Raus aus dem Hormonkarussell - Dr. med. Judith Bildau - E-Book

Raus aus dem Hormonkarussell E-Book

Dr. med. Judith Bildau

0,0
16,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mitte 30 - und plötzlich spielen die Hormone verrückt? Willkommen im turbulenten Hormonkarussell ab Mitte 30! Doch Moment mal, Spaß sieht anders aus: Der Zyklus gerät aus dem Takt, die Stimmung schwankt wie ein Wackelpudding, der Schlaf war auch mal besser, PMS-Beschwerden nehmen zu, das Gewicht leider ebenso. Und vielleicht fühlst du dich damit, wie viele andere Frauen auch, im Stich gelassen. Kein Wunder, denn selbst in den Frauenarztpraxen wird meist nicht genügend darüber aufgeklärt: Zwischen 35 und 45 Jahren, bereits weit vor der Menopause, können erhebliche Hormonveränderungen auftreten. Mit einem gravierenden Einfluss auf die Lebensqualität! Genau hier setzt Gynäkologin und Hormonexpertin Dr. med. Judith Bildau an. Leicht verständlich klärt sie über die Ursachen hinter den Symptomen auf und zeigt auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und mit viel Erfahrung, was wirklich hilft für körperliches Wohlsein und eine stabile Psyche: - Nährstoffe und weitere Foodhacks - Moderne Naturheilkunde - Einsatz bioidentischer Hormone - Mit 20 leckeren Gerichten

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 262

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Impressum

© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Petra Bradatsch / Stella Schossow

Lektorat: Margarethe Brunner

Bildredaktion: Nele Schneidewind / Simone Hoffmann

Umschlaggestaltung: ki36 Editorial Design, München, Nicole Pfeiffer

eBook-Herstellung: Maria Prochaska

ISBN 978-3-8338-9428-2

1. Auflage 2024

Bildnachweis

Coverabbildung: iStockphoto

Infografiken: GU/Dorothee Griesbeck

Fotos: Adobe Stock; iStockphoto; Getty Images; GU/Büro Wünsch & Stömer; GU-Archiv/Mona Binner; GU-Archiv/Grossmann.Schürle; GU-Archiv/Florian Hauer; GU-Archiv/Juni Fotografen; GU-Archiv/Kramp+Gölling; GU-Archiv/Mathias Neubauer; GU-Archiv/Katrin Winner; GU-Archiv/Wolfgang Schardt; Peter Müller, Autorinnenfoto Klappe

Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München www.imageprofessionals.com

GuU 8-9428 04_2024_01

Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

www.facebook.com/gu.verlag

Garantie

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteur*innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft. Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem Online-Kauf.

KONTAKT ZUM LESERSERVICE

GRÄFE UND UNZER VERLAG Grillparzerstraße 12 81675 Münchenwww.gu.de

Wichtiger Hinweis:

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

HAPPYHORMONE

Ein ausgeglichener Hormonhaushalt bringt Gesundheit, Wohlbefinden und seelisches Gleichgewicht. Ausgehend von den Erfahrungen, die sie täglich mit ihren Patientinnen macht, zeigt Frauenärztin Dr. Judith Bildau, worauf Frauen ab 35 achten müssen: Hormonelle Schwankungen können schon jetzt zu ganz unterschiedlichen Beschwerden führen, die sich mit der richtigen Behandlung einfach beheben lassen. Die erfahrene Gynäkologin erklärt einfach, klar und anschaulich, was du über deine Hormone wissen musst und wie du sie wieder ins Gleichgewicht bringst, wenn sie aus der Reihe tanzen.

Die Power der weiblichen Hormone Östrogenund ProgesteronSelbstbehandlung mit Heilpflanzen, Mikronährstoffenund gezielter ErnährungSex, Partnerschaft und Beruf aktiv gestalten und genießenDer selbstbewusste Umgang mit grauen Haaren,anspruchsvoller Haut und zusätzlichen PfundenBetter Aging und Longevity durch Ernährung, Bewegungund clevere VorsorgeLernen am Beispiel: Fünf Frauen erzählen von ihrenBeschwerden und bekommen medizinisch fundierteTipps, wie sie damit umgehen können

SCHLECHTERSCHLAF

Liegst du nachts häufiger wach und plagst dich mit Ein- und Durchschlafstörungen? Dahinter können sich bereits ab Mitte 30 hormonelle Veränderungen verbergen. Häufig kommt es nun vor allem in der zweiten Zyklushälfte zu einem unausgeglichenen Zusammenspiel der Hormone Östrogen und Progesteron. Die Folge davon sind schlaflose Nächte. Das kann helfen:

Verschiedene Phytotherapeutika wie Schafgarbeund FrauenmantelGezielte Ernährung mit gesunden Fetten (Omega-3!)und sojareichen LebensmittelnNahrungsergänzung, insbesondere Vitamin B6, Zink,Vitamin D, Magnesium und Omega-3-FettsäurenPhytopharmaka, die an den GABA-Rezeptoren im Gehirnwirken und dadurch beruhigend und schlaffördernd sind,zum Beispiel Baldrian, Melisse und PassionsblumenkrautBehandlung mit bioidentischen Hormonen, auch Melatonin,und hormonellen Verhütungsmitteln (verschreibungspflichtig)

UNGEWÜNSCHTEGEWICHTSZUNAHME

Du isst normal, bewegst dich wie gewohnt und achtest auf deine Gesundheit – und trotzdem bewegt die Anzeige der Waage sich stetig nach oben? Eine ungewollte Gewichtszunahme ist typisch für die Phase, in die Frauen ab 35 allmählich eintreten. Verantwortlich ist neben dem Zuviel an Östrogen und dem Mangel an Progesteron die stetige Abnahme deiner Muskelmasse. Das kann helfen:

Viel Bewegung, gezielter Muskelaufbau, Entspannung und SchlafPhytotherapeutika wie MönchspfefferSojareiche ErnährungNahrungsergänzung mit Vitamin B6, Zink und Vitamin DBehandlung mit bioidentischen Hormonen und hormonellen Verhütungsmitteln (verschreibungspflichtig)

VORWORT

Glücklicherweise gibt es ja mittlerweile für jede wichtige Altersspanne im Leben einer Frau diverse Ratgeber. Für fast jede Altersspanne. Ich spreche von der Pubertät, der Schwangerschaft, den Wechseljahren, dem gesunden Älterwerden im Senium. Doch eine wichtige Zeitspanne fehlt. Und sie fehlt schmerzlich. Ich bin durch Buchhandlungen gelaufen, habe online gestöbert – und nichts gefunden. Gerade so, als ob wir vergessen wurden. Vielleicht wollten sie uns aber auch nicht stören, ja, gar ablenken. Wir sind nämlich vermutlich alle gerade sehr beschäftigt. Mit Familienplanung oder -abschluss, beruflich endlich fußfassend oder standhaltend, eingespannt in ein buntes Familienleben oder unser Singledasein. Auf jeden Fall sehr oft für andere da und von anderen gebraucht, beschäftigt mit den Turbulenzen des Lebens.

Zwischen Lebenslust, PMS und den ersten grauen Haaren

Aber was ist denn nun mit uns Frauen, die zwar mitten im Leben stehen, aber irgendwie in keine Kategorie reinpassen? Frauen zwischen Mitte dreißig und Mitte vierzig, die schon viele Lebensetappen, wie Ausbildung, Beziehungen, möglicherweise Ehen, Schwangerschaften und Geburten hinter sich gebracht haben, aber spüren: Da geht noch mehr! Die aber auch merken, dass sich ihr Körper langsam verändert, dass die jugendliche Energie, der unerschütterliche Optimismus und die nicht enden wollende Kraft der 20er nicht mehr so vorhanden sind, wie sie es einmal waren.

Wir befinden uns noch nicht in den Wechseljahren, aber kommen eben auch nicht mehr gerade aus der Pubertät. Manche von uns sind bereits Mütter, manche überlegen, ob jetzt nicht der richtige Zeitpunkt wäre, um sich den Kinderwunsch zu erfüllen, wenn nötig, auch als Single-Mom. Andere wiederum hinterfragen noch einmal die Entscheidung, keine Kinder in diese Welt setzen zu wollen, oder bereuen es, jemals Mutter geworden zu sein. Viele lehrreiche Lebenserfahrungen wurden bereits gemacht, Verbindungen und Trennungen durchlebt, Grenzen gesetzt und wieder aufgehoben und der eigene Körper dabei beobachtet, wie er langsam an Spannung und Elastizität verliert und der Menstruationszyklus sich merkwürdigerweise verändert. Das erste graue Haar sprießt nun auf unserem Kopf und plötzlich tritt eine Histaminintoleranz auf, obwohl wir uns in unserem Leben noch nie mit Unverträglichkeiten beschäftigen mussten. Wir werden in dieser Phase häufig prämenopausal genannt, was medizinisch eigentlich nicht korrekt ist. Denn prämenopausal sind im Grunde alle diejenigen, die sich vor der Perimenopause befinden, also vor den Wechseljahren. Auch 15-jährige Mädchen. Und mit denen kann man uns mitnichten vergleichen.

Ich habe lange nach einem passenden Begriff gesucht, ich habe in meinen Lehrbüchern der Gynäkologie geblättert und auch sogenannte »Frauenzeitschriften« durchforstet: Ich habe nichts gefunden. Außer midlife crisis – und dieser Ausdruck ist in unserem Zusammenhang natürlich absoluter Quatsch. Veränderungen sind nicht gleichbedeutend mit Krisen. Meine Schlussfolgerung: Es gibt überhaupt keinen Begriff für Frauen in dieser Lebensphase. Für diese zehn Jahre, in denen Frauen zwar sichtbar sind, aber deren sich verändernde Bedürfnisse eigentlich keinen Terminus haben. Nun kann man sagen, dass es den ja auch nicht geben muss, dass nicht alles in Kategorien oder Schubladen gepackt werden sollte. Stimmt! Das Problem ist aber, dass wir genau dadurch durch jedes Raster fallen.

Geht die Ende 30-jährige, toughe und selbstbewusste Frau zu ihrer Frauenärztin, weil sie sich kurz vor ihrer Periode überhaupt nicht mehr wiedererkennt, nur weint und sich am liebsten im Bett verkriechen möchte, heißt es häufig, dass sie vermutlich unter einem Burnout oder gar einer Depression leidet. Dass das PMS, ein anerkanntes, hormonell bedingtes Krankheitsbild ist, das häufig genau in diesem Alter auftritt und erfolgreich behandelt werden kann, wird gar nicht thematisiert. Genauso wie die Veränderung des Körpergewichts, das langsam steigt, obwohl wir ernährungs- und bewegungstechnisch gar nichts verändert haben. Oder die schlechter werdende Schlafqualität, die sich in immer tiefer werdenden Augenringen abzeichnet und deren Auswirkungen wir in unserem vollen Alltag deutlich spüren.

Einen Hormonstatus zu erstellen, scheint vielen Ärztinnen nicht angebracht, denn für die Wechseljahre sind wir eigentlich noch zu jung. Plötzlich vertragen wir die Pille nicht mehr, die wir eigentlich seit Jahrzehnten einnehmen, und verlieren beim Husten Urin. So viele Veränderungen, die wie aus dem Nichts auftreten, die von Außenstehenden oftmals belächelt werden, uns das Leben aber schwer machen und uns Lebensqualität nehmen. Fühlen wir uns doch eigentlich mittlerweile ziemlich wohl mit uns selbst, bemerken wir jetzt immer häufiger, dass etwas anders wird. Und dass diese Veränderung nicht nur Gutes beinhaltet. Dafür wollen wir uns eigentlich wappnen, stärken und schließlich mit Freude älter werden, leider wissen wir gar nicht so richtig, wie das geht. Immer öfter ertappen wir uns dabei, dass wir im Drogeriemarkt vor dem Regal mit den Nahrungsergänzungsmitteln oder gar den natürlichen Schlafmitteln stehen, nicht wissend, wo wir jetzt zugreifen sollten.

In between – aber mittendrin

Der medizinische Fokus auf dem, was anders wird und was wir brauchen, fehlt bislang, denn von außen betrachtet stehen wir ja in der Blüte unseres Seins. Viel öfter werden deshalb die Symptome auf den stressigen Job, den Spagat zwischen Familie und Beruf oder die konfliktbeladene Beziehung geschoben. Sicherlich spielen all diese Faktoren in das Wohlbefinden hinein, dennoch unterliegt unser Körper nun einem weiteren Wandel. Und dieser muss benannt werden, denn ohne Benennung keine Hilfe. Stattdessen machen wir weiter wie bisher und belächeln unsere Beschwerden selbst.

Ich möchte diese Zeitspanne deshalb ab sofort in between nennen. Dazwischen – aber auch mittendrin. Rausgewachsen aus vielen Selbstzweifeln, aber noch nicht wissend, welche Wege wir künftig noch einschlagen werden, mitten im Leben stehend. Mit ersten hormonellen Veränderungen, abnehmender Muskelmasse und weniger regelmäßigen Eisprüngen.

Jetzt ist die perfekte Zeit, um in uns zu investieren!

Auch ich zähle mich übrigens zu den Frauen in between, weiß also nicht nur aus beruflicher, sondern auch aus ganz persönlicher Erfahrung um die Besonderheit dieser Lebensphase mit ihren Wünschen und Bedürfnissen. Viele von uns haben nun das erste Mal die Gelegenheit, manchmal zum ersten Mal auch den Mut, sich mit sich selbst und dem eigenen Körper zu beschäftigen. Was brauchen wir? Was darf weg, was soll bleiben? Wie wollen wir selbstbestimmt älter werden? Wir fühlen: Jetzt ist genau die richtige Zeit, damit zu beginnen, in unsere Gesundheit zu investieren. Und dazu zählt neben der körperlichen selbstverständlich auch unsere mentale Gesundheit.

Gemeinsam möchte ich mit euch auf eine spannende Reise gehen, auf der wir Frauen mit unseren Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen. Eine selbstbestimmte, aufregende und mutige Reise, auf der wir uns wieder ganz neu in unseren Körper verlieben werden – mit all seinen Facetten und Bedürfnissen, die er jetzt hat. Ich möchte mit euch eine Bestandsaufnahme machen und damit beginnen, klug und liebevoll zu investieren – in uns. Denn jetzt ist die beste Zeit, sich mit solchen, vermeintlich unsexy Themen wie Hormonhaushalt, Knochengesundheit und Beckenboden zu beschäftigen. Damit wir uns noch lange sexy, aber vor allem gesund fühlen.

JUNG, ABER NICHT MEHR SO GANZ

DIE ZEIT ZWISCHEN 35 UND 45 JAHREN: FEIERN WIR SIE!

Ich erinnere mich gut daran, als eine Patientin, übrigens eine ehemalige Schulkameradin von mir, vor einigen Jahren in meiner Praxis saß. »Weißt du«, sagte sie kurz vor der Untersuchung, »irgendwie ist es mir gestern Abend wie Schuppen von den Augen gefallen: Wir sind mittelalte Frauen.« Ich verzog unwillkürlich das Gesicht. »Wir sind 35. Das ist doch nicht mittelalt«, entgegnete ich, geradezu etwas beleidigt. »Na ja, zumindest fast. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau liegt bei etwa 83 Jahren. Wir haben also bald die Hälfte unseres Lebens hinter uns«, bestand sie weiterhin darauf. Diese Rechnung ging zwar nicht ganz auf, wirklich widersprechen konnte ich ihr dennoch nicht.

Viel mehr als die Tatsache, dass die Jahre wirklich wie im Flug vergingen, erschreckte mich allerdings die Erkenntnis, dass ich den Ausdruck »mittelalt« als unangenehm empfand. Mein Fokus richtete sich unweigerlich auf den zweiten Teil des Wortes, nämlich auf »alt«, statt auf das »mittel«. »Mittel« bedeutete hier nämlich »mitten im Leben stehend« oder »mittendrin« sein. Und genau da befanden wir uns ja gerade. Was für ein großartiger Ausgangspunkt eigentlich! Wir hatten schon einen ganz schönen Teil unseres Lebens gelebt und einige wichtige Meilensteine gelegt. Statt uns mit stolz geschwellter Brust gegenüberzusitzen, runzelten wir beide die Stirn bei dem Gedanken daran, stetig älter zu werden.

In between rocks!

»Und was wünschst du dir für das Älterwerden?«, fragte ich schließlich nach einigen Sekunden des betretenen Schweigens. »Hm, ich merke, dass mir das Thema Gesundheit immer wichtiger wird. Mein Vater hatte einen Infarkt, meine Mutter leidet an Osteoporose. Bei beiden habe ich das Gefühl, sie haben immer sehr wenig auf sich geachtet. Ich spüre gerade, dass ich in mich und meinen Körper investieren möchte. Deswegen bin ich auch hier. Ich möchte auf jeden Fall gesund älter werden. Ich merke nämlich, dass ich das Altern an sich gar nicht so schlecht finde. Also, ich wäre zumindest nicht gerne noch einmal 20«, grinste sie.

Tatsächlich ging es mir genauso. Ich fühlte mich wohl in meinem Körper, genoss es sehr, emotional nicht mehr so leicht aus der Bahn geworfen werden zu können. Der Wunsch, stets anderen gefallen zu wollen, wurde in den letzten Jahren immer kleiner. Die Zeit zurückdrehen wollte ich also nicht. Möchte ich auch heute nicht. Die Zeit in between macht Spaß. Das fühlen wir nicht nur so, sondern es gibt tatsächlich auch einige Untersuchungen, die zeigen: The time is now!

Die Zyklusapp Natural Cycles hat insgesamt 2600 Frauen zu ihrem Sexleben befragt. Es erfolgte die Einteilung in Altersgruppen: jünger als 23 Jahre, zwischen 23 und 36 Jahre und älter als 36 Jahre. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Die Gruppe der Frauen über 36 hatte die häufigsten und intensivsten Orgasmen. Ein weiterer Hinweis darauf, dass sich wichtige Lebensbereiche mit dem Älterwerden, der wachsenden Erfahrung und vermutlich auch dem Mut, eigene Wünsche und Bedürfnisse (endlich) artikulieren zu können, verbessern.

Eine weitere Befragung, diesmal von insgesamt 2000 deutschen Frauen zwischen 20 und 60 Jahren, ergab, dass Frauen ab 40 Jahren immer selbstbewusster werden. Sie fühlen sich immer mehr in der Lage, für ihre Wünsche und Ziele einzustehen und ihr Leben frei zu gestalten. Aber nicht nur das: 30 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass es nicht ihr Alter sei, das beeinflusse, wie sie sich selbst und ihr Erscheinungsbild wahrnähmen.

Ich habe erst überlegt, ob ich außerdem eine Studie anführen sollte, die zeigt, dass Frauen Anfang 40 auf dem Zenit ihres Einkommens sind. Ein Beweis dafür, dass dieses Alter auch finanziell eine gute Lebensphase ist. Ein Grund zu feiern? Nein. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Die gleiche Untersuchung besagt nämlich auch, dass danach das weibliche Einkommen nicht mehr weiter gesteigert wird, das der Männer aber, bis sie 54 Jahre alt sind. Ein sehr gutes Beispiel für den Gender Pay Gap, der selbst heute noch ausgeprägt vorhanden ist. Ich wünsche mir also, dass wir uns nicht mit dem bisher Erreichten zufriedengeben, sondern weiter nach gesellschaftlicher und beruflicher Gleichberechtigung streben.

Fassen wir also kurz das Bisherige zusammen: Genau jetzt stecken wir nachweislich in einer der besten Phasen unseres Lebens! Das ist eine ganz wunderbare Erkenntnis und die möchte ich hier, am Anfang dieses Buches, noch einmal ganz ausdrücklich betonen! Und unser jetziges Wissen um uns selbst und das Wohlfühlen in unserem Körper sollten wir nun dazu nutzen, liebevoll und aufmerksam in unser zukünftiges Sein zu investieren. Dazu braucht es häufig eine intensivere Bestandsaufnahme.

Die zentralen Fragen: Wo stehe ich? Wo will ich hin?

Sicherlich war es nicht nur das Gespräch mit meiner Schulkameradin, dass bei mir dazu führte, genauer hinzuschauen. Wo stand ich gerade selbst? Wo wollte ich hin? Was wollte ich noch erreichen? Je mehr ich darüber nachdachte und je mehr ich meinen Ist-Zustand reflektierte, desto klarer wurde mir, dass ich (noch) nicht da war, wo ich eigentlich sein wollte.

Ich hatte in meiner Geburtsstadt Abitur gemacht, studiert, meine Ausbildung zur Fachärztin gemacht und meine Kinder bekommen. Ich saß nun, ebenfalls in der gleichen Stadt, mit Mitte 30 in meiner eigenen Praxis. Meine Ausbildung und meine Familiengründung waren gefühlt im Zeitraffer abgelaufen. Immer öfter beschlich mich das Gefühl, dass das noch nicht »alles« gewesen sein könne und ich noch nicht bereit dazu war, mich auf dem bisher Geleisteten auszuruhen. Es musste noch mehr für meine Familie, aber auch für mich geben. Ein paar Monate später zog ich mit unseren Töchtern nach Rom.

JETZT IST DER RICHTIGE ZEITPUNKT, UM IN UNS ZU INVESTIEREN!

In vielen westlichen Gesundheitssystemen sind wir dazu übergangen, »nur« noch Symptome und Krankheiten zu behandeln. Das ist natürlich unglaublich viel, wenn man bedenkt, dass es in vielen Bereichen der Erde nicht einmal einen Zugang zu einer adäquaten medizinischen Versorgung gibt. Was ich allerdings beklagen möchte, ist, dass wir mit den Jahren verloren haben, auf Prävention, also den Schutz unserer Gesundheit, zu achten. Möglicherweise liegt das an dem Überfluss, dem wir tagtäglich ausgesetzt sind: zu viel Essen, zu viel Zucker, zu viel körperliche Bequemlichkeit, aber auch zu viel Arbeit mit ständiger Erreichbarkeit und wenig Ruhepausen. Alles in allem kein Lebensstil, der unsere Gesundheit schützt. Und auch wir selbst investieren in unserem Alltag viel zu wenig in unseren Körper und unsere Seele.

Haben wir von dieser Art »Raubbau« in den letzten Jahrzehnten möglicherweise recht wenig gespürt, so merken wir jetzt recht schnell an unserer Stimmung und unserem Wohlbefinden, wenn wir zu wenig geschlafen oder zu wenig Wasser getrunken haben. Jetzt verzeiht unser Körper eine durchfeierte Nacht nicht mehr so leicht; vielmehr merken wir häufig noch tagelang, dass wir am Wochenende das eine oder andere Glas Wein zu viel getrunken haben und zu spät ins Bett kamen. Konnten wir tagsüber nicht ausreichend trinken, so sehen wir abends im Spiegel, dass unser Teint fahl und irgendwie ausgetrocknet wirkt. Obwohl wir uns über diese äußeren Erscheinungen ärgern, sollten wir unserem Körper eigentlich sehr dankbar dafür sein. Er zeigt uns nämlich, dass unsere Reserven endlich sind und dass es höchste Zeit ist, unsere Batterien regelmäßig aufzuladen und erst gar nicht mehr so lange zu warten, bis sie komplett leer sind.

Selbstfürsorge ist kein Wellnesswochenende

Wenn wir es noch nicht gelernt haben, dann ist spätestens jetzt der Zeitpunkt erreicht, an dem wir Selbstfürsorge lernen und täglich in unseren Alltag einbauen dürfen. Und mit Selbstfürsorge meine ich kein Wellnesswochenende einmal im Jahr oder den Kauf einer unanständig teuren Gesichtscreme. Vielmehr ist es jetzt wichtig, ein tägliches Investment in uns und für uns zu betreiben und dafür auch Zeit einzuplanen. Dabei geht es nicht nur darum, dass wir uns gesund und energiegeladen fühlen, sondern auch darum, den (ja, ich weiß, hässliches Wort!) Alterserscheinungen entgegenzuwirken. Diese treten nämlich viel früher ein, als wir allgemein glauben. Überraschende Fakten dazu gefällig?

Knochen: Bis zum 30. Lebensjahr nimmt unsere Knochenmasse stetig zu. Die knochenaufbauenden Zellen, die Osteoblasten, sind aktiver als die abbauenden, die Osteoklasten. Unser Knochengerüst ist dicht und stark. Mit Anfang, Mitte dreißig wendet sich das Blatt. Nun überwiegt die Aktivität der Osteoklasten. Damit wir nicht Gefahr laufen, dass wir irgendwann einmal an einer krankhaften Verminderung der Knochenmasse leiden, ist es deshalb sinnvoll, nun in unsere Knochengesundheit zu investieren.Muskeln: Ab Anfang dreißig beginnt der ganz natürliche Verlust unserer Muskelmasse. Jährlich werden nun 0,3 bis 1,3 Prozent unserer Muskeln in Fett umgebaut.Haut: Ab etwa 30 Jahren besitzt unsere Haut weniger Kollagen und Hyaluronsäure. Sie wirkt nun schnell müde, außerdem werden die ersten Fältchen sichtbar. Nicht selten wird sie jetzt auch schneller gereizt und es treten Rötungen auf.Haare: Die Funktion der Melanozyten, die Zellen, die für unsere natürliche Haarfarbe zuständig sind, lässt bereits in unseren 30ern nach. Das ist auch der Grund dafür, dass nun die ersten grauen Haare sprießen. Auch die Struktur unseres »granny hair« verändert sich.

Eigentlich also nur logisch, dass genau jetzt ein ganz hervorragender Zeitpunkt ist, unseren Körper und unseren Geist nicht als selbstverständliches Gut zu betrachten, sondern aktiv auf unser Gesundheitskonto einzuzahlen.

HORMONE – BOTENSTOFFE MIT POWER

ERSTE HORMONELLE VERÄNDERUNGEN STEHEN VOR DER TÜR

Wenn wir an einschneidende hormonelle Veränderungen im Leben einer Frau denken, fallen uns vermutlich genau drei Dinge ein:

Pubertät SchwangerschaftWechseljahre

Dabei gibt es eine weitere Lebensphase, in der zum Teil erhebliche Hormonveränderungen auftreten, die einen gravierenden Einfluss auf die Lebensqualität der Frauen haben: Die Zeit in between. Diese Phase geht direkt in die Wechseljahre, die Perimenopause, über. Glücklicherweise rückt die Menopause immer mehr in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses und die Sorgen und Nöte der peri- und auch postmenopausalen Frauen stoßen endlich nicht mehr auf taube Ohren. Verkannt wird dabei allerdings, dass die ersten ovariellen Erschöpfungssymptome bereits Jahre vorher auftreten und den Frauen schon viel früher die Lebensqualität rauben können.

Um die ersten hormonellen Veränderungen besser verstehen zu können, sollten wir uns die Hormone, die für dieses »Schlamassel« verantwortlich sind, einmal genauer anschauen. Es geht vor allem um die beiden Sexualhormone Östrogen und Progesteron.

Wie auf der Abbildung auf > gut zu erkennen ist, sinkt der Progesteronspiegel bereits weit vor der Perimenopause ab. Bei den meisten Frauen ab Ende dreißig, bei einigen auch schon früher. Also zu einem Zeitpunkt, wo wir Frauen (und übrigens auch viele Ärzte) das Thema Hormonveränderungen noch gar nicht auf dem Schirm haben! Wir wundern uns nur darüber, dass unser Zyklus irgendwie anders wird und sich nach und nach einige Beschwerden einschleichen. Welche das sind, dazu kommen wir später noch ausführlich.

Hormone – ein komplexes Miteinander

Beim Thema Hormone ist es ganz wichtig, dass wir die einzelnen Werte nicht isoliert betrachten. Vielmehr ist es so, dass unsere gesamten Körperhormone in einer Beziehung zueinander stehen. Sie greifen wie Zahnräder ineinander. Wenn es in einem Hormonsystem hakt, funktioniert ein anderes oft ebenfalls nicht mehr einwandfrei. Ein sehr gutes Beispiel dafür sind die Sexual- und Schilddrüsenhormone. Zudem arbeiten einige Hormone besonders eng miteinander. So wie die beiden Schwestern Östrogen und Progesteron. Bei diesen beiden ist die Beziehung so eng, dass unser Wohlbefinden davon abhängt, wie die beiden zueinander stehen.

Good to know

Leider herrscht immer noch viel Verwirrung bezüglich der Begriffe, die die verschiedenen weiblichen Lebensphasen beschreiben. Lasst sie uns noch einmal gemeinsam ordnen:

Prämenopause: Dieser Zeitraum beschreibt die fruchtbare (fertile) Zeit einer Frau von der Pubertät bis zu den Wechseljahren.in between (Achtung Worteigenkreation!): Gemeint sind die Jahre vor der Perimenopause, in denen bereits erste hormonelle Veränderungen auftreten.Perimenopause: Dieser Begriff umfasst die eigentlichen Wechseljahre. Häufig wird dieser Zeitraum auch als Klimakterium bezeichnet.Menopause: Der Begriff bezeichnet die letzte Menstruationsblutung einer FrauPostmenopause: Zwölf Monate nach der letzten Menstruationsblutung beginnt die Postmenopause und beschreibt das völlige Erlöschen der Ovarialfunktion.

Wenn wir uns noch einmal die Abbildung auf > anschauen, sehen wir, dass der Östrogenspiegel noch recht lange stabil bleibt. Erst Mitte 40 fällt er rasant ab. Natürlich gibt es auch hier Frauen, deren Östrogen sich bereits früher verabschiedet, meist ist es aber so, dass es einige Jahre dauert, bis das Östrogen nachzieht. In dieser Zeit haben die Frauen eine sogenannte relative Östrogendominanz. Übersetzt heißt das, dass der Östrogenspiegel im Verhältnis zum Progesteronspiegel zu hoch ist. Die beiden Hormone stehen nicht mehr in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Auch das kann erhebliche Beschwerden verursachen.

Um die nun auftretenden Symptome einordnen zu können, lohnt sich ein Blick auf den Hormonverlauf der Hormonschwestern während des Zyklus. Der weibliche Zyklus dauert ungefähr zwischen 26 und 34 Tagen. Die Länge kann von Monat zu Monat variieren, was wiederum ein Beweis dafür ist, dass unser Hormonsystem verschiedenen Einflüssen unterliegt.

Das können zum Beispiel Stress, Zeitumstellung, Schlafmangel, aber auch Infektionen und Medikamente sein. Der erste Tag der Periode wird als erster Zyklustag bezeichnet. Etwa in der Mitte des Zyklus findet der Eisprung, also die Ovulation, statt. Die Gebärmutterschleimhaut, die sich danach aufbaut, um es der möglicherweise befruchteten Eizelle schön kuschelig zu machen, blutet mit der nächsten Menstruationsblutung wieder ab, wenn es zu keiner Befruchtung gekommen ist.

Good to know

Gerne wird der Zyklus in vier Phasen eingeteilt:

Menstruationsphase (Tag 1 bis 4): Die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut blutet regelmäßig mit der Menstruationsblutung ab.Follikelphase (Tag 5 bis 13): Unter dem Einfluss des von der Hypophyse stammenden Hormons follikelstimulierendes Hormon (FSH) reift ein Follikel heran, der später die reife Eizelle freisetzt.Ovulation (ca. 14 Zyklustag): Durch den Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH) findet der Eisprung statt und die Eizelle wandert durch den Eileiter Richtung Gebärmutter.Lutealphase (Tag 15 bis 28): Die Gebärmutterschleimhaut baut sich auf, um im Anschluss die befruchtete Eizelle aufnehmen zu können.

Progesteron

Progesteron wird bei Frauen vor allem in den Eierstöcken gebildet. Nach dem Eisprung entsteht dort aus dem geplatzten Follikel der sogenannte Gelbkörper, auch Corpus luteum genannt. Dieser produziert Progesteron, das häufig unter dem Namen »Gelbkörperhormon« bekannt ist. Wir können auf der Abbildung sehen, dass das Progesteron vor allem in der zweiten Zyklushälfte von Bedeutung ist. Es sorgt unter anderem dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut sich so aufbaut, dass eine befruchtete Eizelle sich einnisten und eine Schwangerschaft sich weiterentwickeln kann. Im Verlauf übernimmt der Mutterkuchen, die Plazenta, die Produktion und die Progesteronwerte steigen stark an. Kommt es zu keiner Schwangerschaft, fällt das Progesteron ab und eine Menstruationsblutung setzt ein.

Ich nenne Progesteron gerne das »Wellbeing-Hormon«. Es hat viele Eigenschaften, die dafür sorgen, dass wir uns wohlfühlen. Es wirkt angstlösend, entspannend und schmerzlindernd. Und, ganz wichtig, es lässt uns gut schlafen! Seine Abbauprodukte entfalten ihre Wirkung über sogenannte GABA-Rezeptoren in unserem Gehirn, was uns nicht nur entspannen, sondern auch besser schlafen lässt. Außerdem hat das Hormon noch viele weitere wichtige und schützende Effekte auf unseren Körper:

Östrogen

Der Einfachheit halber schreibe ich hier immer wieder vom Hormon Östrogen. In Wahrheit ist es allerdings so, dass es nicht nur ein Östrogen gibt, sondern gleich mehrere. Meistens werden Estron (E1), Estradiol (E2) und Estriol (E1) als die drei Hauptformen bezeichnet, und ich möchte das gerne so übernehmen. Dennoch lohnt es sich, die drei Power-Östrogene genauer zu betrachten.

Estron (E1) ist das zweitstärkste Östrogen im weiblichen Körper. Es wird in den Eierstöcken, dem Fettgewebe und der Nebennierenrinde gebildet. Estron ist außerdem eine Vorstufe von Estradiol. Im Gegensatz zum Estradiol fällt das Estron in den Wechseljahren nicht ganz so ausgeprägt ab.Estradiol (E2) ist das am stärksten wirkende Östrogen und wird hauptsächlich im reifenden Follikel des Eierstocks gebildet. Dieser Wert bleibt noch relativ lange stabil, bis er in der Perimenopause recht abrupt abfällt.Estriol (E3) spielt vor allem in der Schwangerschaft eine Rolle und wird deshalb häufig auch als Schwangerschaftsöstrogen bezeichnet. In dieser Zeit wird es im Mutterkuchen gebildet. Ansonsten ist es hauptsächlich ein Abbauprodukt von Estron und Estradiol, zu geringen Anteilen wird es außerdem in den Eierstöcken, der Leber und der Nebennierenrinde hergestellt.

Wenn wir also sehen, was allein zwei Hormone (wohl wissend, dass es nicht nur ein, sondern mehrere Östrogene gibt) in unserem Körper steuern, auslösen und kontrollieren, ist es nun nicht mehr verwunderlich, dass wir schnell spüren, wenn sich etwas in diesem System ändert oder nicht mehr im Einklang ist.

So gehen wir den Veränderungen auf den Grund

Ich bekomme sehr oft die Frage gestellt, woher man weiß, dass ein Hormonungleichgewicht vorliegt und bestimmte Beschwerden hormonell bedingt sind. Meine Antwort wird von vielen Kollegen und Kolleginnen skeptisch betrachtet, aber ich bin der festen Überzeugung: Eine Hormonanalyse ist ein wichtiges Diagnosetool! Ich persönlich bevorzuge hier die Blutuntersuchung, arbeite bei Bedarf aber auch mit Speicheltests. Ich kann es meinen Patientinnen beim besten Willen nicht ansehen, ob sie eine Östrogendominanz haben oder ob ihre Schilddrüse nicht mehr astrein funktioniert. Ein häufig vorgebrachtes Argument ist, dass eine Hormonanalyse bei Frauen in between nur eine kurze Momentaufnahme sein kann. Das stimmt! Deshalb ist es meine Aufgabe als Ärztin, diese Momentaufnahme in einen Gesamtkontext zu bringen. Das ist oft so, wie ein Puzzle aus vielen Teilen zusammenzusetzen. Aber es lohnt sich! Zunächst ist es ganz wichtig, die Hormonanalyse nicht an einem beliebigen Tag durchführen zu lassen. Möglicherweise muss sie für ein klares Bild auch einmal (oder mehrmals) kontrolliert werden. Meine Empfehlung:

Erste Zykluswoche: FSH, Estradiol, Testosteron, TSH, fT3, fT4Zwischen dem 20. und 25. Zyklustag: Progesteron

Ich bitte meine Patientinnen außerdem, ein Symptomtagebuch zu führen und ihren Zyklus zu tracken.

Sinkender Progesteronspiegel

Eine weitere Frage, die mir meine Frauen häufig stellen, lautet: Wieso sinkt der Progesteronspiegel bereits so früh? Hier die Antwort: Mit steigendem Alter haben wir immer häufiger anovulatorische Zyklen, das heißt Monate, in denen kein Eisprung stattfindet. Wir steuern auf die Lebensphase zu, in der unsere Eizellreserven aufgebraucht sind. Da wir jetzt wissen, wo und wie das Progesteron hergestellt wird, ist leicht nachvollziehbar, dass durch die immer häufiger ausbleibende Ovulation die Konzentration des Hormons im Blut sinkt. Bei fehlendem Eisprung entsteht kein Gelbkörper und ohne Gelbkörper kein Progesteron. Was darauf folgt, ist über kurz oder lang ein Progesteronmangel. Und dieser Mangel kann eine ganze Palette an Symptomen auslösen, die wir uns im Einzelnen anschauen werden!

Good to know

Wusstest du, dass alle Eizellen bereits bei unserer Geburt im Eierstock vorhanden sind? Im Gegensatz zu den Samenzellen beim Mann bilden sie sich nicht ständig neu, sondern warten seit Beginn unseres Lebens auf ihren Einsatz. Allerdings kommen mitnichten alle Eizellen zum Zug! Das wären viel zu viele. Anfangs besitzen wir etwa ein bis zwei Millionen, in der Pubertät sind dann noch zwischen 300.000 und 400.000 übrig. Da wir »nur« etwa 300 bis 500 Eisprünge in unserem Leben haben, könnt ihr vielleicht erahnen, wie viele Eizellen im Verlauf unseres Lebens zugrunde gehen, ohne je zum Einsatz gekommen zu sein.

HILFREICHE WEGBEGLEITER BEI HORMONELLEN SYMPTOMEN

Die gute Nachricht zuerst: Es gibt wahre Geheimwaffen, die sehr wirksam bei der Behandlung des hormonellen Ungleichgewichts in between sind. Viele Frauen beklagen, dass ihnen stets empfohlen wird, auf hormonelle Verhütungsmittel zurückzugreifen. Dabei möchten sie eigentlich keine Pille (mehr) nehmen. Pille, Vaginalring und Co. sind in der Tat Behandlungsmöglichkeiten der relativen Östrogendominanz und des Progesteronmangels, aber bei Weitem nicht die einzigen, wie wir gleich sehen werden.

Mönchspfeffer

Obwohl der Mönchspfeffer auch zu den Phytotherapeutika gehört, möchte ich ihn einmal gesondert vorstellen. Er ist eines meiner liebsten Hilfsmittel während der Begleitung von Frauen. Der Mönchspfeffer, auch Agnus castus genannt, ist eine Heilpflanze. Seine Wirkung auf unseren Hormonhaushalt ist schon sehr lange bekannt. Er reguliert unter anderem die Ausschüttung des Hormons Prolaktin, welches für einen regelmäßigen Zyklus und auch die Fruchtbarkeit (Fertilität) sehr wichtig ist. Er beeinflusst zudem die Ausschüttung der Hormone FSH und LH und sorgt damit für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Östrogen und Progesteron. Im deutschsprachigen Raum ist die Heilpflanze auch als Keuschlamm bekannt. Diese Bezeichnung rührt von einer bekannten Nebenwirkung des Mönchspfeffers: Er kann lustmindernd, also libidosenkend, wirken. Deshalb war er im Mittelalter auch ein beliebtes Hausmittel von Nonnen und Mönchen. Bei der Behandlung mit Mönchspfeffer ist etwas Geduld gefragt: Mindestens drei Monate sollte ein Therapieversuch dauern.

Wichtig zu wissen: Mönchspfeffer und Mikronährstoffe sind zusammen eine effektive Kombination. Nicht sinnvoll dagegen ist die gleichzeitige Einnahme von Agnus castus und bioidentischen Hormonen (wie beispielsweise transdermalem Estradiol und mikronisiertem Progesteron). Dasselbe gilt für die Kombination von Möchspfeffer mit hormonellen Verhütungsmitteln (außer der Gestagenspirale).

Phytotherapeutika