Queerlequin: Der erste Preis - Virre Aventura - E-Book

Queerlequin: Der erste Preis E-Book

Virre Aventura

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Beschreibung

"Du hast genug Sachen hier, als hättest du einen mittelgroßen Sexshop leergekauft.""Ängstlich?""Erregt." Ich sehe ihr in die Augen und verstecke die Lust nicht, die ich empfinde.Als mein Freund Jakob mich bei einem Pokerspiel einsetzt und verliert, beschloss ich, mit der Gewinnerin nach Hause zu gehen und Jakob hinter mir zu lassen. Bei Anna lerne ich BDSM kennen und entdecke ganz neue Seiten an mir. Anna weckt viele Gefühle in mir, aber auf der Arbeit gibt es außerdem noch die hübsche Mia, die fröhlich mit mir flirtet. Ich bin verwirrt und weiß nicht, welchen Weg ich nehmen soll."Der erste Preis" ist ein Teil der Serie Queerlekin: Erotik, die alle einschließt. -

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Virre Aventura

Queerlequin: Der erste Preis

Übersezt von Gertrud Schwarz

Q17

Der erste Preis

QUEERLEQUIN

Lust

Queerlequin: Der erste Preis

 

Übersezt von Gertrud Schwarz

 

Titel der Originalausgabe: Den högsta vinsten

 

Originalsprache: Schwedisch

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 2018, 2022 Virre Aventura und LUST

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726918229

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Kapitel 1

„Kommst du mit zum Spieleabend?“, fragte mich mein Freund Jakob an einem Freitagabend.

Froh darüber, gefragt zu werden, war ich mitgegangen, aber jetzt bereue ich meine Entscheidung. Ihr Lachen und Gerede am Spieltisch wird immer lauter. Ich lege mich auf dem Sofa zurecht, mein Hintern schläft ein und ich habe keine Leben mehr bei meinem Handyspiel. Ich versuche, Jakobs Blick einzufangen und ihm verständlich zu machen, dass es schon spät ist und Zeit zu gehen, aber er beachtet mich nicht. Er ist voll auf das Spiel konzentriert. Ich richte meine Kleidung. Völlig unnötig, so einen weiten Ausschnitt anzuziehen, wenn er mich kaum ansieht. Ich sehe, wie Jakob sich ein weiteres Glas Whiskey einschenkt. Sein Blick wird verschwommener und er spricht lauter. Komisch, wie schnell er unseren Streit vom letzten Wochenende vergessen hat. Wo er in den frühen Morgenstunden angetrunken nach Hause kam und mir am Tag drauf versprochen hat, einen Monat lang abstinent zu bleiben.

„Zeit zu gehen, was?“, lacht einer der anderen höhnisch. „Du hast nichts mehr, das du setzen kannst!“

Jakob richtet sich auf. Mit dem Alkohol kommt das Selbstbewusstsein voll in Fahrt.

„Was denn, ich habe doch sie!“

Er wischt mit der Hand in meine Richtung, ohne mich dabei anzusehen.

„Entschuldigung?“ Ich stehe auf. „Was zur Hölle erzählst du da?“

„Was denn?“ Er lacht auf und zuckt mit den Schultern. „Wenn ich verliere, kann der Gewinner ein wunderbares Wochenende mit ihr verbringen. Aber wenn ich gewinne, spiele ich weiter. Dann werde ich mit euch Losern den Boden aufwischen!“

„Was zur Hölle stimmt nicht mit dir?“ Ich gehe zum Spieltisch. „Hast du allen Ernstes vor, mich bei einem Kartenspiel einzusetzen?“

Er lacht und verdreht die Augen in Richtung der anderen. Mich wischt er mit einer Handbewegung fort, als wäre meine Reaktion völlig übertrieben. Ich starre ihn an, bis er sich seufzend zu mir umdreht.

„Ich verliere ja nicht, Schatz, ich brauche nur einen Einsatz, um das Spiel rumreißen zu können.“

„Bitte sehr!“ Mein ganzer Körper brennt vor Wut. „Dann spiel!“

Er trinkt den Whiskey aus und stellt das Glas laut auf den Tisch.

„Dann spielen wir jetzt!“

Ich verfolge das Kartenspiel plötzlich aufmerksam, während mein Herz bis zum Hals schlägt. Was mache ich hier? Es fühlt sich an, als würde ich kaum noch Luft bekommen. Als er die Karten auf den Tisch wirft, lässt mich das Geräusch zusammenzucken.

„Hier, verdammt noch mal!“ Seine Stimme überschlägt sich.

Ich hole tief Luft, um ihm ordentlich meine Meinung zu geigen. In meinem Kopf bin ich schon fast aus der Tür, fort von hier, um ihn nie wiederzusehen. Ehe ich jedoch mit dem Fluchen beginnen kann, steht eine andere Person auf.

„Ich glaube, ich habe gerade den ersten Preis gewonnen.“

Die Stimme ist so ruhig und fest, dass ich völlig vergesse, was ich gerade sagen wollte. Ich drehe mich zu der Frau um, die gerade gesprochen hat. Ihr Blick hängt da fest, wo mein kurzes Kleid aufhört und meine nackten Beine beginnen. Sie folgt dem Kleid langsam nach oben bis zu dem tiefen Ausschnitt. Es hat etwas Schamloses an sich, wie sie mich mit ihren Blicken auszieht.

„Also muss ich meinen Gewinn jetzt nur mit nach Hause nehmen und ihn genießen?“

Ihr Blick durchbohrt mich. Ich schnappe nach Luft. Ich erkenne sie. Anna. Ein paar Jahre älter als ich. Sie hatte die Partys im LGBTQ-Haus organisiert, als ich selbst noch ein Teenager war. Ich war ein paarmal dort, habe aber nie mit ihr geredet. Sie war immer von Leuten umringt. Sie war lange weg vom Fenster, als sie mit einer Frau aus einer anderen Stadt verheiratet war, aber in den letzten Jahren ist sie wieder aufgetaucht.

„Aber ich habe doch nur Witze gemacht“, ruft Jakob und reißt mich damit aus der Trance, in den ihr Blick mich versetzt hat. „Du kannst natürlich nicht meine Tussi mit nach Hause nehmen!“

„Dann gehen wir mal.“ Anna sieht mich auffordernd an und ignoriert den Prostest meines Freundes. Sie streckt mir ihre Arme entgegen und lässt mich keine Sekunde aus den Augen.

„Dann gehen wir mal.“ Ich höre, dass meine Stimme leiser und abwesender klingt. Ich nehme ihren Arm und lasse mich von ihr aus der Wohnung führen.

„Hallo!“ Jakobs Proteste werden von meinem eigenen Herzschlag übertönt. „Was macht ihr da?! Wo geht ihr hin, verdammt noch mal?“

Anna macht die Tür hinter uns zu und führt mich zum Aufzug. Die Aufzugtür schließt sich gerade, als Jakob das Treppenhaus betritt. Das Letzte, was ich von ihm sehe, ist sein verständnisloses, wütendes Gesicht mit dem verschwommenen Blick.

 

Ich folge Anna durch die Garage. Das Klackern meiner Absätze hallt wider. Ich überlege umzudrehen, aber meine Beine wollen mich weiter in die unbekannte Richtung tragen. Wie ein Magnet werde ich von dieser taffen Frau mit ihren abgewetzten Doc Martens angezogen. Ich betrachte sie und überlege, wie anders sie jetzt aussieht als das Bild, das ich als Teenagerin von ihr hatte. Als sie in die Stadt zurückkehrte, erinnerte nichts mehr an die sanfte Frau, die sie gewesen war. Sie trug einen Side-cut, benahm sich kantiger, schminkte sich nicht mehr und trug eine Motorradjacke. Ihr Blick hatte etwas Starres an sich, sodass man seine Augen von ihren abwendete, aus Angst, sie zu provozieren, wenn ihr stahlgrauer Blick einen traf. Anna bleibt stehen und drückt mir einen Helm in die Hand.

„Hier“, sagt sie. „Und nimm meine Jacke, sonst wird dir kalt.“

Ehe ich mich versehe, sitze ich hinten auf ihrem Motorrad und habe meine Arme um ihre Taille geschlungen. Ihre Jacke hängt schwer auf meinen Schultern und ist noch warm von ihrer Haut. In der Luft hängt der frische Geruch von Haarprodukten, die ihre blonden Haare an ihrem Platz halten. Ich bin viel zu überrascht, um richtig wahrzunehmen, was gerade passiert ist. Als das Motorrad losfährt, muss ich mitkommen. Ich umarme sie fest; es ist mein erstes Mal auf einem Motorrad. Der nächtliche Verkehr gleitet an uns vorbei. Ich spüre, wie mein Hals sich zusammenschnürt. Mir kommen die Tränen.

Warum bin ich in der Garage nicht einfach umgedreht und weggegangen? Was tue ich hier eigentlich? Was hat sich Jakob dabei gedacht? Ich wusste, dass er ein echter Arsch sein konnte, wenn er betrunken war, aber das hier ist auch für ihn eine ganz neue Liga.

 

Wir blieben in einer Seitenstraße vor einer beleuchteten Pforte stehen. Anna hilft mir beim Absteigen. Ich nehme den Helm ab. Es ist mir peinlich, dass die Tränen meine Wimperntusche verwischt haben. Ich versuche sie abzuwischen, um nicht zu zeigen, wie unsicher und verwirrt ich mich fühle. Ihr Gesichtsausdruck wird weicher. Die harten Züge machen Platz für etwas anderes, als sie mich betrachtet. Ein freundlicherer und neugierigerer Ausdruck.

„Du weißt, dass du das nicht machen musst, wenn du nicht willst“, sagt sie. „Ich kann ein Taxi rufen und du fährst nach Hause.“

Ich schweige und denke kurz darüber nach. Dann sehe ich ihr in die Augen. Ihre Augen sehen gierig aus. Etwas an ihr kitzelt eine Seite von mir, die nach mehr verlangt. Ich fühle mich plötzlich mutig – die Alternative, jetzt zu gehen, lockt mich überhaupt nicht mehr.

„Nein, ich will es.“

Ich folge ihr durch das Tor. Als wir in ihre Wohnung kommen, geht sie vor und öffnet einen der Garderobenschränke. Ich hänge ihre Motorradjacke hinein und sehe neugierig in die Wohnung. Ich weiß so wenig über sie, aber ich habe die Gerüchte in der Stadt gehört: dass sie in Sexklubs geht, auf Kink steht und viele merkwürdige Vorlieben hat. Deswegen meiden sie viele meiner queeren Freundinnen. Als ob das Risiko bestünde, in einen dunklen, unheimlichen Sexkeller entführt zu werden, wenn man nur mit ihr redete. In mir regt sich der Wunsch, genau das zu tun.

„Bist du müde?“, fragt Anna. Sie hält ein Badelaken in der Hand. „Oder hungrig?“

„Nein, nur nervös“, antworte ich. Ich bin unsicher, was mich erwartet.

„Ich will, dass du da reingehst und duschst. Und dann kommst du zu mir. Nackt!“

Ihre Art, das Kommando zu übernehmen, überrascht mich ebenso sehr wie sie mich erregt.

„Das wird eine lange Nacht“, fährt sie fort. „Es gibt vieles, was ich mit dir tun will.“

Ich nehme das Badelaken und drücke es an meine Brust.

„Wenn du eine Pause willst oder etwas anderes machen, sagst du Gelb, wenn du ganz abbrechen willst, sagst du Rot. Du kannst gehen, wann immer du willst, du hast keine Schuldigkeit mir gegenüber. Geh jetzt duschen. Ich will, dass du sauber bist, wenn wir anfangen.“

Sie dreht sich auf dem Absatz um und geht ins Schlafzimmer. Ich bleibe allein zurück – viel zu überrumpelt, um ihr antworten zu können.

***

Das Wasser läuft an mir herab. Ich bin ganz im Moment, nehme jeden meiner Atemzüge wahr, jeden Wassertropfen, der an meinem Körper herabrinnt. Mein Puls schlägt laut. Ich bin so weit von meinem normalen Ich entfernt, dass ich mich frage, was eigentlich passiert ist. Ich hatte auf einen Abend mit Kartenspiel gehofft, an dessen Ende ich mit Jakob nach Hause gegangen wäre. Stattdessen stehe ich bei einer Fremden unter der Dusche. Und soll nackt zu einer Person gehen, die ich überhaupt nicht kenne, außer über Gerüchte. Als ich mich einseife, lasse ich meine Hand über meinen Bauch zu dem schmalen Haarstreifen gleiten, den ich mir so sorgfältig am Nachmittag frisiert habe. Ich kann nicht anders, als meine Hand zwischen meine Schamlippen zu führen und nachzufühlen. Ich bin feucht. Ich bin schon feucht, seit sich unsere Blicke trafen. So entschlossen und heiß. Er hatte ein Versprechen von Dunkelheit und Spannung in sich.

 

Ich versuche ruhig zu atmen, als ich aus dem Bad zu ihr gehe, ohne dass etwas meinen Körper verhüllt. Die Feuchtigkeit der Dusche verdunstet auf meiner Haut und lässt meine Brustwarzen steif werden. Anna lehnt mit verschränkten Armen an der Wand und betrachtet mich. Tattoos schlängeln sich an ihren Armen entlang unter ihr weites, weißes T-Shirt. Ihre Haltung ist entspannt, aber selbstsicher. In ihren Augen spielt ein Lächeln. Zunächst sagt sie nichts. Ich bleibe stehen und lasse mich betrachten. Es ist eine Mutprobe, stehenzubleiben, mich ihr zu zeigen und nicht zu gehen und all dieses Unbekannte hinter mir zu lassen. Sie lässt ihren Blick an meinen Beinen hinaufgleiten bis zu dem Haarstreifen und weiter zu den weichen Rundungen meiner Brüste. Ihr scheint die Situation zu gefallen – die Überlegenheit, jemand Unbekleideten vor sich zu haben, während sie selbst angezogen ist.

„Geh ins Wohnzimmer“, sagt sie und nickt in die Richtung des Zimmers. „Ich habe ein paar Spielzeuge bereitgelegt. Ich will, dass du sie dir genau ansiehst und mir sagst, ob etwas dabei ist, was ich auf gar keinen Fall verwenden soll. Und ob etwas dabei ist, das dir ein besonderes Kribbeln verursacht …“

Anna geht in die Dusche und schließt die Tür hinter sich. Ich bleibe in dem dunklen Flur stehen. Ich atme laut, nachdem ihr Blick nicht mehr auf mir ruht, der mir den Atem raubt. Ich weiß nicht so recht, was ich erwartet hatte. Dass sie über mich herfällt? Die Tatsache, dass sie mich noch gar nicht angerührt hat, lässt mich umso größere Sehnsucht spüren.

 

Auf dem Wohnzimmertisch liegen die Sexspielzeuge für die Inspektion bereit. Ich muss das erst mal alles verarbeiten. Etwas aus Metall, das kalt schimmert, etwas aus Leder, das nach Bondagespielchen schreit. Ich wiege eine Peitsche in der Hand, spüre die Schwere des kurzen Objekts. Ich streiche durch die Lederfransen. Das weiche Material kitzelt meine Handfläche. Aber ich weiß, dass es nicht kitzelt, wenn es von einer energischen Hand geführt wird. In einer Probierecke auf dem Stockholm Fetish Weekend habe ich vor ein paar Jahren ausprobiert, mich von einer älteren Frau auspeitschen zu lassen. Der Endorphinkick, den die kurze Probiersession auslöste, hatte mich erregt und erschreckt. Vielleicht hatte mich vor allem erschreckt, wer ich war und welche Lüste ich hatte. Warum weckte es so eine Sehnsucht in mir, obwohl mein Verstand mir sagte, dass ich Schlägen entfliehen sollte? Ich schlage probeweise mit der Peitsche auf meinen Unterarm. Ich zucke zusammen, als der Hieb die Stelle schmerzen lässt.

„Ich habe heute nichts allzu Fortgeschrittenes rausgelegt.“ Anna steht hinter mir. Ich habe nicht gehört, dass sie aus dem Badezimmer gekommen ist. Sie trägt Klamotten, aber ihre Haare sind nass von der Dusche. Ich fühle mich ertappt, so nackt mit der Peitsche in der Hand.

„Nicht allzu fortgeschritten?“, frage ich skeptisch und ziehe eine Augenbraue hoch. „Du hast genug Sachen hier, als hättest du einen mittelgroßen Sexshop leergekauft.“

„Ängstlich?“

„Erregt.“ Ich sehe ihr in die Augen und verstecke die Lust nicht, die ich empfinde.

Sie lacht und sieht mich mit einer Mischung aus Neugier und Humor an. Dahinter erkenne ich etwas Dunkleres. Wir sind nicht zum Reden hier.

„Also, was soll vom Tisch verschwinden? Was jetzt nicht weggelegt wird, werde ich später benutzen.“

Ich hole tief Luft, drehe mich um und betrachte die Möglichkeiten.