Quanten-Bewusstsein - André Buchheim - E-Book

Quanten-Bewusstsein E-Book

André Buchheim

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Beschreibung

"Prüfe alle Wege, und wenn du mich als Wahrheit gefunden hast, folge mir." Im Alter von 15 Jahren macht André Buchheim seine erste Gotteserfahrung und bekommt diesen Auftrag. Das Erlebnis katapultiert ihn aus einer von Gewalt und Kälte geprägten Kindheit auf einen Lebensweg der Spiritualität und Mitmenschlichkeit. In seiner Autobiografie lässt er Leserinnen und Leser an seiner Entwicklung zum spirituellen Lehrer teilhaben. Leicht nachvollziehbare Lehrsätze und konkrete Übungen öffnen den Weg in ein spirituelles, vollkommen überkonfessionelles Lehrsystem und zu einem besseren Bewusstsein.

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Seitenzahl: 243

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Gott zur Ehr’!

Meinem Mann George und

meinem besten Freund Sven

in Liebe zugeeignet.

André Buchheim

Quanten-

Bewusstsein

Wie Spiritualität

Menschen und Erde heilt

Die Lehren aus meiner

Gotteserfahrung

nymphenburger

Impressum

Umschlaggestaltung von STUDIO LZ, Stuttgart unter Verwendung

eines Farbfotos von shutterstock / Denis Belitsky

Haftungsausschluss

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen.

Der Verlag und der Autor übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Übungen und Meditationen entstehen können.

Unser gesamtes Programm finden Sie unter nymphenburger-verlag.de.

© für die Originalausgabe und das eBook: 2019 nymphenburger in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-485-06165-0

Projektleitung: Dr. Stefan Raps, unter Mitarbeit von Monika Riedlinger

Redaktion: Magdalena Kieser

Produktion: Angela List und Wolfgang Heinzel

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Der Tod, der Schmerz und der dunkle Begleiter

»Fürchte dich nicht, du bist geborgen«

Lindemann – Das Monster im Haus

Die Geister der Natur

Eine Hölle auf Erden

Lehren

Bewusstseinsstand

Übungen

Quanten-Essenz

Der Leibhaftige und ein Auftrag von Oben

Die Macht der Bewusstseinswandlung

Götterdämmerung des Sozialismus

Der Leibhaftige

Dianas Prüfung

Lehren

Bewusstseinsstand

Übung

Quanten-Essenz

Wendezeiten – Die Toten ruhen nicht und der Schlüsselmeister

Kraftorte der Toten

Glauben und Handeln sind eins

Karl Spiesberger

Lehren

Bewusstseinsstand

Übungen

Quanten-Essenz

Die Hexenkönigin und die Leuchte Asiens

I-Magie-nation und Voodoo

Landschaftsheilung

Reinkarnation oder Wer bin ich wirklich?

Lehren

Bewusstseinsstand

Übungen

Quanten-Essenz

Dem Himmel lauschen – Channeling

Die verborgene Weisheit des Schutzengels

Der Schlüssel für Goldene Zeiten

Sprengung der Saturn-Fessel

Der Nornen Schicksalsoffenbarung

Lehren

Bewusstseinsstand

Übungen

Quanten-Essenz

Die Suche nach dem Glück – Quantenfeld und Schöpferkraft

Spiegelungen unseres Empfindens

Die selektierten Wahrheiten der Egoisten

Magische Kommunikation

In Liebe heilen, erwachen, einssein

Lehren

Bewusstseinsstand

Übungen

Quanten-Essenz

Erwachen – Der Menschheit FriedensReich und der Grundgütige

Erleuchtung und Einheitsbewusstsein

Gottes Wort

Den Himmel auf Erden holen

Lehren

Bewusstseinsstand

Übungen

Quanten-Essenz

Autorenvita

Danksagung

Register

Der Tod, der Schmerz und der dunkle Begleiter

»Ein Heiliger wurde geboren!« ist ein Satz, den man nicht von einem Arzt im Kreißsaal eines Krankenhauses der offiziell atheistischen DDR erwarten würde, und doch soll er so laut Aussage meiner Mutter wegen meiner wie zum Gebet gefalteten Hände und der Stille, die mich umgab, gefallen sein. Mit einem wehmütigen Seufzer atmete ich ein und blieb stumm. Diesen Zustand behielt ich jahrelang bei, ich hatte der Welt noch nichts zu sagen.

Wir befinden uns im Jahre 1973 im St. Elisabeth-Krankenhaus in Leipzig, es ist der 5. Oktober. Wahrscheinlich wäre ich von Natur etwas eher auf die Welt gekommen. Die Wehen setzten gegen Mittag ein, doch meine Mutter kämpfte mit aller Gewalt gegen die Geburt an, um zu erreichen, dass wir beide am 6. Oktober Geburtstag haben. Ich hingegen wollte das wohl nicht, jedenfalls war ich eine halbe Stunde vor Mitternacht nicht mehr aufzuhalten.

Kinder sind nicht dazu da, damit Erwachsene ihre Konflikte und Launen an ihnen ausleben. Respekt vor dem Leben beginnt mit der Liebe zu den Kindern. Viele Eltern-Kind-Beziehungen sind aber nicht von Liebe geprägt, da schon die Eltern keine Liebe erlebten. Wahrlich, würden mehr Ehen aus Liebe geschlossen, wir hätten weniger Scheidungen. Doch dazu später mehr.

Meine Stille wurde jäh unterbrochen, als ich ungefähr ein halbes Jahr alt war. Unsagbarer Schmerz durchzuckte meinen Körper und entriss mein Bewusstsein seiner Traumwelt. Schmerz macht wach! Das Schicksal wollte es, dass ich einen Leistenbruch mit akuter Blinddarmentzündung an einem Samstag bekam. Dies ist deshalb besonderer Erwähnung wert, weil am Samstag in der DDR zwei Dinge absolute Mangelware waren: Handwerker und Ärzte. Die angeforderte SMH (Schnelle Medizinische Hilfe) kam zwar nach zweieinhalb Stunden, sie begutachteten mich aber nur kurz, drückten den am Unterleib durch die innere Entzündung sich deutlich abzeichnenden Knoten wieder rein, verabschiedeten sich und gingen.

Indes, das Geschrei wurde nicht weniger, wie ja auch der Schmerz minütlich wuchs und schlimmer wurde. Da unsere Hausärztin auch nicht erreichbar war, schnappten meine Eltern mich und fuhren ins nahe liegende Polyklinikum. Der dort in Bereitschaft stehende Arzt wiederholte jedoch die Prozedur der Sanitäter nur, drückte den Knubbel wieder rein und meinte, dass das so seine Richtigkeit habe. Wenn es denn bis Montag nicht besser würde, riet er, noch mal vorbei zu schauen. Auch bei einem dritten Arzt wiederholte sich diese Behandlung. Da waren wir dann schon im Krankenhaus. Ich persönlich kannte meinen Vater immer als ruhigen, ja förmlich unterkühlten Mann. Jetzt aber rastete er vollkommen aus, er schrie und brüllte das ganze Krankenhaus zusammen, und schließlich erbarmte sich ein junger Arzt, entgegen dem Rat seines Vorgesetzten, die Blinddarm-OP bei einem halbjährigen Säugling durchzuführen, und das wohl nur Sekunden oder Minuten vor dem Durchbruch mit garantierter Todesfolge.

»Fürchte dich nicht, du bist geborgen«

Doch die nächste Unbill nahte in Form einer Betäubungsmittel-Knappheit, und zu dieser Zeit war es wohl allgemein medizinische Auffassung der Wissenschaft, dass ein Baby die Schmerzen einer OP nicht merkt und verarbeiten kann, weil das entsprechende Zentrum im Gehirn hierfür noch nicht ausreichend entwickelt sei. Man glaubt gar nicht, wie schnell ein Schmerzzentrum entwickelt ist, sobald man einer solchen Erfahrung ausgesetzt wird. Half ja alles nicht, es wurde operiert, und zwar ohne Betäubung. Und ja, man spürt einen solchen Eingriff auch im Säuglingsalter, und diese Erfahrung prägt sich ein, sie prägt das Bewusstsein mit. Dennoch bin ich dem Arzt natürlich dankbar, der gegen die Autoritäten und das, was als normal erachtet wurde, entschied, auch wenn er sich damit der Gefahr eines Karriereknicks aussetzte. Vor allem, wenn bei der OP etwas schiefgegangen wäre. Aber er kämpfte um mein Überleben. Während der Operation entfloh ich dem Schmerz, dem Leben und wurde erst anschließend zurückgegeben.

Ich erinnere mich dieses Moments, dass ich wie nach hinten, unten aus dem Körper glitt. Ich hatte das Gefühl des Fallens. Je weiter ich fiel, desto weniger wurde der Schmerz. Als ich aus dem OP-Saal entwich, befand ich mich in einer goldenen, dickflüssigen Energie, die mich umgab. Dann wurde ich aufgefangen. Ein dunkles Wesen stoppte meinen weiteren Ausflug in die Totenwelt. Es umklammerte mich. Es war unheimlich warmherzig und liebevoll. Eine Kommunikation kam so richtig nicht zustande, denn mir fehlten noch im wahrsten Sinne die Worte. Aber würde ich die Energie in Worte kleiden, so spräche das Wesen »Fürchte dich nicht, du bist geborgen«. Und ich habe niemals bisher solche Geborgenheit gefühlt wie in den Armen des Todes. Also kuschelte ich mich ein bei meinem neuen Freund Hein. Kein Schmerz erreichte mich hier, keine Hektik und kein Gebrüll, hier waren Stille, Frieden und Geborgenheit in einer schon klischeehaft perfekten Art und Weise. Es mag sein, dass durch dieses Ereignis die Sehnsucht in mir wach wurde, in diesem Leben nach jenem Frieden zu suchen. Wir schwebten, so hatte ich das Gefühl, eine halbe Ewigkeit an ein und derselben Stelle, als irgendwann ganz sanft eine Aufwärtsbewegung einsetzte. Und obwohl klar war, dass wir uns dem leidvollen Leben wieder annäherten, empfand ich keinen Widerstand, sondern vollstes Vertrauen. Ich schwebte von unten, praktisch durch den OP-Tisch hindurch, wieder in meinen Körper hinein. Erst spürte ich noch nichts, doch dann kam der erste Herzschlag, das Licht war wieder an. Und irgendwie griff der Todesengel in die Realität ein, jedenfalls kam ich wieder zu Bewusstsein, empfand aber keinerlei Schmerz, was sich in meiner wieder einsetzenden Stille äußerte und die Ärzteschaft in Erstaunen versetzte. Nach der OP wären die Schmerzen kaum auszuhalten, war der Doktor überzeugt, und das Baby würde schreien. Tat es aber nicht.

Auch wenn die Wunde riesig und die Narbe später noch quer über dem gesamten rechten Unterleib sichtbar war, so verlief doch die Heilung erstaunlich schnell und günstig. Und obgleich ich schwieg, nahm ich ab jetzt meine Umwelt achtsam wahr. Ich erinnere meinen Wickeltisch oder wie ich mich im Kinderwagen hochziehe, innen war er weiß und außen weinrot, wie ich hinausschaue und die Räder beim Drehen beobachte. Ich entwickelte die Tendenz, sehen zu wollen, was um mich herum vorgeht, um eventuell neuem Schmerz aus dem Weg zu gehen. Ein typisches Traumaverhalten.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, liebe Leser, sofern ihr Eltern seid, aber ich dachte immer, man wünscht sich ruhige Kinder. Doch die Stille, die ich ausstrahlte, schien für meine Eltern unerträglicher Stress zu sein. Meine Mutter erzählte mir später, wie sie mit mir von Arzt zu Arzt gegangen war, wie sich Neurologen und Psychiater die Klinke in die Hand gaben und jeder etwas anderes diagnostizierte. Stumm konnte ich nicht sein, wir erinnern uns an das Gebrüll während der Blinddarmentzündung. Was aber mochte die Ursache für diese übertriebene Schweigsamkeit sein? Irgendeine Krankheit des Geistes, Autismus vielleicht? Niemand kam zu einer schlüssigen Diagnose, jedoch ob der Mentalitätsunterschiede zwischen meinen Eltern und geschuldet den Vorstellungen, die jeder vom anderen hatte, kam es nun öfter zum Streit. Mein Vater nahm die Situation stoisch gelassen hin, während meiner Mutter die Vorstellung zu schaffen machte, dass ihr Leben vorbei sei, wenn sie sich um ein behindertes Kind kümmern müsse. Dabei war ich doch bisher geradezu pflegeleicht, oder nicht?

Erinnern wir uns noch mal daran, was ich zu Beginn kurz über die Liebe und die Ehe sagte. Eine Ehe sollte auf Liebe basieren, nicht auf Lust und nicht auf Verliebtheit. Basiert eine Verbindung auf echter Liebe, so verleiht diese ihr Dauer, und nur eine solche Liebe darf auch als Eheschließung vor Gott gebracht werden. Alle anderen Beziehungen führt man mit sogenannten Lebensabschnittsgefährten, hier reicht eine staatlich eingetragene Lebensabschnittspartnerschaft. Das ist menschliches Recht. Echte Ehen werden vor Gott im Himmel für die Ewigkeit geschlossen. Meine Eltern trafen die Entscheidung zur Scheidung, als ich dreieinhalb Jahre alt war. Spätestens zu diesem Ereignis betrat eine Altlast aus dem Hintergrund die Bühne und begann ihrerseits, die Strippen zu ziehen. Was sich bereits von langer Hand als Rache für verschmähte Liebe angebahnt hatte, formte sich nun zu Realität.

Springen wir im Lebensfilm etwa 28 Jahre vor meine Geburt zurück. Wir schreiben das Jahr 1945. Mein Großvater kam verletzt von der Front zum Heimaturlaub nach Hause, nach Aussig an der Elbe. Er hatte eine vergnügliche Nacht mit meiner Großmutter, bei der das Wehrmachtskondom platzte, wie meine Oma stets mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen erzählte. So entstand meine Mutter. Da mein Großvater nicht an die Front zurück wollte, half ein tschechischer Arzt dabei, seine Wunde gezielt so zu behandeln, dass sie sich entzündete und er somit frontuntauglich hätte werden sollen. Jedoch flog der Schwindel auf, der untersuchende Wehrmachtsarzt schickte ihn trotz der entzündeten Wunde nach Rumänien in den Partisanenkampf, in dem mein Großvater fiel.

Meine schwangere Großmutter gebar ihr Kind während der Vertreibung. Auch meine Mutter hätte das erste halbe Jahr nicht überlebt, hätte nicht ein Arzt den Flüchtlingen in Dahlen, Nordsachsen, wo meine Oma schließlich strandete, selbstlos geholfen. Dort verliebte sie sich nach einer Weile in einen jungen Burschen – Kurt Sömisch. Mit ihm und der Tochter ging sie nach Leipzig. Dann begann Opa Kurt eine Ausbildung zum Schweißer im Schiffsschraubenwerk Übigau nahe Dresden. In dieser Zeit begann meine Großmutter eine Affäre mit einem jungen Kommunisten, der später Mitarbeiter der Staatssicherheit wurde. Als mein Opa davon erfuhr, floh er wütend nach Stuttgart, wo er Arbeit fand.

Der neue Mann meiner Oma schlug sie und meine Mutter, als meine Mutter zwischen zehn und zwölf Jahre alt war, kam es zu sexuellen Übergriffen. In einem Brief, der auf abenteuerliche Weise seinen Weg nach Stuttgart fand, klagte meine Oma ihr Leid, woraufhin Opa Kurt Anfang der 60er-Jahre, kurz vor dem Mauerbau, mit einem vollgepackten Opel Kapitän wieder in Leipzig ankam. Er erzählte mir später, dass er es nur aus Liebe zu Heidelinde, meiner Mutter, getan habe und um sie zu schützen. Seine eigene neue Liebe, die er mittlerweile in Stuttgart gefunden hatte, verließ er wieder in Richtung des sozialistischen Teils des Vaterlands.

Nun aber nach Jahren und wohl scheinbar aus dem Nichts, tauchte jene rote Affäre meiner Oma wieder auf und begann, als aufstrebender Stasi-Offizier, sich in den Verlauf des Gerichtsprozesses meiner Eltern um Scheidung und Sorgerecht einzumischen. Es ist anzunehmen, dass er, von persönlichen Rachegelüsten getrieben, stets auf eine solche Gelegenheit gewartet hatte. Nun war sie da. Ich kenne die Hintergründe nicht bis ins Detail. Ich weiß nur, dass die Staatssicherheit meine Mutter damit erpresste, mich ihr wegzunehmen, wenn sie nicht tat, was die Stasi von ihr verlangte. Zu Messezeiten, wenn die Stadt Leipzig von westlichen Geschäftsmännern überfüllt war, sollte meine Mutter – eine wunderschöne junge Frau – als Prostituierte diesen Männern in intimer Atmosphäre das ein oder andere Geschäftsgeheimnis entlocken. Um dieses Unterfangen durchzusetzen, wurde sogar der zuständige Richter von ganz oben entsprechend instruiert. Nun, meiner Mutter blieb keine andere Wahl, als dieses zweifelhafte Angebot anzunehmen, um mich behalten zu können. Um die Absurdität des DDR-Systems noch mal klarzustellen: Der Mann, der meine Mutter als Kind vergewaltigte, ging nicht nur straffrei aus, sondern machte im Sicherheitsapparat des Staates Karriere, um letztlich sein Vergewaltigungsopfer zu zwingen, für ihn als Hure Informationen einzuholen. Er wurde ihr Führungsoffizier, an ihn gingen die Berichte – und das alles war von höchster Stelle abgesegnet. Dieser Pakt mit dem Teufel führte einerseits dazu, dass wir sofort nach der Verhandlung eine fast 130 qm große Altbauwohnung zugesprochen bekamen, fünf Räume, hochherrschaftlich und unverbaut, trotz allgemeinen Wohnungsmangels zu einem selbst für DDR-Verhältnisse lächerlichen Mietpreis von rund 32 Mark im Monat, andererseits begann ab diesem Zeitpunkt auch ihre Alkoholabhängigkeit. Teilweise fanden die »Treffen« zwar in Hotelzimmern statt, die meisten Männer empfing meine Mutter allerdings in dieser repräsentablen Dienstwohnung. Dies führte des Öfteren zu absurden Situationen, die ich als Kind selbstverständlich kaum einordnen konnte: stets wechselnde Männerbesuche, teilweise mehrere gleichzeitig.

Noch immer zog ich das absolute Schweigen jeglicher Kommunikation vor. Da sich meine Mutter noch immer Sorgen machte, ging sie mit mir weiterhin zu Ärzten, Psychiatern und Neurologen. Schließlich, mit ca. viereinhalb Jahren, begann ich ganz plötzlich und in ganzen Sätzen zu sprechen. Und seitdem, wie es später meine Oma ausdrückte, stand die Gosch nicht mehr still.

Ein Kindergartenplatz wurde bereitgestellt. Dieser war nur wenige Meter von unserem Hauseingang entfernt auf derselben Straßenseite. Soweit ich mich erinnere, gab es zu dieser Zeit keinerlei direkten Kontakt zu meiner Oma. Da meine Mutter nicht wollte, dass ich sie bei ihren Verrichtungen immer wieder erwische, wurde ich nach den Betreuungszeiten des Kindergartens häufig in einer Eckkneipe in der Nähe zwischengeparkt. Nun, welcher fünfjährige Knabe kann sich schon rühmen, eine Bardame zur besten Freundin zu haben. Tante Emmy, wie ich sie nannte, war von kräftiger Statur, hatte eine tiefe Raucherstimme und rot gefärbte Haare, war stets in Schwarz gekleidet und tatsächlich der reine Archetyp einer Barfrau. Was ich damals noch nicht wusste: Sie war auch die geheime Verbindung zu meiner Großmutter, denn der Zufall wollte es, dass die beiden Haus an Haus wohnten. Dieses Detail entging sogar der Stasi. Aber die beiden Damen begaben sich täglich in Gefahr, in dem sie so offen gegen den erklärten Willen des Staates opponierten. Leider sollte dieser Ungehorsam mich wie ein Boomerang wieder einholen.

Lindemann – Das Monster im Haus

Auf diese Art verlief aus meiner Sicht das Leben einige Zeit in relativ erträglichen und geordneten Bahnen, Tante Emmy war eine echte Stütze in jener Zeit. Irgendwann bekam die Staatssicherheit dann aber doch Wind von dem Kontakt meiner Mutter zu meiner Oma. Tante Emmy selbst wurde zwar in Ruhe gelassen, umso härter traf der Hammer mich und meine Mutti. Denn nun betrat mein »Stiefvater« die Bühne und verwandelte unser Leben in eine echte Hölle. Ich weiß nicht mehr, wie er hieß, mir ist nur noch der Nachname »Lindemann« im Gedächtnis geblieben. Was jedoch auch eine Fehlleistung meines Gehirns sein könnte, denn wir lebten zu dieser Zeit in Leipzig Lindenau. Und zogen nun also in die Wohnung dieses Mannes. Für mich fühlte es sich damals wie ein richtiger Umzug an, es stellte sich jedoch später heraus, dass es das gar nicht war, da meine Mutter im Auftrag der Staatssicherheit weiterhin die alte Wohnung für ihre Westkontakte nutzte. Dies erklärt auch, warum wir nach gewissen Ereignissen sofort wieder in die alte Wohnung einzogen. Doch Schritt für Schritt.

Mein Stiefvater entpuppte sich als Gewalt liebender, sadistischer Frauenhasser und Pädophiler. Die Wohnung, in welcher wir nun bei ihm lebten, war ebenfalls recht groß, doch wesentlich kleiner als die vorherige. Man betrat den Flur, linker Hand waren nacheinander Bad und Küche, rechts kam als Erstes das »Kinderzimmer«, danach ein Esszimmer, dahinter nach einer großen Flügeltür noch ein Raum, in dem einzig ein französisches Bett stand, und von diesem ging es links in das Schlafzimmer. Die Einrichtung würde ich als spartanisch beschreiben. Es gab nur die Möbel, die es unbedingt brauchte. Im Kinderzimmer standen ein viel zu kleines Gitterbettchen, dennoch war ich gezwungen, darin zu schlafen, zumal mein Stiefvater eine von außen fest verschließbare Klappe angebracht hatte, um mich in diesem Bett einzusperren (eine Konstruktion, die mir später noch in einem anderen Zusammenhang wiederbegegnen sollte), und ein Schrank. Im Wohnzimmer stand nichts weiter als ein Tisch mit ein paar Stühlen, das französische Bett im Zwischenraum habe ich schon erwähnt, das Schlafzimmer war mit einem großen Schrank und einem Doppelbett ausgestattet.

Mein »Stiefvater« nahm meiner Mutter den Personalausweis ab, die Wohnungstür war immer abgeschlossen, nur er hatte einen Schlüssel, und sämtliche Türen in der Wohnung waren ausgehängt und entfernt worden, um alles, was in der Wohnung vor sich ging, kontrollieren zu können.

Die nächsten anderthalb Jahre vegetierte ich unter diesen Bedingungen. Ich sage absichtlich vegetieren, leben kann man diesen Zustand nicht nennen. Immer wieder kam es zu massiver Gewalt gegen meine Mutter und mich. Meine Mutter kam dabei etwas »besser« weg, da Lindemann auf ihre körperliche Unversehrtheit zu achten hatte, damit sie weiterhin anschaffen gehen konnte. In den Zeiten der Herbst- und Frühjahrsmesse in Leipzig wurde sie geschont, dafür bekam ich mehr ab. Es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht grün und blau geschlagen wurde. Dabei war er so geschickt und überlegt darin, dass die blauen Flecken immer unter der Kleidung verborgen blieben und so niemandem im Kindergarten und später in der Schule auffielen. Er drohte mir offen, mich und meine Mutter verrecken zu lassen und zu entsorgen, sollte irgendwas von den Misshandlungen bekannt werden. Ich sollte bloß die Schnauze halten.

Auch sexuelle Übergriffe gegen mich waren keine Seltenheit. Manchmal wurden hierzu auch »Gäste« geladen, also Männer der Staatssicherheit, die auf diese Weise ihre pädophilen Neigungen auslebten. Es muss eine Art geheimer Ring innerhalb dieser Organisation gewesen sein. Ähnlich wie man es vom Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche kennt, war es wohl unter den damaligen Umständen die Staatssicherheit, die für Pädophile einen halbwegs sicheren Rahmen bot. Ein noch nicht aufgearbeitetes und kaum bekanntes Teilgebiet der DDR-Geschichte. Noch zu erwähnen wäre, dass die Volksdroge Nummer eins in der DDR – Alkohol – bei diesen Orgien immer eine große Rolle spielte. Alkohol, erst recht in großen Mengen, enthemmt und macht aggressiv. Man kann sich vorstellen, wie sich dies auf Männer mit pädophilen Neigungen wie meinen Stiefvater auswirkte. Sein stinkender Atem ist mir immer noch präsent. Doch nicht der Alkohol ist der Schuldige, ganz im Gegenteil, letztlich wurde ausgerechnet er mir zum Retter.

Es muss im Frühjahr 1981 gewesen sein. Eines Abends, nachdem sich mein »Stiefvater« wieder einmal im Alkoholrausch an mir vergangen und mich grün und blau geschlagen hatte, zwang er mich, still in dem französischen Bett zu liegen. Der fleckige, schmutzig orangefarbene Bezug aus synthetischem Stoff wird mir mit seinem ekligen Geruch wohl auf ewig ins Gedächtnis gebrannt bleiben. Irgendwann abends kam meine Mutter vom Dienst zurück. Während ich zitternd und am Ende meiner Kräfte auf dem Bett lag, beobachtete ich die sich nun entspinnende Szenerie am Tisch im Nachbarzimmer durch die nicht mehr vorhandenen Türen. Meine Mutter nahm angesichts des Elends ihres Kindes allen Mut zusammen, um in dieser scheinbar für sie vollkommen ausweglosen Situation aufzubegehren. Sie forderte ihren Ausweis zurück, woraufhin mein Stiefvater sagte, dieser befände sich in seiner Brieftasche. Dabei fasste er sich demonstrativ an die Gesäßtasche. Wenn sie ihn haben wolle, solle sie nur versuchen, ihn sich zu holen. Das tat sie auch tatsächlich. Nachdem selbst einige direkte Treffer mit der Faust ins Gesicht meiner Mutter ihren Widerstand nicht brechen konnten und sie sich sogar in seinem Oberarm verbiss, bis er blutete, schnappte er sich mit der rechten Hand die halb geleerte Doppelkorn-Flasche, die auf dem Tisch stand, und zertrümmerte sie auf dem Kopf meiner Mutti, die daraufhin blutend, mit riesiger Platzwunde, ohnmächtig zusammenbrach und neben mich aufs Bett geworfen wurde. Mein »Stiefvater« holte sich daraufhin noch eine Flasche Bier, öffnete sie, setzte sich an den Tisch und grinste mich an.

Er schaffte das Bier nicht zur Hälfte, da fiel er am Tisch sitzend, halb auf diesem liegend, in den tiefen Schlaf eines befriedigten Alkoholikers. Und ich war nicht in meinem Gitterbett eingesperrt. Das war meine Stunde! Auf Zehenspitzen, kaum atmend vor Angst, schlich ich nun hinüber zu ihm und klaute ihm die Brieftasche (des Ausweises meiner Mutter wegen) und den Schlüssel der Wohnungstür. Ich wusste aus einem Gespräch, dass die Nachbarin zwei Stockwerke tiefer einen Telefonanschluss hatte. Für die jüngeren Leserinnen und Leser: In der DDR war es unüblich, dass jeder über ein Telefon verfügte, und Handys gab es natürlich noch nicht. Im Haus meiner Oma beispielsweise wohnten acht Parteien, lediglich zwei besaßen ein Telefon.

Ich klingelte also mitten in der Nacht bei unserer Nachbarin, die ich wegen meiner Isolation in der Wohnung kaum kannte. Verschlafen und im Nachthemd öffnete sie leicht die Tür, welche durch ein Sicherheitskettchen halb verschlossen gehalten wurde. Begeistert war sie nicht gerade, und sie fragte mich knurrend, was ich denn wolle. In diesem Moment funktionierte ich einfach nur. In kurzen, prägnanten Worten schilderte ich die Situation, in der wir uns befanden. Ohne weiter drüber nachzudenken, zog ich mein Hemd aus, wodurch die lila-blau-braunen Blessuren zum Vorschein kamen. Wie vom Blitz getroffen torkelte die Dame zurück und hielt sich an einem Schrank fest, um nicht umzufallen. Schnell öffnete sie jetzt die Tür und rief Krankenwagen und Polizei, versorgte mich derweil mit Keksen und Tee und murmelte immer wieder entsetzt und mit Tränen in den Augen »Das gibt’s doch nicht, das darf doch wohl nicht wahr sein, und ich habe nie etwas davon mitbekommen...«. Sie stand sichtlich mehr unter Schock als ich selbst.

Auf welche Art dies alles staatlicherseits organisiert und gedeckt war, davon wusste ich natürlich zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Dennoch erwies sich die Volkspolizei an dieser Stelle als hilfreich: Wir entkamen der Situation und wurden ärztlich behandelt. Wie bereits erwähnt gab es unsere alte Wohnung noch, und so zogen wir unvermittelt wieder zurück. Heute weiß ich auch, woher der Mut rührte, der meine Mutter rebellieren ließ. Sie hatte auf der Arbeit einen westlichen Geschäftsmann kennengelernt, in den sie sich verliebte. Doch sollte er erst in Kürze eine tragende Rolle spielen.

Die Geister der Natur

In der nachfolgenden relativ kurzen Zwischenperiode nach dem Umzug in die alte Wohnung hielt ich mich größtenteils in der Natur, im Rosental bei Leipzig, auf, teils bis tief in der Nacht, was meine Mutter beunruhigte und mindestens zweimal dazu führte, dass die Polizei mich suchte. Hier in der freien Natur, aufgehoben und verbunden, fühlte ich mich einzig wohl, während geschlossene Räume Panik auslösen konnten. In neuer Freiheit gab es Luft zum Atmen und so etwas wie ein neuerliches Andocken an das Leben.

Es waren die Geister der Natur, die mich retteten. Neben den Elfen der Blüten ist mir ein Paar besonders in Erinnerung geblieben, das ich in Ermangelung von Namen einfach seiner Wohnstatt wegen Baum und Stein nannte. Beide parlierten lakonisch das Weltgeschehen und foppten sich gegenseitig, ein wenig wie Waldorf und Satler von der Muppet-Show. Und damit brachten sie mich zum ersten Mal seit Langem zum Lachen. Da sie keine Mithörer vermuteten, plapperten sie unzensiert und ohne Pause. Beinahe hätte ich gesagt, ohne Luft zu holen, was zumindest für Stein sogar wortwörtlich stimmt. Irgendwann fiel ihnen wohl auf, dass mein Lachen als Reaktion auf ihre witzigen Frotzeleien und trockenen Kommentare zu werten sei, ergo ich sie hören konnte. Schlagartig herrschte betretenes Schweigen. Aber nicht lange, denn nun sprach ich sie leise an. Und es erwies sich, dass die beiden Naturgeister mir Liebe und Stabilisierung schenken konnten. Wofür ich angesichts des bisherigen Verlaufs meiner Geschichte sehr dankbar war. Da sie ihren Ort nicht verlassen konnten, besuchte ich sie und schwatzte mit ihnen. Ich würde sogar behaupten, dass die Freundschaft zu Baum und Stein bis heute meinen Humor wesentlich mitprägt.

Die nächsten Wochen und Monate beruhigten unsere Lebenslage etwas, jedoch hielt der Frieden nicht lange an, denn kurze Zeit später ging meine Mutter abends zum Dienst, verschloss die Tür hinter sich – und kam nicht wieder. Ich befand mich eine Woche allein in der verschlossenen Wohnung, und wie es mir eingeprügelt war, verhielt ich mich ruhig. Ich weiß noch, dass ich in dieser Woche einen Kanten Brot und ein Stück ungarische Salami zu Verfügung hatte, die ich, so weit es ging, streckte. Immer nur ein Bissen … Nach etwa einer Woche kam es zu einer skurrilen Situation. Es klingelte, und da meine Mutter mir verboten hatte, die Türe zu öffnen, und ich stets aus dem Fenster schauen sollte, um zu sehen, wer geklingelt hatte, tat ich dies. Es war jedoch niemand zu sehen. Um eine bessere Sicht auf den Hauseingang zu bekommen – das Klingeln hörte nicht auf –, schob ich meinen Oberkörper weiter aus dem Fenster heraus, mit den Beinen ein Gegengewicht haltend. Am Ende lag ich steif wie ein Brett, den Kopf weit außerhalb, die Füße im Zimmer, als mich jemand packte und ins Zimmer zurückzog. Ich war starr vor Schreck, aber es war nur ein Polizist. Nachdem ich eine Woche nicht zum Unterricht erschienen war, hatte meine Lehrerin wohl die Polizei gerufen.

Was aber war passiert? Mit letzter Sicherheit lässt sich nur feststellen, dass meine Mutter die Treppen des Untergrund-Messehauses in Leipzig hinabgestürzt war, während sie ein Tablett mit Gläsern und Flaschen trug. Die Glassplitter schnitten ihr die rechte Körperhälfte auf, zudem war das rechte Bein durch einen komplizierten Trümmerbruch zerstört. Es ist bis heute unklar, ob sie einfach nur gefallen ist, Alkohol bei diesem Unfall eine Rolle spielte oder ob sie gestoßen wurde.

Ich glaube, ich war es selbst, der auf die Nachfrage der Volkspolizei, ob es noch andere Angehörige gäbe, Oma ins Spiel brachte. Jedenfalls kam ich so für ein paar Wochen zu ihr. Als meine Mutti aus dem Koma erwachte, besuchten wir sie im Krankenhaus. Sie lag in einem Bett, mit Schnittwunden übersät, das rechte Bein in Gips, mit Schienen verschraubt und fixiert sowie durch Drähte in der Luft gehalten. Jede Körperbewegung war unmöglich.

Zwei Wochen später, wir wollten sie wieder besuchen, fanden wir sie nicht mehr in ihrem Zimmer vor. Laut Aussage der Ärzte soll sie sich aus eigener Kraft von den Schienen losgerissen haben und ward nicht mehr gesehen. Das ist natürlich vollkommener Quatsch. Für diese Geschichte gibt es eigentlich nur zwei denkbare Erklärungen. Variante eins: Der westliche Geschäftsmann, in welchen sie sich verliebt hatte und von dem ich bis heute nicht mal den Namen weiß, bestach mit D-Mark die Ärzte, sie loszumachen, und verhalf ihr dann zur Flucht in den Westen. Zweite Variante: Die Staatssicherheit hatte die Ärzte unter Druck gesetzt, sie loszumachen, um sie in den Westen zu bringen, damit sie dort ihre Tätigkeit als Spionin fortsetzen konnte. Variante zwei lässt den Unfall in einem neuen Licht erscheinen. Es könnte sich um eine absichtliche Selbstverletzung meiner Mutter gehandelt haben, um dem Wunsch der Stasi, sie in den Westen zu schleusen und mich zurückzulassen, nicht nachkommen zu müssen. Offiziell jedenfalls war sie nun republikflüchtig, und damit kam auch die gesamte Familie unter Generalverdacht, denn in der DDR galt das Sippenhaftprinzip. Davon war hauptsächlich ich betroffen. Um ein Druckmittel zu haben, entzog man mich der großelterlichen Fürsorge und »inhaftierte« mich in einem der berühmt-berüchtigten DDR- Kinderheime.

Eine Hölle auf Erden

Ich kann weder genau sagen, wo ich mich befand, noch habe ich viele Erinnerungen oder ein Gefühl, wie viel Zeit ich dort verbrachte. Das Heim lag wohl im Bezirk Leipzig. Die Mulde floss, glaube ich, in der Nähe.

Ich erinnere mich an den Schlafsaal, der extrem groß war, ich schätze, an die 50 Kinder waren dort zusammengepfercht. An den Wänden standen zweireihig Doppelstockbetten, während die zentralen Teile des Raumes mit kleinen Gitterbettchen zugestellt waren, wovon nicht wenige über einen ähnlichen Verschluss verfügten wie jenes, das ich von meinem Stiefvater kannte. Zur Strafe wurden auch größere Kinder tagelang drin eingesperrt. Weitere Strafen: Essens- und Schlafentzug, Faustschläge in den Bauch, Erbrochenes musste vom Boden aufgeleckt werden, Tritte auf am Boden Liegende – all dies war hier normaler Alltag. In der Luft lag ein ekliger Geruch von Bohnerwachs durchmischt mit Resten von Urin, Kot und Gestank nach Erbrochenem. Die Jungs wurden bei den geringsten Verfehlungen gequält, erniedrigt und verprügelt, die Mädchen vergewaltigt. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen wusste ich genau, was da geschah, und die über die Gänge hallenden Schreie waren kaum zu ignorieren.