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18 Rundtouren in landschaftlich schönen Gebieten der Dreiländerregion sollen motivieren, Neues aufzuspüren. Sie richten sich an Radfahrer, denen vielleicht die großen und kleinen Dinge unterwegs wichtiger sind als nur ein bestimmtes Ziel, die auch noch neugierig und zum Vergnügen fahren, von einer Ruhebank in eine Landschaft eintauchen wollen - Radfahren für Genießer. Die Strecken verlaufen rund um Aachen und ins benachbarte Belgien und die Niederlande, überwiegend auf oder nahe Ausschilderungen beliebter Radwanderungssysteme. Ortsangaben sowie die bewährten Knotenpunktsysteme sind enthalten, ergänzt durch Skizzen und zahlreiche Fotos. Verkehrsreiche Straßenabschnitte werden nach Möglichkeit gemieden und auf ruhigen Seitenwegen umfahren.
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Seitenzahl: 192
Veröffentlichungsjahr: 2010
Klaus Voß & Bruno Bousack
18 Tourenvorschläge
Meyer & Meyer Verlag
Radfahren im Dreiländereck – Band 1
18 Tourenvorschläge
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Details sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
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© 1990 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen
5. überarbeitete Auflage 2010
Adelaide, Auckland, Budapest, Cape Town, Graz, Indianapolis, Maidenhead, Olten (CH), Singapore, Toronto
Member of the World
Sport Publishers’ Association (WSPA)
eISBN: 9783840326554
E-Mail: [email protected]
www.aachen-buecher.de
www.dersportverlag.de
Vorwort
Radfahren in der Region ist schön – lockt mit einzigartigen Erlebnissen?!
Tour 1 Rosenkranz und ReisfladenAuf Umwegen zum Wallfahrtsort Moresnet
Tour 2 Es klappert(en) Mühlenam rauschenden Bach ...Am Oberlauf der Göhl
Tour 3 Wald, Wasser, WiesenRadwanderung ins Geultal
Tour 4 Idylle aus FachwerkEine Rundstrecke über Camerig und Cottessen
Tour 5 Mühlen und MinenZum vormaligen Bergbaugebiet an der Wurm
Tour 6 Wie ein Vogel ... Zwischen Geul und Gulp
Tour 7 Höfe und HaldenAus dem Aachener Norden ins Limburgische und ins Wurmrevier
Tour 8 My home is my castleZu festen Häusern im Eupener Butterländchen
Tour 9 Kleinstaat hinter dem PreuswaldZu den alten Erzfeldern in Ostbelgien
Tour 10 Urlaub vor der Haustür!Zum beliebten Ferienort Epen
Tour 11 Wo Herzog Heinrich sich verirrteAuf ruhigen Strecken nach Henri-Chapelle
Tour 12 Vergangene Macht, erhaltene PrachtRundfahrt zu Wasserschlössern in Limburg
Tour 13 Ein herrliches Fleckchen ErdeNach Slenaken im Tal der Gulp
Tour 14 Blühende KostbarkeitenZum Orchideengarten im Gerendaal
Tour 15 Charmanter Ort zwischenGeul und CaubergIns schöne, alte Städtchen Valkenburg
Tour 16 Beim Herzog zu BesuchÜber die Gileppetalsperre zur Burg der Herzöge von Limburg
Tour 17 Wo einst fromme Pilger zogenAuf dem Pilgerweg durchs Steinley-Venn
Tour 18 Kapellen, Kloster und KäseIns Tal der Berwinne zur Abtei Val-Dieu
Radfahren in der Region ist schön –lockt mit einzigartigen Erlebnissen?!
Die sogenannte Dreiländervielfalt im vergangenen Jahrhundert ist in Belgien, Deutschland und den Niederlanden vielleicht deshalb im Bewusstsein ihrer Grenzbewohner nicht untergegangen, weil sie meist negativ besetzt war. Auf solche Momente stößt man vielerorts bei einzelnen Radtouren. Aufmerksam darauf machen vor allem kleine, liebevoll gepflegte Denkmäler für Einzelschicksale der durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg geschädigten Personen.
Im 21. Jahrhundert stoßen die Grenzen der drei Länder immer noch an diesem einen Ort zusammen. Dieser Dreiländerpunkt1 hat sich heute zu einem „Zusammenerleben“ in der ganzen Region entwickelt und den Begriff der Euregio mit angestoßen. Seit 2008 gibt es eine Aktivität, die die nachbarschaftlichen Bereiche Aachens, Belgiens und der Niederlande gemeinsam als Euregionale 2008 entwickelte. Das ist heute wahrscheinlich mehr als nur eine Symbiose. Ein nach diesen drei Ländern benanntes, wohlschmeckendes belgisches Bier kann man hier auch „ohne Durst“ genießen. Und – seit der EURO die Währung geworden ist, braucht man als „Grenztourist“ auch keine drei Geldbeutel mehr „zu hüten“.
Zur Einstimmung auf einige dieser Radausflüge sollte man es nicht versäumen, den Aufstieg auf den Aussichtsturm neben dem Dreiländerpunkt zu wagen. Schwindelfrei und sportlich kann man die Aussichtshöhe über eine Außentreppe erklimmen, sonst aber bequem mit dem Aufzug erreichen. Auf die fantastischen Aussichten hat das keinen Einfluss. Hier fühlt man sich gut, auch wenn aufgeschnappte Sprachfetzen schon einmal exotisch klingen. Mancher Eckpunkt in der Landschaft prägt sich ein, vieles ist hinter Höhenzügen, in Flusstälern dem forschenden Blick entzogen, aber nicht der Fantasie.
Aktuelle Wander- oder Tourenkarten sollte man mitführen, da das eine oder andere Radroutenzeichen in üppiger Vegetation übersehen werden kann, bis zur Unkenntlichkeit besprayt worden ist, gar fehlt oder in die falsche Richtung weist (warum auch immer). Hilfreich können auch mobile Navigationsgeräte sein, wenn Irritationen über einen momentanen Standort aufkommen. Ortstafeln2 sind in der Regel nicht an den Wegen aufgestellt, wie Radfahrer sie gerne nutzen. Wegbeschreibungen werden möglichst genau abgefasst und werden durch Skizzen für einen ersten Überblick ergänzt. Hilfreich können sein:
Karten mit und ohne Knotenpunktsystem:
Internetseiten:
Satellitenfotos:
http://maps.google.com
Radwandern in Ostbelgien:
www.eastbelgium.com
Radverkehr NRW:
radverkehrsnetz.nrw.de
/
Freizeit-Region Heinsberg:
www.kreis-heinsberg.de
Radwanderwegenetz Süd-Limburg:
www.vvvzuidlimburg.nl
Die Entdeckung einer neuen Landschaft:
www.gruenmetropole.eu
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen „Gute Fahrt“!
1 Zwischen 1814 und 1915 gab es durch Neutral-Moresnet sogar einen Vierländerpunkt.
2 Zeichen 310, 311, 385, 386 gemäß § 42 StVO.
Auf Umwegen zum Wallfahrtsort Moresnet
Knapp zwei Fußwegstunden vom Preusweg über den Moresneter Weg liegt im Belgischen, zwischen herrlichen Laubwäldern und saftig-grünen Wiesen, der schmucke Wallfahrtsort Moresnet-Chapelle mit einem Gnadenbild der Gottesmutter. Das Bildnis wurde als einfache Steingutfigur aufgestellt und seit 1823 in prachtvolle Kleider gehüllt.
Ein frommer Junge hatte es hier im Wald im Jahre 1750 an einer kleinen Eiche entdeckt; dieser Ort wird von den Einheimischen noch „Eiksken“ genannt. Der Junge fand unerwartete Heilung von der Epilepsie; und die Kunde davon verbreitete sich in der ganzen Gegend. Bei persönlichen Anlässen beteten einzelne fromme Menschen aus der Umgebung daraufhin an dieser Stätte. Sogar einige Viehseuchen zogen schon größere Pilgergruppen hierher. Und weil die Seuchen tatsächlich plötzlich endeten oder gewisse Gebiete erst gar nicht heimsuchten, erhielt die Muttergottesstatue den hoffnungsvollen Namen „Maria-Hilf“.
Öffentliche Wallfahrten fanden seit 1797 bisweilen statt, doch etwa zwei Generationen später auch regelmäßiger. Die erste Prozession aus Aachen führte 1863 hierher, und das war ein Mittwoch. Seitdem finden sich gläubige Menschen mittwochs zusammen, um den Bittweg nach Moresnet zu gehen.
An der Stelle der Eiche wurde 1823 eine kleine Kapelle erbaut, die im Laufe der Jahre wegen steigender Pilgerzahlen vergrößert werden musste. Neben der Kapelle ließen sich in einer heute noch existierenden Einsiedelei bis zu drei Außenseiter nieder. Ab 1875 wurde daneben das Franziskanerkloster errichtet, dessen Mönche u. a. auch die Kapelle und die Pilger betreuten.
Dorthin soll diese Route führen, allerdings nicht auf dem direkten Wege, den sollte man den Wanderern überlassen.
Die Strecke in Stichworten:
Adamshäuschen → Moresneter Weg → Dreiländereck → Gemmenich → Gemmenich-Nouvelaar → Moresnet-Chapelle → Moresnet → Kelmis → Adamshäuschen.
Streckenlänge: etwa 20 km
Beginnen Sie Ihre Radtour in Aachen vom Parkplatz1Adamshäuschen am Ende des Preusweges, der schon Teil des Wallfahrtsweges ist. Es geht schon als Radroutensystem NRW Richtung Diepenbenden/Waldschenke den Karlshöher Talweg bergauf, vorbei an der Schranke und bis zur Schutzhütte2. Hier biegen Sie rechts ab in den Moresneter Weg und immer weiter aufwärts. Oben an der Einmündung des Karlshöher Hochweges behalten Sie die alte Richtung, durchfahren zuerst noch eine „Höckerlinie des Westwalls“ und danach bei einem links stehenden Kreuz die Grenze zu Belgien in Richtung Knotenpunkt3 Nr. 5 des belgischen Radroutensystems „VeloTour – Hohes Venn-Eifel“, das Sie bei Radausflügen immer unterstützen wird. Nach links und vor allem nach rechts können Sie noch spärliche Reste des „Landgrabens“ erkennen.
Hier verlief auch die Grenze des Aachener Reiches der ehemaligen freien Reichsstadt Aachen, die sich zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert entwickelte. Seine Grenzen wurden mit dem Aachener Wappen, auf sogenannten Adlersteinen, gekennzeichnet und zusätzlich gesichert durch einen mit sehr dichten Buchenhecken bepflanzten Wall mit Gräben davor und dahinter. Durchlässe (Grindel) wurden noch besonders abgesichert. Hinzu kamen Wachttürme, die so angeordnet waren, dass Mitteilungen durch Licht- und/oder Rauchzeichen in die Innenstadt zum „Langen Turm“ weitergeleitet werden konnten.
Sie kommen nun bald zum nächsten großen Kreuz. An der Wegkreuzung hier befindet sich auch der KP Nr. 5. An seinen Knotenpunkten sind landkartenartige Infotafeln mit „Gebrauchsanleitungen“ aufgestellt, die Radtouren zu Ortschaften und Gebieten mit dem übersichtlichen Knotensystem ermöglichen.
Grenzbuchen auf dem Landgrabenmit Adlerstein (vergrößert)
Hier verlassen Sie den Moresneter Weg nach rechts in den breiteren Weg und gelangen zum Dreiländereck. Noch vor dem Aussichtsturm führt links eine breite Straße den Berg hinab nach Gemmenich, das ist Richtung KP 91. Fahren Sie diese Route des Trois Bornes mit Vergnügen hinab, aber zwei Spitzkehren, ein Linksbogen und später eine doppelkurvige Brückenunterführung erfordern Ihre Aufmerksamkeit.
Kreuz mit Bonhoeffer-Text auf dem Sockel
Etwa in Ortsmitte bitte aufpassen! Hier folgen Sie nicht mehr zum KP 91 nach rechts, sondern Sie nehmen hier als Linksabbieger die am Platz beginnende und bergauf verlaufende Rue Nouvelaar. Sie geht später über in die Straße Langenstein und führt in einem weiten Rechtsbogen bei herrlichen Fernsichten parallel zum Waldrand als Rue du Sablon rechtwinklig auf die Hauptstraße, die Rue de Moresnet. Diese fahren Sie links aufwärts und sind nach etwa 450 m an einer zentralen Kreuzung in Moresnet-Chapelle.
Kapelle St. Anna in Gemmenich
Moresnet-Chapelle
Besuchen Sie hier die Wallfahrtskirche; suchen Sie auf dem Fußboden im Mittelflur die markierte Stelle auf, an der die Eiche stand. Lesen Sie auch die eine oder andere Inschrift auf den vielen, vielen Tafeln an den Wänden, über deren Schönheitswert man gewiss geteilter Meinung sein kann, über ihre Motivation wohl kaum. Betrachten Sie auch das einfache Gnadenbild in der neu angebauten Kapelle und werden Sie ein bisschen nachdenklich angesichts der vielen brennenden Kerzen, die von gläubigen Betern entzündet werden. So rückständig, wie häufig bezweifelt, kann Beten doch wohl nicht sein.
Richtung Altar im Fußbodendie markierte Stelle des Baums
Neben der Kirche, in der Rue du Calvaire, liegt der in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts angelegte Kreuzweg. Folgen Sie ruhig den weißen Kieswegen durch die mit großem Fleiß errichtete Hügellandschaft, deren gärtnerische Anlagen jahraus, jahrein mit viel Mühe gepflegt werden. Sie sind zu jeder Jahreszeit ein sehenswertes Paradies. Auch die Kreuzwegstationen verdienen Ihre Aufmerksamkeit. Die Stationsbilder stammen aus dem Atelier von Prof. Aldermann aus Köln und sind aus französischem Sandstein gehauen. Die Grotten sind mit Lavasteinen aus Andernach, Tropfsteinen aus Thüringen, Glasschlacke und -steinen aus Herzogenrath und Stolberg und mit SchIackensteinen der Blei- und Zinkhütten aus Kelmis und Plombières errichtet worden. Die rührigen Handwerker erfuhren große Unterstützung durch die Bürger aus der Nachbarschaft. So entstand also ein Abbild damaliger Frömmigkeit und Einsatzbereitschaft.
XII. Station: Jesus stirbt am Kreuz.
Gegenüber von Kirche und Kreuzweg liegen an den Straßen einige Cafés und Restaurants. Beliebt bei den Pilgern nach frommer Andacht ist hier der Genuss eines Kännchens Kaffee, eines (Trapisten-)Bieres und/oder vor allem des leckeren belgischen Reisfladens, und das gerade in Moresnet. Probieren sollte man doch; es schmeckt zu jeder Tageszeit!
Göhltalviadukt,vom Marvelder Weg her gesehen
Weniger bekannt als der Wallfahrtsort ist die eigentliche Gemeinde Moresnet; dorthin fahren Sie nun. Gleich gegenüber der Kirche fahren Sie die Rue de la Clinique hinunter und später am Hof Zier vorbei, dem Geburtshaus des jungen Peter Arnold Frank, der die Marienstatue zum ersten Mal aufstellte. Am Josefskapellchen mündet Ihr Weg in die Maarveldstraße, benannt nach dem rechts oberhalb liegenden Hof Maarveld. Sie fahren aber links hinab. Unten am Bennetbach liegt Schloss Bennet, eine Anlage, die man leider nur von Weitem betrachten kann.
Dann erreichen Sie die Hauptstraße des alten Ortes Moresnet. An der Ecke gibt es wieder Routenzeichen. Beachten Sie, nach links fahrend, an der Kirche die alten Grabsteine und gegenüber das einfühlsam restaurierte Gemeindehaus mit Museum.
Kirche in Moresnet
Biegen Sie hinter der Kirche als Abstecher in die erste Straße, die Rue du Viaduc, rechts ein; mit Steigung geht es hinauf zum Friedhof und unter der Brücke hindurch. Sie ist eine architektonische Höchstleistung. In 60 m Höhe donnern nur Güterzüge über das Tal; vielleicht kommt ja gerade einer, wenn Sie umherschauen.
Viadukt und Friedhof in Moresnet
Kehren Sie von der Brücke wieder abwärts zur Rue du Village zurück und fahren dann nach rechts bergauf bis zur querenden Hauptstraße, Gemmenich-Kelmis, Rue de la Calamine. Schwenken Sie nun nach rechts unter der vergleichsweise kleinen Brücke hindurch und sogleich links in die Straße Boschhausen. An der Rechtskurve halten Sie sich halb links, kommen in einem Gebüschstreifen über die Brücke einer stillgelegten Bahnlinie hinweg. Danach öffnet sich eine malerische Wiesenlandschaft, auf den Wald radeln Sie zu und hindurch, bis Sie in der Nähe eines Parkplatzes neben einer Eisenbahnbrücke auf einen Querweg stoßen.
Es ist wieder der Moresneter Weg (Bittweg), dem Sie nach rechts in Richtung Aachen bergwärts folgen. Es folgt eine Strecke durch wunderschönen Wald, an der ersten Wegkreuzung steht rechts das sogenannte roteKreuz. Bis Sie die Höhe des Moresneter Wegs wieder am KP 5 erreichen, werden Sie noch weitere Kreuze entdecken.
Nun fahren Sie die letzten, bekannten Kilometer gemütlich durch den Wald zum Ausgangspunkt Ihrer Tour zurück. Vielleicht sieht die Umgebung aus der entgegengesetzten Richtung schöner aus?
Herbststimmung am Bittweg
Vergnügte Fahrt!
1 GPS-Info: 205 m ü. NN; 50° 45’ 05,3“ – N; 06° 03’ 08,1“ – O.
2 In Pilzform.
3 Künftig KP.
Am Oberlauf der Göhl
Die Göhl (niederländisch Geul, französisch Gueule) entspringt in dem waldreichen, belgischen Gebiet an der Grenze bei Aachen-Lichtenbusch. Durch Belgien schlängelt sich das malerische Flüsschen nur noch etwa 20 km und mündet nach einer Gesamtlänge von etwa 58 km nördlich von Maastricht (NL) in die Maas. Bei diesem Ausflug können Sie es einige Kilometer begleiten. Aus einem Rinnsal wird bald ein beachtliches Gewässer, mit dem in früheren Jahrhunderten etliche Mühlen betrieben werden konnten (Höhenunterschied Quelle-Mündung ca. 250 m). Einige Gebäude davon sind erhalten, doch das Klappern ist verstummt.
Die Route führt durch das Gebiet dieser Gemeinden:
Köpfchen → Hauset → Hergenrath → Bildchen → Köpfchen
Streckenlänge: ca. 25 km
Anfangs- und Endpunkt der Tour ist der Parkplatz1 nahe dem ehemaligen Zollamt Köpfchen an der Eupener Straße (B 57) zu Aachen. Hier fahren Sie in den Augustinerweg hinein. Anfangs bewältigen Sie eine leichte Steigung und können danach genüsslich durch schönen Hochwald rollen. Leichte Kurven sorgen für interessante Lichtwechsel, Brennholzstapel stehen manchmal am rechten Straßenrand. Kurz vor der Siedlung Grüne Eiche bemerken Sie links in einer kleinen Waldlichtung einen Teich, in dem der Beverbach entspringt.
Schnell sind Sie am Ende der Bebauung und folgen hier nach rechts der Radroutenbeschilderung (Roetgen/AC-Schmithof) auf der breiten Straße, Grüne Eiche, ehemalige Verbindung zur Eifel (RaerenerStraße vor dem Bau der Autobahn). Es geht durch saftige Wiesen zunächst bergan, dann taucht nach einer Linkskurve rechts voraus der schon 1391 urkundlich erwähnte Schellartshof auf, damals in einer Grenzdarstellung der Bank Walhorn.
Hinter dem Schellartshof führt die Radroutenbeschilderung (Roetgen/AC-Schmithof) zwar nach rechts – Sie aber halten sich geradeaus! Links liegt der Kohlshof, auf dem auch das „Therapeutische Reitzentrum Grüne Eiche“ betrieben wird. Am Ende der Straße erreichen Sie den Hebscheider Hof.
Der Hebscheider Hof wurde im Jahre 1423 zusammen mit dem Schellartshof bei der Festlegung der Grenzen zwischen dem Aachener Reich und dem Limburger Land genannt. Das Wohnhaus mit dem dreigeschossigen Turm in Bruchstein bildete einmal eine wehrhafte Anlage, Wassergräben sind noch erkennbar. Über dem Toreingang sind bei zwei Wappensteinen dazu die Zahlen 1544 und 1736 lesbar. Heute wird hier ökologischer Landbau betrieben, ferner dient der Hof auch der Rehabilitation Behinderter und sein Café ist an Wochenenden/Feiertagen geöffnet.
Gut Hebscheid
Sie müssen nicht wieder zum Schellartshof und der dortigen Radroutenführung (Roetgen/AC-Schmithof) zurück2. Radeln Sie lieber weiter, auch wenn die Asphaltdecke der Straße alsbald endet. Auf dem anschließenden Weg geht es weiter, über einen Bach hinweg nach rechts. Einen kurzen, baumbestandenen Abschnitt durchqueren Sie. Dann – befinden Sie sich schon in Belgien, Ortsteil Lichtenbusch, der Gemeinde Raeren, an der Autobahn mit der ehemaligen Grenzübergangsanlage.
Auf der nun wieder asphaltierten Straße lassen Sie das große Gebäude links liegen, erreichen nach kurzer Wegstrecke das weiße Ortsschild „Lichtenbusch/Raeren“ und radeln hier an der Siedlung „Horster Park“ auf der Straße Johannisberg immer geradeaus auf den in der Ferne auftauchenden Wald zu.
Links neben der Straße befindet sich in einer Sicherheitseinzäunung die Messstation „Raeren (Eynatten)“ einer Hochdruck-Erdgasleitung. Davor sind touristische Infotafeln über das Göhltal „Die Göhl, von der Quelle bis zur Maas“ aufgestellt.
An einer geschlossenen Schranke3 vorbei fahren Sie in den Wald hinein und bleiben bei der nächsten Gabelung auf dem Weg nachlinks. Es dauert nicht mehr lange, dann erreichen Sie rechts des Weges einen aufgestauten Weiher, darin die Hauptquelle der Göhl. Der Fluss bezieht seinen Wasserreichtum auch aus weiteren Quellen. Genießen Sie die Spiegelungen der Bäume in der stillen Wasseroberfläche, eine Bank lädt zum Bleiben, in Ruhe lauschen Sie vielartigen Vogellauten, dem Plätschern beim Wasserablauf, was vielleicht Erinnerungen weckt an die ersten Takte von Smetanas sinfonischer Dichtung „Die Moldau“.
Sie setzen Ihre Fahrt fort, rechts liegt bald eine Forsthütte und an einer Weggabelung geht es wieder links weiter. Kurz darauf erreichen Sie den Parkplatz EynattenerHeide. An der Einfahrt steht eine Infotafel. Sie überqueren den Platz (am Rand eine Picknickmöglichkeit) und gelangen auf die Straße Wesselbend.
Quelltopf der Göhl
Hier treffen Sie auf den Zwischenwegweiser des „RadwanderwegenetzesVeloTour – Hohes Venn-Eifel“ mit seinem Richtungshinweis zum Knotenpunkt418. Sie radeln nun in dem genannten System und kommen durch eine hübsche Wohngegend zur Aachener Straße(N 68), die stark befahrene Verbindung Aachen-Eupen. Überqueren Sie diese in die Buschhausstraße hinein.
Auf dieser Straße gelangen Sie nach Hauset. Bei einer leichten Linkskurve erkennen Sie nicht nur das Straßenschild An der Follmühle, sondern auch ein Gedenkkreuz von 1905. Hier schwenken Sie nach links und unten an der Göhl liegt die ehemalige Follmühle.
Fahren Sie nun nach rechts an der Göhl (Göhlstraße) entlang. Schnell treffen Sie auf die Kirchstraße (etwa 252 m ü. NN) und fahren nach rechts auf die im Ortszentrum liegende Kirche zu. Hier befindet sich auch der KP 18, auf seiner Tafel weitere Informationen über das Routensystem.
Hauset wurde schon 1266 erwähnt; da gab es auch ein Herrscherhaus als Wasserburg, doch sind davon keine Reste mehr erhalten. Die Gemeinde Hauset hat sehr schöne Wege für Wanderer ausgeschildert.
St. Rochus/St. Genovevain Hauset
Fahren Sie nun weiter in Richtung KP 17, biegen oben am Straßendreieck halb links in die Hergenrather Straße (Richtung KP 16) ein, aber alsbald links in die Straße Stöck. An ihrem Tiefpunkt liegt an der Göhl die ehemalige Kupfermühle. Geradeaus geht es nun weiter; den Fluss könn(t)en Sie hier in der Furt oder auf einem schmalen Steg (trockenen Fußes/Reifens) queren.
Ziehen Sie den sehr steilen Weg zwischen schattenspendendem Buschwerk hinauf; am Ende sind Sie wieder in der Kirchstraße, und es geht rechts ab. Dann sehen Sie schon in der Asteneter Straße am KP 19, malerisch unter breiten Laubbäumen gelegen, das schöne Rochuskapellchen aus dem 17. Jahrhundert.
Furt und Steg an derGeul im Weg Stöck
Gutshof aus dem 18. Jahrhundert in Hauset
Bei der Weiterfahrt auf der Asteneter Straße in Richtung KP 26 kommen Sie anfangs an einem schmucken Bauerngehöft und später an dem Haus (Nr. 22a) mit herrlichen Kletterrosen (Jahreszeit?) vorbei.
Am Ende der Bebauung genießen Sie nach rechts über das Tal der Göhl hinweg die weite Fernsicht und biegen rechts ab in die in dieses Tal führende Straße Prester. Unten am Rand eines Wäldchens geht es aber sofort wieder hinauf; doch führt hier neben einer Bank (etwa 228 m ü. NN) ein Weg nach wenigen Schritten zu einer Brücke über die Göhl. Wieder auf der Höhe macht die Straße neben einer Bank einen Linksknick; auch hier gibt es herrliche Ausblicke.
Kletterrosenals Hingucker
Im Hintergrund entdecken Sie die Hammerbrücke genannte Eisenbahnüberführung über das Göhltal; sie überquert nämlich hier den gleichnamigen Bach. Die Brücke wurde schon 1843 aus mehr als acht Millionen Ziegelsteinen doppelbögig erbaut. Das Bauwerk wurde am 10. Mai 1940 wegen des schnellen deutschen Truppeneinmarschs von belgischen Soldaten zu eilig gesprengt. Acht Landsleute wurden dabei unter den Trümmern der Steinbögen begraben. Inzwischen ist hier für superschnelle Züge eine moderne Eisenbahnlinie mit neuer Brücke erbaut worden.
Neue Eisenbahnbrücke
Sie radeln jetzt auf die Bogenbrücke zu; beim Näherkommen sehen Sie unter der Brücke hindurch auf die alte Bahnlinie auf hohem Damm. Davor zweigt nach rechts in die alte Bahnunterführung die Straße Fossei ab. Hinter der Brücke (mit Fernsicht) geht es parallel zur Bahn weiter.
Bald erblicken Sie wieder einen Zwischenwegweiser, der Sie nach rechts in Richtung KP 20 leitet. Die Straße Fossei fahren Sie hinab ins Tal zur Göhl. Landwirtschaftliche Betriebe liegen recht und links. Unten liegt an einer Weggabelung die Hammermühle. Der Weg nach rechts führt zum Campingplatz mit der Hammerbrücke an seinem Ende. Der letzte Abschnitt bis zu der hohen Brücke über den wenig genutzten Platz ist versperrt. Auch eine ehemalige Gaststätte an der Einfahrt zum Zeltplatz existiert nicht mehr.
Pferde in der Mittagshitze
Routenverlauf gespiegelt
Die Göhl können Sie hier in einer Furt bzw. auf einem Steg in den dahinter liegenden Wald queren. Hier gibt es einen alten, mit Stacheldrahtzäunen gesicherten, stillgelegten Kalksteinbruch. Nach rechts und bergan führt ein Weg am Zaun entlang. Zweisprachige Schilder verbieten das Betreten des Privatgeländes wegen der Absturzgefahr. Aus dem hier gebrochenen Kalkstein sind praktisch alle älteren Häuser in der Umgebung gebaut; auch der Kalk für den Mörtel wurde aus diesem Kalkstein gebrannt.
Sie müssen wieder zur Hammermühle zurück; ein Wasserrad trieb einstmals hier ein Hammerwerk.
Eine (neue) Informationstafel erinnert hier mit Text und Bild an „Die Wiedergeburt einer Zeche (die Grube Fossey in Lontzen)“, und zwar an den Blei- und Zinkabbau von 1878 bis 1918. Ein 633 m langer Tunnel erleichterte den Transport des Erzes auf Schienen. Der restaurierte Stollenmund befindet sich wenige Meter nach links im Buschgelände.
Stollen-/Tunnelmund in Hergenrath
Es geht auf dem Hammer Weg längs der Göhl weiter Richtung KP 20. Am KP 20 gelangen Sie im scharfen Rechtsknick auf der Asteneter Straße nach Hergenrath. Rechts liegt ein spitzwinklig geformter Teich. An seinem Ende führte auf der linken Straßenseite einstmals ein Pfad zur Hergenrather Mühle. Ihr nächstes Ziel, KP 9, liegt hoch oben im Ort. Den Kreisverkehr noch vor der Kirche verlassen Sie in Richtung KP 9 und gelangen in die Altenberger Straße.
Hergenrath war Blumendorf 2003.
Hergenrath wird schon 1290 erwähnt. Aber auch schon im Neolithikum müssen Menschen hier gesiedelt haben, entsprechende Funde gibt es. Eine dauerhafte Besiedlung ist erst seit dem Mittelalter bekannt. Wegen der Erzvorkommen am Altenberg wird es wahrscheinlich längere Siedlungsepochen gegeben haben.
Fahren Sie nun auf der verkehrsreichen Altenberger Straße bis zum KP 9, das ist am Ende des Friedhofs. Rollen Sie nun nach rechts in die Martinsstraße und Richtung KP 15. Rechts des Weges liegt ein großer, gepflegter Kinderspielplatz; Schranken auf der Martinsstraße verhindern Kfz.-Verkehr. So gelangen auch Sie auf ruhigem Weg am Martinsplatz vorbei auf die Aachener Straße. Diese geht links