REINKARNATION - Seelenreise - Traumwelten - Monika Bonanno - E-Book
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REINKARNATION - Seelenreise - Traumwelten E-Book

Monika Bonanno

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Beschreibung

Eine emotionale Zeitreise auf dem Planeten Erde. Begleiten Sie den Weg meiner Seele durch das Leben in fünf Reinkarnationen. Beginnend mit einem körperlichen Leben in einem fröhlichen Fisch, erkunde ich die wundervolle Unterwasserwelt des Ozeans. Dann entscheide ich mich für ein neugieriges Murmeltier und entdecke die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt des Waldes. Die Inkarnation in Tiere und die Einswerdung mit der Natur hatten mich sehr beeindruckt. Für meine folgenden irdischen Existenzen wählte ich menschliche Körper und erlebte spannende und emotionale Episoden. Wiedergeburt in Alexandria. Ich bin Nefertari, die erste Kammerzofe von Kleopatra VII. Inkarnation in Nordamerika. Ich bin Shania Tamaya aus dem Stamm der Cheyenne, Tochter des Medizinmanns, Medizinerin und Visionärin. Wiedergeburt in Schottland. Ich bin Sophie Charlotte, Tochter der Hebamme, Heilpraktikerin und Kräuterfrau. Ich habe die Erkenntnis erlangt, dass wir uns bereits vor unserer Geburt auf der Erde bewusst und geplant für genau diese körperliche Existenz entscheiden. Wir sind die "Kinder Gottes", jeder für sich und alle zusammen sind wir Teil der göttlichen Ursprungsenergie. Wir haben keine leibliche Gestalt, sind Energie, Geist und Gefühl. Wir authentischen Seelen sind im Grunde emotional, kraftvoll und kreativ. Den Weg in meine Vergangenheit gehe ich, um offene Fragen aufzulösen. In jedem Zyklus meiner Seelenreise finde ich eine Erklärung. In diesem Moment empfinde ich ein tiefes Glücksgefühl, ruhig und klar, freudig, tröstend und meiner selbst bewusst. Weitere Informationen auf der Website: https://autorin-monika-bonanno.jimdofree.com/

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Monika Bonanno

REINKARNATION - Seelenreise - Traumwelten

Eine emotionale Zeitreise auf dem Planeten Erde

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Wie alles begann

Der Fisch und das Murmeltier

Kammerzofe von Kleopatra -Teil 1

Kammerzofe von Kleopatra -Teil 2

Die Medizinfrau – Teil 1

Die Medizinfrau – Teil 2

Die Heilerin Teil 1

Die Heilerin Teil 2

Jetzt und hier

Namensverzeichnis

Fantasiereisen von Monika Bonanno

Impressum neobooks

Wie alles begann

Die Schöpfung

Und Gott sprach: „Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besonderen Orten, dass man das Trockene sehe.“ Und es geschah so. 

Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. 

Und Gott sprach: „Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist.“ Und es geschah so. 

DAS ERSTE BUCH MOSE (GENESIS) (1.Mose 1)

So hat „Gott“, die Ursprungsenergie, die allumfassende göttliche Schöpfung alles wirklichen Seins den faszinierenden Planeten Erde erschaffen.

Wer wir sind?

Wir sind die „Kinder Gottes“, jeder für sich und alle zusammen sind wir Teil der göttlichen Ursprungsenergie. Wir haben keine leibliche Gestalt, sind Energie, Geist und Gefühl. Wir authentischen Seelen sind im Grunde emotional, kraftvoll und kreativ. Wir haben keine körperlichen Empfindungen und Bedürfnisse.

Wo wir sind?

Es gibt keinen bestimmten, sichtbaren Ort. Wir sind Zuhause in der Unendlichkeit im Element Licht.

Freier Wille

Der Planet Erde ist das wundervollste Projekt, das wir jemals geschaffen haben. Dieser grandiose Planet, angestrahlt von der Sonne übte er auf uns eine ungeheure Anziehungskraft aus.

Wir können uns willentlich in einen Traum begeben, und in diesem in der von uns beabsichtigten körperlichen Gestalt geboren werden.

Wohl wissend, dass wir in diesem Traum vergessen, wer wir wirklich sind und eine Wesensveränderung während der Traumphase stattfinden kann, entschieden sich einige von uns für ein Leben auf der Erde.

Mich lockten die vielen Gebiete in den unterschiedlichsten Blautönen auf der Oberfläche des Planeten. Das Wasser der Ozeane, in denen sich der Himmel und das Sonnenlicht reflektierte.

Mein Verlangen wurde immer größer, mich in einem Körper durch die Meere zu bewegen. Zu sehen und zu fühlen, mich vom Wasser umfluten zu lassen.

Ich war mir nicht sicher, ob ich dieser Sehnsucht nachgeben sollte. Doch der Wunsch war so stark, dass meine Wahl auf einen Fisch fiel. In diesem Geschöpf würde ich wunderbare Empfindungen haben.

In dieser Intention begab ich mich in den Traum und aktivierte meine erste Verkörperung.

Der Fisch und das Murmeltier

Mein Körper schwamm im türkisfarbenen Wasser. Ich bewegte meine Brust- und Bauchflossen, ließ meine Schwanzflosse schwingen und bemerkte, dass ich damit in die gewünschte Richtung steuern konnte.

Schwerelos bewegte ich mich durch das salzhaltige Wasser des Ozeans und atmete mit meinen Kiemen.

Ich war nicht allein, sondern in einem Schwarm unterwegs. Meine Mitschwimmer, Familie und Freunde sahen lustig aus. Ihre Schuppen schillerten in den unterschiedlichsten Blautönen. Alle hatten sie einen rosafarbenen Streifen am Bauch, eine gelbe Schwanzflosse, einen Kussmund und hellblaue Pünktchen im Gesicht.

Wir ließen uns im Wasser treiben, schwammen im Kreis und bildeten Formationen, es war wie ein beschwingter Unterwassertanz.

Alle zusammen tauchten wir bis zum Meeresgrund, zogen unsere Kreise und beobachteten die Krabben, die Seeigel und die bunten Schnecken im Sand.

Ein gelber Rochen mit blauen Punkten glitt gemächlich über den sandigen Boden. Seine Brustflossen nach oben gewellt beobachtete er uns mit seinen kleinen runden Augen.

Wir steuerten auf das Korallenriff zu. Dort bewunderte ich die schön geformten Muscheln und die anmutigen Seesterne, die wir zwischen den apricotfarbenen Korallen entdeckten.

Eine Meeresschildkröte schwamm mitten in unseren Schwarm. Ihr Panzer und die Flossen hatten ein außergewöhnlich schönes Muster in den Farben Orange und Gold, durchzogen von silbernen Streifen.

Wir ließen uns wieder nach oben treiben. Zwei grüne Seepferdchen begleiteten uns.

Ein leuchtender Schein strahlte von der Oberfläche, ließ unsere Schuppen blausilbern schimmern und das Meer um uns herum türkisfarben erscheinen.

Plötzlich sahen wir einen riesigen Schatten über uns. Zum ersten Mal seit meinem Bestehen hatte ich das Gefühl der Angst. Es war eine scheußliche Empfindung, die ich nicht wollte. Ich versuchte sie zu erklären und ganz schnell wieder loszuwerden, aber es gelang mir nicht.

Wir verhielten uns ruhig und starrten nach oben. Der Schatten bewegte sich langsam, dann schlug eine riesige schwarze Flosse neben dem weißen Fischbauch in das Wasser.

Ich sah, wie der Orca-Wal uns seinen Kopf zuwandte und sein Maul mit den spitzen, scharfen Zähnen aufriss.

Panisch schossen wir in die Tiefe, immer weiter hinab, dort versteckten wir uns in einem Korallenriff. Der Wal hatte uns nicht verfolgt, aber es dauerte eine Weile, bis wir uns wieder beruhigt hatten.

Schnell hatten wir den Schreck vergessen. Meine Schwester und ich veranstalteten ein Wettschwimmen.

Gleichzeitig kamen wir am Ziel an und hielten inne. Dort war es atemberaubend schön. Wir sahen eine kunterbunte Ansammlung von Korallen in den unterschiedlichsten Formen, wie ein feingliedriger Strauch in orangerot oder grün, rosafarbene Seerosenblätter. Pinkfarbene Blüten oder zarte lila Stängel, die sich sachte in der Strömung wiegten.

Der ganze Meeresboden, mit seinen strahlenden Tönen, orange, rot, blau, grün, rosa, pink, lila dieser Unterwasserwelt war bezaubernd.

Eine leuchtende Qualle schwebte an mir vorbei. Ihr durchsichtiger Schirm war mit strahlend weißen Adern durchzogen und hatte mittig eine Zeichnung, wie ein weißes Kleeblatt. Ich folgte ihr bis zu einem Felsvorsprung, hinter dem sie verschwand.

Neugierig schwamm ich um den Felsen herum. Dort war eine große Ansammlung von riesigen Steinen. Ob da wohl noch mehr von diesen schillernden Quallen waren? Leider konnte ich keine mehr entdecken.

Ich schaute zwischen den Felsen nach. Dort bewegte sich ein Tier. Bevor ich es richtig wahrnehmen konnte, kam von unten etwas rosarot Geringeltes auf mich zu und fuhr über meinen Kopf. Goldfarbene Augen schauten über eine gepunktete dicke Nase und schon kam das zweite Tentakel und berührte mich.

Plötzlich schoss aus einer Felsspalte eine Muräne und schnappte mit ihren spitzen Zähnen nach mir. Sie verfehlte mich um einen knappen Zentimeter. Instinktiv schwamm ich blitzartig rückwärts und drehte ab. Dann erst kam die Furcht. Ich musste schnell weg von dieser Bestie, sie würde mich jagen. Doch die Muräne zog sich zurück und wartete in dem Felsspalt auf die nächste Beute.

Die Angst saß mir noch in den Gräten und lähmte mich kurzzeitig. In diesem Moment kam mein Schwarm um den Felsvorsprung. Ich setzte mich in Bewegung, um sie vor der Angreiferin zu warnen. Aufgeregt scharten sie sich um mich und waren dankbar, dass uns der schlangenartige Raubfisch nicht mit seinen giftigen Bissen attackiert hatte.

Neben uns tat sich ein Abgrund auf. Wir blickten hinunter und sahen in der dunklen Tiefe ganz viele bunte fluoreszierende Lichter.

Angezogen von dem irisierenden Leuchten schwammen wir in die Tiefe. Der Anblick dieser Unterwasserwelt war grandios.

Ein Vampirtintenfisch kam uns entgegen, er hatte blaue Leuchtpunkte am Auge, an der Nase und den Tentakelenden. Ein wenig gruselig sah er schon aus.

Wir sahen Leuchtgarnelen, in den Farben Blau, Silber und Purpurrot. Sie bewegten sich durch das glitzernde Seegras. Nacktschnecken mit neongrünen Punkten und Streifen saßen auf den irisierenden Korallen.

Da waren unzählige Ringelwürmer, die leuchteten in Knallrot, Rosa, Pink und Smaragdgrün, mit silbrig glänzenden Borsten. Sie wirkten durch das Licht doppelt so groß, wie sie eigentlich waren.

Selbst die Pflanzen in dieser Tiefe waren von faszinierender Schönheit. Auf einmal öffneten alle Blumen gleichzeitig ihre Knospen und katapultierten glitzernden Blütenstaub in das Wasser. Wir befanden uns mitten in diesem gigantisch leuchtenden Schauspiel.

Der ganze Meeresgrund schien ein funkelndes, flimmerndes Blütenmeer. Das war ein faszinierendes Lichtspiel, so hell und schön, und bunt.

Wir konnten in dieser Tiefe nicht so lange bleiben. Deshalb schwammen wir wieder nach oben

Ein anderer Schwarm gesellte sich zu uns. Die zitronengelben Fische sahen uns bis auf die Farbe sehr ähnlich.

Gemeinsam bewegten wir uns zur Wasseroberfläche. Dort angekommen, sprangen wir durch die Wellen hoch in die Luft. Bei jedem Sprung sah ich das Ufer mit seinem hellen, goldglitzernden Sandstrand und der grünen Vegetation. Das übte auf mich eine erstaunliche Anziehungskraft aus. Mir wurde bewusst, dass es noch mehr beeindruckende Orte auf dieser Erde gab.

Es regnete, jeder Wassertropfen platschte spritzend auf die Oberfläche und zog dann kreisförmige Wirbel. Gleich darauf wehte der Wind die dunklen Wolken weg und wir sahen einen Regenbogen so wunderschön in seinem ganzen Farbspektrum.

Wir konnten vom Springen gar nicht genug bekommen und hüpften immer wieder in die Luft. Dabei achteten wir gar nicht auf unsere Umgebung.

Neben uns stand auf einmal senkrecht im Wasser ein Pottwal, er hielt sein geöffnetes Maul über der Oberfläche und verhielt sich ganz ruhig. Da wir keine Bedrohung in ihm sahen, machten wir weiter unsere Luftsprünge.

Plötzlich landeten wir im Maul des Wals. Ich spürte, wie wir zusammengedrängt in seine Kehle rutschten. Es wurde dunkel, doch bei mir kam keine Panik auf.

Ohne Bedauern löste ich mich von meinem Körper und wachte auf. Das Leben im Ozean hatte alle meine Vorstellungen von der wunderbaren Unterwasserwelt übertroffen.

-

Die Vegetation, auf die ich mit den Augen des Fisches schauen durfte, hatte mich so beeindruckt, dass mich die grünen Erdoberflächen magisch anzogen. Ich wollte unbedingt diese fruchtbaren Gebiete erkunden. Dieses Leben würde ich in Gestalt eines Waldmurmeltieres genießen.

Eine zarte Nase stupste mich an und rieb sich an meiner. „Hast du ausgeschlafen, mein Kind?“

„Ja, Mama, ist es schon Frühling?“

„Ich denke schon. Sieh doch mal nach.“

Ich schaute aus unserem Winterschlafbau hinaus. Ein Sonnenstrahl, der durch das grüne Geäst eines Baumes schien, wärmte mir das Gesicht.

Mit geschlossenen Augen schnüffelte ich und war erstaunt, wie gut die vielen unterschiedlichen Gerüche dufteten. Das Moos, die Bäume und Pflanzen verströmten intensive, unterschiedliche Aromen. Ich schnupperte und atmete tief das wohlriechende Bukett ein. Das Gefühl, mit meiner Nase diese wunderbaren Düfte aufzunehmen, berauschte mich.

Der Winter war vorbei. Gefolgt von meiner Mama kletterte ich aus unserem Bau, legte mich auf die Erde und begrüßte den Frühling.

„Mama, können wir in den Wald gehen?“

Mutter antwortete: „Deine Geschwister sind noch nicht wach. Wenn du möchtest, dann darfst du allein gehen, aber nicht so weit, spätestens bei Sonnenuntergang bist du zurück.“

Ich lief los. Das grüne Moos fühlte sich unter meinen Pfoten so weich an. Ich drehte mich so lange im Kreis, bis mir schwindelig wurde. Dann ließ ich mich quiekend neben einen Farn fallen.

Mein Magen knurrte lautstark, ich hatte vor lauter Euphorie noch gar nicht meinen Hunger bemerkt. Kein Wunder, ich hatte monatelang tief und fest geschlafen und dabei meinen angefressenen Winterspeck aufgezehrt.

Zuerst probierte ich die schmackhaften Kräuter. Dann zog ich mir eine Wurzel aus dem Boden und knabberte daran, erstaunlicherweise mochte ich den Geschmack. Zum Dessert fand ich noch eine junge Eichel. Das war alles sehr lecker.

Soweit gestärkt, machte ich mich auf, diese herrliche Pflanzenwelt zu erkunden, die nach der Schneeschmelze auf dem fruchtbaren Erdboden gewachsen war.

Ich setzte meine Pfoten ohne Eile Schritt für Schritt, betrachtete mir eingehend die grünen Stängel, die jungen Blätter und die ersten Blüten.

Im Schatten der Bäume ging ich über den Waldboden, hopste über Wurzeln und lief um die großen Steine herum. An einem Bach lagen ganz viele bunte Kiesel. Das war so schön, eine Farbenpracht in Blau, Grün und Rot, manche waren gestreift oder gepunktet.

Ich setzte mich an das Ufer und sah zu, wie das Wasser im Kiesbett sprudelte, zischte und um die Steine Kreise zog, bevor es seinen Lauf fortsetzte. Die Sonnenstrahlen ließen das Wasser glitzern und die Kiesel leuchten.

Begeistert steckte ich meine Pfote in den Bach. Es fühlte sich gut an, das Wasser war kühl und klar. Ich ging in das erfrischende Nass und tänzelte vergnügt zwischen den Steinen, bis ich eine tiefere Stelle fand, an der ich schwimmen konnte.

Mit der Nase in der frischen Luft paddelte ich von einem Ufer zum anderen, zog meine Kreise und ließ mich treiben. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Erst als es dämmerte, krabbelte ich ans Ufer.

Ich sah mich um und entdeckte einen Felsvorsprung, in die Aushöhlung würde ich genau hineinpassen und die Nacht verbringen können. An das Versprechen bis zum Abend zurück zu sein dachte ich nicht. Neben dem Vorsprung wuchsen Bärlauch und Löwenzahn. Das Abendessen und das Frühstück waren gesichert.

Als ich es mir gemütlich gemacht hatte, hörte ich dicke Regentropfen prasseln und war froh ein trockenes Nachtlager gefunden zu haben. Meine Geschwister und meine Mutter fehlten mir. Das machte mich traurig, ich wollte in diesem Moment so gerne mit meiner Familie kuscheln. Eigentlich hätte ich längst wieder zu Hause in unserem Bau sein müssen. Ich nahm mir ganz fest vor, am nächsten Tag den Heimweg zu suchen.

Am Morgen schien die Sonne wieder und tauchte die Umgebung in sanftes, hellgrünes Licht. Ich blinzelte zum Himmel und sah einen prächtigen Regenbogen. Er schillerte in allen Farben. Der Gedanke nach Hause zu gehen war vergessen.

Ich naschte von den Waldkräutern und ging dann zum Bach, um mich zu erfrischen. Das Wasser schmeckte köstlich, kühl und klar.

Neben dem Bach entdeckte ich einen Pfad. Kurzentschlossen machte ich mich auf den Weg. Ich ging langsam und gemütlich immer neben dem Bachlauf durch die grüne Pflanzenwelt. Auf der einen Seite plätscherte das Wasser zwischen den Steinen, auf der anderen Seite wuchsen Farne, Sträucher und Bäume.

Nach einiger Zeit kam ich zu einer Lichtung und sah eine wundervolle Blumenwiese. Dort blühten viele unterschiedliche Blumen in kunterbunten Farben. Im Sonnenlicht stand roter Klatschmohn neben blauen Kornblumen. Weiße Gänseblümchen, pinkfarbene Seidenblumen, orange Ringelblumen, rosa Schmuckblumen, gelbe und rote Adonisröschen wuchsen zwischen blühenden Gräsern.

Ich ließ mich auf der Wiese nieder. Es war einfach wunderschön, so entspannt dazuliegen und den Duft der Blumen in mich einzusaugen. Wieder war ich erstaunt, welche Vielfalt an Gerüchen ich mit meiner Nase wahrnehmen konnte.

Am Abend fand ich einen Unterschlupf zwischen den Steinen und machte es mir gemütlich. Mein Bauch war voll und ich war schläfrig, da hörte ich eine Eule rufen. Neugierig lugte ich zwischen den Steinen hinaus. Der Nachtvogel stand direkt vor mir, beugte sich hinab, legte den Kopf schief und wackelte mit seinen Federohren. Das sah lustig aus.

Die Eule sah mich herausfordernd mit ihren orangefarbenen Augen an und öffnete ihren spitzen, scharfen Schnabel. Ich dachte schon, dass sie nach mir hacken würde, doch sie stieß einen Ruf aus, der wie ein Lachen klang, drehte sich herum und flog davon.

Erst einmal war ich froh, dass sie mich nicht angegriffen hatte, dann dachte ich: „Schade, dass mir dieser lustige Vogel nicht länger Gesellschaft geleistet hat.“ Was hätte mir die Eule schon tun sollen, sie war klein und ich sicherlich nicht ihre Beute.

Zusammen gekuschelt schlief ich sofort ein und merkte gar nicht, wie in der Nacht dichter Nebel aufzog. Als ich erwachte war die Nebelwand immer noch da, man konnte überhaupt nicht hindurchsehen. Ich schloss die Augen wieder und schlummerte, bis es heller wurde. Ich lugte aus meinem Unterschlupf, da war direkt vor meiner Nase ein perfekt angefertigtes Spinnennetz. Tautropfen hatten sich an den feinen seidigen Fäden verfangen, sie sahen im Sonnenschein aus wie aneinander aufgereihte glitzernde Perlen.

Vorsichtig schob ich mich an dem Netz vorbei, ich wollte es ja nicht zerstören. Da trat ich auf einen Igel, der sich vor Schreck zusammengerollt hatte. Aua, die spitzen Stacheln piksten in mein empfindliches Pfötchen.

Wie viele Stunden, Tage oder vielleicht auch Wochen ich mich bei der Blumenwiese aufgehalten hatte, wusste ich nicht. Es war einfach eine unvergesslich bezaubernde Zeit, voller faszinierender Eindrücke.

Einmal flogen ganz viele Schmetterlinge um mich herum. Gelbe Zitronenfalter, rote Pfauenaugen mit auffälligen bunten Kreiszeichnungen, Bläulinge, orange-schwarz gestreifte Königsfalter. Es war wie ein Tanz, eine Choreographie für mich zur Freude.

Die Zitronenfalter lösten sich aus dem Kreis und flogen in Formation davon. Ich hatte den unwiderstehlichen Drang, ihnen zu folgen. Sie führten mich an einen See. Die untergehende Sonne tauchte alles in leuchtende Rottöne. Am gegenüberliegenden Ufer waren die Bäume nur noch in einer schwarzen Silhouette zu erkennen.

Mein Instinkt sagte mir, dass es Zeit wurde, den Heimweg anzutreten.

Als ich am darauffolgenden Morgen in das Sonnenlicht blinzelte, hatte ich das Gefühl, mir mit dem Heimweg noch Zeit lassen zu können. Der See strahlte in tiefem Smaragdgrün und die Blätter der Bäume hatten sich von der lindgrünen Farbe in ein kräftiges Dunkelgrün verändert.

Nach einem ausgiebigen Frühstück umrundete ich den See und fand einen schönen Pfad für meine Weiterreise.

Im selben Moment sah ich einen großen Greifvogel über mir kreisen. Seine mächtigen Schwingen warfen schon den Schatten auf mich. Ich stellte mich auf die Hinterbeine und stieß instinktiv einen schrillen Pfiff aus. Dann flitzte ich zu einem umgefallenen Baumstamm und versteckte mich darunter.

Am ganzen Körper zitternd beobachtete ich, wie der Greifvogel im Sturzflug zur Erde hinab sauste. Genau an der Stelle, an der ich vorher gestanden hatte, ergriff er seine Beute. Erfolgreich erhob er sich mit einer Maus im Schnabel wieder in die Lüfte.

Mich hatte es zum Glück nicht erwischt, aber das panikartige Gefühl wollte noch nicht weichen. Verängstigt kauerte ich in meinem Versteck und konnte nicht herauskommen.

Einen Moment später schaute ein fremdes Murmeltier unter meinen Baumstamm. „Danke, dass du mich mit deinem Pfiff gewarnt hast.“

„Bitte, gerne“, antwortete ich erfreut und fragte: „Bist du auch schon so lange unterwegs?“

„Ja, aber jetzt ist der Sommer fast vorbei. Wir Murmeltiere müssen vor dem Wintereinbruch vollgefuttert bei unserem Heimatbau zurück sein.“

„Daran habe ich gestern auch schon gedacht. Doch wir müssen uns nicht so beeilen, die Luft fühlt sich noch ganz warm an“, entgegnete ich.

„Das kann sich sehr schnell ändern. Ich mache mich jetzt auf den Rückweg. Es kann einige Tage dauern, bis ich wieder zu Hause bin. Lass dir nicht allzu lange Zeit.“

Damit verabschiedeten wir uns. Danach ging ich im See schwimmen und legte mich entspannt in die Sonne, bis mein Fell wieder trocken war.

Für die Nacht suchte ich mir einen Platz unter einer Baumwurzel, legte mich ins Moos und schaute zu den Sternen bis die Wolken das Sternenlicht verdeckten. Einen Augenblick war es stockdunkel, dann flogen ganz viele kleine Leuchtpunkte um mich herum. Es waren so viele, dass sich der Waldboden in ein zauberhaft funkelndes Feenland verwandelte. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich, dass es fliegende Käfer waren, deren untere Körperhälfte so schimmerndes Licht abstrahlte.

Am Morgen krabbelte ich aus meinem Unterschlupf und suchte den Weg, den ich gekommen war. Ohne Eile spazierte ich wieder an dem Bach entlang. Voller Freude über die wunderbare Umgebung ließ ich mir alle Zeit der Welt. Ich blieb an einer schönen Stelle auch mal ein paar Tage.

Als ich mittags unter einem Baum ausruhte, hörte ich über mir ein lautes Klopfen. Ich schaute nach oben und sah einen bunten Specht. Er hackte so laut und fest in den Baumstamm, dass die Rinde zitterte.

Die schönen Blumen auf den Wiesen blühten nicht mehr. Die Blätter der Bäume verwandelten sich in strahlendes Rot und Gold und leuchteten im Sonnenschein.

An einem Tag saß ich stundenlang vor einem Ameisenbau und beobachtete die kleinen Tierchen. Sie waren so emsig, schleppten riesige Rinden- und Holzstücke in den Bau. Es war faszinierend ihnen zuzusehen, nicht eine ruhte sich auch nur einen Moment aus. Alle in der Gruppe halfen und unterstützten sich gegenseitig. Ich bekam auf einmal ein schlechtes Gewissen. Die Ameisen waren so fleißig, während ich allein durch die Gegend zog und es mir gutgehen ließ.

Es begann zu regnen. Erst waren es nur einige glitzernde Tropfen, dann kamen wahre Sturzbäche aus dem Himmel. Ich legte mich in das schützende Unterholz. Dort fand ich tatsächlich einige schmackhafte Pilze. Also blieb ich, bis der Regen aufhörte und stillte meinen Hunger.

Dann wurde es auf einmal kalt. Die Bäume warfen ihre bunten Blätter ab, die Pfützen auf dem Boden vereisten.

Ich hatte keine Ahnung, wie weit es noch bis nach Hause war und lief schneller, ich musste in den Bau zurück, konnte aber den richtigen Weg nicht mehr finden.

Mein Körper war kraftlos und zu dünn, in der ganzen Euphorie hatte ich vergessen, mir den Winterspeck anzufressen.

Der Schnee kam viel zu früh und zu heftig, er bedeckte in kürzester Zeit den Boden. Die Schneedecke war so hoch, dass ich keinen Schritt mehr tun konnte. Ich versank, fror entsetzlich und schloss vor Müdigkeit die Augen. Ich dachte an Mama und meine Geschwister. Sie machten sich bestimmt große Sorgen.

Noch einmal öffnete ich die Augen und versuchte mich aus dem eisigen Loch zu befreien, in dem mein Leib steckte. Doch es gelang mir nicht. Ich war festgefroren und fühlte gar nichts mehr.

Bevor mein Körper den frostigen Tod starb, löste ich mich von ihm und wachte auf.

Kammerzofe von Kleopatra -Teil 1

Das Leben als Murmeltier auf der Erde, die Einswerdung mit den Pflanzen und Tieren hatte mich sehr beeindruckt, nur die Kälte, die den Tod verursacht hatte, gefiel mir gar nicht.

Deshalb wählte ich für mein nächstes irdisches Leben einen Ort mit dem Namen Alexandria, dort gab es einen Seehafen und weiße Sandstrände.

Ein großer Fluss, der im Süden entsprang, mündete fächerartig, wie mit ausgestreckten Armen, im Meer.

Das gesamte Nildelta direkt östlich der Stadt war mit einer grünen Vegetation bedeckt. Im Süden und östlich hingegen fand man nur Wüste.

In dieser Stadt war es im Sommer schön warm und im Winter nie frostig.

Die Entscheidung fiel mir nicht leicht.

Immer mehr von uns wählten einen menschlichen Körper, das stimmte mich zunächst einmal skeptisch. Was sollte besser daran sein, als in dem Körper eines fröhlichen Fisches oder eines entspannten Murmeltiers auf der Erde zu sein?

Trotz meiner Zweifel wollte ich es versuchen und entschied mich für einen weiblichen Menschen.

Ich wurde als erste Tochter in eine bürgerliche Familie hineingeboren.

Mein ägyptischer Vater war eine gutmütige Seele, immer liebevoll und gut gelaunt, nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen.

Meine Mutter stammte von einer griechischen Familie ab. Sie hatte ein liebevolles Herz, allerdings war sie sehr konsequent, wenn es um meine gute Erziehung ging. Dies gefiel mir gar nicht.

Ich liebte die Freiheit, tun und lassen zu können, was ich wollte. Jegliche Bevormundung, sei sie noch so lieb gemeint, löste in mir einen Widerwillen aus. Instinktiv bereute ich schon die Inkarnation als Menschenkind.

Mein Vater war ein anerkannter Architekt und Baumeister, er hatte mein Elternhaus entworfen. Es war nicht sehr groß, massiv gebaut, stil- und geschmackvoll eingerichtet. Das Gebäude stand im Viertel der Bürger und Händler an einer Nebenstraße.

Zu dem Haus gehörte ein geräumiger Innenhof mit einem Brunnen, ein Waschhaus mit unzähligen Bottichen, Waschbrettern aus Holz und Stein und einem riesigen Kochkessel für das grobe Leinen.

Innerhalb des Waschhauses befand sich abgetrennt durch schwere Vorhänge ein Baderaum mit einem Marmorbecken und zwei hölzernen Badezubern.

Über der Feuerstätte konnten wir das Wasser sowohl zum Wäschewaschen wie auch für die Körperpflege erhitzen.

Im unteren Bereich des Hauses befanden sich in einer geräumigen Wohnküche ein Tisch aus Akazienholz und Holzstühle mit hohen Lehnen und aus Flachs gewebten Sitzen. Angrenzend war der Salon mit gemütlichen Sesseln und zwei Liegebetten.

Im ersten Stock gab es drei Kammern, die alle gleich groß waren. Von dort führte eine Treppe auf das Dach.

Die Dachterrasse war ein wahrer Luxus, ausgestattet mit einem Baldachin, Liegebetten, einem Himmelbett und niedrigen runden Tischen. Das Geländer übergehend in verzierte Bögen zu der Teilüberdachung aus geschnitztem Zedernholz. Elfenbeinfarbene Tücher aus feinster Seide, gefasst mit purpurnen Stickereien, waren an der Konstruktion befestigt und schützten vor neugierigen Blicken.

Wie immer, wenn Papa beruflich unterwegs war, saß Mama mit mir am Abend auf dem Himmelbett.

Ein angenehm kühler Wind wehte von Norden, schwang die Tücher wie in einem märchenhaften Tanz.

Mama nahm meine Hand und legte sie auf ihren Bauch.

„Fühl mal Nefertari, dein Geschwisterchen bewegt sich schon.“

„Ist da das Baby drin, wann kommt es raus?“

„Bald.“

Als meine Mutter sich wegen der Schwangerschaft nicht mehr so gut bewegen konnte, half Mirjam ihr im Haushalt und passte auf mich auf, wenn Mama Besorgungen zu erledigen hatte. Sie kam jeden Tag, bis auf den Sabbat für zwei bis drei Stunden, war immer gut gelaunt und beschäftigte sich mit mir. Sie dachte sich die schönsten Spiele aus und bastelte mir Puppen für mein Puppenhaus, das Papa mir gebaut hatte.

Ich hatte sie sehr lieb.

Ein paar Monate später schickte Mutter Mirjam los, um die Hebamme zu benachrichtigen.

Ich saß an Mamas Bett. Abwechselnd zeigte sich ein Lächeln und ein schmerzvoller Ausdruck in ihrem Gesicht.

„Mama, hast du Aua?“, fragte ich mitleidig und hielt ihre Hand.

„Nein, das ist ganz normal, es ist nicht schlimm. Nefertari, wenn Mirjam zurück ist, gehst du mit ihr zu Papa. Ihr sagt ihm Bescheid, dass unser Baby auf die Welt kommt.“

Wir gingen durch die Stadt und fanden Vater auf einer Baustelle ganz in der Nähe. Von weitem rief ich ihm zu: „Papa, das Baby kommt.“

Ich wollte zu ihm hinlaufen, aber Mirjam hielt mich an der Hand fest.

„Warte, dein Papa kommt zu uns.“

Vater nahm mich auf den Arm und fragte: „Wie geht es meiner Frau? Ist die Hebamme schon da? Brauchen wir einen Arzt?“

„Die Hebamme hat gesagt, dass es eine normale Geburt wird und wir keinen Arzt hinzuziehen müssen“, antwortete Mirjam.

„Sehr gut, ich gehe nach Hause und ihr macht euch einen schönen Tag.“

Er gab Mirjam zwei Beutel, einer mit ihrem Lohn und einer für die Auslagen.

„Kauf dir und Nefertari etwas Schönes.“

Zuerst gingen wir zum Markt, Mirjam kaufte kleine knusprige Brote, wir aßen sie sofort noch warm aus der Hand. Anschließend erwarb sie süße reife in Honig getauchte Datteln, die wir uns auf der Zunge zergehen ließen.

Bei einem Händler durfte ich mir einen bunten Stoffball aussuchen und fand eine mit Samenkörnern gefüllte Rassel.

„Schau mal, für das Baby.“

Mirjam lächelte und zahlte. Dann gingen wir zum Hafen. Sie setzte sich auf die Steine und nahm mich auf den Schoß.

Die Sonne brannte so unglaublich heiß vom wolkenlosen Himmel, dass Mirjam eine Art von Sonnenschirm über unsere Köpfe hielt. Der Schirm war ein gespanntes Tuch über die Holzspeichen eines Rades.

Wir beobachteten das rege Treiben der Leute und die Schiffe, die im Hafenbecken hin und her schaukelten. Handelsschiffe fuhren in den Hafen ein, wurden entladen und die Güter an Land gebracht oder auf kleinere Schiffe verladen, die dann durch das Delta den Nil hinauffuhren.

Es war ganz schön, aber mir mit meinem gerade mal drei Jahren wurde langweilig, ich spielte mit meinem neuen Ball und klapperte mit der Rassel.

„Können wir nach Hause gehen?“

„Ja“, meinte Mirjam, „vielleicht ist dein Geschwisterchen schon da.“

Daheim angekommen bat uns Vater erst einmal im Hof zu warten.

„Es kann nicht mehr lange dauern.“

Mirjam nutzte die Zeit und ging mit mir in das Waschhaus, sie erwärmte Wasser und wusch meinen ganzen Körper, danach rieb sie mich mit einer wohlriechenden Lotion ein. Sie streifte mir eine Tunika über und bürstete mein dunkles, kastanienbraunes Haar, bis es glänzte.

„So kleine Nefertari, jetzt bist du bereit dein Geschwisterchen zu empfangen“, sagte sie liebevoll.

Als wir den Hof betraten, winkte Papa aufgeregt.

„Sie ist da, deine kleine Schwester Helena.“

Ich ging in das elterliche Schlafzimmer und sah meine Mutter mit einem winzigen Menschenkind im Arm.

Das kleine Mädchen war wie eine Puppe, mit einem blonden Flaum auf dem Kopf, der sich später zu einer wunderschönen Lockenpracht entwickeln würde.

Meine kleine Schwester sah mich vertrauensvoll mit ihren hellen Augen an.

„Helena“, flüsterte ich, streichelte ihre kleine Hand und drückte einen zarten Kuss auf ihre Wange. „Wann kannst du mit mir spielen?“

Papa lächelte uns an. „Das wird noch eine Zeit dauern, aber dann habt ihr ganz viel Spaß zusammen.“

So war es, als meine Schwester heranwuchs, hatten wir viele wundervolle gemeinsame Jahre.

Ich fand alles an ihr schön, ihren griechischen Namen, die blonden Locken, ihre hellblauen Augen. Sie war so liebenswert und strahlte eine natürliche Fröhlichkeit aus.

An einem Nachmittag kam Mirjam freudestrahlend in unser Haus.

„Ich werde heiraten, ich bin so glücklich.“

Mama sah sie an. „Herzlichen Glückwunsch, das ist schön. Ist es ein guter Mann? Liebst du ihn?“

„Ja sehr sogar, wir kennen uns schon lange. Jetzt haben unsere Eltern endlich ihre Einwilligung gegeben. Nächsten Monat ist die Hochzeit. Aber es tut mir leid, ich kann dann leider nicht mehr zum Helfen kommen.“

„Das ist schade, wir werden dich sehr vermissen“, bedauerte Mama.

Ich fand das ganz schlimm, Mirjam war mir so ans Herz gewachsen, dass mir die Tränen kamen.

„Nein, ich will das nicht. Bitte, wir brauchen dich.“

Mirjam nahm mich in den Arm.

„Ich komme dich so oft wie möglich besuchen“, versprach sie mir.

Meine Eltern machten ihr ein kostspieliges und wunderschönes Hochzeitsgeschenk.

Leider hatte Mirjam nach ihrer Eheschließung nicht so viel Zeit, wie ich es mir gewünscht hätte. Doch ab und zu kam sie vorbei und spielte mit Helena und mir.

Mutter fand eine junge Frau, die ihr zweimal die Woche beim Putzen half.

Mama kümmerte sich um Helena und lehrte mich Griechisch. Jeden Abend, nachdem sie meine Schwester zu Bett gebracht hatte, saßen wir auf der Dachterrasse. Mama zeigte mir Gegenstände und erklärte die griechischen Namen dazu.

Eine neue Sprache zu lernen machte mir Spaß und schon nach kurzer Zeit konnte ich mich in einer einfachen Unterhaltung üben.

Hin und wieder nahm Papa mich mit auf die Baustelle. Er zeigte mir seine Baupläne und erklärte jedes Detail. Das fand ich spannend, ich wollte auch einmal Architektin werden.

Als ich es ihm sagte, meinte er bedauernd: „Das geht leider nicht, obwohl du begabt bist, kannst du als Frau diesen Beruf nicht erlernen.“

„Warum nicht? Ich kann zeichnen, rechnen, messen und kenne die Baumaterialien.“

In diesem Moment sauste ein großer Steinquader von der Mauer, streifte Vater an der Schulter und dem Arm, dann schlug er mit Getöse direkt neben uns auf den Boden.

Papa sank auf die Knie und schrie vor Schmerz auf.

Ich sah, wie das viele Blut über seinen Oberarm lief und rief: „Papa, du bist verletzt. Hallo, kommt schnell her und helft uns.“

Sofort waren die Bauarbeiter an unserer Seite und halfen Vater beim Aufstehen.

Ihm war noch schwindelig, er hielt meine Hand und sprach mit zittriger Stimme: „Wir müssen hier weg, es ist zu gefährlich, wenn noch mehr herunterstürzt.“

Zwei Männer riefen oben vom Dach herunter: „Es ist unsere Schuld, wir haben nicht aufgepasst. Der Quader war nicht ausreichend gesichert.“

Die Männer brachten Papa zu einem Arzt.

Ich lief besorgt neben ihnen her und wischte mir die Tränen von den Wangen.

Ich durfte das Behandlungszimmer nicht betreten und musste mit den Männern vor der Tür warten. Angstvoll ging ich auf und ab, hörte Papas Schmerzensschreie und den Arzt.

„Die Blutung kommt nicht zum Stillstand.“

Am liebsten wäre ich in den Raum gestürmt, um Papa zu helfen oder ihn wenigstens zu trösten.

Inzwischen hatte einer der Bauarbeiter Mama benachrichtigt. Mit Helena auf dem Arm kam sie angerannt und beruhigte mich: „Nefertari, mache dir keine Sorgen, geh mit Helena nach Hause, ich warte hier.“

Mit meiner Schwester an der Hand ging ich gedankenverloren durch die Gassen. Beinahe hätten wir uns verlaufen, obwohl ich mich in diesem Teil der Stadt gut auskannte.

Helena sah mich verängstigt an, traute sich aber nicht, mir Fragen zu stellen.

Daheim angekommen setzten wir uns in mein Zimmer.

Ich erzählte Helena Geschichten, konnte mich aber nicht konzentrieren und hielt inne.

„Wollen wir etwas spielen?“, fragte sie mich.

„Nein, ich habe eine bessere Idee. Wir gehen in die Küche und backen kleine Brote. Da werden sich Papa und Mama freuen, wenn sie nach Hause kommen.“

Wir waren so beschäftigt, dass wir gar nicht bemerkten wie die Zeit verging. Dann hörte ich Stimmen vor der Tür und schaute aus dem Fenster.

Papa saß in einer Sänfte und Mama stand daneben. Sie winkte mir zu und lächelte.

Ich eilte hinaus, half Vater ins Haus zu bringen und auf das Liegebett zu legen.

„Wie geht es dir?“

„Besser mein Kind, es tut schon fast gar nicht mehr weh“, antwortete er mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Ich muss mich nur ein wenig ausruhen.“

Es dauerte fast ein viertel Jahr, bis der Muskelanriss in Vaters Oberarm verheilt war. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, auf die Baustelle zu gehen und nach dem Rechten zu sehen.

Ich durfte ihn nur noch selten begleiten, wenn dann vergewisserte er sich mehrmals, dass die Gefahrenquellen abgesichert waren.

Es kam öfters vor, dass ich allein durch die Gassen streifte, mir die Stadt ansah und einen Ausflug zum Hafen machte.

Manchmal schlich ich mich heimlich zum Strand, zog mich aus und badete im Meer. Niemand hatte mich schwimmen gelehrt. Doch ich konnte es trotzdem, instinktiv zog ich meine Kreise, blieb aber immer in Strandnähe.

Ich tauchte mit offenen Augen bis zum Grund. Trotz des brennenden Salzwassers in meinen Augen hatte ich einen Riesenspaß.

Von diesen Ausflügen durfte natürlich kein Mensch etwas wissen, schon gar nicht meine Familie. Deshalb achtete ich immer darauf, dass ich nicht beobachtet wurde.

Doch an einem Nachmittag kam ich aus dem Wasser und wollte das Tuch und meine Kleidung holen, die ich hinter einem Stein versteckt hatte. Die Sachen waren nicht mehr da.

Ich schaute mich um.

Da kamen plötzlich hinter einer Hütte zwei junge Männer hervor und lachten bösartig.

Der eine brüllte: „Da ist sie ja, die kleine freche Nixe!“

Der andere grölte: „Wir fangen dich und zeigen dir, was man mit unanständigen, nackten Mädchen macht.“

Sie setzen sich in Bewegung.

Voller Panik lief ich so schnell ich konnte vor ihnen davon. Völlig unbekleidet rannte ich über den Strand, stolperte und fiel bäuchlings in den Sand.

Die Männer waren schon ganz nahe und riefen: „Jetzt haben wir dich! Bleib liegen, genauso wollen wir dich haben.“

Ich rappelte mich wieder auf, spuckte den Sand aus, achtete nicht auf meine aufgeschlagenen blutigen Knie und hetze weiter bis ich in die nächstgelegene Siedlung kam.

Von einer Wäscheleine riss ich mir im Vorbeilaufen ein großes Tuch herunter und schlang es um meinen Körper.

Eine Frau schrie: „Diebin, gibt sofort mein Tuch zurück, sonst hacken wir dir die Hände ab.“

Ich raste weiter, mein Herz klopfte wie wild und meine Lungen brannten.

Am Ende der Siedlung blieb ich mit Seitenstechen stehen und blickte über meine Schulter.

Es waren keine Verfolger mehr da. Die Männer hatten wohl ob der vielen Menschen aufgegeben.

Der Frau war ihr Tuch nicht so wichtig gewesen, deshalb hatte sie auf eine Verfolgungsjagd mit ihrem beleibten Körper verzichtet.

Als ich wieder zu Atem kam, schlich ich beschämt nach Hause. Zum Glück war meine Familie nicht da.

Erst säuberte ich mich und versorgte meine Wunden mit einem alkoholgetränkten Tuch. Dann ging ich über den Hof in unser Waschhaus, erwärmte das Wasser über dem Feuer und gab es in den kleineren Badezuber. Ich stieg hinein.

Meine Wunden brannten zwar fürchterlich, aber das lauwarme Wasser beruhigte meine Seele.

Nach dem Bad legte ich mir eine Tunika an, die meine zerschundenen Knie bedeckte.

Wehmütig nahm ich mir vor, nicht mehr zum Schwimmen ans Meer zu gehen. Das Erlebnis hatte mich völlig aus der Bahn geworfen, ich verstand die Menschen nicht und zweifelte an meinem Dasein.

In klaren Nächten saß ich auf der Dachterrasse unseres Hauses und betrachtete die unzähligen Sterne. Wie hell und klar sie funkelten, welche Energie von ihnen ausging. Ich konnte mich gar nicht satt sehen.

Unter dem Sternenhimmel vergaß ich die alltäglichen Geschehnisse und auch die bösen Ereignisse am Strand. Ich fühlte mich Zuhause, integriert in die unendliche Energie des wahren Lebens. Das gab mir wieder Mut und Lebensfreude zurück.

Ich genoss es, durch die Straßen zu ziehen, immer etwas Neues zu entdecken und dem Treiben der vielen Menschen zuzusehen.

Ganz besonders gerne ging ich mit Mutter und meiner Schwester auf den Markt, nicht nur zum Einkaufen.

Ich liebte es, den Marktrufern zuzuhören, die ihre Waren anpriesen und Klatsch und Tratsch verbreiteten. Es hatte so etwas Lebendiges.

Manchmal ging ich zum Hafen, drängte mich unbeachtet durch das Gewühl der Menschenmenge, ging vorbei an den marmornen Statuen der Könige und kaufte mir Melonenstücke.

Ich suchte einen abgelegenen Platz, verzehrte das Obst und beobachtete das rege Treiben auf dem Hafengelände.

Ein Fischhändler bot mir geräucherte Makrele auf einem Stab aufgespießt an.

Ich lehnte ab, ich konnte und wollte keine Fische essen.

Wenn Vater nach Hause kam, mit uns lachte und eine liebevolle Stimmung verbreitete, war ich glücklich.

Eine Zeit voller Sonnenschein und guter Laune. Es war einfach wunderschön.

An einem Tag stiegen meine Eltern mit Helena und mir in eine blumengeschmückte Barke.

Zwei Ruderer brachten uns zum Tempel der Isis.

Wir stellten uns in den Innenhof der Tempelanlage.