Psychologie im Sport - Sigurd Baumann - E-Book

Psychologie im Sport E-Book

Sigurd Baumann

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Beschreibung

Die komplexen Vorgänge im Körper sind auch beim Sport durch die Psyche gesteuert. Die Beschreibung psychodiagnostischer Verfahren zeigt, dass sportpsychologische Einflussnahme systematisch erlernt werden kann. Anliegen des Buches ist es, dass sich SportlerInnen und TrainerInnen der praxisorientierten Hilfestellung der Sportpsychologie bewusst werden. Durch die Psychologie können SportlerInnen Wege finden, den Umgang mit psychischer Belastung zu erlernen. An praktischen Beispielen wird die Wirksamkeit des mentalen Trainings vermittelt. Sportspezifische Verfahren zur Konzentrationsverbesserung werden ausführlich und praxisnah beschrieben. Eine Einführung in mannschaftspsychologische Themenbereiche zielt auf die Frage der Mannschaftsharmonie und Konfliktbewältigung. Das Buch bietet sowohl sportinteressierten Pädagogen als auch Freizeit- und LeistungssportlerInnen die Möglichkeit, sowohl psychologische Fragen und Probleme im Sport zu bewältigen als auch leistungsfähiger zu werden.

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Seitenzahl: 526

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Allgemeine Hinweise

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen die männliche Sprachform verwendet. Gemeint ist sowohl die männliche als auch die weibliche und die diverse Form.

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Sigurd Baumann

PSYCHOLOGIE IM SPORT

Psychologie im Sport

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Details sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 1993 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

8. Auflage 2022

Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien

Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)

Gesamtherstellung: Bookwire PoD

eISBN 978-3-8403-3829-8

E-Mail: [email protected]

www.dersportverlag.de

INHALT

Einführung

Grundlagen der Persönlichkeitsentwicklung

2.1Sport und Identitätsentwicklung

2.2Gesamtidentität und sportliche Identität

2.2.1Soziale Identität

2.2.2Persönliche Identität

2.3Störungen der Identität

2.3.1Anpassung und Entfremdung

2.3.2Egozentrik und Isolation

2.4Kinder im Sport

2.5Sport in der Pubertät

2.6Zusammenfassung

Psychologische Erkenntnisgewinnung im Sport

3.1Anamnese – Lebenslaufanalyse

3.2Sportbezogene Persönlichkeitsanalyse

3.3Das Gespräch

3.4Das Erkundungsgespräch – Exploration

3.5Selbstbeobachtung

3.5.1Freie Selbstbeobachtung

3.5.2Systematische Selbstbeobachtung

3.5.3Allgemeine Satzergänzungsverfahren

3.5.4Problemzentrierte Satzergänzungen

3.5.5Allgemeine Assoziationsanalyse

3.5.6Problemorientierte Assoziationsanalyse

3.6Beobachtung

3.7Beobachtungsarten

3.7.1Offene und verdeckte Beobachtung

3.7.2Teilnehmende und nichtteilnehmende Beobachtung

3.7.3Kurzzeit- und Langzeitbeobachtung

3.7.4Systematische Beobachtung

3.8Experiment

3.9Fragebogen

3.9.1Polaritätsprofil

3.10Test

Psychologisches Training

4.1Psyche – Körper – Bewegung

4.2Motivation – Emotion – Kognition

4.3Vom mentalen Training zur Psychoregulation

Mentales Training

5.1Ziele des mentalen Trainings

5.2Inhalte des mentalen Trainings

5.2.1Bewegungsvorstellung

5.2.2Trainingswirkung der Bewegungsvorstellung

5.3Methoden des mentalen Trainings

5.3.1Observatives Training

5.3.2Verdecktes Wahrnehmungstraining

5.3.3Verbales Training

5.3.3.1Mitsprechen

5.3.3.2Selbstbefehle

5.3.4Ideomotorisches Training

5.3.4.1Voraussetzungen des ideomotorischen Trainings

5.3.4.2Ideomotorisches Training und Erleben

5.3.4.3Auswahl der Übungen bzw. der Übungsteile

5.3.4.4Anweisung zum ideomotorischen Training

5.3.4.5Beginn des ideomotorischen Trainings

5.3.4.6Zeitpunkt des mentalen Trainings

5.3.4.7Mentales Training vor der Ausführung

5.3.4.8Mentales Training während der Ausführung

5.3.4.8.1Identifikation mit dem idealen Vorbild

5.3.4.8.2Visualisierung von Symbolen

5.3.4.8.3Mentales Training nach der Ausführung

5.3.4.8.4Visualisieren offener oder unvorhergesehener Ereignisse

Psychogegulation

6.1Anwendungsvoraussetzungen – Diagnose

6.2Ziele der Psychoregulation – Überblick

6.2.1Regulation psychischer Steuerungsfähigkeiten

6.2.2Emotionale Regulation

6.2.3Intellektuelle Regulation

6.2.4Energieregulation

6.2.5Antriebsregulation

Entspannungstraining

7.1Psychische Spannung

7.2Entspannung

7.3Vom Nutzen der Entspannung

7.4Zeitpunkt der Entspannung

7.5Entspannungsmethoden

7.5.1Atmung

7.5.2Biofeedbackverfahren

7.5.3Elektrodermale Aktivität (EDA)

7.5.4Progressive Muskelentspannung

7.5.5Das Psychohygienetraining (PT)

7.5.6Aktivtherapie (ATP)

Visualisieren

8.1Inhalte und Methoden des Visualisierens

8.2Konstruktion eines Visualisierungsprogramms

8.3Visualisieren von Metaphern

Motivierende Maßnahmen – Motivationstraining

9.1Freude – Vergnügen – Zufriedenheit

9.2Motivationsarten

9.2.1Subjektiver Anreizwert

9.2.2Aktuelle Primärbedürfnisse und -motive

9.2.2.1Methodische Konsequenzen

9.2.3Grundbedürfnisse

9.2.4Wünsche

9.3Techniken der Motivierung

9.3.1Verknüpfungstechniken

9.3.2Sprachliche Motivierung

9.3.3Wahrnehmungsgebundene Motivierung

9.3.4Konflikte erzeugen – Neugier wecken

9.3.5Anwendung von bereits Gelerntem

9.3.6Verringerung konkurrierender Motivationssysteme

9.3.7Einplanung sozialer Bedürfnisse

9.3.8Vermeidung unangenehmer Konsequenzen und sozialer Diffamierung

9.4Zielsetzungen

9.4.1Traumziele

9.5Konkrete Ziele

9.5.1Bedingungen konkreter Zielsetzungen

9.5.2Gefahren der Zielsetzung

9.5.2.1Blockierung

9.5.2.2Erwartungsdruck

9.5.2.3Abhängigkeit

9.5.2.4Ignoranz

9.6Nahziel und Fernziel

9.6.1Schriftliche Aufzeichnung

9.6.2Ordnen der Ziele

9.6.3Nahziele

9.6.4Mittelfristige Ziele

9.6.5Fernziele

9.7Selbstsuggestion

9.7.1Selbstbestätigung – Affirmationen

9.7.2Positive Selbstanweisung

9.7.3Selbstüberzeugung

9.8Einstellungen

9.8.1Einstellungsdimensionen

9.8.2Funktionen der Einstellung

9.8.3Stabilisierung und Änderung der Einstellung

9.8.3.1Informationen

9.8.3.2Denken und Affirmationen

9.8.3.3Symboltraining

9.8.3.4Rollentausch mit dem Gegner

9.8.3.5Die „Verwandlung” des Gegners

Psychische Steuerungsfähigkeiten

10.1Psychische Steuerungsfähigkeiten im Sport

10.2Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit

10.2.1Bedingungen der Konzentrationsfähigkeit

10.2.2Dimensionen der Aufmerksamkeit und der Konzentrationsfähigkeit

10.2.2.1Aufmerksamkeitsstreuung – Aufmerksamkeitsverengung

10.2.2.2Innenkonzentration – Außenkonzentration

10.2.2.3Könner und Anfänger – Anteil des Bewusstseins

10.2.2.4Zentrieren

10.2.2.5Kurzzeitkonzentration – Konzentrationsausdauer

10.2.2.6Konzentrationsstörungen

10.2.2.7Kontrolle der Aufmerksamkeit – Konzentrationstraining

10.3Mentale Stärke

10.3.1Voraussetzungen mentaler Stärke

10.3.1.1Selbstvertrauen erwerben

10.3.1.2Willensfähigkeiten entwickeln

Emotionalität im Sport

11.1Emotionen und Gefühle

11.2Entstehung der Gefühle

11.2.1Regulation durch das Körperbefinden

11.2.2Gedächtnis und Emotionalität

11.2.3Gefühlssteuerung durch Wahrnehmen

11.2.4Gefühle durch Vorstellen

11.2.5Denken und Gefühle

11.2.6Der Umgang mit Versagensangst Warum man störende Gedanken nicht unterdrücken soll

11.3Angst – Nervosität – Stress

11.3.1Angst im Sport

11.3.1.1Gegenstand der Angst

11.3.1.2Angeborene und erworbene Ängste

11.3.1.2.1Primäre Angstauslöser

11.3.1.3Angepasste und unangepasste Angst

11.3.1.4Erwartungsängste

11.3.1.5Soziale Ängste – Angstkonflikte

11.3.1.6Symptome der Angst

11.3.2Stress

11.3.2.1Stresselemente

11.3.2.2Stressformeln und Stressbewältigung

11.3.3Angstabbau und Stressbewältigung

11.3.3.1Methodische Maßnahmen

11.3.3.2Pädagogisch-psychologische Maßnahmen

11.3.3.3Umweltveränderung

11.3.3.4Somatische Verfahren

11.3.3.5Kognitive Verfahren

11.3.3.5.1Positives Denken

11.3.3.5.2Negative und positive Selbstgespräche

11.3.3.5.3Gedankenstopp

11.3.3.5.4Rationales Denken

11.3.3.6Stressbewältigungskatalog

11.3.4Psychische Barrieren

11.3.4.1Psychisches Trauma

11.3.4.2Psychischer Protest

11.3.4.3Psychische Sperren

11.3.4.4Entwicklungsbedingte Sperren

11.3.4.5Mentale Sperren

11.3.4.6Emotionale Sperren

11.3.4.7Innere Widerstände

Psychische Energie

12.1Richtung der Energie

12.1.1Energievergeudung

12.1.2Positives und negatives Energieniveau

12.1.3Optimales Energieniveau

12.1.4Quellen psychischer Energie

Qualitatives Training – Quantitatives Training

13.1Quantitatives Training

13.2Qualitatives Training

Belastung & Erholung

14.1Psychische Belastungen

14.2Trainingsfeind: Langeweile – Monotonie

14.3Trainingsfeind: Überdruss – psychische Sättigung

14.4Beanspruchung – Grenzbeanspruchung

14.5Beanspruchung und Aktivierung

14.6Erholung – wie lange? Die Wiederherstellungsphase

14.7Superkompensation und psychische Wiederherstellung

Irrationalität im Sport

15.1Aberglaube

15.2Magie

15.2.1Magisches Denken

15.3Rituale

15.4Maskottchen

15.5Funktionen magischer Praktiken

15.6Pädagogische Aspekte irrationalen Verhaltens

Mannschaftspsychologische Grundlagen

16.1Kennzeichen einer Sportmannschaft

16.1.1Kennzeichen einer Sportmannschaft

16.1.2Mannschaftsziel

16.1.3Interaktion

16.1.4Mannschaftstypen

16.1.5Rollen und Positionen

16.1.5.1Rollenerwartung

16.1.5.2Rolle und Persönlichkeit des Sportlers

16.1.5.3Rolle und Selbstkonzept

16.1.5.4Rollenverständnis

16.1.6Normen

16.1.7Mannschaftsbildung und -zusammenhalt

16.1.7.1Aspekte der Mannschaftsbildung

16.1.7.2Mannschaft und Trainerverhalten

16.1.7.2.1Konstruktive Kritik

16.1.7.2.2Auswahl und Abstimmung der Information

16.1.8Der Athlet und die Mannschaftsharmonie

Konflikte

17.1Begriffserklärung

17.2Konflikttypen

17.3Echte und unechte Konflikte

17.3.1Echte Konflikte

17.3.2Unechte Konflikte

17.3.2.1Sündenbockmechanismus

17.4Destruktive und konstruktive Konflikte

17.4.1Gemeinschaftliche und nichtgemeinschaftliche Konflikte

17.4.2Innere Abhängigkeit – Ambivalenz

17.4.3Die Unterdrückung von Konflikten

17.4.4Die Verselbstständigung von Konflikten – Konfliktkette

17.5Personale Konflikte

17.5.1Zuwendungskonflikte

17.5.1.1Konfliktstärke

17.5.2Ablehnungskonflikte

17.5.3Zuwendungs-Ablehnungskonflikte

17.5.4Bedürfniskonflikte

17.5.5Interessenkonflikte

17.5.6Zielkonflikte

17.5.7Rollenkonflikte

17.5.7.1Intrarollenkonflikte

17.5.7.2Interrollenkonflikte

17.5.7.3Interpersonale Rollenkonflikte

17.5.8Emotionale Konflikte

17.5.8.1Konfliktverlauf und Emotion

17.6Konfliktbewältigung

Mentale Wettkampfvorbereitung

18.1Allgemein

18.1.1Abschalten und Umschalten

18.1.2Analyse der zu erwartenden Wettkampfbedingungen

18.1.3Aufbau einer realistischen Leistungserwartung

18.2Zustandsregulation

18.2.1Bewegungsgefühl

18.2.2Kontrolle der Gesichtsmuskulatur

18.2.3Aktivieren und Entspannen durch Laufen

18.2.4Atemübung

18.2.5Erwartungsdruck in persönliche Ziele verwandeln

18.3Gedankliche Vorbereitung

18.3.1Konkrete Analyse der Stärken und Schwächen des Gegners

18.3.2Offensives Denken

18.3.3Vorsatzbildung – Der innere Dialog

18.3.4Visualisieren – mental trainieren

18.4Selbstvertrauen

18.4.1Aufbau eines zielbewussten Selbstvertrauens

Literaturverzeichnis

Literaturergänzungen

Bildnachweis

IN ERINNERUNG AN PROF. DR. SIGURD BAUMANN

„Bescheidenheit ist die einzige Tugend, die man dem Ruhm hinzufügen darf.“

Wohl auf niemand anderen trifft dieser Ausspruch von Charles Duclos so zu, wie auf den kürzlich verstorbenen Prof. Dr. Sigurd Baumann, der von 1993 bis 2002 das Universitätssportzentrum leitete und bis zum Wintersemester 2017 noch den Lehrauftrag Sportpsychologie bekleidete. In dieser Zeit durften wir Sigurd Baumann als jemanden erleben, der in ungewöhnlich effektiver Art und Weise in der Lage war, wissenschaftliches Know-How mit praktisch-didaktischen Umsetzungsmöglichkeiten in Verbindung zu bringen. Im Bereich der Sportpsychologie zählte er – ohne zu hoch greifen zu wollen – zu den führenden europäischen Wissenschaftlern. Exemplarisch sei genannt, dass sein Buch „Psychologie im Sport“ das einzige deutschsprachige Werk ist, das auch ins Chinesische übersetzt wurde und im asiatischen Sprachraum als Standardwerk gilt. Der Grund liegt sicher in der synergetischen Verquickung von theoretischen wissenschaftlichen Einlassungen und praktischer Anwendung.

„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldener Baum“ (Goethe, Faust I).

Diesem Leitsatz sah sich Prof. Baumann stets verpflichtet und vermutlich ist es eben dieser Theorie-Praxis-Transfer, der ihn für seine Studierenden überaus authentisch gemacht hat und der es ihm ermöglichte, auch im hohen Alter eine körperliche Fitness an den Tag zu legen, die beachtlich war. An ihm schienen die altersbedingten körperlichen Erosionserscheinungen, die jeden irgendwann ereilen, nicht stattzufinden. Selbst im Alter von 80 Jahren unterstützte er noch aktiv die Lehrveranstaltung Eislauf und sprang sogar noch einen einfachen Axel (Königssprung).

Nach einer kurzen und schweren Krankheit verstarb Sigurd Baumann im Mai 2021.

„Wer gut sät, erntet gut!“ (spanisches Sprichwort).

Die Saat von Sigurd Baumann ging auf, da viele Studierendengenerationen von einem außergewöhnlichen Menschen, Wissenschaftler und Sportler profitieren konnten.

Universität Bamberg, Sportzentrum, News 25.06.2021Waltraud Großmann

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EINFÜHRUNG

Sport in seinen vielseitigen Handlungsfeldern und Ausführungen fand schon frühzeitig das Interesse der Psychologen. Einzel- und Mannschaftssportarten bieten dem Psychologen die Möglichkeit, menschliches Verhalten und Handeln in unterschiedlichsten Belastungssituationen ohne Konstruktion aufwendiger Laborexperimente zu untersuchen. Die Fragestellungen der Psychologen deckten sich jedoch selten mit den Problemen der Sportler selbst und den Fragen und Wünschen, die diese der Psychologie entgegenbrachten. Die Folge war eine deutliche Hilflosigkeit der Trainer und Übungsleiter gegenüber psychologischen Fragen.

Seit den 70er Jahren ist eine spürbare Wende in den Voraussetzungen und Zielrichtungen sportpsychologischer Arbeitsweise festzustellen. Zunehmend werden nun die vom Sport katalogisierten Problemstellungen zum Gegenstand psychologischer Untersuchungen. Schwerpunkte liegen in der Diagnostik und in der Erstellung psychologischer Methoden und Thesen zur sportlichen Aktivität. Sportler und Trainer treten mit immer neuen Problemen an die Psychologie heran und erhoffen sich nicht nur Aussagen zur Feststellung von psychologischen Vorgängen und Erscheinungen, sondern in zunehmendem Maße auch grundlegende Erkenntnisse und Hilfen zur Steuerung und Regulation zukünftigen sportlichen Handelns. Das Selbstverständnis der Sportpsychologie resultiert heute nicht mehr aus der reduzierten Zielstellung der „Untersuchung psychischer Vorgänge und Erscheinungen und der Erforschung ihrer Ursache und Wirkungen” (103), vielmehr hat es eine rapide Ausdehnung auf das Gebiet der psychoregulativen Beeinflussung des Sportlers erfahren. Aus ersten Ansätzen des mentalen Trainings haben sich Techniken der Psychoregulation entwickelt, die, naiv oder erlernt, immer mehr Bedeutung im Trainings- und Wettkampfgeschehen erlangen.

Neben dieser, auf das praktische Handeln bezogenen „Psychologie des Sports” (82), erfahren pädagogische Dimensionen eine zunehmende Beachtung. Die Heranführung von Jugendlichen an sportliche Höchstleistungen, psychologische Probleme der Persönlichkeitsentwicklung, Trainerverhalten und Elternhaus, stellen der Psychologie die Aufgabe, auch die externen handlungsregulierenden Faktoren des Praxisfeldes Sport zu untersuchen. Diese Dimension der „Psychologie im Sport” (82) beschäftigt sich mit der Analyse der Einflussbereiche, die die Lebenswelt des Sportlers konstituieren, und versucht, den Stellenwert dieser Einflüsse für die Entwicklung des Sportlers zu entschlüsseln und sie im Sinne bestmöglicher psychoregulativer Wirkung zu verändern.

Das vorliegende Buch ist aus der Erkenntnis entstanden, dass sich Sportler und Trainer der praxisorientierten Hilfestellung der Sportpsychologie bewusst sind. Vorbehalte gegenüber Psychologen als „Feuerwehr” oder „Seelendoktor” werden zunehmend abgebaut. Sportler finden in der Psychologie Wege, den Umgang mit psychischen Belastungen zu erlernen, Trainer sollen sich psychologisches Grundwissen aneignen und sich von der Vorstellung lösen, den Sportpsychologen als „Konkurrenten” zu betrachten.

Trainer und Betreuer stellen die vermittelnden Instanzen zwischen Sportler und Psychologen dar. Die enge Beziehung des Trainers zum Sportler bedingt die bestmögliche Umsetzung psychologischer Maßnahmen, sofern er über das erforderliche Rüstzeug verfügt. Immer häufiger tritt jedoch auch der Psychologe unmittelbar mit dem Athleten in Kontakt. Der relativ hohe Zeitaufwand psychoregulativer Maßnahmen macht eine zusätzliche Trainingseinheit erforderlich, die vom Trainer häufig aus zeitlichen Gründen nicht geleistet werden kann. Hier sollte die Arbeit des Psychologen mit dem Trainer abgesprochen sein. Die informative Interaktion zwischen dem Psychologen, Trainer und Sportler kann zur optimalen Strategie psychologischer Trainings- und Wettkampfarbeit beitragen.

Das Wesen der psychologischen Beratung lässt wenig Raum zur Selbstdarstellung des Psychologen nach außen. Je stabiler, selbstkompetenter, entscheidungsfähiger und selbstbewusster der Sportler oder die Sportlerin werden, desto mehr tritt der beratende und betreuende Psychologe in den Hintergrund. Seine Rolle ist dem steten Wechselspiel der Diagnose, der Beratung, des Helfens und Unterstützens, der aktiven Beeinflussung, der psychoregulativen Vermittlung und dem zurückhaltenden Beobachten der Ergebnisse seiner Arbeit unterworfen.

Die Schwerpunkte der sportpsychologischen Arbeit liegen also auf den beiden Ebenen der Aus- und Weiterbildung von Trainern und der Beratung, Betreuung und Behandlung von Sportlern. Ihre Funktionen erstrecken sich sowohl auf die Gebiete der Vorbeugung (Prävention), der Vorhersage, der Erhaltung und Stabilisierung als auch auf das der Therapie bzw. Rehabilitation. Trainer und Übungsleiter sollten erkennen, dass sie in ihrer Tätigkeit, ob sie es wollen oder nicht, vielseitige psychologische Arbeit verrichten, die durch die Verfahren der Sportpsychologie vertieft, erweitert und in ihrer Wirkung erhöht werden kann.

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GRUNDLAGEN DER PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG

Sport stellt einen integralen Bestandteil der Lebenswelt des jugendlichen Sportlers dar. Wenn man davon ausgeht, dass sich die menschliche Persönlichkeit aus der Wechselwirkung von Umwelteinflüssen und individuellen Anlagen und Fähigkeiten entwickelt, muss dem Sport eine wesentliche Funktion in diesem Prozess zugeschrieben werden. Aus der gelungenen Synthese der Person-Umwelt-Beziehung resultiert die Persönlichkeit des Sportlers.

Sportliche Leistungen finden deshalb in der Qualität personaler Fähigkeiten ihre Bedingung. Davon leitet sich die anthropologisch begründete und sportlich unverzichtbare Erkenntnis ab, dass die Entwicklung der Persönlichkeit Vorrang in jedem jungen Sportlerleben haben muss. Je stabiler die Persönlichkeit des Sportlers ausgebildet ist, desto unabhängiger wird er in seinem Selbstwertgefühl und seinem Selbstvertrauen von schwankenden Leistungen, von Sieg und Niederlagen, von Erfolg und Misserfolg.

Nur wer die Niederlage nicht fürchtet, kann alle positiven Kräfte für die beste Leistung aktivieren.

Auch der Sportpsychologe, der Jugendliche im Hochleistungssport betreut, muss sich der pädagogisch-psychologischen Aufgabe bewusst sein und sein Tun einer verantwortlichen Reflexion unterziehen. Es genügt weder, körperliche Fähigkeiten zu entwickeln, um die beste Leistung zu erreichen, noch rein psychoregulativ auf den Jugendlichen einzuwirken, um alle Störfaktoren auszuschalten. Der Psychologe muss abwägen, in welchem Maß äußere Einflüsse den jungen Menschen in seiner Gesamtentwicklung betreffen. Auch er trägt die Verantwortung dafür, dass alle Faktoren der Lebenswelt des Sportlers so aufeinander abgestimmt werden, dass er sie in seiner Persönlichkeit verinnerlicht, um diese auch in der Zukunft offen und aufnahmebereit zu erhalten.

Jede psychologische Arbeit mit Jugendlichen beinhaltet in irgendeiner Weise eine pädagogische Dimension. Kenntnisse über die Entwicklung der Identität des jungen Menschen und die Rolle, die dabei der Sport spielt, helfen dem Trainer beim Umgang mit jugendlichen Sportlern und bei der Beurteilung abweichender Verhaltensweisen.

2.1SPORT UND IDENTITÄTSENTWICKLUNG

Es gibt die verschiedensten Redewendungen, die Bezug darauf nehmen, ob sich der Mensch seiner Identität bewusst ist, ob er Zweifel an ihr hegt oder ob er auf der Suche nach dieser eigenen Identität ist. „Ich bin Judokämpfer!”, durch diese Aussage identifiziert sich z. B. der junge Mensch mit der Rolle des Kampfsportlers. Diese stellt jedoch nur einen Teil seiner Gesamtidentität dar. Es ist zu fragen, welchen Stellenwert die Identität des Judokämpfers in der Gesamtidentität des Sportlers einnimmt. Nicht nur als Judokämpfer besitzt er eine Identität, sondern auch als Sohn, als Freund, als Bruder oder als Lehrling oder Student. „Ich weiß gar nicht mehr, wer ich eigentlich bin!”, dieser Ausspruch eines Sportlers weist darauf hin, dass er in seinem Selbstverständnis und in seiner Umweltbeziehung verunsichert ist. Weitere Beispiele des Identitätsbezugs kommen in folgenden Sätzen zum Ausdruck: „Er hat sich selbst aufgegeben!”, „Er weiß nicht, wer er ist!”, „Er hat ein verschobenes Selbstbild!”, „Er ist immer noch auf der Suche nach sich selbst!”, „Er ist sich seiner selbst nicht sicher!” Gerade der Wettkampfsportler braucht ein stabiles Ich, eine klare Identität, die ihn mit seiner Umgebung und seinen Gegnern im Gleichgewicht hält und die auch durch Niederlagen nicht ins Wanken gerät.

Die Frage „Wer bin ich?” darf nicht nur durch Feststellen der sportlichen Leistungsfähigkeit beantwortet werden.

Die Ursprünge von übergroßer Nervosität, von Minderwertigkeitsgefühlen, von hoher Aggressivität oder zu schneller Resignation sind häufig in Störungen der Identitätsentwicklung zu suchen. Zur Analyse der Identitätsentwicklung bzw. der sportlichen Identität kann auf Theorien zurückgegriffen werden, die Erikson (23), Veelken (125) und Mead (74) beschrieben haben. Identität wird als Produkt und Ziel der Sozialisation verstanden. Am Ende sollen die für viele Menschen offenen Fragen „Wer bin ich?” und „Was soll ich hier?” beantwortet werden. Unsere Vorfahren hatten darauf leichter Antworten parat. Das gesellschaftliche Leben früherer Generationen war mehr als in unserer Zeit durch Institutionen, Sitten und Gebräuche bestimmt. Die Menschen wurden in einen Kulturraum hineingeboren, der es ihnen relativ leicht machte, ihre Identität zu finden. Ein Bauer war ein Bauer, die Frau die Hausfrau, der Lehrling derjenige, der sich unterordnen musste. In unserer Zeit ist eine Auflockerung der strengen Verhaltensnormen und Gebräuche zu beobachten. Sinngebungen, die früher Einfluss auf die Identitätsentfaltung nahmen, z. B. Autoritätsglaube oder Vertrauen in Traditionen, werden immer mehr in Frage gestellt. Hinzu kommt, dass die Identitätsentwicklung durch Jugendarbeitslosigkeit, Konkurrenz und Leistungsdruck in Schule und Beruf und durch die Vielzahl der gesellschaftlichen Rollen erschwert wird.

Die Identitätsentwicklung des Jugendlichen von heute muss ihn auf das Leben in der Welt von morgen vorbereiten. Unter diesem Aspekt gewinnt der Sport als stabilisierender Faktor eine besondere Bedeutung für die Lebensbewältigung des Jugendlichen. Das sportliche Handeln muss als Bestandteil des gesamten Lebens eine Stufe der Identitätsentfaltung darstellen.

An der Schwelle zum Erwachsenenalter steht der Jugendliche vor dem Problem, seinen Sport in seine Lebenswelt zu integrieren. Er muss sich die Fragen stellen: „Welche Bedeutung, welchen Sinn hat mein Sport? Wer bin ich als Sportler? Ist es sinnvoll, dem Sport so viel Zeit zu opfern? Welchen Stellenwert, welche Position bringt mir der Sport bei meinen Freunden, in der Gesellschaft? Genügt der Sport, um mich selbst zu finden, meine Persönlichkeit in all ihren Anlagen zu entfalten?”

2.2GESAMTIDENTITÄT UND SPORTLICHE IDENTITÄT

Die Identität entfaltet sich, ähnlich wie Jung (48) den Individuationsprozess beschrieben hat, in der Auseinandersetzung des Menschen mit der gesellschaftlichen Umwelt und der Fähigkeit, selbstständig auf diese Umwelt zu reagieren. Bei gelungener Identitätsentfaltung wird der Mensch trotz seiner Einzigartigkeit nicht durch Isolierung aus dem Beziehungsnetz zu anderen ausgeschlossen. Andererseits lässt er sich aber auch nicht total an die für ihn bereitgehaltenen sozialen Erwartungen anpassen (125).

Auch der Sportler muss seine Identität entfalten. Dies kann nur gelingen, wenn er die Rolle, die er im Sport spielt, mit den Erwartungen der anderen und seiner eigenen selbstkritischen und autonomen Stellungnahme ins rechte Maß zu setzen vermag. Nur dadurch erfährt er Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen in einer sich dynamisch verändernden Lebenswelt. Um den Begriff „Identität” noch näher zu fassen und den Stellenwert der sportlichen Identität differenzierter aufzuzeigen, kann die Gesamtidentität in die Komponenten der persönlichen Identität und der sozialen Identität zerlegt werden (Abb. 1) (23, 125).

Abb. 1: Komponenten der Identität

2.2.1SOZIALE IDENTITÄT

Die soziale Identität beinhaltet diejenigen Verhaltensweisen, die aufgrund der Rollenerwartungen und durch Übernahme von Haltungen und Einstellungen anderer entstehen. Auch die Rolle des Sportlers, des Judokämpfers, des Tennisspielers oder des Rennläufers ist Bestandteil der sozialen Identität. Alle Identitäten erfordern einen anderen, für den man diese Identität einnimmt. Soziale Identität könnte man deshalb auch als Identität für andere bezeichnen.

Sie stellt die Antwort des Einzelnen auf die Haltung und Erwartung der anderen ihm gegenüber dar (125). Diese Reaktion beinhaltet gleichzeitig ein Moment der Freiheit. Es kommt darin zum Ausdruck, dass der Mensch selbst zu entscheiden vermag, ob er die Haltung der anderen total und unreflektiert übernimmt oder sie distanziert kontrolliert, sodass er in seiner Reaktion eigene Wünsche realisieren kann. Diese Antwort auf die Erwartungen der anderen wird durch die Entwicklung der persönlichen Identität bestimmt.

2.2.2PERSÖNLICHE IDENTITÄT

In der persönlichen Identität kommt das Bewusstsein des eigenen Selbst zum Ausdruck. Dieses gründet in den ganz persönlichen Erfahrungen des Lebens und im Wissen um die eigene, unaustauschbare Existenz: „Ich weiß, dass ich so bin, wie ich bin, kein anderer kann so sein wie ich!”

Dieses Bewusstsein ist für jeden Wettkampfsportler die Grundlage der individuellen Steuerung sportlicher Handlungen und des Wettkampfs.

Wenn es ihm gelingt, seine soziale Identität („Was erwarten die anderen von mir?”) mit seiner persönlichen Identität („Ich werde die Aufgabe so lösen, wie ich es für richtig halte!”) ins Gleichgewicht zu bringen, so befindet er sich im Zustand der „Identitätsbalance” (135). Identitätsbalance bedeutet für den Sportler, dass er zwischen den Anforderungen und Erwartungen der anderen und der Freiheit, das eigene Verhalten nach eigenem Gutdünken und eigenen Maßstäben zu lenken, steht (Abb. 2).

Abb. 2: Identitätsstruktur nach Veelken

Soziale Einflussfaktoren wie die Erwartungen und Wünsche von Freunden, Zuschauern, Presse und Medien dürfen nicht so dominieren, dass sie die Entfaltung des eigenen Könnens, die individuellen Fähigkeiten, die Gefühle und Vorsätze überdecken oder stören.

Deutlicher wird dieses Identitätsgleichgewicht bei der Betrachtung seiner Störungen.

2.3STÖRUNGEN DER IDENTITÄT

Störungen der Identität erschweren den Umgang mit anderen, schaffen persönliche und soziale Konflikte und verhindern die Entwicklung der eigenverantwortlichen und doch sozialgebundenen Persönlichkeit. Im Sport sind, mehr oder minder ausgeprägt, Störungsrichtungen in sozialer oder in personaler Hinsicht zu beobachten.

2.3.1ANPASSUNG UND ENTFREMDUNG

Ein überspitztes Beispiel für derartige Störungen wäre: Ein jugendlicher Sportler übernimmt die Ansichten, Haltungen und Einstellungen des Trainers. Er ahmt dessen Sprechweise nach, kleidet sich wie dieser, führt folgsam alle Anweisungen aus, sucht ständig dessen persönliche Nähe und hat während des Kampfs ständig Blickkontakt mit ihm. Stets versucht er, sich so zu verhalten, wie es vom Trainer gewünscht bzw. gerne gesehen wird. An Wettkämpfen, zu denen ihn der Trainer nicht begleiten kann, nimmt er entweder nicht teil oder vollbringt nur schwache Leistungen oder versagt völlig.

Dieser Jugendliche läuft Gefahr, sich zu einem völlig angepassten Wesen zu entwickeln. Seine soziale Identität hat sich zur totalen sozialen Anpassung an die Anforderungen, Haltungen und Erwartungen des Trainers entwickelt. Auch gegenüber Freunden, Nachbarn und Bekannten zeigt er ähnlich extremes Anpassungsverhalten.

Das Beispiel soll zeigen, dass die Anpassung an die Wünsche der anderen so weit gehen kann, dass eigene Reflexionen und Interpretationen der Situation nicht mehr stattfinden. Die Verhaltensweisen werden durch Fragen gesteuert, wie: „Wie wirke ich auf die anderen?”, „Handle ich so, dass ich ihren Erwartungen entspreche?” Zugunsten der Erwartungen der anderen verzichtet er auf seine persönliche Identität.

Diesen Vorgang bezeichnen wir als Entfremdung (74, 125).

Durch die totale Anpassung erreicht der Sportler zunächst, dass er nicht in Konflikt mit dem Trainer und den anderen gerät. Zwischen seinen Wünschen und den Erwartungen anderer gibt es keine Widersprüche. Er stellt seine eigenen Bedürfnisse zurück, verdrängt oder verleugnet sie.

Dieser Verdrängungsakt hat den völlig angepassten Sportler zur Folge und verhindert die Entwicklung einer entscheidungsfähigen, selbstkompetenten Persönlichkeit.

Die Ausbildung ganz persönlicher Qualitäten, die dem Sportler in der Gruppe seine Individualität verleihen, wird dadurch unterbunden. Der „mündige” Sportler bleibt auf der Strecke.

Die Anpassung an das Beziehungsgeflecht einer Mannschaft oder an die Zielstellungen des Trainers darf nicht so weit gehen, dass sie zur Unterwürfigkeit und Aufgabe eigener Entscheidungskompetenz führt. Anpassung als Antwort auf die Angst, als Außenseiter zu gelten, vielleicht in der Mannschaft nicht mehr beliebt zu sein oder ausgeschlossen zu werden, kann eine Konformität des Denkens und Wertens zur Folge haben, die letztendlich dazu führt, dass der Einzelne seine eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse gar nicht mehr erkennt und wahrnimmt. Am Ende stehen die Unsicherheit, die Krise, der Konflikt. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Anerkennung der Anpassung ausbleibt.

Der überangepasste Mensch ist dauernd bestrebt, sich seine Anpassung wie eine Leistung anerkennen zu lassen. Wird diese Erwartung nicht erfüllt, treten Frustrations- und Aggressionserscheinungen auf, schlimmstenfalls kommt es zu einer generellen Verarmung an sozialen Gefühlen. Rücksichtnahme, Selbstvertrauen, Gemeinschaftsstreben – Gefühle und Emotionen, die zum Aufbau einer stabilen Persönlichkeit bedeutsam sind – werden kaum weiter ausgebildet.

Eine solche einseitige Verlagerung der Identitätsentwicklung im Sinne der Entfremdung zu verhindern, stellt eine wesentliche pädagogisch-psychologische Aufgabe für Betreuer und Trainer jugendlicher Sportler dar.

Die Gratwanderung, auf der einen Seite Leitfigur und Führer zu sein und auf der anderen Seite Emanzipation und Entscheidungsfähigkeit seiner Schützlinge zu fördern, kann nur gelingen, wenn der Trainer die Überzeugung vertritt, dass nur derjenige Sportler oder diejenige Sportlerin zur Höchstleistung befähigt ist, der/die gelernt hat, Konzentration, Willensstärke und körperliche Fähigkeiten aus sich selbst heraus zu mobilisieren und zu steuern.

Daraus lassen sich folgende Konsequenzen ableiten:

Der Mensch muss seine Rolle als Sportler im Rahmen seiner Gesamtidentität interpretieren und seine ureigensten Bedürfnisse und Interessen in ihr verwirklichen. Im Verlauf seiner jugendlichen Entwicklung soll er erkennen, welche Erwartungen der anderen er erfüllen kann und wie Konflikte mit seinen eigenen Wünschen und Interessen zu lösen sind.

Die Interpretation des Sportlers muss von seinen Sozialpartnern, von Eltern, Trainer, Lehrern und Freunden, berücksichtigt werden. Vor allem der Trainer sollte die Argumente seiner Schützlinge stets überdenken und sich der Wirkung einer eventuellen Missachtung oder Zurückweisung bewusst sein.

Der Sportler braucht einen Freiraum für eigenständige Entscheidungen. Sowohl im Training als auch im Wettkampf sollte er Gelegenheit erhalten, Situationen, die in seinem Fähigkeitsbereich liegen, selbstständig zu bewältigen. Nur bei Gefahr einer erhöhten Belastung bzw. Überforderung bedeutet die Hilfe des Trainers einen wichtigen Stützpfeiler bei der weiteren Identitätsentwicklung des Sportlers.

2.3.2EGOZENTRIK UND ISOLATION

Neben der überakzentuierten sozialen Identität, die zu totaler Anpassung und Institutionalisierung führt, gibt es auch die entgegengesetzte Tendenz. Sie zeigt sich durch die Überbetonung der persönlichen Identität. Es besteht die Möglichkeit, dass ein Sportler so in seiner Meinung, seiner Haltung, in seiner Egozentrik bis zur Isolierung befangen ist, dass er die Haltung und Erwartung der anderen nicht mehr wahrnimmt und sie deshalb auch nicht mehr in seine eigene Identität einverleiben kann. Dadurch verliert er die Fähigkeit, eine Rolle, eine Position oder eine Funktion im sozialen Feld einzunehmen. Blockt der Sportler den sozialen Kontakt zu seinen Mannschaftskameraden oder Betreuern ab, gerät er in eine Isolation, die die weitere Entfaltung seiner Identität verhindert.

Die Ursachen können in der Angst zu suchen sein, sich in der Gruppe zu verlieren, nicht mehr zu wissen, wer man selbst ist, oder aber auch in rigider Selbstbezogenheit, die auf einem Mangel an sozialen Lernprozessen in der Vergangenheit beruht. Persönliche Bedürfnisse erlangen die Oberhand, soziale Kontakte werden abgebrochen oder vermieden.

In diesem Zustand der Isolation steht die eigene Person im Mittelpunkt des Denkens und Fühlens. Erwartungen der anderen oder soziale Rollenfunktionen finden keinen Platz mehr. Auf diese Weise tritt eine Verschiebung zur Überakzentuierung der persönlichen Identität ein, die sich in Egozentrik, sozialer Abkopplung, Kontaktarmut bis hin zur Vereinsamung zeigt.

Viele Eltern machten in diesem Zusammenhang negative Erfahrungen, wenn sie ihren Sohn oder ihre Tochter in den Sportverein schickten, damit sie dort im Feld der Gleichaltrigen soziale Erfahrungen sammeln sollten. Sie beachteten nicht, dass Neuankömmlinge oft als unbekannte Eindringlinge von der Gruppe abgelehnt oder nur zögernd aufgenommen werden. Jedes neu ankommende Mitglied bedeutet eine innere Umwandlung der Sympathie- oder Leistungsstruktur der Gruppe. Es bedarf einer gewissen Zeitspanne und der Unterstützung von Trainer und Betreuer, den Integrationsprozess in Gang zu bringen. Gelingt die Integration des Neulings nicht, besteht die Gefahr, dass er sich zurückzieht. Er bleibt zu Hause, lehnt weitere Kontakte ab, verlässt sein Zimmer nicht mehr, spricht kaum noch und kann schlimmstenfalls zum isolierten Eigenbrödler werden.

Im Sport kann sich eine solche Überakzentuierung der persönlichen Identität dahingehend auswirken, dass der Sportler unfähig wird, Rollen anderer einzunehmen. Beispielsweise muss der Judokämpfer auch die Rolle seines Gegners übernehmen können, beim Tennisspiel muss die Reaktion des Gegners in der eigenen Person angelegt sein. Der Sportler muss wissen, welchen Kampfstil oder welche Taktik der Gegner anwendet. Dies setzt voraus, dass er die Haltung des Gegners in sich selbst präsent hat, um darauf reagieren zu können.

Jeder Wettkampf, der die unmittelbare persönliche Auseinandersetzung mit dem Gegner verlangt, stellt ein Wechselspiel von Reaktionen dar, in dessen Verlauf die Haltung des einen die passende Haltung des anderen auslöst. Dieser Prozess der Rollenübernahme und deren Einverleibung legt vor allem im Alter von etwa 6-11 Jahren den Grundstein für die spätere Identitäts- und Leistungsentwicklung. Deshalb werden im Folgenden einige wesentliche Gesichtspunkte aufgezeigt, die die Problematik der Integration des Wettkampfs in die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ansprechen sollen.

2.4KINDER IM SPORT

Die Lebenswelt des Kindes prägt seine Identitätsentwicklung. Sie enthält alle Einflussfaktoren der Sozialisation, die für die Ausbildung der sozialen und persönlichen Identität verantwortlich sind.

Sofern die Lernprozesse, die zur Sozialisation des Kindes führen, geplant sind, sprechen wir von Erziehung (59).

Viele Lernprozesse, vor allem in zunehmendem Alter, verlaufen jedoch ungeplant. Kinder beobachten Erwachsene, Vorbilder; sie lernen durch eigenes Ausprobieren und Erproben, sie machen gute und schlechte Erfahrungen mit Erwachsenen und Gleichaltrigen. Die wichtigsten Sozialisationsfelder des Kindes sind Elternhaus, Kindergarten, Schule, Gleichaltrige, Freizeit, Gruppen und Vereine.

Sie prägen die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes und entwickeln eine breite Palette emotional-sozialer, intellektueller und motorischer Fähigkeiten. Auch der Sport stellt einen Bestandteil dieses Einflussfeldes dar. Trainer und Erzieher müssen jedoch dafür Sorge tragen, dass der Sport nicht zu einer Einengung der Lebenswelt der Kinder führt (Abb. 3).

Spielen und Entdecken ist nur in der kindlichen Lebenswelt möglich, die unter Ausschluss der Erwachsenen existiert.

In der Auseinandersetzung und der Kooperation mit Gleichaltrigen lernen Kinder Verhaltensregeln, entwickeln sie Fähigkeiten, bewerten und beurteilen sie sich selbst. Sie setzen sich mit ihrer ganz persönlichen Umwelt in ein psychisches Gleichgewicht als Voraussetzung und Baustein für eine stabile persönliche Identität.

Auch für sportlich hochbegabte Kinder gilt die Forderung:

Persönlichkeitsentwicklung geht vor Leistungsentwicklung!

Abb. 3: Sozialbeziehungen der Kinder

Kinder, die mit dem Vertrauen in den Wettkampf gehen, dass sie nicht nur wegen ihrer Leistungsfähigkeit, sondern um ihrer selbst willen von Trainern und Betreuern geschätzt werden, entwickeln Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit. Sieg oder Niederlage dürfen nicht die Gradmesser der Persönlichkeitsbeurteilung sein. Kinder, die sich auf dem Weg zu einer ausbalancierten Identität befinden, werden auch ihre beste Leistung erbringen.

Stets ist daran zu denken, dass die Sportkarriere nur einen relativ kurzen Abschnitt im Leben umfasst. Talente können scheitern. Dann besteht die Gefahr, dass Langeweile eintritt, keine Ziele mehr vorhanden sind, Selbstunsicherheit entsteht, soziale Beziehungen fehlen und ernsthafte Identitätsstörungen das Leben des jugendlichen Menschen erschweren. Dieser pädagogisch-psychologischen Verantwortung sollte sich kein Trainer und auch kein beratender Sportpsychologe entziehen.

Für die psychische Entwicklung des Kindes kann auch der Leistungssport sinnvoll und pädagogisch wertvoll sein, wenn er unter folgenden Aspekten betrieben wird (59):

a)Schule und Schulsport sollten nicht beschränkt werden.

b)Es darf keine Überfremdung durch Trainer und Eltern eintreten.

c)Das Kind muss

Kind bleiben,

spielen dürfen, Vielseitigkeit gewährt bekommen,

Freizeit und – „freie Zeit” – haben,

Zuneigung erhalten,

sich sicher und geborgen fühlen,

Ängste und Sorgen aussprechen dürfen,

dem Trainer Vertrauen entgegenbringen können,

Leistungen altersgerecht erbringen dürfen,

lösbare Aufgaben erhalten,

reizvolle Ziele anstreben,

in der Gruppe sein dürfen,

selbstbewusst sein dürfen.

2.5SPORT IN DER PUBERTÄT

Die Jugend bereitet den Menschen auf das Erwachsensein vor. Der Jugendliche befindet sich in einer Phase des Übergangs von der Kindheit in die Erwachsenenwelt. In diesen Jahren findet eine Identitätserweiterung statt.

Das Ende der Jugend ist nicht, wie das der Kindheit, „ein natürliches, durch biologische Ereignisse gesetztes, sondern ein soziales Ende” (59). Die Identitätsentwicklung der Jugendlichen bleibt unvollkommen, da der Bereich der beruflichen Entfaltung noch aussteht. Deshalb besteht bei manchen Jugendlichen die Gefahr, dem Sport einen überhöhten Stellenwert im Leben zuzuschreiben, der durch die Kompensation noch nicht erreichter beruflicher Kompetenz begründet ist.

Das Engagement des Jugendlichen im Sport stellt einerseits ein vorzügliches Mittel dar, Krisen und Probleme zu bewältigen, andererseits besteht die Gefahr, dass die sportliche Tätigkeit zu ernst genommen wird, was spätere Identitätskrisen vorbereitet.

Nimmt der Sport bzw. die sportliche Leistung einen zu großen Stellenwert im Leben des Jugendlichen ein, können überhöhte Erwartungen entstehen.

Die geheime Angst vor Misserfolgen steigt mit dem Anspruch der hohen Zielsetzungen.

Die Gesamtidentität des Jugendlichen weist Defizite in anderen, ebenso wesentlichen Feldern auf. Späteres Wettkampfversagen, übergroße Nervosität und Selbstzweifel in entscheidenden Phasen haben oft ihre Ursache in der ungleichgewichtigen Identitätsentwicklung des Jugendlichen.

Deshalb darf der Trainer nicht nur die sportliche Leistung seiner Schützlinge als alleinigen Gegenstand seiner Überlegungen sehen, sondern er muss auch andere Lebensbezüge kennen und sie in der Trainings- und Wettkampfplanung berücksichtigen. Einige wesentliche Aspekte außersportlicher Lebensbereiche werden von Kurz (59) besonders hervorgehoben:

a) Gleichgewicht zwischen Sport, Schule und Beruf finden

Jugendliche Sportler, die in der Schule oder im Beruf erfolgreich sind, werden auch im Sport bessere Leistungen vollbringen als solche, die im schulischen oder beruflichen Bereich Konflikte, Probleme oder Ängste mit sich tragen.

Der Trainer sollte auch erkennen, ob Jugendliche den Sport als Kompensation für schlechte Leistungen in der Schule oder im Beruf betreiben. Auch wenn dies dem Trainer verständlicherweise schwerfällt, sollte er auf die Jugendlichen einwirken, ihre Anstrengungen nicht nur auf den Sport zu richten. Erfahrene Trainer wissen, dass nur diejenigen Sportler langfristig die optimale Leistung erbringen, bei denen eine berufliche Absicherung und positive Zukunftsaussichten gegeben sind.

b) Kooperation Trainer – Eltern – Ausbildung

Beruflicher und schulischer Werdegang beeinflussen das sportliche Engagement des Jugendlichen. Deshalb sollte der Trainer über den beruflichen Werdegang seiner Schützlinge Bescheid wissen. Da der sportliche Werdegang mit der beruflichen Ausbildung parallel läuft, kann der zeitliche Aufwand für Training und Wettkampf zum Problem werden. Hier sollte der Trainer gemeinsam mit den Eltern nach Möglichkeiten und Wegen suchen, den Aufwand für den Sport in einem angemessenen Maß zu halten. Zeiten, in denen das sportliche Training etwas zurückgeschraubt werden muss, wechseln mit Phasen, bei denen ein erhöhter Trainingsumfang keine Einbußen in schulischer oder beruflicher Hinsicht mit sich bringt. Sofern es den Trainern und Betreuern möglich ist, sollten sie beratend und helfend bei schulischen Problemen oder bei der Suche nach geeigneten Lehr- und Ausbildungsstätten tätig werden.

c) Materielle Zuwendungen kritisch betrachten

Talentierte jugendliche Leistungssportler werden von Sponsoren und Vereinen mit Geldbeträgen umworben bzw. ausgestattet. Wenn dies auch von Sportart zu Sportart verschieden gehandhabt wird, besteht hier für manchen Jugendlichen doch die Gefahr, berufliche und schulische Ausbildung zu vernachlässigen, da er offensichtlich mithilfe seines Sports sein Leben bestreiten oder sich gar Sonderwünsche erfüllen kann. Der Trainer sollte dieser Verlockung realistisch entgegenwirken und dem Sportler bewusst machen, dass durch Verletzungen, Krankheit oder andere Ursachen diese Unterhaltsquelle versiegen kann.

Materielle Zuwendungen machen die Leistung zu sehr vom Ergebnis abhängig und blockieren dadurch Leistungsentwicklungen, die sich erst später entfalten würden.

d) Training mit Gleichaltrigen

„Nur in der Beziehung zu etwa Gleichaltrigen können sie wirklich primären Status erreichen und soziales Miteinander auf gleichberechtigter Basis erproben” (59). Der Umgang mit Gleichaltrigen ermöglicht dem Jugendlichen den Austausch von Lebensproblemen oder die Diskussion über geschlechtsspezifische und körperbezogene Fragen. Die Gemeinschaft der Gleichaltrigen, der Gleichgesinnten und der in der gleichen Lebenssituation Befindlichen verleiht dem Einzelnen das Gefühl von Geborgenheit. Er braucht nicht die Anstrengung zu unternehmen, sich vor der Erwachsenenwelt rechtfertigen zu müssen. Deshalb sollten Jugendliche nicht nur miteinander trainieren und wettkämpfen, sondern auch Gelegenheit zum Kennenlernen und Erfahrungsaustausch außerhalb der Sportsituation erhalten.

e) Außersportliche Kontakte pflegen

Der Jugendliche soll wissen, dass auch ohne Sport ein sinnerfülltes Leben möglich ist. Die Einsicht, dass der Sport nicht das einzig Erstrebenswerte im Leben ist, lässt ihn den Sport mit mehr Freude erleben. Seine Fähigkeiten können sich ohne Leistungsdruck besser entfalten. Dadurch wird Vorsorge getroffen, dass das Ende der Sportkarriere nicht als persönliches Scheitern und Versagen erlebt wird.

f) Verantwortung übernehmen

Jugendliche Sportler sollen allmählich zur Eigenverantwortlichkeit geführt werden. Die Leit- und Vorbildfunktion von Trainern und anderen Bezugspersonen wird mit zunehmendem Alter der Jugendlichen durch selbstständige Zielsetzungen und Entscheidungen ergänzt, wenn auch nicht völlig ersetzt. Der jugendliche Athlet sollte an den Überlegungen für das Training beteiligt und zunehmend in die Lage versetzt werden, Leistungsziele, Trainingspläne und Wettkampfkalender mit zu verantworten und darüber hinaus auch bei Positionsvergaben und Mannschaftsaufstellungen mitzuwirken. Auch die Übernahme von Verantwortung für jüngere Athleten oder für wettkampfunerfahrene Neulinge kann zur persönlichen und sozialen Festigung beitragen. Betreuererfahrung während der aktiven Laufbahn erleichtert die Beendigung der Karriere, da sie weitere Kontakte mit der Sportart ermöglicht.

2.6ZUSAMMENFASSUNG

Die Entfaltung der Identität stellt das Ziel jeglicher Jugendarbeit dar. Im Rahmen der Gesamtentwicklung soll es gelingen, dem Jugendlichen seine sportliche Identität zu vermitteln. Er soll fähig werden, sich mit seinen Rollen zu identifizieren und gleichzeitig eine kritische Autonomie zu entwickeln. Positive Beziehungen zu Trainern, Sportkameraden, Eltern und Lehrern tragen wesentlich zu einer stabilen, sich selbst vertrauenden Persönlichkeit bei. Der Jugendliche soll fähig werden, seine persönlichen Ziele selbst zu setzen.

Minderwertigkeitsgefühle und Überheblichkeitsgebaren zeugen von Störungen in der persönlichen und sozialen Identitätsentwicklung.

Betreuer und Trainer haben die Aufgabe, Verhaltensweisen von Jugendlichen bzw. Kindern zu interpretieren und gegebenenfalls die wahren Hintergründe abweichenden oder auffälligen Verhaltens herauszufinden. Die unterschiedlichen familiären und sozialen Herkunftssituationen jugendlicher Sportler bedingen die Vielfalt der Identitätsentwicklungen.

Jugendliche Sportler können in hohem Maß an Konflikten leiden, deren Ursachen im primären Sozialisationsbereich zu suchen sind. Schwankungen und Störungen in ihrem sportlichen Verhalten bzw. Leistungsvermögen bedürfen deshalb einer sorgfältigen Diagnose und Analyse durch den psychologisch ausgebildeten Trainer oder durch die Mitarbeit des Sportpsychologen.

Jugendliche Sportler, denen das Glück zuteil wurde, ihre Persönlichkeit im Sinne der Identitätsbalance zu finden, sind weit weniger auf psychoregulative Maßnahmen angewiesen. Hier kann sich der Trainer bzw. der Sportpsychologe auf psychoregulative und mentale Trainingsmethoden konzentrieren, die eine Optimierung des Leistungsverhaltens bewirken.

Die Kenntnis sozialer Entwicklungseinflüsse und persönlicher Erfahrungswerte stellt bei wenig belastbaren, nervösen oder aggressiven Sportlern eine wesentliche Voraussetzung für die Anwendung psychoregulativer Maßnahmen dar.

Die folgenden Kapitel sollen den Zusammenhang von Diagnose, Prognose und psychoregulativen Maßnahmen aufzeigen.

3

PSYCHOLOGISCHE ERKENNTNISGEWINNUNG IM SPORT

Jeder Versuch, das Verhalten eines Sportlers zu beeinflussen und zu verändern, setzt Kenntnisse seiner spezifischen Verhaltensbedingungen voraus. Ein Trainer, der nicht versucht, die Hintergründe eines abweichenden oder leistungsschwachen Verhaltens zu ergründen, wird kaum gezielte Maßnahmen zur Abhilfe bzw. Verbesserung ergreifen können.

Die Gründe für den Leistungsabfall können z. B. im persönlichen (Familienkonflikte), im sportlichen (mangelndes Training) oder im sozialen Umfeld (Erwartungsdruck) zu suchen sein.

Persönliches Einfühlungsvermögen des Trainers, das auf Eigenerfahrung ähnlicher Situationen beruht, kann für den Sportler hilfreich sein, da er die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft als wohltuend empfindet. Häufiger besteht jedoch die Gefahr, dass der Trainer die Ursachen des psychischen Zustandes seines Schützlings verkennt und demzufolge kaum wirksame psychologische Maßnahmen ergreifen kann. Der Trainer sollte alle ihm zugänglichen Quellen und Möglichkeiten nutzen, um eine Vielzahl persönlicher Daten und Informationen über seinen Schützling zu erhalten. Sie stellen die Grundlage zukünftiger psychoregulativer Maßnahmen dar.

DiagnosePrognosePsychoregulation

Erst aus einer korrekt gestellten Diagnose lassen sich Prognose und konkrete Schritte zur Psychoregulation ableiten. In der Praxis sportpsychologischer Vorgehensweise haben sich folgende diagnostische Verfahren bewährt:

Anamnese

Gespräch

Interview

Beobachtung

Selbstbeobachtung

Fragebogen

Experiment

Test

Soziometrische Verfahren

3.1ANAMNESE – LEBENSLAUFANALYSE

Die Anamnese stellt die Informationssammlung über Lebenslauf und Vorgeschichte eines Sportlers dar.

Beispiel 1:

Frage: „Warum treiben Sie Sport?”

Antwort: „Meine Eltern sind sehr sportlich und haben mich schon als Kind in den Verein geschickt.”

Beispiel 2:

Frage: „Warum treiben Sie Sport?”

Antwort: „Meine Eltern und der Arzt meinen, ich solle meine schlechte körperliche Haltung verbessern, das ginge durch Sport am besten. Meine Freunde haben mich mitgenommen.”

Diese unterschiedlichen Beweggründe zeigen exemplarisch auf, dass der Trainer sein Auftreten und seine Auffassungen auf die Motive und Voraussetzungen der jugendlichen Sportler abstimmen muss. Ein Jugendlicher, der frühzeitig von den sportlichen Eltern zum Sport erzogen wurde, verfügt wahrscheinlich über stabilere Einstellungen zum sportlichen Tun und entsprechend höhere Kompetenz des Handelns als Jungen oder Mädchen, die ohne sportliche Vorerfahrung auf Drängen anderer zum Sport gelangten.

In Verbindung mit mündlicher und schriftlicher Befragung über aktuelle Einflussgrößen aus dem persönlichen, sozialen und sportlichen Geschehen erhält der Trainer ein abgerundetes Bild der Lebenssituation des Sportlers oder der Sportlerin, das ihm als Grundlage für weitere Interpretationen des Verhaltens und für die erforderlichen psychologischen Maßnahmen dient.

Die Lebenslaufanalyse darf nicht zu extrem positiven oder negativen Persönlichkeitsbeurteilungen verwendet werden. Sie stellt die diagnostische Schlüsselsituation dar, sie öffnet dem Trainer die Tür zur Persönlichkeit seines Schützlings, aber „wie’s wirklich da drinnen aussieht” sollte durch zusätzliche Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung ermittelt werden.

Die Anamnese sollte folgende Lebensbereiche umfassen:

FRAGESTELLUNGEN

Allgemeine Fragen

Besondere Neigungen und Interessen neben dem Sport.

Alle entscheidenden Erlebnisse außersportlicher und sportlicher Art.

Berufliche bzw. schulische Bezüge (z. B. aktiv – passiv; Schulart, Weiterbildung).

Freizeitgestaltung.

Persönlichkeitsorientierte Fragen

Soziale Bindungen: Freundschaften, Verein, Organisationen.

Besondere Leistungen außersportlicher Art, praktisch oder geistig; Darstellung praktischer Begabungen; Erwähnung geistiger Interessen.

Selbstcharakterisierung nach der Gefühls- und Willensseite (z. B. leicht beeindruckbar, beharrlich), der Fremd- oder Selbstbezogenheit (z. B. gesellig oder gerne allein).

Eindrucksvolle Erlebnisse, zum Beispiel Begegnungen mit anderen Menschen, mit Vorbildern sportlicher und nichtsportlicher Art.

Reisen.

Krankheiten, Verletzungen.

Weiterführende Fragen

Herkunft: Landschaft, Stadt oder Land, geografische Lage, häufiger Ortswechsel.

Eltern: Beruf, streng erzogen oder liberal, sportlich, Elternbeziehung.

Geschwister: Zahl, sportlich, Einzelkind.

Erziehung: sich selbst überlassen?, streng, verwöhnt, behütet.

AUSWERTUNG

Formal

Sprache und Stil: geben Hinweis auf geistiges Niveau und Sprachgewandtheit.

Wortwahl: zeigt geistige Beweglichkeit und Variationsbreite.

Zusammenhängende Darstellung: verweist auf klare und geordnete Gedankenführung.

Ablauf der Darstellung: gründet häufig in harmonischem oder impulsivem Erleben.

Inhaltlich

Besondere Ereignisse: können als Erklärung für bestimmte Einstellungen herangezogen werden.

Geistige Bezogenheit: zeigt wertgebundene Interessen und Neigungen.

Praktische Betätigung: gibt Aufschluss über praktische Begabung außersportlicher Art.

Lebens- und Umwelt (harmonisches oder gestörtes Familienleben, Freundschaften nach Zahl und Tiefe, mangelnde oder intensive soziale Kontakte): liefern Symptome für Egozentrik oder gesellschaftliche Aufgeschlossenheit und Konflikte in sozialen Beziehungen.

Stimmungen: heiter, lustig, aktiv oder passiv, pessimistisch, selbstvertrauend, realitätsbezogen oder zurückhaltend.

Sittliche Grundhaltung: Motive des Handelns, fair, rücksichtsvoll, krisenfest oder schwankend.

3.2SPORTBEZOGENE PERSÖNLICHKEITSANALYSE

Maßnahmen, die der Trainer ergreift oder der Sportler selbst in Angriff nimmt, setzen voraus, dass sich beide darüber im Klaren sind, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Situation der Sportler seine besten bzw. schlechtesten Leistungen erbringt. Ziel ist es, die im Training erzielten guten Leistungen auf die Wettkampfsituation zu verlagern. Hierzu ist es erforderlich, diejenigen Gedanken, Gefühle, Motive, Erwartungen, Ziele usw. des Sportlers zu erfahren, die verhindern, dass er sein Bestes zu geben vermag. Möglichkeiten der Analyse können mit dem Sportler abgesprochen und die ihm zusagende Methode angewendet werden. Es kommen in Betracht:

Gespräch

Exploration

Schriftliche Selbstanalyse – Selbstbeobachtung

Fragebogen

3.3DAS GESPRÄCH

Das persönliche Gespräch bietet sowohl diagnostische als auch therapeutische Möglichkeiten.

Die meisten Sportler haben den Wunsch, sich mit jemandem auszusprechen. Der Trainer kann diesem Bedürfnis entsprechen und dabei durch Lenkung des Gesprächs und Beobachtung des Verhaltens des Sportlers seine Kenntnisse über dessen Innenleben erweitern. Das Gespräch ist frei von Fragen und explorierenden Feststellungen, es soll anregend sein, thematische Schwerpunkte aufweisen und dem Sportler das Gefühl der Ungezwungenheit und Freiwilligkeit vermitteln.

Der Sinn des Gesprächs liegt in der persönlichen Begegnung, im Austausch persönlicher Gedanken, dem geistigen Verständnis und der inneren Zuwendung, die während und nach dem Gespräch spürbar werden soll. Die diagnostischen Ergebnisse des Gesprächs bleiben deshalb relativ gering.

Das Gespräch dient jedoch als persönliche Grundlage und als positiver Einstieg zu weiteren Erkundungsschritten.

3.4DAS ERKUNDUNGSGESPRÄCH – EXPLORATION

Die Exploration stellt eine persönliche Aussprache dar. Dabei wird eine systematische Fragetechnik angewendet, die gezielt auf die Aufklärung der leistungsmindernden Faktoren gerichtet ist. Sie ist eine Art Fragespiel, das sich auch die Aufhellung von Erlebnishintergründen, von verleugneten oder verdrängten Ängsten und Hemmungen oder von negativen Erlebnisfaktoren zur Aufgabe macht. In Weiterführung des persönlichen Gesprächs werden bei der Exploration auch Grundeinstellungen, Erwartungen und Ziele des Sportlers angesprochen.

Unverzichtbare Voraussetzung ist die Freiwilligkeit des Sportlers bzw. der Sportlerin, gemeinsam mit dem Trainer seine Probleme zu erhellen.

Hierzu wird sich der Sportler nur bereit erklären, wenn

a)er davon überzeugt ist, auf diese Weise seine Leistungen verbessern zu können,

b)die fachliche Anerkennung des Trainers und das menschliche Zutrauen zu ihm gegeben sind und

c)die Gesprächsatmosphäre entspannt und freundlich gestaltet ist.

Der Trainer darf auf keinen Fall eine dominierende Rolle einnehmen, die dem Sportler das Gefühl der Unterlegenheit vermitteln könnte. Wohlwollendes Zuhören, Verstehen und individuelles Vorgehen werden in dieser gezielten Gesprächsführung vom Trainer verlangt.

EINSTIEG

Am Anfang stehen Fragen zu den Fähigkeits-, Erlebnis- und Wissensbereichen, die dem Sportler eine positive Antwort ermöglichen. Durch einen angenehmen Einstieg wird die Bereitwilligkeit zu weiteren Informationen geweckt und der Gefahr, dass sperrende Abwehrmechanismen auftreten, vorgebeugt. Beispiel: „Kannst du dich an deinen schönsten Wettkampf erinnern?”, „Worauf führst du dieses gute Ergebnis zurück?”, „Was gefällt dir an deinem Sport am besten?”, „Wie sollte sich deiner Meinung nach ein guter Trainer verhalten?”, „Was würdest du mir für einen Ratschlag geben, damit ich mich so verhalte, dass du dich am wohlsten fühlst?”

Auch negative Gedanken können dem Einstieg dienen, sofern sie den Denkrichtungen des Sportlers entsprechen. Beispiel: „Wie fühlst du dich nach einem verlorenen Wettkampf?”, „Was denken deine Kameraden, wenn du einen Punkt abgegeben hast?”

VERTIEFUNG

Um den explorierenden Charakter des Gesprächs zu vertiefen, können die Fragen umgekehrt formuliert werden. Beispiel: „Mich würde noch eine Frage zu unserer Anfangsunterhaltung interessieren: Welcher Wettkampf ging dir am meisten daneben? Welche Gründe waren deiner Meinung nach dafür ausschlaggebend? Was gefällt dir an deinem Sport nicht besonders? Welchen Fehler begeht deiner Meinung nach ein Trainer, auch ich fühle mich eingeschlossen?”

Die weitere Lenkung des Gesprächs sollte auf die spezifische Problematik des Sportlers gerichtet sein. Dabei können folgende, aber auch noch weitere Problembereiche angesprochen werden:

Sozialer Bereich

Hier dreht sich das Gespräch um das Verhältnis zu Sportkameraden, Trainern oder Mannschaftsmitgliedern. Wie sollten sie sich verhalten? Was sollte geändert werden? Welche Befürchtungen treten auf? Welche Personen erscheinen besonders bewundernswert oder verachtenswert? Gründe?

Eigene Person

Erwartungen und Wünsche sollen geäußert werden. Auch Stellungnahmen zur eigenen Leistungsfähigkeit sollen in das Gespräch einfließen. Mit welchen Fähigkeiten und Verhaltensweisen ist der Sportler zufrieden? Was sollte weiterentwickelt und verbessert werden? Wo liegt das Hauptproblem? Wann treten negative Gedanken auf? Wie lange wirken sie?

Verhalten des Trainers

Im Verlauf des Gesprächs soll der Trainer die Rolle des wertschätzenden Zuhörers übernehmen, der durch anregende Fragen das Gespräch in Gang hält, ohne zu be- oder verurteilen. Treten Widersprüche auf, sollten sie behutsam ohne Auftrumpfen angesprochen werden. Ratschläge, Belehrungen, Tröstungen, verhörähnliche Techniken oder zu abrupte Übergänge von einem Thema zum anderen stören die Gesprächsbereitschaft und schränken die Offenheit der Aussagen des Schützlings ein.

Ein Erkundungsgespräch stellt eine Interviewart dar, die bei Lamnek als „narratives Interview” beschrieben wird (60).

Weitere Formen qualitativer Interviewtechniken sind das problemzentrierte, fokussierte, rezeptive und das Tiefeninterview. Sie unterscheiden sich nach Kriterien der Offenheit, der Hypothesenannahme oder der Perspektive des Befragten. Eine ausführliche Darstellung findet sich bei Lamnek (60).

3.5SELBSTBEOBACHTUNG

Die Selbstbeobachtung hat die Lenkung des Bewusstseins auf eigene Gedanken, Gefühle, Verhältnisse oder Reaktionen zum Ziel. Während der Trainer durch Beobachtung der Verhaltensweisen auf die psychischen Bedingungen zurückschließen muss, kann er durch die Selbstbeobachtung des Sportlers unmittelbare Mitteilungen über Erlebnisweisen und Erlebnistiefen erhalten. Für den Sportler ist die Selbstbeobachtung ein hervorragendes Mittel, sich mit den eigenen Verhaltensbedingungen, den Ängsten, Befürchtungen oder Konflikten auseinanderzusetzen. Für Trainer und Sportler bietet das Ergebnis der systematischen Selbstbeobachtung die Grundlage für zukünftiges Planen und Handeln. Häufig scheitert die Selbstbeobachtung an der Unfähigkeit, eigene Erlebnisse zu beschreiben (85).

Um diese Schwierigkeit auszuschalten, sollte man dem Sportler Selbstbeobachtungshilfen geben. Diese können in der Vorgabe von Stichworten oder in detailliert ausgearbeiteten Fragebögen bestehen. Das jeweils auszuwählende Verfahren richtet sich nach der Sprachgewandtheit, der Fähigkeit, psychische Zustände auszudrücken sowie nach der positiven Aufgeschlossenheit des Sportlers. Zunächst sei auf die freie Selbstanalyse verwiesen.

3.5.1FREIE SELBSTBEOBACHTUNG

Die freie Selbstanalyse kann sowohl als Gespräch als auch in schriftlicher Form erfolgen. Die schriftliche Aufzeichnung bietet den Vorteil der systematischen Anordnung, sodass die Aussagen als Grundlage gezielter Planung des weiteren Vorgehens zu verwenden sind.

Bei der freien Selbstanalyse versucht der Sportler, alle Gedanken und Gefühle niederzuschreiben, die ihn im Zusammenhang mit der Ausübung seines Sports beschäftigen. Er erhält nur den Hinweis, alles, was ihm Freude bereitet, alle auftretenden Befürchtungen, Sorgen und Ängste und seine Wünsche und Erwartungen mit einzubeziehen. Die Aufforderung lautet: „Schreibe spontan nieder, was du zu dir selbst sagst, was du fühlst oder denkst, wenn du an deinen Sport denkst oder wenn du ihn ausübst. Überlege nicht, ob es gut oder schlecht ist, schreibe einfach jede Regung nieder.” Diese Selbstanalyse kann auch zu Hause durchgeführt werden.

Liegen alle Aussagen vor, werden sie gemeinsam mit dem Trainer nach zweierlei Gesichtspunkten geordnet:

1.nach dem negativen Gedankeninhalt und

2.nach der positiven Priorität.

Zunächst ordnet man die Aussagen nach positiven und negativen Inhalten und schreibt die Sätze in zwei Spalten untereinander. Im nächsten Schritt wird der Sportler aufgefordert, die Sätze nach ihrer Bedeutsamkeit und Wertigkeit zu ordnen. An erster Stelle steht auf der Negativseite das größte Problem, die größte Angst oder der größte Konflikt. Untergeordnet folgen dann die nächstwichtigen Gedanken. Das Gleiche erfolgt nun mit den positiven Gedanken, sodass eine zweispaltige Anordnung der Wertigkeit negativer und positiver Aussagen gegeben ist. Bereitet es dem Sportler Schwierigkeiten, seine Gedanken in freier Weise niederzuschreiben, bedarf er der Selbstbeobachtungshilfen, die ihm in der systematischen Selbstanalyse angeboten werden.

3.5.2SYSTEMATISCHE SELBSTBEOBACHTUNG

Die systematische Selbstbeobachtung kann nach verschiedenen Vorgaben ausgeführt werden.

3.5.3ALLGEMEINE SATZERGÄNZUNGSVERFAHREN

Der Sportler erhält eine Vorgabe von auffordernden Satzfragmenten, die er nach negativen und positiven Gedankenrichtungen spontan vollenden soll, z. B.: „Welche Gedanken überfallen dich, wenn du an deinen Sport denkst? Ergänze ohne lange Überlegung die folgenden Sätze: …” Eine Auswahl solcher einleitenden Satzfragmente zeigt Tab. 1.

Tab. 1: Allgemeine Satzergänzungsverfahren

Positive Gedanken

Negative Gedanken

Ich bin …

Ich bin …

Ich denke …

Ich denke …

Ich habe …

Ich habe …

Ich fühle …

Ich fühle …

Ich erwarte …

Ich erwarte …

Ich werde …

Ich werde …

Ich kann …

Ich kann …

Ich glaube …

Ich glaube …

Ich sage …

Ich sage …

Ich sehe …

Ich sehe …

Steht zum Beispiel die Trainings- und Wettkampfleistung im Mittelpunkt, können die Gedanken auf die entsprechenden Situationen hin abgestimmt werden (Tab. 2).

Tab. 2: Beispiele für situationsbezogene Satzergänzungsverfahren

 

Positive Gedanken

Negative Gedanken

Vor einem Wettkampf

Ich bin …

Ich bin …

 

Ich denke …

Ich denke …

Nach einem Wettkampf

Ich bin …

Ich bin …

 

Ich denke …

Ich denke …

Vor dem Training

Ich bin …

Ich bin …

 

Ich denke …

Ich denke …

Nach dem Training

Ich bin …

Ich bin …

 

Ich denke …

Ich denke …

3.5.4PROBLEMZENTRIERTE SATZERGÄNZUNGEN

Das psychische Problem des Sportlers ist erkannt. Es resultiert am häufigsten aus den in Tab. 3 dargestellten Belastungsdimensionen.

Tab. 3: Dimensionen psychischer Beeinflussung

Negative Grundhaltung

Positive Grundhaltung

Angst

Selbstvertrauen

Unsicherheit

Sicherheit

Antriebslosigkeit

Vitalität

Ablenkung

Konzentration

Nervosität

Ruhe

Misserfolgserwartung

Erfolgsorientierung

Mentale Hemmung

Zuversicht

Um herauszufinden, welche Ursachen den jeweiligen psychischen Zustand und seine Veränderungen bedingen, können Satzergänzungen gebildet werden, die so formuliert sind, dass sie das Problem von verschiedenen Seiten aus anpeilen. Als günstig haben sich etwa 8-10 Sätze erwiesen, die versuchen, die negative und die positive Position aus verschiedenen Sichtweisen zu ermitteln. Zur jeweiligen Problemsituation sollen nun die Gedanken geäußert werden. Beispiele für einleitende Satzfragmente zu verschiedenen Belastungsdimensionen geben die Tab. 4 und 5.

In ähnlicher Weise können weitere Belastungsdimensionen analysiert werden. Schwerpunkte der Satzfragmente können folgende Erlebnisbereiche sein: positive und negative Gedanken vor, während und nach dem Wettkampf; Personen, die das persönliche Befinden positiv oder negativ beeinflussen; Erwartungen an sich selbst; Erwartungshaltungen anderer; positive Ziele; Zeitpunkt des Auftretens; Inhalt von Selbstgesprächen; außersportliche Belastungsfaktoren.

3.5.5ALLGEMEINE ASSOZIATIONSANALYSE

Um unbewusste oder tabuisierte psychische Faktoren zu erhellen, über die man nicht gerne spricht, die aber das erfolgreiche Handeln beeinträchtigen, können Begriffe und Worte vorgegeben werden, die als Assoziationsimpulse auf die Gedanken des Sportlers einwirken. Die Aufforderung kann z. B. folgendermaßen lauten:

Tab. 4: Analyse des Leistungsversagens

Angst

Selbstvertrauen

Ich befürchte …

Ich beherrsche …

Ich denke oft …

Ich kann …

Meine Angst ist am stärksten …

Ich bin …

Meine Befürchtungen sind gering, wenn …

Ich traue mir zu …

Ich vermeide …

Ich freue mich auf …

Ich fühle mich unsicher, wenn …

Ich fühle mich sicher, wenn …

Ich empfinde ein unangenehmes Gefühl, wenn …

Ich wage …

Ich sage zu mir …

Ich sage zu mir …

Tab. 5: Analyse konzentrativer Schwächen

Ablenkung

Konzentration

Ich bin zerstreut, wenn …

Am besten kannn ich mich konzentrieren, wenn …

Folgende Gefühle stören mich beim Konzentrieren …

Es macht mir nichts aus, wenn …

Es fällt mir schwer, aufmerksam zu sein, wenn …

Negative Gedanken machen mir nichts aus, wenn …

Wenn ich mich konzentrieren soll, denke ich oft an …

In folgenden Situationen kann mich nichts erschüttern …

Am meisten stört mich …

Meine Konzentration reicht mindestens …

Am wenigsten kannn ich mich konzentrieren, wenn …

Negative Gedanken machen mir nichts aus, wenn …

Die Konzentration dauert bei mir höchstens …

In folgenden Situationen konnte ich mich am besten konzentrieren:

Ich bin abgelenkt, wenn …

Wenn ich mich konzentriere, denke ich oft an …

In folgenden Situationen konnte ich mich am wenigsten konzentrieren …

 

„Nenne oder schreibe spontan nieder, ohne viel zu überlegen, was dir beim Hören oder Lesen folgender Begriffe einfällt, welche Gedanken du damit verknüpfst, welche Gefühle und Reaktionen du empfindest:

Hoffnung, Erfolg, Misserfolg, Angst, Sicherheit, Sieg, Niederlage, Freude, Gegner, Trainer, Mannschaftskamerad, Training, Wettkampf, Schlaf, Ruhe, Konzentration, Lust, Risiko.”

3.5.6PROBLEMORIENTIERTE ASSOZIATIONSANALYSE

Eine Voraussetzung für die problemorientierte Assoziationsanalyse besteht in der klaren Erkenntnis des anstehenden Problems, z. B. Leistungsabfall, Angst vor dem Start, aggressive Unbeherrschtheit.

Die Aufhellung des Problems geschieht im Rahmen vorbereitender Gespräche. Die eigentliche Aufgabe der problemorientierten Assoziationsanalyse besteht darin, die Ursachen und Bedingungen aufzudecken, die dem Problem zugrunde liegen.

Ein Beispiel für ein solches Problem ist das Leistungsversagen, d. h., ein Spieler fühlt sich nicht in der Lage, sein Bestes zu geben, da offensichtlich Hemmungen, Ängste oder mentale Sperren dies verhindern. Er erhält dann einen Katalog von Begriffen und Sätzen, die in Bezug zu seinem Spielverhalten gebracht werden können.

Die Antworten sollen wieder in lockerer und entspannter Atmosphäre, spontan und ohne langes Überlegen gegeben werden. Die Auswahl der Initialwörter muss sich auf die spezifische Situation beziehen. Deshalb kann im Folgenden nur eine exemplarische Aufstellung vorgenommen werden. Die Bereiche, aus denen die Begriffe gewählt werden, sollten aus den sozialen Beziehungen (Zuhause, Freunde, Trainer, Mannschaft), aus eigenen Antrieben (Motivation, Erwartung), aus der Zugehörigkeit zu Leistungsklassen (Ligen, Kader) und aus persönlichen Einstellungen und Fähigkeiten stammen.

„Formuliere zu jedem der folgenden Begriffe und Aussagen spontan alle Gefühle und Gedanken, die dich dabei befallen. Versuche, auch nebensächliche Gedanken oder kleinere Gefühlsregungen auszudrücken.

Gedanken an den nächsten Gegner

Beste Leistung

Name anderer Gegner

Namen von bekannten Vorbildern

Zuschauer

Namen von schwachen Spielern

Unangenehmster Gegner

Welche Klasse kann ich erreichen?

Erfolg

In welcher Liga kann ich spielen?

Angenehmster Gegner

Höhere Leistungsklasse

Trainer

Appetit

Presse

Eigene Technik

Vereinsmitglieder

Kondition

Freunde

Kribbeln im Magen

Spielbeginn

Gefühl von Schlaffheit

Spielverlauf

Schlaf

Spielende

Unangenehmste Situation im Wettkampf

Gute Laune

Angenehmste Situation im Wettkampf

Eigene Mängel

Spaß

Eigene Stärken

Schwächste Leistung.”

Anschließend werden die Antworten nach ihrem negativen Gehalt geordnet und versucht, das Hauptproblem durch Zusammenschau der negativen Antworten einzukreisen.

Die problemorientierte Selbstanalyse kann auch in Form eines Gesprächs durchgeführt werden. Dabei ist vor allem auf die negativen Reaktionen zu achten, da sie Hinweise dafür sind, dass der Sportler diese Reaktionen in ähnlichen Situationen erlernt hat.

3.6BEOBACHTUNG

Nachstehendes Beispiel soll als Einstieg in die Problematik der Wahrnehmung und Beobachtung dienen:

Zwei Zuschauer, die Anhänger zweier gegnerischer Mannschaften sind, erregen sich über eine Schiedsrichterentscheidung. Der eine ruft: „Hast du gesehen, wie er ihm das Bein gestellt hat?” Der andere: „Aber erst als ihn euer Mann mit dem Ellbogen traktiert hat!” „Stimmt nicht!” „Doch!”

Aus diesem alltäglichen Streitgespräch kann man entnehmen, dass die individuelle Interpretation bestimmter Ereignisse von Zuschauer zu Zuschauer verschieden ist. Beide haben zwar das Spiel beobachtet, doch ihre Bewertung der Situation stützt sich auf unterschiedliche Wahrnehmungen.

Ursachen für die interindividuelle Verschiedenartigkeit der Interpretationen von Beobachtungsergebnissen sind in der unterschiedlichen Anhängerschaft, der Voreingenommenheit, der Erwartung eines Erfolgs der eigenen Mannschaft, in eigenen Erfahrungen unterschiedlicher Art usw. zu suchen. Es sind also subjektive Einflussfaktoren, die eine interindividuelle Veränderung der Wahrnehmung bewirken.

3.7BEOBACHTUNGSARTEN

Es ist angebracht, zwischen einer naiven und einer wissenschaftlichen Beobachtung zu unterscheiden.

Trainer sind in der Regel auf naive Beobachtung angewiesen. „Die Beobachtungsgabe des Trainers ist der Kunst näher verwandt und weniger exakt als die Wissenschaft; doch diese vermag tiefer einzudringen” (32). Damit wird ausgesagt, dass der Trainer meist an mehreren Merkmalen und Zusammenhängen interessiert ist, deren Beobachtung mit wissenschaftlichen Methoden einen zu hohen Aufwand an Zeit und Organisation bedeuten würde. Deshalb ist er darauf angewiesen, die beobachteten Merkmale zu analysieren und mit seinen Erfahrungen und den Kenntnissen über den Sportler und mit der Anforderungssituation zu vergleichen. So ergibt sich häufig ein Übergang von naiver zur wissenschaftlichen Beobachtung. Bei der Interpretation der Beobachtungsergebnisse sollte man sich der bestehenden Mehrdeutigkeit ihrer Zuordnung bewusst bleiben.

Die Beobachtung ist ein Wahrnehmungsprozess, der planmäßig erfolgt und auf einen bestimmten Beobachtungsgegenstand gerichtet ist, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Die Frage des Indikators: „Hast du gesehen, wie er ihm das Bein gestellt hat? Eine brutale Aggression!”

Der Zuschauer, als Zeuge eines Fouls, interpretiert seine Beobachtung als Ausdruck eines psychischen Sachverhalts, der seiner Beobachtung nicht zugänglich ist. Er schließt aus einem bestimmten Verhalten auf einen psychischen Beweggrund, hier „Aggression”, ohne dessen sicher sein zu können. In diesem Fall könnte auch die Angst vor der Blamage, den Gegner ziehen lassen zu müssen, die Ursache für das Beinstellen sein. Der Rückschluss vom beobachteten Verhalten zum psychischen Hintergrund bedarf psychologischer Kenntnisse und distanzierter Selbsteinschätzung.

Eine operationale Definition eines beobachteten Sachverhalts ist nur dann gegeben, wenn das Verhalten durch das Messen von Indikatoren festgelegt wird.

Beispielsweise: 10 Fouls in zwei Spielen bedeuten hohe Aggressivität. Dadurch wird das Verhalten zwar messbar, aber auch sehr vereinfacht, weil andere Verhaltensbedingungen (z. B. Angst, Minderwertigkeitsgefühle) ausgeschlossen werden.

3.7.1OFFENE UND VERDECKTE BEOBACHTUNG

„Der Bundestrainer schaute zu, das machte mich nervös, deshalb lief nichts!” Ein Fußballspieler wusste, dass er vom Bundestrainer beobachtet wurde. Dieses Bewusstsein genügte, um sein Verhalten auf dem Spielfeld so zu beeinflussen, dass er nicht die gewohnte Leistung erbrachte. Bei einem anderen Spieler wäre die Reaktion vielleicht umgekehrt gewesen.

An diesem Beispiel soll verdeutlicht werden, dass die Beobachtung häufig das Verhalten verändert und dann der Beobachtende ein falsches Bild der beobachteten Person erhält. Diesen Nachteil versucht man durch die verdeckte Beobachtung zu umgehen. Dadurch wird verhindert, dass der Beobachtete sein Verhalten bewusst oder unbewusst verändert. Verdeckte Beobachtung kann im Trainings- und Wettkampfgeschehen durchgeführt werden, wenn z. B. der Sportler zwar über die Anwesenheit bestimmter Personen informiert ist, aber von deren Beobachtungsabsicht keinerlei Kenntnis hat.

3.7.2TEILNEHMENDE UND NICHTTEILNEHMENDE BEOBACHTUNG

Ein Tennistrainer, der sich über fehlerhafte Verhaltensweisen seines Schützlings genauer informieren möchte, übernimmt die Rolle des Gegenspielers. Dadurch erhofft er sich vertiefte Kenntnisse über Mängel des Spielverhaltens. Er beeinflusst jedoch durch sein eigenes Auftreten und taktisches Spiel seinen Schützling in einer Weise, dass ein völlig anderes Fehlerbild entsteht. Die teilnehmende Beobachtung kann also die Unzulänglichkeit der offenen Beobachtung noch verstärken.

Teilnehmende Beobachtung liegt auch bei einem Spielertrainer vor, der während des aktiven Spiels die Aktionen seiner Spieler beobachtet. Er muss sich darüber im Klaren sein, dass seine Anwesenheit und sein Verhalten die Spieler in einem Maß beeinflussen können, das es unmöglich macht, ihr Spielverhalten als Indikator für den zu erforschenden Sachverhalt (z. B. Erkennen günstiger Anspielsituationen, Laufwege, Antizipationsfähigkeit) heranzuziehen.

Sportliche Übungs-, Trainings- und Wettkampfsituationen bieten eine Fülle von Möglichkeiten, teilnehmende bzw. nichtteilnehmende Beobachtungen durchzuführen. Die Verhaltensänderung durch teilnehmende Beobachtung hängt vom Verhältnis des Sportlers zum Trainer und von der Bedeutung der Beobachtungsergebnisse für den Beobachteten ab.

3.7.3KURZZEIT- UND LANGZEITBEOBACHTUNG

Es gibt psychische Faktoren, die kurzzeitig erkennbar sind, und andere, die nur durch längerwährende Beobachtung erfasst werden können. Ob ein Merkmal durch Kurzzeitbeobachtung geklärt werden kann, hängt von theoretischen Überlegungen und Hintergrundkenntnissen ab.

Beispielsweise behauptet ein Trainer: „Diesen Spieler kann ich nicht einsetzen, er hat Angst vor dem Gegner, das war im vergangenen Spiel deutlich zu beobachten!”

Die Interpretation eines einmaligen Angstverhaltens als grundsätzliche Angst vor dem Gegner stellt eine übereilte Verallgemeinerung dar. Die Ursachen für eine einmalige Verhaltensweise können in aktuellen (z. B. Schmerzen) oder in persönlichen Umständen (z. B. Angst vor dem Hinausstellen) zu suchen sein.

Inhalte von Langzeitbeobachtungen können z. B. sein: Lernfortschritte, taktische Fähigkeiten, Angstreaktionen, Interaktionsanalysen, Ermüdungsphänomene oder emotionale Reaktionen in bestimmten Situationen.

3.7.4SYSTEMATISCHE BEOBACHTUNG

Die Bewertung eines Kunstturners oder einer Eiskunstläuferin erfolgt durch Kurzzeitbeobachtung verschiedener Beobachter. Wie die Praxis häufig zeigt, kommen die Kampfrichter dabei zu recht unterschiedlichen Ergebnissen.

Diese Fehlerquelle kann dadurch ausgeschaltet werden, dass bei der systematischen Beobachtung das zu beobachtende Kriterium genau festgelegt wird. Um die Gefahr zu vermindern, dass untrainierte Beobachter das gleiche Verhalten unterschiedlich bewerten, wird die Aufgabe auf wenige Merkmale reduziert, die in einem Beobachtungsbogen festgehalten werden.

Als Beobachtungsgegenstände (Indikatoren) können folgende Verhaltensdimensionen gewählt werden:

Motorisches Verhalten

Mimik

Emotionaler Bereich (Stimmung, Affektverhalten, Wertverhalten, z. B. Fairness)

Sozialverhalten (Spieler, Gegner, Trainer)

Sprachverhalten

Lernverhalten

Spielverhalten

Beispiel:

Ein Tischtennisspieler erreicht nicht seine volle Spielstärke, weil er sowohl in Trainings- als auch in Wettkampfsituationen emotional reagiert, schimpft, den Schläger wirft, aggressiv oder resigniert nach Hause geht. Um eine psychoregulative Therapie aufzubauen, ist es sinnvoll, diese Verhaltensweisen systematisch zu beobachten und entsprechende Maßnahmen gemeinsam durchzusprechen.