Professor Zamorra 1067 - Michael Breuer - E-Book

Professor Zamorra 1067 E-Book

Michael Breuer

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Beschreibung

Tendyke ist auf der Erde - und hat es endlich geschafft. Er ist der Hölle und der grauenvollen Seelenstadt, die Vassago geschaffen hatte, entkommen. Ganz entgegen dem Wunsch des Teufels. Aber hat er es nun auf der Erde so viel besser? Sicher ist: Er ist noch nicht lange in El Paso - und hat sich schon eine Menge nicht unwichtiger Feinde gemacht ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Teufelstango mit Vassago

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Lingg

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-1090-0

www.bastei-entertainment.de

Teufelstango mit Vassago

von Michael Breuer

Die beiden Männer wirkten geradezu auffällig unauffällig. Sie saßen gemeinsam auf einer Parkbank. Beide trugen nahezu identisch aussehende Trenchcoats. Die Gesichter der Männer wirkten wie aus Stein gemeißelt und strahlten tiefe Ruhe aus.

Einer der Männer fütterte die Tauben, die sich in der Umgebung der Parkbank aufhielten. Seine Bewegungen wirkten hochkonzentriert.

»Wir haben die Anomalie aus den Augen verloren«, erklärte der andere unvermittelt.

Der Taubenfütterer hielt inne. »Das hätte nicht geschehen dürfen«, stellte er kalt fest.

Abrupt erhob er sich. »Es darf keine weiteren Zwischenfälle mehr geben. Wir werden handeln …«

Ciudad JuárezMexiko

Die Luft in der kleinen Kneipe war zum Schneiden dick. Paquita Morales hätte alles dafür gegeben, die Tür aufzureißen und für ein wenig frischen Wind in dem dämmrigen Schuppen zu sorgen, aber das konnte sie sich wohl abschminken.

Die Mittagssonne knallte mit voller Wucht auf die Scheiben der Cantina Frontera. Trotz der heruntergelassenen Rollläden hatte sich der Schankraum bereits tüchtig aufgeheizt.

Der schmerbäuchige Barkeeper hinter dem Tresen schwitzte trotz des eingeschalteten Deckenventilators. Nachlässig polierte er ein paar Gläser, während er auf neue Kundschaft wartete. Gäste waren kaum zu sehen. Im hinteren Teil der Kneipe drückten sich ein paar dunkle Gestalten herum und nippten an ihren Getränken.

Der Barkeeper hob den Kopf und schnappte Paquitas Blick auf.

»Du schläfst ja gleich ein, Mädchen«, blaffte er unfreundlich. »Ich bezahle dich nicht fürs Herumstehen! Außerdem hat deine Schicht schon vor zehn Minuten angefangen. Sieh zu, dass die Gäste etwas zu trinken bekommen!«

Paquita atmete tief durch. Den Tonfall war sie von José durchaus gewohnt. Gefallen musste er ihr trotzdem nicht. Allerdings hütete sie sich, ihm eine passende Antwort zu geben. Immerhin war sie auf die Arbeit als Bedienung in seiner schäbigen Cantina angewiesen. Gute Jobs waren rar gesät in diesem Teil von Ciudad Juárez.

Unmerklich ballte Paquita die Faust, bevor sie sich in Bewegung setzte und sich zum Tresen begab.

»Tisch 3«, blaffte José und knallte eine gerade geöffnete Flasche Corona auf den Tresen. Das Bier war lauwarm, wie Paquita feststellte, als sie die Flasche entgegennahm und sich auf den Weg in den hinteren Teil des Schankraums machte. Sie würdigte den Barkeeper keines weiteren Blickes, sondern konzentrierte sich ganz auf ihre Arbeit.

Die Cantina Frontera war so ziemlich der schäbigste Laden, in dem sie je gearbeitet hatte. Da gab es für Paquita gar kein Vertun. Abgesehen vielleicht von dem Striplokal drüben in Tijuana. Aber an dieses Kapitel ihres Lebens wollte sie gerade lieber nicht erinnert werden. Sie war froh, dass sie dem zwielichtigen Schuppen entkommen war.

Mit wiegenden Hüften näherte sich die fünfundzwanzigjährige Bedienung dem gesuchten Tisch. Der dort sitzende Mann trug eine schmierig aussehende Baseballkappe, die er tief in die Stirn gezogen hatte. Über seine Oberlippe ringelte sich ein dichter schwarzer Schnurrbart. Eine Batterie bereits geleerter Flaschen kündete davon, dass er schon ordentlich dem Alkohol zugesprochen hatte.

»Bitte sehr, Señor«, erklärte Paquita und pflanzte das Corona vor ihm auf dem Tisch auf.

Jetzt erst schien der Gast sie zu bemerken. Unendlich langsam hob er den Kopf und funkelte sie unter dem Schirm seiner Kappe begehrlich an. Ein schmieriges Grinsen trat auf seine Züge, während seine haarige Pranke nach der Flasche griff.

Gluckernd nahm er einen großzügigen Schluck und ließ anschließend ein weithin vernehmliches Rülpsen hören.

Großartig, ganz großartig, dachte Paquita. Diese Schicht fing ja wieder gut an.

»Was ist, Schätzchen, willst du dich nicht ein bisschen zu mir setzen? Ich lasse auch ordentlich was springen!«

Ohne Paquitas Antwort abzuwarten, griff er nach ihr. Mit dem linken Arm fasste er um ihre Hüfte, bis seine schwielige Hand auf ihrem Hintern zu liegen kam. Das Grinsen des bärtigen Mannes war noch eine Spur schmieriger geworden, aber das währte nur kurz.

Eine schallende Ohrfeige Paquitas wischte es von seinen Lippen.

Der Betrunkene riss verdutzt die Augen auf. Er schien nicht fassen zu können, was gerade geschehen war. Urplötzlich verzerrte Wut seine Züge.

»Puta«, zischte er.

Gleichzeitig stemmte er sich hoch, die Hand immer noch fest um die Bierflasche gekrallt.

Das gibt Ärger, erkannte Paquita glasklar. Blitzschnell wandte sie den Kopf. José stand Kaugummi kauend hinter der Theke. Er machte keine Anstalten einzugreifen.

»Das wirst du mir büßen«, verkündete der Betrunkene. Jetzt erst schien er sich der Flasche in seiner Hand zu erinnern. Er musterte sie kurz, dann zerschlug er sie kurzerhand an der Tischkante.

Instinktiv wich Paquita zurück.

»Legen Sie das weg, Señor«, forderte sie ihn eindringlich auf. »Wir wollen doch alle keinen Ärger haben!«

»Das hättest du dir vorher überlegen sollen«, ließ der wütende Mann wissen. Schwankend kam er auf Paquita zu.

Offensichtlich war er tatsächlich heillos betrunken, aber das machte ihn keinen Deut weniger gefährlich.

Das schien jetzt endlich auch José aufzugehen. Der Barkeeper stellte das Glas weg, mit dem er sich bis jetzt hingebungsvoll beschäftigt hatte. Seine Hände verschwanden unter der Theke. Paquita wusste, dass er irgendwo dort unten eine Waffe für den Notfall versteckt hielt.

Es sah ganz so aus, als sei jetzt ein solcher Notfall eingetreten.

»Ich schlage vor, du setzt dich wieder hin«, erklärte José. »Sei friedlich, dann spendiere ich dir ein neues Bier.«

Seine Stimme war völlig ruhig. Paquitas feinem Gehör entging das leise Zittern darin jedoch nicht. Kein Zweifel, auch José hatte Angst.

Der Betrunkene ließ ein wütendes Zischen hören. Er sah nicht sehr beeindruckt aus.

»Sie hat mir eine runtergehauen«, erinnerte er den Barkeeper mit schwerer Zunge. »Das lasse ich mir von keiner Frau gefallen!«

Schon machte er einen weiteren Schritt auf Paquita zu.

Die übrigen Gäste hielten sich wohlweislich zurück. Sie machten keinerlei Anstalten, ihr zu Hilfe zu kommen.

Feiges Pack, durchzuckte es Paquita.

Hastig wandte sie den Kopf und wechselte einen Blick mit José. Dessen Miene wirkte wie versteinert.

»Lass die Flasche fallen«, befahl er. Seine Stimme klang beißend. Gleichzeitig kam seine Hand wieder unter der Theke zum Vorschein. Er hielt eine Pistole umklammert und es war ihm deutlich anzusehen, dass er nicht zögern würde, sie auch zu benutzen.

Trotz seiner Trunkenheit reagierte der Gast sofort. Zwei Schritte brachten ihn näher an Paquita heran. Brutal schlang er einen Arm um ihren Hals und riss sie an sich, um ihr dann die scharfkantige Flasche an die Kehle zu setzen.

»Das Ding steckst du besser ganz schnell weg, bevor es hier gleich eine Riesensauerei gibt«, warnte er.

Der Mann wollte noch etwas anfügen, doch in diesem Moment öffnete sich die Tür der Cantina. Im Türrahmen wurde die dunkle Gestalt eines Fremden sichtbar. Er war mit einem langen, schwarzen Mantel bekleidet und trug einen abgewetzten Stetson.

Einen Moment lang beobachtete der Unbekannte das Geschehen im Schankraum gleichmütig, dann setzte er sich wieder in Bewegung und begab sich seelenruhig zur Theke.

»Whiskey«, orderte er mit kehliger Stimme.

José reagierte nicht sofort. Erst als der Fremde seinen Wunsch mit etwas schärferem Tonfall erneut vorbrachte, bewegte sich der Barkeeper und füllte ein Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.

Der Betrunkene war merklich irritiert. Als sich der Unbekannte seelenruhig den Whiskey hinter die Binde kippte, lockerte sich sein Griff ein wenig. Paquita nutzte ihre Chance sofort. Beherzt riss sie sich los und rammte dem Mann den Ellenbogen in die Magengrube.

Dieser stieß einen erstickten Schmerzlaut aus, aber sofort hatte er sich wieder im Griff und setzte Paquita nach.

»Ich stech dich ab«, knurrte er wütend. Drohend hatte er die scharfkantige Flasche erhoben und machte Anstalten, sich auf Paquita zu stürzen.

»Das wollen wir doch schön bleiben lassen«, war da plötzlich eine sonore Stimme zu vernehmen. Abrupt stellte der Fremde an der Theke sein Glas ab und wandte sich dem Geschehen zu. »Kann man denn in diesem Kaff nicht einmal in Ruhe einen Drink nehmen?«

Lässig stieß er sich von der Theke ab und schob den Stetson aus der Stirn. Seine dunklen Augen wurden sichtbar. Der Blick des Mannes wirkte seltsam stechend. Eine seiner Hände pendelte locker in der Nähe des Gürtels, wo Paquita eine Peitsche erkennen konnte.

»Pass bloß auf«, warnte der Betrunkene, »sonst bist du gleich als nächster dran!«

Er schien die Gefahr, die von dem Fremden ausging, überhaupt nicht zu spüren. Paquita dagegen merkte sehr wohl, dass mit dem Unbekannten nicht gut Kirschen essen war. Der Mann wirkte wie ein Tiger auf dem Sprung.

»So?«, fragte er lauernd, während er mit der Hand die Peitsche vom Gürtel löste. »Das wollen wir doch mal sehen. Komm her, Freundchen!«

Das ließ sich der Betrunkene nicht zweimal sagen. Brutal versetzte er Paquita einen Stoß in den Rücken, sodass sie dem Fremden entgegen taumelte.

»Aus dem Weg«, zischte dieser nur kühl und schob sie kurzerhand beiseite.

Atemlos beobachtete Paquita, was als Nächstes geschah.

Breitbeinig stiefelte der wütende Betrunkene dem unheimlichen Fremden entgegen, aber er kam nicht mehr dazu, ihn auch nur ansatzweise anzugreifen, denn in jenem Moment ließ der Unheimliche die Peitsche knallen.

Plötzlich loderte diese grell auf und schien in Flammen zu stehen.

Der Betrunkene hielt inne. Mit offenem Mund starrte er sein Gegenüber an.

Mit einem Mal verzerrte ein teuflisches Grinsen das Gesicht des Fremden.

»Jetzt bist du wohl nicht mehr so mutig, hm?«, fragte er höhnisch.

Abermals holte er aus und ließ die Peitsche knallen. Der Betrunkene wurde voll getroffen.

Was dann geschah, konnte Paquita kaum fassen. Übergangslos stand sein Körper in lodernden Flammen. Ein schriller Schrei entfloh seiner Kehle, als er die Flasche fallen ließ und verzweifelt versuchte, das Feuer zu löschen. Aber seine Bemühungen waren vergebens.

Innerhalb weniger Sekunden erfüllte der entsetzliche Gestank nach verkohltem Fleisch das Innere der Cantina. Der brennende Mann brüllte wie am Spieß. Er brach in die Knie und kippte zuckend vornüber, um sich im Todesschmerz am Boden zu wälzen.

Der unheimliche Fremde beobachtete das Schauspiel scheinbar ungerührt.

»Noch jemand Lust auf Ärger?«, fragte er in die Runde, als er aufblickte.

Die übrigen Gäste hatten sich entsetzt an die Wand gedrückt. Niemand schien sonderliche Lust zu haben, sich mit dem Unheimlichen anzulegen.

Von José einmal abgesehen.

Der Barkeeper hatte die Waffe wieder hochgerissen und den Fremden ins Visier genommen. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Sein Blick flackerte.

»Verziehen Sie sich, Mister, bevor ich Sie über den Haufen schieße«, forderte er ihn auf. José zitterte. Kein Zweifel, er würde jeden Moment abdrücken.

Der Unheimliche ließ ein kühles Lächeln aufblitzen. Der Mut des Barkeepers schien ihm zu imponieren. Jedenfalls machte er keine Anstalten, seine Flammenpeitsche auch gegen ihn einzusetzen.

»Ich werde gehen«, kündigte er an. »Du kannst die Zimmerflak wieder einpacken!«

Sein Blick schweifte durch den Raum, um dann an Paquita hängen zu bleiben.

»Du gefällst mir«, erklärte dann mit kehliger Stimme. Abrupt packte er zu und ergriff sie am Handgelenk. Sein Griff war fest wie eine Stahlklammer. »Ich denke, ich werde dich mitnehmen!«

Übergangslos setzte sich der Unheimliche in Bewegung. Ohne die Menschen im Inneren des Schankraums aus dem Auge zu lassen, ging er auf die Eingangstür zu, Paquita mit sich zerrend. Alles in ihr schrie danach, sich gegen den Fremden zur Wehr zu setzen, doch die Furcht lähmte sie förmlich. Überdeutlich stand ihr das Schicksal des Betrunkenen vor Augen.

José hatte die Waffe immer noch nicht sinken lassen. Er machte jedoch keine Anstalten abzudrücken. Offenbar hatte er Angst, Paquita zu treffen.

Einen Moment später zerrte sie der Unheimliche auch schon ins Freie. Unweit der Cantina konnte Paquita einen mitternachtsschwarzen Rover erkennen, der am Straßenrand geparkt war. Der Wagen passte ganz und gar nicht in die schäbige Umgebung. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass er dem Fremden gehörte.

Tatsächlich zog er sie umgehend in seine Richtung.

»Beweg dich, Mädchen«, knurrte er dabei ungeduldig. »Ich möchte nicht jetzt schon bereuen, dich mitgenommen zu haben.«

Paquita fügte sich widerwillig. Sie hatte keine sonderliche Lust, sich den Zorn des Mannes zuzuziehen. Also ließ sie sich einen Moment später auf den Beifahrersitz des Rover stoßen.

Der Blick des unheimlichen Fremden loderte, als er sich hinter das Lenkrad schwang und den Wagen startete.

»Wer sind Sie?«, stammelte Paquita, während er aufs Gaspedal trat und den Wagen mit heulenden Reifen zurück auf die Straße brachte. »Was haben Sie mit mir vor?«

Der Fremde warf ihr einen Seitenblick zu. Ein diabolisches Lächeln verzerrte seine Züge.

»Mein Name ist Robert Tendyke«, erklärte er, »und jetzt schnall dich an, Mädchen! Wir haben einen heißen Ritt vor uns!«

***

Caermardhin Wales

Mit nachdenklicher Miene studierte Sara Moon die große Bildkugel, die über einem Sockel in der Mitte des Gewölbes schwebte. Wieder einmal hatte sich die silberhaarige Schönheit in den Saal des Wissens begeben.

Ihre Gedanken waren noch ganz bei den Ereignissen in Russland. Der Tunnel nach Avalon, den Asmodis mit der Kraft der Elementare geschaffen hatte, war von ihr erfolgreich verplombt worden, aber das war natürlich nur die halbe Miete.

Ein neuer Übergang zur Avalon und der dort befindlichen neuen Hölle musste geöffnet werden. Nur wenn die Hölle mit der Erde verbunden war, herrschte Gleichgewicht im Multiversum.

Und das Gleichgewicht der Kräfte zu wahren, war schließlich Saras Aufgabe.

Immer noch ärgerte es sie, dass sie sich vom Boten des Wächters der Schicksalswaage einfach so die Pistole hatte auf die Brust setzen lassen. Er hatte schlichtweg keinen Widerspruch geduldet. Allerdings hätte er bei einer Weigerung ihrerseits wohl Zwang angewendet, das war deutlich zu spüren gewesen.

Damit war ihr keine andere Wahl geblieben – und jetzt hatte sie den ungeliebten Job am Hals.

Was für ein Karrieresprung, dachte sie trocken. Von Merlins Tochter zur ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN über die Wächterin der Zeit hin zur Dienerin der Schicksalswaage. Über Abwechslung kann ich mich wirklich nicht beklagen …

Sara seufzte leise.

Der neue Posten brachte noch ein Problem ganz anderer Art mit sich. Mittlerweile war es zur Konfrontation mit Asmodis gekommen. Ihr dämonischer Onkel war nicht gerade begeistert davon gewesen, dass sie nun Caermardhin bewohnte und er vor verschlossenen Türen stand. Über kurz oder lang würde er versuchen, in die Burg ihres verstorbenen Vaters Merlin einzudringen. Dass ihn der Bote des Wächters eiskalt abserviert hatte, brachte ihn förmlich zum Kochen.

Früher oder später würde sie sich mit diesem Problem auseinandersetzen müssen, das war Sara klar, aber im Moment war Asmodis nicht das dringlichste Problem.

Viel wichtiger war es, sich um einen neuen Übergang nach Avalon zu kümmern, damit das Gleichgewicht von Gut und Böse auf Erden gewahrt blieb.

Sara konzentrierte sich und schloss kurz die Augen. Sie hatte erwartet, dass sich die schwebende Kugel nun mit Bildern füllen würde, die ihr einen Ansatzpunkt zur Lösung ihres Problems liefern würden, aber das Gegenteil war der Fall.

Bunte Farbschlieren waberten über die Oberfläche der Kugel.

Die Silberhaarige runzelte die Stirn. An einer Stelle zeigten sich große Kleckse, anderswo waren wilde Strudel zu sehen, die den Betrachter mit sich fortzureißen drohten. Merlins Tochter blinzelte und riss ihren Blick los.

Gut, das ist jetzt nicht exakt, was ich mir vorgestellt habe, dachte Sara seufzend.

Entweder bot ihr der Saal des Wissens