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Rabrax schaut aus dem Fenster und sieht, dass sich am Himmel dunkle Wolken bilden. Oh weh, ein gewaltiges Gewitter zieht über dem Brocken auf. Es sind aber nicht die schnellen Blitze, die ihm eine Höllenangst bereiten, sondern der laute Donnerschlag. Seine Hexe Rabia ahnt, dass ihr kleiner Rabe so richtig Schiss hat. Ihr kommt direkt eine Idee, mit der sie ihn schnell auf andere Gedanken bringen kann.
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Seitenzahl: 24
Veröffentlichungsjahr: 2017
R abrax hockte am geöffneten Fenster und beobachtete den Himmel. Stumm zuckten Blitze auf und erhellten die kleine Hexenhütte.
„Dreißig, neunundzwanzig, achtundzwanzig, siebenundzwanzig …“, zählte er leise rückwärts.
Hexe Rabia schaute von ihrem Hexenbuch auf, nahm ihre Brille von der spitzen Nase und guckte sich das herannahende Unwetter an. Viele schnelle Blitze schossen mal von links oder mal von rechts und zeichneten verschiedene gezackte Striche am Horizont. „Das Gewitter ist noch weit entfernt, Rabrax“, meinte sie ebenso leise.
„Ich weiß“, antwortete er und zählte erneut bis zum ersten Donnerschlag. Mit diesem Grollen verdunkelte sich plötzlich der Himmel und ein Sturm zog auf.
Rabrax plusterte sich auf und schloss das Fenster. „Brrr, jetzt wird es ungemütlich.“
Er wusste nur zu gut, was ein Unwetter auf dem Brocken so alles anrichten konnte. Beim letzten Sturm konnte er sich kaum auf seinen Krallen halten, so sehr zerrte der Wind ihn in eine andere Richtung. Hexe Rabia musste schnell zufassen, sonst wäre er rüber zum Wurmberg geflogen. Und das als Nicht-Flieger …
Bei diesem Gedanken schüttelte Rabrax seinen Kopf, nee, ob so oder so, das Fliegen war nicht sein Ding. Er wollte auch gar nicht daran denken.
Im Moment hatte er nämlich ein neues Problem. Ein noch viel schlimmeres als sein Nicht-Fliegen. Er hüpfte schnell zu Rabia auf den Schoß, machte einen langen Schwanenhals, um besser aus dem Fenster gucken zu können, und horchte nach draußen.
Plötzlich zuckte am Himmel ein gewaltiger Blitz. In der Hütte wurde es ganz kurz hell und gleich wieder dunkel. Auweia, dachte er, das war aber ein heftiger Blitz. Ängstlich schlug er sich seine Flügel vor die Augen und fing wieder an zu zählen.
„Dreißig, neunundzwanzig, achtundzwanzig, siebenundzwanzig, sechsund…“
Mitten im Zählen knallte ein Donnerschlag so richtig laut dazwischen, sodass Rabrax erschrocken zusammenzuckte und vor Aufregung mit seinem Schnabel klackerte.
Seiner Hexe war sein Verhalten nicht verborgen geblieben. Liebevoll streichelte sie ihrem kleinen Raben über sein Köpfchen. „Hast du Angst?“, fragte sie fürsorglich.
„Hmm“, brummte Rabrax. „Nicht wirklich Angst. Ich mag nur nicht, wenn es so laut knallt. Manchmal wackelt sogar die Erde, das gefällt mir gar nicht …“
Der Himmel verfärbte sich nunmehr schwarz. Vor der Hexenhütte wirbelte der Sturm wütend durch Rabias Kräutergarten und warf einige Töpfe um, die scheppernd zu Boden krachten.
Derweil saß Rabrax stocksteif auf Rabias Beinen und traute sich nicht zu bewegen. Mit großen Augen schaute er zur Tür, als er bemerkte, dass jetzt der Sturm auch noch wütend an ihr rüttelte und schüttelte.