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Den Tag zu nutzen, ist ein alter und weit verbreiteter Sinnspruch mit der Prätention auf Allgemeingültigkeit. Die Rostocker Uni-Handballer sind dem vielleicht nicht an jedem Tag nachgekommen, aber doch an so manchem in der letzten Dekade. Seit mehr als zwölf Jahren bereichern sie wieder das Sportangebot der HSG Uni Rostock. Dabei haben sie ihre Spuren auf und neben der Platte hinterlassen. Epische Duelle und launige Beach-Touren, kompetitive Hochschulmeisterschaften und freundschaftliche Mittsommernachtssportfeste, Blutspenden, Feiern, Corona, Titel, Tränen und Triumphe. Alles war dabei und von vielem zeugen die 23 vorliegenden Berichte. 39 Fotos auf 19 Farbseiten illustrieren die Geschichten zusätzlich. Sie sind eine gedruckte Zeitkapsel der Uni-Handballer. Ungeschminkt, ehrlich, authentisch. Originale - so wie die HSG.
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Seitenzahl: 109
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Für alle, die vor mir spielten, für alle, die mit mir gespielt haben und für alle, die nach mir spielen werden – Allen Uni-Handballern der HSG Uni Rostock
Vorwort
Aufbruch ins Ungewisse
Geglückter Start in die Rückrunde
Gelungener Kaltstart für die Uni-Handballer in die Saison 2013/2014
HSG-Teams am Binzer Strand in Partylaune
HSG mischt die 20. Binzer Beachhandball-Tage auf
Mit frischem Wind in die neue Saison – Handballabteilung der HSG so stark wie nie aber auch in unbekannten Gewässern
Abschließender Logbucheintrag zur Saison 2015-16
In medias res – Mitten hinein in die Dinge
Uni-Handballer in der Stabilisierungsphase
Reformation trifft Restauration
DHM Handball 2017/18 – Frauen und Männer – Vechta, Bielefeld, 20.12.2017
Erster Männertitel der jüngeren Abteilungsgeschichte
Binz ist immer eine Reise wert
25. Mittsommernachtssportfest des Hochschulsports der Universität Rostock
Die Saison 2017-18 der Uni-Handballer
Uni-Handballerinnen bei der Vorrunde der DHM in Hamburg im Einsatz
Mission Titelverteidigung kläglich gescheitert – Uni-Reserve erlebt einen rabenschwarzen Pokalsonntag
Berlin ist immer eine Reise wert
Zehn Jahre Uni-Handball – Eine junge Abteilung feiert ihr Jubiläum
Abruptes Saisonende für die Uni-Handballer
Die HSG Uni Rostock zieht ihre zweite Mannschaft aus der Bezirksliga zurück
Über den Autor
November 2021
Die Zeit ist eine seltsame Sache. Als physikalische Größe kann sie gemessen, eingeteilt und abgebildet werden. Philosophen hingegen beschäftigen sich seit der Antike, vielleicht sogar seit jeher, mit ihr. Die Beschäftigung mit Zeitreisen, sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft, ist in allen Spielarten der Populärkultur stark vertreten. Das merkwürdige an ihr ist jedoch die unterschiedliche Wahrnehmung durch die Menschen. Im selben Moment am selben Ort und mit der selben Sache befasste Personen können die Zeit mitunter in gänzlich unterschiedlicher Ausprägung wahrnehmen. So kann ein Überzahlspiel beim Handball ziemlich schnell vorbei sein, insbesondere wenn der Ball im Angriff völlig unnötig flöten gegangen ist. Andererseits können die zwei Minuten für die sich in der Unterzahl befindliche Mannschaft wie eine Ewigkeit vorkommen, sofern der Gegner leichte Tore erzielt und der Arm der Schiris während des eigenen Angriffs schon nach wenigen Sekunden hochzugehen scheint.
Wenn aber schon ein paar Minuten auf der Platte während einer Handballpartie so verschiedentlichen zeitlichen Maßstäben unterworfen zu sein scheinen, so vergehen ein Dutzend Jahre noch einmal ganz anders. Sie können ein eigenes Universum darstellen. Für so manchen Hobby-, Freizeit- und Amateursportler umfasst ein solcher Zeitraum gar die ganze Karriere. Für die Handballabteilung der HSG Uni Rostock markiert dieser Zeitraum mittlerweile auch eine Zeitenwende.
Nach der Konstituierung des Gesamtvereins im Frühjahr 1949 wurde alsbald die Kernsportart Handball ins Repertoire der HSG aufgenommen. Die Gründung einer eigenen Handballsektion erwies sich als folgerichtig. Danach bot die HSG-Handballsektion Generationen von Handballern ein schützendes Dach und ein familiäres Heim, unter und in welchem sie dem gemeinsamen Lieblingssport frönen durften. Jahrzehnte fungierte die HSG der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock als Betriebssportgemeinschaft für Lehrende, Mitarbeiter und Studenten. Trotz einiger Schwierigkeiten gelang es, den Sportbetrieb über Jahrzehnte aufrecht zu erhalten. Anfang der 1990er Jahre war dann jedoch vorerst Schluss. Nach der politischen Wende und gewaltigen gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und soziokulturellen Verwerfungen, welche der Beitrittsprozess mit sich brachte, konnte weder der Spielbetrieb noch ein Fortbestehen der Abteilung weiterhin abgesichert werden. Für mehr als fünfzehn Jahre schlummerte der HSG-Handball einen Dornröschenschlaf, aus welchem er erst gegen Ende der 2000er wieder erwachen sollte. Dazu bedurfte es eines märchenhaften Prinzen, um die HSG-Handballer wachzuküssen. Okay, in unserem Fall war es kein hochwohlgeborener Blaublütiger hoch zu Ross und in schimmernder Wehr, sondern vielmehr ein durchtrainierter, weltgewandter Fahrensmann, der schon vieles gesehen hatte und noch mehr aufzubauen gedachte. Es gab Zweifel, ob seine Vorhaben in die Tat umzusetzen seien, wenige glaubten an ihn und seine Ideen. Freundlich bezeichneten sie ihn als Idealisten, doch ihm schwebte eine andere Bezeichnung vor. Diese fand eher seine Zustimmung. Er sah sich als Visionär und sollte damit Recht behalten.
Wer zwischen einem Idealisten und einem Visionär zu entscheiden hat, bleibt offen. Fest steht, dass es im Nachhinein immer leichter fällt, eine valide Einschätzung zu treffen. 2008 stand so mancher schon in den Startlöchern. Erste Gespräche wurden geführt, Strukturen geschaffen und beim HSG-Vorstand offene Türen eingerannt. Ob der Aussicht auf die Revitalisierung der Handballabteilung waren es vermeintlich eher Tore. Doch die Zeit war noch nicht reif. Es fehlte noch an Spielern. Thomas Rücker, der Mann mit dem Wagemut und der Weitsicht, den HSG-Handball wieder aufzubauen, besann sich einer weiteren Option. Er warb beim Uni-Sport um Unterstützung, wählte diesmal einen glücklichen Zeitpunkt und begeisterte einige Leute für den Gedanken, mit dem Stier auf der Brust für die HSG den Punktspielbetrieb aufzunehmen. Beim Uni-Sport, der Keimzelle des HSG-Handballs der zweiten Generation, verbreitete Thomas – allen eigentlich eher als Bruce bekannt – seine zündende Idee.
Demnach zündete die Rakete Bruce, ohne Hintergedanken einer kommerzialisierten Raumfahrt à la SpaceX von Elon Musk oder Blue Origin von Jeff Bezos, sondern einzig und allein mit dem Ziel, Handball als Breiten-, Freizeit- und Amateursport wieder ins Portfolio der HSG aufzunehmen. Wie viele Stufen das Modell der „Zweiten Welle“ haben wird, ist selbst heute immer noch nicht ganz klar. Auch der Initiator hüllt sich diesbezüglich in Schweigen.
In Ausführung ist sie jedoch Saison für Saison auf den Handballfeldern Mecklenburg-Vorpommerns zu sehen. Ein Spielzug der Uni-Handballer heißt immer noch „Rakete Bruce“. Wie er aussieht und funktioniert, wissen die Gegner oft erst, wenn er (der Spielzug) oder sie (die Rakete) zugeschlagen hat. Es sei denn, dass bei der Durchführung der Ball verloren ging. Das soll mitunter schon mal vorgekommen sein.
Bisher übertraf die Vielfältigkeit, die Eigeninitiative und die Kreativität der Uni-Handballer alle Erwartungen. Dieses Buch soll sowohl Zeugnis hiervon ablegen, als auch allen Beteiligten die Möglichkeit verschaffen, das Erlebte in textalischer Form nachzuerleben und eventuell gar neue Aspekte oder Facetten zu entdecken. Es soll kein Tagebuch in der Form sein, dass jeder einzelne Tag akribisch und bürokratisch abgearbeitet und zu den Akten gelegt wird, auch wenn gar nicht so viel Bemerkenswertes geschehen ist. Vielmehr sind ein paar herausstechende Höhepunkte in die Auswahl gelangt, die gleich mehrere Spektren in diversen Bandbreiten abdecken sollen. Es handelt von Kalamität und Katastrophe, von Tragödie und Triumph und von Elysium und Erfindungsreichtum. Es wird sich nicht simpel auf den schlichten Punktspielalltag kapriziert. Darüber geht es weit hinaus.
Sofern es gelungen sein wird, dass ganze Universum zu umfassen, welches sich die HSG-Handballer in den letzten zwölf Jahren in der Lage zu erschaffen gewesen sind, sollen die im vorliegenden Büchlein abgedruckten Geschichten helfen, eben jenen Kosmos bestmöglich widerzuspiegeln und greifbar zu machen. Ein Bericht des ersten Punktspiels, kleine Reiseerzählungen über ein paar Trips zum Beachhandball nach Binz, Saisonvorschauen, Analysen ganzer Meisterschaftsrunden, eine Schilderung über die Zusammenarbeit mit dem Blutspendedienst der Universitätsmedizin der Universität Rostock, Schilderungen der Teilnahme an Deutschen Hochschulmeisterschaften, das Partizipieren an legendären Mittsommernachtssportfesten des Hochschulsports der Universität Rostock, eine Eloge auf die triumphale Zehn-Jahres-Feier, eine Meldung über den Corona-Schock und der Rückzug einer ganzen Mannschaft.
Die Rakete Bruce hatte demnach viele Stufen, von den schon einige zündeten. Über wie viele weitere sie noch verfügt und ob noch Nachbrenner zugeschaltet werden können, bleibt vorerst im Nebel der Zukunft verborgen – In Gedanken an Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“.
Oktober 2009
Am Sonntag den 25.10.2009 war es endlich so weit. Nach Jahren ohne Handballabteilung war es der HSG Uni Rostock wieder gelungen, eine Mannschaft in die Kreisunion zu entsenden. Federführend hierbei war vor allem der Spielertrainer der Uni-Mannschaft, Thomas Rücker, dem es gelang, diesem Projekt Leben einzuhauchen. Die Aufgabenvielfalt bei einer Neugründung eines Vereins, beziehungsweise einer Abteilung, ist enorm. Die Spielersuche war noch das kleinste Problem, da in den Sportkursen des Hochschulsports der Universität Rostock durchaus Freiwillige zu finden waren. Gelder, Sponsoren, Trikots, Spielerpässe, Spielberichtsbögen, Unterschriften, medizinische Hilfsmittel, Backe, Hallenzeiten, Internetpräsenz mussten erst gefunden, organisiert, erstellt oder geleistet werden.
Die organisatorischen und rechtlichen Klippen des HVMV zu umschiffen, gestaltete sich schwieriger als erwartet, weshalb die ersten drei Partien der HSG Uni allesamt verlegt werden mussten. Aus diesem Grund wurde das laut Spielplan vierte Spiel gegen den SV Warnemünde IV zur Saisoneröffnungspartie.
Vor dem Spiel war allen Beteiligten seitens der HSG klar, dass dies gleich zu Beginn ein sehr schwerer Brocken sein würde. Nicht nur, dass der SV Warnemünde IV die Kreisunion Rostock in den letzten Jahren dominierte und immer auf einem der ersten beiden Plätze stand. In ihren Reihen haben sie auch Spieler die in der DDR-Oberliga (höchste Spielklasse), unter anderem beim SC Empor Rostock, spielten. Strauch, Holtfoth und Reder sind Kennern des Rostocker Handballsports sicherlich ein Begriff.
Dennoch wollte die Mannschaft das Spiel nicht schon vor dem Anpfiff aufgeben, sie hielt sich an das Motto: Respekt ja, Angst nein. Die HSG Uni setzte auf Tempospiel, Warnemünde auf Erfahrung. Nach kurzem Abtasten gelang Warnemünde IV der erste Treffer in diesem Spiel, die Anfangsphase war jedoch ausgeglichen. Allerdings gaben die Gäste dann eine Kostprobe ihres konsequenten Spiels ab, indem sie die Fehler der HSG bestraften und mit fünf Toren in Folge auf 11:6 enteilten.
Bis zur Pause konnte dieser Abstand konstant gehalten werden. Wieder gelang den Gästen der erste Treffer zum 18:12. Wer glaubte die HSG würde aufgeben sah sich getäuscht. Mit einer aggressiven Abwehr und mit Konterhandball setzte die HSG zur Aufholjagd an, bei der sich Axel Schmidt (9) und Christian Behn (6) besonders treffsicher zeigten. Dank starker 10 Minuten konnte beim 23:23 nach langer Zeit wieder ausgeglichen werden. Bei Warnemünde IV machte sich Nervosität breit, was an hektischen Gesten und einem jetzt raueren Umgangston sichtbar wurde. Auch die 40 handverlesenen Zuschauer waren etwas verdutzt, sind sie es doch seit Jahren gewöhnt, Warnemünde IV siegen zu sehen.
Leider mussten auch die Spieler der HSG Uni dem Tempo jetzt Tribut zollen. Die Fehlerquote beim Tempospiel ab Minute 46 stieg enorm, wodurch die Gäste zu leichten Toren kamen. Am Ende setzte es eine deutliche 30:38-Niederlage gegen den Ligaprimus, der in Axel Wahl (9) und Tilo Strauch (7) seine besten Werfer hatte. Die Gäste nehmen verdient zwei Punkte mit, wenngleich der Sieg der IVten aus Sicht der HSG Uni Rostock etwas zu hoch ausfiel. Wenn man bedenkt, dass die Uni-Mannschaft nicht einmal eine Trainingseinheit absolvieren konnte, aufgrund fehlender Hallenkapazität, war der erste Auftritt respektabel.
HSG Uni Rostock: Helwing (TW), Schmidt (9), Behn (6), Glumm (4), Menzel (4), Rücker (3), Langfeld (2), Neissner (1), Schoeneich (1)
März 2010
Zum Spitzenspiel des heutigen Spieltags empfing die HSG Uni Rostock, derzeit Tabellenplatz vier, den Zweitplatzierten, SG Motor Neptun. Vor dem Spiel hatten beide Mannschaften nur 2 Minuspunkte aufzuweisen, und sind demnach die ärgsten Verfolger des SV Warnemünde IV. Für Brisanz war also schon durch die Tabellenkonstellation gesorgt. Die SG Motor Neptun hat eine gesunde Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, und ist damit in der Lage, verschiedene Spielweisen zu praktizieren. Die Vorgabe des Spielertrainers der HSG Uni Rostock für dieses Spiel könnte man wohl am ehesten mit den Worten „kontrollierte Offensive“ beschreiben.
Der sonst praktizierte konsequente, druckvolle Tempohandball konnte aufgrund von personellen Engpässen heute nicht gespielt werden. So mussten gleich mehrere Stammkräfte ersetzt werden. Christian Behn, François Peglow und Axel Schuster waren schon nach Hause gefahren, um dort Weihnachten zu verbringen, Bastian Schoeneich laboriert nach wie vor an einer Verletzung des Daumens der Wurfhand und unser Neuzugang Willi Wichmann war leider noch nicht spielberechtigt.
Vielleicht war es der für Studenten katastrophalen Anwurfzeit (09.30 Uhr) geschuldet, dass die Gäste den besseren Start erwischten, sie führten schnell mit 0:3 und 6:9. Die Mannschaft der HSG wirkte nicht sonderlich frisch und ließ in der Deckung die Aggressivität vermissen. Die Außenspieler der SG Motor Neptun düpierten die Deckung der HSG ein ums andere mal. Die Angriffe wurden nicht ausgespielt und der gute Gästetorwart nahm so manchen Ball weg. Nur durch Einzelaktionen gelang es der HSG in Schlagdistanz zu bleiben. Besonders unser Halblinker, Gregor Menzel, erwischte einen Sahnetag und netzte gleich 13-mal ein. Beim Stand von 11:12 nahm die HSG Uni Rostock eine Auszeit und es wurden klare Sachen für die letzten 5 Minuten vor der Pause angesagt. Leider ging der Faden danach völlig verloren und mit 11:15 ging es in die Pause.
Nach dem Pausentee wurde dann genau das gespielt, was in der oben erwähnten Auszeit besprochen wurde. Es wurden klarste Chancen erspielt und der Druck auf die Gäste erhöht. Mit schnellem und präzisem Handball konnte die Lücke bis zur 40. Minute geschlossen werden, als das 19:19 fiel. Die erste Führung sprang im nächsten Angriff heraus. Dass es eng blieb, lag vor allem an den großen Lücken in der Deckung der HSG. So konnte die Mannschaft des SG Motor Neptun immer wieder nachziehen.