Probleme im Intimbereich - Ines Ehmer - E-Book

Probleme im Intimbereich E-Book

Ines Ehmer

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Beschreibung

Der weibliche Intimbereich ist sehr sensibel. Wenn dieser Bereich aus der Balance gerät und Probleme auftreten, können die Folgen sehr belastend sein. Meistens lassen sich die Erkrankungen schnell behandeln und die Symptome verschwinden. Doch was, wenn die Beschwerden chronisch sind und keine Besserung erreicht werden kann? Dann besteht große Unsicherheit, da die Beschwerden oftmals als psychosomatisch eingestuft werden. Das Krankheitsbild der chronischen Schmerzerkrankung des V-Bereichs (Vulvodynie) ist nicht jedem Frauenarzt geläufig und wird oftmals nicht ernst genommen. Hier ist Eigeninitiative gefragt. Denn je besser Sie über Ihren Intimbereich informiert sind, desto besser können Sie Ihre Symptome einschätzen. Dieser Ratgeber klärt über den Aufbau und Funktionsweise der Intimregion auf, stellt die wichtigsten Erkrankungen inklusive Diagnose und Therapie vor und bezieht darüber hinaus Möglichkeiten zur Selbsthilfe ein. Was steckt hinter den Symptomen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie kann man Problemen im Intimbereich vorbeugen? Wer Antworten auf diese und weitere Fragen sucht, findet sie in diesem Buch. Leicht verständlich, umfassend und aktuell.

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PROBLEME IM INTIMBEREICH

SYMPTOME VERSTEHEN – URSACHEN BEHANDELN – BESCHWERDEFREI LEBEN

Dr. med. Ines EhmerProf. Dr. med. Michael Herbert

Ärztlicher Ratgeber

bei Beschwerden, Erkrankungen und Schmerzen der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane und der Scheide Ursachen, Diagnosen, schulmedizinische und ergänzende Therapien, Selbsthilfemöglichkeiten und Vorbeugung

Mit Selbsttest!

5., komplett überarbeitete und erweiterte Auflage

GEWINNEN SIE IHRE LEBENSQUALITÄT ZURÜCK

GEWINNEN SIE IHRE LEBENSQUALITÄT ZURÜCK

Dr. med. Ines Ehmer

Liebe Leserinnen,

als ich vor etwa 20 Jahren erstmals mit dem Thema chronische Schmerzen im Intimbereich konfrontiert wurde, war mir der Begriff Vulvodynie trotz langjähriger Arbeit im frauenärztlichen Bereich nur als vage Diagnose bekannt. Diese Diagnose wurde meist dann gestellt, wenn alle gängigen Ursachen ausgeschlossen waren und „nichts“ zu finden war, was die Schmerzen erklären konnte. Dies hatte nahezu keine therapeutischen Konsequenzen außer im Allgemeinen den Rat, psychologische Hilfe aufzusuchen.

Die betroffenen Frauen litten meinem Eindruck nach aber ganz offensichtlich an teilweise extremen körperlichen Schmerzen. Hinzu kamen Verzweiflung und Resignation, nachdem viele Jahrelang erfolglos ärztlicher Hilfe aufgesucht wurde.

Meine Recherchen führten mich damals in die USA und in skandinavische Länder, in denen Vulvodynie als Schmerzkrankheit bekannt war und wo aktiv geforscht wurde. Im Laufe der Jahre habe ich vieles hinzugelernt und bin zuversichtlich, dass auch in den deutschsprachigen Ländern den Betroffenen zunehmend mehr an Hilfe zur Verfügung stehen wird.

Herr Professor Dr. Werner Mendling, der über viele Jahre fast der einzige frauenärztliche Experte auf diesem Gebiet war und weiterhin derjenige mit der größten Erfahrung ist, hat inzwischen Beistand erhalten durch eine wachsende Gruppe von Frauenärztinnen und Frauenärzten und auch die Schmerztherapeuten nehmen sich verstärkt der Thematik an. Vorreiter im Bereich Schmerztherapie ist Professor Dr. Michael Herbert, der insbesondere die Anerkennung und Therapie der Vulvodynie als Schmerzkrankheit in unseren Ländern etabliert hat.

Von sehr großer Bedeutung ist ebenfalls, dass es nun seit einigen Jahren eine Selbsthilfegruppe gibt, die allen Betroffenen mit seriösem Rat und fundierter Hilfe zur Seite steht. Das Wissen, mit diesen Schmerzen nicht allein zu sein, sondern sich mit den vielen anderen Betroffenen austauschen zu können, ist für jede Frau unglaublich entlastend. Die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins hilft dabei, das mit Vulvodynie eng verbundene Thema „Schmerzen beim Sex“ aus der Tabuzone zu holen. Denn trotz vermeintlicher gesellschaftlicher Offenheit ist dies nach wie vor ein Tabuthema. Durch die unterstützende und vermittelnde Arbeit des Vereins werden die dringend notwendigen Gespräche mit dem Partner und den Ärzten erleichtert oder in Gang gebracht.

Wie bei jeder chronischen (Schmerz-)Erkrankung ist es meiner Ansicht nach auch bei Vulvodynie wichtig, ja unabdingbar, dass sich die Betroffenen selbst so kundig wie möglich machen und sich so viel fachliches Wissen wie irgend möglich aneignen. Dadurch entsteht nicht nur das Gefühl, den Beschwerden nicht mehr hilflos ausgesetzt zu sein, sondern es ist die Voraussetzung dafür, wieder mehr Lebensqualität für sich zurück zu gewinnen.

Ich hoffe und wünsche, dass dieses Buch Ihnen dabei hilft!

Als Dr. Ines Ehmer im März 2004 die 1. Auflage ihres Buches veröffentlichte, wusste der größte Teil der Frauenärztinnen und Frauenärzte in Deutschland noch nicht, was Vulvodynie ist und dass sie sehr häufig vorkommt. Im Ausland hingegen gab es zu dieser Thematik bereits seit mindestens 20 Jahren wissenschaftliche Tagungen, wenn auch in kleinen spezialisierten Fachkreisen. Das hat sich deutlich geändert. Durch interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltungen, die der Unterzeichner seit etwa 2006 in Berlin, Bielefeld und Wuppertal organisierte, ähnliche Tagungen in Graz durch die Pathologin Frau Prof. Sigrid Regauer und die Gynäkologin Dr. Barbara Eberz sowie durch einen in der Schweiz vor wenigen Jahren gegründeten Verein betroffener Frauen (www.vulvodynie.ch), mit rapide zunehmender Mitgliederzahl in ganz Europa, bekommen Frauen mit Vulvodynie eine Stimme und zunehmend auch verstehende Gynäkologinnen und Gynäkologen.

Es spricht für sich, dass dieses Buch schon in der 5. Auflage erscheint! Es hilft Betroffenen, kompetente Informationen über Aufbau und Funktion ihrer Genitale zu erhalten, die (im 1. Teil) üblicherweise nur in der anatomischen oder gynäkologischen Fachliteratur vorkommen, und die (im 2. Teil) in der Laienliteratur entweder schambesetzt verschwiegen oder sogar in den meisten medizinischen Fachinformationen im Internet falsch dargestellt werden (z. B. „Brennen in der Scheide“ werde durch Bakterien oder Pilze ausgelöst). Da das Uro-Genitalsystem während der Embryonalzeit noch aus einer gemeinsamen Anlage hervorgeht, bleiben Harnröhre und Blase lebenslang quasi „Schwestern“ von Vulva und Vestibulum, was dazu führt, dass viele Frauen mit Vestibulodynie auch das Gefühl von Blasenentzündungen haben können, was aber in Wirklichkeit Interstitielle Zystitis oder das Painful-Bladder-Syndrom ist. Auch dazu betreibt Frau Dr. Ehmer mit einem weiteren Buch „Blasenentzündung und Interstitielle Zystitis“ Aufklärung. Frauen können so durch richtiges Wissen selbstbewusster werden, sie fühlen sich endlich ernst genommen und können bei Ärztinnen und Ärzten gezielt nachfragen.

Frau Dr. Ehmer hat mit Herrn Prof. Herbert einen Ko-Autor gewonnen, der aus der Sicht des erfahrenen Anästhesisten und Schmerztherapeuten Entstehung und Therapiemöglichkeiten von neuropathischen Schmerzen auch für Laien verständlich darstellt. Auch deshalb kann dieses Buch sogar als Fachlektüre für Ärztinnen und Ärzte hilfreich sein!

Hilfesuchende Frauen mit Vulvodynie aus ganz Deutschland in der eigenen Sprechstunde, die hunderte von Kilometern fahren, um Rat zu suchen, zeigen, dass auf diesem Gebiet noch viel getan werden muss. Deshalb ist das vorliegende Buch auch in der 5. Auflage immer noch eine Pionierleistung und sollte eine weite Verbreitung finden!

Prof. Dr. med. Werner Mendling Deutsches Zentrum für Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe www.werner-mendling.de

INHALT

Gewinnen Sie Ihre Lebensqualität zurück

Einleitung

Teil 1Die V-Region: Normale Abläufe und häufige Erkrankungen

KAPITEL 1

Beschwerden im V-Bereich

KAPITEL 2

Anatomie und Funktionen der V-Region

KAPITEL 3

„Normale“ Verhältnisse im V-Bereich

KAPITEL 4

Die Untersuchung beim Frauenarzt/bei der Frauenärztin: Was erwartet Sie?

KAPITEL 5

Infektionen im V-Bereich

KAPITEL 6

Hauterkrankungen im V-Bereich

ÜBERLEITUNG ZU TEIL 2

SELBSTTEST: Haben Sie Vulvodynie?

Teil 2Chronische Schmerzen der Vulva oder das „Syndrom der brennenden Vulva“

KAPITEL 1

Vulvodynie: Eine mysteriöse Erkrankung

KAPITEL 2

Grundlagen zu den Schmerzkrankheiten der Vulva

KAPITEL 3

Provozierte Vestibulodynie

KAPITEL 4

Generalisierte Vulvodynie

KAPITEL 5

Vulvodynie und Hormone

KAPITEL 6

Vulvodynie und Beckenbodenmuskulatur

KAPITEL 7

Unterstützende und ergänzende Therapieverfahren

KAPITEL 8

Selbsthilfemöglichkeiten und weitere Informationen

KAPITEL 9

Andere mögliche Begleiterkrankungen

Anhang

Kontakte und weitere Infos

Stichwortverzeichnis

EINLEITUNG

EINLEITUNG

Dieses Manual ist ein Handbuch für Frauen, in dem Sie sich informieren können

zum Aufbau und zur Funktionsweise der Intimregion,

zu den wichtigsten Erkrankungen mit Diagnose und Therapie und

zu Selbsthilfemöglichkeiten.

In diesem Ratgeber werden Sie immer wieder die Abkürzung „V“ finden, zum Beispiel „V-Manual“ oder „V-Bereich“. Wofür steht „V“? Es gibt darauf mehrere Antworten. „V“ ist schon seit alten Zeiten das Symbol für Weiblichkeit. Aus gesundheitlicher und medizinischer Sicht sind damit ganz wesentliche weibliche Körperteile gemeint, die alle mit „V“ beginnen: Vagina, Vulva und Vestibulum – Begriffe, von denen Ihnen vermutlich nur einer, nämlich die als Vagina bezeichnete Scheide, bekannt ist. Die beiden anderen Begriffe bezeichnen die Bereiche der äußerlich sichtbaren weiblichen Geschlechtsorgane.

Mindestens so wenig bekannt wie die Namen sind die genauen Funktionen dieser Bereiche. Kaum eine Frau weiß wirklich Bescheid über das, was „da unten“ normalerweise geschieht oder darüber, welche vielfältigen Störungen vorhanden sein können. Hinter längst nicht allen Beschwerden wie Jucken, Rötungen oder Ausfluss beispielsweise steckt eine Pilzinfektion! Fast jede Frau leidet im Laufe ihres Lebens mehr oder weniger häufig an derartigen unangenehmen Symptomen im Intimbereich. Umso wichtiger ist es, diesen zentralen Bereich des weiblichen Körpers kennenzulernen. Noch weitaus belastendere Störungen sind Schmerzen im V-Bereich, die das gesamte Leben – oder zumindest Bereiche wie die Sexualität – massiv beeinträchtigen können und die nicht selten unerkannt oder unzureichend behandelt bleiben. Diese – meist brennenden – Schmerzen werden als Vulvodynie bezeichnet. Machen Sie den Selbsttest ab Seite 117: Sind Sie von Vulvodynie betroffen?

Lesen Sie,

was dahinter steckt,

welche diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten es gibt und

was Sie selbst tun können.

Der V-Bereich ist auch in unserer aufgeklärten Zeit noch immer ein Tabu und viele Frauen fühlen sich mit ihren Symptomen allein gelassen. Denkt man an die Beschwerden oder Schmerzen in diesem Körperbereich, ist das oft mit negativen Empfindungen verbunden, und etliche Begriffe, die auch mit „V“ beginnen, können damit in Zusammenhang gebracht werden wie zum Beispiel

Verborgenheit: „Darüber“ wird nicht gesprochen,

Vermeidung: Vieles, was den V-Bereich betrifft, wird umgangen,

Verlust: Manche Frauen verlieren aufgrund der Beschwerden oder Schmerzen einen Teil ihres Selbstwertgefühls.

Manchmal reichen die Folgen von V-Problemen bis hin zu:

Vereinsamung: Rückzug aus immer mehr sozialen Bereichen,

Verzicht: zum Beispiel auf Sexualität, oder

Verzweiflung: Gefühle der Ausweglosigkeit, vor allem bei Schmerzen.

Das muss nicht sein!

In diesem Handbuch erfahren Sie, wie Sie stattdessen zum Beispiel durch

Vertrautheit mit Ihrem Körper und

Vorbeugung weiterer Schädigungen eine

Veränderung zum Positiven herbeiführen können, die Ihnen wieder zumehr

Vitalität und neuer Lebensqualität verhilft.

Lernen Sie Ihre speziell weiblichen Körperbereiche kennen und informieren Sie sich über die Ursachen und Therapiemöglichkeiten für Ihre Beschwerden und Schmerzen! Wissen ist Macht, in diesem Fall die Macht, gesund zu werden und zu bleiben.

Hinweise für den Gebrauch des Buchs

Sie können das Manual von vorne bis hinten durchlesen oder es als Nachschlagewerk zu einzelnen Themen gezielt in Anspruch nehmen, wenn zum Beispiel bereits eine Diagnose vorliegt.

Sie können aber auch nachlesen, welche Ursachen für bestimmte Symptome verantwortlich sein können. In dieser Einleitungfinden Sie eine Auflistung der wichtigsten Symptome. Daneben sind die jeweiligen Seiten vermerkt, auf denen Erkrankungen mit diesem Symptom beschrieben werden.

Der erste Teil des Buches behandelt die normale Funktionsweise und die wichtigsten Störungen und Erkrankungen im Intimbereich; im zweiten Teil des Buches werden die Erkrankungen beschrieben, bei denen Schmerzen in dieser Körperregion im Vordergrund stehen. Zum besseren Verständnis empfiehlt es sich, auf jeden Fall zunächst die Kapitel über Anatomie und normale Funktion des Intimbereichs durchzulesen. Die Kapitel 6 und 8 sind für alle Frauen interessant.

Um Ihnen das Lesen zu erleichtern, sind einige Textteile besonders hervorgehoben:

In dem blau umrandeten Kasten finden Sie die Zusammenfassung am Ende der Kapitel, rot umrandet sind wichtige Informationen, der gelb umrandete Kasten weist auf Detail-Informationen hin und der grün umrandete Kasten verweist auf Tipps zur Eigeninitiative.

Aufbau des Buchs

Symptome und mögliche Ursachen

Im Folgenden finden Sie eine Auflistung möglicher Symptome im V-Bereich mit Angabe von Erkrankungen, die das jeweilige Symptom verursachen können.

Ausfluss

Bakterielle Vaginose ab Seite 67

Chlamydien ab Seite 86

Desquamative entzündliche Vaginitis ab Seite 83

Gonorrhö ab Seite 87

Hefepilzinfektion ab Seite 55

Mobiluncus vaginalis ab Seite 83

Streptokokken-Vaginitis ab Seite 82

Trichomonaden ab Seite 72

Bläschen

Gürtelrose ab Seite 80

Herpes genitalis ab Seite 75

Sperma-Allergie ab Seite 99

Blutungsstörungen

Chlamydien ab Seite 86

Brennen

Chlamydien ab Seite 86

Hefepilzinfektion ab Seite 55

Lichen planus ab Seite 107

Lichen sclerosus ab Seite 101

Vulvodynie ab Seite 120

Einrisse und/oder Hautabschürfungen

Genitalfissuren ab Seite 134

Lichen planus ab Seite 107

Lichen sclerosus ab Seite 101

Östrogenmangel ab Seite 40, 81, 134, 181

Geruchsveränderungen

Bakterielle Vaginose ab Seite 67

Geschlechtsverkehr: Beschwerden oder Schmerzen

Atrophische Vaginitis ab Seite 81

Desquamative entzündliche Vaginitis ab Seite 83

Kontaktdermatitis ab Seite 96

Lichen planus ab Seite 107

Lichen sclerosus ab Seite 101

Trichomonaden ab Seite 72

Vulvodynie ab Seite 120

Hautveränderungen

Herpes genitalis ab Seite 75

Lichen planus ab Seite 107

Lichen sclerosus ab Seite 101

Psoriasis ab Seite 110

Jucken

Hefepilzinfektion ab Seite 55

Herpes genitalis ab Seite 75

Humanes Papillomvirus ab Seite 88

Kontaktdermatitis ab Seite 96

Lichen planus ab Seite 107

Lichen sclerosus ab Seite 101

Psoriasis ab Seite 110

Sperma-Allergie ab Seite 99

Trichomonaden ab Seite 72

Vulvodynie ab Seite 120

Rötung

Desquamative entzündliche Vaginitis ab Seite 83

Hefepilzinfektion ab Seite 55

Herpes genitalis ab Seite 75

Humanes Papillomvirus ab Seite 88

Kontaktdermatitis ab Seite 96

Schmerzen im V-Bereich

Hefepilzinfektion ab Seite 55

Herpes genitalis ab Seite 75

Lichen sclerosus ab Seite 101

Lichen planus ab Seite 107

Vulvodynie ab Seite 120

Schwellung

Bartholinische Zyste ab Seite 114

Trockenheit

Atrophische Vaginitis ab Seite 81

Lichen sclerosus ab Seite 101

Lichen planus ab Seite 107

Unterbauchschmerzen

Chlamydien ab Seite 86

Vulvodynie ab Seite 120

Warzen

Humanes Papillomvirus ab Seite 88

Wasserwarzen ab Seite 114

Wasserlassen: Beschwerden oder Schmerzen

Chlamydien ab Seite 86

Herpes genitalis ab Seite 75

Lichen sclerosus ab Seite 101

Lichen planus ab Seite 107

Trichomonaden ab Seite 72

Vulvodynie ab Seite 120

TEIL 1

Die V-Region: Normale Abläufe und häufige Erkrankungen

KAPITEL 1: Beschwerden im V-Bereich

Beschwerden im V-Bereich sind der häufigste Grund, weshalb Frauen ihren Gynäkologen/ihre Gynäkologin aufsuchen. Meistens vermuten sie selbst eine Infektion. 75 Prozent aller Frauen machen irgendwann in ihrem Leben eine Pilzinfektion durch, noch mehr Frauen leiden ein- oder mehrmals an sogenannter bakterieller Vaginose.

Tausende Tuben mit Anti-Pilz-Cremes oder Antibiotika werden aus diesen Gründen täglich in den Apotheken abgegeben, nicht immer berechtigt. Grundlage für eine solche Verordnung muss eine exakte Diagnose sein.

Obwohl praktisch jede Frau irgendwann unter V-Beschwerden leidet, wird diesem Bereich nach wie vor erstaunlich wenig Beachtung geschenkt. 1969 erschien ein medizinisches Lehrbuch, geschrieben von zwei amerikanischen Wissenschaftlern, unter dem Titel „Gutartige Erkrankungen von Vulva und Vagina“, in dem erstmals wirklich grundlegende Aussagen zu diesem Körperbereich gemacht wurden.

Der sogenannte Intimbereich ist – wie der Name besagt – etwas, mit dem die Frau „intim“ ist oder sein sollte. Auch heute besteht aber nach wie vor eine Diskrepanz zwischen der – scheinbaren – Offenheit im Umgang mit Sexualität und dem Wissen um den Körper und seine Funktionen. Immer noch viel zu wenige Frauen wissen wirklich über „ihre“ V-Region Bescheid.

Fallbeispiele

Die folgenden drei Fallbeispiele beziehen sich auf V-Beschwerden, die häufig auftreten oder zumindest so bekannt sind, dass sie rasch erkannt, behandelt und oft geheilt werden können.

Kathrin, 21 Jahre

Kathrin wusste nicht, was plötzlich geschehen war. Bereits am Tag zuvor hatte sie ihre Scheide und den umgebenden Bereich als gereizt empfunden. Heute wurde sie von einem ständigen Juckreiz gequält, sie fühlte sich „geschwollen“ und in ihrem Slip bemerkte sie ungewöhnlichen, weißlichkrümeligen Ausfluss. Voller Angst, dass das womöglich mit ihrem neuen Freund zu tun haben könnte, mit dem sie vor kurzem das erste Mal Sex hatte, und mit dem dringenden Wunsch, dieses Jucken zu stoppen, suchte sie sofort ihren Frauenarzt auf. Nachdem er sie untersucht und einige Tests gemacht hatte, sagte er ihr, sie habe eine Pilzinfektion und verordnete eine Creme und Scheidenzäpfchen. Nie hätte Kathrin gedacht, dass eine Pilzinfektion derartige Beschwerden verursachen kann! Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis der Juckreiz unter dieser Behandlung nachließ. Kathrin hält sich seither an die Ratschläge, die Ihr Arzt ihr zur Vermeidung von Pilzinfektionen gab (Ausführungen zu Hefepilzinfektionen siehe ab Seite 55).

Sophia, 34 Jahre

Sophia hatte schon einige Pilzinfektionen durchgemacht und war sich sicher, dass eine solche auch diesmal hinter dem leichten Jucken, der Rötung um die Scheide herum und dem leichten Brennen beim Wasserlassen steckte. Da sie noch eine halbe Tube Creme von der Behandlung der letzten Pilzinfektion zu Hause hatte, begann sie mit der Selbsttherapie. Aber diesmal blieben die Beschwerden unverändert, sodass sie nach fünf Tagen doch ihre Frauenärztin aufsuchte. Diese veranlasste einige Tests und es stellte sich heraus, dass Chlamydien die Ursache waren. Es handelte sich also um eine sexuell übertragbare Erkrankung. Sophia und ihr Partner mussten für einige Zeit ein spezielles Antibiotikum einnehmen (Ausführungen zu Chlamydien siehe ab Seite 86).

Jennifer, 29 Jahre

Jennifer freute sich sehr auf ihr erstes Kind. Seit einigen Tagen fühlte sie sich „unten herum“ nicht wohl, leichtes Brennen, eine leichte Rötung, und was am unangenehmsten war, ein fischartiger Geruch des seit der Schwangerschaft ohnehin vermehrten Ausflusses. Extra den Frauenarzt aufsuchen wollte sie deshalb aber nicht und wartete den nächsten routinemäßigen Vorsorgetermin ab. Nachdem der Arzt den Scheidenabstrich unter dem Mikroskop angesehen hatte, erklärte er ihr, dass sie eine sogenannte bakterielle Vaginose habe, die in der Schwangerschaft nicht ungefährlich sei. Sie erhielt ein spezielles Medikament zur lokalen Anwendung in der Scheide und nahm sich vor, in Zukunft sofort zum Frauenarzt zu gehen, wenn sie wieder etwas Auffälliges feststellen sollte (Ausführungen zur bakteriellen Vaginose siehe ab Seite 67).

Dies sind nur einige Beispiele von Frauen mit Beschwerden im V-Bereich. Ähnliche Symptome wie Jucken, Brennen, Ausfluss oder Schmerzen können eine Vielzahl von Ursachen haben, die nicht immer „nur“ das Gebiet der Frauenheilkunde betreffen. Natürlich wird jede Frau bei derartigen Beschwerden zunächst ihren Frauenarzt/ihre Frauenärztin aufsuchen. Wenn dort aber keine Ursache gefunden werden kann, müssen weitere Spezialisten hinzugezogen werden. Wer ist dann der richtige Ansprechpartner? Was ist zu tun, wenn solche Beschwerden immer wieder auftreten oder nahezu ständig vorhanden sind? Was kann man selbst dagegen unternehmen? Woran sollte man denken? Die Antworten auf diese Fragen finden Sie im ersten Teil dieses Handbuches.

Wenn Sie unter Schmerzen in der V-Region leiden, kommen Ihnen folgende Beispiele vielleicht bekannt vor:

Angelika, 42 Jahre

Angelika hatte schon seit einiger Zeit ein leichtes Jucken um die Scheide herum bemerkt, das nun immer stärker wurde. Als sie sich die Region im Spiegel ansah, fiel ihr auf, dass die Haut weißlich und verdickt wirkte. Auch kleine Einrisse waren zu sehen, was vielleicht die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr erklärte. Ihre Frauenärztin untersuchte sie gründlich, führte einige Tests durch und sagte ihr, dass sie Angelika gerne zum Hautarzt überweisen wolle. Sie vermutete eine Hauterkrankung. Tatsächlich stellte der Hautarzt einen sogenannten Lichen sclerosus fest und verordnete eine Kortisonsalbe.

Nach anfänglich höherer Dosierung kommt Angelika jetzt mit 2- bis 3-maligem dünnen Auftragen der Salbe pro Woche gut zurecht, die Beschwerden haben sich deutlich gebessert (Ausführungen zum Lichen sclerosus siehe ab Seite 101).

Doreen, 37 Jahre

Doreen war zutiefst beunruhigt: Sie konnte nicht mehr mit ihrem Mann schlafen! Jedes Mal, wenn er versuchte, in sie einzudringen, hätte sie vor Schmerzen schreien können. Das Gleiche war der Fall, wenn sie versuchte, einen Tampon einzuführen. Ständige Pilzinfektionen kannte sie ja, aber diese Schmerzen waren neu.

Die Frauenärztin testete den gesamten Bereich um ihre Scheide herum und teilte ihr mit, dass sie diesmal keine Pilzinfektion finden könne. Sie glaube aber, dass Doreen eine sogenannte provozierte Vestibulodynie entwickelt habe. Zunächst verordnete sie eine östrogenhaltige Creme sowie eine Creme, die ein örtliches Betäubungsmittel enthielt. Die Schmerzen wurden weniger, hörten aber nicht auf, sodass Doreen an einen Spezialisten überwiesen wurde. Dort erhielt sie weitere Medikamente. Der Spezialist überwies Doreen an eine Physiotherapeutin, die in der Behandlung von Vestibulodynie und Vulvodynie erfahren war. Die medizinische Behandlung, die von der Therapeutin regelmäßig durchgeführte Behandlung sowie die Übungen für Zuhause bewirkten nach und nach, dass die Beschwerden deutlich zurückgingen (Ausführungen zu provozierter Vestibulodynie siehe ab Seite 148).

Stephanie, 45 Jahre

Stephanie hatte fast ständige Schmerzen in der Scheide, die allmählich auch nach vorne in die Harnröhre und nach hinten in den After ausstrahlten. Sie stellte fest, dass die Schmerzen im Laufe des Tages schlimmer wurden, wenn sie in ihrer Tätigkeit als EDV-Fachfrau den ganzen Tag vor dem Bildschirm saß. Wenn sie in der Mittagspause einen Spaziergang machte, nahmen die Schmerzen wieder ab. Außerdem zog sie nur noch weite Röcke an, da sie enge Kleidung als sehr unangenehm empfand.

Der Frauenarzt konnte nichts Auffälliges feststellen und überwies sie zunächst zum Urologen, dann zum Hautarzt und zum Orthopäden. Auch dort konnte keine Ursache festgestellt werden.

In ihrer Verzweiflung verbrachte Stephanie Stunden und Tage im Internet, auf der Suche nach einem Hinweis oder einer Lösung. Sie fand tatsächlich eine Gruppe von Betroffenen, die nahezu dieselben oder ähnliche Symptome hatten, und erfuhr, dass es sich wahrscheinlich um eine neurologische Störung handelt, also um eine Nervenerkrankung. Seit sie entsprechende Medikamente nimmt, geht es ihr besser. Sie wird sich aber noch weiteren Untersuchungen in einem speziellen Zentrum unterziehen (Ausführungen zu Nervenschmerzen siehe ab Seite 137).

Wenn Sie sich mit den letzten beiden Fallbeispielen, also mit Doreen und Stephanie teilweise oder ganz identifizieren können, in denen Schmerzen das vorherrschende Symptom sind, sollten Sie den Selbsttest auf Seite 117 machen! Gehören Sie zu den Frauen mit chronischen Schmerzen im V-Bereich, die schon lange und oft vergeblich nach Möglichkeiten zur Linderung ihrer Schmerzen suchen? Im zweiten Teil des Buches geht es um Ursachen, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten von Schmerzen im V-Bereich.

Welcher Arzt/welche Ärztin ist für den V-Bereich zuständig?

Bei Schmerzen und Beschwerden oder Veränderungen im V-Bereich ist sicher der Frauenarzt/die Frauenärztin der erste Ansprechpartner. Wie Sie erfahren werden, machen sich aber auch einige Hauterkrankungen im V-Bereich bemerkbar, für deren Diagnose und Behandlung der Hautarzt/die Hautärztin zuständig ist.

Auch chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn können sich nicht selten im V-Bereich zeigen: Morbus Crohn ist eine chronische, entzündliche Darmerkrankung, die mit Hautveränderungen einhergehen kann. Diese finden sich sehr häufig im Bereich der Schamlippen in Form von Rötung, Gewebsschwellung, Pusteln und Geschwüren.

Dass auch Urologen/Urologinnen, Neurologen/Neurologinnen, Schmerztherapeuten/-therapeutinnen und eventuell Orthopäden/Orthopädinnen für Diagnose und/oder Therapie von V-Problemen unverzichtbar sein können, erfahren Sie im zweiten Teil des Buches. Deshalb ist vor allem bei chronischen V-Beschwerden die Zusammenarbeit von Ärzten/Ärztinnen der verschiedenen Fachrichtungen absolut notwendig.

Lesen Sie in jedem Fall zu Ihrer allgemeinen Orientierung und Information den ersten Teil des Manuals, um sich zunächst mit den anatomischen Gegebenheiten und den normalen Funktionen vertraut zu machen. Auf diese Weise können Sie auch Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin viel besser erklären, wo genau Ihre Beschwerden lokalisiert sind. Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine kurze Zusammenfassung.

KAPITEL 2: Anatomie und Funktionen der V-Region

Vulva

Die V-Region besteht aus Vulva, Vestibulum und Vagina. Der Begriff Vulva umfasst alle äußerlich sichtbaren Teile der Geschlechtsregion, also:

den Schamhügel,

den gesamten mit Schamhaaren bedeckten Bereich,

die beiden äußeren, sogenannten großen Schamlippen,

die beiden inneren, sogenannten kleinen Schamlippen,

den Kitzler, auch Klitoris genannt,

den Scheidenvorhof, auch Vestibulum genannt,

die Drüsen des Scheidenvorhofs,

den Scheideneingang mit dem Jungfernhäutchen und

den Damm.

Schamhügel und Schamlippen

In dem Bild auf Seite 25 sieht man den Schamhügel, die äußeren (großen) Schamlippen und einen Teil der inneren (kleinen) Schamlippen. Die inneren Schamlippen sind zwar innerhalb der äußeren, befinden sich aber außen am Körper und gehören deshalb zur Vulva. Wenn man die äußeren Schamlippen etwas auseinanderzieht, sieht man die inneren Schamlippen. Erst wenn man auch diese auseinanderzieht, kann man die Öffnung der Scheide sehen. Die Scheide gehört nicht zur Vulva, denn sie befindet sich innen.

Scheidenvorhof und Kitzler

Das Vestibulum, der Scheidenvorhof, liegt innerhalb der inneren Schamlippen. Im Vestibulum liegen der Scheideneingang, die Öffnung der Harnröhre und die – mit bloßem Auge nicht sichtbaren – Mündungen verschiedener Drüsen. Die inneren Schamlippen teilen sich an ihrem Ansatz und bilden das sogenannte Frenulum und als Schutz für den Kitzler eine kleine „Haube“, das sogenannte Praeputium.

Jungfernhäutchen

Das Jungfernhäutchen (Hymen) bildet die Trennungslinie zwischen „außen“ und „innen“. Es ist unterschiedlich ausgebildet, je nachdem, ob schon Geschlechtsverkehr oder eine Geburt stattgefunden haben oder nicht. Nachdem Sie nun die mit dem bloßen Auge sichtbaren Anteile der Vulva kennen, geht es um deren Funktionen.

Insgesamt erfüllt die Vulva drei wesentliche Aufgaben:

Sie schützt das Vestibulum, die Scheide und die Harnröhre vor Einwirkungen von außen und vor dem leichten Eindringen von Krankheitserregern.

Sie ist ein zentraler Teil für die weibliche Sexualität. Der Kitzler und die Blutgefäße der Vulva, die sich bei sexueller Erregung stark mit Blut füllen, sind hauptverantwortlich für einen Orgasmus. Der behaarte, mit Fett unterpolsterte äußere Teil macht den Geschlechtsverkehr komfortabler.

Der Damm dehnt sich während der Geburt, um die Entbindung zu ermöglichen.

Die sichtbaren Teile der Geschlechtsregion (Vulva)

Besonderheiten und Funktionen der Anteile der Vulva

Schamhügel, lateinisch Mons pubis

Er liegt über und vor dem Schambein, ist mit Fett unterpolstert, mit Schamhaar bedeckt und enthält Talg- und Schweißdrüsen. Beim Geschlechtsverkehr polstert er das Schambein ab. Die Schambehaarung erstreckt sich nach hinten über die äußeren Schamlippen bis hin zum After und meist auch bis hinab zur Innenseite der Oberschenkel. Nach vorne verläuft sie über den Schamhügel und endet in einer horizontal laufenden Begrenzung. Nach innen zu verliert sich die Schambehaarung, sodass der innere Vulvabereich haarlos ist.

Äußere Schamlippen, lateinisch Labia majora

Sie sind ebenfalls mit Fettgewebe gepolstert, mit Schamhaar bedeckt und enthalten Talg- und Schweißdrüsen. Sie sind von dunklerer Farbe als die inneren Schamlippen, welche sie umschließen, und dienen als Schutz nach außen hin.

Innere Schamlippen, lateinisch Labia minora

Es handelt sich um zwei fettfreie Hautlappen, die nicht behaart sind. Sie enthalten viele Nerven, Blutgefäße und elastische Fasern. Im Gegensatz zum Erscheinungsbild der äußeren Schamlippen sind die inneren sehr individuell ausgebildet:

Es gibt alle Variationen von dünnen, kleinen, zwischen den äußeren Schamlippen kaum sichtbaren Läppchen bis hin zu dicken, ungleichmäßig ausgebildeten Lippen, die deutlich über die äußeren Schamlippen hinausragen können. Die Ränder der inneren Schamlippen enthalten – wie die äußeren – kleine Talgdrüsen, die mit ihrem öligen Film die Haut weich und geschmeidig halten und vor Reibung und Reizung schützen. Die Hauptfunktion der inneren Schamlippen ist eine sexuelle, da sie sich bei sexueller Erregung stark mit Blut füllen. Sie umschließen den Penis beim Geschlechtsverkehr, sodass der Kitzler näher an den Penisschaft gelangt und die Erregung erhöht wird.

Vor dem Kitzler teilen sich die inneren Schamlippen in zwei Schenkel. Die beiden unteren Teile vereinigen sich zum sogenannten Frenulum, einem Bändchen, das – wie das Bändchen unter der Zungenspitze – teilweise angeheftet und teilweise beweglich ist. Die beiden oberen Teile (es können auch jeweils zwei Hautfalten sein) bilden zusammen eine Art Haube für den Kitzler, das sogenannte Praeputium, zu deutsch „Vorhaut“. Nach hinten zu laufen die beiden inneren Schamlippen zu einer Hautfalte zusammen, die den hinteren Rand der Scheidenöffnung markiert. Diese Hautfalte wird als Fourchette bezeichnet. Sie kann nach Geburten durch einen Dammschnitt oder Einriss verschwinden.

WICHTIG

Das Aussehen der Vulva ist individuell sehr unterschiedlich: Das fängt beim Schamhaar an, das bei vielen Frauen eine andere Farbe als die Haarfarbe hat – meist ist es dunkler – und auch eine andere Struktur aufweisen kann (zum Beispiel gelockt bei glattem Kopfhaar und umgekehrt). Auch die Dichte kann von Frau zu Frau variieren.

Die kleinen Schamlippen, die im Gegensatz zur leicht bräunlichen Hautfärbung der großen Schamlippen eher rosafarben sind, müssen durchaus nicht „klein“ sein, sondern können deutlich aus den äußeren Schamlippen herausragen, wobei eine Seite länger und/oder dicker sein kann. Nur in extrem seltenen Fällen ist eine chirurgische Korrektur notwendig, wenn es dadurch immer wieder zu Reizungen kommt, auf keinen Fall aber aus kosmetischen Gründen.

Die Größe der Klitoris kann ebenfalls variieren, was jedoch keinerlei Einfluss auf das sexuelle Empfinden hat. Auch das Jungfernhäutchen kann ganz unterschiedlich in Größe, Form und Dicke ausgeprägt sein und die Größe der Öffnung innerhalb des Häutchens lässt keinen Rückschluss auf die „Jungfernschaft“ zu. Gelegentlich ist der Hymen so stark ausgeprägt, dass Verkehr nur schwer möglich ist. Dann kann er mittels eines kleinen Eingriffs erweitert werden.

Kitzler, lateinisch Klitoris

Der Teil des Kitzlers, der unter der Vorhaut liegt, wird als Glans – also Eichel – bezeichnet und hat in etwa die Größe einer kleinen Erbse. Die Größe dieses Klitoristeils ist unabhängig von Körpergröße oder Gewicht. In der Glans liegen Tausende von Nerven mit ihren sensiblen Endigungen, die für die sexuellen Empfindungen verantwortlich sind.

Die direkte Stimulation wird von vielen Frauen eher als schmerzhaft oder unangenehm empfunden, sie ziehen die indirekte Stimulation über die Vorhaut oder den Schamberg vor. Der Nerv, dessen Endäste die Klitoris versorgen, ist der sogenannte Pudendusnerv (siehe ab Seite 160). Er versorgt nicht nur die Klitoris, sondern die gesamte Vulva, den Damm und den Bereich um den After mit sensiblen Nervenfasern und ist daher für die sexuellen Empfindungen in all diesen Bereichen verantwortlich.

Ein anderer Teil der Klitoris, der 3 bis 4 cm lange Schaft, liegt nicht sichtbar unter der Haut und der Muskulatur der Vulva. Er verfügt nicht über so viele Nerven, dagegen über eine sehr gute Versorgung mit Blutgefäßen, die bei sexueller Erregung die Klitoris anschwellen lassen und die Glans nach vorne drücken. Im Gegensatz zum Penis kommt es aber nicht zu einer Versteifung oder einem Aufrichten der Klitoris. Je nach Erregung kommt es zum Zu- und Abfließen des Blutes, wodurch – im Gegensatz zum Mann – mehrere Orgasmen hintereinander möglich sind.

Der Schaft teilt sich in die beiden etwa 5 bis 9 cm langen Klitorisschenkel auf, die neben den Blutgefäßen und unter den Muskeln des Vestibulums verlaufen. Schaft und Schenkel der Klitoris stehen in Verbindung mit dem Schambeinknochen. Die Funktion der Klitoris besteht ausschließlich darin, sexuelle Lust zu empfinden und zu vermitteln.

Scheidenvorhof, lateinisch Vestibulum

An der Innenseite der kleinen Schamlippen liegt um die Öffnungen von Harnröhre und Scheide herum der Scheidenvorhof, nach vorne begrenzt durch das Frenulum, nach hinten durch die Fourchette. Das Gewebe des Vestibulums unterscheidet sich von dem der Schamlippen und von dem der Scheide und stellt einen ganz eigenen Bereich dar. In ihn münden die Ausführungsgänge verschiedener kleiner Drüsen, deren Absonderungen verhindern, dass das Aneinanderreiben der inneren Schamlippen Reizungen verursacht. Die Talgdrüsen besonders im oberen Abschnitt des Vestibulums, also um die Harnröhrenöffnung herum, sorgen mit ihren Absonderungen dafür, dass der Urin die zarte Haut nicht reizt.

Die Haut des Vestibulums ist zart und empfindlich und erinnert eher an eine Schleimhaut. Direkt unter der Haut des gesamten Vestibulums liegen zahlreiche Blutgefäße, die bei sexueller Erregung stark durchblutet werden, und Nervenendigungen, die auf Stimulierung ansprechen.

Die Harnröhre, die in den oberen Teil des Vestibulums mündet, ist etwa 3 bis 4 cm lang und verbindet die Blase mit der Körperoberfläche. Beidseits an der Harnröhrenöffnung münden Drüsenausgänge, von denen die beiden größeren Skene-Gänge heißen. Sie sorgen mit den anderen Drüsen zusammen für die Befeuchtung des Vestibulums, bilden aber auch Schlupfwinkel für Infektionserreger.

Ganz nahe hinter der Harnröhrenöffnung befindet sich die deutlich größere Öffnung des Scheideneingangs. Beidseits neben dem Scheideneingang, an der Basis der inneren Schamlippen, münden die Ausführungsgänge größerer Drüsen, der sogenannten Bartholinischen Drüsen. Je eine dieser Drüsen liegt – unsichtbar und untastbar – unter dem Vestibulum. Sie sorgen ebenfalls für die Befeuchtung des Vestibulums und tragen auch zur Befeuchtung des Scheideneingangs beim Sex bei.

Jungfernhäutchen, lateinisch Hymen

Der Eingang der Scheide liegt im Vestibulum. Das sogenannte Jungfernhäutchen markiert dabei die Begrenzung zwischen dem Körperäußeren und dem Körperinneren. Der Hymen besteht aus einer gefäßreichen Gewebeplatte, einer Art Membran, die meistens kreisförmig den Scheideneingang bedeckt. In der Mitte befindet sich eine Öffnung, manchmal auch mehrere, durch die das Menstruationsblut nach außen abfließen kann. Die Elastizität des Hymens ist individuell unterschiedlich; durch das Einführen von Fingern, Penis oder Tampons kann es sich ausdehnen, weiter werden und zum Rand hin einreißen; es muss aber nicht immer einreißen. Bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr werden die Ränder des Häutchens jedoch unregelmäßig, es bilden sich kranzförmige „Auszackungen“, die warzenartig aussehen können.

Nach der Geburt eines Babys verstärkt sich dies, es bleiben noch Reste des ehemaligen Jungfernhäutchens am Rande des Scheideneingangs erhalten. Eine Funktion besitzt das Jungfernhäutchen nicht, es ist ein entwicklungsmäßiges „Überbleibsel“.

Nachdem Sie nun die zwei weniger bekannten Anteile des V-Bereichs – die Vulva und einen speziellen Teil der Vulva, das Vestibulum – kennengelernt haben, geht es im Folgenden um Anatomie und Funktion der Scheide.

Scheide, lateinisch Vagina

Im Gegensatz zur Vulva, die zum Körperäußeren gehört, liegt die Vagina innen und ist damit komplett von der Vulva getrennt. Das ist deswegen so wichtig, weil Vulva und Vagina aus ganz unterschiedlichem Gewebe bestehen und daher auch unterschiedliche Probleme auftreten können. Außerdem können Sie beim Frauenarzt/ bei der Frauenärztin Ihre Beschwerden viel besser beschreiben, wenn Sie die genaue Lokalisation und deren Bezeichnung kennen und nennen.

Die Vagina erfüllt ganz allgemein die Rolle eines Durchgangsweges für das Menstruationsblut, für den Penis während des Geschlechtsverkehrs (daher kommt auch das deutsche Wort „Scheide“, da sie diesen umgibt wie eben die Scheide das Schwert), für das Baby bei der Geburt (wobei nie eine „zu enge“ Scheide der Grund für einen Kaiserschnitt ist), für die untersuchenden Finger oder Untersuchungsinstrumente des Gynäkologen/der Gynäkologin.

Sie ist ein extrem dehnbarer Muskelschlauch, der vom Vestibulum bis zum unteren Teil der Gebärmutter, dem Gebärmutterhals, reicht. Im Stehen ist die Vagina nicht senkrecht, sondern um etwa 30° nach hinten, zum Enddarm zu, gekippt. Diesen Winkel behält sie auch im Liegen bei. Ihre vordere Wand – also diejenige, die hinter dem Schambein sowie hinter Harnröhre und Blase liegt – ist etwa 6 bis 7 cm lang, die hintere, zum Enddarm gelegene Seite, ist mit 7,5 bis 8,5 cm etwas länger.

Normalerweise liegen die Wände der Vagina aneinander. Die Scheide ist nach vorne von der Blase und nach hinten vom Enddarm nur durch eine dünne Gewebeschicht getrennt. Um den Scheideneingang herum liegen die Muskeln des Beckenbodens, die bewusst steuerbar sind. Um die restliche Scheide herum befinden sich dagegen elastische Muskelschichten, die nicht willentlich beeinflussbar sind. Diese elastische Muskulatur liegt unter der Scheidenwand, die wiederum viele Falten aufweist. Die Zellen der Scheidenhaut bilden etliche Schichten, wobei die Dicke der Scheidenhaut unmittelbar von der in den Eierstöcken produzierten Östrogenmenge abhängt.

Diese geniale Konstruktion aus mehrschichtiger Haut, die zusammen mit der elastischen Muskulatur vielfach gefaltet ist, erlaubt die erstaunliche Dehnbarkeit. Eine „zu enge“ Scheide gibt es nicht.

Gebärmutterhals, lateinisch Zervix uteri

Er gehört im eigentlichen Sinne nicht mehr zur V-Region. Da er aber eng mit der Scheide verbunden ist und seine Funktionen zum besseren Verständnis mancher Vorgänge der Vulva bekannt sein sollten, wird er hier beschrieben.

Von oben ragt der untere Teil der Gebärmutter – der Gebärmutterhals – in die Scheide hinein, ähnlich einem Zapfen. Bei der Untersuchung kann man mit der Fingerspitze in der Mitte der Zervix eine kleine grübchenförmige Öffnung tasten, den äußeren Muttermund (lat. Portio). Von dort führt ein Kanal – der Zervikalkanal – nach innen zum inneren Muttermund, wo der andere Teil der Gebärmutter – der Gebärmutterkörper (lat. Corpus uteri) – beginnt.

Querschnitt der weiblichen Beckenorgane mit Scheide und Gebärmutterhals

Auf der Oberfläche der Zervix setzt sich die Scheidenhaut fort, die dann in einer Übergangszone zum Zervikalkanal in eine mehrschichtige Schleimhaut übergeht.

Die Schleimhaut im Zervikalkanal produziert – wie der Name sagt – je nach Zyklusphase und Hormoneinfluss mehr oder weniger Schleim. Zur Zeit des Eisprungs ist der Zervixschleim klar und dünnflüssig, damit Spermien ihn gut durchdringen können, ansonsten ist er zäh und dickflüssig. Dadurch ist auch ein gewisser Schutz der Gebärmutter vor Krankheitserregern gegeben, die sonst leichter durch die Scheide über den Zervikalkanal in die Gebärmutterhöhle vordringen könnten.

Neben dieser Schutzfunktion hat der Zervikalkanal – wie die Scheide auch – die Funktion eines Durchgangsweges für das Menstruationsblut und bei der Geburt für das Baby.

TIPPS ZUR EIGENINITIATIVE

Auch wenn Ihr Problem vor allem in Schmerzen im V-Bereich besteht, sollten Sie die nachfolgenden Kapitel lesen, um sich zu informieren, aber auch, weil all die beschriebenen Erkrankungen ausgeschlossen sein müssen, bevor die Diagnose einer Schmerzkrankheit gestellt werden kann.

SELBSTUNTERSUCHUNG

Es spricht nichts dagegen, wenn Sie Ihre V-Region genauso gut kennenlernen möchten wie andere Körperregionen auch. Am besten können Sie das, wenn Sie alles, was Sie jetzt theoretisch erfahren haben, auch selbst anschauen und berühren.

Nehmen Sie sich dafür Zeit und sorgen Sie für eine private, ungestörte Atmosphäre. Sie benötigen einen Handspiegel – am besten mit Vergrößerungsteil – und eine gute Lichtquelle. Sie können sich mit gespreizten Beinen auf das Bett oder auf den Boden setzen, den Spiegel vor der Vulva platzieren, das Licht gut einstellen und dann nach und nach dieses Kapitel mit seinen Bildern durchgehen. Vergleichen Sie die schematischen Abbildungen mit dem, was Sie bei sich sehen. Denken Sie aber daran, dass eine schematische Zeichnung nicht die individuell vorhandenen Unterschiede zeigt.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich mit ebenfalls gespreizten Beinen über den Toilettensitz zu stellen und auf den geschlossenen Deckel so viele Bücher zu stapeln, dass sie mit einem darauf gelegten Handspiegel die Vulva gut betrachten können.