Ratzinger - Rahner - Cornelius Keppeler - E-Book

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Cornelius Keppeler

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Beschreibung

Joseph Ratzinger und Karl Rahner gehören zu den einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Vor und während des Zweiten Vatikanischen Konzils haben sie trotz unterschiedlicher theologischer Provenienz produktiv zusammengearbeitet. In der Folge distanzierten sie sich jedoch voneinander und wurden zu Protagonisten verschiedener Konzilsrezeptionen. Dass sich Ratzinger in seinen Schriften trotz dieser Distanzierung immer wieder auf Rahner und seine theologischen Positionen bezogen hat, regt dazu an, sich dem Verhältnis beider zueinander intensiver zuzuwenden.

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Cornelius Keppeler

Ratzinger - Rahner

Spielarten gegenseitiger Rezeption

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Einführung

1. Zusammenarbeit von Ratzinger und Rahner vor und während des Konzils

2. Konflikte zwischen Ratzinger und Rahner

3. Rahner rezipiert Ratzinger

4. Ratzinger rezipiert Rahner

5. Bleibende Unterschiede im Theologietreiben

Impressum neobooks

Einführung

Ratzinger – Rahner

Spielarten gegenseitiger Rezeption

Cornelius Keppeler

Theologische Studien

Band 6

Joseph Ratzinger und Karl Rahner gehören zweifellos zu den großen Theologen des 20. Jahrhunderts. Zwei unterschiedlichen Generationen angehörig – Rahner war 23 Jahre älter als Ratzinger – führte sie das Zweite Vatikanische Konzil in besonderer Weise zusammen. In der Vorbereitung auf dieses historische Ereignis wie auch während seines Verlaufs war die Kooperation so produktiv, dass aus ihr neben den Entwürfen für ein Offenbarungs- und ein Kirchenschema sogar zwei gemeinsame Publikationen entstanden.1 Dies überrascht vor dem Hintergrund späterer Auseinandersetzungen und der Unterschiede in ihrer theologischen Programmatik.

Gerade die verschiedenen Positionen in theologischen Einschätzungen und Fragen der Rezeption des II. Vatikanums machen ein genaueres Hinschauen interessant. Denn die konstruktive Zusammenarbeit an den Konzilstexten ließ solche Differenzen – trotz der Unterschiede in ihren Forschungsschwerpunkten und ihren theologischen Grundrichtungen2 – noch nicht vermuten. Es soll daher die gegenseitige Rezeption näher betrachtet und ausgewertet werden, um Schlüsse auf die Entwicklung der beiden Theologen ziehen zu können.

1 Vgl. Rahner, Karl/Ratzinger, Joseph, Episkopat und Primat, Freiburg 1961; Rahner, Karl/Ratzinger, Joseph, Offenbarung und Überlieferung, Freiburg 1965. Wobei zu berücksichtigen ist, dass die Publikationen keine echten Gemeinschaftsarbeiten sind, sondern voneinander unabhängige Vorträge zusammenführen und lediglich die Vorworte die gemeinsame Autorenschaft beanspruchen.

2 „Während Ratzinger durch Augustinus auf ›Geschichte‹ gepolt war (wie sie sich fundamental in der biblischen Heilsgeschichte ereignete) und vorzugsweise aus dem Fundus der Kirchenväter schöpfte, war Rahner ein komplizierter spekulativer Philosoph, der – von Thomas von Aquin herkommend – sich in der jahrelangen Mühle jesuitischer Kaderschulen in die Meister des deutschen Idealismus, Hegel und Fichte, sowie in den ›Meister aus Deutschland‹, den ehemaligen Theologiestudenten und Denker von ›Sein und Zeit‹, Martin Heidegger, vertieft hatte“, Derwahl, Freddy, Der mit dem Fahrrad und der mit dem Alfa kam. Benedikt XVI. und Hans Küng – ein Doppelporträt, München 2006, 129.

Die erste Begegnung

Das erste persönliche Zusammentreffen datiert Joseph Ratzinger in das Jahr 19561, also in eine Zeit, in der er selber in der Endphase seiner Habilitation stand und Rahner als Dogmatik-Professor in Innsbruck lehrte. Nach eigener Aussage „sind wir gleich bei dieser Gelegenheit einander menschlich recht nahe gekommen.“2 Dies führte dazu, dass Ratzinger bereits für den ersten Band der zweiten Auflage des »Lexikon für Theologie und Kirche«, das Rahner ab 1957 herausgibt, zwei Artikel beisteuerte.3 Zudem empfahl Rahner im gleichen Jahr – als er vom Wewel-Verlag gebeten wurde, eine einbändige Dogmatik zu schreiben, aber keine Zeit dafür erübrigen konnte – Ratzinger für dieses Projekt.4

1 „Zu Ostern 1956 rief er [Schmaus] erstmals die deutschsprachigen Dogmatiker zu einer Tagung nach Königstein zusammen, aus der dann die nun regelmäßig tagende Arbeitsgemeinschaft der deutschen Dogmatiker und Fundamentaltheologen geworden ist. Ich war dabei und habe übrigens bei dieser Gelegenheit Karl Rahner erstmals persönlich kennengelernt“, Ratzinger, Joseph, Aus meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977), München 1998, 82, wird vermutlich in den noch nicht erschienenen Band 15 der »Gesammelte Schriften« aufgenommen.

2 Ebd.

3 Vgl. Ratzinger, Joseph, Art. Auferstehung des Fleisches: I. Lehre der Kirche, VI. Dogmengeschichte, VII. Systematik, in: Höfer, Josef/Rahner, Karl (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Band I, Freiburg 21957, 1048-1052, aufgenommen in: Ratzinger, Joseph, Gesammelte Schriften, Band 10: Auferstehung und ewiges Leben, Beiträge zur Eschatologie und zur Theologie der Hoffnung, Freiburg 2012, 279-285; Ratzinger, Joseph, Art. Auferstehungsleib, in: Höfer/Rahner, Lexikon für Theologie und Kirche, Band I (s. o.), 1052-1053, aufgenommen in: Ratzinger, Gesammelte Schriften, Band 10 (s. o.), 286-289.

4 Vgl. Ratzinger, Joseph, Aus meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977), München 1998, 175.

Theologische Grundlagen

Ihre unterschiedlichen theologischen Ansätze1 waren sicher nicht nur ihrem Altersunterschied2, sondern auch ihrer verschiedenen Interessen geschuldet. Doch schien zunächst diese Unterschiedlichkeit nicht störend oder ein Hindernis gewesen zu sein. Vielmehr verbanden sich die zwei Denker mit ihren Stärken, um gemeinsam die von ihnen bemängelte Neuscholastik, die trotz der theologischen Aufbrüche zu Beginn des 20. Jahrhunderts an den Hochschulen und insbesondere in den kurialen und päpstlichen Verlautbarungen vorherrschend war, zu überwinden. Dabei spielte die Wiederentdeckung der Patristik eine gewichtige Rolle.3 Doch während Rahner sich nach grundlegenden Studien zu den Kirchenvätern4 bis zum Zusammentreffen mit Ratzinger mittlerweile aufgrund seiner langjährigen Professorentätigkeit mehr mit Thomas von Aquin und der Fruchtbarmachung der scholastischen Theologie für die Dogmatik beschäftigt hatte, wurde Ratzinger mit einer Arbeit über Augustinus6 promoviert und hatte eine Habilitationsschrift über Bonaventura7 verfasst. Damit spiegeln sich in ihnen zwei Grundtypen von katholischen Theologentraditionen wider.8 Karl Rahner steht demzufolge am Ende der Genealogie von der scholastischen Theologie über Thomas von Aquin, Francisco Suárez, der neuscholastischen Theologie bis hin zu Joseph Maréchal, die ihre philosophische Entsprechung in Aristoteles, Immanuel Kant, dem Deutschen Idealismus und Martin Heidegger findet. Ratzinger dagegen wäre der Exponent des parallel verlaufenden Entwicklungsstrangs, der von Augustinus, über die monastische Theologie, Bonaventura, die humanistische Theologie des 16. Jahrhunderts, Blaise Pascal, Søren Kierkegaard, John Henry Newman bis zu Hans Urs von Balthasar verläuft, während er auf die Philosophien von Platon, der Phänomenologie und des Personalismus bezogen ist.9

Diese Unterscheidung ist für manche Konflikte und deren Verständnis hilfreich. Zentral ist jedoch die Bewertung des Verhältnisses zwischen Thomas von Aquin und Bonaventura, die Joseph Ratzinger in seiner Habilitationsschrift formuliert: „Zwei so verschiedene begriffliche Ausdrucksgestalten (…) sind doch dadurch geeint, dass sie beide zusammen eine christliche Wahrheit ins Licht setzten, die keine von ihnen allein ganz auszudrücken vermag.“10 Unabhängig davon, ob der dann folgende Satz Ratzingers – „Jede der beiden Auffassungen würde im Extrem häretisch sein“11 – haltbar ist, so stellt sich am Ende dieses Buches die Frage, ob sich diese Wertung auf ihn und Rahner übertragen lässt und sie als – zumindest temporäre – »Zielpositionen« dieser Entwicklungslinien notwendig komplementär ergänzen und ob sie demzufolge isoliert betrachtet häretisch wären.

1 Ratzinger charakterisiert rückblickend: „Seine Theologie war – trotz der Väterlektüre seiner frühen Jahre – ganz von der Tradition der suarezianischen Scholastik und ihrer neuen Rezeption im Licht des deutschen Idealismus und Heidegger geprägt. Es war eine spekulative und philosophische Theologie, in der Schrift und Väter letztlich keine große Rolle spielten, in der überhaupt die geschichtliche Dimension von geringer Bedeutung war. Ich war hingegen von meiner Bildung her ganz von Schrift und Vätern und von einem wesentlich geschichtlichen Denken bestimmt“, Ratzinger, Joseph, Aus meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977), München 1998, 131.

2 „Er [Ratzinger] gehört im Unterschied zu Karl Rahner und dessen Generation nicht zu jenen Theologen, die im Rahmen der Neuscholastik groß geworden sind“, Wiedenhofer, Siegfried, Die Theologie Joseph Ratzingers/Papst Benedikts XVI. Ein Blick auf das Ganze, Regensburg 2016, 74f.

3 Vgl. Miggelbrink, Ralf, Plädoyer für eine notwendige Komplementarität. Ralf Miggelbrinks Antwort auf »Die Theologie von Benedikt XVI.«, in: Lebendige Seelsorge 56 (2005) 327-329, 327.

4 Vgl. die theologische Dissertation: Rahner, Karl, E latere Christi. Der Ursprung der Kirche als zweiter Eva aus der Seite Christi des zweiten Adam. Eine Untersuchung über den typologischen Sinn von Joh 19,34 (1936), in: ders., Sämtliche Werke, Band 3: Spiritualität und Theologie der Kirchenväter, Freiburg 1999, 1-84, sowie ders., Aszese und Mystik in der Väterzeit (1939), in: ebd., 125-390.

5 Vgl. Ratzinger, Joseph, Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche, München 1954, aufgenommen in: ders., Gesammelte Schriften, Band 1: Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche. Die Dissertation und weitere Studien zu Augustinus und zur Theologie der Kirchenväter, Freiburg 2011, 43-418.

6 Vgl. Ratzinger, Joseph, Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura, München 1959, aufgenommen in: ders., Gesammelte Schriften, Band 2: Offenbarungsverständnis und Geschichtstheologie Bonaventuras. Habilitationsschrift und Bonaventura-Studien, Freiburg 2009, 419-646.

7 Vgl. hierzu und zum Folgenden: Wiedenhofer, Siegfried, Die Theologie Joseph Ratzingers/Papst Benedikts XVI. Ein Blick auf das Ganze, Regensburg 2016, 54.

8 Wiedenhofer erkennt auch in der theologischen Auseinandersetzung zwischen Joseph Ratzinger und Walter Kasper diese zwei Grundtypen von Theologie wieder. Vgl. ebd., 445.

9 Ratzinger, Joseph, Offenbarung und Heilsgeschichte nach der Lehre des heiligen Bonaventura (1955), in: ders., Gesammelte Schriften, Band 2: Offenbarungsverständnis und Geschichtstheologie Bonaventuras. Habilitationsschrift und Bonaventura-Studien, Freiburg 2009, 53-659, 290f.

10 Ebd., 291.

1. Zusammenarbeit von Ratzinger und Rahner vor und während des Konzils

Bevor die gegenseitige Rezeption der beiden deutschen Theologen ins Auge gefasst wird, soll zunächst die gemeinsame Arbeit und die Arbeit an gemeinsamen Projekten näher in den Blick genommen werden. Sie war insbesondere in der Vorkonzilszeit, wie dann auch während der Kirchenversammlung recht intensiv. Persönlich schienen sie sich nicht unsympathisch zu sein, und verfolgt man die Ergebnisse aus dieser Zeit, legt sich der Schluss nahe: „Die beiden ›konnten‹ miteinander.“1 In einem Interview danach gefragt, ob die Zusammenarbeit mit Rahner kompliziert gewesen sei, erinnert sich Ratzinger: „Würde ich nicht sagen. Er war jemand, der bewusst auf die jungen Menschen, auf die jungen Theologen eingehen wollte. Das hat dann jemandem wie mir erleichtert, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wir hatten damals ein sehr gutes Verhältnis.“2

1 Batlogg, Andreas R., Karl Rahner und Joseph Ratzinger – und das Zweite Vatikanum, in: Stimmen der Zeit 232 (2014) 124-129, 124. James Corkery urteilt sogar: „things were harmonious between Rahner and Ratzinger“, Corkery, James, Rahner and Ratzinger: A Complex Relationship, in: Conway, Pádraic/Ryan, Fáinche (Hrsg.), Karl Rahner. Theologian for the Twenty-first Century, Oxford 2010, 77-100, 80.

2 Benedikt XVI., Letzte Gespräche. Mit Peter Seewald, München 2016, 158.

»Lexikon für Theologie und Kirche«

Bereits kurz nach dem ersten Zusammentreffen beteiligte sich Joseph Ratzinger an jedem der zehn Bände der von Karl Rahner herausgegebenen zweiten Auflage des »Lexikon für Theologie und Kirche« mit insgesamt 24 Artikeln.1 Dabei sind besonders die drei längeren Beiträge zu den wichtigen Stichworten »Kirche«2, »Schöpfung«3 und »Tradition«4 hervorzuheben. Die verschiedenen Bände des Lexikons erschienen zwischen 1957 und 1965. Die Publikation umfasste also den Zeitraum, in den die Vorbereitung des Konzils bis zu dessen Abschluss fiel. Dabei konnte bei der Planung dieses Werkes mit jenem Jahrhundertereignis noch nicht gerechnet werden, weil es Johannes XXIII. erst 1959 ankündigte. Nach der Entscheidung, das Lexikon um drei Ergänzungsbände, in denen alle Konzilstexte in deutscher Sprache übersetzt und kommentiert herausgegeben werden sollen, zu erweitern, verwundert es nicht, dass Ratzinger auch hierbei mitarbeitete. Er schrieb Kommentare zur »Nota praevia explicativa«5, zu Teilen der Offenbarungskonstitution »Dei Verbum«6 sowie zu Teilen der Pastoralkonstitution »Gaudium et spes«7. Damit ist seine Beteiligung auch an diesem Projekt als umfangreich zu bezeichnen.

1 »Auferstehung des Fleisches«, »Auferstehungsleib« (Band I); »Benedictus Deus« (Band II); »Donatismus als Lehre«, »Ewigkeit: II. Theologisch« (Band III); »Gerhard von Borgo San Donnino« (Band IV); »Haus, Haus Gottes«, »Heil: II. Theologisch«, »Himmel: III. Systematisch«, »Himmelfahrt Christi: II. Systematisch«, »Hölle«, »Joachim von Fiore« (Band V); »Kirche: II. Die Lehre des kirchlichen Lehramtes, III. Systematisch«, »Leib Christi: II. Dogmatisch«, »Leichnam«, »Liebe: III. Geschichte der Theologie der L.« (Band VI); »Mittler: II. Dogmatisch«, »Neuheidentum« (Band VII); »Primat« (Band VIII); »Schöpfung« (Band IX); »Sterben«, »Sühne: V. Systematisch« (Band IX); »Ticonius«, »Tradition: III. Systematisch« (Band X).

2 Ratzinger, Joseph, Art. Kirche: II. Die Lehre des kirchlichen Lehramtes, III. Systematisch, in: Höfer, Josef/Rahner, Karl (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Band VI, Freiburg 21961, 172-183, aufgenommen in: Ratzinger, Joseph, Gesammelte Schriften, Band 8/1: Kirche – Zeichen unter den Völkern. Schriften zur Ekklesiologie und Ökumene, Freiburg 2010, 205-219.

3 Ratzinger, Joseph, Art. Schöpfung, in: Höfer, Josef/Rahner, Karl (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Band IX, Freiburg 21964, 460-466, aufgenommen in: Ratzinger, Joseph, Gesammelte Schriften, Band 5: Herkunft und Bestimmung. Schöpfung – Anthropologie – Mariologie, Freiburg 2021, 101-110.

4 Vgl. Ratzinger, Joseph, Art. Tradition, in: Höfer, Josef/Rahner, Karl (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Band X, Freiburg 21965, 293-299, aufgenommen in: Ratzinger, Joseph, Gesammelte Schriften, Band 9/1: Glaube in Schrift und Tradition. Zur Theologischen Prinzipienlehre, Freiburg 2016, 432-441.

5 Vgl. Ratzinger, Joseph, Kommentar zu den »Bekanntmachungen, die der Generalsekretär des Konzils in der 123. Generalkongregation am 16. November 1964 mitgeteilt hat«, in: Höfer, Josef/Rahner, Karl (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Ergänzungsband I, Freiburg 21966, 348-359, aufgenommen in: Ratzinger, Joseph, Gesammelte Schriften, Band 7/1: Zur Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils. Formulierung – Vermittlung – Deutung, Freiburg 2012, 699-711.

6 Vgl. Ratzinger, Joseph, Einleitung und Kommentar zum Prooemium, zu Kapitel I, II und VI der Offenbarungskonstitution »Dei Verbum«, in: Höfer, Josef/Rahner, Karl (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Ergänzungsband II, Freiburg 21967, 498-528.571-581, aufgenommen in: Ratzinger, Joseph, Gesammelte Schriften, Band 7/1: Zur Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils. Formulierung – Vermittlung – Deutung, Freiburg 2012, 715-791.

7 Vgl. Ratzinger, Joseph, Kommentar zum Vorwort und zum ersten Kapitel des ersten Teils der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute »Gaudium et spes«, in: Höfer, Josef/Rahner, Karl (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Ergänzungsband III, Freiburg 21968, 313-354, aufgenommen in: Ratzinger, Joseph, Gesammelte Schriften, Band 7/1: Zur Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils. Formulierung – Vermittlung – Deutung, Freiburg 2012, 795-862.

»Episkopat und Primat«

Ein im eigentlichen Sinn gemeinsames Projekt von Ratzinger und Rahner war dann 1961 die Publikation »Episkopat und Primat«1, welche als Band 11 der von dem Jesuiten herausgegebenen Reihe »Quaestiones disputatae« erschien. Sie besteht neben dem Vorwort aus drei Aufsätzen – zwei von Rahner, einem von Ratzinger –, die teilweise bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Anlass für dieses Buch war die Vermutung, dass sich das Konzil in Fortführung des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) mit dem Verhältnis zwischen Papst und Bischöfen beschäftigen würde. Hierfür wollten die Verfasser einen vorbereitenden, vielleicht standortbestimmenden Diskussionsbeitrag vorlegen.

1 Vgl. Rahner, Karl/Ratzinger, Joseph, Episkopat und Primat, Freiburg 1961.

Konziliare Teamarbeit

Sich nicht nur auf die Vorarbeiten der Kurie zu verlassen und – wenn möglich – Einfluss auf den Verlauf des Konzils zu nehmen, war ein Anliegen, das Karl Rahner umtrieb. Dies zeigte sich nicht nur in dem Buch »Episkopat und Primat«. Nachdem der Wiener Kardinal Franz König den Jesuiten als seinen Konzilsberater ausgewählt hatte, gründete er einen „ganz netten Club“1, der recht bunt zusammengesetzt war. Neben dem Mainzer Bischof und ehemaligen Münsteraner Dogmatikprofessor Herrmann Volk versammelte Rahner seine Mitbrüder aus der Gesellschaft Jesu Jean Daniélou, Henri de Lubac, Otto Semmelroth und Alois Grillmeier, die Dominikaner Marie-Dominique Chenu, Yves Congar und Edward Schillebeeckx sowie die Professoren Johannes Feiner, Hans Küng und Joseph Ratzinger zu dieser Runde.2 Da die von der Kurie erstellten Schemata, die vor Beginn des Konzils an die Bischöfe versandt wurden, von einer Qualität waren, die auf breite Kritik stieß,3 traf sich dieser Kreis bereits im Juli und September 1962 in Mainz.4 Nachdem sich die Konzilsväter zu Beginn der ersten Sitzungsperiode dagegen ausgesprochen hatte, die vorbereiteten Texte einfach abzunicken,5 und entschieden, mit ihren Periti eigene Konzilsdokumente zu formulieren, trafen sie sich wieder zu mehreren Zusammenkünften in Rom.6

1 Brief von Karl Rahner an Hans Küng im Juli 1962, zitiert nach: Derwahl, Freddy, Der mit dem Fahrrad und der mit dem Alfa kam. Benedikt XVI. und Hans Küng – ein Doppelporträt, München 2006, 110.

2 „Rahners Club würde Konzilsgeschichte schreiben. Gleichzeitig muss man schmunzeln: Welch eine eigenartige Allianz so verschiedener Männer hielt der knorrige Jesuit für möglich! Noch eigenartiger: es sollte sie wirklich geben. Und sie sollte funktionieren“, ebd., 110f.

3 Beispielhaft die Einschätzung von Yves Congar: „Es stimmt, die vorbereiteten Schemata sind oberflächlich, schulmäßig, zu philosophisch und zu negativ; man könnte glauben, es hätte nicht vierzig Jahre biblischer, theologischer und liturgischer Arbeit gegeben“, Congar, Yves, Erinnerungen an eine Episode auf dem II. Vatikanischen Konzil, in: Klinger, Elmar/Wittstadt, Klaus (Hrsg.), Glaube im Prozeß. Christsein nach dem II. Vatikanum, Freiburg 1984, 22-64, 26.

4 Vgl. Batlogg, Andreas R., Die Stunde der Theologen, in: Die Furche 48 (2012) 18-19, 19.

5 „Dass (…) eine Konzilsversammlung zum ersten Mal in der Kirchengeschichte den Mut aufgebracht hat, alle 71 Schemata (die immerhin von offiziellen Kommissionen vorbereitet, von der zentralen Vorbereitungskommission examiniert und vom Papst approbiert worden waren) sukzessive in den ersten Tagungswochen schlichtweg abzulehnen, kann historisch nur erklären, wer das II. Vatikanum als performatives Symbolereignis begreift“, Wassilowsky, Günther, Kontinuum – Reform – (Symbol-) Ereignis? Konzilsgeschichtsschreibung nach Alberigo, in: Bischof, Franz Xaver (Hrsg.), Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). Stand und Perspektiven der kirchenhistorischen Forschung im deutschsprachigen Raum, Stuttgart 2012, 27-44, 41.

6 Vgl. Terrazas, Santiago Madregal, Die Aufzeichnungen über die Kirchenkonstitution Lumen gentium im Konzilstagebuch des Frankfurter Theologen Otto Semmelroth SJ, in: Ansorge, Dirk (Hrsg.), Das Zweite Vatikanische Konzil. Impulse und Perspektiven, Münster 2013, 103-140, 110f; Congar, Yves, Erinnerungen an eine Episode auf dem II. Vatikanischen Konzil, in: Klinger, Elmar/Wittstadt, Klaus (Hrsg.), Glaube im Prozeß. Christsein nach dem II. Vatikanum, Freiburg 1984, 22-64, 23-27.

»De revelatione Dei et hominis in Jesu Christo facta«

Joseph Ratzinger und Karl Rahner erhielten Mitte Oktober 1962 den Auftrag, auf Grundlage eines Textes Ratzingers1 eine ausführlichere und vertiefte Version davon zu erarbeiten, die als Alternativentwurf eingebracht werden könnte.2