Reise Know-How KulturSchock Ecuador - Julia Paffenholz - E-Book

Reise Know-How KulturSchock Ecuador E-Book

Julia Paffenholz

0,0
11,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als "isla de la paz" (Insel des Friedens) galt Ecuador lange Zeit in Lateinamerika und mit ein paar Abstrichen ist es bis heute so. Es ist eines der kleinsten Länder des Kontinents, weist dabei aber eine erstaunliche geografische Vielfalt auf. Reisende fasziniert Ecuador wegen seiner vielen ethnischen und kulturellen Facetten, der Freundlichkeit der Bewohner und der atemberaubenden Landschaften. Ecuador ist ein ideales Reiseland für Lateinamerika-Einsteiger. Für Schlagzeilen sorgt das Land immer wieder wegen des Kampfgeistes seiner Bewohner, aber auch wegen politischer Unruhen, die aber anders als in den Nachbarländern selten blutig enden. Die große Kluft zwischen Arm und Reich besteht nach wie vor und die Suche nach der eigenen Identität, der "ecuadorianidad", bestimmt das gesellschaftliche Leben. Das vorliegende Buch beschreibt den Lebensalltag der Menschen, berichtet von vorherrschenden Gewohnheiten und vom politischen sowie gesellschaftlichen Leben. Es will dazu ermutigen, Kontakte zu knüpfen, sich auf die Menschen einzulassen, macht auf Eigenheiten und kulturelle Stolpersteine aufmerksam und bewahrt die Leser im besten Fall vor Fettnäpfchen. Dazu: 12 Seiten Verhaltenstipps von A bis Z mit vielen Hinweisen für angemessenes Verhalten, Verweise auf ergänzende und unterhaltsame Multimedia-Quellen im Internet, Literaturempfehlungen zur Vertiefung … Aus dem Inhalt: - Geschichte: von der präkolumbischen Zeit bis ins neue Jahrtausend - Bevölkerung: ethnische und regionale Unterschiede, Movimiento Indigena, Mestizen und Afroecuadorianer - Auf ecuadorianische Art (a lo ecuatoriano): Mentalität, Kommunikation, Verhalten - Die Gesellschaft heute: Identität, Wirtschaft, Migration - Religion und Volksglaube: indianische Gottheiten, katholische Heilige - Als Gast in Ecuador: Tourismus, Sicherheit, Versorgung KulturSchock - die besonderen und mehrfach ausgezeichneten Kultur-Reiseführer von REISE KNOW-HOW. Fundiert, unterhaltsam und hilfreich im fremden Alltag unter dem Motto: Je mehr wir voneinander wissen, desto besser werden wir einander verstehen. REISE KNOW-HOW - Reiseführer für individuelle Reisen

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 443

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Vorwort

Das über 200 Jahre alte Zitat von Alexander von Humboldt auf Seite 1 hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Das kleinste Andenland am Äquator fasziniert die Reisenden durch spektakuläre Landschaften, kulturelle Vielfalt und die Freundlichkeit seiner Bewohner. Ecuador gilt als ideales Reiseland für Lateinamerika-Einsteiger, denn auf kleinem Raum beherbergt es die typischen geografischen Eigenheiten des Kontinentes. Von der Pazifikküste, über die schneebedeckten Vulkangipfel hin zum Amazonastiefland findet man die unterschiedlichsten Klima- und Vegetationsformen. So kontrastreich die Landschaft, so groß die ethnische, kulturelle und soziale Verschiedenartigkeit der Ecuadorianer. Ein Land, das über große Bodenschätze und beste Anbaubedingungen verfügt, dessen Bewohner durch ihren Kampfgeist immer wieder für Schlagzeilen sorgen, in dem die Kluft zwischen Arm und Reich nach wie vor groß ist. Ein Land, das für jeden Überraschungen bereithält und die Besucher durch bizarre Erlebnisse fasziniert, ja manchen sogar nie wieder loslässt. Ein Land, das sich auf einer schmerzvollen Suche nach seiner Identität – der ecuadorianidad – befindet, auf der wir es auf den folgenden Seiten begleiten möchten.

Dieser Band soll helfen, die Einstellungen der Bewohner zu verstehen, soll zu privaten Kontakten ermutigen, öffnet dem Reisenden den Blick für ecuadorianische Eigenartigkeiten und soll vor dem einen oder anderen Fettnäpfchen bewahren. Er richtet sich an Reisende und an Personen, die in Ecuador leben werden.

Menschen, die sich auf einen Auslandsaufenthalt vorbereiten, ahnen, dass ihre gewöhnlichen Verhaltensweisen in dem anderen Kulturkreis nicht immer angemessen sein werden. Es gilt, sich mit Neuem vertraut zu machen, um adäquat reagieren zu können. Daher ist es ratsam, sich die begrenzte Funktionalität des eigenen Verhaltensrepertoires zu verdeutlichen und dieses neu zu bewerten. Deutsche sollten sich ihrer kulturellen Eigenart bewusst sein: So wird im Folgenden an vielen Stellen die „deutsche Sicht“ der Dinge bemüht, um durch die Gegenüberstellung zu verdeutlichen, dass die eigene Logik nicht unbedingt diejenige der Anderen ist. Das Wissen um andere Kulturstandards ist hilfreich, um sich zurechtzufinden und um grobe Patzer zu vermeiden. Dennoch sind das eigene Erleben und die fortwährende Offenheit und Aufmerksamkeit gegenüber der anderen Kultur nicht durch angelesenes Wissen zu ersetzen.

Dieser Band versteht sich als Annäherung an die ecuadorianische Kultur und will Hilfestellung bieten für Situationen, in denen man sich in Ecuador oft wiederfindet. Das Folgende versteht sich nicht als Gebrauchsanweisung, sondern soll der Sensibilisierung dienen. Mit diesem Basiswissen kann man sich eigene Erfahrungen erleichtern und offener auf neue Situationen zugehen. Jedoch wird der Reisende bald feststellen: Je tiefer man in eine andere Kultur eindringt, desto weniger allgemeingültige Aussagen möchte man über ein Land treffen. Es gilt, jede Situation und jedes Individuum neu zu betrachten, um sich dann angemessen verhalten zu können.

Alle Menschen zeichnen sich erst einmal durch menschliche Verhaltensweisen aus, daneben haben aber die Bewohner eines Landes ihre mentalen Besonderheiten, denen in diesem Buch nachgegangen wird. Tendenzen und Grundstrukturen sollen aufgezeigt werden, stets bemüht, übertriebene Verallgemeinerungen zu vermeiden. Trotzdem bot es sich an einigen Stellen an, den „Durchschnittsecuadorianer“ zu bemühen, der so selbstverständlich nicht existiert. Alle Menschen haben individuelle Hintergründe, die ihre Eigenarten genauso oder mehr prägen als die Kulturen, in denen sie leben. Beides ist jedoch eng miteinander verwoben.

Mentalitäten und soziokulturelles Verhalten lassen sich nicht losgelöst von historischen, politischen und ökonomischen Faktoren betrachten. Daher nehmen auch diese Themen Raum ein, insbesondere unter dem Aspekt, welche Bedeutung sie für den Alltag der Bürger haben.

Inwiefern kann der Reisende in Ecuador einen Kulturschock erwarten? Nach der Ankunft in Ecuador fühlen sich die meisten Neuankömmlinge zunächst in ein fremdes Universum geworfen: Taxifahrer stürmen auf sie ein, die erste Orientierungslosigkeit und die plötzliche Hektik nach einem langen Flug. Dann die Taxifahrt durch Quito oder Guayaquil, die in der Dunkelheit bedrohlich und fremd wirken können. Bei Tageslicht sieht alles gleich ganz anders aus und der Reisende wagt erste Schritte in die neue Umgebung. Relativ schnell gewöhnen sich die meisten Ausländer an das Land und fühlen sich bald sicher. Der Kulturschock in Ecuador ist für einen Deutschen zunächst nicht besonders groß. Er stellt fest, dass die Ecuadorianer auch nur Menschen sind, dass wir im weiteren Sinne zu einem Kulturraum gehören und viele kulturübergreifende Rituale die Eingewöhnung erleichtern. Dies kann aber eine scheinbare Sicherheit vorgaukeln. Kommt es zu einem intensiveren Kontakt mit Land und Leuten, stellt sich zwar nicht unbedingt ein ausgewachsener Kulturschock ein, möglicherweise jedoch phasenweise auftretende Überforderungserscheinungen, denn die Mentalitäts- und Verhaltensunterschiede sind vielleicht größer als zunächst sichtbar. Die Symptome können sein, dass sich der Fremde fehl am Platz fühlt und keine Lust mehr hat, offen für Neues zu sein. Der beste Ratschlag lautet, sich eine Auszeit zu gönnen, indem z. B. eine gewohnte Umgebung aufgesucht wird. Geeignet sind Orte, die sich nach den Bedürfnissen europäischer Touristen richten, sei es ein nettes Café in den Touristenvierteln der großen Städte oder ein paar Tage im Erholungsstädtchen Baños. Manchem hilft schon ein ausgedehnter Plausch mit Landsleuten. Der vertraute Rahmen lässt die Eindrücke einwirken und lädt die Bereitschaft, offen mit Fremdem umzugehen, wieder auf. Ecuadorianern geht es übrigens in Deutschland nicht anders. Dieses Buch kann solche Momente der Überlastung nicht vorwegnehmen, sie aber abschwächen.

Wir, die Autoren, haben am eigenen Leibe kleinere bis mittelschwere Kulturschocks in Ecuador und Deutschland erlebt. Dieser Band ist Ergebnis intensiver Auseinandersetzung, in die wir beide unsere Erfahrungen mit der eigenen Kultur und der des Anderen haben einfließen lassen. Wir haben uns um Objektivität bemüht, gleichzeitig wissend, dass die nicht zu erreichen ist. Wir haben die Innen- und Außenperspektive durch lange Diskussionen auf einen Nenner gebracht, andere Meinungen hinzugezogen, wissenschaftlichen Beistand geholt und schließlich versucht, den verschiedenen Sichtweisen Raum zu geben.

Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist schwierig, ein Land komplett in einem Buch zu erfassen. In keinem Land gibt es nur eine Mentalität oder eine Kultur, sondern viele Parallel-und Subkulturen. Des Weiteren ist Kultur nicht statisch, sondern in ständigem Wandel, daher sind Schriften über Kultur als Momentaufnahmen zu sehen.

Dieser Band soll vor allem Lust machen, Ecuador und seine Menschen selbst kennenzulernen und dabei wünschen wir Ihnen viel Spaß!

Julia Paffenholz und Raúl Jarrín

Inhalt

Vorwort

∎Verhaltenstipps von A bis Z

∎Die geschichtlichen Wurzeln

Präkolumbische Zeit

Inkareich

Kolonialzeit

Nationale Unabhängigkeit

Republik Ecuador

Die junge Demokratie

Das neue Jahrtausend – el Nuevo Pachakutik

∎Die Bevölkerung Ecuadors

Geografische Einflüsse auf die Gesellschaft und Besiedelung

Ethnien und Mestizaje

Die soziale Pyramide

∎Kultur: Glaube, Fiestas und Kunst

Religion und Volksglaube

Feiertage und Feste

Kunst

∎Die Gesellschaft heute: von der Bananenrepublik zur Demokratie

Politische Landschaft und Akteure

Nationale Identität, Nationalismus und Patriotismus

Rechte, Gesetze und Korruption

Wirtschaft

Migration

Staatliche Versorgung

Medien

Umwelt

Entwicklungszusammenarbeit

∎Verhalten und Kommunikation

Sprache

Kommunikationsstil

Konfliktverhalten

Nonverbale Kommunikation

Lebensgefühl

∎Familie und Alltag

Rollenverhalten von Männern und Frauen

Frauen in der heutigen Gesellschaft

Deutsch-ecuadorianische Beziehungen

Die Funktion der Familie

Moralvorstellungen und Wertewandel

Ländliches Milieu

Städtischer Alltag

Arbeitsleben

Dienstpersonal

Freizeitgestaltung

Ess- und Trinkkultur

∎Als Fremder in Ecuador

Das Phänomen Ausländer

Tourismus

Gewalt und Sicherheit

Versorgung

Verkehr und Transportmittel

Was Ausländern auffällt

Ausklang

∎Anhang

Glossar

Literaturtipps

Informatives aus dem Internet

Register

Bildnachweis

Übersichtskarte Ecuador

Die Autoren

 

Exkurse zwischendurch

Der Grenzkonflikt mit Peru

Das Bild der Mestizaje im Wandel der Zeit

Armut in Zahlen

Die letzten Eisholer vom Chimborazo

Bräuche

Indigene Heilungsmethoden

Im ganzen Land gültige Feiertage

Ein ecuadorianischer Witz – „Woher kamen Adam und Eva?“

Buen Vivir – das gute Leben

Offener Brief einer Ecuadorianerin an ihre Landsleute

„Du weißt, dass du Ecuadorianer bist, weil ...“

Yasuní-ITT

Schimpfwörter und Flüche

Wie geht man als Deutscher mit dem ecuadorianischen Konfliktmanagement um?

Pünktlichkeit

Gedicht über Männer und Frauen

Ein ecuadorianischer Witz

Folklore, Kommerzialisierung und neues Selbstbewusstsein

Gedanken und Eindrücke von der Ecuador-Reise

Hinweise zur Benutzung

Im Text wird zugunsten der besseren Lesbarkeit auf die weibliche Form verzichtet. Die Bezeichnungen „Ecuadorianer“ und „Deutscher“ schließen Frauen mit ein.

Das Buch richtet sich an ein deutschsprachiges Publikum, der Einfachheit halber wird meist von Deutschen geredet. Zudem basiert das Kapitel über Kommunikation auf Vergleichen zwischen Deutschland und Ecuador, die für die Schweiz und Österreich vielleicht nur bedingt zutreffen.

Extrainfos im Buch

ergänzen den Text um anschauliche Zusatzmaterialien, die von den Autoren aus der Fülle der Internet-Quellen ausgewählt wurden. Sie können bequem über unsere spezielle Internetseite http://ks-ecuador.reise-know-how.de durch Eingabe der jeweiligen Extrainfo-Nummer (z. B. „#1“) aufgerufen werden.

Verhaltenstipps von A bis Z

∎Alkohol ist nicht in dem Maße Teil der Alltagskultur wie in Europa, d. h., dass zum Essen oder nach Feierabend eher seltener getrunken wird. Auf Fiestas am Wochenende hingegen wird umso mehr Alkohol konsumiert. Wein und Sekt gibt es selten, dafür Bier und Zuckerrohrschnaps mit Cola (s. S. 262).

∎Anrede: Die üblichen Anreden sind Señor, Señora und Señorita (für junge unverheiratete Frauen) in Kombination mit dem Nachnamen. Die Nachnamen der Ecuadorianer setzen sich aus dem ersten Zunamen des Vaters und dem ersten Zunamen der Mutter zusammen. Die meisten Leute benutzen im Alltag aber nur den ersten Nachnamen. Wenn Frauen heiraten, legen sie den zweiten Nachnamen, also den der Mutter, ab und hängen den des Ehemanns gekoppelt mit einem „de“ hinten an. Susana López Vinueza hat einen Vater, der mit erstem Nachnamen López heißt, und eine Mutter, deren Mädchenname Vinueza lautet. Heiratet sie einen Luis Terán Morales heißt sie nun Susana López de Terán, die Kinder heißen Terán López.

Manche Frauen verwenden weiterhin ihren Mädchennamen (Susana López), andere bevorzugen durch ihren Namen zu zeigen, dass sie verheiratet sind (Susana de Terán).

∎Armut und Bettelei: Die Armut ist in Ecuador allgegenwärtig. Sichtbar wird sie durch die zahlreichen Straßenverkäufer, Schuhputzjungen und Bettler. Rund um Hotels oder Touristenattraktionen wird mehr gebettelt als anderswo. Viele Ecuadorianer geben Almosen. Im Allgemeinen erfolgt das Betteln nicht aufdringlich. Entscheiden Sie selbst, ob Sie etwas geben wollen (s. S. 84)!

∎Ausländer: Als Europäer genießt man in Ecuador hohes Ansehen. Die Leute gehen offen und herzlich auf Ausländer zu und es ist leicht, Kontakte zu knüpfen. Darüber hinaus werden Touristen allerdings auch als Devisenbringer angesehen (s. S. 266).

∎Begegnungen/Begrüßungen: Die üblichen Höflichkeitsfloskeln sollten von jedem Reisenden beherrscht werden. Bei einer freundlichen Anrede wird man ebenso herzlich zurückgegrüßt werden. Höfliche Anreden dienen auch als Türöffner für alle weiteren Kontakte: por favor („bitte“), gracias („danke“), buenos dias („Guten Tag“), buenas tardes („Guten Nachmittag/Abend“), hasta luego/adiós („auf Wiedersehen“). Eine(n) Unbekannte(n) spricht man mit Señor, Señora oder Señorita an.

Der normale Gruß in informellen Situationen lautet Hola, como estás? oder Hola, qué tal? („Hallo, wie geht es dir?“). Unter Freunden und Bekannten wird er oft von einem flüchtigen Küsschen auf die rechte Wange begleitet. Unter Männern pflegt man meist ein leichtes Schulterklopfen oder eine flüchtige Umarmung, oft schütteln sich Freunde auch die Hände.

Andere Begrüßungsfloskeln sind: Qué tal te fue? oder quéfue? („Wie war’s?“, „Was war?“, „Wie ist es dir ergangen?“). Die Frage nach dem Befindenist mehr eine Floskel und wirdmeistens mit gracias beantwortet. Man kann aber auch ehrlichantworten, dann dient die Antwort als Gesprächseröffnung. In formellen Situationen begrüßt man sich mit: Buenos días, como está Usted? (bis zum Mittag),Buenas tardes, como está Usted? (ab dem Mittag), dabei werden die Hände geschüttelt. Werden Personen zum ersten Mal einander vorgestellt, sagen sie beim Händeschütteln: Mucho gusto oder Un gusto conocerle oder Un gusto conocerte („Schön, Sie/dich kennenzulernen.“).

055ec dr © Kseniya Ragozina

Diese Frau auf dem „Mercado de Ponchos“ trägt traditionelle Kleidung

Es ist üblich, beim Abschied (auch bei kurzen Begegnungen oder auf Fiestas) noch einmal allen die Hände zu schütteln oder die Umstehenden auf die Wange zu küssen.

∎Bekleidung: Auf Kleidung wird sehr viel Wert gelegt, repräsentiert sie doch den sozialen Status. Auch ärmere Menschen sind bemüht, korrekt und sauber gekleidet zu sein. Zu besonderen Anlässen werden ein Anzug oder ein Kostüm angezogen. In Büros, Schulen und Ämtern gibt es oft eine Kleidungsvorschrift oder eine Uniform. In den „white collar jobs“ (Arbeit, bei der man sich nicht schmutzig macht) tragen Männer meist einen Anzug und Frauen ein Kostüm und hochhackige Schuhe, selbst im Dschungel oder an der Küste.

Auf dem Land sieht man im Alltag viele Leute mit alten dreckigen Klamotten, was durch die Landarbeit kaum zu umgehen ist. Beim sonntäglichen Kirchgang und dem anschließendem Flanieren im Park ziehen sich Ecuadorianer aber sehr schick an.

In den großen Städten und unter der jungen Bevölkerung weichen diese klassisch-konservativen Kleidungsgewohnheiten langsam auf. Jugendliche kleiden sich nach der neuesten internationalen Mode. Sehr gerne wird mit teuren Markenklamotten auf den sozialen Status aufmerksam gemacht. Diejenigen, die sich das nicht leisten können, bedienen sich der Markenimitate. Sehr wichtig ist sauberes Schuhwerk. Das erklärt die Existenz vieler Schuhputzerjungen. Die Ecuadorianer sind gegenüber der oft lässigen Kleidung der europäischen Touristen tolerant. Unverständnis wird allerdings gegenüber kaputter und schmutziger Kleidung gezeigt. Nehmen Sie für besondere Gelegenheiten etwas Schickes zum Anziehen mit! Schließlich müssten es sich die Europäer doch leisten können. Für besondere Gelegenheiten sollte auf jeden Fall etwas Schickes parat sein.

∎Berührungen/Körperkontakt: Die Körperdistanz ist geringer als in Mitteleuropa. Menschen berühren sich häufiger als bei uns, auch dann, wenn sie sich nicht so gut kennen. Das wird schon bei der Begrüßung deutlich (s. S. 220).

∎Berufsgruppenbezeichnungen und Titel sind in Ecuador sehr wichtig. Im Arbeitsleben und mitunter sogar im Privatbereich werden Menschen mit ihrem Titel angesprochen, der vor den Nachnamen gestellt wird oder alleine steht. Doctor/-a (Dr., Dra.), Licenciado/-a (Lcdo., Lcda., entspricht einem abgeschlossenen Hochschulstudium in Geisteswissenschaften oder Pädagogik), Ingeniero/-a (Ing., Ingenieur), Profesor/-a (Lehrer, Professor), Abogado/-a (Anwalt), Arquitecto/-a (Architekt). Aber auch nichtakademische Titel wie z. B. Maestro für Handwerksmeister werden verwendet. Diese Titel ersetzen z. T. den Namen einer Person.

∎Bestechung wird in Ecuador zwar bekämpft, kann aber nur sehr schwer aus dem bürokratischen Apparat eliminiert werden. Als Ausländer sollte man sich in dieser Hinsicht sehr zurückhalten und auf keinen Fall plumpe Bestechungsversuche starten. Bestimmte bürokratische Hürden überspringen Ecuadorianer wie Ausländer mithilfe eines Anwalts, der gewissermaßen als Mittelsmann fungiert, um mit einem „Bonus“ an das gewünschte Ziel zu kommen. Diese Vorgehensweise ist natürlich nicht im Sinne der Regierung (s. S. 167).

∎Drogen: Vorsicht im Umgang mit Drogen! Der Drogenhandel wird hart bestraft und die als Eigenbedarf erlaubte Menge ist sehr gering. Auch Konsumenten werden zunächst festgenommen. Es sitzen einige Europäer in ecuadorianischen Gefängnissen, die bei solchen Delikten keine Unterstützung durch die Botschaft erhalten. Ebenso ist die Toleranz gegenüber Haschischkonsum geringer als in Deutschland.

∎Einkaufen/Märkte: Man bekommt in Ecuador alles Wichtige, was es auch in Europa gibt. Importierte Artikel gibt es in den großen Supermärkten, oftmals sind sie aber teurer als in Europa. Viel günstiger und keinesfalls schlechter versorgt man sich auf den Märkten. Die meisten Orte verfügen über eine eigene Markthalle, in der man die ganze tropische Vielfalt Ecuadors erstehen kann (s. S. 272).

∎Einladungen und Besuch: Gastfreundschaft wird groß geschrieben und eine Einladung ist schnell ausgesprochen. Wird man von flüchtigen Bekannten oder neuen Arbeitskollegen eingeladen, dann muss das so lange nicht wirklich ernst genommen werden, bis ein konkretes Datum vereinbart wird. Häufig werden vage Einladungen ausgesprochen, die vielleicht nie konkretisiert werden. Rückt der Tag der deutlich ausgesprochenen Einladung näher, sollte man sich auf jeden Fall nochmals versichern, ob der Termin nicht vergessen wurde, oder sogar darauf warten, dass der Einladende sich selbst rückversichert. Bei Gastgebern zu Hause gelten ähnliche Höflichkeitsregeln wie in Deutschland:

– Bei Einladungen sind 15–30 Minuten Verspätung noch im Rahmen des Zumutbaren, man sollte andererseits aber auch nicht zu früh erscheinen.

– Ein kleines Gastgeschenk wie eine Flasche Wein oder Pralinen kommt immer gut an, wird aber nicht erwartet.

– Die Länge des Besuchs hängt ganz entscheidend von der Stimmung des Abends ab. Die Gastgeber werden jedoch kaum jemals sagen, sie wollen jetzt zu Bett gehen. Von daher sollte man auf kleine Zeichen achten oder aber sagen, dass man jetzt gehen möchte – die Reaktion der Gastgeber verrät dann, ob dies willkommen ist oder nicht.

056ec rj

Versammlung unter Freunden

– Eine Gegeneinladung auszusprechen ist zwar angebracht, wird aber nicht zwingend erwartet. Man kann sich z. B. auch durch einen Restaurantbesuch o. Ä. revanchieren. Wer eine Einladung in ein Restaurant ausspricht, muss dort auch bezahlen.

– Geizen Sie nicht mit Komplimenten!

– Ist man zu einer Fiesta eingeladen, kann man kommen, wann man will. Es ist außerdem erlaubt, Freunde mitzubringen, ohne dies vorher anzukündigen.

– Sehr beliebt ist es, den Gästen Fotos zu zeigen, sei es von der Familie, von der Hochzeit oder von Reisen. Daher ist es eine gute Idee, selbst Fotos aus Deutschland oder von der Familie mitzubringen.

∎Ess- und Trinksitten: Ecuadorianische Gerichte vereinen Elemente der andinen und spanischen Küche. Fleisch ist der wichtigste Bestandteil der meisten Gerichte. Das Essen ist für europäische Gaumen nicht zu exotisch, hier und da gibt es aber ein paar kulinarische Überraschungen. Im Allgemeinen kommt jeder auf seine Kosten. Die Fruchtsäfte und Milchshakes sollte man unbedingt probieren (s. S. 258).

∎Feiern: Es gibt zahlreiche religiöse und weltliche Anlässe, bei denen gefeiert wird. Insgesamt lässt sich feststellen, dass es auf Festlichkeiten oftmals turbulenter zugeht als in Deutschland und dass man ums Tanzen nicht herum kommt (s. S. 124).

∎Fotografieren: Wie in Europa ist es auch in Ecuador Teil der guten Sitten, dass Menschen gefragt werden, bevor man sie fotografiert – egal, welcher Bevölkerungsschicht sie angehören. Meistens ist die Antwort positiv. Zudem findet man immer leicht jemanden, der ein Foto von einem selbst macht.

∎Frau und Mann: Der Umgang zwischen den Geschlechtern ist in größerem Maße von Höflichkeit und einer gewissen Sinnlichkeit geprägt als in Deutschland. Die geschlechterspezifische Rollenverteilung ist sicherlich stärker ausgeprägt, jedoch findet auch in Ecuador seit einigen Jahren ein Wandel statt. Aus diesem Grund sollte man vorsichtig sein mit dem Klischee vom typischen latino macho (s. S. 232).

∎Geld: Aufgrund der großen Kluft zwischen dem deutschen und dem ecuadorianischen Durchschnittseinkommen kann es zu Situationen kommen, die ein wenig unangenehm sein können, wenn klar wird, wie eingeschränkt die finanziellen Möglichkeiten der meisten Ecuadorianer sind. Dies zeigt sich z. B. beim gemeinsamen Ausgehen. Meist wird mit US-Dollar bezahlt. Man sollte immer genügend Kleingeld bereit halten, da oftmals kein Restgeld gegeben werden kann. In letzter Zeit scheint es Probleme mit Maestro/EC-Geldkarten zu geben. Der Einsatz von Girokarten mit Vpay-Funktion ist in Ecuador grundsätzlich nicht möglich. Man sollte sich als Ausländer bezüglich der Geldbeschaffung mehrere Möglichkeiten offenhalten (s. S. 274).

Extrainfo 1 (s. S. 9): Impressionen vom Stadtfest in Santo Domingo

∎Geschenke: In Ecuador machen sich die Menschen zu den auch in Deutschland üblichen Anlässen Geschenke. Ist man zu einem Geburtstag eingeladen, wird kein besonders großes Geschenk erwartet – eine Kleinigkeit reicht. Insgesamt fallen Geschenke kleiner aus und werden auch seltener gemacht.

∎Gesprächsthemen: Man kann über alle denkbaren Themen sprechen. Echte Tabus gibt es kaum. Im Allgemeinen reden die Ecuadorianer häufiger und intensiver über ihre Kinder, unangenehme Themen wie Konflikte in Familien etc. werden hingegen meist ausgespart (s. S. 215).

∎Gesten und Mimik: Die meisten international üblichen Handzeichen werden auch in Ecuador verstanden und verwendet. Daneben existieren einige landestypische Gesten (s. S. 221).

∎Homosexualität wird ungern gesehen und ist nicht öffentlich anerkannt, aber selbstverständlich trotzdem existent. Das heißt, dass im Straßenbild kaum homosexuelle Handlungen vorkommen. Die LGBTBewegung erstarkt allerdings immer mehr (s. S. 249).

∎Kinder: Niemand fühlt sich durch die Anwesenheit von Kindern gestört. Sie sind ein selbstverständlicher Teil des öffentlichen Lebens. Ecuadorianische Kinder wirken normalerweise sehr fügsam, von ihnen wird in einem höheren Maße Gehorsam erwartet als in Deutschland (s. S. 248).

057ec dr © Alexander Shalamov

Iguanas auf Galapagos

058ec dr © Steve Allen

In der Altstadt von Quito wird Flagge gezeigt

∎Krankheiten: Man muss als Tourist keine übertriebene Angst vor Krankheiten haben und sollte sich bei Lebensmitteln und Speisen auf sein Bauchgefühl verlassen! Sollte man doch einmal erkranken, kann in einer der vielen niedergelassenen Praxen (consultorios) Hilfe gesucht werden. Dort bezahlt man bar oder mit Kreditkarte. Die Rechnungen werden im Allgemeinen von den deutschen Auslandskrankenversicherungen erstattet. Die deutsche Botschaft informiert über deutschsprachige Ärzte. In öffentlichen Krankenhäusern wird man kostenlos behandelt, die Medikamente zahlt man selbst. In den größeren Städten gibt es Privatkliniken, dort wird man gegen Vorlage einer Kreditkarte behandelt.

∎Kriminalität ist deutlich weiter verbreitet als in Europa. Dies gilt insbesondere für Diebstahldelikte und Überfälle. Man sollte seine Wertgegenstände nicht offen zur Schau stellen und im Dunkeln nicht alleine unterwegs sein, sondern sich ein Taxi nehmen. Auf keinen Fall sollte man im Falle eines Überfalls den Helden spielen (s. S. 270)!

∎Kritik (im Gespräch): In Ecuador übt man viel seltener und viel dezenter Kritik als in Deutschland. Wenn Ecuadorianer etwas kritisieren, bekommen es die Deutschen oft gar nicht mit, so nett ist es verpackt. Die in Deutschland verbreitete Mentalität, sich erst mal zu beschweren oder gründlich nach Kritikpunkten zu suchen, stößt in Ecuador auf Unverständnis. Man sollte es sich daher gut überlegen, ob man wirklich Kritik üben möchte (s. S. 206)!

∎Moralkodex: Die vorherrschenden Wertevorstellungen sind von katholisch-christlichen Werten geprägt. In Teilen werden diese Werte durch den Einfluss der Globalisierung oder durch Sachzwänge unterwandert. Auch der indigene Wertekanon wird als modellhaft angesehen. Er kann mit der Formel „nicht stehlen, nicht lügen und nicht lasterhaft sein“ beschrieben werden (s. S. 249).

∎Müll: Noch findet Mülltrennung nicht wirklich oft statt, aber sie verbreitet sich zunehmend. Hinzu kommt, dass Recycling durch die Armut eine viel größere Rolle spielt. Daher gibt es viele Menschen, die Wertstoffe sammeln. Billiger sind die Waren, die wenig Verpackung haben, oder Flaschen, die wiederverwendet werden. Leider drängt auch in Ecuador die Plastikindustrie andere ressourcenschonende Verpackungen zurück (s. S. 188).

∎Patriotismus: Die meisten Ecuadorianer lieben ihr Land. Sie zeigen dies auf eine Art und Weise, die selten unangenehme Tendenzen aufweist. Viel eher möchte man sich dem Lob direkt anschließen. Seit langem spiegelt sich die nationale Befindlichkeit in dem ursprünglich bei Fußballspielen verwendeten Motto „Sí, se puede“ – „Ja, wir schaffen das!“ wider, was angesichts der vielen Miseren Ecuadors mitunter wie eine Durchhalteparole wirkt (s. S. 161).

∎Post: Auf die ecuadorianische Post ist kein Verlass. Firmen nutzen daher neben E-Mail, Fax und Telefon auch Hausboten oder private Kurierdienste. Private Busunternehmen verfügen über ein sehr gut ausgebautes und zuverlässiges System der Waren- und Briefverschickung zwischen den Städten. Postkarten nach Europa erreichen im Allgemeinen ihr Ziel. Auf dem umgekehrten Weg gibt es allerdings häufiger Probleme.

∎Pünktlichkeit: In Ecuador wird weniger auf Pünktlichkeit geachtet als in Deutschland. Jedoch setzen viele Leute bei Deutschen eine gewisse Pünktlichkeit voraus und stellen sich darauf ein. Je nach Situation kann eine Verspätung von bis zu zwanzig Minuten noch als beinahe pünktlich angesehen werden (s. S. 226).

∎Rauchen: Man sollte vor dem Anzünden einer Zigarette fragen, ob man damit niemanden belästigt, zudem sollte man in Restaurants um einen Aschenbecher bitten. Rauchen wird an vielen Orten nicht gerne gesehen, obwohl keine Schilder darauf hinweisen. In Ecuador rauchen wesentlich weniger Menschen als in Europa, allerdings gibt es viele Gelegenheitsraucher, die z. B. auf Partys rauchen.

∎Sprache: Man sollte vor der Anreise zumindest ein kleines bisschen Spanisch lernen! Durch ein wenig Aufwand kann so die Freude am Aufenthalt um ein Vielfaches gesteigert werden. Das ecuadorianische Spanisch der Anden wird sehr deutlich ausgesprochen und ist leicht zu verstehen. Schwieriger wird es an der Küste, wo viele Konsonanten verschluckt werden. Die Ecuadorianer sind tolerant gegenüber sprachlichen Defiziten und bemühen sich nach Kräften zu ergründen, was ein Tourist sagen will. Mit Englisch kommt man nicht wirklich weiter (s. S. 199).

∎Statussymbole: Die typischen westlichen Statussymbole spielen auch in Ecuador eine wichtige Rolle. Markenartikel, große Autos, neueste Technik und schicke Häuser gelten für viele Menschen als erstrebenswert.

∎Toilette: Aufgrund von Verstopfungsgefahr sollte kein Papier in der Kloschüssel entsorgt werden, sondern im nebenstehenden Eimer, da die Rohre ziemlich dünn sind. Auf dem Land spült man mitunter per Hand, indem man mit einem Eimer Wasser aus einem Fass schöpft. Toiletten sind mit der Aufschrift „Servicios“, „SSHH“ (servicios higiénicos) oder „Baños“ gekennzeichnet. „Damas/ Señoras“ steht für Damen, „Caballeros/ Señores“ steht für Herren.

∎Trinkgeld: Trinkgeld kann man in Taxis oder Restaurants geben, es wird aber nicht unbedingt erwartet. In Restaurants ist ein Aufpreis für den Service häufig direkt auf der Rechnung aufgeführt. Für kleinere Dienstleistungen (beispielsweise Straßenjungen, die einen Parkplatz suchen oder auf das Auto aufpassen) sollte man immer ein bisschen Kleingeld in der Tasche haben.

∎Verkehrsmittel: Vorsicht, Autos haben immer Vorfahrt! Sie rechnen auch nicht damit, dass ein Fußgänger denkt, dass der Fahrer bremsen wird. Statt zu bremsen, wird gehupt. Auf der Straße sollte man unbedingt schauen, wo man hintritt, denn es gibt zahlreiche ungesicherte Löcher und andere Fallen (s. S. 274).

– Auto: Nicht so sehr auf die Verkehrsregeln achten, sondern auf den Verkehr. Autos werden häufig geklaut, daher sollte man sein Fahrzeug nur auf bewachten Parkplätzen abstellen.

– Bus: Das Überlandbusnetz ist sehr gut ausgebaut. Die Busse verkehren häufig und man kommt günstig auch in die entlegensten Winkel des Landes. Busfahren ist eine sehr gute Methode, um Land und Leute kennenzulernen. Das innerstädtische Bussystem ist ebenso gut ausgebaut, für Ausländer allerdings schwer zu durchschauen.

– Taxis gibt es in großer Anzahl. Sie sind vergleichsweise günstig und sicher. Man kann beim Einsteigen nach dem Preis fragen, oftmals wird auf das Taxameter verwiesen. In kleineren Städten gibt es Fixpreise. Taxifahrer sind häufig zu einem Schwätzchen aufgelegt.

∎Vegetarier: In Ecuador gibt es viele leckere vegetarische Speisen und Backwaren. Dennoch ist es in Restaurants gar nicht so einfach, etwas rein Vegetarisches zu bekommen. Oftmals werden auch die eigentlich fleischlosen Gerichte mit ein bisschen Speck oder tierischem Fett zubereitet. In den großen Städten und den Touristenorten gibt es einige vegetarische Restaurants (s. S. 258).

∎Wunderdinge: Reisende berichten häufig von erstaunlichen, geradezu surrealen Erlebnissen in Ecuador. Ein Grund dafür könnte sein, dass oftmals unerwartete Dinge geschehen, diese aber einfach so hingenommen werden. Ecuadorianer sind es gewöhnt, ihre Pläne nicht allzu ernst zu nehmen, da die Umstände eine große Flexibilität und Geduld erfordern.

∎Zeitverständnis: Der Planungshorizont ist kurzfristig. Teil des Alltags ist es, mit dem Unkalkulierbaren zu leben. Die gegenwartsorientierte Haltung erklären manche Ecuadorianer mit den klimatisch günstigen Bedingungen, die keine genauen Zukunftspläne erfordern. Auch könnte es von dem zyklischen Zeitverständnis der vorspanischen Kulturen herrühren (s. S. 225).

Extrainfo 2 (s. S. 9): Dokumentarfilm über eine Fahrt mit Ecuadors neuer Eisenbahn

Die geschichtlichen Wurzeln

Die ecuadorianische Geschichtsschreibung war bis in die 1990er-Jahre von einer nationalistischen Perspektive geprägt. Die Sichtweise der spanischstämmigen Oberschicht dominierte das Geschichtsbild. Die Historiografie begann mit der Eroberung durch die Spanier, die vorherige Zeit wurde weitgehend ausgeblendet (es sei denn, man nutzte sie für nationalistische Zwecke, z. B. um eine Kontinuität zwischen nördlichem Inkareich und der Republik Ecuador herzustellen, die territoriale Ansprüche gegen Peru rechtfertigt). Die Republik wurde als einheitliches Gebilde dargestellt und die Geschichte der großen Staatsmänner erzählt. Die älteren Geschichtsbücher sind voll von heldenhaften Erzählungen über Unabhängigkeitskämpfer und Präsidenten. Seit den 1990er-Jahren bemühen sich jedoch mehr Historiker um eine Neubewertung der ecuadorianischen Geschichte, nun unter Einbeziehung der indigenen und afroecuadorianischen Völker Ecuadors. Dies ist vor allem dem bahnbrechenden Werk „La Nueva Historia del Ecuador“ („Die neue Geschichte Ecuadors“) des Historikers zu verdanken, das Mitte der 1990er-Jahre erschien. Die folgenden Ausführungen orientieren sich an seinem Werk.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!