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Ramakrishna (1836-1886) gehört zu den größten Heiligen Indiens. Er verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in der Tempelanlage von Dakshineswar bei Kalkutta, wo ihn zahlreiche Menschen besuchten. Schließlich bildete sich ein Schülerkreis um ihn, aus dem der Ramakrishna-Mönchsorden und die Ramakrishna-Mission hervorgingen, die nach seinem Tod seine Lehre weltweit verbreiteten. Ramakrishnas Lehre umfasst alle Lebensbereiche des Menschen. Er gebrauchte oft Beispiele aus dem Alltag oder Gleichnisse, um sie seinen Schülern und Besuchern zu veranschaulichen. Da er mit der indischen Mythologie sehr vertraut war, erzählte er auch gern mythologische Geschichten, um den einen oder anderen Punkt klarzumachen. Gabriele Ebert legt hier eine umfangreiche Sammlung von Gleichnissen, Alltagsbeispielen und mythologischen Geschichten aus den Hauptwerken Ramakrishnas vor, die zum Nachdenken und zur Meditation einlädt.
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Seitenzahl: 512
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Einleitung
Leben in der Welt
Frauen und Gold
Weltliche und nicht-weltliche Menschen
Maya
Wahre und falsche Lehrer
Vom Lehren – die Hilfe des Gurus
Von der Inkarnation Gottes
Wie Gott oder Brahman ist
Sadhana – die spirituelle Übung
Vom menschlichen Geist
Entsagung und Unterscheidung
Hindernisse und Gefahren auf dem spirituellen Weg
Jnana – der Weg der Erkenntnis
Neti, neti – der Weg der Unterscheidung
Nitya und Lila – das Absolute und das Relative
Bhakti – der Weg der Hingabe
Kastenregeln, Rituale, Bilderverehrung und Pilgerreisen
Vom Glauben
Japa – den Namen Gottes wiederholen
Heilige Gesellschaft
Karma – der Weg des Handelns
Vom Sannyasin und Bhakta
Von der Erkenntnis Gottes
Von den verschiedenen Religionen
Leben nach dem Tod
Glossar
Literaturverzeichnis
Ramakrishnas Lehre umfasst alle Lebensbereiche des Menschen. Er gebrauchte oft Beispiele aus dem Alltag oder Gleichnisse, um sie seinen Schülern und Besuchern zu veranschaulichen. Manchmal griff er auch auf bereits bekannte Gleichnisse zurück, wie das Gleichnis von den vier Blinden, oder verwandte die Beispiele seines Lehrers Totapuri und anderer. Da er mit der indischen Mythologie sehr vertraut war, gebrauchte er auch gern mythologische Geschichten.
Oft veranschaulichte Ramakrishna mit demselben Beispiel Unterschiedliches oder setzte verschiedene Akzente. In diesen Fällen werden die verschiedenen Versionen wiedergegeben.
Ich habe versucht, eine gewisse Struktur in diese Sammlung zu bringen. Doch die Themen greifen oft ineinander, weshalb die Kapitel nur zur groben Orientierung dienen. Die jeweiligen Überschriften stammen ebenfalls von mir.
Als Quellen wurden verwendet und folgendermaßen zitiert:
Abh mit Seitenzahl aus: Abhedananda: Ramakrishna: Seine Botschaft
Kin mit Seitenzahl aus: Kindler, Babaji Bob: An Extensive Anthology of Sri Ramakrishna’s Stories
GI mit Seitenzahl aus: Nikhilananda: Die Botschaft Sri Ramakrishnas: Band I (Gospel)
GII mit Seitenzahl aus: Nikhilananda: Die Botschaft Sri Ramakrishnas: Band II (Gospel)
Tales mit Nummer aus: Tales and Parables of Sri Ramakrishna
Say mit Nummer aus: Worte Ramakrishnas (Sayings of Sri Ramakrishna)
Nähere Angaben finden sich im Literaturverzeichnis.
Ich habe versucht, diese Quellen fast vollständig auszuwerten. Deshalb wurde die Sammlung sehr umfangreich und zeigt, welch überaus reichen Schatz wir mit den Gleichnissen, Geschichten und Alltagsbeispielen Ramakrishnas in Händen halten.
Zur Veranschaulichung wurden vorwiegend Bilder aus der Datenbank Wikimedia Commons, die lizenzfrei sind, verwendet. Die Bilder über die verschiedenen Berufe stammen aus Frederic Shoberls Buch: „The World in Miniature: Hindoostan“.
Wer sich mit dem Leben Ramakrishnas befassen möchte, dem sei u.a. mein Buch: „Ramakrishna: Sein Leben“ empfohlen.
Gabriele Ebert
Als sich bei Ramakrishna Schüler einstellten, unterwies er die Verheirateten getrennt von den unverheirateten jungen Männern. Er unterschied zwischen dem Leben als Familienvater und dem Leben als Sannyasin oder Sadhu, der alles aufgegeben hatte und mit Wanderstab und Bettelschale durchs Land pilgerte.
Ramakrishna gab den Verheirateten seinen Rat, wenn sie ihm ihre Fragen stellten wie etwa, wie man den weltlichen Bindungen entkommen und ein religiöses Leben führen könne. Er riet den Familienvätern, hin und wieder in die Einsamkeit zu gehen und Sehnsucht nach Gott zu entwickeln. Sie sollten mit ehrlicher Arbeit für den Familienunterhalt sorgen und ihre Pflichten erfüllen, wie sie sich ergaben, aber sich nicht mehr Arbeit aufladen als nötig. Sie sollten einen Teil ihres Geistes der Familie und Arbeit widmen, aber den größeren Teil Gott. Bevor man in die Welt eintritt, sollte man sich um die Erkenntnis Gottes kümmern. Erst Gott – dann die Welt, lautete sein Grundsatz. Arbeit sah er nicht als einen Wert an sich oder ein Ziel, sondern vielmehr als ein Mittel, das auch an Bedeutung verlieren konnte. Das Ziel im Leben galt seiner Meinung nach einzig der Erkenntnis Gottes, wobei das Leben als Verheirateter durchaus von Vorteil sein konnte, da es sich leichter von der „Festung“ aus kämpfen lässt als auf freiem Feld, wie er es formulierte.
Vom Aalraubwels, vom Tauchvogel und vom Lotusblatt
Lebe in der Welt, wie der Aalraubwels im Schlamm lebt. Man entwickelt Liebe zu Gott, indem man immer wieder weg von der Welt in die Einsamkeit geht und über Gott meditiert. Danach kann man unberührt in der Welt leben. Der Schlamm ist da, und der Fisch muss darin leben, aber sein Körper wird vom Schlamm nicht beschmutzt. Solch ein Mensch kann im Geist der Losgelöstheit das Leben eines Familienvaters führen. GI 431
Was ist der Zustand eines Menschen, der sich in der Welt befindet, aber frei von ihren Anhaftungen ist? Er ist wie ein Lotusblatt im Wasser oder wie ein Aalraubwels im Sumpf. Keines von beiden wird durch das Element, in dem es lebt, verunreinigt. Das Wasser benetzt nicht das Blatt, noch befleckt der Schlamm die glänzende Haut des Fisches. Say 268
Wie lebt die befreite Seele in der Welt? Sie lebt in der Welt wie der Tauchvogel. Er taucht ins Wasser, aber das Wasser benetzt sein Gefieder nicht. Die wenigen Wassertropfen, die vielleicht an seinem Körper haften, schüttelt er leicht ab, wenn er einmal mit den Flügeln schlägt. Say 953
Von der Jackfrucht
Wenn du in die Welt eintrittst, bevor du Liebe zu Gott entwickelt hast, wirst du immer mehr verstrickt. Du wirst von ihren Gefahren, ihrer Not und ihren Sorgen überwältigt. Und je mehr du an weltliche Dinge denkst, desto mehr haftest du an ihnen. Reibe zuerst deine Hände mit Öl ein, und brich dann die Jackfrucht auf. Andernfalls werden sie von der klebrigen Milch beschmiert. Sichere dir zuerst das Öl der göttlichen Liebe, und nimm dann die Pflichten der Welt in die Hand. GI 121
Erst die Göttliche Mutter im Tempel sehen
Es ist nicht gut, in viele Aktivitäten involviert zu werden. Das lässt einen Gott vergessen. Einige, die in den Kalighat-Tempel kommen, verbringen vielleicht ihre ganze Zeit damit, den Armen Almosen zu geben. Sie haben keine Zeit, die Mutter im inneren Schrein zu sehen! Kümmere dich zuerst irgendwie darum, die Statue der Göttlichen Mutter zu sehen, selbst wenn du dich durch die Menge drängen musst. Dann kannst du Almosen geben, wenn du willst, oder auch nicht. Du kannst den Armen nach Herzenslust geben, wenn dir danach ist. Arbeit ist nur ein Mittel, um Gott zu erkennen. GI 194
Wie eine unmoralische Frau
Wie eine unkeusche Frau, die mit ihren häuslichen Angelegenheiten beschäftigt ist, die ganze Zeit an ihren heimlichen Geliebten denkt, so verrichte du, oh Mensch der Welt, deine weltliche Pflichten, aber lass dein Herz stets auf Gott gerichtet sein. Say 285
Der Mensch mit einem Geschwür auf dem Rücken
Es schadet nichts, wenn du das Leben eines Familienvaters führst. Aber tu selbstlos deine Pflichten, und richte deinen Geist auf die Lotusfüße Gottes. Du musst bemerkt haben, dass ein Mensch mit einem Geschwür auf dem Rücken mit anderen wie üblich spricht. Vielleicht erledigt er auch seine täglichen Pflichten. Aber er denkt immer an das Geschwür. GII 497
Von der Maschine, die den Reis zerstampft
Abbildung 1: Dhenki
Wikimedia Commons, Foto von Subhashish Panigrahi, 2014 Mit solch einem Dhenki zerstampften die Frauen in Indien den Reis.
In Kamarpukur habe ich die Frauen von Tischlerfamilien gesehen, die zerstampften Reis verkauft haben. Lass mich dir sagen, wie aufmerksam sie sind, während sie diese Arbeit verrichteten. Der Stößel der Schälmaschine, der den Reis zerstampft, fällt ständig in das Loch des Mörsers. Mit einer Hand wendet die Frau den Reis im Loch und hält mit der anderen ihr Baby auf dem Schoß, während sie es stillt. In der Zwischenzeit kommen die Kunden. Die Maschine stampft den Reis weiter, und sie führt ihre Geschäfte mit den Kunden fort. Sie sagt: „Zahl zuerst die wenigen Pennys, die du mir schuldet, bevor du noch mehr nimmst.“ Wie du siehst, muss sie all diese Dinge gleichzeitig tun – das Baby stillen, den Reis wenden, während der Stößel ihn zerstampft, den zerstampften Reis aus dem Loch nehmen und mit den Käufern sprechen. Das wird das Yoga des Handelns genannt. Fünfzehn von sechzehn Teile ihres Geistes sind auf den Stößel der Schälmaschine gerichtet, damit er ihr nicht die Hand zerquetscht. Mit nur einem Teil ihres Geistes stillt sie das Baby und spricht mit den Käufern. Ebenso sollte ein Familienvater fünfzehn Teile seines Geistes Gott widmen. Andernfalls wird er ins Verderben stürzen und in die Fänge des Todes geraten. Er sollte die weltlichen Pflichten mit nur einem Teil seines Geistes erledigen. GI 469f
Wie der Straßenmusikant
Wie der Straßenmusikant mit der einen Hand die Gitarre spielt und mit der anderen die Trommel schlägt, während er gleichzeitig ein Lied singt, so verrichte du, oh Mensch der Welt, alle deine weltlichen Pflichten mit deinen Händen und vergisst dabei nie, den Namen des Herrn mit ganzem Herzen zu wiederholen und zu verherrlichen. Say 287
Eine Last tragen und gleichzeitig einen Brautzug bewundern
Jener ist ein wahrer Held, der alle Pflichten der Welt erfüllt, während sein Geist auf Gott gerichtet ist. Nur ein starker Mann kann, während er eine Last von zwei Maund (mehr als ein Zentner) auf dem Kopf trägt, stehen bleiben, um einen vorbeiziehenden Brautzug zu bewundern. Say 290
Die Schildkröte denkt nur an ihre Eier
Die Schildkröte bewegt sich im Wasser. Aber kannst du dir vorstellen, wo ihre Gedanken sind? Dort am Ufer, wo ihre Eier liegen. Erfülle all deine Pflichten in der Welt, aber halte deinen Geist auf Gott gerichtet. GI 121
Von der Kompassnadel
Es ist kaum zu befürchten, dass ein Schiff abtreibt oder in Gefahr gerät, solange sein Kompass genau nach Norden zeigt. So steuert das Schiff des Lebens frei von jeder Gefahr, wenn der Geist, seine Kompassnadel, immer auf Gott ausgerichtet ist, ohne irgendeine Schwankung. Say 452
Ein junger Baum muss umzäunt sein
Wenn der Peepalbaum jung ist, wird er umzäunt, um ihn vor dem Vieh zu schützen. Aber der Zaun ist nicht mehr nötig, wenn der Stamm dick und stark geworden ist. Dann geschieht dem Baum kein Schaden, selbst wenn ein Elefant an ihn gebunden wird. „Frauen und Gold“ werden dir nicht im Geringsten schaden können, wenn du nach Hause gehst und das Leben eines Familienvaters führst, nachdem du deine spirituelle Kraft gesteigert und durch spirituelle Übungen in der Einsamkeit Liebe für die Füße Gottes entwickelt hast. GII 148
Eine junge Pflanze sollte immer durch einen Zaun vor Ziegen und Kühen und dem Unfug der kleinen Bengel geschützt werden. Wenn sie aber zu einem großen Baum geworden ist, kann eine Herde von Ziegen oder Kühen ungehindert unter ihren ausladenden Zweigen Schutz finden und sich an ihren Blättern satt fressen. Wenn dein Glaube also noch in den Kinderschuhen steckt, solltest du ihn vor den bösen Einflüssen schlechter Gesellschaft und der Weltlichkeit schützen. Wenn du aber im Glauben stark wirst, wird es keine Weltlichkeit oder böse Neigung wagen, sich deiner heiligen Gegenwart zu nähern. Und viele, die böse sind, werden durch ihren heiligen Kontakt mit dir fromm werden. Say 387
Die vielen Ketten, mit der die Brücke befestigt ist
Warum sollte man kein spirituelles Leben in der Welt führen können? Aber es ist äußerst schwierig. Als ich hierherkam, überquerte ich die Brücke von Baghbazar. Mit wie vielen Ketten ist sie befestigt! Es wird nichts geschehen, wenn eine Kette bricht, da es so viele sind, die sie halten. Ebenso gibt es viele Bindungen beim weltlichen Menschen. Er kann sie nicht loswerden, außer durch Gottes Gnade. GII 637
Der Vogel und der Mönch
Natürlich braucht ein Familienvater Geld, da er eine Frau und Kinder hat. Er sollte sparen, um sie zu ernähren. Es heißt, dass der Vogel und der Sannyasin nicht für die Zukunft vorsorgen sollen. Aber der Muttervogel bringt seinen Kleinen Fressen in seinem Schnabel. So sorgt auch er vor. Ein Familienvater braucht Geld. Er muss seine Familie unterhalten. GII 204
Vom Goldschmied
Abbildung 2: Goldschmied
Wikimedia Commons, Shoberl
Diese Welt ist unser Handlungsfeld. Wir sind hier geboren, um bestimmte Pflichten zu erfüllen. Die Leute wohnen auf dem Land, kommen aber zur Arbeit nach Kalkutta. Es ist nötig, eine gewisse Menge an Arbeit zu verrichten. Es ist eine Art Übung. Aber man muss sie schnell beenden. Wenn der Goldschmied Gold schmilzt, benutzt er immer alles – den Blasebalg, den Fächer und das Rohr – sodass er das heiße Feuer hat, das er zum Schmelzen des Metalls braucht. Nachdem das Schmelzen vorbei ist, erholt er sich und bittet seinen Diener, ihm etwas zum Rauchen vorzubereiten. Die ganze Zeit über war sein Gesicht heiß, und er schwitzte, aber jetzt kann er rauchen. GI 276
Vom Steuermann
Der Steuermann steht auf und packt fest das Ruder, solange das Boot durch Wellen, Sturm, starken Wind oder um die Windungen eines Flusses fährt. Aber nachdem er durch sie hindurchgesteuert ist, entspannt er sich. Sobald das Boot die Kurven passiert hat und der Steuermann günstigen Wind spürt, setzt er sich bequem hin und berührt nur noch das Ruder. Als nächstes bereitet er das Setzen der Segel vor und macht sich bereit für eine Zigarette. Ebenso genießt der Übende Frieden und Stille, nachdem er die Wellen und Stürme von „Frauen und Gold“ passiert hat. GI 158
Die Hausfrau kommt nicht mehr zurück, wenn sie ihr Bad nimmt
Erledige deine wenigen Pflichten, und dann wirst du Frieden haben. Wenn die Frau des Hauses ein Bad nimmt, nachdem sie gekocht und andere Hausarbeiten erledigt hat, kommt sie nicht mehr zurück, so sehr du auch nach ihr rufst.” GI 160
Die Pflicht erfüllen wie eine Magd
Wie eine Amme in einer reichen Familie das Kind ihres Herrn aufzieht und es liebt, als wäre es ihr eigenes, obwohl sie genau weiß, dass sie keinen Anspruch auf es hat, so sollt auch ihr denken, dass ihr nur Treuhänder und Hüter eurer Kinder seid, deren wirklicher Vater der Herr selbst ist. Say 286
Die Magd sagt über das Haus ihres Herrn: „Das ist unser Haus.“ Die ganze Zeit über weiß sie, dass das Haus nicht ihr eigenes ist und dass ihr eigenes Haus weit weg in einem entfernten Dorf in Burdwan oder Nadia liegt. Ihre Gedanken sind in Wirklichkeit auf das Haus in ihrem Dorf gerichtet. Wiederum sagt sie über das Kind ihres Herrn in ihren Armen: „Mein Hari ist sehr ungezogen“ oder „Mein Hari isst gerne dies oder das“ und so weiter. Aber die ganze Zeit über weiß sie mit Sicherheit, dass Hari nicht ihr eigenes Kind ist.
Ich sage denen, die zu mir kommen, dass sie ein ungebundenes Leben führen sollen wie die Magd. Ich sage ihnen, dass sie ungebunden an diese Welt leben sollen – in der Welt, aber nicht von der Welt sein – und gleichzeitig ihren Geist auf Gott richten sollen, die himmlische Heimat, aus der alle kommen. Ich sage ihnen, sie sollen um Bhakti beten und ihr Leben darauf ausrichten. Say 288
Die Leiche wird beschwichtigt
Es heißt, dass ein Tantriker versucht, die Gottheit durch das Medium des Geistes des Toten anzurufen, indem er sich auf einen frischen menschlichen Leichnam setzt und Essen und Wein bei sich hat.1 Wenn der Leichnam während der Beschwörung, wie man sagt, vorübergehend lebendig wird und seinen Mund öffnet, muss der unerschrockene Beschwörer den Wein in den klaffenden Mund schütten und das Essen hineinschieben, um die Urgewalt zu besänftigen, die vorläufig von ihm Besitz ergriffen hat. Tut er dies nicht, wird die Beschwörung der Urgewalt unterbrochen, und der höhere Geist erscheint nicht. Wenn du also auf dem Kadaver der Welt bleibst und die Seligkeit erlangen willst, dann versorge dich zuerst mit all den Dingen, die nötig sind, um das Geschrei der weltlichen Forderungen an dich zu besänftigen. Andernfalls wird deine Hingabe durch die Sorgen und Ängste des Lebens unterbrochen. Say 258
Die Palme selbst ist wirklich
Für eine kurze Zeit besitzen wir ein Haus, eine Familie und Kinder. Aber das ist alles vergänglich. Die Palme selbst ist wirklich, aber wenn eine oder zwei ihrer Früchte zu Boden fallen, warum sollten wir das bedauern? Say 263
Lass den Frosch vor der Schlange tanzen
Lebe in der Welt, aber sei nicht weltlich. Wie das Sprichwort sagt, lass den Frosch vor der Schlange tanzen, aber lass die Schlange den Frosch nicht verschlingen. Say 265
Ein Boot kann im Wasser bleiben
Ein Boot kann im Wasser bleiben, aber Wasser sollte nicht im Boot bleiben. Ein Suchender mag in der Welt leben, aber die Welt sollte nicht in ihm leben. Say 266
Vom älteren Kürbisschneider
Du musst diese Art älteren Mann gesehen haben, der in der Familie lebt und immer, bei Tag und Nacht, bereit ist, die Kinder zu unterhalten. Er sitzt im Wohnzimmer und raucht die Wasserpfeife. Er hat nichts Besonderes zu tun und führt ein faules Leben. Immer wieder geht er in den Innenhof und schneidet einen Kürbis. Da die Frauen keine Kürbisse schneiden, schicken sie die Kinder zu ihm und bitten ihn zu kommen und es zu tun. Das ist das Äußerste seiner Nützlichkeit – deshalb sein Spitzname „der ältere Kürbisschneider“. GI 364
Von den Dorfmädchen mit Wasserkrügen auf dem Kopf
Abbildung 3: Brahmanenfrauen
Wikimedia Commons, Shoberl
So wie die Dorfmädchen in Indien vier oder fünf Töpfe mit Wasser übereinander auf dem Kopf tragen und den ganzen Weg über ihre Freuden und Leiden miteinander sprechen und dabei keinen einzigen Tropfen Wasser verschütten, so muss der Reisende auf dem Pfad der Tugend seinen Weg gehen. In welcher Lage er sich auch befinden mag, er sollte immer darauf achten, dass sein Herz nicht vom rechten Weg abweicht. Say 284
Wie ein Junge, der um einen Pfosten herumwirbelt
Wenn man sich im Kreis dreht, kann einem schwindelig werden, und man wird ohnmächtig. Man hat auch Angst, zu fallen und sich zu verletzen. Aber das ist kein Problem, wenn man einen soliden Pfosten in der Nähe hat, an dem man sich festhalten kann, während man sich herumdreht. Kin275
Wie ein Junge, der sich an einem Pfosten oder einer Säule festhält und mit rasender Geschwindigkeit um sie herumwirbelt, ohne zu befürchten, dass er fällt, so verrichte deine weltlichen Pflichten, indem du dich an Gott festhältst, und du wirst frei von Gefahr sein. Say 283
Von der Festung aus kämpfen
Warum solltest du die Welt aufgeben? Da du kämpfen musst, ist es weise für dich, von einer Festung aus zu kämpfen. Du musst gegen deine Sinnesorgane, gegen Hunger und Durst kämpfen. Deshalb ist es weise, wenn du den Kampf von der Welt aus führst. Zudem hängt das Leben des Menschen im Kaliyuga vom Essen ab. Wenn du an einem Tag nichts zu essen hast, dann wirst du Gott ganz vergessen. Ein Mann sagte einmal zu seiner Frau: „Ich will die Welt verlassen.“ Sie war eine vernünftige Frau. Sie sagte: „Warum solltest du umherwandern? Wenn du um deines Magens willen nicht an zehn Türen klopfen musst, dann geh. Aber in diesem Fall ist es besser, wenn du an diesem einen Ort lebst.“ GII 148
Diejenigen, die in der Welt leben und dennoch versuchen, Erlösung zu erlangen, sind wie die Soldaten, die hinter den Wällen einer Festung kämpfen, während die Asketen, die der Welt auf der Suche nach Gott entsagen, wie die Soldaten sind, die auf dem offenen Feld kämpfen. Den Feind von der Festung aus zu bekämpfen ist bequemer und viel sicherer als auf offenem Feld. Say 291
Bevor Soldaten ausziehen, um dem Feind zu begegnen, lernen sie die Kunst des Kämpfens in ihren Kasernen, wo sie nicht die Härten ertragen müssen, die mit dem Einsatz im offenen Feld verbunden sind. Nützt also die Annehmlichkeiten eures häuslichen Lebens, um euren spirituellen Zustand zu verbessern, bevor ihr euch den Entbehrungen eines asketischen Lebens stellt. Say 292
In einem von Giftschlangen befallenen Haus leben
So wie Menschen, die in einem von Giftschlangen befallenen Haus leben, stets wachsam sind, so sollten auch die Menschen, die in der Welt leben, stets wachsam gegenüber den Verlockungen der Lust und der Gier sein. Say 83
Vom Alligator, der auf dem Wasser schwimmen will
Alligatoren lieben es, auf dem Wasser zu schwimmen, aber sobald einer auftaucht, wird er von den Jägern ins Visier genommen. Er ist gezwungen, unter Wasser zu bleiben, und kann nicht an die Oberfläche kommen. Sobald sich jedoch eine sichere Gelegenheit bietet, taucht er mit einem tiefen Zischen auf und schwimmt fröhlich auf der Wasseroberfläche.
Oh Mensch, der du in den Netzen der Welt verstrickt bist, auch du bist bestrebt, an der Oberfläche des Meers der Glückseligkeit zu schwimmen, wirst aber durch die aufdringlichen Forderungen deiner Familie daran gehindert. Doch sei guten Mutes. Wann immer du Muße findest, rufe Gott eifrig an, bete ernsthaft zu Ihm und erzähle Ihm alle deine Sorgen. Zu gegebener Zeit wird Er dich sicherlich befreien und dich befähigen, fröhlich auf dem Meer der Glückseligkeit zu schwimmen. Say 280
Von der Eins und den Nullen
Wenn du das Eine kennst, kennst du alles. Wenn du fünfzig Nullen an die Eins anhängst, bekommst du eine große Summe. Beseitige aber die Eins, und nichts bleibt übrig. Es ist das Eine, das die Vielen ausmacht. Zuerst eins, dann viele. Zuerst Gott, dann Seine Geschöpfe und die Welt. GII 206
Die Ziffer Eins kann zu einer Zahl von beliebigem Wert erhöht werden, indem man Nullen an sie anhängt. Aber wenn die Eins weggelassen wird, haben die Nullen an sich keinen Wert. Ebenso hat der Jiva (die individuelle Seele) keinen Wert, solange er sich nicht an Gott, der der Eine ist, klammert, denn alle Dinge hier erhalten ihren Wert durch ihre Verbindung mit Gott. Solange der Jiva an Gott festhält, der die wertgebende Gestalt hinter der Welt ist, und all seine Arbeit für Ihn tut, gewinnt er dadurch immer mehr. Wenn er Gott übersieht und seiner Arbeit viele großartige Errungenschaften hinzufügt, die alle seiner eigenen Verherrlichung dienen, wird er nichts dadurch gewinnen. Say 16
Vom Mantra Mara
Zuerst erkenne Gott, dann denke an die Schöpfung und an andere Dinge. Valmiki wurde der Name Rama als Mantra zum Wiederholen gegeben, aber er sollte zuerst „Mara“ wiederholen. „Ma“ bedeutet Gott und „Ra“ die Welt. Zuerst Gott, dann die Welt. GII 206
1 Dieses tantrische Ritual wird in der Dunkelheit der Nacht auf einem Verbrennungsplatz ausgeführt.
Ramakrishna war mit Sarada Devi verheiratet, wobei er keine sexuelle Beziehung mit seiner Frau führte. Er selbst betrachtete alle Frauen als die Göttliche Mutter und riet das auch seinen Schülern. Er schätzte die Frauen sehr.
„Frauen und Gold“: Sooft in diesem und anderen Kapiteln auf Kamini-Kanchana, „Frauen und Gold“, Bezug genommen wird, muss man besonders bedenken, dass der Meister keinen Kult des Frauenhasses propagiert. Das Studium seiner Aussprüche in ihrer Gesamtheit […] macht deutlich, dass seine Haltung gegenüber den Frauen von tiefem Respekt geprägt war und an Verehrung grenzte. Denn er sah in ihnen in einem besonderen Sinn ein Symbol für die Göttliche Weltenmutter. In diesem Licht betrachtete er alle Frauen, und er wollte, dass auch seine Anhänger die gleiche Einstellung kultivierten. Aber gleichzeitig machte er seinen Schülern klar, dass die „Frau“, wenn sie mit einem sinnlichen Auge betrachtet wird, die größte Gefahr für den spirituell Suchenden darstellt. Natürlich meinte er mit Frau Sexualität oder Fleischeslust. Aber als großer Lehrer, der einen tiefen Einblick in die Funktionsweise des menschlichen Geistes hatte, zog er es vor, das Abstrakte durch das Konkrete zu ersetzen, und sprach immer von der Knechtschaft der Frau und nicht von Sexualität. Sein Motiv muss rein psychologisch gewesen sein, denn wenn er zu seinen weiblichen Anhängern über dasselbe Thema sprach, warnte er sie vor den Gefahren, die vom Mann ausgingen. Da all seine Lehren von männlichen Anhängern aufgezeichnet wurden, werden wir natürlich nur vor den Gefahren gewarnt, die von der Frau ausgehen, und nicht vom Mann. So wie Frau für Sexualität steht, steht Gold für den Erwerbstrieb und ist eine Konkretisierung all der materiellen Dinge, die Menschen schätzen und gern besitzen. Der korrekte Ausdruck dafür ist Wohlstand oder Reichtümer.2
Die Geschichte von den Priestern
Die Priester im Tempel von Govindaji in Jaipur lebten zuerst zölibatär. Zu dieser Zeit hatten sie ein hitziges Wesen. Einmal schickte der König von Jaipur nach ihnen, aber sie gehorchten ihm nicht. Sie sagten zum Boten: „Bitte den König, zu uns zu kommen.“ Nachdem der König und seine Minister sich beraten hatten, sorgten sie dafür, dass sie heirateten. Von da an musste der König nicht mehr nach ihnen schicken. Sie kamen von selbst und sagten: „Eure Majestät, wir kommen mit unserem Segen. Hier sind die heiligen Blumen für den Tempel. Nimm sie gnädig an.“ Sie kamen zum Palast, denn nun wollten sie immer Geld für das eine oder andere: zum Bau eines Hauses, für die Reiszeremonie ihrer Babys oder für die Rituale am Beginn der Ausbildung ihrer Kinder. GI 224
Von den zwölfhundert Vishnu-Mönchen
Es gibt die Geschichte von den zwölfhundert Nedas (Vishnu-Mönche) und den dreizehnhundert Nedis (Vishnu-Nonnen).3 Virabhadra, der Sohn von Nityananda Goswami, hatte dreizehnhundert Mönchs-Schüler. Sie erlangten große spirituelle Kräfte. Das beunruhigte ihren Lehrer. „Meine Schüler haben große spirituelle Kräfte erlangt“, dachte Virabhadra. „Was immer sie den Leuten erzählen, wird eintreffen. Wo immer sie hingehen, bewirken sie bedenkliche Situationen, denn Menschen, die sie unbeabsichtigt beleidigen, werden zu Schaden kommen.“ Mit diesen Gedanken rief Virabhadra sie eines Tages zu sich und sagte: „Kommt zu mir, nachdem ihr eure tägliche Andacht am Gangesufer ausgeübt habt.“ Diese Schüler waren so spirituell, dass sie beim Meditieren in Samadhi eingingen und sich nicht gewahr waren, dass das Flusswasser bei Flut über ihre Köpfe floss. Wenn Ebbe kam, waren sie immer noch in Meditation versunken.
Hundert dieser Schüler ahnten, worum ihr Lehrer sie bitten würde. Um zu verhindert, seinen Anweisungen Folge zu leisten, waren sie schnell verschwunden, bevor er sie herbeorderte. Sie gingen nicht mit den anderen zu Virabhadra. Die übrigen zwölfhundert Schüler gingen zum Lehrer, nachdem sie ihre Meditation beendet hatten. Virabhadra sagte zu ihnen: „Diese dreizehnhundert Nonnen werden euch dienen. Ich bitte euch, sie zu heiraten.“ „Wie es dir beliebt, verehrter Herr“, antworteten sie. „Aber hundert von uns sind weggegangen.“
Fortan hatte jeder der zwölfhundert Schüler eine Frau. Daraus folgte, dass sie alle ihre spirituelle Kraft verloren. Ihre Entsagungen hatten nicht mehr das ursprüngliche Feuer. Die Gesellschaft mit ihren Frauen raubte ihnen ihre Spiritualität, weil sie ihre Freiheit zerstörte. GI 224f
Die Hilfe der Geliebten des Geschäftsführers
Ein armer Mann war in großer Not, weil er keine Arbeit hatte. Er ging mehrmals in ein Büro und tanzte beim Bara Babu (Büroleiter oder Manager) an, wurde aber immer mit ausweichenden Antworten weggeschickt wie: „Nicht heute, komm morgen.“ „Komm hin und wieder zu mir“, und so weiter. Der arme Mann hatte viel Zeit auf diese Weise verbracht.
Eines Tages sprach er mit einem Freunde über sein Los. Der Freund sagte sogleich: „Wie gedankenlos du bist! Warum hast du dir die Fußsohlen wundgelaufen, indem du zu diesem Kerl gegangen bist? Geh zu Golap und flehe sie an, und glaube mir, du wirst morgen eine Anstellung bekommen.“ Überrascht rief der arme Mann aus: „Ist das so? Ich werde sofort zu ihr laufen.“ Golap war die Geliebte des Büroleiters.
Der arme Mann ging zu ihr und sagte: „Mutter, ich bin in großer Not. Niemand außer dir kann mich aus dieser Misere befreien. Ich bin ein Brahmane und habe keine anderen Mittel. Ich bin schon seit langem ohne Arbeit, und meine Frau und meine Kinder hungern. Ich kann eine Arbeit bekommen, wenn du nur ein Wort sagst.“ Da antwortete Golap: „Ja, aber an wen kann man dich vermitteln?“ Und sie dachte mitfühlend: „Ach, wie traurig, dass der Brahmane in einer solchen Notlage ist!“ Der arme Mann sagte sofort: „Wenn du ein Wort beim Bara Babu zu meinen Gunsten einlegst, werde ich sicher Arbeit bekommen.“ Daraufhin versprach Golap, den Bara Babu noch am selben Abend zu bitten, ihm Arbeit zu geben. Und siehe da, am nächsten Morgen kam ein Bediensteter des Bara Babu zu dem armen Mann und bat ihn, von diesem Tag an in seinem Büro zu erscheinen. Der Bara Babu empfahl den Mann dem obersten Beamten mit den Worten: „Sir, dieser Herr hat sehr gute Qualifikationen, und da ich denke, dass seine Dienste für unser Büro von großem Nutzen sein werden, habe ich ihm eine Stelle gegeben.“ Das ist der Zauber, den die Frau auf den Mann ausübt. Die ganze Welt ist verrückt nach „Frauen und Gold“. Say 1068
Von der Frau des Tuchhändlers
Ein armer Brahmane hatte einen reichen Tuchhändler als Schüler. Der Händler war von Natur aus sehr geizig. Eines Tages brauchte der Brahmane ein kleines Stück Stoff, um sein heiliges Buch einzuwickeln. Er ging zu seinem Schüler und bat um das benötigte Stück Stoff, aber der Kaufmann antwortete: „Es tut mir sehr leid, Herr. Hättest du mir dies ein paar Stunden früher gesagt, hätte ich dir das Gewünschte gegeben. Leider habe ich jetzt kein kleines Stück Stoff, das deinem Wunsch entspricht. Ich werde jedoch an deinen Wunsch denken, aber bitte erinnern mich ab und zu daran.“ Der Brahmane musste enttäuscht weggehen.
Dieses Gespräch zwischen dem Guru und seinem würdigen Schüler wurde von der Frau des letzteren hinter einem Wandschirm mitgehört. Sie schickte sofort einen Mann hinter dem Brahmanen her, rief ihn ins Haus und sagte: „Verehrter Vater, was wolltest du vom Hausherrn?“ Der Brahmane erzählte alles, was geschehen war. Die Frau sagte: „Herr, bitte geh nach Hause. Du wirst das Tuch morgen früh bekommen.“
Als der Kaufmann am Abend nach Hause kam, fragte ihn die Frau: „Hast du den Laden geschlossen?“ Der Kaufmann sagte: „Ja, was ist denn los?“ Sie sagte: „Geh sofort und bringe zwei Stücke Stoff von bester Qualität aus dem Laden.“ Er sagte: „Warum diese Eile? Ich werde dir morgen früh die besten Tücher geben.“ Die Frau aber blieb beharrlich. „Nein, ich muss sie jetzt haben oder gar nicht.“ Was konnte der arme Kaufmann tun? Die Person, mit der er es jetzt zu tun hatte, war nicht der spirituelle Guru, den er mit vagen und unbestimmten Versprechungen wegschicken konnte, sondern der „Gardinen-Guru“, dessen Befehle sofort befolgt werden mussten, sonst würde es zu Hause keinen Frieden für ihn geben. Schließlich öffnete der Kaufmann zu dieser späten Stunde bereitwillig den Laden und brachte die Stoffe für sie.
Am nächsten Morgen schickte die gute Frau den Artikel an den Guru mit der Botschaft: „Wenn du in Zukunft etwas von uns willst, frag mich, und du wirst es bekommen.“
(Deshalb haben diejenigen, die zur barmherzigen göttlichen Mutter beten und um ihren Segen bitten, bessere Chancen, dass ihre Gebete erhört werden, als diejenigen, die Gott unter dem strengen väterlichen Aspekt verehren.) Say 1069
Vom Familienvater, der von weltlichen Dingen nichts hält
Ein gebildeter Herr diskutierte einmal mit dem Meister darüber, ob es möglich sei, dass ein Familienvater von der Weltlichkeit unberührt bleibt. Der Meister sagte zu ihm: „Weißt du, was für ein Typ der sogenannte ‚unberührte‘ Familienvater von heute ist? Da er von der Welt unbefleckt ist und sich daher nicht um Geldangelegenheiten kümmert, werden seine Finanzen und alle Haushaltsangelegenheiten von seiner Frau verwaltet. Wenn also ein armer Brahmane kommt, um diesen Familienvater um ein Almosen zu bitten, sagt er ihm: „Herr, ich rühre nie Geld an. Warum verschwendest du deine Zeit, um bei mir zu betteln?“ Wenn der Brahmane jedoch ein aufdringlicher Kerl ist, denkt der unbelastete Familienvater, der seiner Bitte überdrüssig ist, dass der Mann etwas bekommen muss, und sagt zu ihm: „Nun, Herr, komm morgen. Ich werde sehen, was ich für dich tun kann.“ Dann geht der vorbildliche Familienvater hinein und sagt zu seiner Frau: „Sieh her, meine Liebe, ein armer Brahmane ist in großer Not. Wir wollen ihm eine Rupie geben.“ Wenn die Frau das Wort „Rupie“ hört, wird sie wütend und sagt spöttisch: „Ach, was bist du doch für ein großzügiger Mann! Rupien sind für dich wie Blätter und Steine, die man gedankenlos wegwirft.“ „Nun, meine Liebe“, antwortet der Hausherr in entschuldigendem Ton, „der Brahmane ist sehr arm, und wir sollten ihm nicht weniger geben“. „Nein“, sagt die Frau, „so viel kann ich nicht entbehren. Hier ist ein Zwei-Anna-Stück. Das kannst du ihm geben, wenn du willst.“ Aber da der Babu ein Familienvater ist, der von weltlichen Dingen nichts hält, nimmt er natürlich das, was seine Frau ihm gibt, und am nächsten Tag bekommt der Bettler nur das Zwei-Anna-Stück.
Ihr seht also, eure so genannten unbefleckten Familienväter sind nicht wirklich ihre eigenen Herren. Weil sie sich nicht selbst um die Familienangelegenheiten kümmern, halten sie sich für sehr gute und heilige Männer, während sie in Wirklichkeit nur von ihren Frauen gelenkte Ehemänner sind, und so sind sie selbst unter den gewöhnlichen Menschen nur äußerst armselige Exemplare. Say 1066
Von der Schale der reifen Mango
Was geschieht, wenn eine unreine Frau einen frommen Mann verführt und versucht, ihren bösen Einfluss auf ihn auszuüben? So wie die Schale einer reifen Mango in der Hand zurückbleibt, wenn man sie fest zusammendrückt, während der Stein und der Kern aus ihr herausgleiten, so gleitet der Geist des frommen Mannes zu Gott und lässt seinen irdischen Wohnsitz zurück, um von der Frau beeinflusst zu werden. Say 252
Von den ungleichen Magneten
Wenn man einmal durch intensives Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) Gott erreicht hat, fallen die unmäßigen Versuchungen der Lust ab, und dem Mann droht selbst von seiner eigenen Frau keine Gefahr. Wenn sich zwei Magnete in gleichem Abstand von einem Stück Eisen befinden, welcher von ihnen wird es mit einer stärkeren Kraft anziehen? Gewiss der größere. Wahrlich, Gott ist der größere Magnet. Was kann der kleinere Magnet (die Frau) dagegen tun? Say 432
Vom gefallenen Sannyasin
Weißt du, wie es aussieht, wenn ein Sannyasin Geld annimmt oder an einem Gegenstand der Versuchung hängt? Es ist, wie wenn eine brahmanische Witwe, die viele Jahre Enthaltsamkeit geübt und von einfachem gekochtem Reis, Gemüse und Milch gelebt hat, plötzlich einen Unberührbaren als ihren Geliebten akzeptiert.
In unserem Teil des Landes lebte eine Frau der unteren Kaste namens Bhagi Teli. Sie hatte viele Schüler und Verehrer. Als der Grundbesitzer sah, dass sie, eine Sudra, von den Leuten gegrüßt wurde, wurde er eifersüchtig und beauftragte einen bösen Mann, sie in Versuchung zu führen. Es gelang ihm, sie zu verderben, und ihre ganze spirituelle Übung war vergebens. Ein gefallener Sannyasin ist so. GII 91
Von Ganesh, der zufällig mit seinem Nagel eine Katze kratzte
Auf die Frage, warum er nicht das Leben eines Familienvaters mit seiner Frau führte, antwortete der Meister: „Ganesh (der Sohn von Siva) kratzte eines Tages zufällig mit seinem Nagel eine Katze. Als er nach Hause kam, sah er, dass ein Kratzer auf der Wange seiner Göttlichen Mutter Parvati zu sehen war. Da fragte er sie: ‚Mutter, wie hast du diese hässliche Narbe auf deiner Wange bekommen?‘ Die Weltenmutter antwortete: ‚Das ist das Werk deiner Hand. Es ist der Kratzer deines Nagels.‘ Ganesh fragte erstaunt: ‚Wie kommt das, Mutter? Ich kann mich nicht erinnern, dich jemals gekratzt zu haben.‘ Die Mutter antwortete: ‚Liebling, hast du vergessen, dass du heute Morgen eine Katze gekratzt hast?‘ Ganesh sagte: ‚Ja, ich habe eine Katze gekratzt, aber woher stammt die Narbe auf deiner Wange?‘ Die Mutter antwortete: ‘Liebes Kind, nichts existiert in dieser Welt außer mir selbst. Die ganze Schöpfung bin ich. Wen auch immer du verletzt, du hast nur mich verletzt.‘ Ganesh war sehr überrascht, dies zu hören und beschloss, niemals zu heiraten. Denn wen sollte er heiraten? Jede Frau war für ihn eine Mutter. Als er auf diese Weise die Mutterschaft der Frau erkannte, gab er die Ehe auf. Ich bin wie Ganesh. Ich betrachte jede Frau als meine Göttliche Mutter.“ Say 1070
Vom Frosch und der Rupie
Ein Frosch besaß eine Rupie, die er in seinem Loch aufbewahrte. Eines Tages ging ein Elefant über das Loch. Der Frosch kam ärgerlich heraus, hob den Fuß, als wolle er dem Elefanten einen Stoß verpassen, und sagte: „Wie kannst du es wagen, über meinen Kopf hinwegzugehen?“ Solcherart ist der Stolz, den das Geld hervorbringt! GI 227
Vom Loch im Krug
Wenn sich am Boden eines Wasserkruges ein kleines Loch befindet, läuft das ganze Wasser aus. Ebenso werden alle Anstrengungen des Suchers umsonst sein, wenn er auch nur den kleinsten Hauch von Weltlichkeit in sich trägt. Say 78
Wie jemand, der am Rand eines tiefen Brunnens steht
So wie jemand, der am Rande eines tiefen Brunnens steht, immer darauf achtet, dass er nicht hineinfällt, so sollte auch derjenige, der in der Welt lebt, immer auf der Hut vor ihren Versuchungen sein. Wer einmal in den Brunnen der Welt gefallen ist, der voller Versuchungen ist, kann kaum unbeschadet und unversehrt wieder herauskommen. Say 425
Nicht getrocknetes Holz
Nicht getrocknetes Holz brennt anfangs gut, aber bald sammelt sich das Wasser an den Enden, spritzt heraus und löscht das Feuer. Kin 520
Von den beiden Zeigern einer Waage
Wenn der Geist frei von „Frauen und Gold“ ist, kann man ihn auf Gott richten und sich in Ihn vertiefen. Nur der Gebundene kann befreit werden. In dem Augenblick, in dem der Geist sich von Gott abwendet, ist er gebunden. Wann bewegt sich der untere Zeiger an der Waage vom oberen weg? Wenn eine Schale von einem Gewicht heruntergedrückt wird. „Frauen und Gold“ sind das Gewicht. GII 175
Es ist wie die Zeiger einer Waage. Wegen dem Gewicht von „Frauen und Gold“ stehen die beiden Zeiger nicht in einer Linie. Es sind „Frauen und Gold“, die den Menschen vom Weg des Yoga abschweifen lassen. Hast du nicht die Flamme einer Kerze beobachtet? Der kleinste Windhauch lässt sie flackern. Der Zustand von Yoga ist wie die Kerzenflamme an einem windstillen Ort. GII 130
Die schwerere Schale einer Waage sinkt nach unten, während die leichtere nach oben steigt. In gleicher Weise sinkt derjenige, der durch die Sorgen und Ängste der Welt beschwert ist, in sie hinab, während derjenige, der weniger hat, zu den Füßen des Herrn aufsteigt. Say 362
2 s. Anmerkung aus: Worte Ramakrishnas, S. 42
3 Nedas: wörtlich: kahlgeschoren. Die vishnuitischen Verehrer, die der Welt entsagen, lassen ihre Köpfe scheren. Nedis sind Vishnu-Nonnen.
Wie eine Mango, die von Krähen angepickt wurde
Männer, die lange mit „Frauen und Gold“ in Berührung waren, riechen sozusagen nach Knoblauch. Sie sind wie eine Mango, die von Krähen angepickt wurde. Solch eine Frucht kann der Gottheit im Tempel nicht dargebracht werden, und du würdest zögern, sie zu essen. GII 253
Eine Tasse, in der Knoblauch oder geronnene Milch war
Jeder Geruch verschwindet, wenn ein leuchtendes Feuer entzündet wird. Wenn du die Tasse, die nach Knoblauch riecht, erhitzt, wirst du den Geruch los. Sie wird zu einer neuen Tasse. GII 249
Die Tasse, in der Knoblauchsaft aufbewahrt wird, behält den Geruch, auch wenn sie mehrmals gewaschen wird. Der Egoismus ist ein solch hartnäckiger Aspekt der Unwissenheit, dass er nie ganz verschwindet, wie sehr man auch versuchen mag, ihn loszuwerden. Say 111
Wie oft man auch eine Tasse, die eine Lösung aus Knoblauch enthalten hat, wäscht, es bleibt immer noch eine Spur des Geruchs zurück. Die Jungen, die hierherkommen, sind reine Seelen – unberührt von „Frauen und Gold“. Männer, die lange mit „Frauen und Gold“ in Berührung waren, riechen sozusagen nach Knoblauch. Sie sind wie eine Mango, die von Krähen angepickt wurde. Solch eine Frucht kann der Gottheit im Tempel nicht dargebracht werden, und du würdest zögern, sie zu essen. Nimm auch das Beispiel von einem neuen Topf und einem anderen, in dem geronnene Milch gemacht wurde. Man will keine Milch im zweiten Topf aufbewahren, denn die Milch wird oft sauer. GII 253
Niemand würde Milch in einem irdenen Topf aufbewahren, der einmal für die Zubereitung von Sauermilch verwendet wurde, damit die Milch nicht gerinnt. Auch zum Kochen kann er nicht sicher verwendet werden, da er über dem Feuer zerspringen kann. Er ist daher fast unbrauchbar. So vertraut auch ein guter und erfahrener Guru einem weltlichen Menschen keine wertvollen und erhabenen Gebote an, denn er wird sie mit Sicherheit falsch interpretieren und für seine eigenen niederen Zwecke missbrauchen. Er wird ihn auch nicht bitten, irgendeine nützliche Arbeit zu verrichten, die ein wenig Mühe kostet, damit er nicht denkt, dass der Lehrer ihn übermäßig ausnutzt. Say 208
Wenn Butter durch das Buttern von dicker Milch hergestellt wird, sollte sie nicht in demselben Gefäß wie die Buttermilch aufbewahrt werden, denn dann verliert sie etwas von ihrer Süße und Festigkeit. Sie sollte in reinem Wasser und in einem anderen Gefäß aufbewahrt werden. Ähnlich verhält es sich, wenn man, nachdem man in der Welt teilweise Vollkommenheit erlangt hat, sich weiterhin mit dem Weltlichen vermischt und inmitten der Versuchungen der Welt bleibt. Dann wird man wahrscheinlich befleckt werden. Aber man kann rein bleiben, indem man außerhalb der Versuchungen der Welt lebt. Say 430
Der Zustand des Hauses des Dieners
Der Zustand, in dem sich das Haus eines Dieners befindet, drückt unmissverständlich aus, ob sein Herr beschlossen hat, ihn zu besuchen. Zuerst beseitigt man den Müll und das Gebüsch ums Haus. Als nächstes beseitigt man Ruß und Schmutz aus den Zimmern. Als drittes wischt man den Hof, die Fußböden und anderes. Zuletzt schickt der Herr verschiedene Dinge ins Haus wie einen Teppich, eine Wasserpfeife zum Rauchen und ähnliches. Wenn du siehst, dass diese Dinge ankommen, kannst du daraus schließen, dass der Herr sehr bald eintreffen wird.“ GI 268
Bevor ein König das Haus eines Dieners besucht, um dessen Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen, schickt er aus seinen eigenen Vorräten die notwendigen Gegenstände wie Sitze, Schmuck und Speisen dorthin, damit der Diener in die Lage versetzt wird, seinen Herrn angemessen zu empfangen und ihm die gebührende Ehre zu erweisen. In gleicher Weise sendet der Herr Liebe, Ehrfurcht und Glaube in die sehnsüchtigen Herzen der Verehrer, bevor Er eintrifft. Say 938
Vom hohlen Bambus
Kann jeder gleichzeitig Erkenntnis und Liebe entwickeln, bloß weil er es sich wünscht? Das hängt von der Person ab. Der eine Bambus ist hohler als der andere. Können alle Menschen das Wesen Gottes erfassen? Kann ein Topf, der ein Seer fasst, fünf Seer Milch enthalten? GI 449
Alle mögen sich solch einen erhabenen Zustand wünschen, aber nicht alle können ihn erlangen. Manche Bambusarten sind hohler als andere, manche sind innen fester. GII 305
Ein Mensch stößt auf, was er isst
Was du bei Tag und Nacht tust, kommt aus deinem Mund. Ein Mensch stößt auf, was er isst. Wenn er Rettich isst, stößt er Rettich auf. Wenn er eine grüne Kokosnuss isst, stößt er die grüne Kokosnuss auf. Du lebst bei Tag und Nacht inmitten von „Frauen und Gold“. Deshalb spricht dein Mund nur darüber. GII 202
Die Geschichte von Gopal
Es gab einen Goldschmied, der ein Schmuckgeschäft hatte. Er sah wie ein großer Verehrer aus, ein wahrer Vishnuit mit Perlen um den Hals, einem Rosenkranz in der Hand und die heiligen Zeichen auf der Stirn. Natürlich vertrauten ihm die Leute und kauften bei ihm ein. Sie dachten, wenn er so ein frommer Mann sei, würde er sie nie betrügen. Jedes Mal, wenn eine Gruppe Kunden ins Geschäft kam, hörten sie einen seiner Handwerker sagen: „Kesava! Kesava!“ Ein anderer würde nach einer Weile mit „Gopal! Gopal!“ antworten. Dann würde ein dritter „Hari! Hari!“ murmeln. Schließlich würde jemand „Hara! Hara!“ sagen. Wie du weißt, sind dies verschiedene Namen Gottes.
Die Kunden, die so viel Skandieren des Namens Gottes hörten, dachten natürlich, dass der Goldschmied eine höhergestellte Person sein müsse. Aber kannst du dir die wahre Absicht des Goldschmieds denken? Der Mann, der „Kesava! Kesava!“ sagte, meinte: ‚Wer sind sie? – Wer sind diese Kunden?‘ Der Mann, der „Gopal! Gopal!“ sagte, meinte, dass die Kunden nur eine Kuhherde seien. Das war die Meinung, die er sich bildete, nachdem er einige Worte mit ihnen gewechselt hatte. Der Mann, der „Hari! Hari!“ sagte, fragte: „Wenn sie nicht mehr als eine Kuhherde sind, können wir sie dann ausrauben?“ Derjenige, der „Hara! Hara!“ sagte, gab seine Zustimmung, wobei er mit diesen Worten meinte: „Raub sie auf alle Fälle aus, da sie nur Kühe sind!“ GII 481
Das Gleichnis vom Schakal
Schmeichler glauben, dass der Reiche für sie seine Börse locker macht. Aber es ist sehr schwer, von ihm etwas zu bekommen. Einmal sah ein Schakal einen Ochsen und ließ nicht mehr von ihm ab. Der Ochse streunte umher, und der Schakal folgte ihm. Der Schakal dachte: „Dort hängen die Hoden des Ochsen. Irgendwann werden sie abfallen, und ich werde sie fressen.“ Wenn der Ochse auf dem Boden schlief, legte sich auch der Schakal nieder, und wenn der Ochse umherging, folgte der Schakal ihm. Auf diese Weise vergingen viele Tage, aber die Hoden des Bullen hafteten immer noch an seinem Körper. Der Schakal ging enttäuscht von dannen. Das geschieht auch mit Schmeichlern. GI 447
Kuchen mit verschiedenen Füllungen
Alle Menschen sehen zwar gleich aus, aber sie haben verschiedene Wesen. Einige haben einen Überschuss an Sattva, andere an Rajas und wieder andere an Tamas. Du musst bemerkt haben, dass die Kuchen, die man Puli nennt, alle gleich aussehen. Aber ihr Inhalt ist verschieden. Manche enthalten kondensierte Milch, andere Kokoskerne, wieder andere nur gekochten Kalai (Linsenbrei). GI 193
Tatsache ist, dass alle Menschen äußerlich gleich aussehen, aber einige haben Füllungen aus kondensierter Milch. Kuchen können Füllungen aus kondensierter Milch oder zermahlenen Linsenbohnen haben, aber äußerlich sehen sie alle gleich aus. Der Wunsch, Gott zu erkennen, ekstatische Liebe für Ihn und andere spirituelle Eigenschaften sind die kondensierte Milch. GI305
Die äußere Schicht des Kuchens besteht aus Reismehl, aber innen ist er mit verschiedenen Zutaten gefüllt. Der Kuchen ist gut oder schlecht, je nach der Qualität seiner Füllung. So sind alle menschlichen Körper aus ein und demselben Material gemacht, aber die Menschen sind von unterschiedlicher Qualität, je nach der Reinheit ihrer Herzen. Say 38
Verstrickt wie die Seidenraupe
Gebundene Seelen, weltliche Leute sind wie Seidenraupen. Die Raupen können ihren Kokon durchschneiden, wenn sie wollen, aber da sie ihn selbst gesponnen haben, haften sie zu sehr an ihm, um ihn zu verlassen. Und deshalb sterben sie dort.
Freie Seelen stehen nicht unter der Kontrolle von „Frauen und Gold“. Es gibt einige Seidenraupen, die durch den Kokon, den sie mit solch großer Sorgfalt gesponnen haben, schneiden. Aber es sind nur wenige. GI 272
Die Raupe ist in ihrem eigenen Kokon gefangen. Genauso ist die weltliche Seele in den Netzen ihrer eigenen Begierden gefangen. Aber wenn sich die Raupe zu einem hellen und schönen Schmetterling entwickelt, sprengt sie den Kokon und fliegt frei hinaus, um Licht und Luft zu genießen. So kann auch die weltliche Seele mit den Flügeln der Unterscheidung und der Leidenschaftslosigkeit für weltliche Dinge aus den Netzen der Maya herausfliegen. Say 554
Wie Fische, die der Falle nicht mehr entkommen
Beim Anblick des schimmernden Wassers, das durch die Röhre der Bambusfalle, die im Reisfeld liegt, gelangt, schwimmen kleine Fische mit großer Freude in die Falle. Aber wenn sie einmal hineingeschwommen sind, können sie nicht mehr herauskommen. Ebenso gehen törichte Menschen in die Netze der Welt, angelockt von ihrem falschen Glanz. Aber es ist viel leichter hineinzugelangen, als zu entkommen, und sie werden wie die kleinen Fische gefangen und für immer eingesperrt. Say 206
Vom Dandy
Wisst ihr, wie die Vorstellung der weltlichen Menschen von Gott ist? Sie ist wie das Geplapper der Kinder, die miteinander spielen. Manchmal schwören sie und sagen: „Bei Gott, ich schwöre!“ Das lernen sie von den Erwachsenen, wenn sie sie schwören hören. Oder bestenfalls ist sie wie die Äußerung des Dandys, der mit all seinen affektierten Allüren in einen Garten geht, pfeift und seinen Stock schwingt, eine Blume pflückt und ausruft: „Ach, was für eine schöne Blume hat Gott gemacht!“ Es ist nur eine momentane Stimmung, wie das Verweilen eines Wassertropfens auf einer glühenden Eisenstange. Deshalb sage ich, dass du nach Ihm dürsten musst. Du musst tief ins Meer eintauchen. Say 215
Vom diebischen Fischer, der vorgab, ein Heiliger zu sein
Eines Nachts ging ein Fischer in einen Garten und warf sein Netz in den See, um Fische zu stehlen. Der Eigentümer hörte ihn und umringte ihn mit seinen Dienern. Sie brachten brennende Fackeln mit und begannen, ihn zu suchen. In der Zwischenzeit beschmierte der Fischer seinen Körper mit Asche, setzte sich unter einen Baum und gab vor, ein Heiliger zu sein. Der Eigentümer und seine Männer suchten überall, konnten aber den Dieb nicht finden. Alles, was sie sahen, war ein heiliger Mann, der mit Asche beschmiert war und unter einem Baum meditierte.
Am nächsten Tag verbreitete sich die Nachricht in der Nachbarschaft, dass ein großer Weiser im Garten weilte. Die Leute versammelten sich dort und bezeugten ihm mit Opfergaben von Obst, Blumen und Süßigkeiten die Ehre. Viele boten ihm auch Silber- und Kupfermünzen an. „Wie seltsam“, dachte der Fischer. „Ich bin kein echter Heiliger, aber trotzdem zeigen die Leute mir solche Hingabe. Ich werde Gott gewiss erkennen, wenn ich ein wahrer Sadhu werde. Darüber besteht kein Zweifel.“
Wenn die bloße Vortäuschung eines religiösen Lebens eine solche spirituelle Erweckung bringen kann, dann kannst du dir vorstellen, wie erst echtes Sadhana wirkt. In diesem Zustand wirst du sicherlich erkennen, was wirklich und was unwirklich ist. Gott allein ist wirklich, und die Welt ist eine Täuschung. GI 305f
Vom Dieb, der sich als Sadhu ausgab, um die Königstochter zu heiraten
Ein Dieb drang mitten in der Nacht in den Palast eines Königs ein und hörte, wie der König zur Königin sagte: „Ich werde meine Tochter mit einem dieser Sadhus (heiligen Männer) verheiraten, die am Ufer des Flusses wohnen.“ Der Dieb dachte bei sich: „Na, da habe ich ja Glück. Ich werde morgen in der Verkleidung eines Sadhus zu den Sadhus gehen, und vielleicht gelingt es mir, die Tochter des Königs zu bekommen.“
Am nächsten Tag tat er dies. Als die Offiziere des Königs kamen und die Sadhus aufforderten, die Königstochter zu heiraten, willigte keiner von ihnen ein. Schließlich kamen sie zu dem Dieb, der sich als Sadhu verkleidet hatte, und machten ihm denselben Vorschlag. Der Dieb schwieg. Die Offiziere kehrten zurück und berichteten dem König, dass es einen jungen Sadhu gäbe, der sich dazu bewegen ließe, die Prinzessin zu heiraten, und dass es keinen anderen gäbe, der dazu bereit wäre.
Der König ging daraufhin persönlich zu dem Sadhu und bat ihn inständig, ihn zu ehren und die Hand seiner Tochter anzunehmen. Aber das Herz des Diebes veränderte sich durch den Besuch des Königs. Er dachte bei sich: „Ich habe nur das Gewand eines Sadhus angezogen, und siehe da, der König selbst kommt zu mir und bittet mich. Wer kann sagen, ob mir nicht bessere Dinge bevorstehen, wenn ich ein echter Sadhu werde!“
Dieser Gedanke beeinflusste ihn so stark, dass er, anstatt unter falschem Vorwand zu heiraten, von diesem Tag an begann, sich zu bessern und sich bemühte, ein echter Sadhu zu werden. Er heiratete überhaupt nicht und wurde schließlich einer der frommsten Asketen seiner Zeit.
Die fälschliche Vorgabe einer guten Sache führt manchmal zu unerwartet guten Ergebnissen. Say 1096
Vom Gelehrten, der Pflüge und Ochsen besaß
Ein Mann brauchte einen Gelehrten im Bhagavata, der ihm täglich den heiligen Text erklärte. Aber es war sehr schwierig, sich solch einen Gelehrten zu beschaffen. Nachdem er viel gesucht hatte, kam ein anderer Mann zu ihm und sagte: „Herr, ich habe einen hervorragenden Gelehrten im Bhagavata gefunden.“ „Sehr schön“, sagte der Mann. „Bring ihn her.“ Der andere Mann erwiderte: „Aber da gibt es ein kleines Problem. Der Gelehrte besitzt einige Pflüge und Ochsen. Er ist den ganzen Tag mit ihnen beschäftigt. Er muss sich um die Bewirtschaftung seines Landes kümmern. Er hat keinen Augenblick Freizeit.“ Darauf erwiderte der Mann, der einen Gelehrten brauchte: „Ich will keinen Gelehrten im Bhagavata, der mit Pflügen und Ochsen belastet ist. Ich will einen Mann, der Freizeit hat und mir von Gott erzählen kann.“ GII 514
Vom Glühwürmchen
Es gibt keinen Grund, auf Geld stolz zu sein. Wenn du sagst, dass du reich bist, gibt es noch reichere Menschen als dich, im Vergleich zu denen du nur ein Bettler bist.
Wenn die Glühwürmchen in der Dämmerung in Erscheinung treten, denken sie: „Wir bringen Licht in die Welt.“ Aber wenn die Sterne zu funkeln beginnen, wird der Stolz der Glühwürmchen gedämpft. Jetzt denken die Sterne: „Wir erhellen das Universum.“ Aber nach einer Weile geht der Mond am Himmel auf. Sein silbernes Licht demütigt die Sterne, und sie verblassen vor Traurigkeit. Wieder wird der Mond stolz und denkt, dass durch sein Licht die Welt erhellt und in Schönheit gebadet wird. Doch schon bald verkündet die Morgendämmerung das Aufgehen der Sonne am östlichen Horizont. Und wo ist nun der Mond?
Wenn diejenigen, die sich für reich halten, über diese Tatsachen der Natur nachdenken würden, würden sie sich nie mit ihrem Reichtum und ihrer Macht brüsten. Say 96
Wie hoch ein Vogel auch fliegen mag
Wie hoch ein Vogel auch fliegen mag, es gibt immer noch höhere Regionen. Kin 165
Wie das Wasser, das unter einer Brücke hervorfließt
Das Wasser fließt immer unter einer Brücke hervor und stagniert nie. Ebenso geht das Geld durch die Hände der Freien und wird von ihnen nie gehortet. Say 97
Wie das Wasser unter einer Brücke auf der einen Seite eintritt und auf der anderen Seite wieder austritt, so dringt der religiöse Rat, der den weltlichen Menschen gegeben wird, durch das eine Ohr in den Geist ein und geht durch das andere wieder hinaus, ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Say 204
Vom Haus mit Lehmwänden und vom Glashaus
Der Unwissende, der ein weltliches Leben führt, ohne Gott zu erkennen, ist wie die Leute, die in einem Haus mit Lehmwänden wohnen. Mit einem dämmrigen Licht können sie das Innere des Hauses sehen, aber nicht mehr. Aber jene, die in der Welt leben, nachdem sie Wissen erlangt und Gott erkannt haben, sind wie die Leute, die in einem Glashaus leben. Sie sehen, was im Zimmer ist, aber auch alles, was draußen ist. Das Licht der Sonne der Erkenntnis tritt stark ins Zimmer. Sie sehen sehr deutlich alles im Zimmer. Sie wissen, was gut und böse ist, was beständig und unbeständig ist. GII 359
Vom Kamel, das Dornenbüsche frisst
Das Kamel liebt es, Dornenbüsche zu fressen. Je mehr Dornen es frisst, desto mehr Blut strömt aus seinem Maul. Trotzdem muss es dornige Pflanzen fressen und lässt nie davon ab. Der weltliche Mensch hat so viele Sorgen und so viel Leid, aber er vergisst das alles in wenigen Tagen und nimmt sein altes Leben wieder auf. Nimm einmal an, ein Mann hat seine Frau verloren oder sie ist untreu geworden. Siehe da, er heiratet wieder. Oder nimm zum Beispiel eine Mutter. Ihr Sohn stirbt, und sie trauert sehr. Aber nach einigen Tagen vergisst sie das alles. Die Mutter, die noch vor wenigen Tagen von Kummer so überwältigt war, kümmert sich jetzt um ihr Aussehen und legt ihren Schmuck an. Ein Vater wird durch die Heirat seiner Töchter in den finanziellen Ruin getrieben, trotzdem zeugt er jedes Jahr Kinder. Leute werden durch Gerichtsverfahren ruiniert, trotzdem gehen sie wieder vor Gericht. Es gibt Menschen, die ihre Kinder nicht ernähren, kleiden und ihnen eine ordentliche Unterkunft bieten können. Trotzdem haben sie jedes Jahr noch mehr Kinder. GI 222
Vom Mann, der im Zimmer eingeschlossen ist
Nimm einmal an, ein Mann ist in einem Zimmer eingesperrt. Alle Türen und Fenster sind verschlossen. Durch ein Loch an der Decke kommt nur etwas Licht herein. Kann er mit diesem Dach über seinem Kopf die Sonne sehen? Und was kann er mit nur einem Lichtstrahl tun? „Frauen und Gold“ sind das Dach. Kann er die Sonne sehen, solange er das Dach nicht beseitigt? Weltliche Leute sind sozusagen in einem Zimmer eingeschlossen. GII 317
Vom Papagei, der heilige Namen wiederholt
Man muss die Mühe auf sich nehmen und die Gesellschaft heiliger Menschen suchen. Bei sich zuhause hört ein Mensch nur weltliche Gespräche. Seine Krankheit der Weltlichkeit ist chronisch geworden. Der Papagei im Käfig, der auf seiner Stange sitzt, wiederholt: „Rama! Rama!“ Aber lass ihn in den Wald fliegen, und er wird auf seine gewohnte Weise kreischen. GI 270
Die verstrickten Kreaturen, die der Weltlichkeit anhaften, sprechen in der Todesstunde nur von weltlichen Dingen. Was nützt es, wenn solche Menschen äußerlich den Namen Gottes wiederholen, im Ganges baden oder heilige Orte besuchen? Wenn sie in sich Anhaftung an die Welt hegen, muss sich das in der Sterbestunde zeigen. Im Sterben phantasieren sie über Unsinn. Vielleicht rufen sie im Fieberwahn: „Kurkuma! Gewürz! Lorbeerblatt!“ Der sprechende Papagei wiederholt die heiligen Namen von Radha und Krishna, wenn er sich wohlfühlt, aber wenn er von einer Katze gepackt wird, gibt er seinen natürlichen Schrei von sich. Er kreischt: „Kaa! Kaa!“ GII 154
Ein Papagei wiederholt mechanisch den heiligen Namen von Radha-Krishna, aber sobald er von einer Katze gefangen wird, schreit er „Kang, Kang“ und verrät damit seinen natürlichen Schrei. Weltliche, kluge Menschen wiederholen manchmal den Namen von Hari (Gott) und vollbringen verschiedene fromme und wohltätige Taten in der Hoffnung auf weltliche Gewinne, aber wenn Unglück, Kummer, Armut und Tod sie überkommen, vergessen sie Ihn und alle diese Taten. Say 142
Weltliche Menschen mögen viele fromme und wohltätige Taten in der Hoffnung auf irdische Belohnung vollbringen, aber wenn Unglück, Kummer und Armut nahen, geben sie ihre Frömmigkeit und Nächstenliebe auf. Sie sind wie der Papagei, der den ganzen Tag lang „Radha-Krishna, Radha-Krishna“ wiederholt, aber „Kang, Kang“ schreit, wenn er von einer Katze erwischt wird, und den göttlichen Namen vergisst. Deshalb sage ich euch: Solchen Menschen Religion zu predigen, wird sich als nutzlos erweisen. Trotz all eurer Predigten werden sie sicher so weltlich bleiben wie immer. Say 210
Vom Puffreis im Getreidelager
Der Getreidehändler lagert Reis in großen Säcken in seinem Speicher. Daneben schüttet er etwas Puffreis in einen Trog. Das hält die Ratten ab. Der Puffreis schmeckt süß, und die Ratten knabbern die ganze Nacht daran. Sie suchen nicht den Reis. Aber denk nur: ein Seer Reis ergibt vierzehn Seer Puffreis. Wie unendlich größer ist die Freude an Gott als das Vergnügen an „Frauen und Gold“! Für jemanden, der an die Schönheit Gottes denkt, erscheint sogar die Schönheit von Rambha und Tilottama (zwei himmlische Tanzmädchen von außerordentlicher Schönheit) nur wie die Asche eines Scheiterhaufens. GI 492
An den Türen von großen Getreidespeichern sind Fallen mit geröstetem Reis (Moori) aufgestellt, um Mäuse zu fangen. Die Mäuse, die vom Geschmack des gerösteten Reises angezogen werden, vergessen das größere Vergnügen, den Reis im Inneren des Getreidespeichers zu genießen, und tappen in die Falle. Darin werden sie gefangen und getötet. Genauso verhält es sich mit der Seele. Sie steht an der Schwelle zur göttlichen Glückseligkeit, die wie Millionen von höchsten weltlichen Freuden in einer einzigen Freude verdichtet ist. Aber anstatt nach dieser Glückseligkeit zu streben, lässt sie sich von den unbedeutenden Freuden der Welt verführen und tappt in die Falle von Maya, der großen Illusion, und stirbt darin. Say 9
Vom Ruß im Zimmer
Wenn du in einem Zimmer umhergehst, das voller Ruß ist, wirst du deinen Körper beschmutzen, und sei es nur leicht, gleichgültig wie klug du dich verhältst. Ich habe Familienväter gesehen, die, erfüllt von spirituellen Gefühlen, ihren täglichen Gottesdienst feiern und ihr Seidengewand tragen. Sie behalten diese Haltung auch bei, bis sie nach dem Gottesdienst ihre Erfrischungen zu sich nehmen. Aber danach werden sie wieder zu ihrem alten Selbst. Sie zeigen ihr rajastisches und tamasisches Wesen. GI 326
Man kann nicht in einem verrußten Zimmer leben, ohne, trotz aller Vorsicht, etwas schwarz zu werden. So wird auch ein Mann, der in der Gesellschaft von Frauen lebt, zwangsläufig eine gewisse Fleischeslust entwickeln, und sei sie noch so klein, auch wenn er sehr umsichtig ist und seine Sinne unter Kontrolle hat. Say 70
Nicht aus einer Laune heraus handeln
Man sollte nicht aus einer Laune heraus handeln. Einmal sagte ein Priester: „Ich habe aufgehört, das Chandi zu rezitieren, und spiele stattdessen diese Trommel.“ Einst sang er heilige Hymnen, und jetzt schlägt er auf einer Trommel! Kin 308
Gottes Namen wiederholen und Steine auf andere werfen
Manche Menschen wiederholen Gottes Namen, verstecken aber Steine unter ihren Armen, um sie auf andere zu werfen. Kin 309
Von der falschen Bescheidenheit
Ein angesehener Mann, der von allen gut behandelt wurde, fragte einen anderen Mann, ob er Feuer für seine Pfeife bekommen könne. Mit bescheidener Stimme antwortete der Mann: „Herr, bin ich würdig, dein Feuer zu tragen?“ Die Aufgabe wurde nie ausgeführt. Kin 312
Die Zunge wird wässrig