. Verzichten Sie hier auf eine Selbstbehandlung und lassen Sie sich unbedingt von Ihrem Hausarzt oder einem Kardiologen beraten.
1 DÜ 19 Tinggong
2 DÜ 10 Naoshu
3 DÜ 14 Jianwaishu
1 DÜ 19 Tinggong
2 H 1 Jiquan
3 H 3 Shaohai
4 H 7 Shenmen
Blasenmeridian (Tai Yang)
Der Blasenmeridian reagiert empfindlich auf seelischen Druck. Deshalb machen sich besonders in dieser Leitbahn nicht nur körperliche, sondern auch seelische Spannungszustände bemerkbar.
Verlauf: Die Leitbahn beginnt am inneren Augenwinkel, von wo aus sie sich entlang der Stirn bis zum Scheitelpunkt des Kopfs zieht. Dort zweigt sich ein kleiner Zweig ab, der weiter ins Gehirn wandert. Der Hauptast kreuzt den Hinterkopf und gabelt sich im Nackenbereich erneut. Ein Ast verläuft von hier zur Basis des Nackens und weiter die Wirbelsäule entlang. Auf Bauchnabelhöhe gabelt sich der Ast erneut: Ein Zweig durchläuft Nieren und Harnblase, der andere Zweig wandert zurück über das Schulterblatt und dann parallel zum zuvor beschriebenen Ast die Wirbelsäule hinunter.
Am Gesäß treffen beide Zweige wieder aufeinander, laufen beide entlang der Oberschenkelrückseite bis zur Kniekehle, wo sie wieder miteinander verschmelzen. Der vereinte Meridian zieht sich nun über die Rückseite des Unterschenkels, hinter dem äußeren Knöchel entlang zur Fußaußenseite zur Außenseite der kleinen Zehenspitze, wo er schließlich mit dem Nierenmeridian, verschmilzt.
Organuhr: Maximale Energie zeigt der Blasenmeridian zwischen 15 und 17 Uhr, seine Ruhephase liegt zwischen 3 und 5 Uhr, wenn die Partnerleitbahn, der Lungenmeridian, ihre Hoch-Zeit hat.
Anzeichen von Störungen: Stoffwechselstörungen, Blasenschwäche und ein vermehrter Harndrang, Hämorrhoiden, rheumatische Beschwerden, starke Kopfschmerzen sowie Schmerzen zwischen den Schulterblättern.
Häufig behandelte Punkte:
B 2 Zanzhu (»Bambus sammeln«): wirkt auf Augen, Nase und Rachen.
B 10 Tianzhu (»Himmelssäule«): zerstreut Wind und befreit die Netzbahnen von Blockaden. Bei Kopfschmerzen und Beschwerden im Bereich von Nacken, Schulter und Rücken.
B 28 Pangguangshu (»Transportpunkt der Blase«): bei Harnwegserkrankungen und Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule.
Nierenmeridian (Shao Yin)
Die Nieren speichern das Jing und beherbergen damit die Vitalität. Daher stehen sie in besonderer Beziehung zu allen anderen Organen. Entsprechend lassen sich über den Nierenmeridian nicht nur Beschwerden von Nieren und Blase behandeln. Man kann über ihn den gesamten Stoffwechsel beeinflussen.
Verlauf: Der Nierenmeridian entspringt an der unteren Seite der kleinen Zehe, wandert von dort über die Fußsohle und den Rist, umkurvt den inneren Fußknöchel und zieht sich dann über die Unterschenkelinnenseite zur Kniekehle. Von dort aus steigt er weiter zum Oberschenkel und erreicht im Bereich des Schoßes das Körperinnere. Von den Nieren führt sein Weg zur Harnblase, ehe er oberhalb des Schambeins wieder an die Körperoberfläche tritt und entlang des Bauchs und der Brust aufwärts führt.
Oberhalb des Schambeins entspringt aus den Nieren ein zweiter Zweig. Dieser zieht sich entlang der Leber, des Zwerchfells, der Lungenflügel, der Kehle und weiter bis zur Zungenwurzel. Ein kleiner Zweig findet sich in der Lunge. Er läuft von dort zum Herz und vereint sich in der Brust mit dem Kreislauf-Sexualität-Meridian (Perikardmeridian).
Organuhr: Die Hochphase der Nieren liegt zwischen 17 und 19 Uhr. Zwischen 5 und 7 Uhr ist die Energie dort am niedrigsten. Zu diesen Stunden weist der Partnermeridian von Shao Yin, die Leitbahn des Dickdarms, sein energetisches Maximum auf.
Anzeichen von Störungen: kalte Hände und Füße, depressive Verstimmungen, Lustlosigkeit, Durchfall, allgemeine Kreislaufschwäche, Appetitmangel, Gewichtsverlust, fahle Gesichtsfarbe, Schlafsucht, trockene Zunge sowie getrübtes Sehvermögen.
Häufig behandelte Punkte:
N 1 Yongquan (»Die sprudelnde Quelle«): auf der Fußsohle in der Mitte der Fußballen. Stärkt und harmonisiert das Qi der Nieren.
N 3 Taixi (»Großer Bach«): reguliert die Nierenenergie bewährt zur Behandlung von Hals- und Zahnschmerzen, Schlafstörungen oder Rückenschmerzen.
N 12 Dahe (»Groß und prominent«): hilfreich unter anderem bei Erkrankungen der Urogenitalorgane.
1 B 10 Tianzhu
2 B 28 Pangguangshu
1 B 2 Zanzhu
2 N 12 Dahe
3 N 3 Taixi
4 N 1 Yongquan