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Folge 9: Bei lebendigem Leib verbrannt. Als die Überreste von Lucas McKellar entdeckt werden, ahnen Laurie und Jake, dass dieser Fall sie an ihre Grenzen bringen wird. Und zunächst scheint es auch, als würden sie ihn nicht lösen können. Doch dann wird eine weitere Leiche entdeckt: übersät mit Schlangenbissen. Obwohl es auf den ersten Blick nicht so aussieht, als hätten die beiden Fälle miteinander zu tun, entdecken Laurie und Jake eine Gemeinsamkeit. Hat der Täter etwa viel mehr Menschen auf dem Gewissen als bisher angenommen? Sie setzen alles daran, den Mörder zu fassen, bevor dieser wieder zuschlägt.
Laurie Walsh war eine erfolgreiche Polizistin. Bis sie aus Notwehr schießen musste - und ein Mensch starb. Die Bilder verfolgen sie selbst Jahre später noch jede Nacht. Doch dann meldet sich ihr ehemaliger Partner Jake und bittet sie um Hilfe bei einem Fall. Und Laurie wird klar, wie sehr ihr Herz noch an der Polizeiarbeit hängt. Sie kehrt an Jakes Seite in ihren Job zurück und ermittelt fortan in besonders harten Fällen, die selbst die Ermittler tief erschüttern. Und gerät dabei nicht selten selbst ins Visier der Täter ...
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
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Seitenzahl: 153
Veröffentlichungsjahr: 2020
Laurie Walsh war eine erfolgreiche Polizistin. Bis sie aus Notwehr schießen musste – und ein Mensch starb. Die Bilder verfolgen sie selbst Jahre später noch jede Nacht. Doch dann meldet sich ihr ehemaliger Partner Jake und bittet sie um Hilfe bei einem Fall. Und Laurie wird klar, wie sehr ihr Herz noch an der Polizeiarbeit hängt. Sie kehrt an Jakes Seite in ihren Job zurück und ermittelt fortan in besonders harten Fällen, die selbst die Ermittler tief erschüttern. Und gerät dabei nicht selten selbst ins Visier der Täter …
Bei lebendigem Leib verbrannt. Als die Überreste von Lucas McKellar entdeckt werden, ahnen Laurie und Jake, dass dieser Fall sie an ihre Grenzen bringen wird. Und zunächst scheint es auch, als würden sie ihn nicht lösen können. Doch dann wird eine weitere Leiche entdeckt: übersät mit Schlangenbissen. Obwohl es auf den ersten Blick nicht so aussieht, als hätten die beiden Fälle miteinander zu tun, entdecken Laurie und Jake eine Gemeinsamkeit. Hat der Täter etwa viel mehr Menschen auf dem Gewissen als bisher angenommen? Sie setzen alles daran, den Mörder zu fassen, bevor dieser wieder zuschlägt.
Dania Dicken, Jahrgang 1985, schrieb ihr erstes Buch als Zehnjährige – per Hand und mit dem guten Gefühl, eine Berufung gefunden zu haben, die bleiben würde. Während ihres Studiums verfasste sie dann zunächst Fantasyromane, die sie im Selbstverlag veröffentlichte. Nach einigen Semestern beschloss sie, ihr Soziologiestudium an der Universität Duisburg gegen einen interdisziplinären Psychologie- und Informatik-Studiengang zu tauschen, was sich schnell als richtige Entscheidung erwies. Mit den Grundlagen aus dem Psychologiestudium setzte sie ein lang gehegtes Vorhaben in die Tat um und schreibt seitdem spannende Profiler-Thriller. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Krefeld und widmet sich hauptberuflich dem Verfassen spannender Bücher.
Dania Dicken
Fall 9Mörderische Angst
beTHRILLED
Originalausgabe
»be« - Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Lektorat/Projektmanagement: Anna-Lena Meyhöfer
Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven von © Shutterstock.com
eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde
ISBN 978-3-7325-8932-6
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Nein, bitte nicht. Lucas lag wie gelähmt am Boden, seine Muskeln gehorchten ihm einfach nicht. Ganz egal, was er versuchte.
Aber sie mussten gehorchen. Es ging hier um alles. Um sein Leben. Er musste es schaffen …
Stöhnend versuchte er, sich aufzurichten. Die nasse Kleidung klebte an seiner Haut, Übelkeit stieg aufgrund der starken Benzindämpfe in ihm auf. Er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.
Endlich schaffte er es, sich mit den Armen ein wenig hochzustemmen und den Oberkörper zu heben. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte er darum, so viel Kraft wie möglich aufzubringen.
Er verstand nicht, was das sollte. Er hatte auch keine Ahnung, wer dieser Typ war. Warum er ihn angegriffen hatte und jetzt einfach dastand.
Das fallende Streichholz sah Lucas nicht. Er spürte es bloß, weil seine Kleidung plötzlich Feuer fing. Überall war nur noch Hitze. Flammen. Es brannte, seiner Kehle entrang sich ein Schrei. Seine Haut schien förmlich zu kochen.
Sein Körper mobilisierte sämtliche Energie, seine Muskeln funktionierten plötzlich einfach. Das war das Adrenalin. Lucas hatte einen Tunnelblick, während er einfach rannte und nichts hörte außer seinen eigenen Schreien. Flammen. Sie waren überall. Seine Kleidung verschmolz mit seiner Haut. Lucas roch sein eigenes brennendes Fleisch, bevor er endlich das Bewusstsein verlor.
Eigentlich waren Komödien gar nicht Lauries Genre, aber gerade amüsierte sie sich prächtig. An Jake gelehnt saß sie auf dem Sofa und nahm noch eine Handvoll Cheetos. So sah ein perfekter Sonntagabend aus – und das nach einem perfekten Tag. Sie hatten zusammen mit Samantha und Dominic das Butterfly Wonderland besucht und mittags zusammen gegessen. Nun ließen Laurie und Jake den Tag faul auf dem Sofa ausklingen – mit Netflix und Knabbereien hatten sie alles, was sie dafür brauchten.
Verträumt strich Laurie mit ihrer Hand über Jakes Brust. Seine Nähe fühlte sich wie immer gut an. Während sie überlegte, ob sie ihre Hand unter sein T-Shirt stecken sollte, verselbstständigten sich ihre Gedanken, und sie überlegte, was man noch alles hätte tun können.
Ihr Gedankenspiel wurde jäh davon unterbrochen, dass Jakes Handy auf dem Tisch zu summen begann. Mit einem mürrischen Geräusch pausierte er den Film und griff nach seinem Telefon. Lauries Blick streifte das Display. Captain Walters. Arbeit.
»Captain«, begrüßte Jake seine Vorgesetzte. »Ja, Augenblick. Ich stelle auf Lautsprecher.«
Laurie setzte sich aufrecht und begrüßte Maryanne Walters, als Jake laut gestellt hatte.
»Tut mir sehr leid, Ihnen den Abend versauen zu müssen, aber in South Mountain Village hat sich vorhin ein Mord ereignet. Ich hätte gern, dass Sie sich darum kümmern.«
Während Laurie ergeben seufzte, sagte Jake: »Gern. Was haben Sie für uns?«
»Wie es aussieht, wurde jemand auf offener Straße von einem Unbekannten angegriffen und angezündet. Er ist bei lebendigem Leibe verbrannt. Jones Avenue.«
»Okay … sind schon unterwegs.« Sie verabschiedeten sich von Walters, und Jake schaltete den Fernseher aus.
»Dann wollen wir mal«, sagte Laurie und seufzte. Die beiden holten ihre Waffen und Dienstmarken aus dem kleinen Safe, zogen sich um und fuhren schließlich los.
Es war längst dunkel, auf den Straßen war nicht viel los. Die angegebene Adresse lag ein Stück südlich des Stadtzentrums. Sie konnten sie gar nicht verfehlen, denn das Blaulicht der Einsatzfahrzeuge war schon von weitem sichtbar. Hinter dem Gelände einer Autowerkstatt hatten die Kollegen die Straße weiträumig gesperrt, aber Schaulustige waren dennoch anwesend. In der Nähe erstreckten sich zahlreiche einfache Wohnhäuser. Es war keine sehr einladende Gegend.
Ein Krankenwagen fuhr gerade ab und gab den Blick auf das Fahrzeug des Coroners frei. Im Licht eines aufgestellten Scheinwerfers standen mehrere Personen hinter dem Fahrzeug im Kreis.
Jake parkte das Auto vor der Absperrung, und als sie zu den Kollegen hinübergingen, hielten er und Laurie ihre Dienstmarken in die Höhe, sodass sie von den Streifenkollegen nur ein Nicken ernteten.
»Detective Jake McNeill, meine Partnerin Laurie Walsh«, stellte Jake sich und Laurie beim Näherkommen vor. Schließlich standen sie neben der Gruppe von Männern, die ihre Begrüßung höflich erwiderten und den Blick auf eine schwarz verkohlte Gestalt freigaben. Der umgebende Asphalt zeigte noch Spuren von Wasser und Feuerlöscherschaum, und bei näherem Hinsehen war Laurie, als würde die verbrannte Gestalt noch dampfen.
»Hi, Mark Dawson«, stellte der Coroner sich kurz vor. »Sie ermitteln in dem Fall?«
»Richtig«, sagte Jake. »Was haben wir?«
»Nicht mehr viel, würde ich sagen. Wir haben noch keine Ahnung, wer der Tote ist. Nachbarn haben den Notruf gewählt und gesagt, ein brennender Mann würde über die Straße laufen. Die Nachbarn waren es auch, die mit Feuerlöschern rausgelaufen sind und ihn gelöscht haben, aber da lag er schon reglos am Boden. Das geht ja alles ziemlich schnell – zum Glück, denn Verbrennen ist unheimlich qualvoll.«
Laurie schluckte schwer. »Wie weit ist er gekommen?«
»Das ist eine gute Frage. Ich rieche jedenfalls Benzin, keine Ahnung, ob Ihnen das auch so geht. Jemand hat ihn wohl damit übergossen und dann angezündet. Das geht schnell – und dann wird er losgerannt sein, das ist wie ein Reflex. Wenn die Haut verbrannt wird, liegen ja sehr schnell die Nerven frei. Das ist entsetzlich schmerzhaft und hört erst wieder auf, wenn die Flammen sich tief genug vorgearbeitet haben. Dieser Fluchtreflex setzt automatisch ein und ist bedingt durch den Adrenalinschub, den der Verbrennende bekommt. Mit Glück überdeckt das Adrenalin auch den Schmerz. Sobald die Körpertemperatur auf über fünfzig Grad steigt, treten Nekrosen auf, Wasser und Blutplasma treten aus, und es kommt zum Kreislaufschock. Das wird dann wohl an dieser Stelle hier passiert sein. Die Zeugen haben versucht, die Flammen zu löschen, und sofort den Notruf gewählt, aber bei Eintreffen des Krankenwagens war er längst tot.«
»Und es hat niemand gesehen, wer das getan hat?«, fragte Jake.
»Leider nicht«, antwortete jetzt einer der Streifenpolizisten. »Wir vermuten, dass der Täter ihm irgendwo da vorn neben dem Werkstattgelände aufgelauert hat, da sind ja keine Wohnhäuser und entsprechend keine Zeugen. Gleich werden wir mal sehen, ob wir irgendwo Benzinspuren auf der Straße finden. Wir wissen noch nicht, wer der Tote ist, vermuten aber, dass er hier in der Nachbarschaft gewohnt haben könnte und nach Hause wollte.«
»Sie könnten uns helfen, indem Sie von Haus zu Haus gehen und mit den Nachbarn sprechen«, sagte Laurie. »Vielleicht hat jemand was gesehen – eine Person, die von hier weggegangen oder -gelaufen ist, oder vielleicht ein Auto.«
Die Kollegen nickten und versprachen, sich gleich an die Arbeit zu machen.
»Wenn ich mir den Körperbau so ansehe, würde ich sagen, der Tote ist ein Mann«, mutmaßte der Coroner. »Sobald Fotograf und Spurensicherung hier fertig sind, bringe ich die Leiche in die Gerichtsmedizin. Vielleicht kann der Kollege Ihnen nach der Obduktion irgendwas sagen, was wir noch nicht wissen.«
»Klingt gut«, sagte Jake. »Vor allem brauchen wir ja körperliche Merkmale, um ihn identifizieren zu können, wenn er nichts bei sich hatte.«
»Ich habe noch nicht in die Hosentaschen geschaut … Aber hier ist etwas.« Der Coroner deutete auf das Handgelenk des Mannes. Seine Finger waren gar nicht so stark verbrannt wie umliegende Partien, und zum Vorschein kam eine digitale Armbanduhr. Jake bat den Fotografen, davon eine Nahaufnahme zu machen.
»Noch weitere Merkmale, die Ihnen aufgefallen wären?«, fragte Laurie.
»Bis jetzt nicht …« Mit diesen Worten machte der Coroner sich an den Hosentaschen des Toten zu schaffen und zog aus einer ein Portemonnaie und aus der anderen ein Handy. Beides war nass, beim Handy war das Display gesprungen, und beim Portemonnaie waren die Ecken angesengt. Dawson drückte auf den Home-Button des Handys, das keinerlei Reaktion zeigte, und öffnete dann das Portemonnaie.
»Na bitte, ein Führerschein.« Er bemühte sich darum, ihn herauszuziehen, bevor er das Portemonnaie in einen Asservatenbeutel steckte und auch das Handy eintütete. Er reichte Laurie den Führerschein, die zusammen mit Jake darauf schaute. Lucas McKellar, 27 Jahre alt. Er wohnte tatsächlich auf der Jones Avenue.
»Da haben wir doch was«, sagte Jake.
»Warum wollte jemand dich auf diese Weise töten, Lucas?«, murmelte Laurie nachdenklich.
»Ich würde sagen, wir bringen sein Handy in die Technik – vielleicht können die Kollegen da irgendwas retten und wir finden darauf etwas, was uns weiterhilft. Jetzt gucken wir erstmal, ob wir was in seinem Haus entdecken.«
Laurie war einverstanden. Sie folgten dem Straßenverlauf unter den Blicken neugieriger und gleichzeitig entsetzter Nachbarn bis zum Haus von Lucas McKellar.
Es war ein kleines, eingeschossiges Haus, vor dem sich nur eine Einfahrt erstreckte. Es gab weder eine Garage noch einen Vorgarten. Jake klopfte erst an die Tür, aber nachdem niemand öffnete, machte er sich mit seinem Dietrichset am Schloss zu schaffen und öffnete schließlich die Haustür.
Im Haus war es dunkel und still. Laurie schaltete das Licht ein, dann sahen sie, dass sie schon mitten im Wohnzimmer standen. Die offene Küche lag in einer Ecke, nach hinten erstreckte sich ein Flur, von dem mehrere Türen abzweigten.
Obwohl das Haus außen schlicht und wenig einladend gewirkt hatte, sah es drinnen schon ganz anders aus. Die Möbel waren zwar etwas älter, aber alles war geschmackvoll und ansprechend dekoriert - sauber war es auch. In den Nischen neben den Fenstern standen Orchideen, die Kissen auf dem Sofa hatten fliederfarbene Bezüge.
Laurie folgte ihrem Verdacht und ging zu einer Kommode, auf der einige gerahmte Fotos standen. Mehrere zeigten Lucas mit einer blonden jungen Frau.
»Er lebt nicht allein.«
»Irgendwelche Anhaltspunkte auf die Frau?«
»Ich habe hier Fotos.« Sie wartete, bis Jake bei ihr war, und zeigte sie ihm dann.
»Bestimmt können uns die Nachbarn sagen, wer sie ist.«
Laurie nickte zustimmend. Sie schauten sich weiter um – der Kühlschrank war voll, es stand kein schmutziges Geschirr herum. Gespannt spähten sie in die anderen Zimmer. Es gab ein Schlafzimmer, ein Bad und ein Arbeitszimmer, in dem gegenüber vom Schreibtisch ein ausziehbares Sofa stand. Alles war vollkommen unauffällig.
»Okay, bevor wir jetzt hier alles auf den Kopf stellen, sollten wir eher seine Freundin suchen«, schlug Jake vor. Sie verließen das Haus wieder. Jake versuchte, es von außen zu verriegeln, während Laurie zu den Nachbarn ging, die schräg gegenüber in ihrer Auffahrt standen.
Mit ihrer Dienstmarke in der Hand fragte Laurie: »Können Sie mir sagen, wie die Frau heißt, die gegenüber wohnt?«
»Ja, das ist Sarah Gowan. Sie und Lucas sind hier vor etwa zwei Jahren eingezogen«, sagte die Frau.
»Ist Ihnen drüben etwas aufgefallen?«
»Geht es hier um Sarah oder Lucas?«
»Wir müssen mit Sarah sprechen.«
»Oh, sie ist Krankenschwester. Wenn sie nicht dort ist, arbeitet sie bestimmt gerade.«
»Wissen Sie, in welchem Krankenhaus?«
»Ja, im Valleywise Medical Center.«
»Danke, das hilft uns weiter.« Laurie wollte schon gehen, als die Frau sie noch aufhielt. »War das da vorhin Lucas?«
Laurie zögerte kurz. «... Der Führerschein, den wir bei dem Toten gefunden haben, ist der von Lucas McKellar.«
Die Nachbarin war sichtlich bestürzt. Laurie lächelte kurz, bevor sie zu Jake zurückkehrte. »Seine Freundin arbeitet als Krankenschwester im Valleywise Medical Center.«
»Okay, nichts wie los«, sagte Jake. Vor Ort konnten sie gerade nicht mehr tun, sie beobachteten nur, wie der Coroner die Kofferraumklappe schloss und ins Fahrzeug stieg. Lucas’ Leichnam lag nicht mehr auf der Straße, der Fotograf sammelte seine Zahlenmarkierungen ein, die Streifenkollegen standen bei den Nachbarn vor der Haustür.
Als Laurie und Jake sich unter dem Absperrband her duckten, bemerkten sie weitere Kollegen, die auf der Querstraße standen und auf eine bestimmte Stelle auf der Straße leuchteten. Neugierig geworden, gingen sie hin und sahen beim Näherkommen selbst, was die Kollegen gefunden hatten.
»Das könnten Benzinflecken sein«, sagte einer der Kollegen zu ihnen. »Die im Dunkeln zu finden war gar nicht leicht, hauptsächlich hat uns der Geruch hergeführt.«
Laurie nickte verstehend, denn an dieser Stelle roch es vergleichsweise stark nach Benzin. Sie standen gleich neben dem einsamen Werkstattgelände. Auf der anderen Seite lag nur der Garten eines Hauses.
»Wenn Lucas hier angezündet wurde, hat das vermutlich wirklich niemand gesehen«, murmelte Jake. »Danke, Leute. Wir fahren mal zu seiner Freundin und überbringen ihr die Nachricht.«
»Macht das.« Sie nickten einander zu, und Laurie und Jake setzten sich wieder ins Auto. Das Krankenhaus lag etwa fünf Meilen entfernt, der Weg führte sie am Flughafen vorbei. Laurie bereitete sich gedanklich darauf vor, dass sie jetzt jemandem eine Todesnachricht überbringen mussten – eine furchtbare noch dazu. Das hasste sie wirklich an ihrem Job.
Um diese Zeit hatten sie keine Schwierigkeiten, auf dem Krankenhausparkplatz in der Nähe des Eingangs zu parken. Mit einem Gefühl des Unbehagens folgte Laurie Jake ins Krankenhaus, wo sie sich am Empfang nach Sarah Gowan erkundigten. Sie arbeitete in der Onkologie, ein Wegweiser führte Laurie und Jake problemlos dorthin.
In der Abteilung fragte Laurie am Schwesternzimmer nach Sarah, die gerade bei einem Patienten war. Allerdings kam sie schon wenige Augenblicke später aus einer Tür, sodass ihre Kollegin ihr gleich winkte.
»Sarah, die Polizei für dich.«
Überrascht hob Sarah die Brauen und kam zu Laurie und Jake. Sie sah genauso aus wie auf den Fotos, die Laurie von ihr gesehen hatte. Mitte zwanzig, ein hübsches Gesicht, ein paar Sommersprossen.
»Sarah Gowan? Ich bin Detective Laurie Walsh, das ist mein Partner Jake McNeill. Wo können wir in Ruhe mit Ihnen sprechen?«
»Hier in unserem Büro.« Sarahs freundlicher Gesichtsausdruck wich einem deutlichen Unbehagen. »Kommen Sie. Was ist denn los? Ist was passiert?«
Jake und Laurie folgten ihr durch den Aufenthaltsraum der Krankenschwestern, in dem zwei von Sarahs Kolleginnen saßen, in einen kleinen Büroraum. Nachdem Jake die Tür hinter sich geschlossen hatte, setzten sie sich auf die Schreibtischstühle.
»Sarah, Sie leben zusammen mit Lucas McKellar?«, begann Laurie.
Sarah nickte langsam. »Ja, wir sind seit vier Jahren zusammen. Ist ihm was passiert?«
Laurie schluckte und holte tief Luft. »Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Lucas tot ist.«
Fassungslos erwiderte Sarah ihren Blick, in ihren Augen sammelten sich Tränen. »Was? Warum? Wie …?«
»Wir haben ihn noch nicht abschließend identifiziert, aber wir haben seinen Führerschein gefunden. Auf dem Weg nach Hause am Anfang Ihrer Straße wurde er vorhin von einem Unbekannten angegriffen. Er hat ihn mit Benzin übergossen und …«
Laurie kam nicht dazu, den Satz zu beenden, weil Sarah einen Entsetzensschrei ausstieß und sich die Hand vor den Mund hielt. Sie schluchzte heiser und blickte flehend zu Laurie, während sie heftig den Kopf schüttelte.
»Nein … nein, das kann nicht sein! Warum würde das jemand tun? Oh mein Gott …«
»Besaß Lucas ein dunkelbraunes Portemonnaie, ein Samsung-Smartphone und eine schwarze digitale Armbanduhr?«, fragte Jake.
Sarah nickte heftig schluchzend. Sprechen konnte sie in diesem Moment nicht.
»Das alles haben wir bei ihm gefunden. Rein äußerlich war er nicht mehr zu identifizieren. Es tut uns sehr leid«, sagte Laurie.
Sarah stand unter Schock. Sie weinte so laut, dass schließlich ihre Kolleginnen klopften und vorsichtig in den Raum spähten. Laurie nickte ihnen zu und beobachtete mit einem Kloß im Hals, wie Sarah sich an eine ihrer Kolleginnen klammerte und laut an ihrer Schulter weinte.
»Was ist passiert?«, fragte die andere.
»Ihr Freund wurde ermordet«, wisperte Laurie.
Es dauerte ein wenig, bis Sarah sich wieder beruhigt hatte. Sie bat ihre Kolleginnen darum, zu bleiben, wogegen Laurie und Jake nichts einzuwenden hatten. Zusammen setzten sie sich in den Aufenthaltsraum, wo Sarah die Hand ihrer Kollegin festhielt. Ihr liefen ununterbrochen Tränen über die Wangen.
»Geht es wieder?«, fragte Laurie schließlich, und Sarah nickte.
»Hatte Lucas Feinde? Fällt Ihnen jemand ein, der ihm das hätte antun wollen?«, erkundigte Jake sich.
Sarah schüttelte den Kopf und schnäuzte sich. »Nein, niemand … er … er war ein ganz lieber Mensch. Wir waren glücklich. Er hatte einen tollen Freundeskreis … Ich verstehe das nicht …«
»Entschuldigen Sie, ich muss das fragen. War Lucas je in kriminelle Machenschaften verwickelt?«
»Nein, nichts … er hat als Techniker bei einem Hersteller für Nutzfahrzeuge gearbeitet. Alles ganz unauffällig. Er hat keine krummen Sachen gemacht, er hat in seinem Leben nie auch nur einen Joint geraucht. Wir … wir haben drüber nachgedacht, irgendwann zu heiraten und Kinder zu kriegen. Wir wollten zusammen alt werden …«
Sarah tat Laurie wahnsinnig leid. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Sarah zumute sein musste.