Quellen zum germanischen Heidentum - Árpád Baron von Nahodyl Neményi - E-Book

Quellen zum germanischen Heidentum E-Book

Árpád Baron von Nahodyl Neményi

4,9

Beschreibung

Dieses Buch führt zahlreiche Quellenzitate zur altheidnischen germanischen Religion hintereinander, inhaltlich geordnet, übersetzt und unkommentiert auf, von Tacitus und den anderen antiken Autoren über die Schriften der Missionare und Heiligen bis zu den nordischen Sagas. Aus erster Hand lernen wir hier das Weltbild unserer Vorfahren kennen und verstehen: Ihre Götter, ihre Tempel und Heiligtümer, ihre Priester und Feste sowie ihre Vorstellungen vom Zauber. Wenige eingeklammerte Anmerkungen erleichtern es, diese Textzitate auch außerhalb ihres ursprünglichen Zusammenhangs zu verstehen, 22 meist farbige Bilder helfen mit, diese wenig bekannte Welt auch uns modernen Menschen zu erschließen.

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Seitenzahl: 225

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Inhalt

Vorwort

Die Götter

Heiligtümer

Tempel

Götterbilder

Priester

Opferfeste

Julfest und Eberopfer

Einzelne Jahresfeste

Kultumzüge und Feldzeichen

Götter als Vorfahren

Königsheil und -opfer

Helden- und Ahnenverehrung

Glaube der Vorfahren

Opferpflicht und -ablehnung

Der neue Glaube

Göttermacht und -herrlichkeit

Wodan (Odinn)

Donar (Thorr)

Fro (Freyr)

Weissagerinnen

Verwandlungszauber

Unsichtbarkeitszauber

Zauber für den Kampf

Wetterzauber

Schadenszauber

Verschiedene Zauber

Vorwort

Dieses Buch umfaßt die wichtigsten schriftlichen Quellen zum germanischen Heidentum. Die Wissenschaft nennt diese Quellen „Primärquellen“, während etwa archäologische Fundstücke nur als „Sekundärquellen“ gelten. Ein Fundstück kann zwar Aussagen über die Lebensweise der Menschen machen, ihrer Denkweise kommen wir damit aber in der Regel nicht viel näher. Demgegenüber stammen die schriftlichen Quellen oft direkt von Menschen der Zeit, die die Mentalität der Personen, von denen sie berichteten, kannten, wenn auch nicht immer teilten, denn viele Textquellen über das Heidentum stammen von Christen oder Missionaren, die der heidnischen Religion feindlich gegenüberstanden. Gottheiten wurden da schnell zu Teufeln und Dämonen, magische Handlungen wurden mit düsteren Elementen ausgeschmückt oder zumindest bedrohlich beschrieben.

Es liegt in der Natur einer reinen Quellensammlung, daß diese die Quellen nur unkommentiert auflisten kann; die Diskussion über den Wert oder die Glaubwürdigkeit einer Quelle kann hier nicht stattfinden; jedes Fortlassen einer unglaubwürdigen Quelle wäre eine einseitige Interpretation und würde dem Sinn einer nüchternen Aufstellung entgegenstehen. Ja, genaugenommen ist bereits die Übersetzung eine Interpretation; gerade die lateinsche Sprache ist ja relativ mehrdeutig und die Festlegung auf eine ganz bestimmte Übersetzung ist zugleich auch eine Interpretation, die man nicht unbedingt teilen muß. Andererseits sind wenige Menschen noch in der Lage, Quellen in den Originalsprachen zu verstehen, so daß also hier auf Übersetzungen zurückgegriffen werden mußte. Berühmtestes Beispiel für so eine Übersetzungs-Interpretation bietet der Römer Tacitus in seiner „Germania“. Er erwähnt da Orakelstäbchen, die durch „Zeichen“ (notae) gekennzeichnet sind (Germania 10). Ohne Zweifel handelt es sich bei diesen Zeichen um Runen, aber den lateinischen Begriff „notae“ mit „Runen“ zu übersetzen, wäre eine doch umstrittene Interpretation. Was, wenn Tacitus ganz andere Zeichen gemeint hatte? Oder die Schilderung der Vorgänge im Semnonenhain, wie sie Tacitus (Germania 39) beschreibt. Da wird je nach Übersetzung aus dem „Niederstrecken eines Mannes“ ein „Menschenopfer“. Ich habe diese Stelle bereits in meinem Buch „Goden – Die heidnischen Priester der Germanen“ (2016) behandelt und gehe von einem kultischen Niederfallen als Initiationsritus der Priester aus, aber der Text kann auch im Sinne von einem Menschenopfer verstanden und übersetzt werden.

Die hier vorliegende Quellensammlung erschien in der Zeitschrift „Germanen-Glaube“ ab Nummer 1/1993 (Februar 1993) bis 2/2000 (Ostern 2000) als Serie und es war in der Planung, die einzelnen Folgen auch in einem Buch zusammenzufassen, was hiermit nun – mit Ergänzungen – geschehen ist.

Der Blick geht – bedingt durch die Überlieferungsumstände – auch häufig nach Norden, nach Skandinavien. Dort sind durch die Sagas einfach viel mehr Einzelheiten erhalten, als bei uns, wo das Christentum schon viel früher Fuß gefaßt und entsprechende Bräuche ausgerottet hatte. Wir wissen, daß die Vorstellung, jeder einzelne germanische Stamm habe seine eigene heidnische Religion gehabt, so nicht haltbar ist. Sicher wurden bestimmte Gottheiten in bestimmten Regionen besonders verehrt, aber insgesamt herrschte doch überall ein relativ gleiches Heidentum vor. Auch im Katholizismus gibt es bestimmte Heiligenkulte, die nicht überall gleich ausgeübt werden, ohne daß wir deswegen von verschiedenen katholischen Religionen sprechen würden.

Die Zitate habe ich aus den entsprechenden deutschen Übersetzungen der Werke entnommen, insbesondere der 24 Bände der „Sammlung Thule“, herausgegeben von F. Niedner und G. Neckel, (Diederichs-Verlag, 1923ff, Neuauflage 1963-1967), die die Sagas enthalten, dann natürlich den Ergänzungen dieser Sammlung des Literaturverlages Mark Reinhardt, (Leverkusen bzw. Essen, ab 1987). Die antiken Autoren finden sich in der Reihe „Historiker des Deutschen Altertums“ (Phaidon-Verlag, Stuttgart ab 1986), welche die ältere Sammlung der „Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit“ ersetzt.

Auch ich habe nicht sämtliche Werke vorliegen, und habe daher auch schon vorhandene Quellensammlungen benutzt, so das bekannte Werk von Walter Baetke, Die Religion der Germanen in Quellenzeugnissen (Frankfurt 1944), der einzelne Zitate der Quellen noch korrigiert hatte, oder das wissenschaftliche Werk von Franz Rolf Schröder, Quellenbuch zur germanischen Religionsgeschichte (Walter de Gruyter, Berlin, Leipzig 1933).

Meine Quellensammlung soll vor allem aber auch dem wissenschaftlich nicht so vorgebildeten Leser einen Einstieg in diese Welt unserer Vorfahren ermöglichen, daher habe ich auf eine detaillierte Auflistung der Werke und Ausgaben, denen die jeweilige Quelle entnommen ist, im Anhang verzichtet und setze unter jedes Zitat den Namen der Quelle und ihre Datierung. Ein umständliches Blättern und Suchen kann damit vermieden werden.

Auch liste ich viele Quellen auf, die rein magische Handlungen beschreiben. Auch wenn wir mit Recht bezweifeln können, daß alles auch tatsächlich so geschehen ist, so geben diese Stellen uns doch wertvolle Aufschlüsse über die Denkweise der damaligen Menschen: Man fürchtete sich vor Schadenszauber und räumte den spirituellen Mächten im eigenen Denken viel Raum ein.

Um eine Textstelle, die ja aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen wurde, dennoch verstehen zu können, ist es zuweilen nötig, kurze Erklärungen in den Text einzufügen. Ich setze derartige Kommentare, Erklärungen oder die Originalsprache bei wichtigen Zitaten in eckige Klammern. Kürzungen einer Textquelle sind durch drei Punkte an der entsprechenden Stelle gekennzeichnet. Und ich benutze auch die speziell nordischen Sonderzeichen wie etwa Þ (th) oder ð (dh).

Weitergehende Eingriffe erlaube ich mir hier nicht und hoffe, daß durch Kenntnis dieser Quellen auch die Kenntnis des Altheidentums, des germanischen Heidentums unserer Vorfahren, verbessert werde.

Hinweisen möchte ich auch darauf, daß in meinen anderen Büchern gleichfalls viele Primärquellen zitiert sind und auch besprochen werden. Für Interessierte ist also ein Angebot für weitergehende Deutungen vorhanden.

Wenn ich Stellen auch über Celten anführe, dann nur in dem Bewußtsein, daß sich die Religionen der Germanen und Celten nur gering, vor allem in den Namen der Götter und der Sprache, unterscheiden, und es zuweilen durchaus interessant ist, auch einmal über den Tellerrand zu blicken. Aber derartige Stellen habe ich nur wenige, denn es geht hier zuerst um das germanische Altheidentum. Einige Zitate gibt es auch von den wendischen Überlieferungen, denn diese halte ich für die Nachkommen der Wandalen, wie ich in meinem Buch „Der Slawen-Mythos“ (2015) schon ausführlich dargelegt habe.

Kapitel 1

Die Götter

»Die Germanen haben ganz andere Bräuche [als die Gallier]. Denn sie haben weder Druiden, die den kultischen Dingen vorstehen, noch legen sie großen Wert auf Opfer. Unter die Götter zählen sie nur die, die sie wahrnehmen und deren Wirken ihnen augenscheinlich zu Hilfe kommt: Sol [Wodan], Vulcanus [Donar] und Luna [Fria?]; den Glauben an die übrigen kennen sie nicht einmal vom Hörensagen.«

Cæsar (gest. 44 v. Ztw.), De bello gallico, Buch VI, 21.

»Unter den Göttern verehren sie [die Gallier] Mercur am meisten. Von ihm besitzen sie besonders viele Götterbilder, ihn halten sie für den Erfinder aller Künste, für den Führer auf allen Straßen und Wegen, und von ihm glauben sie, er habe den größten Einfluß auf den Erwerb von Geld und auf den Handel. Auf Mercur folgen Apollo [Belenus], Mars [Hesus], Iupiter [Taranis] und Minerva [Belisana]. Der Glaube an diese Götter hat etwa denselben Inhalt wie bei den übrigen Völkern: Apollo vertreibt Krankheiten, Minerva lehrt die Anfangsgründe des Handwerks und der Künste, Iupiter hat die Herrschaft über die Himmelsbewohner und Mars lenkt die Kriege.«

Cæsar (gest. 44 v. Ztw.), De bello gallico, Buch VI, 17.

»Von den Göttern verehren sie [die Germanen] am meisten den Mercur [Wodan]; sie halten es für geboten, ihm an bestimmten Tagen auch Menschenopfer darzubringen. Hercules [Donar] und Mars [Tius] stimmen sie durch bestimmte Tiere gnädig. Ein Teil der Sueben opfert auch der Isis [Frova]. Worin der fremde Kult seinen Grund und Ursprung hat, ist mir nicht recht bekannt geworden; immerhin beweist das Zeichen der Göttin – es sieht wie ein Kahn aus –, daß der Kult auf dem Seewege gekommen ist.«

Tacitus (nach 98), Germania, Kap. 9.

»Alle Gallier rühmen sich, von Vater Dis [Wodan?] abzustammen, und sagen, das werde von den Druiden überliefert.«

Cæsar (gest. 44 v. Ztw.), De bello gallico Buch VI,18.

»Insgesamt aber verehren sie Nerthus [Njörunn], das heißt die Mutter Erde, und glauben, die Göttin nehme teil am Treiben der Menschen, sie fahre bei den Stämmen umher.«

Tacitus (nach 98), Germania Kap. 40.

»Bei den Naharnavalern zeigt man einen Hain, eine uralte Kultstätte. Vorsteher ist ein Priester in Frauentracht; die Gottheiten, so wird berichtet, könnte man nach römischer Auffassung Castor und Pollux [Víðarr und Váli] nennen. Ihnen entsprechen sie in ihrem Wesen; sie heißen Alcen [„Schützer“, „Hirsche“]. Es gibt keine Bildnisse; keine Spur weist auf einen fremden Ursprung des Kultes; gleichwohl verehrt man sie als Brüder, als Jünglinge.«

Tacitus (nach 98), Germania Kap. 43.

»Insgesamt gründet sich der Kultbrauch auf den Glauben, daß von dort der Stamm sich herleite, dort der allbeherrschende Gott [Wodan] wohne, dem alles andere unterworfen, gehorsam sei.«

Tacitus (nach 98), Germania Kap. 39.

»In Brauchtum und äußerer Erscheinung stehen sie [die Stämme der Ästier] den Sueben nahe, in der Sprache eher den Britanniern. Sie verehren die Mutter der Götter [Fria?]. Als Wahrzeichen ihres Kultes tragen sie Bilder von Ebern: die dienen als Waffe und Schutzwehr gegen jede Gefahr und gewähren dem Verehrer der Göttin selbst unter Feinden Sicherheit.«

Tacitus (nach 98), Germania Kap. 45.

Abb. 1: Der Sonnenwagen von Trundholm, Dänemark, Bronzezeit.

»Nördlich der Suionen liegt abermals ein Meer, träge und nahezu unbewegt. Daß es den Erdkreis ringsum begrenze und einschließe, ist deshalb glaubwürdig, weil der letzte Schein der schon sinkenden Sonne bis zum Wiederaufgang anhält, und zwar so hell, daß er die Sterne überstrahlt. Die Einbildung fügt noch hinzu, man vernehme das Tönen der emportauchenden Sonne und erblicke die Umrisse der Pferde und das strahlenumkränzte Haupt [der Sonnengöttin]. Dort liegt – und die Kunde ist wahr – das Ende der Welt.«

Tacitus (nach 98), Germania Kap. 45.

»So schicken denn die Tenkterer, ein durch den Rhein davon [Köln] getrennter Stamm, Gesandte und heißen sie ihre Aufträge in der Versammlung der Agrippinenser eröffnen. Diese brachte der unbändigste von den Gesandten folgendermaßen vor: „Daß ihr zurückgekehrt seid zu dem großen Ganzen und Namen Germaniens, dafür danken wir den gemeinsamen Göttern und dem Obersten der Götter, Mars [Wodan]“.«

Tacitus (nach 96), Annalen, Buch IV, 64.

»Den ersten Kriegsgefangenen opfern sie [die Goten] für Ares

[Wodan], den sie für den größten Gott halten.«

Procop (gest. um 560), De bello Gothico, Buch II, 15; 24.

»Über Opfer an Mercurius [Wodan] und Jupiter [Donar].«

Indiculus superstitionum (von 743), 8.

»Ich widersage allen Teufeln, Werken und Worten, Þunaer [Donar] und Woden und Saxnote [Tius] und allen den Unholden, die ihre Genossen sind.«

Sächsisches Taufgelöbnis (ca. 772-777).

»Wodan aber, den sie mit Beifügung eines Buchstabens Guodan [in der Handschrift auch: Gotan] nannten, ist der nämliche Gott, der bei den Römern Mercurius heißt und von allen Völkerschaften Germaniens als Gott verehrt wird.«

Paulus Diaconus (720-799), Historia Langobardorum Buch I, 9.

»Wenn Seuchen und Hungersnot drohen, wird [in Upsala] dem Götzen Thor geopfert, wenn Krieg, dem Wodan, wenn Hochzeiten zu feiern sind, Fricco [Freyr].«

Adamus Bremensis (gest. 1085), Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum, Buch IV, 27.

»[Hengist zu Vortigern:] Unter Führung des Mercurius überschritten wir die Meere und suchten dein Reich auf ... Den Mercurius verehren wir besonders, den wir in unserer Sprache Wodan nennen. Ihm weihten unsere Vorfahren den vierten Wochentag, der bis heute noch seinen Namen, „Wodenes dai“, erhalten hat.«

Geoffrey of Monmouth (vor 1136), Historia regum Britanniae.

»Zu dieser Zeit kamen aus Saxland zwei Brüder namens Heingest und Horsus mit einem dritten namens Þiðrik. Sie suchten den König auf und boten ihm an, mit dreihundert Mann das Land zu verteidigen. Sie behaupteten, Merkur habe sie hierher gewiesen. Der König fragte, was Merkur sei. Heingest antwortet: „Manche nennen ihn Óðin, und unsere Vorfahren haben an ihn ebenso geglaubt wie an Þór und Týr, Frigg und Freyja. Wir glauben, daß sie die Welt und die Geschicke der Menschen lenken. Man beschloß, mein König, ihnen Wochentage zu widmen, damit sie sich umso mehr verpflichtet fühlen sollten, gleichermaßen für die Menschen und den Jahresablauf Sorge zu tragen. Deshalb verlieh man auch die Namen Óðinstag, Týrstag und Freyjutag.“«

Breta Sögur, altnord. Übersetzung von Geoffrey von Monmouths Historia regum Britanniae (Anf. 13. Jh.).

»Da fragte Gangleri: „Welches sind die Ásen, denen die Menschen es schuldig sind, an sie zu glauben? “ - Hárr [„Hoch“, Óðinn] antwortete: „Es gibt zwölf göttliche Ásen. “ - Jafnhárr [„Ebenhoch“, gleichfalls Óðinn] sagte: „Die Ásinnen sind nicht minder heilig und ihre Macht nicht geringer.“ Da sprach Þriði [„Dritt“, wiederum Óðinn]: „Óðinn ist der vornehmste und älteste der Ásen. Er waltet aller Dinge, und obwohl auch andere Götter Macht haben, so dienen ihm doch alle wie Kinder ihrem Vater. Seine Frau ist Frigg; sie weiß aller Menschen Geschick, obgleich sie es keinem vorhersagt“.« Jüngere Edda (vor 1220), Gylfaginning 20.

Abb. 2: ödinn, Pórr und Freyr. Wandteppich der Skog-Kirche, Hälsingland.

»Der Bischof sagte: „An wen glaubst du? “ Finn antwortete: „An Þórr und Óðinn, wie die andern Nordmänner“.«

Ólafs saga Tryggvasonar (14. Jh.), Kap. 277.

»Dort [in Schweden] waren in jener Zeit große Opfer, und Freyr war am meisten verehrt worden.«

Ólafs saga Tryggvasonar (14. Jh.), Kap. 313.

»König Ólaf machte das ganze Reich christlich; alle Opfer rottete er aus und alle Götter, wie Þórr, den Gott der Engländer, und Óðinn, der Sachsen Gott, und Skjöld, den Gott der Schonen, und Freyr, den Schwedengott, und Godorm, den Gott der Dänen.«

Þáttr Styrbjarnar Sviakappa ( 14-15.Jh.), 239.

»Und als er [Hallfred] eines Sommers von Island nach Norwegen kam, da lag er mit seinen Gefährten bei Agdanes vor Anker, und dort trafen sie Leute, mit denen sie sich unterhalten konnten, und fragten nach Neuigkeiten. Es wurde ihnen erzählt, daß ein Herrscherwechsel in Norvegen eingetreten sei. Hákon, der Jarl, sei tot, und Ólaf, der Sohn Tryggvis, war an seine Stelle gekommen und mit ihm neue Glaubenssitten und Anordnungen. Da einigten sich die Schiffer darauf, ein Gelübde abzulegen: sie wollten Freyr ein großes Opfer bringen, wenn sie Fahrwind nach Schweden bekämen, aber Þórr und Óðinn, wenn sie nach Island fahren könnten. Doch wenn sie keinen günstigen Fahrwind bekämen, dann sollte der König über sie bestimmen.«

Hallfredar saga (9.-12.Jh.) Kap. 5.

»Ein Mann heißt Ægir oder Hlér; er bewohnte das Eiland, das nun Hlésey heißt, und war sehr zauberkundig. Er unternahm eine Reise nach Ásgarð; und als die Ásen von seiner Fahrt erfuhren, wurde er wohl empfangen, jedoch mit allerlei Sinnverblendungen. Und am Abend, als das Trinken beginnen sollte, ließ Óðinn Schwerter in die Halle tragen, die waren so glänzend, daß ein Schein davon ausging und es keiner andern Beleuchtung bedurfte, während man aß und trank. Da kamen die Ásen zu ihrem Gelage und zwölf der Ásen, die da zu Richtern bestellt waren, setzten sich auf ihre Hochsitze. Dies sind ihre Namen: Þórr, Njörður, Freyr, Týr, Heimdallur, Bragi, Víðar, Váli, Ullur, Hænir, Forseti, Loki. Desgleichen heißen die Ásinnen: Frigg, Freyja, Gefjun, Iðunn, Gerður, Sigyn, Fulla, Nanna. Ægir dauchte alles herrlich was er sah. Alle Wände waren mit schönen Schilden bedeckt, da war auch kräftiger Met und des Trankes genug.«

Jüngere Edda (vor 1220), Bragaroeður Kap. 1.

»Zu diesem Gastmahl [des Ægir] kam Óðinn und Frigg, sein Weib. Þórr kam nicht, denn er war auf der Ostfahrt. Sif war zugegen, Þórs Weib, desgleichen Bragi und Iðunn sein Gemahl. Auch Týr war da, der nur eine Hand hatte, denn der Fenriswolf hatte ihm die andre abgebissen, als er gebunden wurde. Da war auch Njörðr und Skaði, sein Weib, Freyr und Freyja, und Víðar, Óðins Sohn. Auch Loki war da und Freyrs Diener Byggvir und Beyla. Da waren noch viele Ásen und Álfen.«

Sæmundar Edda (um 1087), Lokasenna Pr. 1.

»Hier wird erzählt, wie die Ásen heißen: Da sind Yggr und Þórr und Ingvifreyr, Víðarr und Baldr, Váli und Heimdallr, da sind Týr und Njörðr, und nächst Bragi, Höðr, Forseti, und zuletzt Loki.

Nun sollen die Ásinnen alle genannt werden: Frigg und Freyja, Fulla und Snotra, Gerðr und Gefjun, Gná, Lofn, Skaði, Jörð und Iðunn, Ilmr, Bil, Njörun. Hlin und Nanna, Hnoss, Rindr und Sjöfn, Sól und Sága, Sigyn und Vör, da sind Vár und Syn würdig, zu nennen, und Þrúðr und Rán seien als nächstes genannt.«

Jüngere Edda (vor 1220), Nefnaþulur.

Kapitel 2

Heiligtümer

»Hainen und Wäldern legen sie Heiligkeit bei und rufen mit den Namen von Göttern jenes Geheimnisvolle an, das sie nur in Ehrfurcht schauen.«

Tacitus (nach 98), Germania, Kap. 9.

»Zu einer bestimmten Zeit kommen Abgesandte aller Völkerschaften desselben Blutes in einem Walde zusammen, der durch Ehrfurcht von altersher heilig ist und dadurch, daß dort schon von den Vätern weissagende Gebräuche und gottesdienstliche Handlungen vorgenommen wurden. Dort bringen sie, indem in aller Gegenwart ein Mann niederfällt, den schaurigen ersten Ursprung der rauhen und fremdartigen Weihehandlung zur feierlichen Darstellung. Dem Hain wird auch sonst Verehrung bezeigt: Niemand betritt ihn, es sei denn mit einer Fessel versehen, um seine Unterwürfigkeit und die Macht der Gottheit zu bekunden. Fällt jemand nieder, so darf er sich nicht aufheben lassen oder selbst aufstehen; auf dem Erdboden wälzt er sich hinaus. Insgesamt gründet sich der Kultbrauch auf den Glauben, daß von dort der Stamm sich herleite, dort der göttliche Allvater [Wodan] wohne, dem alles andere unterworfen, gehorsam sei.«

Tacitus (nach 98), Germania, Kap. 39.

»Dag fand den Helgi, seinen Schwager, im Fjoturlundr [Fesselhain].

Er durchbohrte Helgi mit dem Speer.«

Sæmundar-Edda (um 1087), Helgaqviða Hundingsbana II, Pr. IV.

Abb. 3: Rekonstruktion des Heiligtums von Oberdorla, Thüringen.

»Auf einer Insel des Ozeans liegt ein heiliger Hain, und dort steht ein geweihter Wagen, mit Tüchern bedeckt; einzig der Priester darf ihn berühren.«

Tacitus (nach 98), Germania, Kap. 40.

»Als aber Cæsar die Weser überschritten hatte, erfuhr er durch einen Überläufer, daß von Arminius eine Stätte zur Schlacht ausgewählt sei. Auch andere Stämme seien in einem dem Herkules [Donar] heiligen Hain zusammengekommen.«

Tacitus (nach 96), Annalen, Buch II, 12.

»In demselben Sommer [58 u. Zt.] fand eine große Schlacht zwischen Hermunduren und Chatten statt. Beide Parteien suchten nämlich den ihnen gemeinsamen Grenzfluß, der, weil salzerzeugend, einträglich war, mit Gewalt an sich zu bringen. Abgesehen von ihrer Neigung, alles durch Waffengewalt zu regeln, wirkte dabei der fromme Glaube mit, daß jene Gegenden dem Himmel besonders nahe wären und die Gebete der Menschen nirgends aus größerer Nähe von den Göttern gehört würden. Daher entstünde durch die Huld der Götter in jenem Fluß und jenen Wäldern das Salz.«

Tacitus (nach 96), Annalen, Buch XIII, 57.

»Civilis aber lud die Edelen des Stammes [der Bataver] und die entschlossenen Männer aus dem Volke unter dem Vorwand eines Gastmahles in den heiligen Hain ein. Als er sah, daß sie sich durch die nächtliche Festlichkeit in gehobener Stimmung befanden, begann er vom Ansehen und Ruhm ihres Stammes zu sprechen.«

Tacitus (nach 96), Historien, Buch IV, 14.

»Bald darauf erfuhr man von Überläufern, daß 900 Römer bei dem sogenannten Hain der Baduhenna [Frowa] im Kampf, der sich bis zum folgenden Tage hingezogen hatte, niedergehauen seien.« Tacitus (nach 96), Annalen, Buch IV, 73.

Tacitus (nach 96), Annalen, Buch I, 51.

»TAMFANAE SACRVM [„Dem großen Hain heilig“]« Im Neapolitanischen gefundene, eventuell von Ligorius gemachte Steininschrift.

»Dort [in Köln] war ein gewisses, mit verschiedenem Ornament ausgestattetes Heiligtum, in dem die Barbaren bei der Darbringung der Opfer sich bis zum Erbrechen mit Speise und Trank anfüllten. Dort beten sie auch Bilder an wie Gott und schnitzten Glieder in Holz, je nachdem, welches Leiden den einzelnen befallen hatte.«

Gregor von Tours (ca. 540-593), Vitae Patrum, Buch VI, 2.

»Zu derselben Zeit kam ein ... Mönch namens Meroveus im Auftrag des Abtes Atala nach der Stadt Dertona, und als er sich dort wegen seines Geschäftes weiter von der Stadt entfernte, gelangte er zu einem Dorfe am Flusse Hira und erblickte weiterschreitend ein Heiligtum mit dazwischen gepflanzten Bäumen.«

Jonas von Bobbio (nach 642), Vita Columbani, Buch II, 25.

Annales regni francorum (8. Jh.), zum Jahr 772.

»Außerdem arbeitete er [Eligius] viel in Flandern, kämpfte mit angespanntem Eifer in Antwerpen, bekehrte viele irrgläubige Sueben und zerstörte, geschützt durch den Schild Christi, mit apostolischer Autorität einige Heiligtümer. Auch rottete er Götzendienst verschiedener Art, wo er ihn traf, von Grund auf aus.«

Vita Eligii (Mitte des 8. Jhs.), Buch II, Kap. 8.

»Und während der fromme Prediger des Wortes Gottes [Willibrord] auf dieser Reise sich befand, kam er an der Grenze zwischen den Dänen und Fresonen [Friesen] zu einer Insel, welche nach einem ihrer Götter, Fosite [Forseti], von den Bewohnern Fositesland [Helgoland] genannt wurde, weil auf ihr Heiligtümer dieses Gottes errichtet waren. Dieser Gott wurde von den Heiden in solcher Verehrung gehalten, daß keiner von ihnen etwas von dem Vieh, das dort weidete, oder von anderen Dingen zu berühren wagte, noch aus der Quelle, welche dort sprudelte, das Wasser anders als schweigend zu schöpfen sich erlaubte ... Er [Willibrord] verachtete aber die törichte Scheu der Heiligkeit jenes Ortes und den wilden Sinn des Königs, welcher jeden Verletzer der Heiligtümer jenes Ortes dem grausamen Tode zu weihen pflegte, und taufte also drei Menschen in jener Quelle unter Anrufung der heiligen Dreifaltigkeit; auch ließ er von dem Vieh, das dort weidete, zu seinem Bedarf schlachten. Als die Heiden das sahen, glaubten sie, daß jene entweder in Wahnsinn verfallen oder eines plötzlichen Todes sterben würden ... Der heilige Mann aber [Willibrord] wurde zu dem König berufen und von ihm heftig angefahren, daß er seine Heiligtümer entweiht und seinen Gott beleidigt habe.«

Alcuin (um 790), Vita Willibrordi, Kap. 11.

Abb. 4: Rekonstruktion einer Irminsul im Ort Irmenseul, Harbarnsen.

»Liutger gelangte an der Grenze zwischen Friesen und Dänen nach einer Insel, die nach dem Namen ihren falschen Gottes Fosete [Forseti] Fosetesland [Helgoland] genannt wird ... Als sie zu dieser Insel kamen, zerstörte er alle Heiligtümer dieses Fosete, die dort erbaut waren, und errichtete statt ihrer eine Kirche Christi.«

Altfridus (um 820), Vita Liutgeri, I, Kap. 19.

»[Der Erzbischof] Unwan befahl, alle heidnischen Gebräuche, deren Aberglauben in dieser Gegend [im Hamburger Sprengel] noch blühte, bis auf den Grund zu beseitigen, und ließ so aus den Hainen, die unsere Marschbauern in törichter Verehrung besuchten, durch seinen Sprengel hin Kirchen wiederherstellen.«

Adamus Bremensis (gest. 1085), Gesta Hammaburgensis eccl. pont., II, 48.

»Þórólf nannte den Platz zwischen Vigrafjord und Hofsbucht Þórsnes. Auf dieser Landspitze stand ein steiniger Hügel. Diesem zollte Þórólf so große Verehrung, daß keiner auf ihn, ohne sich zuvor gewaschen zu haben, schauen durfte. Niemanden, weder Mensch noch Tier, durfte man dort auf dem Hügel töten, außer dem Vieh, das von selbst wegging. Diesen Hügel nannte Þorolf Helgafell [Heiligenberg], und er glaubte, daß er in diesen eingehen werde, wenn er stürbe, und so auch alle seine Verwandten auf der Landspitze. Dort aber, wo das Þórsbildnis ans Land gekommen war, auf dem schmalen Ausläufer der Landspitze, ließ er alle Gerichtsversammlungen abhalten und legte dorthin ein Bezirksþing. So heilig aber war ihm die ganze Stätte, daß er das Feld daselbst auf keine Weise besudeln lassen wollte, weder durch Blutvergieße noch dadurch, daß jemand dort seine Notdurft verrichtete.«

Eyrbyggja saga (10.-12. Jh.), Kap. 4.

»Am nächsten Morgen ritt Styr nach Helgafell ... Snorri fragte, ob er einen schwierigen Fall mit ihm zu erörtern habe. „Ich glaube wohl“, versetzte Styr. Snorri erwiederte: „Dann steigen wir auf den Helgafell. Die Beschlüsse, die man dort faßte, sind wohl nie zunichte geworden“.«

Eyrbyggja saga (10.-12. Jh.), Kap. 28.

»Þórhadd der Alte war Tempelgode in Inner-Drontheim in Mærin. Er bekam Lust, nach Island zu fahren. Vorher aber brach er den Tempel ab und nahm die Tempelerde und die Säulen mit. Er kam in den Stödvarfjord und legte dem ganzen Fjord die Heiligkeit von Mærin bei und ließ dort nichts töten außer dem Hausvieh.«

Landnámabók (Mitte 13. Jh.), Kap. 254.

»Die Ásen halten ihre Heiligtümer und Freistätten so sehr in Ehren, daß sie sie mit dem Blute des Wolfes nicht beflecken wollten, obgleich Weissagungen verkündeten, daß er Óðins Töter werden solle.«

Jüngere Edda (vor 1220), Gylfaginning Kap. 34.

Helmold von Bosau, Wendische Chronik (Hss 14. Jh.), Buch I, Kap. 84.

»Früh aber, wenn du angekleidet bist, gehe hinaus zu der waldigen Höhe, die bei der Þingstätte liegt, da wo die Straßen zusammenlaufen.«

Hallfreðar saga (um 1220), Kap. 10.

»Es ereignete sich in einem Sommer [wohl Mittsommer] auf dem Alþing, daß auf dem Ringplatzhügel die Männer scharenweise sich angriffen, die Nordländer und die Leute von den Westfjorden.«

Víga Glúms saga (10. - 12. Jh.), Kap. 13.

»Auf dem Alþing war Bjarni Brodd-Helgisson mit einer großen Schar; ... Þórkel hatte seine Bude oben am Ringplatzhügel.« Ljosvetninga saga með þattum (14. Jh.), Kap. 11.

»Da er [Herzog Bretislaus] schon seit seiner Jugendzeit ein unerschütterliches Gottvertrauen besaß, so verjagte er jetzt, kaum an der Herrschaft, aber eifrig auf das Wohlergehen der christlichen Religion bedacht, alle Magier, Zeichendeuter und Wahrsager aus dem Land und ließ alle Haine und Bäume, die das einfache Volk immer noch verehrte fällen und verbrennen. Ebenso verfuhr er mit den heidnischen Brauchtümern, die die noch halb-heidnischen Bauern am Pfingstdienstag bzw. -mittwoch pflegten, indem sie an den Quellen den Dämonen [Götter] Opfergaben darbrachten. Gleiches galt auch für die Bestattungsriten – man bestattete seine Toten in Wäldern und auf Feldern –, die Umzüge, die man nach heidnischem Brauch auf den Kreuzwegen für das Seelenheil veranstaltete, die profanen Grimassen, die man vor den Leichen schnitt, indem man wesenlose Schatten anrief und mit Masken vor dem Gesicht umherschwärmte. All diese Abartigkeiten und anderen Blasphemien beseitigte der gute Herzog bei diesem Volk Gottes.«

Cosmas von Prag, Chronica Boemorum (1125), Buch III, 1.

Kapitel 3

Tempel

»Einmal ging er [Bischof Landibert] nach Toxandrien [zwischen Schelde und Maas]; dort zerstörte er sehr viele Tempel und Götzenbilder.«

Vita Landiberti (Mitte des 8. Jhs.), Kap. 10.

»Willibrord, der seine Predigertätigkeit 50 Jahre lang ausübte, bekehrte die Friesen größtenteils zum christlichen Glauben, zerstörte Tempel und Heiligtümer.«

Bonifatius Epistolae an Papst Stephan II. (von 753).