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Ihre Wirbelsäule – Ihre Entscheidung Rückenschmerzen sind die Volkskrankheit Nummer eins. Eine mögliche Ursache dafür ist ein Bandscheibenvorfall. Eine Operation könnte Abhilfe schaffen, ist jedoch in vielen Fällen vermeidbar. Aber was genau ist eigentlich ein Bandscheibenvorfall? Welche Symptome verweisen auf ihn und wie wird er diagnostiziert? Welche Behandlungsmethoden gibt es? Diese und weitere Fragen werden ausführlich beantwortet und anhand von Bildmaterial anschaulich erklärt. Damit Sie mitentscheiden können, was für Sie gut und richtig ist.
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Seitenzahl: 47
Veröffentlichungsjahr: 2015
gewidmet meinen Nichten Hiva und Shokouh
Liebe Leserin, lieber Leser,
akute und chronische Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Leiden in unserer Gesellschaft. Ob nun Ischias, Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall – längst sind sie zur Volkskrankheit Nummer eins geworden und stellen wegen ihrer oft kostenintensiven Behandlung eine starke Belastung des öffentlich finanzierten Gesundheitssystems dar. In hausärztlichen Praxen gehören diese zu den häufigsten Gründen, weshalb Patienten einen Arzt aufsuchen.
Das vorliegende Buch hilft Ihnen als interessiertem Patienten den komplizierten Aufbau der Wirbelsäule und ihre Funktion zu verstehen und die wichtigsten Behandlungsmethoden der bandscheibenbedingten Erkrankungen zu begreifen. Bei den Bemühungen geht es darum, Sie möglichst detailliert über Ihre Krankheit »Bandscheibenvorfall« aufzuklären und so können Sie als informierter Patient mitentscheiden, was für Sie gut und richtig ist. Für die Illustration bedanke ich mich bei Frau Elaheh Seresti. Für Anregungen, Kritik und Hinweise auf Verbesserung bin ich dankbar.
Dr. med. Afshin Seresti
Frankfurt am Main, 2015
Vorwort
1. Einleitung
2. Anatomie des Rückens
2.1 Wirbel
2.2 Halswirbelsäule
2.3 Brustwirbelsäule
2.4 Lendenwirbelsäule
2.5 Kreuzbein und Steißbein
2.6 Bandscheibe
2.7 Bewegungssegment
2.8 Bänder
2.9 Rückenmuskeln
2.10 Rückenmark und Spinalnerv
2.11 Dermatom
3. Einteilung der Bandscheibenveränderungen
3.1 Symptom Schmerz
3.2 Symptom Sensibilitätsstörung
3.3 Symptom Muskelschwäche oder -lähmungen
3.4 Symptom Reflexabschwächung oder -ausfall
3.5 Symptom Blasen-Mastdarm-Störung
3.6 Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule
3.7 Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule
3.8 Symptome bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule
4. Körperliche Untersuchung
4.1 Anamnese
4.2 Inspektion
4.3 Palpation
4.4 Beurteilung der Halswirbelsäule
4.5 Beweglichkeit der Brust- und Lendenwirbelsäule
4.6 Beckenstand
4.7 Neurologische Untersuchung
4.7.1 Prüfung des Stand- und Gangbildes
4.7.2 Prüfung der Muskelkraft
4.7.3 Prüfung der Sensibilität
4.7.4 Prüfung der Reflexe
4.7.5 Nervendehnungszeichen
5. Bildgebende Verfahren
5.1 Röntgenuntersuchung
5.2 Funktionsaufnahme
5.3 Computertomografie
5.4 Kernspintomografie
5.5 Myelografie
6. Therapie von Bandscheibenvorfällen
6.1 Therapie zervikaler Bandscheibenvorfälle
6.2 Therapie thorakaler Bandscheibenvorfälle
6.3 Therapie lumbaler Bandscheibenvorfälle
Glossar
Rückenschmerzen zählen in den Industrienationen zu den häufigsten Beschwerden aufgrund derer eine ärztliche Therapie in Anspruch genommen wird. Sie gehören zu den häufigsten Gründen für Arztbesuche. Die Ursache dieser Beschwerden sind häufig Bewegungsmangel und Fehlbelastungen in Beruf und Freizeit. Die Ursache von Rückenbeschwerden kann man möglicherweise so erklären, dass dabei in der Regel mehrere Faktoren gleichzeitig oder nacheinander wirksam sind. Diese Faktoren wirken parallel in bestimmten Berufsgruppen. Das erklärt schon die hohe Krankheitshäufigkeit von Rückenbeschwerden in bestimmten Bereichen der Arbeitswelt. Die Kreuzschmerzleiden sind größtenteils nicht schwerwiegend und können mit einfachen Mitteln behandelt werden, aber trotz allem führen in unserer Gesellschaft häufige Arbeitsausfälle und die Beanspruchung unseres Gesundheitssystems zu hohen Kosten. Für Deutschland liegen erste Schätzungen direkter und indirekter Kosten bei 17 Mrd. €/Jahr.
Kreuzschmerz (bzw. Hexenschuss) und Schmerzen des Hüftnervs (bzw. Ischiasnerv) ist ein bekanntes Krankheitsbild seit dem Altertum. Hippokrates beschrieb 460–377 v. Chr. ein Hüftweh am Ende des Steißes mit Ausstrahlung in den Schenkel.
Dieses Krankheitsbild wurde aber erst im 19. Jahrhundert genauer untersucht. Der eigentliche Durchbruch zur Erkennung der Ursache von Bandscheibenvorfällen durch Druck der ausgestoßenen Bandscheibenanteile auf Nervenwurzeln wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts (1934) beschrieben. Seit 1947 ist die offene operative Entfernung der ausgestoßenen Bandscheibenanteile als Standardeingriff in den Kliniken eingeführt und seit den 70er Jahren ist dieser Eingriff durch die Einführung von Mikroskopen noch weiter verfeinert. Das führte zu viel präziseren Eingriffen, und die Patienten profitieren davon, weil sie das Krankenhaus früher verlassen können.
Es soll hier erwähnt werden, dass in der letzten Zeit eine Reihe von Operationen mit kleinster Verletzung von Haut und Weichteilen als sogenannte minimalinvasive Operationen entwickelt wurden. Diesen Verfahren liegen ganz unterschiedliche Konzepte zugrunde, sodass sie – unkritisch durchgeführt – überfordert werden. Untersuchungen zu Vorteilen oder Nachteilen fehlen weitgehend, sodass die Operationen jeweils der persönlichen Einschätzung des Operateurs überlassen sind. Durch entsprechende Untersuchungen lässt sich eindeutig zeigen, dass die offenen Operationstechniken ihre Bedeutung heute noch nicht verloren haben und noch als Standardverfahren bei der Therapie von Bandscheibenvorfällen eingesetzt werden.
Es ist erforderlich, sich im Groben mit der allgemeinen Anatomie, Physiologie und Biomechanik der Wirbelsäule auseinanderzusetzen, um die Vorgänge eines Bandscheibenvorfalls mit nachfolgender Nervenkompression, Schmerzen und eventueller Lähmungen leichter nachvollziehen zu können.
Die Wirbelsäule (lat. Columna vertebralis) ist beim Menschen Achse des Körpers und Grundlage für einen aufrechten Gang. Diese Achse ist nicht starr und gerade, sondern doppelt s-förmig gekrümmt (bei Vierfüßlern einfach s-förmig) und durch die vielen Gelenke und Wirbelgelenke und Bandscheiben beweglich.
Diese Beweglichkeit ist in verschiedenen Abschnitten dieser Achse unterschiedlich ausgeprägt und das verleiht der Wirbelsäule eine gewisse Flexibilität.
Die nötige Festigkeit bekommt dieser Stab durch Bänder und Muskulaturen. Die Wirbelsäule bildet ferner einen Kanal für das Rückenmark. Das Rückenmark ist ein sehr empfindlicher Teil des menschlichen Körpers, weil Heilungsvorgänge in ihm sehr begrenzt möglich sind. Deshalb wird das Rückenmark schützend von Knochen umschlossen. Außerdem trägt die Wirbelsäule die Last des Körpers und ermöglicht die Bewegung des Rumpfes, des Kopfes und die aufrechte Haltung.
Die Wirbelsäule des Menschen besteht aus 32 bis 34 Wirbeln und teilt sich in fünf Abschnitte:
Halswirbelsäule (HWS):
7
Halswirbel: C1–C7
Brustwirbel (BWS):
12
Brustwirbel: Th1–Th12
Lendenwirbel (LWS):
5
LWS: L1–L5
Kreuzbein: 5 miteinander verschmolzene Kreuzbeinwirbel: S1–S5
Steißbein: 3–5 zurückgebildete Steißwirbel: Co1–Co3 (-5)
Die fünf Kreuzwirbel und zwei bis fünf Steißwirbel verschmelzen beim Kind bis zum Wachstumsende jeweils zu einem Knochen (Kreuzbein und Steißbein). Deshalb sagt man, dass die Wirbelsäule aus 24 freien Wirbeln besteht.