Raucher sterben früher - Bernhard Hatterscheidt - E-Book

Raucher sterben früher E-Book

Bernhard Hatterscheidt

4,8

Beschreibung

Unversteuerte Zigaretten der russischen Marke "Lena" überschwemmen den deutschen Markt. Die Kölner Zollfahndung tappt zunächst im Dunkeln. Wer steckt hinter dem Schmuggel, der einen Steuerschaden in Millionenhöhe verursacht? Das Team um Zollamtmann Theveßen entdeckt eine erste heiße Spur zum unbekannten Drahtzieher der Bande. Zeitgleich erschüttern mehrere Morde in der deutsch-kasachischen Gemeinde im Rheinland die Öffentlichkeit. Die Kölner Mordkommission unter Leitung der Kriminalhauptkommissarin Gabi Kreuzmann nimmt die Ermittlungen auf. Bald zeigen sich ungeahnte Parallelen zwischen beiden Verfahren.

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Meinem Vater, in dankbarer ErinnerungBernhard Hatterscheidt

Vorwort

Dieser Roman beruht auf Tatsachen. Die Ermittlungen und Vernehmungen orientieren sich an der Wirklichkeit.

Keine der genannten Personen existiert jedoch zu 100% so, wie sie hier beschrieben wurde. Namensähnlichkeiten sowie Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind daher nicht immer rein zufällig. Wer sich erkennen möchte, soll dies gerne tun. Vor allen Dingen aber soll dieser Krimi unterhalten!

Prolog

Nikolaij Boschenko hatte seine Reise zum Kältepol nach Jakutsk fast beendet. Er hatte sein Ziel mit einem Billigflieger in gut zwei Tagen erreicht, auch wenn er die Fliegerei abgrundtief hasste. Nur noch schlappe 10 Kilometer trennten ihn von seinem Ziel Nischni Bestjach, einer so genannten „Siedlung städtischen Typs“. In deren unmittelbarer Nähe stand eine illegale Zigarettenfabrik, die mit der stilvollen Marke LENA de luxe den europäischen Markt überschwemmte. Aber diese Fabrik war nicht sein Ziel. Nein, er wollte lediglich zur Beerdigung seiner Großtante anreisen, die als eine der letzten Russen deutscher Herkunft in dieser gottverlassenen Gegend zurückgeblieben war. Dabei musste er äußerst konspirativ vorgehen, ja, sich regelrecht verstecken. Boschenko musste sich hüten, den Betreibern der Zigarettenfabrik auch nur für einen kurzen Moment zu begegnen. Wenn sie herausfänden, dass er hier war, würde es ihm dreckig gehen – dessen war er sich bewusst...

Die Zigaretten aus der illegalen Fabrik trugen den gleichen Namen wie der Fluss Lena, der jeden Winter als Autobahn dient, um auf die andere Seite zu gelangen, denn für die drei kurzen Sommermonate lohnt es sich nicht, eine teure Brücke zu bauen. Boschenko, der Handlanger von Sascha, dem bisherigen Vertriebsleiter der Region West für diese illegale Zigarettenmarke, kannte sich in der Gegend aus. Er war hier aufgewachsen und erst vor zehn Jahren mit seiner Familie als eine der letzten russlanddeutschen Sippen Jakutiens1 in die Heimat seiner Urahnen ausgewandert.

Als er aus dem angemieteten BMW X5 stieg, stockte ihm bei minus 45 Grad der Atem, aber dank seiner dicken Jacke und Unty, den Luxuswinterstiefeln aus Hirschleder, fror er nicht. Er bewunderte die Eisskulpturen rund um die Kirche und erinnerte sich, wie er als Kind den einheimischen Künstlern dabei zugesehen hatte, wie diese mit dem vereisten Wasser spielten.

Für sein Abendessen kaufte er sich einen Fisch auf dem Markt. Aufgrund der immensen Kälte waren die Stroganina auf den gefrorenen Schwänzen in Reih und Glied aufgestellt. Danach setzte er sich wieder in seinen Wagen und fuhr weiter auf der so genannten „Straße der Knochen“2 nach Magadan. Bei dem Gedanken an den in dünne Streifen geschnittenen und in etwas Salz und Pfeffer getunkten Fisch lief ihm das Wasser im Mund zusammen.

Ein Streifenwagen der örtlichen Polizei überholte ihn und schaltete den blau-rot blinkenden Leuchtbalken an, um ihn zum Anhalten zu bewegen. Aus dem weißen Ford Focus Stufenheck mit blauen Seitenstreifen und schwarzen Folienscheiben stiegen zwei junge Beamte niederer Chargen, die ihre Pelzmützen aufsetzten und ihn grimmig anstarrten. Das Herz rutschte Boschenko in die Hose, als er von einem der Streifenbeamten angesprochen wurde.

„Ihre Papiere!“, befahl der Polizist, dessen Atem kleine Wölkchen in den frostigen Himmel blies, während er nach seiner dienstlichen Makarow-Pistole griff. Im nächsten Augenblick hielt er sie dem zur Salzsäule erstarrten Boschenko hämisch grinsend unter die Nase. Ganz langsam, wie in Zeitlupe, krümmte sich sein Finger am Abzug.

„Ihr Befehl wurde ausgeführt, Major!“, sagte der junge Polizist zu seinem uniformierten, ordenbehangenen Vorgesetzten, der nur jovial lächelte und dem hageren Beamten mit einem gemurmelten „Gut, gut, Towarischtsch!“ auf die Schulter klopfte. Niemand hätte vermutet, dass er, der hochrangige Polizeioffizier, der Drahtzieher des Zigarettenschmuggels war. Noch am gleichen Tag verschickte er eine E-Mail an Sascha, seinen ehemaligen Vertriebsleiter – mit einem als Anhang beigefügten Bild des toten Boschenko und den Worten SMERT PREDATEL’!3 Er hoffte, dass das seinem einstigen „Mitarbeiter“ Warnung genug sein würde, sich nicht noch einmal in seine Geschäfte einzumischen.

Wenige Tage später fanden Einheimische einen von Wölfen zerrissenen menschlichen Körper unweit der illegalen Zigarettenfabrik. Wie die dortige Polizei später mitteilte, handelte es sich um den 27-jährigen Nikolaij Boschenko. Sie gingen offiziell von der Unachtsamkeit eines Touristen aus, der eben dadurch von Wölfen angegriffen und getötet worden war. Was hätte die Polizei auch anderes berichten sollen? Schließlich war einer ihrer hochrangigen Beamten unmittelbar in den Mord verwickelt. Aber sie würden eine gute Erklärung finden: Die beiden Einschusslöcher in der Brust hatte sich wohl ein Wolf schmecken lassen und die Projektile würden nun im ewigen Eis liegen.

Immerhin hatte Sascha die für ihn bestimmte Warnung erhalten. Er würde sich – so hoffte der Polizeimajor – in Zukunft mehrmals überlegen, ob er auch weiterhin hinter der belgischen Grenze eine illegale Zigarettenfabrik betreiben und seine LENA de luxe zwei Euro günstiger auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollte – wobei er sich dreisterweise der bekannten Wege seines bisherigen „Arbeitgebers“ und neuen Kontrahenten bediente.

Der blutige Krieg der Zigarettenmafia in Westeuropa hatte begonnen.

1Amtlich „Republik Sacha“; flächenmäßig größter Gliedstaat der Russischen Föderation (im Nordosten des asiatischen Teils Russlands)

2Eine von Stalins Zwangsarbeitern, so genannten GULag-Häftlingen, gebaute Trasse

3Russisch für „Tod dem Verräter!“

1

Deutsch-belgischer Grenzübergang Lichtenbusch, Bundesautobahn 44, Mittwoch, 31. Oktober 2012, 21:37 Uhr

Zollbetriebsinspektor (ZBI) Otto Gilles und Zollhauptsekretär (ZHS) Norbert Franzen hatten es sich in ihrem grün-weißen VW Passat Variant so gemütlich wie möglich gemacht. Obwohl es draußen bereits stockdunkel und bitterkalt war, hatten sich die beiden Beamten der KEV4 des Hauptzollamts Aachen mit Kaffee und ihren dicken dunkelgrünen Winteranoraks aufgewärmt. Franzen hatte seine Rückenlehne fast bis in die Waagerechte heruntergedreht und drohte daher immer wieder, einzuschlafen. Seit einigen Stunden hatten sich die beiden Zöllner auf dem Rastplatz Lichtenbusch postiert, der kurz hinter dem Grenzübergang lag. Bislang hatten sie jedoch noch kein verdächtiges Fahrzeug entdeckt.

„Scheint doch noch ’ne ruhige Schicht zu werden, was?“, stellte der beleibte ZBI Gilles kurzatmig fest.

„Ich weeß et nit, Chef“, antwortete ZHS Franzen zögerlich, rappelte sich hoch und trank einen Schluck Kaffee aus seiner Deckeltasse, die er auf dem Armaturenbrett abgestellt hatte. Genau an dieser Stelle war die Windschutzscheibe auf der Innenseite beschlagen.

Plötzlich blendete Scheinwerferlicht auf. Ein weißer Mercedes Sprinter mit Hochdach und belgischer Zulassung, der mit hohem Tempo an dem Rastplatz vorbeirauschte, erhellte den Innenraum des Passats. Sein ausgeprägter Spürsinn riet Gilles, sich den Wagen einmal näher anzuschauen.

„Gib Gas, Jung“, sagte er zu Franzen und deutete auf den belgischen Kleintransporter. In Windeseile drehte dieser seine Rückenlehne ein wenig höher und holte alles aus dem brandneuen VW-Kombi heraus. Da seine Rückenlehne aber immer noch ziemlich schräg stand, musste sich Franzen wie ein Kletteräffchen förmlich an seinem Lenkrad hochziehen. Durch das ruckelnde Schalten des Doppelkupplungsgetriebes verabschiedete sich Franzens noch halbgefüllte Deckeltasse vom Armaturenbrett Richtung Fußraum – jedoch nicht, ohne zuvor seine tannengrüne Cargohose mit einem heißen Schwall Kaffee zu besudeln.

„Verdammte Scheiße!“, schrie Franzen vor Wut und Schmerz auf. „Wir mussten diesem Frittenkopp ja unbedingt ganz dringend hinterherfahren!“, nörgelte er in Gilles’ Richtung, worauf der jedoch gar nicht einging.

Nur kurze Zeit später waren sie auf gleicher Höhe mit dem Transporter, dann hatten sie ihn überholt und den rot blinkenden Anhaltesignalgeber ZOLL – FOLGEN – FOLLOW ME auf dem Dachbalken eingeschaltet. Sie lotsten den Sprinter auf den Rastplatz Königsberg. Gilles und Franzen stiegen aus und gingen auf die Führerkabine zu, die nur mit einer Person besetzt war. Gilles sprach den schmächtigen schwarzafrikanischen Fahrer an:

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