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Während Zamorra alle Hände voll zu tun hat, dämmern an anderer Stelle im Universum neue Gefahren herauf.
Wieder bekommt es die DYNASTIE DER EWIGEN mit den mörderischen Leichenwürmern zu tun, die sich im Gehirn ihrer Opfer einnisten.
Beim Versuch, das Unheil aufzuhalten, begegnet Mer Cahot einer monströsen Gegnerin.
Er trifft auf die Braut der Leichenwürmer ...
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Die Braut der Leichenwürmer
Leserseite
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Kiren Bagchee / Rainer Kalwitz
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-5343-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Die Braut der Leichenwürmer
Von Michael Breuer
Mit harter Miene musterte Doktor Sarde Zemek den Computermonitor. Eingehend musterte er die Werte seiner Patientin. Er nahm sich viel Zeit dafür, aber schließlich kümmerte er sich ausschließlich um sie.
Immerhin handelte es sich um eine ganz besondere Patientin.
Bis heute wusste man nur von ihr, dass sich ein Parasit in ihr eingenistet hatte, der das Gehirn angriff.
Zemeks Miene verhärtete sich, als er den Monitor betrachtete.
Er würde alles über diesen verdammten Parasiten herausfinden! Und wenn er dazu höchstpersönlich den Kopf der Patientin aufbrechen musste, um ihn aus ihrem Schädel zu reißen …
Der Kristallplanet, Zentralwelt der DYNASTIE
Mit unbewegter Miene richtete sich der Doktor auf und wischte sich die schweißnassen Hände an seiner Kluft ab. Unwillkürlich nestelte er an seiner Gürtelschnalle, in der sich der Dhyarra-Kristall befand. Sarde Zemek war ein Alpha und zählte damit zu den ranghöchsten Mitgliedern der DYNASTIE. Seine Finger prickelten, als er den Stein berührte. Er mahlte mit den Kiefern. In Gedanken rekapitulierte er, was er über den Fall seiner Patientin wusste.
Die dunkelhaarige Della Yun war Mitglied eines Spezialeinsatzkommandos gewesen, das mysteriöse Vorgänge auf einer der zahlreichen Raumüberwachungsstationen der DYNASTIE untersuchen sollte. Wie man schon bald herausfand, hatten die dort stationierten Ewigen kollektiv Selbstmord begangen. Das allein wäre schon seltsam genug gewesen, allerdings hatten sich die Körper der Toten nach ihrem Ableben nicht aufgelöst. Normalerweise hätte es keine Leichen geben dürfen. Starb ein Ewiger nämlich, so ging er hinüber. Sein Körper löste sich auf, um nur die Kleidung zurückzulassen.
Dass dies nicht geschehen war, deutete darauf hin, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
Mer Cahot, Chefwissenschaftler der DYNASTIE, wurde entsandt, um die Vorgänge zu untersuchen, aber kurz darauf geriet die Situation endgültig außer Kontrolle. Cahot fand heraus, dass der Wahnsinn der Besatzungsmitglieder seine Ursache in einem aufgetretenen Parasitenbefall durch merkwürdige Kreaturen hatte, die sich im Frontallappen des Gehirns einnisteten. Die wurmartigen Wesen waren in der Lage, die vollständige Kontrolle über ihren Wirt zu übernehmen.
Ein weiterer Wissenschaftler infizierte sich. Der hoch angesehene Rafen Nurt geriet in den Bann der unheimlichen Kreaturen und machte Anstalten, sich von der Raumstation abzusetzen, um die Parasiten hinaus ins Reich der DYNASTIE zu tragen. Bei den folgenden Auseinandersetzungen kam es zu einem Raumkampf. Das Sonderermittlerteam wurde fast vollständig aufgerieben und auch die Raumstation war im Zuge der Kampfhandlungen komplett zerstört worden.
Der infizierte Rafen Nurt fand den Tod.
Insgesamt gab es nur drei Überlebende. Mer Cahot war ebenso mit heiler Haut davongekommen wie Jon Tannerk, der Leiter des Sonderermittlertrupps.
Und natürlich Della Yun.
Das Trio war während des Rückflugs zum Kristallplaneten unter Quarantäne gestellt worden, um sicherzustellen, dass sich die Überlebenden nicht ebenfalls infiziert hatten. Dabei waren keinerlei Auffälligkeiten entdeckt worden. Nach der Landung hatte man sie Zemek überstellt, der die Drei noch einmal auf Herz und Nieren prüfen sollte.
Dr. Sarde Zemek war vom ERHABENEN höchstselbst angewiesen worden, alles über die unbekannte Bedrohung herauszufinden. Deshalb hatte er die drei Überlebenden direkt nach ihrer Landung auf dem Kristallplaneten internieren lassen.
Mer Cahot und Jon Tannerk hatte er schon bald wieder entlassen können. Die beiden Männer waren tatsächlich eindeutig nicht infiziert.
Anders dagegen die Sache bei Della Yun.
Zemek strich sich über den dünnen Oberlippenbart und griff dann nach den verstreuten Datenfolien auf seinem Schreibtisch.
Auf einer von ihnen war das Bild seiner Patientin zu sehen. Es handelte sich um eine Profilaufnahme Della Yuns. Deutlich war die Erhebung an der linken Seite ihres Schädels zu erkennen, die sich ungefähr in Höhe der Schläfe befand.
Dort hatte sich der Parasit eingenistet.
Zemek presste die Lippen aufeinander. Er hatte Yuns Schädel wiederholt durchleuchtet und sich persönlich ein Bild von dem sich windenden Wurm gemacht. Die kleine Kreatur wuchs stetig. Die aktuelle Aufnahme war wenige Tage alt.
Nicht zum ersten Mal, seit sich Yun in seinem Gewahrsam befand, überlegte Zemek, ob er kurzerhand den Schädel seiner Patientin öffnen sollte, um den Parasiten zu entfernen. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, die Beta auf diese Weise zu retten und gleichzeitig den Wurm genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine morbide Neugier hielt ihn jedoch davon ab. Er wollte Yun genauer studieren und herausfinden, was der Parasit in ihrem Körper anrichtete. Natürlich achtete Zemek dabei auf strengste Sicherheitsvorkehrungen. Della Yun stellte eine Gefahr dar. Vermutlich war sie längst nicht mehr Herr über ihren Körper. Medikamente hielten die Beta in einem trägen Dämmerschlaf. Wenn sich der Wissenschaftler ihr näherte, trug er stets entsprechende Schutzkleidung. Er wollte kein Risiko eingehen.
Zemek überlegte.
Die Parasiten verfolgten ein bisher unbekanntes Ziel. Glaubte man dem ausführlichen Abschlussbericht Mer Cahots, hatten sie die Besatzung der Raumstation FUEGA IV gezielt in den Wahnsinn getrieben, um so die DYNASTIE auf den Plan zu rufen. Zemek zog seine eigenen Schlüsse daraus. Seines Erachtens hatten es die Kreaturen gezielt darauf angelegt, zum Kristallplaneten geschafft zu werden.
Nun, zumindest einer der Würmer hatte sein Ziel tatsächlich erreicht. Aber das würde ihm nicht viel nützen. Wenn Zemek erst alles über diese merkwürdige Spezies herausgefunden hatte, war das Ende der Tage dieses widerwärtigen Ungeziefers gekommen.
Die Gestalt des Wissenschaftlers straffte sich. Bis jetzt hatte er noch nichts konkretes vorzuweisen, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass der ERHABENE wieder einmal einen Bericht von ihm erwartete.
Und zwar heute.
Mit mahlenden Kiefern zerknüllte Zemek die Datenfolie mit dem Foto Della Yuns, dann warf er sich mit wehendem Haar herum und verließ den Raum. Mit weit ausgreifenden Schritten machte er sich auf den Weg zur Zentrale des riesigen Laborkomplexes, immerhin galt es, einige Sicherheitsvorbereitungen zu treffen, bevor er sich auf den Weg zum Herrscher der DYNASTIE machte.
Denn heute sollte ihn Della Yun zu seiner Audienz begleiten.
***
Mehrere große Antigravitations-Plattformen schwebten in gemächlichem Tempo über das weitläufige Gelände, das den neuen Kristallpalast des ERHABENEN umgab.
In einiger Entfernung war der Raumhafen zu erkennen. Der Bereich um den Palast selbst war frei von jeglicher Bebauung, denn man wollte schnell sehen können, wenn sich potenzielle Feinde näherten. Es handelte sich um eine Vorsichtsmaßnahme, die den großen Cyborg-Kriegen geschuldet war.
Doktor Sarde Zemek stand auf der vorausfliegenden Plattform. Wenn er an die mörderischen Auseinandersetzungen dachte, musste er immer noch unwillkürlich mit dem Kopf schütteln.
Um die Terrorherrschaft der Vampire zu beenden, hatte Mer Cahot schließlich die Men in Black manipuliert. Hierbei handelte es sich um die Cyborg-Hilfstruppen der Ewigen. Die Maschinenmenschen wurden von winzigen Dhyarra-Splittern angetrieben, die man in ihre Programmgehirne eingepflanzt hatte. Cahot war es gelungen, einen speziellen Überrang-Befehl in die Cyborgs einzuspeisen, der sich virusartig verbreitet hatte: Die Cyborgs hatten die explizite Anweisung bekommen, Vampire zu töten, was sie auch nach Leibeskräften taten. Tan Morano wurde im Zuge der Angst-Krise besiegt, woraufhin auch die übrigen Vampire den Kristallplaneten verlassen hatten.
Endlich kam die DYNASTIE DER EWIGEN ein wenig zur Ruhe.
Nach dem Weggang der Vampire wurden die Men in Black wieder unter Kontrolle gebracht. Mer Cahot entfernte den Überrangbefehl aus ihrer Programmierung und Friede kehrte ein.
Dennoch war ein Großteil der Cyborgs vorsorglich bis auf Weiteres vom Netz genommen worden. Bevor man sie wieder in Betrieb nahm, wollte man schärfere Sicherheitsmaßnahmen treffen, denn wenn man so leicht einen Killerbefehl in ihr Bewusstsein implementieren konnte, war es immerhin nicht unmöglich, dass böse Mächte sie dazu brachten, gegen die Ewigen selbst vorzugehen. Das sollte um jeden Preis verhindert werden.
Am Horizont tauchte jetzt der Kristallpalast auf, in dem der neue ERHABENE residierte. Das Gebäude besaß die Form eines riesigen Vampirschädels mit überdimensionalen Reißzähnen. So hatte es Tan Morano damals errichten lassen.
Der neue ERHABENE hatte keinen Anlass dazu gesehen, einen neuen Palast errichten zu lassen. Tan Moranos alte Residenz sollte ein Mahnmal sein, sich nie wieder von fremden Mächten unterjochen zu lassen. Zemeks Augen musterten den stetig größer werdenden Kristallpalast, der in seinen Augen eine monströse Scheußlichkeit darstellte.
Als die Landebahnen in Sicht kamen, gab er den hinter ihm fliegenden Plattformen einen Wink. Bereits aus der Entfernung konnte Zemek das bis an die Zähne bewaffnete Wachpersonal erkennen. Der neue ERHABENE wollte kein Risiko eingehen. Zwar war Tan Morano längst tot, aber es war nicht auszuschließen, dass es noch verblendete Ewige gab, die seinem Regime hinterhertrauerten.
Zemek drosselte das Tempo und ließ die Antigrav-Plattformen landen.
Sofort bauten sich einige schwarz gekleidete Wachposten vor ihnen auf. Unwillkürlich dachte der Doktor bei sich, dass sich seit Moranos Zeiten eigentlich nicht so viel geändert hatte. »Doktor Sarde Zemek«, stellte er sich vor, »Legitimationsstufe 3, der ERHABENE hat uns einbestellt!«
Der grimmig dreinblickende Anführer des Wachtrupps nickte ruckartig, dann warf er einen Blick auf sein Multikom-Armband. »Ihr könnt passieren«, erklärte er dann ohne besondere Freundlichkeit.
Zemek lächelte knapp und gab seinen Leuten einen Wink. Gemeinsam drangen sie in das Innere des Kristallpalasts vor.
Während sie tief in das Gebäude vordrangen, blickte sich Zemek immer wieder interessiert um. Zu Tan Moranos Zeiten war der Kristallpalast eine düstere Gruft gewesen, in der man sich kaum zurechtgefunden hatte. Aber was hätte man von einem wahnsinnigen Vampirfürsten auch schon anderes erwarten sollen!
Heutzutage gibt es immerhin wieder Wegweiser, dachte der Doktor trocken. Unter Moranos Herrschaft war man gezwungen gewesen, sich auf gut Glück im Palast zurechtzufinden.
Per Funk hatten die Wachtposten offensichtlich bereits weitergegeben, dass Neuankömmlinge im Palast eingetroffen waren, denn niemand hielt die Gruppe auf. So erreichten sie nach einigen Minuten ohne Zwischenfälle die großen Flügeltüren, die zum Thronsaal des ERHABENEN führten.
»Ihr werdet bereits erwartet«, begrüßten sie die beiden dort postierten Wachmänner.
Schon wurden die Flügeltüren geöffnet und gaben den Blick ins Innere frei. Durch das große Panoramafenster fiel das Licht des nahen Raumhafens in den Thronsaal. Es war später Abend und kalter Sternenschein erhellte den Himmel. Zemek widmete der prachtvollen Aussicht jedoch nur einen kurzen Seitenblick und machte dann Anstalten, sich tief zu verbeugen.
Der ERHABENE saß lässig auf seinem Thron. Er sah völlig entspannt aus. Als sich Zemek ehrerbietig verbeugte, machte er eine abwehrende Geste. »Lass gut sein«, wehrte er ab und winkte dann die Neuankömmlinge näher heran.
Tan Moranos Nachfolger hieß Varhak Tor. Er allein lenkte die Geschicke des mächtigen Sternenreichs und er hatte keine Mühen gescheut, wieder Ruhe in die Reihen der DYNASTIE zu bringen.
Varhak Tor trug eine einteilige, violette Uniform, deren einziger Schmuck der breite, silberne Gürtel war, dessen Schnalle seinen Machtkristall hielt. Zemek musterte den Sternenstein kurz. Nur ein ERHABENER wie Tor war in der Lage, einen Dhyarra 13. Ordnung, also der höchsten, zu kontrollieren. Er war das Zeichen seiner Legitimation. Hätte ein anderer als Tor versucht, den Machtkristall zu nutzen, wäre ihm augenblicklich das Hirn aus dem Schädel gebrannt worden. Nur mit dem Parapotenzial eines ERHABENEN war man in der Lage, einen solchen Dhyarra zu meistern.
Zemeks Blick wanderte höher.
Der ERHABENE hatte kantige, raubvogelartige Züge, aus denen die Nase fast wie ein Schnabel hervorstach. Dunkles Haar fiel ihm in Wellen bis auf die Schultern herab. Der Blick aus seinen Augen besaß etwas Stechendes, als er jeden einzelnen Neuankömmling genau musterte. Dennoch wirkte er nicht unfreundlich.
Im Gegenteil, seine schmalen Lippen zeigten ein sanftes Lächeln. Er wirkte fast gütig, dennoch war Zemek klar, dass auch Varhak Tor in der Lage war, mit gnadenloser Härte durchzugreifen, sollte es die Situation erfordern. Ansonsten hätte er es auch schließlich kaum an die Spitze der DYNASTIE geschafft.
»Ich grüße euch«, erklärte der ERHABENE an die gesamte Gruppe gerichtet und wandte sich dann wieder direkt an Zemek.
»Hast du dein Studienobjekt mitgebracht?«, wollte er wissen.
Zemek nickte. Er wandte kurz den Kopf und klatschte in die Hände. Jetzt erst ließen seine Assistenten eine weitere Antigrav-Plattform in den Raum schweben.
»Interessant«, murmelte der ERHABENE unwillkürlich bei dem sich ihm bietenden Anblick.
Auf der Plattform befand sich eine Art transparenter Käfig, der zusätzlich durch Energiefelder gesichert war. Im Inneren des Käfigs war der reglose Körper von Della Yun zu erkennen. Die Beta befand sich nach wie vor in medikamentösem Dämmerschlaf. Zemek war nicht recht wohl dabei, sie aus der sterilen sicheren Umgebung des Labors direkt in den Kristallpalast zu schaffen, aber Varhak Tor hatte darauf bestanden.
Er hätte sich natürlich auch einfach selbst zum Labor bemühen können, dachte Zemek, aber das ist wohl unter seiner Würde gewesen.
Aber sofort schob der Doktor diesen Gedanken wieder beiseite.
Nach der Revolution gegen Tan Morano wollte der neue ERHABENE sicher kein Risiko eingehen. Varhak Tor war nicht gerade dafür bekannt, sich oft in der Öffentlichkeit zu zeigen. Er regierte das unüberschaubare Sternenreich der DYNASTIE lieber von seinem Allerheiligsten aus.
Dabei hätte er vermutlich nicht viel zu befürchten gehabt. Zemek musste widerwillig zugeben, dass der neue ERHABENE seine Pflichten als Regent bisher zu aller Zufriedenheit erfüllte.
Immerhin war es ihm gelungen, innerhalb kurzer Zeit das Chaos zu beseitigen, das die Terrorherrschaft und der anschließende Sturz Tan Moranos hinterlassen hatten. Statt die DYNASTIE umgehend wieder aufzurüsten und bis an die Zähne zu bewaffnen, hatte Varhak Tor Wert darauf gelegt, die Ordnung wieder herzustellen und in wertvolle Wiederaufbauarbeiten investiert. Wie geeignet er allerdings wirklich für seinen Posten war, würde sich natürlich erst langfristig zeigen.
Nun, nach der Abwehr der Angst und dem Tod Moranos, würde man sich bald schon wieder auf die eigentlichen Ziele der DYNASTIE konzentrieren müssen, nämlich die Expansion des Sternenreiches und die Eroberung neuer Ressourcen-Welten. Spätestens dann würde sich zeigen, aus welchem Holz Varhak Tor geschnitzt war und ob ihm irgendwann sein immerwährendes Lächeln verging.
Der ERHABENE erhob sich ruckartig und verließ seinen Thron. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen näherte er sich der Antigrav-Plattform und musterte die in ihrem Käfig ruhende Beta.
»Das ist sie also«, murmelte Tor nachdenklich. »Wenn man sie so sieht, kommt sie einem gar nicht so gefährlich vor.«
Zemek nickte langsam. »Die Gefahr lauert in ihrem Inneren«, erinnerte er den ERHABENEN.
Dieser winkte ab. »Ich weiß«, sagte er. »Ich frage mich, mit was für einem Gegner wir es hier zu tun haben.« Tor blickte auf. »Hast du schon etwas herausfinden können?«, wollte er wissen. Sein Tonfall war nicht unfreundlich, dennoch konnte Zemek deutlich die wachsende Ungeduld in seiner Stimme wahrnehmen.
Der Doktor schüttelte langsam den Kopf.
»Nein«, musste er verdrießlich zugeben. »Der Parasit hat mittlerweile aufgehört zu wachsen. Ich weiß nicht recht, was er mit Yun anstellt, aber ihre Vitalwerte verändern sich ständig. Irgendetwas geht mit der Patientin vor.«
»Du stehst also immer noch vor einem Rätsel«, folgerte der ERHABENE.
»Das ist korrekt«, antwortete Zemek. »Meine Leute sind rund um die Uhr beschäftigt. Die Patientin wird dauerhaft überwacht, aber wir haben noch nicht herausfinden können, was gerade mit ihr geschieht.«
Die Züge des Doktors verzerrten sich. Er redete sich in Rage. »Dabei wäre das alles nicht nötig gewesen, wenn Tannerk und Cahot ihren Job ordentlich erledigt hätten«, stieß er hervor. »Wenn sie von ihren Dhyarra-Kristallen Gebrauch gemacht hätten, anstatt einer nach dem anderen blind in die Falle zu tappen, wäre die Gefahr schon an Bord der Raumstation eingedämmt worden.«