Rabrax vom Lilarabenstein und die Gespensterstunde - Ellie Engel - E-Book

Rabrax vom Lilarabenstein und die Gespensterstunde E-Book

Ellie Engel

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Beschreibung

Zur Mitternachtsstunde wird der kleine Rabe Rabrax aus dem Schlaf gerissen. Nichts Ungewöhnliches für ihn. Normalerweise schläft er auch gleich wieder ein. Aber in dieser Nacht gelingt ihm das nicht, denn aus einer dunklen Ecke ertönt ein gespenstisches Huhuuuu...

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Es war kurz vor Mitternacht. In der Hexenhütte hörte man nur das Ticken der Kateruhr. Tick, tack, tick, tack klackte es leise vor sich hin.

Der Rabe Rabrax und die Hexe Rabia waren in ihren weichen Bettkissen ganz eingemummelt und schliefen tief und fest. Ihre gleichmäßigen Atemzüge passten sich so nach und nach dem Ticken der Uhr an. Etappenweise murmelten beide sogar im Schlaf.

Sicherlich träumten sie von einem Abenteuer auf dem Besen. Bei dem, was diese beiden ständig erlebten, war das nicht auszuschließen.

Plötzlich machte es rums. Diese nächtliche Ruhe störten die Zeiger der Kateruhr, die sich auf zwölf Uhr trafen. Gähnend öffnete sich die Schnauze der Kateruhr und eine kleine Maus schoss heraus und brüllte zwölfmal in die Hütte.

Nach dem letzten Ruf zog sie sich wieder in das Maul des Katers zurück und wartet dort, bis der große Zeiger die nächste volle Stunde anzeigen wird.

Aber gerade eben hatte sie erst mal zwölfmal gebrüllt. Mit ihr zusammen läutete nur noch die Kirchturmuhr im Tal mit ihrem Glockenschlag zur Mitternachtsstunde. Wenn man genau hinhörte, konnte man ihren Klang bis hoch zum Brocken wahrnehmen.

Rabrax war von dem fernen Gebimmel aus dem Tal und dem Gebrülle der Kateruhr unliebsam aus dem Schlaf gerissen. Mürrisch drehte er sich auf die andere Seite, zog seine Decke über den Kopf und wollte weiterschlafen. Aber nach dem Mitternachtsschlag traten weder die gewohnte Stille noch das gleichbleibende Ticken ein, das Rabrax sonst wieder in den Schlaf begleitete. Nein. Merkwürdigerweise schien heute irgendetwas anders zu sein. Ganz anders! Es war ein Geräusch, das ihn neugierig machte.

Eigentlich passte es dem kleinen Raben gar nicht, mitten in der Nacht irgendwelchen komischen Geräuschen auf den Grund zu gehen. Der kleine Rabe war für ein nächtliches Abenteuer viel zu faul. Dennoch zwang er sich dazu, seine lilafarbenen Knopfaugen wenigstens so halb aufzulassen. Also blinzelte er ganz verschlafen mit halb geöffneten Lidern durch seine Käfiggitter und horchte danach.

Er wollte erst einmal ruhig abwarten und nicht gleich alle schlafenden Kriechtiere wecken. Vielleicht ist es ja gar nichts Weltbewegendes und dann hätte er Alarm geschlagen für einen winzigen Haufen Krötenkacke. Nee.

Wie sagt seine Hexe so schön: abwarten und Tee trinken! Das wollte Rabrax jetzt machen. Zwar keinen Tee trinken, aber seine Ohren spitzen, um jedes noch so leise Tönchen aufzuspüren. Er schloss seine Augen und lauerte wie ein großer Detektiv in die Dunkelheit.

Er brauchte gar nicht so lange darauf zu warten, da hörte er es wieder. „Huhuuuu huhuuuu“, war ganz deutlich zu hören. „Huuuuhuuu.“

Doch was war das? Wer war das? Vielleicht … der Wind, der um die Hausecke sauste? Mit einem kurzen Blick aus dem Fenster stellte er schnell fest, dass der es nicht war. Denn draußen an der alten Buche bewegte sich kein einziges Blättchen.

„Hmm“, krächzte Rabrax nachdenklich, als es wieder durch die Dunkelheit tönte. „Huhuuuu.“

Ohne sich zu bewegen, stellte er seine Ohren nun ganz auf.

„Huhuuu“, heulte es etwas lauter.

Jetzt wollte der kleine Rabe sicher wissen, dass das heulende Jaulen aus der hintersten und finstersten Ecke der Hexenhütte kam. „Huhuuu, huhuuu“, schallte es laut hintereinander. „Huhuuu.“

Rabrax verzog seinen Schnabel. Da will mich doch wieder jemand ärgern?, dachte er grimmig. Irgendeiner, der ganz genau weiß, dass ich gerne schlafe, mich aber auch genauso fürchten kann.

Nach und nach kam ihm der Verdacht, dass ihn die Katze Mola mal wieder erschrecken wollte.

Aber dann erinnerte er sich, dass die Katze ihm ganz anders Angst eingejagt hatte. Rabrax’ Nackenfedern stellten sich auf. Seine erste Begegnung mit Mola war das Super-duper-Gänsehaut-Erlebnis überhaupt. Die hat in einer Vollmondnacht echt so getan, als wäre sie ein rabenfressendes Nachtmonstertier. Bei dem Gedanken bekam Rabrax heute noch feuchte Federn.

Aber das hier, das, was er gerade hörte, war anders. Es klang eine Spur zu aufgesetzt. So als müsste es jemand tun, aber eigentlich gar nicht wollen.

„Huhuuuu“, erklang es wieder aus der vermutlichen Ecke. Oder war es doch eher aus der anderen? So ganz genau konnte der kleine Rabe es doch nicht einordnen. Es war einfach zu dunkel …

Rabrax hatte jetzt die Faxen dicke. Er musste augenblicklich ganz genau wissen, wer mitten in der Nacht rumheulte. Mühsam rappelte er sich auf seine kurzen Beinchen und öffnete ganz vorsichtig seinen Käfig. Er musste wirklich sehr behutsam sein, denn normalerweise quietscht sein Türchen wie ein olles verrostetes Eisentor. Man konnte es schon mit einer Alarmanlage vergleichen. Das schreckte vielleicht seine Hexe nachher aus dem Bett und dann wäre ein Vortrag über das Ausbüxen fällig. Nee, nee, das durfte auf keinen Fall passieren.

„Huhuuuu hu huuu“, hute es plötzlich neben oder über Rabrax. Er sah zwar nichts, dafür war aber das Huhu so durchdringend, dass sich bei dem kleinen Raben beinahe die Fußkrallen aufrichteten.

„Huhuuu. Huhu huhuuu“, jaulte es gar leidend.

Rabrax sorgte sich im Nu. Denn dieses eigenartige Heulen konnte man geradezu als Wimmern, Flennen, Quäken, Plärren, Plinsen, Jammern und Winseln bezeichnen, so jämmerlich klang das.

Ob da eventuell jemand Bauchweh hat, fragte sich Rabrax. Es hörte sich schon irgendwie nach Bauchweh oder gar Zahnweh an. Ja, genauso hat er wohl auch geheult, als er letzte Woche Zahnweh bekam und Rabia mit ihm zum Zahnusmedicus fliegen musste.

So ganz abwegig war dieser Gedanke nicht. Es mag schon sein, dass es dem Heuler nicht gut ging und er dringend eine Medizin benötigte. Viele Harzwesen kommen auf den Brocken, um sich Heilkräuter von der Hexe gegen ihre unmöglichsten Wehwehchen zu holen. Warum nicht auch ein Mitternachtsheuler!

Etwas mutiger hüpfte er nun auf die Tischplatte und versuchte die Richtung herauszubekommen, aus der das klagende Heulen kam.