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Ein Dutzend Projekte zum sofortigen Nachmachen, zahllose Tipps von Engagierten für die Arbeit vor Ort und dazu die wichtigsten Tools und Plattformen – das E-Book „Refugees“ unterstützt Freiwillige und Profis ganz praktisch beim Starten und Umsetzen von Projekten für und mit Flüchtlinge(n).
Welcome Dinner, Asylotheken, Start with a Friend oder Refugees Emancipation – wer eine gute Projektidee sucht, findet hier mehr als ein Dutzend erprobter Projekte, die Mitmacherinnen und Mitmacher in anderen Städten suchen. Wie das Projekt funktioniert und was man mitbringen sollte, erfahren Leserinnen und Leser auf einen Blick. So einfach kann man Gutes verbreiten!
Zehn Fragen, die viele Freiwillige in Flüchtlingsprojekten kennen dürften, beantworten Praktikerinnen und Praktiker: Wie gehe ich mit Unterkunft-Betreibern um? Wie überwinde ich Sprachbarrieren? Was brauchen eigentlich Geflüchtete? Zehn Engagierte mit einschlägiger Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit geben Antworten auf diese und andere Fragen.
Zusätzlich stellt die Mitherausgeberin bagfa (Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen) die Leistungen der zahlreichen Freiwilligenagenturen im Bereich der Flüchtlingsarbeit vor – wie sie beraten und informieren, begleiten und qualifizieren, vernetzen und koordinieren.
Schließlich werden in einem eigenen Kapitel all diejenigen Tools, Plattformen, Apps und Maps vorgestellt, die Praktikerinnen und Praktiker in der Flüchtlingsarbeit besonders gut helfen.
Ausgangspunkt für das Buch war das openTransfer CAMP „Refugees“, an dem im November 2015 120 Initiativen in Berlin teilnahmen. Viele der vorgestellten Projekte und Expertinnen und Experten waren vor Ort und haben sich ausgetauscht. Eine Dokumentation der Sessions ist Teil des E-Books.
Das Buch wurde herausgegeben von der Stiftung Bürgermut sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V.
Coverfoto: Thinkstock
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2016
Impressum
1. Auflage Mai 2016
Herausgeber: Stiftung Bürgermut, Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e. V. (bagfa)
Konzeption: Uwe Amrhein, Henrik Flor, Katarina Peranic
Autoren: Henrik Flor, Tobias Kemnitzer, Sabine Wolf
Mitarbeit: Louise Buscham
Grafik und Layout: Simone Schubert, Der Zweite Blick
Alle Texte sind zur weiteren Verwendung freigegeben. Es gilt die Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 3.0 (Namensnennung – nicht kommerziell – keine Bearbeitung). Ausgenommen davon sind ausdrücklich die verwendeten Fotos. Hier gilt der Copyright-Hinweis am Ende der Publikation.
Kontakt:
Stiftung Bürgermut
Propststraße 1
10178 Berlin
Tel: 030-30 88 16 66
Fax: 030-30 88 16 70
www.buergermut.de
www.opentransfer.de
Stiftung Bürgermut
Bürgerschaftliches Engagement schafft täglich neue, verblüffende und höchst erfolgreiche Lösungen. Das Problem: Häufig wirken diese bürgerschaftlichen Innovationen nur lokal. Das Rad muss immer wieder neu erfunden werden. Es fehlte oft ein systematischer Wissens- und Erfahrungstransfer zwischen engagierten Bürgerinnen und Bürgern und Organisationen. Mit dem Programm openTransfer fördert die Stiftung Bürgermut den digitalen und realen Erfahrungsaustausch und die Vernetzung von engagierten Bürgerinnen und Bürgern – in Form von Vernetzungsevents, Webinaren, Blogs, Beratungen und Workshops. Auf diese Weise ist ein Portfolio entstanden, das bürgerschaftliche Leistungen nicht bloß anerkennt, sondern deren Initiatoren dazu qualifiziert, ihre Projekte und Methoden zu skalieren und zu übertragen.
bagfa
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e. V. (bagfa) ist der bundesweite Dach- und Fachverband der Freiwilligenagenturen in Deutschland. Die bagfa fördert die Arbeit der Freiwilligenagenturen vor Ort. Sie macht die Leistungen von Freiwilligenagenturen sichtbar und verbessert die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit. Sie berät Freiwilligenagenturen in fachlichen Fragen, erarbeitet Informations- und Arbeitsmaterialien, organisiert Fortbildungen und unterstützt mit einem eigenen Qualitätsmanagementsystem die Qualitätsentwicklung von Freiwilligenagenturen. Außerdem fördert die bagfa den Austausch, die Zusammenarbeit und den Projekttransfer zwischen den Freiwilligenagenturen und entwickelt neue Engagementfelder und Projekte. Die Vision der bagfa ist eine Bürgergesellschaft, in der die Menschen sich mit Freude und Kompetenz in unserer Gesellschaft unentgeltlich engagieren, sie verantwortlich mitgestalten und in der alle Menschen gleiche Chancen und Möglichkeiten zur Entfaltung haben.
Inhalt
Editorial
Zehn Fragen
1. Wie vernetze ich mich mit anderen Initiativen und Projekten?
2. Wie gehe ich mit der emotional fordernden Arbeit um?
3. Wie überwinde ich Sprachbarrieren?
4. Woher bekomme ich eine Website und Tools, wenn ich gerade ganz wenig Zeit habe?
5. Wie arbeite ich auf Augenhöhe mit Flüchtlingen?
6. Wie binde ich Flüchtlinge in mein Projekt ein?
7. Wo bekomme ich Qualifizierung?
8. Erfolgsfaktoren für eine dauerhafte Bindung von Freiwilligen
9. Wie gehe ich mit Unterkunft-Betreibern um?
10. Was Flüchtlinge brauchen und was nicht?
Richtig gute Projekte
Start with a Friend | Wie das Ankommen gelingt
Greeter | Die etwas andere Stadtführung – auch für Geflüchtete
Helferwissen.org | Die Fahrradwerkstatt
Einmal um die Welt in Westfalen
Welcome Dinner | Kennenlernen am Esstisch
Flüchtlingsgärten | Integration mit dem grünen Daumen
Refugees Emancipation | Viel mehr als surfen
freifunk | Grenzen abbauen auch im Netz
Migration Hub Network | Vom „Startup Boat“ zum Coworking
academic experience Worldwide | Auf dem Weg zur kritischen Masse
Refugees on Rails | It’s all about the network (and tech)!
Chancen gestalten | Spin-off eines erfolgreichen Social Franchise
Asylotheken | Offene Verbreitung mit Plan
Flüchtlingswohnungen.org | Der direkte Weg in die eigenen vier Wände
bagfa
Freiwilligenagenturen unterstützen Engagement für und mit Flüchtlinge(n)
Freiwilligenagenturen beraten und informieren
Freiwilligenagenturen begleiten und qualifizieren
Qualifizierung – ein Interview mit Birgit Bursee
Freiwilligenagenturen koordinieren und vernetzen
Vernetzung – ein Interview mit Gabi Klein
Freiwilligenagenturen ermöglichen Engagement von Flüchtlingen
Engagement von Flüchtlingen – ein Interview mit Mamad Mohamad
Freiwilligenagenturen stiften Patenschaften
„Rezept für ein Patenschaftsprogramm“
„Ankommenspatenschaften“ – ein Interview mit Bernd Schüler
Freiwilligenagenturen vermitteln Deutschkenntnisse
bagfa e. V. und Flüchtlingshilfe
Tipps und tools
Da kannst du helfen
CampDoku
#otc15 Berlin Refugee Helpers
unsere Transfer-Angebote
Die zahlreich zu uns nach Deutschland kommenden Menschen eröffnen uns viele neue Möglichkeiten. Sie erweitern unser kulturelles Spektrum. Sie können uns als Bevölkerung jünger und agiler machen. Sie animieren uns zu grundlegenden Debatten über Offenheit und den Umgang mit Grenzen. Ihr Ankommen fordert uns heraus, unsere Haltungen offen zu legen und gegebenenfalls zu revidieren. Schon unter diesem Aspekt bereichern sie unser Zusammenleben.
Es gibt aber noch eine andere Chance, die im Bemühen um eine gelingende Aufnahme und Integration Geflüchteter liegt. Eine, über die nicht so oft gesprochen wird: Engagierte Menschen, Organisationen und Initiativen sind durch die besondere Herausforderung dazu aufgerufen, neue Formen der Kooperation zu entdecken. Mit dem eingeübten Denken in Einzelprojekten und den so gerne zitierten Leuchttürmen lässt sich die Aufgabe sicher nicht bewältigen. Denn auch das gehört ja zur Wahrheit: Die faszinierende Vielfalt der Aktivitäten führt nicht selten zu einem Nebeneinander statt Miteinander und zur x-fachen Erfindung des sprichwörtlichen, selben Rades, zur Projektitis. Vielfalt und zupackendes „Machen“ zu erhalten und dabei zugleich Wissen zu teilen, gemeinsame Ziele zu formulieren und abgestimmt zu handeln... das ist leichter gesagt als getan.
Mit diesem E-Book möchten wir das ein bisschen leichter machen. Es ist inspiriert von unserem openTransfer-Camp „Refugee Helpers“ im November 2015 in Berlin. Hier kamen Initiativen aus ganz Deutschland zusammen, um ihr Wissen miteinander zu teilen und die Verbreitung guter Lösungen auf den Weg zu bringen. Viele der in diesem Buch dargestellten Projekte haben wir dort kennengelernt - und sie sich gegenseitig auch.
Mit der Aufgabe, aus den vielstimmigen Engagierten für Geflüchtete ein gut abgestimmtes Orchester zu versammeln, beschäftigen sich in den Städten und Gemeinden im ganzen Land zuvorderst die Freiwilligenagenturen. Es ist deshalb gut und folgerichtig, dass die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) als Mitherausgeber dieses E-Book ermöglicht hat.
Wer über Menschen schreibt und dabei selbstkritisch bleibt, stößt immer wieder auf den Fluch der Verallgemeinerung. So ging es uns bei der Arbeit an diesem Buch. Immer wieder ist pauschal von „den“ Geflüchteten, den Refugees die Rede. In Wahrheit aber reden wir über Menschen, die sich nur selten durch ihre Fluchtgeschichte selbst charakterisieren würden. In Wahrheit reden wir von Vätern und Müttern, Grafikdesignern, Taxifahrern, Syrern, Irakern, Studierenden, Musikern... Wie wir eine gesunde Distanz zur verführerischen Helfer-Rhetorik finden, das wäre auch mal ein Thema.
Ihnen eine gute Lektüre
Uwe Amrhein
Vorstandvorsitzender Stiftung Bürgermut Berlin, im April 2016
1. Wie vernetze ich mich mit anderen Initiativen und Projekten?
2. Wie gehe ich mit der emotional fordernden Arbeit um?
3. Wie überwinde ich Sprachbarrieren?
4. Woher bekomme ich eine Website und Tools, wenn ich gerade ganz wenig Zeit habe?
5. Wie arbeite ich auf Augenhöhe mit Flüchtlingen?
6. Wie binde ich Flüchtlinge in mein Projekt ein?
7. Wo bekomme ich Qualifizierung?
8. Erfolgsfaktoren für eine dauerhafte Bindung von Freiwilligen
9. Wie gehe ich mit Unterkunft-Betreibern um?
10. Was Flüchtlinge brauchen und was nicht?
Antworten von Frank Gerhold, Freiwillig in Kassel
„In der Soziologie hat eine gut vernetzte Person ein Geflecht von Beziehungen zu anderen Personen, zum Beispiel in verschiedenen Organisationen, die ihr unter anderem helfen, rasch an Informationen oder Hilfe zu kommen oder Krisensituationen zu vermeiden oder zu bewältigen.“ … Yes, that’s my business!
Aha. Es geht also um ein Beziehungsgeflecht, darum, rasche Hilfe und/oder anderes zu bekommen bzw. Konflikte zu vermeiden. Uh, aber das Wort „Geflecht“ allein macht schon deutlich, dass es sich verworren, uneindeutig oder gar undurchsichtig zeigt. Manchmal ist nicht leicht erkennbar, was die Akteure in diesem Geflecht antreibt. Dieses Geflecht zu entwirren, kann ernüchternd, kräftezehrend oder gar demotivierend sein. Um sich in diesem Geflecht nicht zu verirren, habe ich ein paar Tipps.
Erwarte nicht von anderen, was du selbst zu geben bereit bist. Netzwerke leben von diesem Austausch. Du wirst schnell merken: Wenn du nur investierst und nichts zurückbekommst, dann verlierst du schnell die Lust.
Willst du dich vernetzen, brauchst du Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Mach den Akteuren im Netzwerk klar, was dich antreibt, was du willst, vor allem, wo du hinwillst. Wenn klar ist, wer du bist und wofür du brennst, können andere schnell entscheiden, ob sie den Weg mit dir gehen wollen. Das dient auch deiner Selbstvergewisserung und hilft dabei, deine Identität, deine Motive oder deine Ziele nicht zu vergessen.
Sei auf Überraschungen gefasst. Eventuell lernst du Menschen, Organisationen, Firmen oder Förderer kennen, von denen du niemals gedacht hast, dass ihr gemeinsame Sache machen könntet.
Glaube nicht, alles wissen zu müssen oder für alles eine Lösung zu haben. Frage deine Partnerinnen und Partner im Netzwerk. Netzwerke sind Flickenteppiche und bestehen aus Menschen mit den unterschiedlichsten Kompetenzen, Motiven und Zielen. Das gibt Kraft und formt euch bestenfalls zu einem coolen Team.
Findet zusammen ein gemeinsames Ziel. Das kann mitunter der kleinste gemeinsame Nenner sein. Aktuelles Beispiel: Geflüchtete. Stellt ihr diesen Nenner/dieses Ziel in den Mittelpunkt eures gemeinsamen Tuns, wirst du sehen, dass manche Grabenkriege oder Grundsatzdiskussionen sich wie von selbst erledigen.
Glaube nicht an die alleinige Kraft virtueller Netzwerke. Gute Netzwerkerinnen und Netzwerker agieren on- und offline. Gemeinsames Kaffeetrinken ist genauso wichtig wie kurz über Facebook oder Twitter eine Lösung zu finden. Spiele mit allen Möglichkeiten.
Tausche dich regelmäßig aus. Ihr seid und bleibt unterschiedlich. Das Verfolgen gemeinsamer Ziele erfordert aber ritualisierte Treffen. Ritualisiert heißt in diesem Zusammenhang: regelmäßig, planbar, vorbereitet und – wenn es geht – moderiert. Dokumentiert eure Ergebnisse und Absprachen. So wird dein Netzwerk schlagkräftig und du kannst dich damit auch mal von anderen vertreten lassen. Das ist gut für deinen Energie- und Motivationshaushalt.
Hast du einen Konflikt im Netzwerk, dann denke an Punkt 5 und erinnere auch alle anderen an euren gemeinsamen Nenner. Falls das nicht hilft, suche dir Hilfe von außen. Es gibt in Deutschland unendlich viele (auch freiwillig aktive) Fachleute, die dich unterstützen können. Dazu kannst du z. B. die Engagementsuchmaschine der „Aktion Mensch“ nutzen: http://tinyurl.com/oo5nvmd
Suche dir neutrale Bündnispartnerinnen und -partner, die dich unterstützen. Das können z. B. Freiwilligenagenturen sein. Ihre Aufgabe ist es, Freiwillige zu beraten, zu begleiten, ggf. zu qualifizieren. Ich verstehe Freiwilligenagenturen als Lobbyisten fürs Engagement. Binde sie in deine Aktivitäten mit ein. Sie stehen auf deiner Seite und kennen sich in der Regel in der Stadt, der Region oder in der Kommune gut aus und wissen, bei wem man was fragen oder bekommen kann. Sind keine Freiwilligenagenturen in der Nähe, schau auf der bagfa-Seite nach. Dort gibt es eine Karte mit allen Freiwilligenagenturen.
Alles ist endlich. Netzwerke dürfen temporär sein. Wenn deine Mission erfüllt ist, kannst du gehen. Sorge nur im Vorfeld dafür, dass ein Ausstieg von allen akzeptiert wird. Du bist in einem Beziehungsgeflecht unterwegs. Andere mögen und/oder verlassen sich auf dich, deinen Witz, deine Kreativität. Du bist wichtig in deinem Netzwerk.
Pass immer gut auf dich auf, kein anderer tut es. Überfordere dich nicht. Freue dich an den Erfolgen. Lass dich von Misserfolgen (was ist das schon?) nicht unterkriegen. Bei alledem hab Freude beim gemeinsamen Tun. Denn: Nur gute Erfahrung macht Lust auf mehr Netzwerkerei.
www.freiwillig-in-kassel.de
Antworten von Maren Kroll, Head of People Development & Business Partnering Technology bei Zalando SE
Wer viel Zeit und Energie in ein freiwilliges Engagement steckt, merkt nicht immer gleich, wenn er sich zu viel zumutet. Symptome können sein, dass die Aufmerksamkeit häufig abgleitet, man oft Fehler macht, sich müde fühlt, gereizt ist oder Kopfschmerzen bekommt. Solche Signale frühzeitig wahrzunehmen und ihnen entgegenzusteuern, das ist ganz wichtig.
Resilienz ist das Stichwort, wenn es um einen robusten Umgang mit diesen Herausforderungen geht. Mit Resilienz ist vor allem die seelische Widerstandsfähigkeit gemeint. Wer resilient ist, kommt besser mit Krisen und Veränderungen zurecht und erholt sich schneller von Rückschlägen. Resilienz ist oft angeboren, jedoch kann man Resilienz auch lernen. Dazu ein paar Tipps:
Optimismus: Das bedeutet, ein gesundes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben. Erinnere dich an die Krisen, die du schon bewältigt hast, und wie du diese Erfahrungen nutzen kannst.