Psychotherapie für Kinder und Familien (Leben Lernen, Bd. 179) - Gudrun Görlitz - E-Book

Psychotherapie für Kinder und Familien (Leben Lernen, Bd. 179) E-Book

Gudrun Görlitz

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Beschreibung

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie kann langfristig nur erfolgreich sein, wenn Eltern und Familie über krank machende Bedingungen aufgeklärt, über entwicklungsförderndes Verhalten informiert und auf eine positive Eltern-Kind-Interaktion vorbereitet werden. Der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut findet in diesem Band eine Fülle an ausformulierten erlebnisorientierten Übungen: so zum Beispiel ein Eltern-Kind-Spiel-Training, Kommunikationsübungen oder ein Problemlösungstraining, das die Arbeit mit den Bezugspersonen zielorientiert strukturiert. Zahlreiche Informationen und Materialien sind für die Weitergabe an Eltern und Familienangehörige konzipiert, denn Hilfe zur Selbsthilfe spielt bei der Verbesserung familiärer Interaktionen eine wichtige Rolle. Der Praxisteil wird einge leitet durch Basiswissen zu den Themen Familie, Erziehung und Psychotherapie. Auch hier finden sich Bausteine zur Weitergabe an betroffene Familien. Das Buch schließt mit Informationen für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten zu Fragen der Antragstellung und Supervision. Der Parallel-Band Zusammen mit dem Band »Psychotherapie für Kinder und Jugendliche« liegt hiermit ein umfassendes Praxishandbuch zur Kindertherapie vor.

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Seitenzahl: 306

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Gudrun Görlitz

Psychotherapie für Kinder und Familien

Übungen und Materialien für die Arbeit mit Eltern und Bezugspersonen

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die digitalen Zusatzmaterialien haben wir zum Download auf www.klett-cotta.de bereitgestellt. Geben Sie im Suchfeld auf unserer Homepage den folgenden Such-Code ein: OM89234

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Klett-Cotta

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© 2013 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Jutta Herden, Stuttgart

Unter Verwendung eines Fotos von istockphoto/QuinVa

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-89234-5

E-Book: ISBN 978-3-608-10551-3

PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20296-0

Das E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Inhalt

Einleitung

Hinweis zum Download-Material

I. Grundlagen der Arbeit mit Bezugspersonen und Familien

1. Theoretische Grundlagen

1.1 Therapiematerial: Entwicklungsziele

1.2 Leitfaden Erziehung: Entwicklungsförderndes Verhalten

1.3 Information: Die richtige Zuwendung

1.4 Therapiematerial: Werte-Hierarchie von Erziehungszielen

II. Basis-Interventionen für die Arbeit mit Bezugspersonen und Familien

1. Der Beginn der Elternarbeit

1.1 Anleitung für die seelische Basisversorgung von Kindern

1.2 Information: Psychosoziale Entwicklungsstufen nach Erikson

1.3 Entscheidungskriterien für die Bezugspersonenarbeit

2. Methoden der Eltern- und Familienarbeit

2.1 Elterntraining

2.2 Therapiematerial: Soziale Unsicherheit

2.3 Therapiematerial: Sozial-aggressives Verhalten

2.4 Partnersitzungen

2.5 Familientherapie

2.6 Familiensitzungen

2.7 Videoanalyse und Videofeedback

2.8 Eltern-Kind-Spieltraining

2.9 Kommunikationstraining

2.10 Therapiematerial: Wertschätzende Kommunikation

2.11 Therapeutische Briefe

2.12 Problemlösetraining

2.13 Information: Umgang mit Trennungs- und Scheidungsproblemen

2.14 Hausbesuche

2.15 Therapiematerial: Selbstbeobachtungsbogen für Eltern

III. Erlebnisorientierte Übungen für die Arbeit mit Bezugspersonen und Familien

1. Erlebnisorientierte Kurzinterventionen für Bezugspersonen

2. Die Arbeit mit Bezugspersonen

2.1 Übung: Liebe ist …

2.2 Information: Eine Stunde Elternzeit

2.3 Übung: Kraftquellen für die Familie

2.4 Therapiematerial: Energiequellen

2.5 Übung: Mein Wunschkind

2.6 Therapiematerial: Einfühlsame Erziehersätze

2.7 Übung: Blick auf das Positive

3. Übungen zur eigenen Familienanalyse der Bezugspersonen

IV. Erlebnisorientierte Übungen für Eltern-Kind-Sitzungen

1. Übungen für die Einzeltherapie

1.1 Übung: Familiensoziogramm

1.2 Übung: Die Familienkonferenz

1.3 Übung: Freundlichkeitsgesten

1.4 Therapiematerialien: Freundlichkeitsgesten

1.5 Übung: Mein Haustier

1.6 Übung: Katastrophengedanken entkräften

1.7 Information: Umgang mit Kinderängsten

1.8 Information: Dem Zwang widerstehen

1.9 Übung: Wutvulkan

1.10 Übung: Trösten

1.11 Therapiematerial: Gefühlstrostsätze

1.12 Übung: Kräfte messen

1.13 Übung: Verstärken

1.14 Information: Verstärkerprogramm

1.15 Therapiematerial: Das Freizeitrad

2. Übungen für die Gruppentherapie

2.1 Übung: Die Vorsichtigen und die Mutigen

2.2 Übung: Neu in der Klasse

V. Informationen für Therapeuten

1. Hochbegabte und ihre Eltern in der Psychotherapie

1.1 Eltern - Kind -Training zur emotionalen und sozialen Förderung hochbegabter Kinder

1.2 Information: Hochbegabung

2. Berufsbegleitende Supervision von Eltern-Kind-Psychotherapien

2.1 Was bringt uns Supervion? (Michaela Nagel)

2.2 Beispielhafte Supervisionsfälle

2.3 Erfahrungen aus der Gruppensupervision (Andreas Mühlbauer)

3. Vom Erstgespräch zum Kassenantrag

3.1 Falldarstellung – Langzeittherapie – Lena

3.2 Falldarstellung – Kurzzeittherapie – Tommy

4. Tipps für Therapeuten von A bis Z zur Elternarbeit

5. Eltern-Fragebogen zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

Ausblick – Festhalten oder Loslassen?

Anhang

Verzeichnis der Übungen, Therapiematerialien und Informationen

Literatur

FürBernd

ein Dankvon ganzem Herzenfür die gelungene Familienzeit

Einleitung

Als ich vor vielen Jahren begonnen hatte, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, und so manches Mal sowohl die kleinen Patienten und ihre Eltern als auch ihre Therapeutin des Fragens, Redens und Erklärens müde wurden, war ich oft vergeblich auf der Suche nach praktischen Übungen. Ich fand in meinen Fachbüchern sehr viel Theorie und Analysen von Fallbeispielen, aber ich fand nur ganz selten wörtliche Anweisungen, die mir halfen, Schritt für Schritt, kindgerecht, kreativ und lebendig zum Ziel zu kommen. Mühsam musste ich mir dies oft für jeden einzelnen Fall selbst zusammenstellen und vorbereiten. Diese »Lücke« in der Literatur hat mich über zwei Jahrzehnte lang beim Lesen, Lehren, in den Therapie- und Supervisionssitzungen beschäftigt, bis ich mich selbst dazu entschlossen hatte, einen kleinen Beitrag zu erlebnisorientiertem Arbeiten in der Kinderpsychotherapie zu leisten.

Vielleicht haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser, bereits den ersten Band Psychotherapie für Kinder und Jugendliche gelesen. Wahrscheinlich haben Sie dann Anleitungen, Übungen und Informationen für die Arbeit mit Eltern und Familien vermisst. Dies werden Sie nun in dem vorliegenden zweiten Band in Form von theoretischen und praktischen Grundlagen, erlebnisorientierten Übungen und Therapiematerialien finden.

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut zu sein, ist ein interessanter, kreativer und vielseitiger, aber auch anspruchsvoller Beruf. Er erfordert vom Therapeuten sowohl die Fähigkeit, mit Kindern altersentsprechend umgehen zu können, als auch Eltern, Bezugspersonen und Familien für die Unterstützung der Therapie zu gewinnen. Die Zusammenarbeit mit den Bezugspersonen gelingt in der Regel dann am besten, wenn Sie

ressourcenorientiert (ohne Schuldzuweisungen) und lebendig (statt trocken belehrend) arbeiten,

die Notwendigkeit der Elternarbeit auch theoretisch verständlich begründen und den Eltern entsprechende Materialien, Tipps und Informationen – auch als Hilfe zur Selbsthilfe – geben und

kompetent, lebendig, gut vorbereitet und strukturiert Ihr psychotherapeutisches Wissen einsetzen.

Der vorliegende Band gibt hierfür zahlreiche Hilfestellungen. Verschiedene Informationen, Übungen und Materialien eignen sich auch zur Weitergabe an Eltern und als Hilfe zur Selbsthilfe.

Der erste Teil enthält praxisrelevante Informationen und Materialien zu psychologischen Forschungsergebnissen in den Bereichen Familie, Entwicklung und Erziehung (wie z. B.: Familienentwicklungsaufgaben, Entwicklungsziele, Erziehungsstile, die richtige Zuwendung) sowie einen Überblick über Basis-Interventionen in der Bezugspersonenarbeit (wie z. B. Psychotherapieinformation für Eltern, Elterntraining, Familien- und Paar-Sitzungen, Spiel-, Kommunikations- und Problemlösetraining, Therapeutische Briefe, Hausbesuche).

Im zweiten Teil finden Sie zu den häufigsten Themen erlebnisorientierte Übungen und Materialien sowohl für die ressourcenorientierte Einzelarbeit mit Bezugspersonen (wie z.B. Liebe ist …, Kraftquellen für die Familie, Blick auf das Positive, Mein Wunschkind) als auch für die gemeinsame Eltern-Kind-Arbeit (wie z. B. Familienkonferenz, Freundlichkeitsgesten, Trösten, Wutvulkan) sowie Übungen und Materialien für die Gruppentherapie (z. B. Die Vorsichtigen und die Mutigen, Neu in der Klasse).

Da sich hinter so manchem »schwierigen Kind« auch eine nicht erkannte Hochbegabung verbergen kann, wird auf das Thema »Hochbegabte und ihre Eltern in der Psychotherapie« noch näher eingegangen. Praxisrelevante Informationen zur berufsbegleitenden Supervision – die dankenswerterweise von Andreas Mühlbauer und Michaela Nagel zusammengestellt wurden – sowie Tipps für Therapeuten und ein Fragebogen für Eltern zur Kindertherapie finden Sie im letzten Kapitel dieses Bandes. Die dargestellten exemplarischen Kassenanträge für Langzeit- und Kurzzeittherapie, einschließlich der Behandlungsverläufe, können Sie als Vorlage für die Formulierung Ihrer eigenen Falldarstellungen und Kassenanträge verwenden. Mit verschiedenen Fallbeispielen, Bildern und Kinderzeichnungen versuche ich für den Leser die dargestellten Informationen etwas zu »beleben«. Mit der Zeichnung eines Familien-Wohlfühlortes des 12jährigen Ralf (»Hütte im Wald mit Feuerstelle und Spielgeräten für Kinder und Eltern, einem Kinderbeet und einem kleinen Teich mit Fischen und Fröschen«) möchte ich – zur Veranschaulichung von Kindersehnsüchten – diese Einleitung schließen.

Ich bedanke mich bei allen, die mir direkt oder indirekt Unterstützung für diese beiden Bände gegeben haben, insbesondere bei meiner Familie.

Mein Dank gilt auch Friederike Bröhan und Frau Dr. Treml, die mit Aufmerksamkeit und klugen Anregungen die Manuskript-Erstellung begleiteten. Bei den kleinen und großen Patienten, bei meinen langjährigen geschätzten Kollegen Dr. Bernd Hippler und Werner Scholz, bei den Aus- und Weiterbildungsteilnehmern von BAP und CIP und bei unserem Institutsleiter und Förderer Prof. Dr. Dr. Serge Sulz möchte ich mich schließlich noch ganz herzlich für alle fachlichen und persönlichen Impulse bedanken.

Augsburg, im Januar 2005Gudrun Görlitz

Vorwort zur sechsten Auflage:

Das offensichtliche Interesse an der Beteiligung und Einbeziehung von Eltern und Familien in der Kinderpsychotherapie ist erfreulich, denn die kleinen und größeren Kinder und jugendlichen Patienten profitieren sehr davon. Die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung und die zunehmende Verringerung der Eltern-Kind-Zeiten in den ersten drei Lebensjahren und auch später durch zunehmend längere außer-familiäre Betreuung stellt für Kinder- und Jugendtherapeuten eine große Herausforderung dar. Deshalb möchte ich meine Kollegen ermutigen, die Ressourcen von Eltern und Familien für die Kinder- und Jugendlichentherapie – durch die zahlreichen Übungen und Methoden aus diesem Band – intensiv zu nutzen, um Bindung und Beziehung als notwendige seelische Grundnahrung in Familien zu gewährleisten.

Augsburg, im Februar 2018Gudrun Görlitz

I. Grundlagen der Arbeit mit Bezugspersonen und Familien

In der psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist die Einbeziehung der Familienmitglieder und Bezugspersonen wichtig. Je jünger die Kinder sind, desto häufiger ist dies erforderlich. Zur Veranschaulichung hier zunächst ein Fallbeispiel mit kurzer Darstellung des Behandlungsverlaufs.

Fallbeispiel: Familie Neumann

Familie Neumann hat viele Probleme. Frau Neumann verträgt sich nicht mit den im Haus lebenden Schwiegereltern, es gibt häufig Streit. Der achtjährige Max leidet unter Trennungsängsten und bleibt nicht alleine im Haus, auch dann nicht, wenn die Großeltern anwesend sind. Sein elfjähriger Bruder Gerd, der als Musterschüler gilt, versucht immer allen alles recht zu machen, explodiert jedoch in letzter Zeit immer häufiger. Herr Neumann hat Angst um seine Stelle. Er rastet manchmal aus und verteilt Ohrfeigen. Er fühlt sich von seiner Frau vernachlässigt, weil diese sich nur noch um Haus, Garten und Kinder kümmert. Die Paarbeziehung leidet. Die sexuelle Beziehung ist seit etwa einem Jahr eingeschlafen. Es bleibt kaum noch Zeit und Ruhe für Gespräche oder Gemeinsamkeiten zu zweit.

Frau Neumann stellt sich mit ihrem Sohn Max wegen dessen Trennungsängsten vor. Max weint jeden Morgen und klagt über Bauchschmerzen und Übelkeit, wenn er aus dem Haus gehen soll. Er hat Angst, seiner Mutter könnte etwas passieren. Diese versucht ihn dann liebevoll zu trösten, sie fühlt sich jedoch insgesamt von Max und der gesamten Familiensituation überfordert.

Die Übungen Kraftquellen für die Familie, Blick auf das Positive sowie die Information Eine Stunde Elternzeit ermöglicht es der Familie, wieder angenehme Gemeinsamkeiten zu erleben. Durch regelmäßige Spiel- und Zuwendungszeiten für beide Kinder bekommt Max zunehmend mehr »Grundsicherheit«, und Gerd fühlt sich wieder mehr beachtet. Die Übungen Familie in Tieren*1 und Familiensoziogramm machen deutlich, wie sehr die Kinder unter dem Streit der Mutter mit den Großeltern leiden. Es werden mit den Eltern Konflikt- und Problemlösemöglichkeiten im Rollenspiel geprobt. Mit den Eltern werden ein Kommunikationstraining durchgeführt und eine regelmäßige Familienkonferenz eingeführt. Die Großeltern werden zu einer Familiensitzung eingeladen und einige Konfliktbewältigungsmöglichkeiten erarbeitet.

Nach diesen stabilisierenden Maßnahmen werden die Ängste von Max symptomorientiert behandelt. Die bereits in der 3. Sitzung aufgestellte Angstleiter wird schrittweise durch systematische Desensibilisierung bewältigt. Durch die Übungen Mein innerer Helfer*, Das starke Ich* und Mut tut gut* gewinnt Max an Selbstsicherheit und Selbstvertrauen.

Die Eltern erhalten Informationen zur Trennungsangst, zum Umgang mit kindlichen Ängsten und üben Gefühlstrostsätze. Die gemeinsame Übung Kräfte messen macht die einzelnen Rollen in der Familie wieder klarer.

Nach 32 Sitzungen geht es Familie Neumann wieder wesentlich besser. Die Trennungsängste von Max haben sich auf ein altersentsprechendes Minimum reduziert.

Die Exploration der eigenen Lebensgeschichten der Eltern gibt wichtige zusätzliche Informationen darüber, wie deren lebensgeschichtliche Erfahrungen ihre heutigen Erziehungsmodelle und Einstellungen gegenüber dem Kind prägen. Zur mühelosen Erfassung dieser Daten können Sie den Eltern einen Fragebogen zum eigenen Lebenslauf aushändigen (z. B. in: Görlitz, Körper und Gefühl, Basisübungen 2017, S. 256–262).

Die Erkenntnisse der Familienpsychologie sind als theoretischer Hintergrund für die Arbeit mit Bezugspersonen sehr hilfreich. Die Familienpsychologie beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Qualitäten des Zusammenlebens im Familienalltag und mit den einzelnen Beziehungen innerhalb einer Familie. Im Folgenden stelle ich einige theoretische Grundlagen, die Sie für die psychotherapeutische Arbeit gut gebrauchen können, kurz dar.

1. Theoretische Grundlagen

Familienentwicklungsaufgaben

Familien und ihre Mitglieder haben im Laufe ihres Zusammenlebens bestimmte Aufgaben zu bewältigen. Eltern sind für die Betreuung, Pflege und Erziehung ihrer Kinder verantwortlich, in der Regel so lange, bis die Kinder sich selbst versorgen können. Später kann es zu einer Umkehr der Rollen kommen, indem z. B. erwachsene Kinder Verantwortung für hilfsbedürftige und gebrechliche Eltern übernehmen. »Psychologisch ist Familie als Gruppe verwandter Personen mit gemeinsamer Geschichte, Gegenwart und Zukunft zu verstehen, deren Mitglieder formal durch Blutsverwandtschaft, nichteheliche Lebensgemeinschaft, Pflegschaft oder Adoption direkt bzw. über Angehörige miteinander verbunden sind.« (Kaiser, 2002, S. 6)

Exkurs: Familiendaten

»Im Jahr 2013 waren in Deutschland 70% der insgesamt knapp 8,1 Millionen Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind Ehepaare. Der Anteil der alleinerziehenden Mütter und Väter an allen Familien betrug 20%. Die restlichen 10% entfielen auf nichteheliche oder gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, zeigt sich ein Wandel der Familienformen: Im Jahr 1996 lag der Anteil der Ehepaare mit 81% noch deutlich höher. Dagegen gab es damals wesentlich weniger Familien mit Alleinerziehenden (14%) oder Lebensgemeinschaften (5%).«

Neben der klassischen Kernfamilie gibt es weitere unterschiedliche Familienformen wie z. B. Mehrgenerationenfamilien, Pflege- und Adoptivfamilien, nichteheliche Lebensgemeinschaften, Einelternfamilien, Stieffamilien, Kommunen usw.

Familienentwicklungsaufgaben (s. Schneewind, 2002, S. 109)

StufeEntwicklungsaufgaben für die ElternFamilien mit jungen KindernAnpassung des Ehesystems, um Raum für ein Kind bzw. Kinder zu schaffen.Koordinierung der Kindererziehung, des Umgangs mit Geld und der Haushaltsführung.Neuorientierung der Beziehungen mit der erweiterten Familie, um Eltern- und Großelternrolle mit einzubeziehen.Familien mit JugendlichenVeränderung der Eltern-Kind-Beziehung, um Jugendlichen zu ermöglichen, sich innerhalb und außerhalb des Familiensystems zu bewegen.Neue Fokussierung auf die ehelichen und beruflichen Themen der mittleren Lebensspanne.Hinwendung auf die gemeinsame Pflege und Sorge für die ältere Generation.

Das Familienklima ist u. a. mitverantwortlich dafür, wie gut die jeweiligen Entwicklungsaufgaben gelingen. Untersuchungen zum Familienklima ergaben drei übergeordnete familiäre Struktur-Dimensionen (s. auch Schneewind, 1995, S. 141):

Positiv-emotionales Klima

(Harmonie, Verständnis, Zuwendung, Konfliktregelung)

Anregendes Klima

(Offenheit, Erfahrungsaustausch, aktive Freizeitgestaltung)

Normativ-autoritäres Klima

(Normorientierung, Regeln, geordneter Ablauf des Familienlebens, Leistungsorientierung)

Zur Typenbildung von Familiensystemen dient das Circumplexmodell von Olson (1990). Es besteht aus drei Dimensionen: Kohäsion, Anpassungsfähigkeit und Kommunikation. Mit diesen Dimensionen werden Paar- und Familiensysteme erfasst.

Familienkohäsion

ist definiert als das Ausmaß der emotionalen Bindung, das die Familienmitglieder untereinander haben.

Familienanpassungsfähigkeit

ist definiert als die Fähigkeit eines Ehe- oder Familiensystems, seine Machtstruktur, Rollenbeziehungen und Beziehungsregeln im Hinblick auf situations- oder entwicklungsbezogenen Stress zu ändern.

Kommunikation

erweist sich für Familien als wesentliches unterstützendes Moment für die beiden anderen Dimensionen.

Jeder Bereich wird in vier Abschnitte unterteilt und kann so als Modell verwendet werden, um die Familiensituationen und das Familienklima zu untersuchen.

Familienressourcen

Die Ressourcen eines Familiensystems beziehen sich auf die Art und Weise, wie die Familie ihr Zusammenleben organisiert und die Beziehungen zur Außenwelt gestaltet. Hierfür sind u. a. der familiäre Zusammenhalt, Kommunikationsfähigkeiten und Problemlösefertigkeiten sowie die familiäre Anpassungsfähigkeit verantwortlich. Förderlich ist auch das Eingebundensein in umfassendere soziale Unterstützungssysteme, die bei der Bewältigung von Familienstress behilflich sein können.

Zu den individuellen und familiären Bewältigungsressourcen zählen:

persönlicher Wohlstand

Bildungsniveau

gesundheitliches Wohlergehen

psychische Voraussetzungen in Form bestimmter Persönlichkeitsdispositionen

hohes Selbstwertgefühl

geringes Ausmaß an Selbsterniedrigung oder Hilf- und Hoffnungslosigkeit

ausgeprägte Selbstwirksamkeits- und Kontrollüberzeugungen

familiärer Zusammenhalt

familiäre Anpassungsfähigkeit

familiäre Kommunikations- und Problemlösefertigkeiten

(s. Schneewind, 1995, S. 138 ff.)

Familienressourcen können in der Psychotherapie auch zur Problembewältigung genutzt werden. Hierfür eignen sich z. B. die Übungen Kraftquellen für die Familie und das Freizeitrad besonders gut.

Familien-Stressoren

Es wird unterschieden zwischen Familienstress und Familienstressoren. Familienstress wird als Druck oder Spannung im Familiensystem gesehen, wodurch eine Veränderung des relativen Gleichgewichts in der Familie ausgelöst werden kann. Ein auf die Familie einwirkendes Lebensereignis oder Übergangsstadium, das im sozialen System der Familie Veränderungen hervorruft bzw. das Potenzial zur Veränderung in sich trägt, wird als Familienstressor bezeichnet. »In der Regel sind mit einem Familienstressor weitere Familienbelastungen gekoppelt, so z. B., wenn mit der Arbeitslosigkeit des Haupternährers einer Familie neben finanziellen Einbußen eine erhöhte Unsicherheit in den inner- und außerfamiliären Rollenbeziehungen auftritt.« (Schneewind, 1995, S. 139) Diese Familienstressoren erhalten jedoch ihre stressauslösende Wirkung erst dann, wenn sie in einer bestimmten Weise wahrgenommen werden, so z. B., wenn Arbeitslosigkeit als selbstverschuldetes Versagen interpretiert wird statt als neue Herausforderung. In der psychotherapeutischen Arbeit ist die Berücksichtigung von Familienstressoren auch zur realistischen Einschätzung des möglichen Behandlungserfolgs wichtig.

Familien-Beziehungen

Die Art und Komplexität von Beziehungskonstellationen wird innerhalb einer Familie von der Anzahl der Familienmitglieder bestimmt, die wiederum aus verschiedenen Beziehungskonstellationen (z. B. Vater–Mutter/Mutter–Sohn/Tochter–Sohn/Kinder–Eltern usw.) bestehen kann und in der Psychotherapie berücksichtigt werden muss. Andere Faktoren wie Werte, Lernprogramme, Lebensentwürfe, Erziehungsvorstellungen usw. spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Wie sich eigene Werthaltungen der Eltern, lebensgeschichtliche Einflüsse und auch die Qualität der Paarbeziehung auf Familienbeziehungen auswirken können, möchte ich am Beispiel der eingangs erwähnten Familie Neumann verdeutlichen.

Beispiel: Eine Familienszene – Familie Neumann

Herr Neumann beobachtet seine Ehefrau beim gemeinsamen Spiel mit den Kindern. Diese Beobachtung kann – je nach Stimmungslage – folgende unterschiedliche Gefühle bei ihm auslösen:

Vergnügen angesichts dieser harmonischen SzeneFreude darüber, dass seine Frau den Kindern Zuwendung gibtÜberraschung, dass Mutter und Kinder nach langer Zeit wieder einmal miteinander spielenAngst, dass das Haushaltsgeld nicht reichen könnte, weil die Ehefrau schon wieder ein neues Spiel angeschafft hatÄrger, weil der Abwasch in der Küche noch nicht erledigt wurdeEnttäuschung, weil Frau und Kinder ihn nicht bitten mitzuspielenGeringschätzung, weil er Spielen für sinnloses Vergnügen hältNeid, weil seine Frau, seiner Meinung nach, viel besser mit den Kindern spielen kann als er selbstEifersucht, weil die Ehefrau sich ihm nicht sofort zuwendet und das Spiel unterbricht, wenn er den Raum betrittSchuldgefühle, weil ihn die Szene daran erinnert, dass er selbst schon lange nicht mehr mit seinen Kindern gespielt hat.

Wenn nun Herr Neumann seine Gefühle nicht äußern und wortlos den Raum verlassen würde, könnten sich wiederum bei Mutter und Kindern, je nach Deutung der Situation und eigener lebensgeschichtlicher Erfahrungen, folgende unterschiedliche Gefühle einstellen: Überraschung, Erleichterung, Gelassenheit, Mitgefühl, Enttäuschung, Furcht, Reue, Sorge, Zorn, Missmut, Abneigung usw. Wenn nun Frau Neumann und die Kinder diese Gefühle ebenfalls für sich behalten würden, könnte dies zu hochgradigen familiären Spannungen führen, nur weil die Mutter den Kindern die für ihre gesunde Entwicklung notwendige Zuwendung gab.

Wie können diese komplizierten wechselseitigen Prozesse in der Psychotherapie bearbeitet, aufgelöst, verändert werden?

Familientherapeutisch kann z. B. mit der

Methode der zirkulären Fragen

begonnen werden.

Ein

Familiensoziogramm

oder die Übung

Familie in Tieren

* könnte dem Therapeuten weitere Informationen über die Familienbeziehungen bringen.

Es kann auch sinnvoll sein, den Beteiligten diesen Teufelskreis kognitiv zu erklären. Dies gelingt z. B. anhand des Modells der

vier Erlebnisebenen

, oder mit Hilfe der

Videoanalyse

einer Spielsituation der Familie.

Die

Modelle von Kindererziehung

, die Einstellung gegenüber Zuwendung und Spiel, die gegenseitigen Erwartungen können mit verschiedenen Methoden analysiert und bearbeitet werden (z. B. Übung

Blick auf das Positive, Wertehierarchie von Erziehungsvorstellungen, Entwicklungsförderndes Verhalten, Eine Stunde Elternzeit

).

Die belastenden lebensgeschichtlichen

Erfahrungen der Eltern

können mit den Eltern selbst bearbeitet werden (z. B. durch die Übungen

Gangarten, Lebensspuren,

in Görlitz, 2013) usw.

Zur Förderung der familiären

Kommunikation

und stärkeren Einbeziehung des Vaters in das Familiengeschehen sind z. B. die Übungen

Familienkonferenz

,

Kräfte messen

oder

Freundlichkeitsgesten

hilfreich.

Weitere Methoden sind denkbar. Das Beispiel soll auch verdeutlichen, wie eng Gedanken und Gefühle verknüpft sind und wie stark sich die persönliche Lebensgeschichte auf diese und auf das Verhalten auswirkt.

Eltern-Kind-Beziehung: Die Rolle von Müttern und Vätern

Insbesondere in den ersten Jahren der kindlichen Entwicklung soll durch bindungsförderndes Verhalten der Eltern eine positive emotionale Beziehungsgrundlage für die weitere Entwicklung des Kindes gelegt werden.

In der frühen Kindheit ist die Mutter-Kind-Interaktion besonders bedeutsam. Folgende Bedingungen sind für die Entwicklung des Kindes sehr förderlich:

Aufmerksame Zuwendung

Körperkontakt

Verbale Stimulierung

Materialanregung

Responsivität

Die Dimension Wärme gilt als genereller Faktor, der die sozial-emotionale Entwicklung in unserer Kultur fördert. Dies gilt nicht nur für die frühe Form der Interaktion zwischen Pflegeperson und Kind, sondern auch für die spätere positive Beziehung zwischen Eltern und Jugendlichen. »Wärme wirkt regelrecht als Puffer gegenüber ungünstigen Einflüssen und scheint bis ins Jugendalter hinein kontrollierende und disziplinierende Maßnahmen der Eltern akzeptabel zu machen.« (Oerter, 1995, S. 110)

Biologisch wird die Dimension Wärme als eigenständiges System neben dem Bindungsverhalten betrachtet. Der Aufbau des Bindungsverhaltens im Laufe des ersten Lebensjahres und seine Ausprägung im zweiten Lebensjahr nimmt einen entscheidenden Einfluss auf die spätere Entwicklung. Ein sicheres Bindungsverhalten (s. auch Band 1) in der frühen Kindheit wirkt sich im späteren Leben günstig aus, z. B. auf die soziale Kompetenz im Vorschulalter und die psychische Gesundheit im Schulalter (s. a. Ball et al., 2006).

Väter sind für die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen häufig sehr viel nützlicher, als von manchen Therapeuten oder auch von den Müttern oft vermutet wird. Empirische Befunde von Geary (2000) bestätigen z. B. die Hypothese, dass Töchter von Vätern, die sich in der Kindheit gar nicht oder wenig um sie kümmern, früher in die Pubertät kommen, eher den ersten Geschlechtsverkehr haben, weniger stabile Partnerschaften eingehen und selber weniger in ihre Kinder investieren als Töchter fürsorglicher Väter. Da die mütterliche Fürsorge weniger stark variiert, hat die Qualität der Beziehung zum Vater mehr Vorhersagewert.

Die Einbeziehung der Väter auch in einzelnen Vater-Kind-Interaktionssitzungen ermöglicht häufig die Mobilisierung einer wertvollen, oft brachliegenden Vater-Kind-Beziehungsqualität. Die Väter sind es manchmal nicht gewöhnt, in ihren Erziehungskompetenzen gefragt oder als Erzieher erwünscht zu sein, daher ist es in jedem Fall wichtig, mögliche Ressourcen und Vorteile der Vater-Kind-Beziehungsqualität zu explorieren, hervorzuheben und therapeutisch zu nutzen. Oft kann ein Vater z. B. ein Angstbewältigungstraining besser begleiten als die Mutter, oder ein pubertierender Jugendlicher tauscht sich über seine Probleme lieber mit dem Vater als mit der Mutter aus. In bestimmten Entwicklungsphasen kann der Vater sowohl für Töchter als auch für Söhne eine wichtige Rollenspiel- oder Identifikationsfigur darstellen.

Lassen Sie sich nicht von Hinweisen der Mutter, der Vater habe keine Zeit, abhalten, sondern rufen Sie den Vater im Notfall auch persönlich an, machen Sie ihm deutlich, wie notwendig und wichtig sein Erscheinen in den Therapiesitzungen für seinen Sohn/seine Tochter ist.

Folgender Geburtstagsbrief eines 11-jährigen Jungen an seinen Vater spricht für sich und veranschaulicht die Besonderheit der Vater-Kind-Beziehung.

Paar-Beziehung

Auch die Gestaltung und Qualität der Paarbeziehung ist als wichtiger Einflussfaktor für die kindliche Entwicklung und die Familienbeziehungen im familiendiagnostischen und psychotherapeutischen Prozess einzubeziehen.

Die allgemeine Zufriedenheit in einer Familie und deren gutes Funktionieren hängen häufig eng mit der Qualität der Paarbeziehung zusammen.

Betrachtet man Paarbeziehungen im lebenslangen Verlauf, so kann man sie nach Schneewind (2002a) in fünf Entwicklungsphasen mit unterschiedlichen Entwicklungsaufgaben (in Klammern) einteilen.

Paare in der Frühphase ihrer Beziehung (z. B. lernen zusammenzuleben)

Paare mit kleinen Kindern (z. B. Differenzierung zwischen Partner- und Elternrolle)

Paare mit älteren Kindern und Jugendlichen (z. B. Entlassen der Kinder in Eigenständigkeit)

Paare in der nachelterlichen Phase (z. B. Neuorientierung des Lebensstils als Person und Paar)

Paare in der späteren Lebensphase (z. B. Auseinandersetzung mit Gebrechlichkeit bzw. Tod des Partners) (S. 113)

Paare, die durch hohe Ausprägungen der Beziehungskompetenz und des Einfühlungsvermögens bei gleichzeitig gering ausgeprägter Verletzlichkeit (sog. »Typ-1-Personen«) auffallen, zeigen eine deutlich höhere und weitgehend stabil bleibende Ehezufriedenheit. Die Ehezufriedenheit wirkt sich ebenfalls positiv auf das Familienklima und die Familienbeziehungen aus. Die Qualität der Konfliktbewältigung spielt dabei als Mediatorvariable eine große Rolle. »Interventionsansätze sollten demnach in einer Paarbeziehung möglichst früh und unter Berücksichtigung differenzieller Aspekte der Beziehungspersönlichkeit mit der Stärkung von Beziehungsfertigkeiten und der Vermittlung konstruktiver Strategien der Konfliktregulation beginnen.« (S. 116)

Bei Sulz (2000a) finden Sie eine wertvolle Sammlung von paartherapeutischen Interventionen. Hervorheben möchte ich v. a. den Ansatz zur Integrativen Paartherapie von Hippler (2000). Im vorliegenden Band werden Sie ebenfalls Hinweise zur Durchführung von Partnersitzungen sowie von Problemlöse- und Kommunikationstrainingsprogrammen finden. Die Übung Familienkonferenz ist sowohl zur Pflege der Paar- als auch der übrigen familiären Beziehungen sehr hilfreich.

Unlösbare Konflikte wirken sich ebenso wie Trennung und Scheidung meist sehr belastend auf die psychische Gesundheit der Familienmitglieder aus. »In der Bundesrepublik wird jede zweite oder dritte Ehe geschieden. Das sind 180 000 Scheidungen jährlich. Betroffen sind davon mehr als 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche. Hinzu kommen die statistisch nicht erfassten Trennungen unverheirateter Paare und die davon betroffenen Kinder. Trennungen sind einschneidende Ereignisse, die nicht selten mit Gefühlen wie Ohnmacht, Wut, Angst, Verzweiflung, Schmerz und Trauer verbunden sind.« (Mähler, 2000, S. 305). Die Information Umgang mit Trennung und Scheidung in diesem Band ist für die Elternarbeit betroffener Kinder sehr hilfreich.

Geschwister-Beziehungen

Die Geschwisterbeziehung ist in der Regel die am längsten währende, unaufkündbare und annähernd egalitäre menschliche Beziehung, die auf einer gemeinsamen Vergangenheit beruht. Es gibt nicht nur unterschiedliche Typen von Geschwisterbeziehungen, sondern auch Veränderungen in der Qualität der Beziehungen im geschwisterlichen Lebenszyklus. Trotz erheblicher Unterschiede ergibt sich zwischen einzelnen Geschwisterpaaren im Schnitt eine bis zur mittleren Lebensphase abnehmende Nähe zwischen Geschwistern, die jedoch im späteren Erwachsenen- und vor allem Seniorenalter wieder deutlich zunimmt. Eine enge Geschwisterbeziehung, vor allem unter Schwestern, scheint das persönliche Wohlbefinden zu steigern.

Die Normalität von Geschwisterbeziehungen wird vor ca. 30 Jahren in einem verbreiteten Lehrbuch über Entwicklungspsychologie folgendermaßen beschrieben:

Exkurs: Geschwisterbeziehungen 1973 und heute

»Sind die Geschwister annähernd gleichaltrig und liegen alle in der Altersgruppe der mittleren Kindheit, so ist ihr häusliches Zusammenleben wahrscheinlich durch Reizen, Necken, Streit, Schlachten, gegenseitige Herabsetzungen und Tollereien gekennzeichnet. Dazwischen liegen gemeinsame Unternehmungen, der Meinungsaustausch über die Schule, die Menschen, Tätigkeiten, Geschmack und Vorlieben und, nicht zu vergessen, die mehr oder weniger harmonische Teilnahme an Familienunternehmungen und Hausarbeiten … Stehen die Geschwister in verschiedenen Entwicklungsphasen, also wenn z. B. ein Schulkind Geschwister im Vorschul- oder Jugendlichenalter hat, erscheint die Kluft wahrscheinlich unüberbrückbar. Das ältere Kind, das die Pubertät schon hinter sich hat, steht dem schmutzigen, lärmenden, unmanierlichen und pampigen kleinen Kind wahrscheinlich besonders kritisch gegenüber. Dies äußert sich manchmal in offener Wut, gelegentlich in Klapsen und Schlägen und manchmal in gekonnt arrogantem Zweifel an der gemeinsamen Abstammung.«

(aus: Stone Church, 1973, S. 162–163)

Leider problematisieren und pathologisieren heute viele Eltern dieses o. g. »Normalverhalten« zwischen Geschwistern, das die besondere Intensität von Geschwisterbeziehungen widerspiegelt. Geschwisterkinder haben gegenüber Einzelkindern u. a. den großen Vorteil, sich regelmäßig in Spiel- und Sozialverhalten üben zu können. Der 6-jährige Sven drückte dies – auf die Frage, was er besonders gerne spielt – in folgendem Bild mit den Worten aus:

»Am liebsten spiele ich den ganzen Tag mit meinen Brüdern Basketball. Wir haben nämlich in unserer Wohnung einen kleinen Basketballkorb mit einem Softball und das macht fast gar keinen Krach! Ich bin der Kleinste, aber meine Brüder geben mir manchmal einen Punktevorsprung, damit ich auch mal gewinnen kann.«

Eltern wundern sich häufig über die Unterschiedlichkeit ihrer Kinder. Sie sind oft davon überzeugt, dass sich ihre Kinder in etwa ähnlich entwickeln müssten, da sie doch in der gleichen Familie aufwachsen und gleichen Erziehungseinflüssen unterworfen seien. Diese Überzeugung wird jedoch durch die Forschung nicht bestätigt, da die Eltern Kinder ungleich behandeln, sie mit unterschiedlichen Umwelten konfrontiert sind und auch die Qualität der Geschwisterbeziehung selbst unterschiedlich ist. In der Regel haben Geschwister eine unterschiedliche Genkombination und weisen auch Unterschiede in der aktiven Aneignung objektiv gleicher Umweltgegebenheiten auf. Wenn Eltern ihre Kinder unterschiedlich behandeln, erhöht dies den Konflikt in der Geschwisterbeziehung und verstärkt die Probleme, die sie als Jugendliche miteinander haben (Schneewind, 1995, S. 161). Es gibt eine Reihe von Studien, die belegen, dass durch das Hinzukommen weiterer Kinder in die Familie sich sowohl die Paarbeziehung der Eltern, die weitere Gestaltung der Eltern-Kind-Beziehung wie auch das Familienklima insgesamt verändern.

Toman (1987) hat eine Theorie zur Geschwisterkonstellation entwickelt. Diese zeigt, dass sowohl Geschlechts- und Rangkonflikte als auch Verluste in der Geschwisterreihe wesentliche Determinanten für das familiäre Beziehungsgeschehen, aber auch für außerfamiliäre Beziehungen wie Freundschaften und Partnerschaften sind. Nach einer elterlichen Trennung kommt es meist zu einer Veränderung der Geschwisterbeziehung. Es gibt Untersuchungen, die besagen, dass sich Geschwisterbeziehungen nach Trennung/Scheidung verschlechtern und es zu einer verstärkten Rivalität um die elterlichen Ressourcen kommt. Der Vater ist meist nicht mehr ohne weiteres verfügbar, die Mutter verstärkt belastet. Die Kinder erhalten meist weniger Zuwendung, obwohl sie diese gerade jetzt dringend bräuchten (s. a. Umgang mit Trennung und Scheidung, S. 92).

Andere Untersuchungen zeigen, dass das geschwisterliche Subsystem eine stützende Funktion ausübt, das den Kindern während der Trennung der Eltern Halt gibt. »Die eigenen Befunde weisen darauf hin, dass sich beide Effekte möglicherweise nicht ausschließen … Möglicherweise kann man von einer phasenspezifischen Gewichtung ausgehen. So nehmen die aversiven Auseinandersetzungen gegen Ende des Untersuchungszeitraums zu, während die positiven Bindungen in der frühen Trennungszeit stärker empfunden werden. Vielleicht kann aber auch die negativ erlebte Seite der Geschwisterbeziehungen als funktional angesehen werden, indem sie einen sozialen Rahmen für Auseinandersetzungen bildet, die in der innerfamiliären Interaktion Abwehrtendenzen unterliegen.« (Schmidt-Denter, 2000, S. 207–208)

Die Berücksichtigung von Geschwisterbeziehungen in der Psychotherapie ist auch deshalb so wichtig, weil die besondere Beachtung des Problemkindes oft den Geschwistern elterliche Zuwendung entzieht und somit neue Probleme schaffen kann.

Die Rolle der Großeltern

Großeltern können das Familienklima, den Erziehungsstil und die Paarbeziehung oft wesentlich beeinflussen. Häufig gehören Großeltern auch zu den wichtigen Bezugspersonen des Kindes und werden daher ebenfalls manchmal in den diagnostischen und therapeutischen Prozess einbezogen. Besonders bedeutsam sind Großeltern für ihre Enkel auch dann, wenn es zu Ehekrisen oder Trennung der Eltern kommt. Die Großeltern können dann ein ganz entscheidendes soziales Unterstützungssystem darstellen, das Kinder auffängt. Auf der anderen Seite fällt es vielen Angehörigen schwer, sich vor allem gegen die jeweils anderen Generationen genügend abzugrenzen und ihren Handlungsspielraum zu bewahren (s. Kaiser, 2002).

Mit einem Familiensoziogramm oder der Übung Familienbotschaften (in: Görlitz, Psychotherapie für Kinder und Jugendliche, 2017) können Sie diese Strukturen bewusst machen und an den oft notwendigen Rollen-Abgrenzungen arbeiten.

Ablösungsaufgaben der Familie, Pubertät

Bereits in der frühen Adoleszenz (etwa ab dem 14. Lebensjahr), manchmal auch früher, beginnt das Umbruchsalter mit dem Bestreben nach größerer Unabhängigkeit, verbunden mit Missachtung elterlicher Standards und höherer Bewertung der Freunde. Diese Umbruchstendenzen sind auch mit höheren Gefahren verbunden, wie verfrühte Sexualität, Drogengebrauch und Verminderung der Schulleistung. Es besteht ein scheinbar unlösbares Dilemma zwischen Gewährung von Autonomie und Kontrolle der Jugendlichen durch die Eltern. Das Ziel ist, eine Balance zwischen selbstständigem Handeln und Kommunikation, zwischen Trennung und Bindung und zwischen Konflikt und Harmonie in familiären Beziehungen herzustellen (s. Oerter Dreher, 2002).

Die Familie muss im Jugendalter ihren Einfluss mit der Schule und der Peergruppe teilen und eine Änderung ihrer Beziehung zueinander überstehen. »Irrtümlicherweise wird häufig angenommen, dass die Familie im Jugendalter keine große Rolle mehr spielt. Untersuchungen belegen jedoch die große Bedeutung der Familie für die Entwicklung des Jugendlichen.« (S. 306) Durch den Kontakt mit Gleichaltrigen definieren Jugendliche die soziale Komponente ihrer sich entwickelnden Identität. »Eltern machen sich oft Sorgen, dass sie wegen der Gefahren des Gruppendrucks mit den Freunden ihres Kindes um Einfluss auf das Kind konkurrieren müssen, wenn sie verhindern wollen, dass ihr Kind schädliche Einstellungen oder Verhaltensweisen entwickelt. Wahrscheinlich richtiger ist aber, dass Jugendliche im Allgemeinen mit ihren Eltern über unterschiedliche Kategorien von Lebenserfahrungen sprechen.« (Zimbardo & Gerrig, 2004, S. 481) Mit den Eltern wird z. B. eher über schulische Themen gesprochen, mit Freunden eher über Liebesbeziehungen und Sexualität.

Wichtige Anhaltspunkte für ein gutes Gelingen der veränderten Eltern-Kind-Beziehung in der Pubertät sind u. a. folgende Haltungen, die Sie den Bezugspersonen als Richtlinie vermitteln und gemeinsam passende Handlungsanweisungen entwickeln können (s. S. 31). Wertvolle zeitlose Anregungen zum Umgang mit Ablösungskonflikten – auch zur Weitergabe an Eltern – finden Sie in dem Band von Halpern (2008) »Festhalten oder Loslassen«. Sehr hilfreich sind auch die 300 Fragen zur Pubertät von Herold (2008). Im Sinne von Psychoedukation können Sie betroffenen Eltern auch die Lebensregeln für ältere Menschen im Umgang mit jüngeren von Karl Barth (siehe S. 265) oder das folgende – ebenfalls zeitlose – Gedicht von Kahlil Gibran aushändigen als Grundlage für die individuelle Arbeit an den gegenseitigen Ablösungsprozessen.

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Es sind die Söhne und Töchter von des Lebens

Verlangen nach sich selber.

Sie kommen durch euch, doch nicht von euch;

Und sind sie auch bei euch, so gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, doch nicht eure Gedanken.

Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

Ihr dürft ihren Leib behausen, doch nicht ihre Seele.

Denn ihre Seele wohnt im Hause von Morgen,

das ihr nicht zu betreten vermöget, selbst nicht in euren Träumen.

Khalil Gibran (1982). Der Prophet. Walter-Verlag

Förderliche Erziehungshaltungen in der Pubertät

Konfliktfreie Zonen statt Dauerkonflikten (z. B. Jugend-Zimmer nicht ohne Einverständnis betreten)Vermeiden von Willkür und Aushandeln von Regeln (z. B. Übung Familienkonferenz)Bildungsintensive Freizeitaktivitäten (siehe Information Eine Stunde Elternzeit)Argumentationsorientierter Erziehungsstil statt Bestrafung (siehe »Kommunikationsregeln«, Kritik in Wünsche und Lösungen verwandeln)Aufrechterhaltung unterstützender Maßnahmen (z. B. Fertigkeiten vermitteln, Abfragen für die Schule)Bereiche von Unabhängigkeit (siehe z. B. Übungen Grenze wahren, Mein starkes Ich)Realistisches Bild vom eigenen Kind (realistisches Wahrnehmen von Stärken und Schwächen; siehe Übungen Das Wunschkind, Blick auf das Positive usw.)

(vgl. auch Oerter & Dreher, 2002, S. 307)

Erziehungsstile

Neben ihrer Rolle als Partner sind Eltern auch Erzieher, die ihre Kinder in ein eigenständiges Leben führen sollen. Ob Erziehung gelingt, hängt wesentlich auch vom Erziehungsstil der Eltern ab.

Klassifikation von Erziehungsstilen

autoritär (zurückweisend und stark Macht ausübend)vernachlässigend (zurückweisend und wenig Orientierung gebend)permissiv (akzeptierend und wenig fordernd)autoritativ (akzeptierend und klar strukturierend)

Eltern, die einen autoritativen Erziehungsstil praktizieren, tragen dazu bei, dass sich ihre Kinder zu emotional angepassten, eigenständigen, leistungsfähigen und sozial kompetenten Personen entwickeln.

(Schneewind, 2002a, S. 119)

Autoritative Eltern akzeptieren ihre Kinder als ernsthafte Gesprächspartner. Sie öffnen sich ihren Kindern und sind an ihnen interessiert. Sie stellen angemessene Anforderungen und verlangen die Einhaltung von Regeln. Sie begründen die Regeln und Forderungen. Sie erklären ihre Erziehungsmaßnahmen und ermutigen Kinder zur Autonomie und zur Entwicklung eigener Standpunkte. Eltern halten Kommunikationskanäle offen, um die Selbstregulierungsfähigkeit ihrer Kinder zu fördern. Dieser Erziehungsstil führt mit größter Wahrscheinlichkeit zu einer effektiven Eltern-Kind-Beziehung. Die positive Wirkung der autoritativen Erziehung führt zu großen Fortschritten in der psychosozialen Reife, Bereitschaft zu prosozialem Verhalten, interner Kontrollüberzeugung, wenig Verhaltensproblemen und wenig Drogenproblemen. (Zimbardo & Gerrig, 1999, S. 692–695; 2004, S. 475) Durch körperliche Zuwendung entsteht Wohlbefinden beim Säugling und Kleinkind. Eine enge, interaktive Eltern-Kind-Beziehung mit liebevollen Erwachsenen ist der erste Schritt eines Kindes zu gesundem körperlichen Wachstum und normaler Sozialisation. (2004, S. 475–476)

Wertvolle zusätzliche Informationen zum Thema Bindung finden Sie in Julius et al. (2009), Grossmann (2015) und Brisch (2015).

Entwicklungsziele

Eltern haben meist zu wenig oder zu unübersichtliche Informationen darüber, was die wesentlichen Erziehungsziele sind, die für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung ihres Kindes förderlich sind. Die folgende Tabelle aus Schneewind (2002) können Sie sehr gut in der Arbeit mit Bezugspersonen und Familien als Therapiematerial benutzen. Sie können diese mit Eltern gemeinsam durchgehen, um angemessene Erziehungsziele und elterliche Unterstützungsmaßnahmen zu überprüfen. Sie können mit den Eltern anhand dieser Tabelle in der Therapiesitzung die erreichten Ziele und Unterstützungsmaßnahmen von 0 bis 100 einschätzen lassen und anschließend angemessene individuelle Handlungsanweisungen formulieren. So können Sie die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Psychologie und Familienforschung kompetent für die Psychotherapie nutzen und vermitteln. Dies gibt Ihnen und den Patienten Sicherheit, einen fundierten, professionellen Weg einzuschlagen.

1.1 Therapiematerial: Entwicklungsziele

Erfolgskriterien 0–100Elterliche Unterstützungsmaßnahmen 0–100EntwicklungszielePersönliche FertigkeitenPositives SelbstwertgefühlDem Kind helfen, solide, positive Selbstüberzeugungen und eine Haltung des »Ich kann’s schaffen« vermitteln, sodass es sich erfolgszuversichtlich fühltSelbstvertrauenKultivierung von StärkenSensibilisierung der Achtsamkeit des Kindes für seine speziellen Talente und Stärken, sodass es auf seine Individualität stolz sein und sein persönliches Potenzial erweitern kannSelbstbewusstseinEmotionale FertigkeitenKommunizierenDas Kind unterstützen, aufmerksam zuzuhören, für sich selbst zu sprechen und das, was es sagen will, mitzuteilen, um das eigene Wissen zu vergrößern und Missverständnisse zu reduzierenVerstehenProblemlösenDem Kind beibringen, wie es in Ruhe die besten Lösungen findet und verantwortliche Entscheidungen treffen kannSelbstverantwortlichkeitSoziale FertigkeitMit anderen auskommenUnterstützung des Kindes bei der Entwicklung seiner Fähigkeiten, Freundschaften zu schließen und mit schwierigen Beziehungen zurechtzukommenKooperationMotivationale FertigkeitenZiele setzenDem Kind helfen, wie es lernen kann, die Ziele zu bestimmen, die es erreichen möchte, und die Schritte für eine erfolgreiche Zielerreichung festzulegenSelbstmotivationNicht aufgebenDem Kind zeigen, wie es etwas, das es begonnen hat, zu Ende bringen kann, auch wenn sich Schwierigkeiten auftunBeharrlichkeitMoralische FertigkeitSich kümmernStärkung des kindlichen Mitgefühls und seiner Sensibilität für die Gefühle und Bedürfnisse andererEmpathie

(Tabelle aus Schneewind, 2002a, S. 120)

Beispiel:

Familie Neumann hat das positive Selbstwertgefühl (1. Zeile) ihres Sohnes Max als gering ausgeprägt (mit nur 25) eingeschätzt und die bisherigen elterlichen Unterstützungsmaßnahmen ebenfalls niedrig (mit 30). Um das entsprechende Entwicklungsziel Selbstvertrauen besser zu verfolgen, wurde vereinbart, dass die Eltern regelmäßig die Übung Blick auf das Positive, die Wirksamen Erziehersätze und Richtig loben anwenden. Darüber hinaus werden die Eltern angeleitet, verschiedene Selbstsicherheitsübungen* mit dem Kind durchzuführen und ihm schrittweise auch kleine selbstständige Aufgaben zu übertragen.

Mit Max wurden die Übungen Mein innerer Helfer* und Das starke Ich* zur Verbesserung der Selbstwirksamkeit durchgeführt.

Eltern sind in der Psychotherapie häufig ganz besonders dankbar für Erziehungsrichtlinien und Materialien, denn sie wollen in der Regel für ihr Kind das Beste tun und ihm förderliche Umgebungsbedingungen schaffen. »Als Arrangeure kindlicher Entwicklungsangelegenheiten übernehmen Eltern aber auch die Aufgabe, entwicklungsförderliche Umwelten zu schaffen … Innerhalb des häuslichen und außerhäuslichen Umfelds können dem Entwicklungsstand des Kindes angemessene Anregungsbedingungen so gestaltet und ausgewählt werden, dass sie bei den Kindern zu entwicklungsförderlichen Effekten führen.« (Schneewind, 2002, S. 122)

Schneewind 2010 hat zum Thema Erziehung die sehr empfehlenswerten interaktiven CD-ROMs »Freiheit in Grenzen« – auch zur Weitergabe an Eltern – veröffentlicht.

Nützliche Materialien finden sich auch im »Triple P Elternarbeitsbuch« (Sanders et al. 2010).

Den folgenden Leitfaden Erziehung können Sie im Sinne von Psychoedukation den Eltern aushändigen und für die jeweilige Familie wichtigen Ziele und Handlungsanweisungen formulieren.

1.2 Leitfaden Erziehung – Entwicklungsförderndes Verhalten

(für Eltern und Therapeuten)