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Jeder, der schon einmal eine Rede schreiben musste, weiß, wie schwierig das sein kann. Mit diesem TaschenGuide bekommen Sie viele Bausteine an die Hand, um eine gute, spannende Rede aufzubauen: über den gelungenen Einstieg, den erzählenden Mittelteil und das entscheidende Ende. Inhalte: - Wie man die Aufmerksamkeit der Zuhörer gewinnt: Regeln für einen guten Einstieg - Als Redner den Spannungsbogen aufrecht erhalten und das Kopfkino des Zuhörers ankurbelt - Der Blick über den eigenen Tellerrand
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2020
Haufe Lexware GmbH & Co KG
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.dnb.de abrufbar.
Christoph Schlegel
Reden schreiben, die treffen und wirken
1. Auflage 2020
© 2020, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, 79111 Freiburg
Redaktionsanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg/München
Internet: www.haufe.de
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Jürgen Fischer
Konzeption, Realisation und Lektorat: Nicole Jähnichen, www.textundwerk.de
Bildnachweis (Cover): smolaw11, Adobe Stock
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.
Sie träumen davon, eine große Rednerin, ein großer Redner zu sein? Sie haben die Aufgabe, gute Reden für andere zu schreiben? Sie wollen Menschen mit Ihren Worten begeistern? Worte, die nachhallen und in Erinnerung bleiben?
Ich zeige Ihnen in diesem TaschenGuide, wie Sie das solide Fundament dafür legen. Die Basis für eine überzeugende Rede, die es in die Köpfe und Herzen Ihrer Zuhörer schafft, ist nicht etwa rhetorisches Geschick oder ein gutsitzender Anzug, sondern ein gut strukturiertes, anschauliches und inhaltlich wohl überlegtes Redemanuskript.
Wie Sie es zu Papier bringen, welche Techniken und Methoden sich dafür eignen, auf welche Fallstricke Sie achten sollten, wie Sie die Aufmerksamkeit und Sympathie des Publikums gewinnen und vieles mehr Nützliches und Hilfreiches rund um das Redenschreiben, erfahren Sie in diesem TaschenGuide. In die folgenden Kapitel sind all meine Erfahrungen als Redenschreiber und Ghostwriter für Politik und Wirtschaft eingeflossen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre!
Ihr Christoph Schlegel
Reden, die etwas auslösen, über die man auch noch Jahre später spricht, fallen nicht vom Himmel. Jede rhetorische Leistung erfordert viel Arbeit und Anstrengung, und zwar nicht nur auf der Bühne, sondern weit vor dem großen Auftritt.
In diesem Kapitel erfahren Sie,
warum Profis möglichst nie spontan reden,warum Reden ein Balance-Akt zwischen Inszenierung und Inhalt sind,was das Fundament jeder guten Rede ist.Ein Politiker kann nicht frei sprechen. Das lässt sich überhaupt nicht organisieren. Zum Beispiel die Bundeskanzlerin. Sie redet in der ganzen Woche. Montags zur Syrien-Krise, hinterher mit der Presse. Dienstags zum Diesel in Brüssel oder zum Brexit, mittwochs erklärt sie das alles im Bundestag in einer Regierungserklärung, und dann muss sie über Flüchtlinge sprechen, parallel noch »in die Partei« und irgendwie mit und über Markus Söder. Das sind viele Sprech-Texte. Klar, sie ist im Thema. Und im Gegensatz zu vielen anderen Akteuren im politischen Berlin kann sie sich auch Fakten und Hintergründe merken. Deshalb kann sie bei vielen Themen inzwischen frei sprechen.
Was aber ist, wenn sie nach einer langen Woche freitags zum Deutschen Historiker-Tag muss, dem Ereignis des Jahres? Für Historiker. Sie ist Gastrednerin, Hunderte Historiker sind anwesend. Sie kann natürlich von Syrien, von Europa sprechen. Aber was werden die Historiker denken? »Hat sich die Frau überhaupt mit uns beschäftigt? Weiß sie, was uns bewegt?« Historiker sind ja auch empfindlich. Sie kann natürlich irgendwas erzählen, was ihr über Geschichte einfällt. Was sie noch so aus dem Schulunterricht weiß. Oder etwas Zeitgeschichtliches. Einfach drauf verlassen, dass ihr schon irgendetwas einfällt. Immerhin ist sie die Bundeskanzlerin. Sie erlebt ja recht viel, kommt rum in der Welt. Ihr wird schon etwas einfallen. Doch wer viel und professionell redet, weiß: Das wird nix.
[7]So genial Spontaneität ist, wenn es um Reden geht, ist sie sehr riskant. Eine unausgegorene Rede kann sehr peinlich werden. Während von Politikerinnen und Politikern rhetorische Fähigkeiten fast schon vorausgesetzt werden und die Politik auch ungern der Illusion des frei sprechenden und rhetorisch begabten Redners etwas entgegensetzt, gehen Unternehmen und Verbände offen um mit der Tatsache, dass es da jemanden gibt, der einem einen Text vorformuliert. Führungskräfte sind sich meist bewusst, wie entscheidend die richtigen Worte sind – und dass es dafür jemanden geben muss, der diese vorab aufschreibt. Denn auch wenn sie twittern und instagrammen, entscheidend ist doch, wie es ihnen gelingt, Menschen für sich einzunehmen. Und das funktioniert immer noch am besten mit einer Rede, einer Ansprache, einem Vortrag. Tweets machen wirkungsvoll Stimmung, eine Rede aber überzeugt die Menschen.
Was für die Kanzlerin, für Ministerinnen und Minister gilt, gilt ebenso für jeden und jede, die sich vor andere Menschen stellen und etwas sagen wollen. Ob im Business, im Management-Meeting, bei der Personalversammlung oder der Festrede: Auf das Wort kommt es an. Und gut ist eine Rede, wenn die Zuhörer nicht hinwegdösen. Besser ist, wenn es dem Redner gelingt, sich in die emotionale Lage seiner Zuhörer zu versetzen – und sie zu überzeugen. Das ist Sinn und Zweck jeder Rede: mit dem Gesagten zu überzeugen. Ein paar »warme Worte« oder [8]eine Rede von der Stange können das nicht leisten. Das kann nur ein perfektes Redemanuskript.
Furios reden. Was für ein Traum! Im Licht stehen. Dutzende, ja hunderte Menschen vor einem. Zuhörer, die einem an den Lippen kleben, in einer fantastisch inszenierten Redesituation. Applaus nach bedeutenden Sätzen. Riesiger Applaus nach dem Ende der Rede. Das ist der große Wunsch. Und wir erleben das oft, immer mehr von uns wollen sich als charismatische Visionäre inszenieren, und Veranstalter von Kongressen und Tagungen bedienen diesen Wunsch. Ohnehin ähneln selbst die thematisch dürftigsten Veranstaltungen heute mindestens einer Oscar-Verleihung oder einem jener legendären Steve-Jobs-Auftritte, damals. Aber das ist die Maßgabe. Stell dich doch vor eine gigantische Wand, hinter dir riesige Bilder, bewegliche Bilder und reiße damit die Massen mit. Zeige, wie du dich behände durch deinen Text bewegst, wie digital affin du bist, wie du Twitter-taugliche Sätze formulierst, wie du mit Charts und Bildern jonglierst.
Doch trotz aller Show-Inszenierungen, die wir heute schon fast als selbstverständlich erleben: Am Ende steht vorne immer jemand ganz allein und muss etwas sagen.
Vieles, was heute auf Bühnen gesprochen wird, soll motivierend, mitreißend und voll auf der Höhe sein. Es soll frisch [9]klingen, unverbraucht, es soll nach Zukunft, nach Innovation, nach »Agilität«, nach Weitblick klingen. Und dass man Lösungen hat, und spannende, fantastische Einblicke, und dass das alles hochinteressant ist, dass man etwas zu sagen hat, was vorher noch niemand gedacht und ausgesprochen hat, und das vor allem motivierend wirkt. Und nach Möglichkeit will keiner mehr ein Manuskript dabeihaben, keine Karteikarte, kein Garnichts, damit es nicht abgelesen wirkt, nicht abgehangen. Man soll es leben, man soll man selbst sein, authentisch, man will unterhalten und informieren und aufrütteln und überzeugen. Alles soll locker, unverbraucht erscheinen. Was für ein Stress. Was für ein Stress!
Die Politik, die Lobby-Verbände, auch viele Wissenschaftseinrichtungen haben es noch vergleichsweise einfach. Bei deren Veranstaltungen steht oft noch ein Pult oder zumindest eine Art Notenständer, um wenigstens ein paar Zettel abzulegen, um zu einem Konzept, einer Idee, einem Manuskript, zu harten Zahlen, Daten, Fakten zurückzukehren, wenn man sich verheddert, wenn man die richtigen Worte finden will.
Doch im Business kann sich keiner darauf verlassen, dass gute Zahlen reichen. Vielmehr muss eine Führungskraft heute Menschen erleuchten, in Zeiten des Wandels sollte sie Worte finden, die signalisieren: Ich habe die Zukunft nicht nur im Griff, ich gestalte sie auch. Reden bewegen sich auf einem schmalen Grat [10]zwischen Inszenierung und Inhalt. Es soll alles ausgeschlafen, lebendig klingen, andererseits will man kaum riskieren, zu ungewöhnlich zu reden, zu schräg, vielleicht sogar zu authentisch. Damit nicht der Shitstorm droht. Damit man nicht eine Veranstaltung sprengt. Damit alles seinen Gang geht. Die Frage ist: Wie bewältigt eine Rednerin, ein Redner diese komplexen Redesituationen?
Nun, dahinter steckt eine Menge Vorbereitung. Vor allem, wenn etwas leicht aussehen soll. Das ist harte Arbeit. Und oft steckt dahinter auch jemand, der einem die lockeren Worte formuliert. Denn was da so gerade ausgedacht, so selbstverständlich locker gesprochen wird, natürlich auch das, was auf politischer oder strategischer Ebene tiefschürfend und mitfühlend klingt, das ist mitunter das Ergebnis einer langen Vorbereitung, einer intensiven Arbeit an einzelnen Sätzen, ja Worten, inklusive einer Textvorbereitung wie ein Schauspieler.
Das ist nicht einfach. Das ist harte Arbeit. Für Unternehmerinnen und Unternehmer, für Führungskräfte und solche, die es werden wollen, für Politikerinnen und Politiker, für Lobbyisten, Provokateure, Brautväter, Geburtstagsrednerinnen.
Alle stehen vor diesem Berg:
Wie sage ich es?Und wie klingt es nicht zu abgestanden?Wie klingt es schick, witzig und erhellend?Damit sind wir im Thema.
Wie eine Rede sein soll, ist klar: Keine verkopfte, phrasendurchzogene Mühsal, sondern eine überzeugende, maximal glaubwürdige Rede, auch keine Beleidigungs-Suada, kein verklemmtes Austeilen, kein zynisches Pamphlet, kein Herabsetzen des anderen, keine müden Scherze und auch kein würdeloses Floskel-Gewitter. Sondern eine Rede mit Energie und Haltung. Das ist die Aufgabe. Und deshalb dieser TaschenGuide. Auch weil Reden elementar sind. Weil mit Worten Politik gemacht wird – in der Gesellschaft wie auch im Unternehmen. Weil es gilt, dem Unflätigen, dem Gemotze, dem Hass etwas entgegenzuhalten, und das sollte eben nicht auch Gemotze und Beleidigen sein. Und weil es auch gilt, eine Unternehmensrede nicht im Buzzword-Gewitter, nicht mit »Purpose« oder »Agile« verenden zu lassen.
Das Fundament für Reden, die begeistern, die überzeugen, die nachhallen und gar unvergessen bleiben, ist ein gut vortragbares, ein lebendiges Manuskript. Das ist ein hehres Anliegen. Leider werden Reden häufig schon in der Vorbereitung vergeigt. Leider ist die Angst oft groß, etwas von sich zu zeigen, offen zu sein. Leider verschanzen sich immer noch viele hinter Amt und Funktion.
Betrachten Sie eine Rede als das wirkungsvollste Instrument, seine Sache zu vertreten – auch und gerade in Zeiten der Digitalisierung, wenn es scheint, als habe es mehr Gewicht, was auf Twitter oder Instagram in den Orbit geschickt wird. Dinge überzeugend und live vor Menschen auf den Punkt zu bringen, das ist zeitlos.
Wer losprescht ohne Ziel, irrt durch die Gegend. Was für nahezu alle Vorhaben gilt, trifft auch auf jeden Vortrag zu: Ohne Ziel keine Rede, jedenfalls keine gute.
In diesem Kapitel erfahren Sie, warum
Sie die Frage nach dem Warum zum Ziel führt,dabei auch die Zuhörerperspektive wichtig ist,Sie sich auf die Suche nach dem einen Satz machen sollten.Am Anfang auf dem Weg zu einer guten Rede steht immer die Frage nach dem Warum: Warum rede ich auf dieser Veranstaltung? Wenn Sie eine Rede für eine andere, einen anderen schreiben, fragen Sie ihn oder sie: Wissen Sie, warum Sie da reden?
Die gängigen Antworten lauten:
Ich muss da reden.Wir reden jedes Jahr dort.Ich bin eingeladen.Das ist wichtig für unser Haus, unser Unternehmen.Ich habe heute Redezeit im Parlament.Wir müssen unseren Antrag, unsere Idee durchbekommen.Was könnte also der tiefere Sinn sein, dass Sie da reden? Das ist der Ausgangspunkt. Das ist die Frage, die entscheidende Frage.
Ob Sie nun auf der Hub-Konferenz der Digital-Pioniere sind oder in der stickigen Luft eines Sitzungszimmers, ob Sie auf der Geburtstagfeier der Großmutter oder auf der Bühne bei der Verleihung des Nachhaltigkeitspreises stehen, ob Sie ein Jubiläum einleiten, einen Bildungskongress eröffnen, ob Sie ein Haus einweihen oder die Hauptversammlung eines DAX-Konzerns beglücken, ob Sie eine Laudatio auf ein Brautpaar halten, in einer Landtagssitzung fünf Minuten Redezeit haben, ob Sie eine [15]Betriebsversammlung leiten oder bei einer Demonstration auftreten – Sie sollten eine schlüssige, plausible, ehrliche, fundierte Antwort auf die Frage finden: Warum spreche ich da?
Das hat einen einfachen Grund: Die Antwort auf diese Frage ist die halbe Rede.
Die Antwort bedeutet: Haltung und roter Faden. Doch die Antwort zu finden, das kann dauern. Das kann lange dauern. Denn im besten Fall besteht die Antwort aus wenigen Worten, im besten Fall ist sie simpel und einfach formuliert.
Faustregel: Formulieren Sie die Antwort auf das Warum in einem Satz mit maximal sieben Wörtern.
Sicher ist: Je einfacher die Antwort ausfällt, umso klarer die Haltung, umso klarer das Redeziel, umso leichter und effizienter die Redevorbereitung und das Schreiben der Rede. Je klarer ich formuliere, warum ich da rede, umso klarer die Haltung, umso klarer die Rede – umso stärker die Aussage und die Wirkung der Rede.
Mein bestes Briefing für eine Rede kam von einem recht großen Verband. Der Präsident des Verbands wollte auf der Bundespressekonferenz in Berlin sprechen. Es sollte eine Generalabrechnung mit der Politik eines bestimmten Ministeriums sein, im Grunde mit der ganzen Bundesregierung. Der Verband [16]hat