Quinns Unendliche Liebe (Scanguards Vampire - Buch 6) - Tina Folsom - E-Book

Quinns Unendliche Liebe (Scanguards Vampire - Buch 6) E-Book

Tina Folsom

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Beschreibung

Der Vampirbodyguard Quinn versucht seit 200 Jahren vergeblich die einzige Frau zu vergessen, die er je liebte: seine menschliche Ehefrau Rose, die er für tot hält. Doch Rose lebt. Jetzt selbst ein Vampir, versteckt sie sich seit Jahren vor Quinn und hat ihren eigenen Tod vorgetäuscht, um ein grausames Geheimnis zu bewahren - denn Quinn würde sie töten, sollte er es je erfahren. Als ein machtbesessener Vampir droht, Roses - und Quinns - einzigem Nachkommen Leid zuzufügen, hat sie keine andere Wahl, als aus ihrem Versteck zu kommen und Quinn um Hilfe zu bitten. Während Quinn mit dem Schock von Roses Auftauchen hadert, und sie sich zusammenschließen, um ihren Feind zu bekämpfen, entzündet sich das Feuer ihrer Vergangenheit ein zweites Mal. Aber wird die Leidenschaft, die zwischen ihnen erneut aufflammt, stark genug sein, um die Geschehnisse vergangener Zeiten auszulöschen? Lara Adrian, New York Times Bestseller Autorin der Midnight Breed Serie: "Ich bin süchtig nach Tina Folsoms Büchern! Die Scanguards Serie ist eine der heißesten Sachen, die es bei Vampirliebesromanen gibt. Wenn Sie glühend heiße, sich rasant entwickelnde Romane lieben, dann verpassen Sie diese packende Serie nicht!" Über die Serie Die Scanguards Vampirserie ist voll von rasanter Action, brennenden Liebesszenen, witzigen Dialogen und starken Helden und Heldinnen. Vampir Samson Woodford lebt in San Francisco und besitzt die Sicherheits-/Leibwächterfirma Scanguards, die sowohl Vampire als auch Menschen beschäftigt. Und letztendlich auch einige Hexer. Später in der Serie tauchen auch ein paar unsterbliche Hüter und Dämonen auf. Jedes Buch kann als alleinstehender Roman gelesen werden (keine Cliffhanger) und dreht sich immer um ein neues Paar, das die Liebe findet, aber die Serie macht mehr Spaß, wenn sie chronologisch gelesen wird. Scanguards Vampire Band 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Band 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Band 3 - Gabriels Gefährtin Band 4 - Yvettes Verzauberung Band 5 - Zanes Erlösung Band 6 - Quinns Unendliche Liebe Band 7 – Olivers Versuchung Band 8 – Thomas' Entscheidung Band 8 1/2 – Ewiger Biss Band 9 – Cains Geheimnis Band 10 – Luthers Rückkehr Band11 – Blakes Versprechen Band 11 1/2 – Schicksalhafter Bund Band 12 – Johns Sehnsucht Novelle – Brennender Wunsch Band 13 – Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) Band 14 - Damians Eroberung (Scanguards Hybriden - Band 2) Band 15 - Graysons Herausforderung (Scanguards Hybriden - Band 3) Hüter der Nacht Band 1 – Geliebter Unsichtbarer Band 2 – Entfesselter Bodyguard Band 3 – Vertrauter Hexer Band 4 – Verbotener Beschützer Band 5 – Verlockender Unsterblicher Band 6 – Übersinnlicher Retter Band 7 – Unwiderstehlicher Dämon Codename Stargate Band 1 - Ace – Auf der Flucht Band 2 - Fox – Unter Feinden Band 3 - Yankee – Untergetaucht Band 4 – Tiger – Auf der Lauer Der Clan der Vampire Der Clan der Vampire (Venedig 1 – 2) Der Clan der Vampire (Venedig 3 – 4) Der Clan der Vampire (Venedig 5) Jenseits des Olymps Band 1 - Ein Grieche für alle Fälle Band 2 - Ein Grieche zum Heiraten Band 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Band 4 – Ein Grieche für Immer Die Scanguards Vampirserie hat alles: Liebe auf den ersten Blick, von Feinden zum Liebespaar, Alpha-Helden, Leibwächter, Brüderschaft, Jungfrau in Not, Frau in Gefahr, die Schöne und das Biest, verborgene Identität, Seelenverwandte, erste Liebe, Jungfrauen, gequälter Held, Altersunterschied, zweite Liebeschance, trauernder Liebhaber, Rückkehr von Totgeglaubten, heimliches Baby, Playboy, Entführungen, von Freunden zum Liebespaar, Coming-out, heimlicher Verehrer, unerwiderte Liebe, Amnesie, Aristokraten, verbotene Liebe, eineiige Zwillinge, Partner bei der Verbrechensbekämpfung.

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Table of Contents

Title Page

Kurzbeschreibung

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Auch in dieser Serie

Über die Autorin

Copyright

QUINNS UNENDLCHE LIEBE

 

(Scanguards Vampire – Buch 6)

 

von

 

Tina Folsom

Kurzbeschreibung

 

Der Vampirbodyguard Quinn versucht seit 200 Jahren vergeblich die einzige Frau zu vergessen, die er je liebte: seine menschliche Ehefrau Rose, die er für tot hält.

Doch Rose lebt. Jetzt selbst ein Vampir, versteckt sie sich seit Jahren vor Quinn und hat ihren eigenen Tod vorgetäuscht, um ein grausames Geheimnis zu bewahren – denn Quinn würde sie töten, sollte er es je erfahren.

Als ein machtbesessener Vampir droht, Roses – und Quinns – einzigem Nachkommen Leid zuzufügen, hat sie keine andere Wahl, als aus ihrem Versteck zu kommen und Quinn um Hilfe zu bitten. Während Quinn mit dem Schock von Roses Auftauchen hadert, und sie sich zusammenschließen, um ihren Feind zu bekämpfen, entzündet sich das Feuer ihrer Vergangenheit ein zweites Mal. Aber wird die Leidenschaft, die zwischen ihnen erneut aufflammt, stark genug sein, um die Geschehnisse vergangener Zeiten auszulöschen?

 

* * * * *

Copyright © 2012 Tina Folsom

Scanguards® ist ein eingetragenes Markenzeichen.

* * * * *

 

1

 

Mit einem Blick auf den Kalender seufzte Rose Haverford schwer. Selbst ohne das Datum zu lesen, hätte sie gewusst, welcher Tag heute war. Jedes Jahr spürte sie es, als wäre es in ihre Knochen, ihren Schädel und ihr Fleisch eingeritzt. Schon Tage zuvor hatte sich eine unangenehme Schwere in ihrem Herzen breitgemacht und Melancholie ihre Stimmung getrübt. Doch heute Nacht quoll die alte Bitterkeit wieder so deutlich in ihr hervor wie ein ungeliebter Verwandter, der zu lange blieb und zu viele unangenehme Erinnerungen weckte.

Während der letzten zweihundert Jahre hatte sie gelernt, damit klarzukommen. Tatsächlich hatte sie ein Ventil gefunden, mit den schmerzlichen Erinnerungen jener Ereignisse umzugehen, die ihr Leben bestimmten und sie zu dem gemacht hatten, was sie war: eine Kreatur der Nacht, die nach dem Blut anderer dürstete. Ein Vampir.

Jedes Jahr, am Jahrestag ihrer Verwandlung, nahm Rose Papier und Stift zur Hand und schrieb einen Brief, den sie nie abschicken würde. Der Empfänger war längst tot, doch der Verlust war noch so frisch und schmerzhaft wie eh und je.

Liebste Charlotte, begann sie den Brief an ihre Tochter.

Wieder ist ein Jahr vergangen und ich vermisse dich noch immer. Ich habe mein Versprechen dir gegenüber gehalten, auch wenn ich nie die Mutter sein konnte, die du verdientest. Du wärst sehr stolz auf deinen Ur-ur-ur-enkel Blake. Er ist ein kluger junger Mann, ehrgeizig und gebildet. Und eines Tages wird er etwas aus sich machen.

Rose stöhnte. Vielleicht sollte sie den letzten Satz streichen. Schließlich belog sie sich damit nur selbst.

Er ist ein kluger junger Mann, gut ausgebildet und … er ist arrogant und selbstsüchtig. Als ich die Treuhandfonds einrichtete, um sein Leben einfacher zu gestalten, hätte ich nie gedacht, dass er damit ein Leben voller Exzesse führen würde, statt das Geld zu nutzen, um sich eine Karriere damit aufzubauen. Aber was weiß ich schon von Männern?

Trotzdem ist er mein Fleisch und Blut, und ich habe geschworen, jeden einzelnen meiner Nachkommen zu beschützen. Doch wegen seiner Lebensweise könnte unsere Linie mit ihm enden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er je sesshaft werden und eine Familie gründen wird.

Anhand meiner Worte magst du denken, dass ich ihn nicht liebe, meine liebste Tochter, aber das tue ich. Es ist nur …

Sie hob den Füller vom Papier und seufzte.

… er erinnert mich zu sehr an deinen Vater, obwohl er ihm kein bisschen ähnlich sieht. Blakes Haar und sein Teint sind dunkel, wohingegen Quinn einer der hellhäutigsten Männer von ganz England war. So gutaussehend und charmant.

Und letztendlich so tödlich.

Ich wünschte, du hättest deinen Vater kennenlernen können. Aber ich konnte es nicht riskieren, dass er von dir erfährt. Das verstehst du doch, oder? Er hätte dich zu einer von uns gemacht. Und ich konnte nicht erlauben, dass er dich eines normalen Lebens und der Chance beraubte, Kinder und eine Familie zu haben.

Rose wischte eine ungewollte Träne weg. Sie hatte sich geschworen, nicht zu weinen, sich nicht in Selbstmitleid zu ertränken, doch immer wenn sie an Quinn Ralston dachte, den zweiten Sohn des Marquis von Thornton, den Mann, den sie über alles geliebt hatte, konnte sie die frostige Haltung nicht aufrechterhalten, für die sie bekannt war. Man nannte sie die kälteste Vampirin jenseits des Mississippis. Doch warmes Blut floss durch ihre Venen und ihr Herz schlug für die, die sie liebte, die Familie, die sie verloren hatte und ihren einzigen verbleibenden Nachkommen, ihren Ur-ur-ur-ur-enkel Blake.

Trotz ihrer Bedenken bezüglich Blakes Lebensstils sorgte sie sich um ihn. Blut war dicker als Wasser, und für sie war er wie ein Sohn, einer, der Führung benötigte.

Ich habe vor, ihm bald an die Westküste zu folgen. Meine Sachen sind gepackt. Hier in Chicago hält mich nichts mehr, seit Blake sich dazu entschlossen hat, nach San –

Mit einem lauten Knall wurde die Balkontür, die in ihren kleinen Garten hinter ihrem zweistöckigen Haus führte, mit solcher Kraft aufgerissen, dass die Scheiben zerbrachen und in bunten Scherben auf die unbezahlbaren Läufer und Möbel rieselten. Doch es blieb ihr keine Zeit, sich mit solchen Belanglosigkeiten zu beschäftigen. Ohne eine Sekunde zu vergeuden, schob Rose den unvollendeten Brief in ein Modemagazin, das auf dem Schreibtisch lag, und funkelte den Eindringling an.

Hereingeplatzt war der Mann, den sie gehofft hatte nie wieder sehen zu müssen. Dieses eine Mal hätte sie sich gewünscht, die Gerüchte wären wahr, dass Vampire nicht ungewünscht ein Haus betreten konnten. Leider Gottes war dies aber nur ein Märchen.

Mit rot blitzenden Augen und ausgefahrenen Fängen, die seine Absichten kundtaten, drang Keegan in ihr Wohnzimmer, seine drei Schlägertypen direkt hinter ihm. Großartig, das Arschloch rechnete offensichtlich mit einem Kampf und war bestens darauf vorbereitet. Warum sie sich jemals vorgemacht hatte, dass dieser Mann etwas anderes war als böse, konnte sie jetzt nicht mehr sagen. Nun ja, sie hatte in ihrem Leben mit vielen Idioten geschlafen, und Keegan war keine Ausnahme. Wenigstens hatte sie seinen wahren Charakter erkannt und sich schnell von ihm getrennt. Doch offenbar ließ er sich nicht so einfach abhängen. Sie hätte ihren Instinkten folgen und bereits in der vergangenen Nacht verschwinden sollen.

Jetzt war es dafür zu spät.

Keegans Nüstern bebten, als er auf sie zuging. Purer Zorn strahlte aus seinen Augen, Augen, die auf sie gerichtet waren. Er hatte andere Leute genauso angesehen: Unglückliche, die jetzt tot waren. Ihre Instinkte warnten sie, zurückzuweichen. Doch ihr Stolz drängte sie, ihren Mann zu stehen. Sie hatte schon vor langem aufgehört, sich Männern zu unterwerfen; und sie würde niemals mehr damit anfangen.

Schnell wie eine Gewehrkugel schlang sich seine Hand um ihre Kehle, eng wie die Schlinge eines Galgenstricks, drückte zu und hob sie hoch, sodass sie in der Luft zappelte.

„Wo zum Teufel ist es?“, fauchte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sein faulig riechender Atem geisterte über ihr Gesicht.

„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst“, konnte sie mit dem letzten Atem, der sich noch in ihrer Lunge befand, antworten.

Er drückte noch fester zu. „Du verlogene Schlampe!“

Mit seiner freien Hand schlug er ihr ins Gesicht. Die Wucht des Aufpralls ließ ihren Kopf zur Seite schnellen. Sofort konnte sie ihr eigenes Blut riechen, das aus ihrer Nase tropfte und über ihre Lippen und ihr Kinn lief. Das Gefühl kitzelte so, wie sie sich eine chinesische Wasserfolter vorstellte: höllisch nervig. Doch sie empfand keinerlei Schmerzen. Zu viel Adrenalin schoss durch ihre Adern. Gleichzeitig hinderte das Adrenalin sie daran, die Angst zu spüren, die ihren Körper von Kopf bis Fuß mit dem Wissen erfüllen sollte, zu welchen Gewalttaten Keegan fähig war, wenn er sich betrogen fühlte.

Und er war betrogen worden. Von ihr.

Sein Blick durchdrang sie so, als dachte er, er könne eine Antwort in ihren Augen finden. Da musste sie diesen arroganten Arsch wohl enttäuschen.

„Nenn mich was du willst“, zischte sie mit der wenigen Luft, die ihr zum Atmen blieb. Es machte nichts: Vampire konnten nicht ersticken. Sie mochten vielleicht eine Weile das Bewusstsein verlieren, doch der Tod musste mit anderen Mitteln hervorgerufen werden.

„Ich fragte, wo es ist, verdammt noch mal!“

Als sie ihren Kopf schütteln wollte, aber durch seinen Griff daran gehindert wurde, warf Keegan einen Blick auf seine Männer. „Durchsucht die Bude!“

Die drei Vampire, die mehr Muskeln als Hirn hatten, leckten sich die Finger, als die Anweisung kam, ihr Haus auf den Kopf zu stellen. Doch es kümmerte sie nicht. Sie hatte ohnehin geplant, es aufzugeben.

Morgen würde ihr Makler es zum Verkauf anbieten. Als sie jedoch sah, wie die drei Schlägertypen bei ihrer Suche vorgingen, vermutete sie, dass ihr Haus erst nach ausgiebigen Renovierungsarbeiten wieder für Besichtigungen von Kaufwilligen geeignet war.

„Ich habe es nicht“, log sie.

Ein weiterer Schlag brach ihr das Nasenbein – sie würde es begradigen müssen, bevor sie schlafen ging, sodass es während ihres restaurativen Schlafs nicht schief zusammenwuchs.

„Ich habe alles auf der Überwachungskamera gesehen!“, donnerte Keegan.

Mist! Sie wusste, dass sein Büro verkabelt war, aber wer hatte denn eine Kamera im Schlafzimmer versteckt?

„Du hast uns im Bett gefilmt? Du perverser Mistkerl!“

Der Gedanke, dass es Sex-Tapes von ihnen gab, widerte sie an. Wenn sie könnte, würde sie sie sich schnappen und löschen, was auch immer er aufgezeichnet hatte. Doch das war unmöglich.

„Oh, ich werde diese Videos ansehen, wann immer ich möchte. Und du kannst rein gar nichts dagegen machen.“

Wut kochte in ihr hoch. Ohne darüber nachzudenken, riss sie ihr Knie hoch und stieß es in seine Kronjuwelen. Zufriedenheit machte sich in ihr breit, als er seinen Griff an ihrem Hals löste, sich krümmte und seine Gesichtszüge vor Schmerz entgleisten. Doch ihre Schadenfreude hielt nicht lange an.

Die Zwickmühle ihres Chefs erkennend packten sie zwei seiner Handlanger. Trotz ihrer eigenen Schnelligkeit und Gewandtheit machten sie Hackfleisch aus ihrem Versuch, ihnen zu entkommen. Nicht, dass sie ernsthaft geglaubt hätte, eine Chance zu haben. Aber sie war nicht jemand, der sofort die Flinte ins Korn warf.

Als die Gorillas sie gebändigt hatten, indem sie ihr die Arme hinter den Rücken gedreht hatten und diese in einer möglichst unangenehmen Position festhielten, hatte sich Keegan wieder von dem Schmerz erholt. Sie versuchte, mit den Schulter zu zucken. Keegan leiden zu sehen war die Sache wert gewesen, auch wenn sie sich gewünscht hätte, dass sein Schmerz länger andauern würde.

Rose konnte sich nicht dazu bringen, ihre Handlung zu bereuen, obwohl ihr einstiger Liebhaber jetzt noch wütender aussah als wie er in ihr Haus eingedrungen war.

„Versuch das noch einmal, und du wirst an der Spitze meines Pflocks enden.“

Sie hob höhnisch eine Augenbraue. „Na los. Bring mich um!“

Erbost von ihrem Spotten zog er seinen Pflock heraus und stürzte sich auf sie.

„Aber du wirst es niemals finden. Denn es ist nicht hier“, fügte sie ruhig hinzu und ließ ihn damit erstarren.

„Wo hast du es versteckt?“

Sie ließ ein bitteres Lachen ertönen. „Glaubst du wirklich, ich bin so dumm, es dir zu verraten? Männer.“

„Ich werde dich zwingen“, drohte Keegan.

„Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich hatte ein langes Leben. Ich habe genug davon.“

Teilweise war es die Wahrheit. Sie hatte ein langes Leben gehabt, und sie hatte keine Angst davor zu sterben. Sie war bereits einmal gestorben. Heute Nacht war der Jahrestag ihres Todes als Mensch und ihrer Wiedergeburt als Vampir. Aber was nicht der Wahrheit entsprach – und was er niemals vermuten durfte – war, dass, so sehr sie es auch verabscheute ein Vampir zu sein, sie noch nicht genug von diesem Leben hatte, denn sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen.

„Jeder kann dazu gezwungen werden zu reden.“ Er blickte wild im Raum umher, durchsuchte ihn flüchtig.

„Ich nicht. Du hast nichts, womit du mich zwingen kannst, Keegan. Das solltest du wissen.“

„Selbst du hast einen wunden Punkt. Sogar du, Rose.“ Die Vene an seiner Schläfe bebte, bezeugte seine Gereiztheit.

„Selbst wenn es so wäre, würdest du es niemals erfahren. Ich bin der kälteste Vampir diesseits des Mississippis, weißt du das nicht? Ich schließe keine emotionalen Bindungen. Nur zu, zerstöre mein Haus. Sieh mal, ob es mir etwas ausmacht.“

Es war ihr egal. Als Mensch war sie im Wohlstand aufgewachsen; als junger Vampir hatte sie nichts besessen, bis sie sich eine Existenz aufgebaut hatte und schließlich reicher war als ihre Eltern es jemals erträumen konnten. Trotzdem bedeuteten ihr materielle Dinge nichts.

Keegan kniff seine Augen zusammen, als er sich mit suchendem Blick im Raum umsah. Als seine Augen auf den antiken Schreibtisch fielen, an dem sie noch Minuten zuvor einen Brief geschrieben hatte, verweilten sie dort.

Die Schreibtischoberfläche war abgesehen von zwei Gegenständen leer: einem Modemagazin und einem Stift.

Mit der außergewöhnlichen Anmut, mit der ihre Spezies gesegnet war, ging er zum Tisch und nahm den Füller in die Hand. Die Füllerkappe lag auf der makellosen Tischplatte.

„Warst du dabei, deine Memoiren zu schreiben?“

Sie zuckte lässig mit den Schultern. „Möchtest du ein Exemplar davon, wenn ich fertig bin?“

„Um was zu lesen? Das Gelaber einer Hure, die im Bett so kalt ist wie ein Eisblock? Ein gefrorener Truthahn hätte mir ein wärmeres Willkommen für meinen Schwanz geboten.“

„Jetzt schmeichle dir mal nicht selbst“, konterte sie. „Dein Schwanz würde noch nicht einmal ein Kaninchen ausfüllen.“

Ein Kichern entkam einem seiner Raufbolde, bevor dieser es unterdrücken konnte. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte: In Vampirgeschwindigkeit stürzte sich Keegan auf den Kerl und stieß einen Pflock in dessen Brust, was ihn zu Staub verwandelte.

Als er sich wieder zu ihr wandte, waren seine Augen glühend rot. „Will sonst noch jemand seine Meinung kundgeben?“

Rose spürte, wie die beiden Vampire, die sie festhielten, bei dieser Frage buchstäblich einfroren.

„Dachte ich mir.“ Keegan drehte sich zum Schreibtisch zurück. „So, wo waren wir?“

Er tippte an seine Schläfe, gab vor, nachzudenken. „Ah, jetzt fällt’s mir wieder ein. Wir haben diskutiert, warum du diesen Stift hier wohl gebraucht hast.“ Er deutete auf den leeren Tisch. „Da ich keine unbezahlten Rechnungen sehe, muss ich annehmen, dass du nicht dabei warst, Schecks auszustellen.“

Sie hob ihr Kinn und ließ ihr Gesicht ausdruckslos werden. Innerlich bebte sie. Aber Jahrzehnte des Lügens und des Betrügens, des Bluffens und Vortäuschens hatten sie gelehrt, ein Poker Face zu zeigen. Und das Thema zu wechseln.

„Vielleicht habe ich ja versucht, die Vorteile deines winzigen Penis in einem Gedicht zu rühmen.“

Dieses Mal hatte ihre Beleidigung nicht die gleiche Wirkung. Keegan schmunzelte nur. „Netter Versuch, Rose. Aber selbst du kannst nicht ewig darauf herumreiten und –“ Er deutete zu der Stelle, wo er kurz zuvor einen seiner Mitarbeiter umgebracht hatte. „– dieses Thema haben wir bereits ad acta gelegt. Aber danke, dass du mir sagst, dass ich auf der richtigen Spur bin.“

Entsetzt beobachtete sie, wie er ihren Schreibtisch durchsuchte, Schubläden herauszog und die Inhalte auf den Boden warf. Rechnungen, Stifte und Büroutensilien landeten auf dem Teppich. Als die letzte kleine Schublade und deren Inhalt auf den Boden fielen, stieß Keegan einen frustrierten Atemzug aus.

„Fuck!“, fluchte er.

Ein ungewollter Seufzer der Erleichterung entwich der Spannung ihrer Lunge, so leise, dass sie dachte, dass keiner es gehört hätte. Doch Keegans Kopf schoss zu ihr. Er versuchte, sie mit seinem Blick zu durchdringen.

„Er ist hier, nicht wahr? Dein wunder Punkt.“

Er wandte seinen Kopf zurück zum Schreibtisch und dem einzigen Gegenstand, der sich noch darauf befand. „Natürlich.“

Er nahm die Zeitschrift und schüttelte es. Ein loses Blatt Papier flatterte heraus. Er schnappte danach, bevor es auf dem Teppich landen konnte. „Hab’s.“

Roses Herz versteinerte.

Mit einem triumphierenden Lächeln flogen seine Augen über die Worte, die sie geschrieben hatte. Dann blickte er wieder zu ihr und kicherte. „So, Rose. Wer hätte gedacht, dass du doch ein Herz hast? Du hast mich ja lange genug getäuscht.“

Dann deutete er auf den Brief und schnippte mit seinen Fingern dagegen. Sie wusste, was kommen würde. Jetzt hatte er etwas gegen sie in der Hand: die Liebe zu ihrem eigenen Fleisch und Blut.

„Schau, wie ich das sehe, hast du zwei Möglichkeiten: mir wiederzugeben, was du von mir gestohlen hast, und ich lasse deinen kleinen Enkel leben …“ Er machte eine dramatische Pause. „Mach’s nicht, und ich bringe ihn um.“

Ein hilfloses Gurgeln entkam ihrer Kehle. Wegen ihr würde Blake leiden müssen. Doch wie konnte sie so viele Leben aufs Spiel setzen, nur um eines zu retten? Wenn sie Keegan zurückgeben würde, was sie von ihm gestohlen hatte, hätte er die Kontrolle über so viele Leben, und er würde diejenigen zerstören, die sich gegen ihn stellten. Er würde zu mächtig und unbesiegbar werden. Das konnte sie nicht zulassen, nicht um nur ein einziges Leben zu retten.

„Du kannst mich nicht erpressen. Wenn du ihn umbringen willst, dann tu’s.“ Ihr Herz trauerte um Blake. Trotz all seiner Fehler verdiente er das nicht. Er verdiente ein volles Leben, ein langes, glückliches.

Als Keegan näherkam, wurden seine Augen zu schmalen Schlitzen. Er musterte sie, doch sie wusste, dass alles, was er sehen würde, ihre Entschlossenheit war, ihn zu bekämpfen. Dann blickte er wieder auf den Brief und las ihn noch einmal. Als er wieder aufblickte, hatte er ein selbstgefälliges Lächeln im Gesicht.

„Ich bitte um Verzeihung, Rose. Ich glaube, ich habe nicht das richtige Mittel benutzt, um dich zum Handeln zu zwingen. Lass es mich einfach noch einmal versuchen, in Ordnung?“ Sein gelassener Ton verwandelte sich bei den nächsten Worten zu Eis. „Wenn du es mir nicht wiedergibst, verwandle ich ihn in einen Vampir.“

Ihre Kehle schnürte sich zu, raubte ihr die Fähigkeit zu atmen. „Nein“, war alles, was sie herausbringen konnte.

Er kam näher und sprach mit ebenso leiser Stimme wie sie. „Doch.“

„Tu es nicht!“

Keegan lächelte. Wenn sie ihn nicht so gut gekannt hätte, dann hätte sie gedacht, es wäre ein freundliches Lächeln. „Du hasst deine eigene Spezies so sehr, dass du deinen Urur-wie-auch-immer-Enkel davor bewahren möchtest, einer von uns zu werden. Dann rette ihn doch.“

Sie schluckte schwer. Es musste einen anderen Ausweg geben. „Es ist nicht hier. Ich habe es versteckt.“

„Dann gehen wir zusammen, um es zu holen.“

Schnell schüttelte sie ihren Kopf. „Ich habe klare Anweisungen gegeben, es zu zerstören, sollte ich es nicht alleine abholen kommen.“

Keegans Augen blitzten ungläubig auf. Seine Halsmuskeln verkrampften sich, als er um Kontrolle rang. Sie blieb standhaft, zuckte nicht.

„Wenn du lügst, werde ich diesen Blake finden. Und ich werde dafür sorgen, dass seine Verwandlung das schlimmste Ereignis seines Lebens wird. Hast du mich verstanden?“

Rose nickte.

„Ich werde ein Auge auf dich haben. Du hast vierundzwanzig Stunden, oder ich werde deinen kleinen Jungen jagen.“

Er scheuchte seine beiden Handlanger hinaus und verschwand in der Nacht.

Sie begann zu zittern und zu schwanken. Mit letzter Kraft erreichte sie das Sofa und ließ sich darauf fallen.

Tränen kullerten ihre Wangen hinunter wie eine Lawine. Sie konnte nicht zulassen, dass Blake das gleiche Schicksal zuteil wurde wie ihr. Sie hatte Charlotte und sich selbst versprochen, dass ihre Kinder und deren Kinder normale Leben führen würden. Niemand würde je gezwungen sein, als Vampir zu leben. Nie wieder.

„Wo bist du, wenn ich dich brauche?“, rief sie. „Quinn, du musst mir helfen. Das schuldest du mir. Er ist auch dein Fleisch und Blut.“

 

2

 

Quinn glitt in den Beifahrersitz, als Oliver es sich auf dem Fahrersitz des Vans bequem machte und den Motor startete.

„Ich wünschte, du könntest länger bleiben“, sagte Oliver, als er auf die unbeleuchtete Landstraße bog und das Haus hinter sich ließ, in dem der Kern von Scanguards einen Blutbund gefeiert hatte.

Nur Vampire und ihre Gefährten waren eingeladen – und Oliver. Nicht zu vergessen ein paar Hunde. Zane hatte Z mitgebracht, und Samson und Delilah hatten den kleinen Welpen ihrer Tochter Isabelle im Schlepptau. Wenn sie nicht aufpassten, würde sich Scanguards noch in einen Zirkus verwandeln.

„Ich muss nach New York zurück. Und überhaupt, was sollte ich hier tun? Zusehen wie Zane Portia mit demselben Hundeblick anhimmelt wie Z?“ Quinn lachte leise. „Ich verschwinde besser von hier. Was hier abgeht könnte ansteckend sein.“

Der sterbliche Junge neben ihm grinste ihn von der Seite an – ja, er war ein Junge, kaum Mitte Zwanzig, und obwohl Quinn selbst recht jung aussah, lasteten die Erfahrungen von zwei Jahrhunderten auf seinen Schultern. Zwei sehr langen und sehr einsamen Jahrhunderten, obwohl er nie alleine gewesen war und sich immer mit den schärfsten Frauen umgab. Doch von anderen umgeben zu sein, hatte nie die Einsamkeit in seinem Herzen verscheuchen können. Heute Nacht hatte er es deutlich gespürt. So viele seiner Freunde glücklich zu sehen, blutgebunden mit ihren Gefährten und Gefährtinnen, hatte ihm wieder einmal die Realität vor Augen geführt.

„Als würdest du dich je binden wollen“, warf Oliver ein. „Hey, das Leben, das du lebst, hätte ich auch gerne. Frauen links, rechts und in der Mitte. Du machst es richtig.“

Quinn fing seinen bewundernden Blick auf und zwang sich, sein typisches, lässiges Lächeln aufzusetzen. In den letzten beiden Jahrhunderten hatte er es perfektioniert. Und mittlerweile konnte er nicht einmal mehr selbst erkennen, wie geheuchelt es war. Und das war schon eine Leistung!

„Hey, Junge, es ist gar nicht so leicht wie es aussieht. Ein Playboy zu sein ist viel Arbeit – und verbraucht viel Energie.“ Er zwinkerte und zwang die Gedanken an seine Vergangenheit in die dunklen Höhlen seines Geistes.

Oliver brach in Lachen aus. „Ja! Diese Art Arbeit erledige ich gerne.“ Er wackelte mit den Augenbrauen wie Groucho von den Marx Brothers. „Und Energie habe ich im Überfluss.“

„Die heutige Jugend!“ Quinn verdrehte die Augen. „Kein Verständnis für die Kunst der Verführung. Man braucht Kunstfertigkeit und List, um eine Frau ins Bett zu locken.“

„Man braucht nur Geld, gutes Aussehen und einen großen Schwanz!“

Quinn konnte nicht anders als zu lachen. „Nun, das hilft natürlich. Aber dann fehlt es dir an zwei Dingen.“

Oliver wandte seine Augen von der sich windenden Straße vor ihm ab.

„Denn das Aussehen hast du ja!“, fügte Quinn an.

Sein junger Kollege schnaubte empört. „Du hast meinen Schwanz noch nie gesehen!“

„Ja und bei Gott, ich hoffe, es bleibt auch so.“ Quinn lachte, unfähig, sich zusammenzureißen.

Oliver funkelte ihn an. „Ich habe alles, was man braucht!“

„Wenn du das sagst, Kleiner!“ Seine Augen begannen zu tränen, und er bekam die Worte vor Lachen kaum heraus.

„Du glaubst mir nicht? Was? Du glaubst, dass ich nicht die Ausstattung habe, weil ich ein Mensch bin und nicht ein Vampir wie du?“

Quinn schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass wir gerade diese Unterhaltung führen.“

„Nun, ist es das? Denkst du, du bist besser, weil du ein Vampir bist?“

Quinn beschloss, sich mit Oliver nicht auf einen Vergleich ihrer beiden Spezies einzulassen. Mit einem Grinsen im Gesicht zwinkerte er ihm zu. „Wenn du es mal so oft getan hast wie ich, bin ich sicher, dass du sogar besser sein wirst als ich. Ich glaube, du bist ein Naturtalent.“

Ein Anflug von Stolz und Aufregung strahlte von Olivers Augen. „Glaubst du das wirklich?“

„Natürlich. Ich sehe doch, wie die Mädels dich ansehen.“ Quinn raufte Olivers dunkles Haar, das wie so oft in sämtliche Richtungen stand, als wäre er eben erst aus dem Bett gestiegen. „Aber im Moment wollen sie sicherlich alle nur deine wilde Mähne zähmen. Aber glaub mir, das ist ein Vorteil: Mit deinem unschuldigen Aussehen kannst du sie an Land ziehen. Und schwuppdiwupp hast du sie im Bett.“

Oliver grinste von einem Ohr zum anderen. „Ja!“

Er wirkte so unschuldig und jugendlich frisch, dass Quinn für einen Moment spürte, wie sein Herz sich verkrampfte. Er war einmal wie Oliver gewesen: voller Vorfreude auf sein zukünftiges Leben. Voller Hoffnung. Verliebt. Und dann hatte er alles verloren: sein Leben, seine Hoffnung, seine Liebe.

Er räusperte sich, versuchte verzweifelt, die aufkeimenden Erinnerungen zu unterdrücken und sprach die ersten Worte, die ihm in den Sinn kamen. „Du solltest mich in New York besuchen. Wir können abhängen und Frauen aufreißen.“

„Echt?“ Oliver klang voller Ehrfurcht, als hielte man ihm gerade die Schlüssel für einen Lamborghini hin. „Meinst du das ernst? Mann! Das ist der Wahnsinn!“

Quinn atmete auf. Jetzt hatte er etwas in dem Jungen ausgelöst, das ihn zumindest bis zum Flughafen ablenken würde, wo ein Privatjet von Scanguards auf ihn wartete, um ihn nach New York zu bringen. Lieber so, als sich in seinen eigenen Gedanken zu verlieren. Und vielleicht wäre ein Besuch von Oliver ja ganz amüsant.

Er konnte dem Jungen ein oder zwei Dinge beibringen, nur so zum Spaß. Wenn er einmal älter war, würde er verstehen, dass es nicht darum ging, wie viele Eroberungen man machte, sondern wen man eroberte.

„Warum fragst du nicht Samson, ob er dir ein paar Wochen frei gibt? Ich bin sicher, das geht in Ordnung. Jetzt wo Zane gezähmt ist habe ich sonst keinen, mit dem ich auf die Piste gehen kann.“

Olivers Gesicht leuchtete auf wie ein Weihnachtsbaum. „Du meinst, ich werde wie Zane sein? Ich nehme seinen Platz ein?“

Quinn heulte auf. „Willst du mich verarschen, Oliver? Keiner kann wie Zane sein!“

„Aber ich nehme seinen Platz ein, oder?“, hakte er schnell nach.

Quinn schlug ihm auf die Schulter und freute sich im Stillen über den Enthusiasmus des Jungen. Trotzdem konnte er nicht widerstehen, ihn anzustacheln. „Das sind aber große Fußstapfen, in die du da steigen musst. Glaubst du, dass du dafür das Zeug hast?“

„Sag mir nur wann und wo, und ich bin dein Mann!“, verkündete Oliver und strahlte ihn an.

Quinn nickte. Als er etwas im Augenwinkel wahrnahm, riss er seinen Kopf wieder zu der dunklen Straße vor sich. Scheiße!

„Oliver! Pass auf!“, rief er aus.

Olivers Kopf schnellte zu dem Hindernis vor ihnen: Ihre Fahrspur war für Straßenarbeiten mit Verkehrshütchen abgesperrt. Die normalerweise leuchtende Absperrung blinkte nicht – sie war schummrig und in der Dunkelheit kaum erkennbar. Am rechten Straßenrand gab es keinen Ausweg: Eine Felswand erhob sich neben ihnen.

„Mist!“, kam es über Olivers Lippen.

„Weich aus!“

In dem Moment, in dem Oliver das Lenkrad nach links drehte, um eine Kollision zu vermeiden, leuchtete das Licht eines entgegenkommenden Fahrzeugs auf und blendete sie. In Vampirgeschwindigkeit riss Quinn das Lenkrad wieder nach rechts, und Oliver trat auf die Bremse.

Die Reifen quietschten, und der hintere Teil des Wagens scherte aus. Loser Schotter, der aufgrund der Straßenarbeiten auf der Fahrbahn lag, ließ die Reifen durchdrehen. Das Auto schlitterte ungehindert auf einen Bagger zu. Oliver versuchte, das Unausweichliche zu verhindern, indem er wie wild das Lenkrad drehte und auf die Bremse trat. Mit einem lauten Dröhnen prallte der Wagen in den kleinen Bagger und brachte diesen zum Umkippen. Erst jetzt erblickte Quinn den danebenstehenden Kran.

Die Kraft des Aufpralls ließ die Airbags sich entfalten, doch die Scheiben platzten heraus, und Quinn musste mit ansehen, wie Oliver aus dem Auto geschleudert wurde. Er trug keinen Sicherheitsgurt.

Quinn wurde von seinem Gurt festgehalten und plötzlich raubte der Airbag ihm die Sicht.

Er tastete nach dem Gurtverschluss und erkannte, dass dieser klemmte. Er zwang seine Hände, sich in Klauen zu verwandeln und in dem Moment, in dem er den Gurt aufschlitzte, hörte er ein knackendes Geräusch. Er blickte sich um, nahm eine Bewegung vor dem Beifahrerfenster wahr. Als er seinen Kopf herumwirbelte, um hinauszusehen, sah er eine große Stahlplatte, die von dem Ausleger des Krans auf ihn zu schwang.

Er erstarrte mitten in seiner Bewegung. Scheiße! Es gab keinen Ausweg. Die Stahlplatte würde ihn enthaupten. Es war vorbei.

Sein Leben spiegelte sich nicht vor seinem geistigen Auge wider. Vielleicht war das bei Vampiren nicht der Fall. Nur ein Gedanke erfüllte ihn jetzt. Endlich würde er nach Hause gehen.

Rose.

Mit seinem letzten Atemzug seufzte er.

Rose, wir werden wieder zusammen sein. Endlich.

Dann spürte er den Aufprall, als das Auto getroffen wurde. Er wurde zur Seite gestoßen und prallte auf das Lenkrad zu seiner Linken. Um ihn herum wurde alles schwarz.

 

3

 

London, 1813

„Rose“, flüsterte Quinn hinter einer Hecke, als er sie vom Ballsaal auf die ruhige Terrasse treten sah, wo im Moment niemand anderer Zuflucht vor der Menge suchte.

Sie sah reizender aus denn je. Ihr goldenes Haar war hochgesteckt. Strähnen, die zu Korkenzieherlocken geformt waren, umrahmten ihr ovales Gesicht. Ihre Haut war ebenmäßig und makellos – ohne jegliche Falte. Ihr Kleid war modisch geschnitten, und ihre kleinen Brüste wurden von ihrem Bustier wie auf einem Silbertablett präsentiert. Mit jedem Schritt drohten ihre Brüste dem seidenen Stoff zu entkommen. Sie sprangen fröhlich auf und ab und machten damit jeden lebendigen Mann verrückt. Insbesondere Quinn, denn er war in dieses entzückende Geschöpf verliebt.

„Rose.“

Als sie seine Stimme hörte, eilte sie in seine Richtung, während sie gleichzeitig einen Blick über ihre Schulter zum Ballsaal warf, um sich zu versichern, dass ihr niemand gefolgt war.

In den Sekunden, die sie brauchte, um ihn zu erreichen, bewunderte er ihren grazilen Gang, der so leicht wirkte wie der einer Gazelle. Sobald sie von der Terrasse auf den gepflegten Rasen hinunterstieg, verstummte der Klang ihrer Tanzschuhe im Gras.

Quinn streckte ihr seine Hand entgegen und zog sie zu sich hinter die Hecke, hungrig nach einer Berührung. Einem Kuss.

„Quinn.“ Ihre Stimme war atemlos, als hätte sie einen der dynamischeren Bauerntänze getanzt, die normalerweise von den unteren Klassen genossen wurden, und nicht die gesitteten Tänze, die ihre Gastgeber, Lord und Lady Somersby, bevorzugten.

Als er sie an sich zog und damit jegliche Etikette und Sitten ignorierte, erhellte der Mondschein ihr Gesicht und offenbarte ihm ihre erhitzten Wangen. Doch sein Blick wanderte tiefer – zu ihren Lippen, die leicht geöffnet auf seine Berührung warteten.

„Oh Rose, meine Geliebte. Ich konnte keinen Moment länger warten.“

Er legte seine Lippen auf ihre, nahm ihren reinen Duft auf, ihre unschuldige Erwiderung. Mit einem Seufzen legte er eine Hand an ihren Hinterkopf und drückte sie näher an sich. Als er vorsichtig seine Zunge gegen ihre Lippen drückte, kam ein leises Stöhnen von ihr. Er begrüßte dies und ließ seine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten, an ihren Zähnen entlang, schmeichelte, verführte, forderte. Ihr Geschmack war berauschend, ihr Duft ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Endlich traf ihre zaghafte Zunge auf seine, und die Erde hörte auf, sich zu drehen.

„Meine Rose“, raunte er und neigte seinen Kopf, drang in sie ein, seine Leidenschaft entfesselt, seine Kontrolle dahin. Es war das dritte Mal, dass er sie küsste, und genau wie die ersten beiden Male war er verloren, als sie auf ihn reagierte.

Seine andere Hand wanderte zu ihren Pobacken, umfasste ihre Kurven, die von dem dünnen Stoff ihres Ballkleides verhüllt waren. Ein erschrockenes Keuchen löste sich aus ihrer Kehle, doch einen Moment später schmiegte sie ihren erhitzten Körper an seinen, ihre weichen Brüste streiften gegen seine lange Jacke. Und weiter unten, wo sich seine Hose mit einem Schaft so hart wie ein Schmiedehammer beulte, drückte er sich an ihre Weiblichkeit. War es die Sommerluft oder die Tatsache, dass sie die ganze Nacht getanzt hatte, dass sie dort so heiß war? Oder hatte die Hitze einen anderen Grund?

Der Gedanke daran ließ ihn beinahe verrückt werden. Doch er konnte sie nicht hier nehmen, wo jeden Moment ein verliebtes Pärchen oder ein ahnungsloser Gast über sie stolpern könnte. Widerwillig gab er ihre Lippen frei. Doch er konnte sie nicht aus seiner Umarmung entlassen.

„Wir müssen vorsichtig sein“, flüsterte sie, ihre Stimme heiser. Ihre Lippen waren dunkelrot gefärbt und sahen wie geschwollen aus. Er war dafür verantwortlich, doch bei Gott, er bereute es nicht.

„Papa wird bald bemerken, dass ich verschwunden bin.“

„Ach was, Ihr Vater ist beschäftigt. Und um Ihre Anstandsdame habe ich mich bereits gekümmert.“

Ihre Augen weiteten sich. War es Überraschung oder Begeisterung, was er darin erkannte?

„Erzählen Sie, was haben Sie getan?“

Er lächelte sie schelmisch an. „Ich habe dafür gesorgt, dass sie heute Abend einen feurigen Verehrer hat, der ihr die ganze Nacht nicht von der Seite weichen und sie ausreichend mit Punsch versorgen wird.“

Sie schnippte mit ihrem Fächer gegen seine Weste. „Sie sind grausam. Was, wenn sie ihm sein unaufrichtiges Interesse abnimmt?“

Quinn nahm ihre Hand und führte ihre Finger an seine Lippen, küsste einen nach dem anderen, während er antwortete. „Wer sagt, dass sein Interesse unaufrichtig ist? Vielleicht brauchte er nur einen Anlass, um seine Schüchternheit zu überwinden.“

„Sie, mein Herr“, sagte sie pseudo-spottend, „haben nicht einen einzigen Mann in Ihrem Bekanntenkreis, dem die Beschreibung schüchtern zu Gesichte stünde. Ihre Gesellschaft ist höchst …“ Sie zögerte, suchte nach dem richtigen Wort. „… ausschweifend.“

„Ist es wichtig, mit welcher Gesellschaft ich mich umgebe? Die einzige Gesellschaft, die ich wahrlich begehre, ist die Ihre. Und sobald mir diese gewährt wird, werde ich nur noch bei Ihnen sein.“

„Sie wollen sagen, sobald mein Vater es erlaubt.“

Quinn seufzte. In seiner Brust schnürte sich alles zusammen, wissend was er ihr heute Nacht gestehen wollte. Er hatte lange darüber nachgedacht, es sogar mit seinem älteren Bruder besprochen, der die Idee für realisierbar hielt.

„Was gibt es?“ Sie klang besorgt.

„Scharfsinnig wie immer. Gibt es denn nichts, was ich vor Ihnen verheimlichen kann?“

Rose lächelte ihn kokett an, was sein Herz zum Schmelzen brachte. „Wollen Sie denn etwas vor mir verheimlichen, mein Herr?“

Er zog sie näher an sich. „Wenn du mich noch einmal mein Herr nennst, werde ich das in der Tat tun. Doch wenn mein Name über deine Lippen kommt, wird es nicht mehr in meiner Macht stehen, etwas vor dir zu verbergen.“

Ihre Wimpern flatterten, als ihre Wangen sich in ein tieferes Rot färbten. „Quinn.“ Mehr geatmet als gesprochen huschte das Wort über ihre Lippen.

Mit Daumen und Zeigefinger an ihrem Kinn führte er ihren Mund zu seinem. „Ah, Rose, du verführst mich.“

Er spürte, wie sie sich auf ihre Zehenspitzen stellte, und er konnte sich nicht länger zurückhalten. Alles, was er tun konnte war, sie zu küssen, ihre sanften Lippen zu nehmen, ihre Zunge zu kosten, während er ihre straffen Kurven an sich drückte und damit das Feuer in sich schürte, bis ihm klar war, dass er sich heute Nacht nicht von ihr trennen konnte.

Er löste seine Lippen von ihr und lehnte seine Stirn gegen ihre. „Mein Liebling, ich werde morgen abreisen. Aufs Festland.“

Ein erschrockener Aufschrei entkam ihr, als sie ihren Kopf zurückzog, und ihn überrascht anstarrte. „Abreisen?“

Mit seinen Knöcheln streichelte er über ihre Wange. „Ich habe eine Offiziers-Kommission erworben, um Wellingtons Armee beizutreten.“

Ihre Lippen bebten. „Du ziehst in den Krieg?“

Sie entzog sich seiner Umarmung, doch er drückte sie wieder an sich.

„Es geht nicht anders. Dein Vater wird seine Zustimmung nicht geben. Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat mich einfach ausgelacht.“

„Du hast mit Papa gesprochen? Über mich?“

Er nickte. „Ich habe ihn um deine Hand gebeten. Er hat abgelehnt. Er sagte, dass ich dir nichts zu bieten habe. Keinen Titel, keinen Wohlstand, keine Stellung. Mein Bruder wird den Titel erben; alles, was ich habe, ist ein kleines Anwesen mütterlicherseits. Dein Vater beurteilt es als nicht ausreichend.“

Warum sollte er auch? Rose verdiente so viel mehr. Sie war die Tochter eines Earls, dazu noch eine Schönheit. Verehrer tauchten auf, wo immer sie sich aufhielt. Ihr Vater wäre dumm, ihr zu erlauben, einen Zweitgeborenen zu heiraten, einen Mann ohne Titel.

„Aber er muss es verstehen.“ Ihre Augen röteten sich, ein Zeichen, dass Tränen sich ankündigten.

Quinn legte einen Finger auf ihre Lippen. „Schh, mein Liebling. Hör mich an. Ich habe einen Plan. Es wird alles gut werden.“

Hoffnungsvoll hob Rose ihren Blick. Wie er doch die Liebe in ihren Augen leuchten sehen konnte, eine Liebe, die für ihn loderte. Nur um dies zu sehen, war es wert, was er vorhatte.

„Ich habe mit einigen Offizieren in Wellingtons Armee gesprochen. Ich kann sehr schnell aufsteigen. Bald werde ich an Wellingtons Seite kämpfen, und dann werde ich als angesehener Kriegsheld zurückkommen. Das wird mir zahlreiche Türen öffnen; ich werde wohlhabend sein, und trotz des fehlenden Titels wird mich dein Vater nicht mehr abweisen können.“

Er konnte sehen, wie die kleinen Rädchen sich in ihrem hübschen Köpfchen drehten. Die Denkfältchen, die sich auf ihrer Stirn bildeten, verrieten es ihm.

„Aber du könntest umkommen.“

Natürlich sorgte sie sich um ihn. Etwas anderes hatte er nicht erwartet. „Du kennst mich. Ich kann auf mich aufpassen. Ich verspreche dir, ich werde in einem Stück zurückkommen.“

Sie sah ihn zweifelnd an. „Das sagen alle. Und dann kommen sie zurück mit fehlenden Extremitäten, oder noch schlimmer, sie kommen gar nicht zurück. Ich habe von den schrecklichen Dingen gehört, die im Krieg passieren.“ Sie wandte sich von ihm ab.

Quinn seufzte und schlang seine Arme von hinten um sie, zog sie an sich. Ihr süßer Hintern passte perfekt in seine Leistenbeuge. „Mein Liebling, ich werde zu dir zurückkommen. Das verspreche ich dir. Ich werde niemandem erlauben, mich zu töten. Und weißt du auch warum?“

„Warum?“, fragte sie mit leiser, resignierter Stimme.

Er neigte seinen Kopf zu ihrem Hals. „Weil ich dich liebe und plane, mein Leben damit zu verbringen, dich glücklich zu machen.“

„Versprichst du es?“

„Ja, wenn du mir auch etwas versprichst.“

„Ja?“ Sie drehte ihren Kopf und traf auf seinen Blick.

„Du wirst keinerlei Heiratsanträge in Betracht ziehen. Du gehörst mir, kein anderer Mann wird dich je berühren.“

Sie schloss ihre Augen. „Papa wird mich zwingen.“

Quinn schüttelte den Kopf. „Nein, er wird dazu nicht fähig sein.“ Heute Nacht würde er dafür sorgen, dass Rose niemals einen anderen Mann akzeptieren konnte.

Er drehte ihr Gesicht zu sich. „Denn heute Nacht werde ich dich zu der Meinen machen.“

Er nahm den Moment wahr, in dem Rose erkannte, was er damit meinte. Erst breitete sich Schrecken über ihre hübschen Gesichtszüge aus, dann ein entsetztes Erröten. Ihre Brust hob sich vor Aufregung.

„Du hast vor, mich zu ruinieren?“, flüsterte sie atemlos.

„Nicht ruinieren. Ich werde dich zu der Meinen machen; ich werde dich zu meiner Frau machen und dich als dein Ehemann lieben.“

„Mein Ehemann“, murmelte sie ungläubig. „Ohne den Segen der Kirche und der Gesellschaft?“

Er schmunzelte. Seine süße Rose! Wie konnte sie nur denken, dass er so etwas überhaupt in Erwägung zog? Er klopfte auf seine Brusttasche. „Natürlich nicht, mein Liebling. Ich habe eine spezielle Lizenz besorgt und einen Geistlichen sowie einen Zeugen organisiert, die auf uns warten.“

„Aber ich verstehe nicht. Wenn wir heute Nacht heiraten, warum musst du dann überhaupt in den Krieg?“

Mit schwerem Herzen sah Quinn sie an. „Weil ich die Zustimmung deines Vaters möchte. Für dich. Ich will nicht, dass du von deiner Familie und der Gesellschaft ausgestoßen wirst. Dies wird unser Geheimnis bleiben, und nur falls dein Vater dich zu einer Heirat zwingen sollte, während ich weg bin, wirst du ihm offenbaren, dass wir verheiratet sind. Nur dann. Sobald ich als Held zurückkomme, werde ich deinen Vater noch einmal um deine Hand bitten. Und wir werden ein zweites Mal heiraten. Und heute Nacht wird für ewig unser Geheimnis bleiben.“

Sie wägte seine Worte ab, und ihre klugen Augen studierten ihn. „Also machst du mir einen Heiratsantrag?“

Er nickte. „Und deine Antwort?“

Sie stupste ihn mit ihrem Fächer an. „Hat dir keiner beigebracht, wie man das macht?“ Sichtlich amüsiert schnalzte sie mit der Zunge. „Nun, dann mal auf die Knie!“

Lachend sank er auf seine Knie. „Du machst es mir wahrlich nicht leicht, mein Liebling. Aber da du darauf bestehst.“

„Ich bestehe darauf. Da dies der einzige Antrag sein wird, den ich gedenke anzunehmen, würde ich die Darbietung gerne genießen.“

Ihre Worte zerstreuten jegliche Bedenken einer möglichen Zurückweisung. „Meine liebste Rose, wirst du mich heiraten und mir erlauben, dich für den Rest meines Lebens zu lieben?“

„Ja!“ Sie warf sich ihm in die Arme. Er landete dabei auf seinem Rücken, sie rittlings auf ihm.

„Ah, diese Position mag ich.“

„Quinn Ralston, du bist ein Schuft!“

„Ja, ein Schuft in seiner Hochzeitsnacht. Und jetzt, meine liebliche Braut, befreie mich aus dieser kompromittierenden Lage, damit wir zu dem Geistlichen gehen und den Rest der nächtlichen Darbietungen genießen können.“

Als er ihre Worte wiederholte, lachte sie genüsslich.

Der Geistliche wartete in einer kleinen Kapelle nicht weit vom Anwesen der Somersbys. Neben ihm stand Quinns Freund James Worthington und wartete geduldig.

Wenn ihn später jemand gebeten hätte, die Zeremonie nachzuerzählen, hätte Quinn es nicht gekonnt. Er war vom Anblick seiner hinreißenden Braut zu fasziniert. Alles, was er tun konnte, war, sie anzuhimmeln, wissend, dass sie bald in jeder Hinsicht seine Frau werden würde.

„Ich nehme dich, Quinn Robert James Ralston …“

 

4

 

Als die Kapellentür sich hinter dem Geistlichen und seinem Freund James schloss, hob Quinn Rose in seine Arme.

„Meine Frau.“

„Mein Mann.“

Er begann, sie in Richtung Tür zu tragen.

„Wohin gehen wir?“

„Zu einem kleinen Häuschen.“ Quinn hatte in der Nähe ein Plätzchen organisiert, wo sie ein paar Stunden alleine sein konnten, da ihm nicht die Zeit blieb, sie in sein Stadthaus zu bringen, das am entgegengesetzten Ende der Stadt lag.

Als sie das Häuschen erreichten, das in einer Seitenstraße versteckt war, war er nicht enttäuscht. Der Besitzer hatte dafür gesorgt, dass es im Haus sauber und gemütlich war. Er steuerte auf die Schlafzimmertür zu. Blütenreine Laken bedeckten das Bett, das in der Ecke stand, eine einzelne Kerze brannte auf einer Kommode daneben.

Während er sich einen luxuriöseren Ort gewünscht hätte, um Rose endgültig zu seiner Frau zu machen, wusste er, dass er keine Zeit verlieren durfte. Bei Sonnenaufgang musste er weg, und bis dahin ihre Heirat zu vollenden hatte höchste Priorität. Es war die einzige Möglichkeit sicherzugehen, dass ihr Vater sie nicht an einen ihrer adeligen Verehrer verheiratete, die selbst jetzt im Ballsaal herumschwirrten, in der Hoffnung Chancen bei ihr zu haben. Rose müsste auf ihn warten, nur auf ihn.

Er stellte Rose wieder auf ihre Beine und schloss die Türe hinter sich. Als sie sich im dämmrigen Licht zu ihm drehte, bemerkte er ihre schwere Atmung und ihr gerötetes Gesicht.

„Hab keine Angst, mein Liebling. Ich werde dir nicht wehtun. Ich werde der zärtlichste Liebhaber sein. Dein Vergnügen ist mein Vergnügen.“ Es war sein Ernst. Jetzt, da er wusste, dass sie sich ihm hingeben würde, würde er sich Zeit lassen, eine Erinnerung zu kreieren, an die sie zurückdenken konnte, bis er zurückkehrte.

„Ich habe keine Angst“, flüsterte sie, ihre Lippen nichtsdestotrotz bebend.

Sie war so mutig, seine liebreizende Rose.

Langsam hob er seine Hand und strich an ihrem Hals entlang, hinunter zu ihrer Schulter, wo die Puffärmel ihres Kleides wie kleine Schmetterlinge saßen, zart und beinahe transparent. Vorsichtig ergriff er den feinen Stoff und zog daran, zupfte ihn zentimeterweise von ihren Armen.

Ihr stockte der Atem, gleichzeitig teilten sich ihre Lippen, und sie schloss ihre Augen, um seinem Blick zu entgehen.

„Rose, schau mich an!“

Sie hob ihren Blick.

„Du solltest keine Scham empfinden. Was zwischen uns ist, ist rein und aufrichtig.“

Er bewegte seine Hand zu ihrer Brust, zog ihr Oberteil vorsichtig nach unten. Ohne Korsett rutschte der Stoff ungehindert hinunter, befreite ihre Brüste, lieferte sie seinen hungrigen Augen aus. Dunkelrosa Knospen saßen auf rosa Hügeln, die trotz fehlendem Halt straff waren. Ihre Brüste waren klein, doch perfekt geformt. Er ergötzte sich an dem Anblick, konnte nicht genug davon bekommen.

Rose schloss ihre Augen. Er neigte sich zu ihr, küsste ihre Lider, eines nach dem anderen.

„Oh, Rose, du bist betörend schön. Ich bin der glücklichste Mann Englands.“

Dann erlaubte er seinen Händen, sie zu streicheln. Als er ihre Brüste in seine Hände nahm, ihr warmes Fleisch zum ersten Mal spürte, zuckte sein Schwanz erwartungsvoll.

„Sag mir, mein Liebling, was halte ich in meinen Händen?“

Ihre Augen weiteten sich.

„Sag’s mir“, verlangte er.

„M … meine … Br … Brüste.“

Er lächelte sie an. „Männer nennen sie Titten.“

Bei dem groben Wort bemerkte er, wie sie scharf einatmete.

„Ja, und du hast hinreißende Titten, meine wunderschöne Frau. Die schönsten Titten, die ich je gesehen habe.“

Ihre Wangen wurden noch röter, doch kein Zorn lag in ihren Augen. Stattdessen sah er Anzeichen von Verlangen, von Leidenschaft, von Lust. Ja, Rose, seine liebreizende, anständige Rose hatte eine wilde Seite. Er hatte es immer gewusst; tatsächlich war es der Grund, warum er sich in sie verliebt hatte. Er hatte gewusst, dass sie sich ihm ergeben würde: weil sie es selbst wünschte. Sie wollte diese Wildheit, diese Lust durchleben. Mit ihm.

Er senkte seinen Kopf und nahm einen ihrer straffen Nippel in den Mund, saugte daran.

„Ahhh!“, rief sie aus. Gleichzeitig bog sie sich ihm entgegen, damit er mehr von ihr bekommen konnte.

„Magst du das?“, murmelte er, während er weiterhin an ihrer empfänglichen Brust leckte und saugte.

„Oh ja, Quinn. Es fühlt sich … so gut an.“

Er ließ ihre Brust frei, nur um der anderen ebenso viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Als er ihre Hand an seinem Nacken spürte, um ihn an sich zu drücken, konnte er ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Oh, ja, sie würde eine wundervolle Ehefrau sein, und eine noch unglaublichere Liebhaberin. Wissend, dass er niemals genug von ihr bekommen konnte, würden sie viele Kinder haben, ein ganzes Anwesen voll.

Er ließ nicht von ihrer Brust ab, hob sie hoch und trug sie zum Bett, wo er sie wieder auf ihre Füße stellte. Hastig zog er sich seine Jacke aus und öffnete die Knöpfe seines Wamses. Er spürte wie sich sein Körper erhitzte, als würde ein Schmelzofen in ihm brennen.

Erst als er sich von seinem Wams befreit hatte, erlaubte er sich, seine Hände wieder auf sie zu legen. Sofort schmiegte sie sich an ihn. Er zupfte an ihrem Kleid, knüpfte einige der Schnürungen am Rücken auf und ließ das Kleid auf den Boden sinken. Ihr Petticoat und Unterrock folgten. Als sie nur im Höschen vor ihm stand, legte sie ihre Arme um ihren Oberkörper, als wolle sie sich verstecken.

Er nahm ihre Arme und führte sie behutsam an ihre Seiten. „Versteck dich niemals vor mir. Schönheit wie deine sollte nicht verborgen bleiben.“

Momente später lag sie auf dem Bett, während Quinn langsam die Schnürung ihres Höschens öffnete. Ihre Hand spannte sich über seine, was ihn dazu brachte, sie anzusehen.

„Ich habe Angst.“

Er drückte einen Kuss auf ihre Hand. „Ich auch.“

„Wirklich?“ Sie starrte ihn mit großen Augen an.

„Ja, denn wenn ich dich nicht befriedigen kann, wenn du nicht genießen kannst, was ich tun werde, werde ich dich verlieren. Und ich kann dich nicht verlieren. Ich brauche dich, Rose.“

Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, das bis zu ihren Augen stieg. „Wenn es nur nahe daran kommt, wie das, was du mit mir machst, wenn du mich küsst, dann bin ich sicher, dass es mir gefallen wird.“

Ihre Worte brachten ihn zum Stottern. Sagte sie da, dass sie seine Küsse erregend fand?

„Sag mir, was du fühlst, wenn ich dich küsse.“

Sie schloss halb ihre Augen. „Mir wird so warm. Ganz warm und … kribbelig.“

„Wo? Wo kribbelt es?“, drängte er sie.

Rose biss sich auf die Unterlippe, und alleine das brachte ihn an die Grenze der Erlösung. Wie lange er sich noch zurückhalten konnte, bevor er seinen harten Schaft in sie stoßen würde, wusste er nicht.

„Hier“, flüsterte sie fast unhörbar und bewegte ihre Hand zögerlich tiefer, ließ seine los und brachte sie zu ihrem Geschlecht. „Hier.“

Bei dem Wissen, was ein Kuss von ihm in ihr auslöste, entkam ihm ein Stöhnen. Denn ihre Küsse bewirkten das Gleiche in ihm.

„Ich kann noch mehr tun, als es dort nur kribbeln zu lassen“, versprach er und streifte ihr Höschen langsam ihre Hüften hinunter und entblößte damit ihre geheimste Stelle. Dann zog er es entlang ihrer Beine. Er warf das Stück Stoff weg, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden und betrachtete, was er enthüllt hatte.

Der Baldachin, der ihr Geschlecht beschützte, war eine Düne blonder Locken, die kaum das rosa Fleisch darunter verbargen. Der Duft ihrer Erregung wehte ihm entgegen, schloss ihn in einen Kokon von Verlangen und Lust ein. Er hatte schon andere Frauen gehabt, hatte sich seine Hörner abgestoßen, doch nie zuvor hatte der Duft einer Frau ihn derart seiner Sinne beraubt wie der von Rose.

Er zog sich das Hemd vom Oberkörper, schwitzte schon bei dem Gedanken daran, was er jetzt vorhatte.

„Ich werde dies würdigen, dich würdigen“, flüsterte er und spreizte ihre Beine, als hätte er es bereits tausende Male zuvor getan.

Dann sank er zwischen ihre Schenkel und legte seinen Kopf an ihr Geschlecht.

„Was machst –?“

Er unterbrach ihre überraschte Frage, indem er seine Lippen auf ihre weichen Löckchen legte und ihren berauschenden Duft aufnahm.

„Aber du kannst nicht …“, versuchte sie zu protestieren, aber ihre Stimme versiegte mit einem Stöhnen, bevor sie sie wiederfand. „Dies ist nicht angemessen.“

Für einen Moment hob er seinen Kopf und lächelte zufrieden. „Oh, mein Liebling, es ist sogar sehr angemessen. Ein Mann, der die Muschi seiner Frau nicht kosten möchte, ist ein Banause. Er hat keine Ahnung von Geschmack oder Vergnügen. Und ich rühme mich mit beidem.“

Mit einem Stöhnen streifte er seine Lippen gegen ihr Geschlecht, um an ihr zu lecken. Seine Zunge berührte ihre Schamlippen, das dralle Fleisch, das mit ihrem Verlangen glitzerte, trug ihren Geschmack in seinen Mund. Ihr Nektar war gleichzeitig süß und würzig. So viele verschiedene Nuancen explodierten in einer Symphonie der Entzückung in seinem Mund. Oh, ja, sie würde eine wundervolle Ehefrau sein, eine, deren Schlafgemach er allnächtlich besuchen würde. Offen gestanden sah er keinen Sinn darin, sein eigenes Schlafgemach zu haben. Er würde einfach mit in ihres ziehen, jede Nacht mit ihr in seinen Armen schlafen. Ein ungewöhnliches Arrangement, doch er hoffte, sie würde einwilligen.

Als er sie sich unter seinem Mund bewegen spürte und sanftes Seufzen und Stöhnen vernahm, das den kleinen Raum erfüllte, wusste er, dass er seiner süßen Rose eine Nacht bieten konnte, die sie nicht vergessen würde. Er nahm sich Zeit, spreizte ihre Beine weiter, öffnete ihre Falten, suchte und neckte, erkundete sie, vernachlässigte niemals das Bündel Fleisch, das an der Basis ihrer Locken lag. Ihre Perle war angeschwollen, rot und prall. Und mit jedem Lecken, mit jedem Streifen seiner Zunge über ihr empfindliches Organ ließ sie Klänge des Vergnügens frei.

Ihre nackten Brüste hoben sich, ihre Atmung wurde kürzer und abgehackter. Ihre Haut begann zu schimmern, als sich ein dünner Schweißfilm auf ihren gesamten Körper legte, Beweis des Feuers, das sich in ihr entwickelte. Dasselbe Feuer, das auch er in sich trug, und das bereit war, an die Oberfläche zu drängen.

Sein Schwanz pulsierte energisch gegen seine Hose. Er versuchte, ihn so gut es ging, zu ignorieren. Zuerst wollte er ihr Freude bereiten. Und das konnte er nur, solange er seine eigene Lust im Zaum halten konnte. Sobald sein Schaft in sie stieß, gab es keinen Weg mehr, seine Leidenschaft zurückzuhalten. Er würde in sie eindringen wie ein wildes Tier, unfähig, auf ihr Vergnügen Rücksicht zu nehmen. Er begehrte sie schon zu lange, und obwohl er sich nach ihr verzehrte, wollte er diesen perfekten Moment nicht mit Hast zerstören.

„Oh, ja!“, stöhnte sie, ihre Hände gruben sich in sein Haar, hielten ihn an sich, forderten mehr.

Seine Zunge streifte über ihre Perle, schnell und zielstrebig: um sie in ultimative Ekstase zu bringen, um ihr zu zeigen, zu welchen Freuden ihr Körper fähig war. Freuden, die er in ihr hervorrufen konnte, die er mit ihr teilen konnte.