Reich werden, ohne rot zu werden - Melchior Marcks - E-Book

Reich werden, ohne rot zu werden E-Book

Melchior Marcks

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Beschreibung

Was steckt hinter den oft märchenhaft anmutenden Biografien und Erfolgsstories von sogenannten Selfmademen? Gibt es so etwas wie ein geheimes Patentrezept hinter solchen Karrieren? Welchen Erfolgsmythen gehen wir immer wieder gerne auf den Leim, und wie viel Selbstverleugnung verbirgt sich in oftmals geschönten oder idealisierten Darstellungen oder Selbstinszenierungen? Wo liegen die Antriebe, Fallstricke und Abgründe, die solche Selfmade-Biografien kennzeichnen? Und was lässt sich im Digitalzeitalter aus diesem umfangreichen Erfahrungshintergrund für die eigenen Vorhaben, Ziele und Entscheidungen lernen oder ableiten? Diesen und anderen Fragen geht dieses Buch anhand von sieben exemplarischen und teils hoch aktuellen Praxisbeispielen auf den Grund. Jenseits von Idealisierung oder Ideologie beleuchtet Marcks dabei die Voraussetzungen, Mechanismen und Persönlichkeiten, die, scheinbar aus dem Nichts, legendäre bis spektakuläre Werdegänge und Lebensbilanzen hervorgebracht haben. Daraus abgeleitet, wird den Lesern der Elementarkatalog wirkmächtiger Erfolgsfaktoren und -hemmnisse offenbart: Erkenntnisse von A bis Z, im Stahlbad der kapitalistischen Praxis gehärtet. Der Stoff, aus dem Erfolgsträume geschaffen sind, und ein unschätzbarer Erfahrungsschatz für alle, die es aus eigener Kraft schaffen wollen - ohne dabei rot zu werden!

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Seitenzahl: 175

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Was ist Erfolg?

Welche Faktoren stecken hinter den Erfolgsbiografien von Selfmade-Persönlichkeiten?

Gibt es so etwas wie ein geheimes Erfolgsrezept?

„Wenn Erfolg

nur auf Versuch und Irrtum beruht,

ist diese Theorie zwar ein Versuch,

aber wahrscheinlich ein Irrtum.“

(M. Bluemlein in: 365wenn.de)

Was ist Reichtum?

Abgesehen von Geld, Wohlstand, Besitz, Macht, Einfluss und materiellem Überfluss -

was könnte Reichtum noch sein oder bedeuten?

„Reichtum ist weit mehr als das Vorhandensein

von Überfluss und die Abwesenheit von Armut.

Wenn wir unter Armut das Fehlen elementarer

Voraussetzungen und Möglichkeiten, und unter

Reichtum den Begriff der Fülle verstehen,

bedeutet wahrer Reichtum die Möglichkeit,

sein Leben in gesicherten Verhältnissen und

in kluger Bescheidenheit frei zu führen –

unter Menschen, denen diese Möglichkeiten

ebenfalls frei zur Verfügung stehen.“

(Melchior Marcks)

Für meine Rente

Inhaltsverzeichnis

DO or DIE? Oder DIY?

(Vorbetrachtung)

DIY-Reichtum für Arme?

Von der Magie der ersten Million

Gibt es den Selfmade-Prototypen?

Die Erfolgsmythen der Erfolgstypen

Die Top-Erfolgsmodule der Selfmader

(Ausriss)

„Nur“ erfolgreich, oder: mit Erfolg reich?

Sieben aufschlussreiche Beispiele

I. Spielerische Anfänge

II. Lohnender Einsatz

III. Der Traum vom guten Leben

IV. Bewegliche Ziele

V. Volles Risiko

VI. Aufstieg und Absturz

VII. Senkrechtstart hoch Drei

Erfolgs-Faktoren von A bis Z

Anhang

DO or DIE? Oder DIY?

Rot oder reich? Streben oder Sterben? Kleine Farbenlehre für Selber-Macher.

Reich zu werden, ohne rot zu werden - dieses Privileg kennen und teilen, vor ganz unterschiedlichem Hintergrund, drei grundverschiedene Typen von Menschen, die es auf diverse Arten zu individuellem Reichtum gebracht haben.

Da wären zunächst die Glücklichen, denen ohne eigenes Zutun oder ohne besondere oder gezielte Anstrengung der Reichtum zufällt. Zu dieser Art von Wohlstand, mag ihn die Mitwelt nun als verdient oder unverdient betrachten, kann man sich im besten Sinne schamlos bekennen: Der einzig beobachtbare Farbakzent, der sich neben dem freudigen Erröten der Betroffenen womöglich einstellt, dürfte die gelbliche Gesichtsfarbe der unvermeidlichen Neider sein.

Nicht erst seit jüngerer Zeit gibt es dagegen den Typus des absolut skrupellosen und giergetriebenen Geldkapitalisten, der sich seine Reichtümer auf ihm adäquate Arten verschafft, nämlich nach dem Motto: „Legal – illegal – scheißegal!“. Mangels jeder inneren moralischen Instanz und unbehelligt von einem lästigen Gewissen ist ihm jede Scham so fremd wie dem Prostata-operierten seine Libido. Die einzige Röte, die sich im Dunstkreis solcher Menschen unvermeidlich einstellt, ist die Zornesröte all' der geprellten, empörten, geschädigten, übervorteilten, ausgenommenen oder gar zerstörten Existenzen, die das Pech hatten, den Weg solcher Ego-Monster zu kreuzen. Deshalb wollen wir diesen inhumanen Typus hier einfach mit der tödlichen Verachtung unserer schnöden Nichtbeachtung strafen.

Die Röte der Anstrengung steht hingegen oft und unvermeidlich jenen ins Gesicht geschrieben, die noch am Beginn ihrer Erfolgsbiografie stehen, und deren späterer Wohlstand sich primär auf eigene Tüchtigkeit und Tätigkeit stützt. Denn vor den DIY-Reichtum haben die Götter den Schweiß gesetzt. Dieser eher naturgemäß anmutenden Morgenröte aufkommenden oder sich abzeichnenden späteren Wohllebens gilt hier unsere volle Aufmerksamkeit. Auch wenn der Titel dieses Buches vielleicht anderes suggerieren mag (für den Autor übrigens kein Grund, rot zu werden):

Aus der Außenbetrachtung (wie auch in der autobiografischen Selbstbespiegelung) stellen Erfolgsbiografien sich oft auf eine Art dar, die man nicht anders als geschönt oder verklärt bezeichnen kann.

Ganz einfach, weil sie vom bereits erreichten Status Quo ausgehen, diesen nicht kritisch hinterfragen, oder oft genug unbequeme Tatsachen einfach ausblenden. Dieses verdrängungsbedingte Ausbleiben des Errötens wollen wir in unserem Zusammenhang zwar erwähnen, aber nicht näher beleuchten. Denn uns geht es um die echten Erfolgspersönlichkeiten, und für die ist es dank eigener Tüchtigkeit im weiteren Verlauf ihrer Erfolgsbiografie meist nicht mehr vonnöten zu erröten – weder vor Anstrengung, noch vor Scham.

Ganz einfach deshalb, weil ein redlich erworbenes und verantwortungsvoll vermehrtes Vermögen dafür keinen Anlass bietet.

Das führt uns zu der unvermeidlichen Frage:

Kann es das überhaupt geben, ein redlich erworbenes Vermögen? Wir glauben, ja! Sonst gäbe es keinen Anlass, dieses Buch zu schreiben. Und wahrscheinlich auch keinen, es zu lesen. Aber das entscheiden Sie, als angehender Selfmademan (oder als angehende Selfmadewoman) am besten – genau: yourself!

Varianten-reich: Drei Farben Rot

Wenn Menschen reich werden, gibt es dafür diverse denkbare Umstände oder Erklärungen:

Erbschaft – eine der komfortableren Varianten oft unverhofften Wohlstands

Heirat bzw. profitable Scheidung – ebenfalls eine eher bequeme Art, zu Geld und Gut zu kommen – allerdings immer noch eher dem weiblichen Geschlecht vorbehalten

Lottogewinn oder Glücksspiel – eher unwahrscheinlich, wenn auch prinzipiell möglich

Unverhoffter Schatzfund – ungefähr so wahrscheinlich, wie bei wolkenlosem Himmel vom Blitz getroffen zu werden

Ehrliche Arbeit (siehe Punkt 3.)

Erfindung/Patent/Beteiligung

Eher zweifelhafte, anrüchige bis unehrenhafte Methoden wie Spekulation, Banken- bzw. Banden- und Versicherungswesen und -unwesen, kriminelle Unternehmungen und Vereinigungen aller Art, Politik-Filz und -Vorteilsnahme, etc. (statistisch signifikant häufig)

Herausragende individuelle Fähigkeiten oder besonderes Aussehen (soll es tatsächlich geben)

Sonstige (z.B. Schenkung, Belohnung, Abfindung, Schadenersatz, Schmerzensgeld, etc.)

Hunger oder Hummer? Keine Frage!

Der Hummer ist eines der Sinnbilder für sichtbares Wohlleben. Leider muss er dafür das seine hingeben. Wenn ein Hummer rot wird, hat das nur eine Ursache und eine unabwendbare Folge:

Er wurde nach allen Regeln der Kunst abgekocht, d.h. lebendig ins kochende Wasser geworfen. Dafür muss man schon etwas abgebrüht sein als Koch.

Merke: „Nur ein toter Hummer ist ein roter Hummer!“ Lebendige Schalentiere haben hingegen meist eine dunkle, steingraue Färbung mit einem Stich dunkelblau oder tiefseegrün, je nach Herkunftsgebiet auch einen leicht rosa- oder orangefarbenen Schimmer.

Dekadenzspruch der Neureichen:

„Hummer ist der beste Koch!“

Wenn der Mensch rot wird, kann das verschiedene innere wie äußere Ursachen haben:

Zu hoher Blutdruck, z.B. auf Grund von Veranlagung oder ungesunder Lebensweise. Da dies kein Gesundheitsratgeber werden soll, wollen wir uns mit dieser Möglichkeit hier nicht weiter beschäftigen.

Sonnenbrand oder krankhafte Hautveränderung – hier auch kein Thema (siehe Punkt 1.)

Hitzeeinwirkung (nicht relevant für unsere Betrachtungen, es sei denn, die Hitze würde durch exzessive Geldverbrennung verursacht)

Alkohol- oder Drogenmissbrauch (hier ebenfalls nur von untergeordneter Bedeutung, allenfalls als Dekadenzerscheinung infolge übergroßen, oder aber auch komplett eingebüßten Wohlstands)

Anstrengung, z.B. durch harte Arbeit oder andere Arten körperlicher oder geistiger Betätigung (da kommen wir der Sache schon näher)

Gefühlsbedingte Gesichtsrötung durch a) Zorn/Wut, b) Verlegenheit oder Scham, c) Leidenschaft, Freude d) sexuelle Erregung (in unserem Zusammenhang alle mehr oder minder relevant bis auf a), welche eher beim fremdoder selbst verschuldeten Verlust von Geld, Reichtum oder anderen Werten - auch immateriellen - zu beobachten ist)

Wenn hingegen das Konto rot wird, gibt es dafür nur eine Bezeichnung, aber viele mögliche Ursachen.

Da Reichtum auf Pump oder auf Kosten Anderer (z.B. über Spekulationsgewinne) nicht unser Thema ist, und es darum geht, aus einer Eigenleistung heraus ein Konto dauerhaft mit vielen schwarzen Nullen hinter der ersten Ziffer zu füllen – geschenkt!

Wie lautet doch die Trostformel der prekären, unterprivilegierten und notorisch erfolglosen Existenzen:

„Hunger ist der beste Koch!“

DIY-Reichtum für Arme? Von der Magie der ersten Million

„Die erste Million ist immer die schwerste!“

Dieser altbekannte Spruch (ab)gestandener Selfmademen suggeriert Zweierlei.

Erstens: Der Weg zum Millionär/zur Millionärin steht prinzipiell für Jedermann/Jedefrau offen.

Das heißt, liebe Leserin, lieber Leser:

AUCH DU KANNST ES SCHAFFEN!

Zweitens: Wenn man es erst einmal geschafft hat, ist der Rest ein Kinderspiel.

Will heißen, der weitere Weg zum Multimillionen- oder gar Milliardenvermögen ist dann quasi schon vorgeebnet. Nun, dieser zweite Teil der Aussage ist sicher wahrscheinlicher als der erste. Denn für die erste Etappe braucht man die Steherqualitäten des echten Selfmade-Mannes (der echten Selfmade-Frau) – oder aber einen unverschämten Riesenhaufen Glück.

Zwar gab und gibt es in der Geschichte des Kapitalismus immer wieder Gelegenheiten und Rahmenbedingungen, unter denen auch Otto Normalverbraucher ganz schnell zum Millionär avancieren kann und konnte: es sind die Phasen der Hyperinflation, also der galoppierenden Geldentwertung, in denen dann allerdings niemand mehr etwas mit seinen astronomischen Geldsummen anfangen kann – höchstens alte Schulden tilgen, wenn man in der glücklichen Lage ist, gerade dann genug davon zu haben.

Bleibt die Frage: Auf welche halbwegs ehrliche Art kommt man am schnellsten zu einem soliden Vermögen? Sie beschäftigt den Menschen schon seit er den Tanz ums Goldene Kalb kultiviert hat.

Und so setzen Verlage und Buchhändler in schöner Regelmäßigkeit Millionenbeträge mit entsprechender Ratgeber-Literatur um.

Dort hört und liest man dann von märchenhaften Werdegängen und vollkommen unwahrscheinlichen Biografien, deren Akteure, oft genug über Boden-/Immobilien- und/oder Börsenspekulationen, zu sagenhaftem Reichtum gelangt seien.

Irgendein Börsen-Guru (ich glaube sogar, es war der legendäre André Kostolany) hat es sinngemäß einmal so auf den Punkt gebracht:

„Wenn Sie wissen wollen, wie Sie es an der Börse zu einem kleinen Vermögen bringen können, fangen Sie am besten mit einem großen an!“

Damit ist eigentlich alles zu diesem Thema gesagt. Reich zu werden ist mindestens so schwer wie reich zu bleiben – zumindest, solange man selbst aktiv etwas dafür leistet oder leisten muss - es sich also nicht leisten kann, „sein Geld für sich arbeiten zu lassen“.

Für einen Habenichts bietet die Börse also keine echten Perspektiven in Sachen Vermögensbildung, das liegt in der Natur der Sache. Da braucht es schon seriösere Aktionsfelder (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, wie z.B. die Biografie des „Musical-Mannes“ Friedrich Kurz zeigt, der als Börsenbroker den finanziellen Grundstock für seine spätere Produzentenkarriere erwirtschaftete [*1]). Seine Autobiografie bildet ein Lehrstück der Höhen und Tiefen einer Selfmade-Karriere ab, wie sie heutzutage wohl kaum noch zu realisieren wäre.

Also was ist überhaupt wirklich dran an diesem alten Tellerwäscher-zum-Millionär-Gewäsch – lassen wir uns da nicht sauber von geschönten Legenden oder von schnödem Hollywood-Schein einseifen?

Wie viel Mythos steckt hinter der hypnotisierenden Magie dieses Millionärstraums? Pure kapitalistische Ideologie, basierend auf dem „American Dream“ der (bis dato noch) größten Kapitalismusnation dieser Erde? Oder ist es eigentlich nur ein Spießertraum? Alles reine Propaganda, um den einfachen Mann/die einfache Frau bei der Stange, sprich, im Arbeitsjoch zu halten? Kann ein Mann/eine Frau allein überhaupt in der Lage sein, es buchstäblich aus dem Nichts zu Wohlstand und Reichtum zu bringen? Und das womöglich heute noch?

Der amerikanische Schriftsteller Richard Ford, einer der wenigen wirklich Berufenen, die es nachprüfbar aus eigener Kraft zu Weltruhm und Wohlstand gebracht haben, hat dazu eine sehr eindeutige Meinung:

„Das Gerede vom American Dream war immer schon Bullshit, und heute ist es das mehr denn je. Wer etwas hat, hat es geerbt oder auf legalem Weg gestohlen.

Deshalb redet man auch nicht über diesen amerikanischen Traum: Sobald du dir das näher anschaust, erkennst du, dass es eine einzige Lüge ist.“[*2].

Aber wenn es sich wirklich so verhält, wie kommt es dann, dass immer wieder einigen wenigen Auserwählten das Husarenstück zu gelingen scheint, sich aus bescheidensten Verhältnissen und Anfängen in die Liga der Spitzenverdiener hoch zu arbeiten – auch im fortgeschrittenen Internet-Zeitalter?

Zu arbeiten? Haben Sie gerade richtig gelesen? Sollte man mit Arbeit tatsächlich reich werden können? Das ist wohl in erster Linie eine Definitionsfrage. Denn nicht zwangsläufig muss diese Arbeit im landläufigen Sinne dem Ideal „rechtschaffener“ Arbeit oder Erwerbstätigkeit entsprechen, wie manche unserer Beispiele zeigen.

Oder, wie es schon der alte Berthold Brecht so entlarvend zuzuspitzen wusste:

„Bankraub ist eine Unternehmung von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.“

Gibt es den Selfmade-Prototypen? Die Erfolgsmythen der Erfolgstypen

Was zeichnet also den sogenannten „Selfmademan“ nach klassischem Muster aus?

Es ist zunächst einmal die Tatsache, dass er (oder natürlich ggf. auch sie) am Anfang meist völlig auf sich selbst gestellt ist. D.h. in aller Regel gibt es a priori weder ein komfortables Erbe, ein Grundvermögen oder andere, definitiv un-verdiente Zuwendungen, auf die sich eine Karriere als erfolgreicher Kapitalist gründen ließe. Der klassische Selfmademan/die klassische Selfmadewoman muss zunächst also komplett auf seine/ihre ureigenen Fähigkeiten und die Stärken seiner/ihrer Persönlichkeit vertrauen können.

In diesem Zusammenhang seien, neben notorischen Glücksrittern und Lotteriespielern, bewusst alle Berufsbilder des Showbusiness (Schauspieler/in, Musiker/in, Tänzer/in, etc.) wie auch des Sports ausgespart, bei denen es entweder auf gutes Aussehen, unentdecktes Doping und/oder wahre Könnerschaft oder Körperbeherrschung ankommt. Denn diesen wirklich beneidenswerten Biografien fehlt fast immer das zielgerichtete kapitalistische Element, welches die „wahre“ Selfmade-Story auszeichnet: es ist das ausdrückliche Streben nach Gewinn, Reichtum, und vor allem: Unabhängigkeit.

Wobei der Wunsch nach Reichtum alleine wohl nicht ausreicht, um eine wirklich erfolgreiche Selfmade-Karriere hinzulegen:

„Wenn es Dein einziges Ziel ist, reich zu werden, wirst Du es niemals schaffen!“

wusste schon der legendäre John D. Rockefeller, einstmals einer der reichsten Männer der Welt.

A propos Männer: Typischerweise ist der Selfmademan meistens tatsächlich einer, auch wenn sich die Frauenquote in dieser klassischen Männerdomäne in den letzten Jahrzehnten messbar erhöht hat.

Das immer noch traditionell geprägte Rollen(selbst)-verständnis des Mannes als einsamer Jäger, emsiger Sammler und stolzer Beutebringer prägt bis heute den klassischen „Selfmade“-Typus des maskulinen Protagonisten als Hauptakteur (s)eines Heldenepos.

Nur aus diesem Grund sind die Frauen in den hier aufgeführten Beispielen stark in der Minderzahl.

Als Repräsentantin der „Frauenquote“ fällt die später hier vorgestellte Erfolgslady gleich doppelt aus dem Raster: Im Gegensatz zu Ihren männlichen Kollegen hat sie nämlich zwar bei Null angefangen, aber nicht mit Nichts. Zudem zeichnet sie sich durch einen ganz besonderen unternehmerischen Antrieb und Ansatz aus. Doch dazu später mehr.

Gemeinsames Merkmal nahezu aller Selfmade-Werdegänge ist übrigens, dass sie im (erweiterten) Dienstleistungsbereich ihren Anfang nahmen.

Wie sollte es auch anders sein, wenn man anfangs über keinerlei „Hardware“, sprich Produktionsmittel, verfügt, außer vielleicht über zwei gesunde Hände, einen funktionierenden Menschenverstand und ein paar andere nützliche Eigen- oder Errungenschaften. Denn, auch das ist prototypisch, zumindest für die hier vorgestellten Karrieren und Protagonisten: sie weisen samt und sonders wichtige, wenn nicht unabdingbare Voraussetzungen auf, die zum Ziel führen können.

„Von Nichts kommt nichts“ - auch das ist eine schon alte, aber deshalb nicht wirklich abgenutzte Erkenntnis. Welche oder wie viele dieser Voraussetzungen in welcher Kombination jedoch im Einzelfall zum gewünschten Erfolg führen, dafür gibt es leider keine einheitlich gültigen Regeln oder statistisch bzw. wissenschaftlich belastbares Material.

Mit anderen Worten, auch wenn das Gegenteil oft und gerne auflagesteigernd behauptet wird:

Es gibt keine Patentrezepte für den Erfolg.

Insofern muss man sich auf einzelne Fallbetrachtungen und studien einlassen, um dann ggf. seine eigenen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen – so wie in dieser Zusammenstellung geschehen.

Zuvor wollen wir jedoch mit einigen Mythen aufräumen, die immer noch und immer wieder das Bild vom unverdrossenen Einzelkämpfer verklären oder verfälschen, und die damit dazu angetan sind, die realistischen Erfolgsaussichten von vorn herein erheblich zu schmälern. Denn Mythen umwabern vielleicht Sagenhelden. Die Geschichten der Selbstbestimmung, Selbsterfindung und -behauptung, die von den Selfmadern dieser Welt geschrieben werden, stützen sich jedoch auf harte Erfahrung und ebensolche Fakten:

Der Mythos vom Glück

„Die meisten Erfolgsstories sind doch reine Glücksache.“

Falsch. So gut wie niemals sind große Entwicklungen oder wirklich nachhaltige Erfolge auf reines Glück zurückzuführen. Andererseits zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass das Glück als berühmtes „Zünglein an der Waage“ oftmals eine entscheidende Rolle spielt.

Ob es sich um schicksalhafte Begegnungen handelt, glückliche Rahmenkonstellationen oder Entwicklungen, unverhoffte Kapitalhilfe, veränderte politische Rahmenbedingungen, oder schlicht der glückliche Zufall oder eine günstige Gelegenheit den Weg ebnet – immer wieder kommt der, oft entscheidende, Faktor Glück ins Spiel – oder eben auch nicht.

Sein Fehlen – „Wenn man schon kein Glück hat, ist wenigstens auf das Pech Verlass!“ – kann sich definitiv schädlich auf jede Unternehmung auswirken oder ihr womöglich ganz den Garaus machen.

Der Mythos von der guten Idee

„Eine gute Idee ist schon der halbe Erfolg.“

Schön wär's. Die Welt ist voller hervorragender bis genialer Ideen, die niemals eine Chance hatten oder bekommen werden. Ganz im Gegenteil herrscht eher die Tendenz vor, wirklich gute Ideen schon im Ansatz zu ersticken, ganz einfach, weil zu viele schlechte schon verwirklicht wurden – unter massivem Einfluss von Kapital, Macht und Gier.

Diese Faktoren bilden – gemeinsam mit menschlichem wie strukturellem Trägheitsmoment und der puren Ignoranz – das Bollwerk, an dem die meisten guten Ideen zerschellen.

Der Spruch: „Das Bessere ist der Feind des Guten“ entpuppt sich daher meist als reines Wunschdenken oder als Propaganda. In Wahrheit verhält es sich im besten Falle so, dass das Mittelmaß das Maß aller Dinge ist – und somit der mächtigste Feind jeder Idee, die es als solches entlarven oder gar überflügeln könnte.

Deshalb: Sollten Sie je eine wirklich gute Idee haben – behalten Sie sie (im Wortsinne) für sich! Nur dann haben Sie eventuell die Chance, sie auch selbst zu verwirklichen, zu vermarkten und zu verwerten, und damit eine echte Selfmade-Story zu schreiben.

Der Mythos von der Marktlücke

„Man muss nur die richtige Marktlücke finden.“

Die Vorstellung, dass mit dem wachsenden Angebot auch die Anzahl der Marktlücken wächst (was, rein mathematisch betrachtet, ja von zwingender Logik wäre), ist bestenfalls naiv. Natürlich ist genau das Gegenteil der Fall: Die Chance, in unserer hoffnungslos überfrachteten Welt noch eine – womöglich gar DIE EINE Marktlücke einer Branche zu finden, welche sich als Volltreffer erweist, geht gegen Null. Trotzdem gelingt es findigen Existenzen immer noch und immer wieder, entweder doch eine aufzutun, oder über geschicktes Marketing eine virtuelle zu generieren.

Diese Tatsache hält den Mythos weiter am Leben, und mit ihm die Visionen ganzer Generationen von Träumern und Goldgräbern. Merke: Ein Markt ist erst dann wirklich gesättigt, wenn er zusammenbricht.

Der Mythos von der Tüchtigkeit

„Dem Tüchtigen hilft das Glück!“

Eine Aussage, die wie das berühmte „Pfeifen im Walde“ meist der Selbstmotivation dient. Bevorzugt dann, wenn die Startvoraussetzungen denkbar ungünstig sind, wird dieser Spruch gerne strapaziert – manchmal auch mit Erfolg! Denn nichts ist anfangs stärker als der Glaube an das Gelingen der eigenen Unternehmung:

Wenn er sich mit genügend anderen begünstigenden Faktoren anreichert, kann er manchmal definitiv die sprichwörtlichen Berge versetzen. Und dann kann dem Tüchtigen, gemäß einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, in der Tat etwas gelingen, aus dem später vielleicht Mythen geschaffen werden.

„Das Glück des Tüchtigen war ihm/ihr hold!“, wird solchen Biografien dann gerne ehrfürchtig hinterher geraunt. Der Untüchtige jedoch wird auch mit allem Glück der Welt auf Dauer kaum bestehen können.

Der Mythos vom einsamen Genie

„Der Starke ist am mächtigsten allein!“

Dieser Mythos stimmt zumindest in einer Hinsicht fast immer: Genie macht einsam. Aber leider selten erfolgreich (Ausnahmen wie Steve Jobs bestätigen wie immer die Regel). Und Stärke allein hilft vielleicht, die Einsamkeit besser zu ertragen, selten jedoch bei der Bewältigung komplexer und zwangsläufig arbeitsteiliger Aufgaben und Problemstellungen, die sich aus jeder Form und Art der Selbstständigkeit heute permanent ergeben. Mochte zu früheren Zeiten der solitäre Entscheider noch eine Identifikationsfigur abgeben, so ist diese Gestalt heute einfach nur noch überholt. Allein und auf sich selbst gestellt, wird sie die Selbstständigkeit allenfalls als Selbsterfahrung des Scheiterns erleben – oder aber als exzessive Selbstausbeutung, einhergehend mit fortgesetztem Selbstbetrug.

Wahres Genie und wahre Stärke zeigt sich in der Fähigkeit, andere Befähigte, andere Starke um sich zu scharen, und damit den Erfolg zu sichern.

Die Biografie von Steve Jobs [*3] liefert dafür sehr aufschlussreiches Anschauungsmaterial.

Der Mythos vom richtigen Zeitpunkt

„Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“

Tatsächlich ist an dieser Aussage viel Wahres, besonders, wenn man sich den Umkehrschluss betrachtet: Jeder noch so guten Idee wird zum falschen Zeitpunkt höchstwahrscheinlich kein Erfolg beschieden sein.

Insofern ist das richtige Timing in der Tat von erheblicher Bedeutung – aber eben nur im Zusammenspiel mit anderen begünstigenden Faktoren und Bedingungen. Denn selbst wenn für eine Idee ihr Zeitpunkt gekommen ist – was bietet die Gewähr, dass man selbst Derjenige sein wird, der davon profitiert? Zum Beispiel, weil man just zu diesem Zeitpunkt kein Kapital hat, um sie zu verwirklichen? Insofern ist das optimale Timing einer der wichtigsten und gleichzeitig kritischsten Faktoren, weil man es in allen Facetten und an allen Schnittstellen meist nur schwer beeinflussen kann. Deshalb gilt: immer frisch drauflos mit einer guten Idee oder einem Projekt, das es wert erscheint. Denn wer zu spät kommt, den bestraft nicht nur das Leben, sondern der verspielt womöglich auch seine Chancen auf eine bessere Zukunft.

Andererseits gilt aber auch: „Besser spät als nie!“. Denn oft genug machen gerade die cleveren Nachzügler oder Nachahmer sogar das bessere Geschäft, weil sie sich die Fehler und Mühen der Pioniere ersparen. Eine bittere Lektion für entschlossene Wegbereiter, denen womöglich zu früh die Luft ausging.

Der Mythos von den richtigen Kontakten

„Wer Erfolg haben will, muss sich mit erfolgreichen Leuten umgeben.“

Vorsicht, Glatteis! Ganz sicher wird es zum gegebenen Zeitpunkt hilfreich, nützlich oder gar unabdingbar sein, die richtigen Leute zu kennen, und wichtige Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Jedoch sind solche Leute i.d.R. primär am Erfolg orientiert, und umgeben sich daher bevorzugt mit Ihresgleichen. Allzu leicht findet man sich als Newcomer in der Rolle des Paria wieder, was jedem Erfolg abträglich, und obendrein schädlich fürs Ego ist. Zudem wittern notorische Alpha-Erfolgstiere in jedem Emporkömmling eine mögliche Konkurrenz, und werden daher meist jede Ambition zum Emporkommen entweder torpedieren oder zumindest nicht fördern. Ausnahme: Wenn es ihren eigenen Interessen dient.

Allerdings zeigt auch hier der Umkehrschluss keine Lösung auf. Wer sich mit Verlierertypen umgibt, wird vielleicht zeitweise das Gefühl haben, selbst erfolgreicher zu sein als der Rest. Damit ist dann aber das Erfolgslimit meist auch schon erreicht.